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Full text of "Sitzungsberichte"

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kaiserlichen  Akademie 


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Tl^i^^eiiiichafVeii. 


Viertes    llefl, 


-*^^^5S^>:r 


Wien,    1849. 


Aus  der  kaiserlicli-könig-lichen  Hol-  und  Staats-Druekerei 


(" 


As 


Sitzungsberichte 

der 

philosopliisch-historischen  Clause« 


IV.    Heft.   Sitzungsb.   d.  philosoph.   histor.  CK 


3 


SilziiiigskTiehte 

der 

p  h  i  1 0  s  0  p  Ii  i  s  c  Ii  -  h  i  s  1 0  r  i  s  c  h  e  n   C I  a  s  s  e. 


Sitzung  der  pliilosopliisch-liistoiisclioii  Classe  vom  4.  October  1848. 


N 


achdem  der  Secretär  die  einer  Erledigang  bedürfenden 
Eingaben  vorgelegt  hatte,  las  Herr  Custos  Seidl  folgendes 
Vorwort  zu  seiner  für  die  Denkschriften  bestimmten  Abhand- 
lung :  U e b e r  des  Titus  Calpurnius^  Dolos;  ein  philolo- 
gisch-numismatischer E  X  c  u  r  s. 

Die  Wirksamkeit  der  kaiserlichen  Akademie  hat  in  der 
historisch -philologischen  Abt  h  eilung  Geschichte, 
Sprache  und  Altert humskun  de,  somit  auch  die  Ausbil- 
dung der  vaterländischen  Sprachen  zu  umfassen.  Im  Hin- 
blicke auf  diese  Bestimmung  erlaube  ich  mir  hiermit,  zur  Auf- 
nahme in  die  „Denkschriften  der  Akademie"  die  schriftli- 
che Probe  einer  Arbeit  vorzulegen,  welche  die  Gebiete  der  Ge- 
schichte, der  Sprache  und  der  Altert humskunde 
gleichmässig  berührend,  als  ein  Versuch  gelten  möge,  einen 
Gegenstand  der  klassischen  Philologie  mit  Hilfe  der  Numis- 
matik auf  eine  festere  Basis  zu  stellen,  und  Objecto  der  Nu- 
mismatik durch  ein  Product  altrömischer  Poesie  zu  beleben. 
Dieser  Gegenstand  der  klassischen  Philologie,  der  zu- 
gleich ein  Object  der  Numismatik  bildet,  ist  die  erste  (selt- 
samer Weise  ,,Z>t'/os"  überschriebene)  Ekloge  des  Bukolikers 
Titas  Calpurnius  Siculus ^  der  eben  auf  Grundlage  dieses 
Gedichtes  von  dem  geleiirten  Wernsdorf  und  Andern  in  die 
Zeit  des  Kaisers  Carus,  also  in  das  letzte  Viertel  des  dritten 
Jahrhunderts    christlicher    Zeitrechnung,    versetzt    wird,    eine 

1  * 


Conjortur,  welche,  trotz  der  Gegengründe  neuerer  Gelehrten, 
nainoiillieh  Gläser's,  dennoch  am  viel  ße.slütigung  nicht  nur 
in  einzelnen  SIellcn  des  (Jedichtcs  selbst,  sondern  auch  in 
RIonunienten  von  Gold  und  Erz  lindot,  um  gänzlich  beseitiget 
werden  zu  können. 

An  eine  soviel  als  möglich  wortgetreue,  metrische  U  e  b  e  r- 
setzung  dieser  Ekloge,  oder  richtiger  dieses  Gelegenheitsge- 
dichtes des  Titas  Calpurnius ,  die  ich  zugleich  als  Probe 
einer  seit  Jahren  in  meinem  Pulte  verschlossenen  Verdeut- 
schung* sämmtlicher  11  Eklogen  dieses  Dichters 
nachsichtiger  Beachtung  empfehle,  —  habe  ich  in  Form  eines 
Commentars  die  Erklärung  und  Deutung  jeuer  numis- 
matischen und  zum  Theil  auch  epigraphischen  Mo- 
numente angeschlossen,  an  welche  einzelne  Schlagwörter  in 
dieser  Idylle  fast  unabweislich  erinnern.  Da  es  in  der  Natur 
einer  solchen  Illustration  liegt,  dass  der  Text  in  fortwähren- 
dem Zusammenhalte  mit  den  Noten  gelesen  werde ,  was  ohne 
Vorlage  des  Originals  oder  der  Uebersetzung,  selbst  auszugs- 
weise nicht  wohl  ausführbar  ist,  so  erlaube  ich  mir,  hier  nur 
auf  den  Gesichtspunct  hinzuweisen,  unter  Avelchem  ich  der 
Aufgabe,  die  ich  mir  gestellt  habe,  mich  entledigte.  Des  Titus 
Calpurnius  Gedicht  enthält  Stellen,  die  in  Bezug  auf  Zeit- 
bestimmung, Nebenumstände  und  geschichtliche  Anspielungen 
eine  unläugbare  Bestätigung  in  den  sprechenden  Denkmälern 
finden,  welche  die  Numismatik  aus  der  Periode,  der  dieser 
Dichter  angehört ,  oder  aus  den  Tagen ,  die  seiner  Zeit  un- 
mittelbar vorangingen,  uns  aufbewahrt  hat.  Wir  haben  Münzen, 
deren  Typus  und  Umschrift  unwiderlegbar  dasselbe  ausspricht, 
was  die  Verse  des  Dichters  in  poetischer  Wendung  wiedergeben. 
Es  kommen  in  denselben  hin  und  wieder  Ausdrücke  vor,  welche 
uns  unwillkührlich  die  Ueberzeugung  aufdringen,  dass  sie  nur 
durch  die  lebendige  Anschauung  von  Gegenständen,  die  noch 
jetzt,  nach  mehr  als  anderthalb  Jahrtausenden,  blank  und  un- 
versehrt, «  fleur  de  coin ,  wie  der  Franzose  sagt,  in  unseren 
Händen  liegen ,  in  des  Dichters  Vorstellung  angeregt  werden 
konnten.  Auf  dieser  Spur  ihm  nachzugehen  ,  ihn  gleichsam  auf 
den  Anregungen,  denen  er  gehorchte,  zu  ertappen,  die  objec- 
tive  Wahrheit   seiner  Poesie    durch  gleichzeitige  Objecto  der 


Wissenschaft  daiv.uthiiii  uiul  die  Bedeutsamkeit  dieser  im 
Reflexe  der  Poesie  7>ii  zeigen,  war  meine  Absicht,  zu  deren 
Erreichung-  mir  die  vSchälze  der  kaiserlichen  Münzensammlung 
hinlänglichen  SlolV  darboten. 

Es  handelt  sich  daher  bei  dem  p  iii  1  o  1  o g i s c h  - n u m i s m a ti- 
schen Excurse,  den  ich  der  Eiire,  den  D  e  n  k  s  c  h  r  i  f  t  e  n  de  r 
Akademie  eingereiht  zu  werden,  gerne  gewürdiget  wüsste, 
nicht  sowohl  um  eine  gelegenhcitiiche  Introducirung  einer  voll- 
ständigen Uebersetzung"  des  Calpurnius,  obschon  auch  eine 
solche  in  sprachlicher  Hinsicht  vor  das  Forum  der  historisch- 
philologischen  Section  gehören  dürfte,  als  vielmehr  um  die 
Darlegung  eines  Versuches,  verwandte  Fächer  in  frucht- 
bringende Wechselwirkung  zu  setzen.  Ohne  der  Po- 
pularisirung  der  Wissenschaft,  unter  deren  Deckmantel  nur  gar 
zu  oft  Halbheit  und  Seichtheit  sich  vei'stecken,  das  Wort  reden 
zu  wollen,  glaube  ich  doch,  dass  es  an  der  Zeit  sei,  die  Schätze 
der  Vergangenheit,  die  in  unseren  Sammlungen  aufgespeichert 
liegen ,  nicht  immer  bloss  als  Selbstzwecke  specieller  For- 
schung, sondern  auch  als  Mittel  zur  Förderung  stoftahnlicher 
Studien  und  Künste  zu  betrachten,  und  ihnen  allmählich  auf 
diese  vermittelnde  Weise,  ohne  ihrer  Würde  Abbruch  zu  thun, 
auch  in  den  weiteren  Kreisen  des  practischen  Lebens  Anwerth 
und  Geltung  zu  verschafl'en.  Ä  einer  Ansicht  nach  ist  eine  solche 
Condescendenz  durch  die  Kli.gheit  geboten;  was  die  Wissen- 
schaft dabei  scheinbar  an  Nimbus  vergibt,  erobert  sie  in  der 
Wirklichkeit  an  .Sympathie,  und  der  Sympathien  bedarf  sie,  um 
eine  Uebergaiigsperiode,  wie  die  gegenwärtige,  unbehcUiget  zu 
überdauern  und  ohne  Einbusse  einem  Ernteta^'e  entü'effenzurei- 
fen ,  von  dem  man,  mit  Calpurnius  in  seinem  .^l)clos''\ 
möge  sagen  können  : 

Plcna  quics  aderit,  quue .  siricii  nescia  ferri ^ 
Altera  Saturni  revocet  Lalialia  reijna. 


Dann  erstattete  Herr  Dr.  Goldenthal  folgenden  Bericht 
über:   Blücher's  Gramm  atica  aramaica. 

Mit  innigstem  Vergnügen  und  wahrhaftem  wissenschaftlichen 
Interesse    ergreife   ich    die  mir    von  der  kaiserlichen  Akademie 


der  Wissenscharteu  duroli  die  Zusendung  des  Buches:  ND10 
*01N  \']vb  üivc  Grammafica  Arumuica  verfasst  vom  Distrikts- 
rabbiner im  Haabcr  Comilate  Herrn  E.  J.  IJlücher  dargebo- 
tene Gelegenheit,  über  dasselbe  Bericht  zu  erstatten,  um  den 
darin  behandelten  Gegenstand  sowohl ,  der  im  Verhältnisse  zu 
seiner  sprachwissenschaftlichen  Wichtigkeit  äusserst  geringer 
Theilnahme  sich  erfreuet,  wieder  in  Anregung  zu  bringen,  als 
auch  um  die  eben  darum  gesteigerten  Verdienste  des  Verfas- 
sers hervorzuheben,  und  ihm  zu  der  Anerkennung  den  Weg 
zu  bahnen  ,  auf  die  er  sich  zwar  durch  seinen  Fleiss  gerech- 
ten Anspruch  erworben,  die  ihm  aber  aus  Missgeschick  einer  stür- 
mischen und  von  Bedrängnissen  übervollen  Zeit  noch  nicht 
geworden  ist. 

Die  aramäische  Sprache,  oder  wie  das  in  wenigen  Stücken 
der  heiligen  Schrift,  Daniel,  Esra  etc.,  in  den  Targumim 
(aramäischen  Bibelübersetzungen),  Midraschim  und  in  den  beiden 
Talmuden  gebrauchte  und  von  dem  Hebräischen  sich  merklich 
unterscheidende  Idiom  gewöhnlich  genannt  wird,  die  chaldäi- 
sche,  mag  sie  selbständig  dem  Syrischen  dialektisch  gegen- 
überstehen ,  oder  nach  anderer  Meinung  ein  bloss  Jüdisch- 
Aramäisch  sein ,  d.  h.  das  Syrische  mit  jüdisch  -  religiöser 
Färbung,  indem  das  Syrische  oder  das  Mutter-Aramäisch  durch 
die  zwei  religiösen  Richtungen,  die  innerhalb  seines  Gebietes 
zufällig  sich  durchbrachen  und  auf  seine  innere  Ausbildung 
verschiedentlich  wirkten ,  wie  ein  Hauptstrom  in  zwei  Arme, 
in  ein  Jüdisch- Aramäisch  und  Christlich-Aramäisch  sich  getheilt 
haben  soll;  mag  sie  ferner  unter  dem  Drei-Geschwister  semi- 
tischer Sprachen,  Hebräisch,  Aramäisch  und  Arabisch  die 
erste  und  älteste  sein  oder  nicht,  da  die  so  zu  sagen  elemen- 
tarische   Rauheit,    Eckigkeit     und    stufenmässige    Vocalarmuth 

(\4Ji   ''^R    ''^i^  J^  5    aramäisch:   ktal,    hebräisch:  katal    und 

arabisch:  katala),  welche  nach  ersterer  Meinung  Beweis  für 
ihr  im  Verhältnisse  zu  den  andern  höheres  Alter  abgeben,  nur 
klimatischer  Unterschied  sein  kann  :  so  ist  sie  jedenfalls  eines 
der  ältesten  Denkmäler  semitischer  Sprachüberreste  und  bietet 
in  ihren  ursprünglich  erhaltenen,  und  von  späterer  Umbildung 
noch  rein  verwahrten  Wurzeln  zwar  noch  rauhe  und  ungehauene 


Manuorblöcke,  aber  feste  Gruiullageii  zu  einem  künftigen  ail- 
oenieinen  auf  innere  Verirleichun":  und  Sichtunü"  beruhenden 
Spraclienanfbaue.  Die  aramäische  Sprache  ist  schon  als  reiner 
Syriasmus,  ohne  Bezug  auf  die  besondere  religiöse  Um-  und 
Ausbildung,  ein  wichtiger  Schlüssel  zum  Verständniss  des 
Semitischen  überhaupt.  In  ihren  noch  zahlreich  sich  vorfinden- 
den naturwahren  Elementen  zeigt  sie  die  Spitze,  wohin  der 
Sprachorganismus  semitischen  Slammes  bei  gehöriger  Zer- 
gliederung und  Auflösung  hinanreichen  kann,  wenn  auch  nicht 
den  Anfang,  woraus  sich  dieser  thatsächlich  entwickelt  hat. 
Besitzt  die  hebräische  Sprache,  dem  gemilderten  Klima  ge- 
mäss, einen  sanfteren  Fluss,  löste  sich  die  arabische,  als  die 
südlichste,  in  Form  und  Bildung  in  eine  Weichheit  auf,  welche 
der  Poesie  am  günstigsten  war,  so  steht  der  Aramaismus  mit 
seiner  urgebirgigen  Bau-  und  Plattheit  als  noch  unenträth- 
selter  Wegweiser  für  das  Verständniss  und  die  richtige  Wür- 
digung Beider  da.  Jene  zeigen  die  Form,  diese  die  Materie; 
jene  bieten  die  schon  vollkommen  ausgebildete  Gestalt,  diese 
den  meistentheils  noch  bildsamen  Stofl"  dazu. 

Das  Aramäische  aber  auch  als  Chaldaismus  ,  d.  h.  in 
seiner  Einzelnheit  als  biblischer  ,  paraphrastischer  und  talmu- 
discher Dialekt,  enthält  des  grammatisch  Bemerkenswerthen 
nicht  wenig  und  ist  vorzüglich  als  Sprache  ,  worin  ein  kleiner 
Theil  der  heiligen  Schrift  selbst  und  deren  wichtigste  Com- 
mentarien  abgefasst  sind ,  von  hoher  Bedeutung  für  Theologie 
und  Bibelforschung.  Nehmen  wir  noch  dazu  die  kabbalistische 
Literatur,  die,  wenn  auch  spätem  Ursprungs,  doch  in  dem- 
selben Dialekt  ihren  Ausdruck  gefunden  und  seit  dem  sech- 
zehnten Jahrhundert,  besonders  seit  Pico  de  la  Mirandola 
den  europäischen  Gelehrten  vielfachen  Stoff  zur  Beschäftigung 
gab,  so  liegt  die  Nothwendigkeit  einer  wissenschaftlichen  Be- 
arbeitung und  Zusammenordnung  seiner  scheinbar  zerstreuten, 
bald  dem  llclträisclicn,  bald  dem  Syrischen  sich  annähernden 
grammatischen    und  lexicalischen  Erscheinungen  ausser  Zweifel. 

Und  selbst  von  aller  linguistischen  Beziehung  abgesehen, 
steht  das  Chaldäische  als  Sprache  der  Poesie  und  des  Ge- 
müths  den  andern  keineswegs  nacli.  \N  er  die  geistvollen  Be- 
schreibungen    der     hebräischen     Poesie     eines     Lovvth     und 


Herder  kennt  und  eine  Ahnung-  von  dem  grossartigen  Schwünge 
und  der  merkwürdigen  Krait  bei  aller  Kürze  dieser  Sprache 
bekommen ,  der  lese  einige  synagogale  Lieder  und  andächtige 
Betrachtungen  in  aramäischer  Sprache,  ich  will  nur  z.  B. 
nennen  das  bekannte  Archin  (]''D1K)  ,  und  er  wird  es  fühlen, 
mit  welclier  geheimnissvollen  hinreissenden  Macht  jenes  Hin- 
überseiinen  nach  einem  unbegreillichen  Jenseits ,  nach  einem 
unbekannten  und  doch  so  nah  empfindbaren  Ilöhern  sein  ganzes 
Innere  durchschauern  wird.  Nicht  mit  Unrecht  hat  sich  die 
Kabbala ,  diese  dem  heissen  Süden  entsprossene  Gemüths- 
philosophie,  die  aramäische  Sprache  zu  ihrer  Vermittelung 
gewählt :  ein  tief  verhüllendes  Gefäss  für  den  gefühlberau- 
schenden Inhalt. 

Dessenungeachtet ,  man  sollte  es  kaum  glauben,  kann  sich 
gerade  die  aramäische  Sprache  der  verhältnissmässig  gering- 
sten Pflege  rühmen,  und  zwar  von  denen  am  wenigsten,  welche 
sie  am  nächsten  angehet  als  Nationalsprache,  in  der  ihre  äl- 
teste wichtigste  Literatur  niedergelegt  ist  —  von  den  Juden. 
Seit  dem  sechzehnten  Jahrhundert  sind  die  bis  auf  heute  von 
europäischen  Gelehrten  erschienenen  aramäischen  Grammatiken 
in  eine  kleine  Zift'er  zusammen  zu  fassen,  unter  denen  Schaaf 
und  Opiz  schon  ziemlich  Vollständiges  geleistet,  und  in  neue- 
ster Zeit  am  vorzüglichsten  W  i  n  e  r  in  seinem  biblischen  und 
targumischen  Chaldaismus.  Von  jüdischer  vSeite  aber  ist ,  ohne 
zu  übertreiben,  fast  nichts  geschehen.  Ausser  dem  bekannten 
talmudischen  Wörterbuch  Aruch  des  Römers  R.  Nathan  ben 
Jechiel  im  eilften  Jahrhundert,  ausser  Maimonides ,  der  in 
seinem  More  Nebuchim  gelegentlich  die  Wichtigkeit  der  Pen- 
tateuch-Paraphrase  des  Onkelos  in  philosophisch-hermeneutischer 
Beziehung  heraushebt,  und  den  ältesten  Exegeten,  Raschi 
und  Rdak,  welche  ihre  Erklärungen  zur  heiligen  Schrift  mit 
den  Targumim  bekräftigen  und  manchmal  auf  dieselben  stützen, 
schrieb  noch  Salomo  de  Oliveira  in  Amsterdam  zu  Ende 
des  siebzehnten  Jahrhunderts  eine  kleine  chaldäische  Gram- 
matik, einen  unbedeutenden  Erstlingsversuch,  der  auch  der 
letzte  blieb  ein  ganzes  volles  Jahrhundert. 

Vor    ein    paar    Decennien    erst    tauchte    das    Studium    des 
Aramäischen     wieder     auf,     und    Juda    Jeitteles     in    Prag 


9 

veröiTentllchte  sein  Mevo  ha-Laschon  ang'eblich  als  Auszug  aus 
einem  ü,rösseren  Werke,  das  den  Namen  Jad  lia-Laschoii  fuli- 
ren  sollle.  In  dem  g-ereoliten  Hewusslsein  der  Seltenlieit  solcher 
Produclionen  iiuierliall)  des  IJereielies  jüdischer  LiteraUir, 
setzte  er  auf  den  Titel  dieser  hebräisch  ffeschriebenen  An- 
fangsgründe  der  aramäischen  Spraelic  die  sonst  autt'älligen 
Worte:  ^N-ii:>>a  IW  .Tn  iib  ^m  im  „etwas  Neues,  was 
noch  nie  in  Israel  gewesen."  Ik'i  der  Kürze  dieses  Leitfadens  hat 
er  doch  so  ziemlich  die  llauptregeln  des  aramäischen  Idioms  um- 
fasst,  und  man  liest  das  liuch  noch  jetzt  nicht  ganz  ohne 
Nutzen.  Er  versah  es  überdiess  mit  einer  Einleitung,  welche 
auch  in  hermeneutischer  Beziehuni»:  so  manches  Lesenswerthe 
enthält.  Darauf  Hess  Professor  Samuel  David  Luzzattoim 
Jahre  1830  hier  in  Wien  bei  Schmid  seine  sehr  verdienst- 
liche Kritik  der  On  kelos'schen  Pentateuch  -  Paraphrase  er- 
scheinen, unter  dem  Titel  Oheb  Ger  oder  Philoxenos,  wodurch 
dem  Fortsciiritt  im  Fache  des  Aramäischen  bedeutender  Vor- 
schub geleistet  worden.  Gar  vielfacher  StotT  zur  Anregung  ist 
in  diesem  Werke  niedergelegt,  die  Hermeneutik  sowohl,  als  die 
Grammatik  werden  daran  zu  verarbeiten  haben  noch  lanüre  irenuff. 

So  weit  kam  diese  Sprachwissenschaft  nach  ihrer  neuen 
Wiedergeburt  hier  im  Süden  ,  theils  auf  die  Vorgänge  der 
alten  Schule  begründet,  theils  und  zumeist  auf  eigenes  selb- 
ständig vorgenommenes  Quellenstudium.  Im  Norden  jedoch  trat 
noch  ein  besonderer  Umstand  dazu ,  um  den  gewonnenen  Re- 
sultaten eine  ganz  neue  Richtung,  w  enn  auch  bloss  der  Methode 
nach,  zu  geben.  Die  Sanskrit-Studien  von  Bopp  und  Hum- 
boldt, ihre  mit  demselben  ano-estellte  Ver<ileichun<r  der 
germanischen  Sprachen  und  der  auf  Grund  einer  analytischen 
Zersetzung  der  einzelnen  Sprachtheile  gewonnene  reine  Kern 
ursprünglicher  Primär- Wurzeln ,  deren  ZusammentrelTen  in 
beiden  Sprachstänimen  den  Namen  Sanskrito-  Germanismus  be- 
gründete, verfehlten  nicht  auch  auf  die  Pilege  semitischer  Philo- 
logie ihren  anreizenden  Einlluss  zu  üben,  und  eine  Verglei- 
chung  des  Hebräischen  mit  dem  Sanskrit  in  ähnlicher  Ver- 
fahrungsweise  war  davon  die  Folge. 

Dr.  Julius  Fürst  in  Leipzig  nahm  die  Feuerfunken,  welche 
jene  hohen  Geister  ausgestreut  hatten,  in  sich  auf.  Das  Rewusst- 


10 

sei«  des  notliwon(lii;eu  V^orliandenseins  einer  nicht  bloss  auf 
ein/iClnc  Sprachsläiunie,  sondern  auf  den  allgemeinen  Sprachen- 
orjranisnuis  des  •••esanimlen  menschlichen  Geschlechtes  wesent- 
lieh  nnd  auf  den  eigentlich  inneren  Hau  sich  be/iiehenden 
Sprachphilosophie  regte  ihn  zur  Vornahme  einer  gleichen  Pro- 
cedur  mit  dem  Hebräischen  an,  er  schrieb  im  Jahre  1835  sein 
„Lehrgebäude  der  aramäischen  Idiome  mit  Bezug  auf  die  Indo- 
Germanischen  Sprachen",  das  nicht  sowohl  als  chaldäische 
Grammatik,  dem  Titel  gemäss,  sich  geltend  macht,  sondern 
noch  mehr  als  die  erste  Frucht  seiner  Versuche  einer  rationell- 
comparativen  Behandlung  des  Semitismus  im  Ganzen  und  All- 
gemeinen. Er  führte  diese  wie  erwähnt  bloss  der  Methode  nach 
neue  vergleichende  Sprachansicht  (denn  an  einzelnen  verglei- 
chenden Zusammenstellungen  fehlte  es  in  der  hebräischen  Li- 
teratur auch  früher  nicht)  nachher  in  seiner  1840  vollendeten 
Bearbeitung  der  hebräischen  Concordanz  mit  mehr  und  minde- 
rem Glück  vollständig  durch,  zu  deren  ausführlicheren  Würdi- 
gung dieser  höchst  achtbare  Gelehrte  uns  noch  vielleicht  einmal 
Gelegenheit  geben  wird. 

Nun  kommen  wir  zu  dem  uns  vorliegenden  Werke.  Vor 
allem  muss  ich  aber  noch  eines  Umstandes  erwähnen  ,  der  für 
den  Verfasser  von  Wichtigkeit  ist.  Es  wurde  ihm  nämlich  zum 
Vorwurf  gemacht,  dass  er  die  Fürsfsche  Grammatik  abge- 
schrieben, oder  wie  Fürst  selbst  sich  ausdrückt,  mehr  als 
stark  benutzt  habe.  Ich  halte  mich  verpflichtet,  hierin  den  Schieds- 
richter zu  machen  und  der  Leidenschaftlichkeit  von  beiden 
Seiten  entgegen  zu  treten.  Wenn  ich  der  Wahrheit  nach  meinem 
besten  Wissen  Gerechtigkeit  wiederfahren  lassen  soll,  muss 
ich  entschieden  behaupten ,  die  Blücher'sche  Grammatik  sei 
weder  eine  Uehersetzung  der  Fürst'schen,  noch  trage  sie  so 
sehr  Spuren  einer  starken  Benutzung  derselben.  Ohne  mich 
bloss  darauf  zu  stützen,  dass  wenn  die  Jahreszahl  des  Dru- 
ckes der  Blücher'schen  Grammatik  1838  zeigt,  die  Appro- 
bationen schon  im  Jahre  1836  ausgestellt  sind  und  somit  eine 
Gleichzeitigkeit  der  Abfassung  mit  der  Fürst'schen  nicht  un- 
wahrscheinlich, so  weist  auch  die  innere  Einrichtung  und  Me- 
thode ,  welche  wir  bald  näher  bezeichnen  werden ,  wie  ver- 
schieden sie  von  einander  abweichen.  Nach  genauer  Ermittelung 


11 

«Icr  n-pußtisclicn  Knlstehun";  seiner  Grammallk  lässt  sich  mit 
Ifestiminllielt  bemerken,  dass  lUücher  sich  des  obenerwähnten 
Mevo  ba-Lasobon  von  Jeitteles  als  Grundlai^e  bediente  und 
i;anz  vorzüglirb  des  Opitius,  der  die  erste  Quelle  auch  der 
anderen  Xacbfolger  war,  wie  Winer  es  in  der  Vorrede  zu 
seinem  biblisrbcn  und  targumiscben  Cbaldaismus  ganz  ofTen 
gesteht.  Später  erst  kam  ihm  das  Fürstsche  Bucli  zur  lland, 
von  dem  er  wohl  manches  aufgenommen,  aber  augcnsebeiiilicli 
bloss  als  Flickwerk,  als  einzelne  hie  und  da  angebrachte  Nach- 
reparatur, 

Gerade  im  Geirentheil  Kleiniffkeiten ,  die  dem  Leser  ffanz 
entschlüpfen,  können  es  uns  verrathen,  dass  er  das  Buch  vor 
sich  gehabt  habe.  So  Seite  25,  20  die  eiligst  hingeworfene 
Notiz  über  den  samaritanischen  und  galiläischen  Dialekt,  wie- 
wohl auch  hier  selbständiges  Sammeln  nicht  zu  verkennen. 
Aehnlich  wird  Seite  51  daraufgedrungen,  dass  das  Wort  n'3 
IJeth,  diphtongisirt  zu  lesen  sei  Beith,  da  es  aus  ri^a  Baith  ent- 
standen, also  aus  a  und  i;  diess  kann  nur  bloss  nach  Fürst 
Geltung  haben ,  der  Einzige  unter  den  Grammatikern ,  welcher 
keinen  grammatisch  -  charakteristischen  Unterschied  zwischen 
dem  Chaldäischen  und  Syrischen  anerkennt,  während  alle  An- 
dern auch  darin  hauptsächlich  unterscheiden,  dass  im  Syrischen 
Diphtonge  ausgesj)roehen  werden  ,  im  Aramäischen  keine  gleich 
dem  Hebräischen.  Dass  diess  der  von  Blücher  selbst  zu  Grunde 
gelegten  und  meistentheils  durchgeführten  Annahme  wider- 
spricht, ist  eben  daraus  erklärlich,  wie  noch  so  manches  andere. 
Ebenso  zeigt  Blücher  Seite  30  in  einer  Anmerkung,  dass  er 
es  im  Geiste  der  erwähnten  comparativen  Schule  gleichfalls 
verstehe,  das  Secirmesser  der  Wurzelanalyse  an  die  Sprach- 
formen anzulegen,  um  mit  Hilfe  des  Abscliälens  des  nach  Massgabe 
der  Bedeutung  sich  mannigfach  modificirenden  Consonantansatzes 
die  reine  Urwurzel,  welche  mit  den  der  germanischen  übereinkäme, 
herauszufinden  5  aber  wiederum  nur  als  Beisatz,  als  Flickwerk, 
als  Muster  der  neu  gewonnenen  Sprachansicht,  sonst  im  ganzen 
Buche  kein  Anhauch  mehr  an  irgend  derartige  Forschungen.  *) 


'■')   Ucbi-rliaupt  ist  diese  Vergleiclmn^smethode,  solange  kein  norniirendes  l'iincip 
sie  leitet,   sehr  unsicher  und  lorderl   nicht  seilen  Läclieriichkeiten   m  Tage. 


12 

Ihm  hiinvicderuiii  den  entgejiiongesetztcii  Vorwurf  »u  ma- 
chen, tlas.s  er  zu  wenig'  diesen  neu  J!,'el>ahnlen  Sludienj^ang-  ver- 
folgt, ist  niehl  minder  unslalUiaft,  da  er  nur  eine  Grammatik 
gehen  wollte,  welche  die  Regeln  der  wSprache  einfach  enthielte, 
und  kein  etymologisches  Werk.  Fürst  selbst,  hätte  er  früher 


Man  kann  jedes  Wort  mit  dem  entferntesten  in  Einklang  setzen  ,  wenn 
man  nur  von  hinten  und  von  vorne  daran  herumschält,  bis  ein  blosser 
Hauch  zurückbleibt,  der  dem  andern  wie  nur  immer  ähnelt.  Das  semi- 
tische j^'i^n  Chamesch  steht  nach  dieser  Schule  von  dem  sanskritischen 
pantsh  ,  quinqu,  TTEp.n'  nicht  so  weit  ab,  als  es  etwa  einem  Laien  vor- 
kommen möchte.  BegrifTlich  findet  dieselbe  Manier  Statt ,  in  jewelcher 
Bedeutung  lässt  sich  schon  ein  zufälliges  Merkmal  auffinden ,  das  dem 
Begriff  der  willkiihrlich  hingestellten  Urwurzel  gleichkommt,  und  die 
Analogie  ist  fertig.  Dass  da  die  entgegengesetztesten  Analysen  möglich, 
kann  man  sich  denken,  und  Blücher  führt  selbst  ohne  zu  wollen  den 
Beweis.  Er  stellt  die  zweibuchstäbige  Wurzel  ^q  PaL ,  wie  auch  Fürst, 
als  Urwurzel  auf  mit  der  Bedeutung:  scheiden,  theilen  ,  trennen,  aus- 
ßchliessen  ,  aus  der  sich  dann  unter  andern  durch  Anwachs  des  begriffs- 
bestimmenden j  G  die  Wurzel  j-^Q  PaLa-G  und  des  jj  '^^  "^'^  Wurzel 
jj-^Q  PaLa-T  gebildet  habe  ;  Fürst  hingegen  leitet  die  Wurzel  J^-Q 
Pa-LaG  theilen  von  j^  LaQ  ,  n^-Q,  p^TI '  &■"*  ^•'^x-^'^-'v  ab,  und  die 
Wurzel  ^^-Q  Pa-LaT  von  ^^  LaT ,  Jj^-Q ,  g-leiten,  wobei  gerade  der 
vordere  P-Laut  begriffsbestimmend  wäre.  Unser  Verfasser  findet  ferner  dem 
^Q  die  Urwurzel  "|q  PaR  analog  und  leitet  davon  das  Verbum  "[-"jQ  PaPia-D, 
absondern,   ab,  auch   pj — iq   PeRa-Ch   Blume,    weil    die   Knospe   aufbricht 

und  sich  auseinander  theilt ,   auch  "7— ]3   BaRa-D   Hagel,   wegen  der  Son- 

T   T 

derung,  des  Getheiltseins  der  einzelnen  Körner,  so  auch  deutsch:  BRechen, 
lat.  FRango,  franz.  BRiser  ,  engl.  BReak  ;  Fürst  in  seiner  Concordanz 
machts  wie  oben,  leitet  das  Ti'Q  Pa-RaD  von  -^"i  RaD  streuen,  daher 
n«!-^  Ba-RaD  Hagel,  weil  er  ausgestreut  wird,  und  setzt  die  sansk.  prah, 
lat.  frag,  frang ,  griech,  OK0i.p<x'j-  (c750j),  7rapa7 ,  deutsch  brechen  mit 
P1Q  PaRaQ  in  Verbindung.  Bei  diesem  letztern  Verbum  bemerkt  Fürst 
gegen  seine  Gewohnheit,  dass  es  seiner  Urwurzel  gleich  sei,  er  wusste 
natürlich  nicht  wo  er  daran  schälen  sollte,  ob  von  vorne  oder  von  hinten, 
da  alle  drei  Buchstaben  PRQ  in  den  germanischen  Sprachen  ebenfalls 
zusammenstehen  ,  so  nahm  er  das  ganze  als  Urwurzel  an. —  Wenn  nicht 
dort  der  ernste  Ton  vorherrschend  wäre  ,  würde  ich  sagen  ,  Blücher 
hätte  mit  Absicht  dieses  Speciraen  von  Wortzersetzung  herausgegrübelt, 
um  Fürst  mit  seinen  eigenen  Analogien  zu  persifliren.  Fürst  ,  der  das 
Verdienst  hat  ,  diese  immerhin  folgenreiche  Methode  auf  den  Semitismus 
übertragen  zu  haben ,  möge  auch  ein  feststellendes  Princip  auffindig 
machen  ,  damit  das  Ganze  nicht  schwanke  und  mehr  als  scharfsinnige 
Spielerei  aussehe  ,  als  wirklich  wissenschaftlicher  Ernst. 


13 

seine  Concordanz  gearbeitet  und  also  Geleü^cnlieit  gehabt,  die 
Resultate  seiner  j»hiloiogiselien  Kinsichton  bekannt  zu  machen, 
würde  nachher  dem  Lehrg'chändc  ein»;  cinlacliere  Form  gegeben 
haben,  l'nvorsichtig  war  es  nur  von  Iflüclier,  dass  er,  wie  so 
mancher  junge  unerfahrene  Verfasser,  in  der  \'orrede  nicht 
angab ,  welche  V'orarbeiten  er  benutzt  und  wie  weit  er  sie 
benutzt  hatte. 

Diess  zur  Rechtfertigung  des  Herrn  Hlücher  im  Allgemei- 
nen ,  und  nur  noch  als  Naclitrag  zur  obigen  kurzen  Relation 
der  neueren  Fortschritte  im  Gebiete  des  Aramaisnius  bei  den 
Juden  folgende  Remerkung,  dass  ein  gewisser  Zerkowitz  in 
Wilna  ein  aramäisch -hermeneutisches  Werk  über  den  Tarffum 
des  Onkelos  betitelt:  iiN  n^W  Oteh  Or,  im  Jahre  1843  veröffent- 
lichte ,  worin  bereits  auf  die  Arbeit  Rlüchers  nutzvolle  Rück- 
sicht genommen  worden   ist. 

Was  das  Werk  selbst  betrifft,  so  gelit  der  eigentlichen 
Grammatik  eine  erste  Abtheilung  voran,  bestehend  aus  sechs 
Abschnitten,  deren  vier  erste  über  die  Wichtigkeit  und  den 
Nutzen  des  Erlernens  der  aramäischen  Sprache  handeln,  wobei 
es  hie  und  da  nicht  an  kritischen  Remerkungen  fehlt.  Die  zwei 
letzten  Abschnitte,  nämlich  der  fünfte  gibt  eine  nach  fleissigem 
Sannnein  aus  den  Urquellen  wie  aus  spätem  Schriftstellern  ge- 
drängte geschichtliche  Darstellung  des  Entstehens  und  der 
Ausbildung  der  aramäischen  Sprache,  und  der  sechste  die 
charakteristisclien  Unterschiede  innerhalb  des  aramäischen  Idioms 
selbst,  so  fern  es  sich  in  den  drei  Ilauptabtheilungen ,  dem 
biblischen,  targumischen  und  dem  talmudischen  auseinanderlegt. 

Da  der  Verfasser,  wie  schon  erwähnt,  noch  mit  der  alten 
Schule  eine  diabetische  Verschiedenheit  des  Aramäischen  vom 
Syrischen  anerkennt ,  und  aus  diesem  Grunde  auch  z.  R.  das 
Targum  der  Ilagiographen,  als  dem  Syrischen  sich  verbältniss- 
mässig  mehr  nähernd ,  einem  anderen  Ucbersetzer  zuschreibt, 
so  hätte  er  eine  umständliche  Charakteristik  dieser  Verschie- 
denheit wie  des  Verhältnisses  des  Einen  zum  Andern  in  gram- 
matischer und  lexicalischer  Reziehung  überhaupt  nicht  vermis- 
sen lassen  sollen.  Auch  anstatt  der  einzeln,  gleichsam  der 
C  u  r  i  0  s  i  t  U  t  halber  (wie  diess  wirklich  einmal  ein  älterer 
Grammatiker    ausdrücklich    sagt) ,    hergesetzten    orientalischen 


n 

Alphabete,  wäre  es  erspriesslicher  gewesen,  sie  alle  neben 
einander  zu  stellen,  danjit  die  Aebnlichkeit  sich  mehr  veran- 
schaulichen Hesse,  wie  z.  B.  des  aramäischen  oder  hebräischen  ty 

mit  dem  syriselien    ^ ,    dem  arabischen  ^  und    dem    samarita- 

nischen    ^;    einige    graphisch -historische  Notizen    wären  hier 

gleichfalls  gut  angebracht  und  für  die  meisten  Leser  nicht 
uninteressant.  Jedoch  wollen  wir  hier  weder  etwaige  kleine 
Ausstellungen  machen  noch  ihm  das  als  Fehler  anrechnen,  was 
er  uns  nicht  gegeben,  sondern  vielmehr  mit  dem  zufrieden  sein, 
was  er  uns  gegeben,  indem  die  früheren  modernen,  hebräisch 
schreibenden  Grammatiker  gar  keinen  Sinn  für  das  wissen- 
schaftlich Historische  zeigten ,  mit  Ausnahme  derjenigen  aus 
der  spanisch-arabischen  Schule,  deren  Lorbeeren  im  Gebiete 
der  Philologie  und  der  heiligen  Exegese  zwar  unverwelklich, 
aber  durch  die  darauf  folgende  lichtlose  Zeit  ihre  massgebende 
Gewichtigkeit  fast  gänzlich  verloren.  Unser  Verfasser  hat  die 
Bahn  von  neuem  gebrochen,  das  gute  Beispiel  wirkt  hoffent- 
lich nach. 

Der  zweite  Theil  oder  die  eigentliche  Grammatik  fängt 
nach  der  Lehre  von  den  Buchstaben  ,  ihrer  Verwechslung, 
Versetzung  etc.,  mit  dem  Hauptwort  an,  dann  kommt  das 
Zahlwort,  Fürwort,  dann  Vorwort,  Nebenwort,  Bindewort 
und  Empiindungswort,  und  zuletzt  das  Zeitwort.  Obgleich  auf 
benannte  Grundlagen  gebaut,  zeigt  dieser  Theil  von  dem 
sehr  lobenswerthen  Sammlerfleisse  des  Verfassers  und  seinem 
Streben  nach  Selbstproduction  bei  sogar  zubereitet  geliefertem 
Stoffe.  Nach  jeder  Regel  kommt  immer  ein  Beispiel  aus  den 
Targuraim,  Midraschim ,  Sohar  und  Talmud,  welche  er,  ohne 
sich  mit  den  vorliegenden  von  einem  Grammatiker  auf  den 
andern  gewöhnlich  vererbten  zu  begnügen,  neu  und  mit  tref- 
fender Auswahl  mühsam  aufsuchte.  Was  die  Regel  erst  im 
Allgemeinen  hingestellt^  wird  hiedurch  aufs  practischste  und 
chrestomathieartig  veranschaulicht,  und  dem  Lernenden,  beson- 
ders demjenigen,  der  mit  dem  trockenen  Schema  der  Gram- 
matik gleich  in  den  Geist  der  Sprache  eindringen  möchte, 
nach  vielen  Seiten  hin  verdeutlicht  und  eingeprägt.  Eigenes  ver- 
misst  man  hier    mit  unter  keineswegs  ,   so  z.  B.  die  Erklärung 


15 

der  A-Endung;  beim  Nomen  im  status  cmphaticiis  als  /nsarn- 
mengezogen  aus  der  Partikel- Sylbe  NH  IIa,  siehe  dieser, 
dieses. 

Beim  Zeitwort  jedoch  scheii)t  den  Verfasser  die  Geduld 
verlassen  zu  haben,  der  Nachtreter  blickt  hier  deutlicher  her- 
vor. Wenig  Glück  begleitet  ihn  auch  beim  Stempeln  neuer 
Ausdrücke  für  technische  Benennunji^en  i»;rammatischer  Formen, 
wie  jn  ''VW  für  mediae  radical  l  und  i,  welches  zuförderst 
*Jir  tyiE?  n"J"ir  D^tyity  mit  dem  adjectivischen  •>—  heissen  müsste, 
dann  passt  hier  der  Ausdruck  :in  paar  auf  eine  Wurzel,  welche 
bloss  aus  Anomalie  den  dritten  Radical  ausgeworfen,  der  Natur 
der  Sache  gemäss ,  nicht  so  wie  beim  Dual  des  Numerale 
»jn  IDDQ ;  die  alte  Benennung  i"r  >tyity  ist  daher  am  bequem- 
sten, es  liegt  auch  kein  Grund  vor,  sie  mit  einer  anderen  zu 
vertauschen.  Der  status  emphaticus  tsnoa  nJian  Form, 
welcher  absondert,  wäre  richtiger  gegeben  mit  njion 
.1J3"lDnn  Form  der  Absonderung  oder  gar  nJ^D.in  njian , 
das  letztere  ist  dem  Sinne  des  Emphatischen  weit  entspre- 
chender u.  dgl.  m. 

Vorzüglich  darf  ich  aber  nicht,  Einzelheiten  die  in  eine 
ausführliche  zergliedernde  Besprechung  gehören,  bei  Seite  las- 
send, eine  Hauptrüge  verschweigen,  die,  um  mich  gleich  von 
vorn  herein  zu  verwahren,  nicht  bloss  Herrn  Blüciier  als 
besondern,  so  zu  sagen,  verantwortlichen  Verfasser  trifft,  son- 
dern auch  und  ausdrücklich  die  ganze  neu  eingeschlagene  Rich- 
tung der  Literatur.  Es  ist  die  Aufgabe  der  Akademie,  alle 
Zweige  der  Wissenschaft  im  Ganzen  und  Grossen  zu  fördern 
und  zu  ihrem  Fortbaue  zu  helfen,  welche  sie  selbst  bei 
Besprechung  von  Werken  im  Auge  behalten  muss.  Das  ein- 
zelne Werk  kommt  da  nicht  bloss  für  sich  als  fertiges  Voll- 
endetes in  Betracht,  sondern  als  Literaturtheil  wurzelnd  in 
den  schon  vorangegangenen  Productionen  und  hineinragend  in 
eine  das  Unvollendete  noch  ergänzende  Zukunft.  Es  muss  die 
Literatur,  nicht  das  Literaturwerk,  die  Wissenschaft,  nicht 
die  wissenschaftliche  Sonderheit  Augenmerk  sein ,  diese  sind 
lediglich  die  Mittel,  der  Anhaltspunkt,  wodurch  gewirkt  wird 
auf  jene.  Ich  glaube  mich  daher  genugsam  entschuldiget,  wenn 
ich  den  Bericht  etwas  ausdehne. 


In  meiner  Einleitung*  (Sitzungsberichte,  2.  Heft,  Seite  49) 
/icig;te  ich  niiinlich  ,  wie  die  hebräisclie  Sprache  in  neuerer 
Zeit  viel  von  den  ahcndländischen  Literaturerzeugnissen  in  sich 
aufgenommen,  und  mittelst  dieser  bedeutend  zur  Bildung  und  zum 
geistigen  Fortschritt  des  Volkes  beigetragen  hat.  Diesen  Vor- 
theil  durchaus  nicht  wegläugnend  oder  wegwünschend,  finde 
ich  doch  manche  auf  die  hebräische  Literatur  nachtheilige 
llückwirkung  mit  eingeschlichen.  Der  Germanismus  oder  rich- 
tiger der  Occidentalismus,  im  vielfachen  Widerstreit  mit  den 
verschieden  genaturten  Eigenheiten  der  morgenländischen  Spra- 
chen, nahm  hier  nichts  desto  weniger  störend  überhand, 
und  brachte  und  bringt  noch  tagtäglich  Erscheinungen  hervor, 
die,  je  fremdartiger  sie  sind  ,  desto  schöner  den  Meisten  vor- 
kommen. 

Bereits  im  Jahre  1842  machte  ich  in  meiner  hebräischen 
Vorrede  zum  Commentar  des  Averroes  in  die  Rhetorik  des 
Aristoteles  auf  manches  dergleichen  aufmerksam,  z.  B.  den  zur 
Gewohnheit  gewordenen  Gebrauch  der  germanischen  Interpunc- 
tion.  Die  hebräische  Sprache  hat,  um  nur  Eins  zu  erwähnen, 
den  Consonanten  n  He  interrogativum  zur  Bezeichnung  der 
Frage,  wozu  also  noch  ausserdem  das  Fragezeichen?  Man 
bildet  wohl  schon  auch  deutsche  Fragesätze  mit  Hülfe  von 
Partikeln,  wo  das  Fragezeichen  wegbleiben  könnte,  aber  da 
ist  es  nun  einmal  herkömmlich  eingeführt.  Und  nun  gar  die 
Parenthese,  die  oft  selbst  wieder  kleine  Sätze  in  sich  schliesst, 
hebt  man  da  die  dem  Hebraismus  stockfremden  Einschiebungs- 
zeichen  heraus ,  so  passt  dann  ein  Wort  zum  andern  schon 
gar  nicht. 

In  ähnlicher  Weise  übte  der  Occidentalismus ,  was  uns 
hier  zunächst  interessirt,  seinen  nachtheiligen  Einfluss  auf  die 
Grammatik,  tiuf  die  äussere  Einrichtung  sowohl,  wie  auf  die 
innere.  Nach  dem  Muster  der  arabischen  pflegte  auch  die  he- 
bräische Grammatik  ihr  Material  in  drei  Theile  zu  theilen,  in 
n^a  bvQ  Dty  Nomen,  Verbum  und  Partikel,  so  dass  das  Ver- 
bum ,  im  Semitischen  der  Grundpfeiler  des  übrigen  Sprachge- 
bäudes, den  ersten  Platz  in  der  Behandlung  einnahm.  Die  mo- 
dernen Grammatiker  aber  führten  die  abendländische  Zehnzahl 
der  Redetheile  ein ,    und    zwar    unverändert   in   üblicher   Reihe 


17 

und  Aufoirianderfolg'e,  als  wäre  kein  Unterschied  im  Geringsten 
zwischen  Beiden.  Welchen  Zwang  sie  der  Sprache,  und  sich 
seihst  auferlegten,  ist  leicht  zu  ermessen. 

Unser  Verfasser,  der,  ohglcieh  ein  Kind  dieser  Riclituiig, 
immcrliin  nach  Selhsländigkeit  strebte,  wählte  iur  sich  noch 
eine  andere  Ordnung  und  man  kann  behaupten,  sie  erreichte 
in  ihm  ihre  Spitze.  Das  Zeitwort,  das  zuerst  abgehandelt  wer- 
den sollte,  steht  bei  ihm  ganz  zuletzt.  Er  wollte  eine  gewisse 
Logik  darein  bringen,  er  fing  mit  dem  Nomen,  dessen  Decli- 
nalion  mit  Prä-  und  SulVixen  an,  daran  reihete  er  das  Nomen 
numerale,  Pronomen  und  Praepositio,  und  kam  nun  einnial  die 
Partikel  zur  Sprache,  so  war  es  schon  consequent ,  auch  das 
Neben-,  Binde-  und  Empfindungswort  mitzunehmen.  Das  Zeit- 
wort blieb  allein  zurück ,  es  musste  daher  nothwendig  seinen 
Platz  zu  Ende  finden.  Die  Ueberschrift  stand  noch  im  Wege, 
er  änderte  auch  diese  zu  Gunsten  seiner  Anordnung,  und  Hess 
sie  so  lauten:  „Die  aramäische  Sprache  zerfällt  in  drei  Theile, 
Nomen,  Partikel,  Verbum  hvzn  n^D  Dtl>" ;  eine  Ueberschrift, 
welche  den  arabischen  Grammatiker  lachen  machen  würde, 
wenn  es  dem  entsprechend  hiesse ,  die  arabische  Sprache  be- 
stehe   aus    drei    Theilen    ^Jjii     ^y>-    -*>l     Selbst    den    lockern 

Verband  fühlend  ,  hing  er  noeli  zum  Schluss  ein  Capitel  über 
die  Nominalbildijug  ,  und  eines  über  den  Gebrauch  der  Servil- 
buchstaben an,  das  gleichsam  eine  Recapitulation  des  Gesagten 
bilden  sollte.  Von  dieser  leidigen,  sich  selbst  auferlegten  V^er- 
wirrung  trägt  aber  einzig  und  allein  der  angewohnte  Occidenta- 
lismus   nur  die  Schuld. 

Nicht  so  sehr  unnütz  war  Anfangs  der  Gebrauch,  dem 
aus  dem  Deutschen  übersetzten  technischen  Ausdruck  zun»  nähern 
Verständniss  auch  das  deutsdie  Wort  beizufügen;  unser  Ver- 
fasser dehnt  das  noch  weiter  aus ,  und  gibt  Seite  50  eine 
ganze  Anmerkung  deutsch  ,  in  einem  Buclie  ,  .welches  durchaus 
hebräisch  geschrieben  ist  und  über  einen  Punkt,  den  der  he- 
bräische Text  klar  genug  auseinandersetzt.  Das  ist  ein  Äliss- 
ton,  der  auf  das   Uebrige  störsam   einwirkt. 

Am  merkwürdigsten,  zu  welchem  Endpunkte  Herr  Blücher 
diese    Richtung    hinaufgetrieben,    ist   Folgendes.    Während    die 

2 


18 

semItisoliiMi  Dialekte  nur  zwei  enlsoliieden  aiisgepräs^te   Zeitfor- 
men, praeleritiiin  und  futurum,  und  nicht  einmal  ein  eigentliches 
praesens  hahen  (wie  der  Jude  überhaupt  auch  im  Leben  nur  eine 
Erinnerung-    an    die    Vergangenheit    und    eine  llotlnung    lur    die 
Zukunft    aber    keinen  Genuss    der  Gegenwart    besit/it)  ,    weiss 
Herr   I»lüeher  eine  halbvergangene  (^Dira  ^2V)  und  sogar  eine 
zukiinnigvergangenc    Zeit     (n^DJ     TTiJ^)     herauszufinden!    Dass 
die  Zeitabstufungen  in  der  Sprache    durch  irgend   eine  Wendung 
oder  Partikel    ihren  Ausdruck  haben,    ist  natürlich,    aber  doch 
keine  ausgeprägte  Zeitform.    Ebenso  wenig    dürfte    es  einem 
Deutschen  je   einfallen,  die  Lehre  von  zwei  versciiiedenen  halb- 
vergangenen  Zeiten  in  der  deutschen  Sprachlehre  zu  erläutern, 
weil  sie    der  Franzose    habe;    dieser    besitzt    einen    besondern 
Ausdruck  dafür,  die  deutsche  Sprache  aber  keinen. 

Gern  wiederhole  ich  es  noch  einmal,  genannte  Rüge  fällt 
nicht  Herrn  Blücher  zur  Last,  sondern  der  herrschenden 
Richtung,  von  der  er  fortgerissen,  in  der  er  auferzogen  ist; 
im  Gegentheil,  sein  auf  die  Spitze  treiben  zeigt,  dass  er  ein 
denkender  Kopf  ist,  dass  er  selbst  in  dieser  Richtung  originell 
sein  will  und  kann.  Wäre  das  Ausarten  dieses  anfänglich  noth- 
wendig  einwirkenden  Occidentalismus  ihm  klar  geworden,  hätte 
er  ihn  mit  Bewusstsein  überwinden  können,  er  würde  eben  so 
selbständig  anderwärts  Neues  geleistet  haben.  Herr  Blücher 
hat  um  so  eher  gegründeten  Anspruch  auf  Anerkennung,  als 
er  seine  Thätigkeit  nicht  in  phrasenhaften,  stylistischen  Pro- 
ductionen  gesetzt,  was  leider  am  häufigsten  ist,  sondern  sich 
mit  vielenVerzichtleistungen  einen  wissenschaftlichen  Gegenstand 
gewählt,  und  zwar  einen,  welchem  bis  jetzt  die  kleinste  Theil- 
nahme  zugewendet  worden. 

Möge  Herrn  Blücher  diese  Würdigung  seiner  Verdienste 
zur  Aufmunterung  dienen,  dass  er  die  betretene  Bahn  nicht 
verlasse ,  und  uns  bald  wieder  mit  den  schönen  Früchten  seines 
Fleisses  erfreue.  Vor  allem  wünschten  wir  eine  zweite  Auflage 
der  aramäischen  Grammatik,  mit  Hinzufügung  seiner  nicht  un- 
wahrscheinlich neu  gesammelten  Materialien,  und  mit  Rück- 
sichtsnahme  auf  die  bezeichneten  Mängel.  Sehr  erspriesslich 
wäre  es  für  diess  Sprachfach ,  wollte  er  auch  den  Nebendia- 
lekten,    hauptsächlich    dem    Syrischen    und    Arabischen,    Auf- 


19 

merksanikeit  schenken,  es  würde  sich  ihm  ein  neuer  Horizont 
öffnen,  ein  erweiterter  Blick  in  den  Grundbau  aller  Sprachver- 
zweigungen semitischen  Stammes.  Auch  die  kaiserliche  Akade- 
rnie  der  >Vissenschaften  würde  diess  nützliche  Unternehmen, 
ohne  Zweifel,  mit  geldlicher  Unterstützung  fördern. 


Dann  liest  Herr  Ilegierungsrath  Chmel  den  Anfang  seiner 
Literarischen  Berichte  über  historische  Arbeiten 
auf  dem  Felde  deutscher  Geschichte. 


I. 

Meine  Herren  ! 

Ich  habe  vor  einiger  Zeit  Ihnen  „Ueber  die  Pflege  der 
Geschichtswissenschaft  in  Oester reich"  Bericht  zu 
erstatten  begonnen.  Das  Vaterländische  ist  natürlich  uns  vor 
allem  wiciitig  und  interessant.  — 

Aber  die  Wissenschaft  kennt  keine  Grenzen,  wenigstens 
hat  sie  andere  als-  die  Politik;  doch  subjective  auch  in  so  ferne, 
als  der  Einzelne  sich  beschränken  muss  ,  will  er  anders  nicht 
untergehen  im  grossen  Meere  des  Wissens. 

Meine  Grenzen,  die  ich  mir  auf  dem  Felde  der  Geschichte, 
das  wirklich  unermesslich  wäre  ,  selbst  gesteckt ,  sind  die  des 
Deutschen  Vaterlandes,  wie  es  einst  gewesen,  und 
seine  St  eil  ung  nach  Aussen,  wie  sein  politisches,  re- 
ligiöses und  literarisches  Leben  im  Innern;  das  ist's, 
was  mich  vor  Allem  interessirt ,  dem  widme  ich  meine  Zeit 
und  alle  Kraft  des  Forschens. 

Drei  Beziehungen  insbesondere  beachte  ich  in  der  deut- 
schen Geschichte,  Deutschlands  Kirche  (Germania  sacra} 
und  ihre  Schicksale,  Deutsches  Reich  (Imperium)  und 
seine  A'eränderungen  ,  Deutschlands  Stellung  gegen  seine 
Naclibarn,  seine  Politik;  ich  verfolge  mit  Ernst,  und  in 
so  ferne  es  bei  den  sehr  beschränkten  literarischen  Hilfsmit- 
teln möglich  ist,  die  Geschichts  -  Literatur  in  dieser  drei- 
fachen  Hinsicht.   — 

Da  ich  glaube  ,  dass  eine  Uebcrsicht  dessen  ,  was  in  die- 
ser Hinsicht    geleistet    wird  ,    für  jeden    Deutschen    interessant 

o  • 


20 

seyn  könne  ,  ja  seyn  müsse  ,  so  wünschte  ich ,  dass  Sie  mir 
gostatlelcn,  von  Zeit  zu  Zeit  Ihnen  gleichsam  vorzuführen,  was 
ich  in  dieser  dreifachen  Beziehung-  kennen  lerne.  Die  Uücher, 
welche  ich  lese  und  excerpire  ,  wünsche  ich  auf  diese  Weise 
auch  Andern  hckannt  zu  machen  ,  wSie  mögen  urlheilen,  ob  das 
förderlich  sei  fur's  Allgemeine,   — 

Natürlich  mache  ich  keine  Ansprüche  auf  Vollstän- 
digkeit, noch  weniger  auf  systematische  Einreihung, 
beides  wäre  nur  möglich  in  Verbindung  mit  einer  wohlversehe- 
nen gut  geordneten  Bibliothek ,  der  das  Neueste  in  der  Ge- 
schichts-Literatur  stets  zuwachse.  —  Doch  das  kann  ich  ver- 
sprechen, dass  ich  Ihnen  keine  Spreu  nur  wirklich  Lehrreiches 
vorführen  werde.  —  Ich  meine  eben,  dass,  wo  ich  gelernt, 
Andere  auch  lernen  können ,  wenn  —  sie  wollen. 

Von  Ihnen  meine  Herren  soll  es  abhängen  ,  ob  ich  meine 
literarischen  Berichte  fortsetzen  oder  für  mich  behalten 
möge.  — 

A.  Deutsche  Kirche  (Germania  sacra}. 

1.  Das  Bisthum  Breslau. 

a)  Urkunden  zur  Geschichte  des  Bisthuras  Breslau  im  Mit- 
telalter, herausgegeben  von  Gustav  Adolph  Stenzel, 
Breslau ,  im  Verlage  bei  Josef  Max  et  Komp.  1845. 
4.  Vorrede,  an  K.  Immanuel  Nitzsch  gerichtet.  V — X.  Ein- 
leitung XI  —  CIL  Urkunden  I  —  CCCXVI.  Pag.  1  —  382. 
(Von  dem  Jahre  1226 — 1524)  Inhalts -Verzeichniss  der 
wichtigsten  Orts-  und  Personen  -  Namen  und  Sachen  P. 
383—401. 

Der  Hauptzweck,  den  der  um  deutsche  und  schlesische 
Geschichte  so  hochverdiente  Verfasser  bei  Herausgabe 
dieser  wichtigen  Urkunden  beabsichtigte,  war  die  Be- 
leuchtung des  Verhältnisses  „der  Kirche  zum  Staate  oder 
doch  zum  äussern  Leben  ,  mit  Ausscheidung,  so  weit  es 
anging ,  alles  die  innere  Einrichtung  der  Kirche  selbst 
Betrefl'enden."  Der  wichtigste  und  grösste  Theil  dieser 
Urkunden  und  Actenstücke  ist  aus  einer  Handschrift  auf 
Papier,  aus  dem  vierzehnten  Jahrhunderte,  die  zur  Rhedi- 


21 

g(M*ischeii  rJihliothok  i^eliört  5  ,,(l;is  eij^eiillich»!  HaupIsUick 
„bildet  «1er  Streit  zwischen  dem  Uisckole  Ti)oina.s  II.  und 
„dem  lleiv.oge  Ileinrieh  IV.  von  Hreslau  vom  Jalire  1284 
„bis  1287  auf  KiO  Blältcrn,  hier  (bei  Slenzel),  mit  Aus- 
„nahmc  von  Nr.  187,  von  Nr.  70  bis  249.  Es  besieht 
„dieses  Ilauptstück  aus  einzelnen,  doch  untereinander  im 
„engern  Zusammenhange  stehenden  Schreiben ,  Urkunden 
„und  insgesammt  Acteiistüoken  aus  der  Registratur  des 
„Bischofs  ,  ohne  alle  abgesonderte  Geschichtserzählung". 
„Der  Bischof  Thomas  II.  bildet  mit  seinen  Angelegenheiten 
„den  iMittelpunkt ;  von  ihm  geht  alles  aus  und  alles  be- 
„zieht  sich  auf  ihn  zurück.  —  Seine  Sehreiben  sind  gc- 
„richtet ,  an  die  einzelnen  Herzoge  von  Schlesien,  vor- 
„ziiglich  an  Heinrich  IV,,  an  den  Herzog  von  Tro[»|)au, 
„den  König  von  Böhmen,  an  die  gesamnite  Geistlichkeit 
„des  Landes,  an  einzelne  Geistliche,  Domherren,  Achte, 
„Mönche  und  deren  Convente ,  an  seine  GeschäftslTihrer 
„in  Rom,  an  die  polnischen  Bischöfe,  den  Erzbischof  von 
„Gnesen  ,  den  Bischof  Philipp  von  Fermo  ,  mehrere  Car- 
„dinäle  und  an  die  Päpste  und  von  fast  allen  diesen  an 
„ihn  ,  ferner  des  Erzbischofs  von  Gnesen  ,  der  polnischen 
„Bischöfe  und  des  Domcapitels  zu  Breslau,  an  den  Pabst, 
„die  Cardinäle,  die  Generale  der  Dominicaner  und  Fran- 
„ciskaner  u.   s.  w." 

Ganz  vortrefflich  ist  die  Einleitung,  worin  der  Zusam- 
menhang der  vom  Herausgeber  mitgelheilten  Urkunden  nach- 
gewiesen und  dieser  durch  einige  anderweitige  urkundliche 
oder  sonst  zuverlässige  Nachrichten  in  ein  klares  Licht 
gesetzt  wird. 

Das  Bisthum  Breslau  wurde  vom  Herzoge  Boleslaus  I 
von  Polen  kurz  vor  dem  Jahre  lOOÜ  gegriindet,  die  (Je- 
schichte  der  ersten  Bischöf(>  ist  jedoch  sehr  dunkel,  wie 
Herr  Stenzel  beweist  und  am  Ende  sagt :  Hiermit  ist 
auch  dargethan  ,  dass  wenigstens  „alles  das,  was  D 1  u- 
goss  von  den  Bischöfen  von  Breslau,  von  der  angeblichen 
Stiftung  des  Bisthums  im  J.  1)(J5  an  bis  zum  Jahre  I(K52 
erzählt,  völlig  erdichtet  ist  und  ohne  anderweitigen  Beweis 
gar  keine  Beachtung  verdient.''  (Siehe  b.J 


22 


,.Der  Sj»i'eni;el  des  Bistlmnis  Hreslau  erstreckte  sich, 
höchst  wahrscheinlich  vom  Urs|)rnn<»e  an ,  über  das  gc- 
sammte  ,  im  Jahre  1103  den  Söhnen  Wladislav's  I.  üher- 
lassene  iSchlesien  ,  während  erst  nach  und  nach  in  den 
Staatsverband  dieses  liniides  noch  Auschwitz,  Beuthen 
und  Siewierz  kamen,  die  unter  dem  Krakauer,  dann  einige 
ansehnliche  Striche  von  Mähren  ,  die  unter  dem  Olmiitzer 
Spreng'el  standen.  Das  Glatzische  gehörte  zu  Böhmen, 
unter  den  Prager  Sprengel.  Die  alte  Diöcesankarte  des 
Breslauer  Bisthums  weist  am  zuverlässigsten  dessen  ural- 
te Ausdehnung  nach,  welche  später,  besonders  gegen 
den  Krakauer  vSprengel,  erweitert  worden  ist.  Es  gehörte 
seit  seiner  Gründung  zum  Metropolitansprengel  von  Gne- 
sen." 

„Abgesehen  davon,  dass  die  Bischöfe  von  Breslau  im 
Geiste  der  damaligen  Richtung  der  Kirche  nicht  wollten 
Geistliche  vor  weltliche  Gerichte  gezogen  sehen 
und  auch  Vergehen  der  Laien  gegen  Geistliche  vor  geist- 
lichen Gerichten  wollten  behandelt  wissen,  nahmen 
die  Bischöfe  von  Breslau  ,  wenigstens  seit  der  Mitte  des 
zwölften  Jahrhunderts,  denn  weiter  reichen  unsere  ur- 
kundlichen Nachrichten  nicht,  als  vom  Ursprünge  des 
Bisthums  her,  wie  alle  Bischöfe  Polens,  den  Zehnten 
ihres  ganzen  Sprengeis,  so  weit  derselbe  nicht  einzelnen 
Kirchen  übereignet  war,  für  das  Bisthum,  den  Neubruch- 
zehnten aber  als  zu  ihrer  bischöflichen  Tafel  gehörig ,  in 
Anspruch  und  zwar,  wie  wir  aus  den  Urkunden  des  drei- 
zehnten Jahrhunderts  und  den  ältesten  noch  vorhandenen 
Synodalstatuten  der  Gnesener  Provinz  vom  J.  1233  entneh- 
men^ den  rechten  oder  vollen  Zehnten^  d.  h.  den  eigentli- 
chen wirklichen  zehnten  Theil  des  Ertrages  der  Aecker." 
Daher  die  vielen  Streitigkeiten,  die  jedoch  auch  über- 
haupt durch  die  Ansprüche  des  Klerus  auf  Immunitäten 
und  Selbstständigkeit  veranlasst  wurden.  Ungemein  inter- 
essant ist  die  Geschichte  derselben ,  wie  sie  Stenzel  in 
dieser  Einleitung  liefert.  —  Das  Buch  ist  bei  Lösung  der 
histor.  Preisaufgaben  der  Wiener  Akademie  besonders  zu 
berücksichtigen. 


23 

b)  Joanrus  Longini  (Dliigosz)  Canonici  Cracoviensis 
Chroiiicon  Kp  i  s  c  op  o  rii  in  Vr  a  lisla  vie  nsi  um  con- 
tinuatione  variorum  aiicliini.  Curante  Josephe  Lipf, 
Secretario  Cclsissimi  Principis  Kpiscopi  Vralislavionsis  nee 
non  Vicario  ecclesiae  calhedralis  llalishonensis.  Appendix 
Schematisnii  Dioecesis  Vratislaviensis  pro  anno  I84T  seoi-- 
sum  impressa.  Vratislaviae,  apud  Ferdinandum  Hirt,  IJibli- 
opolani.   1847,   8.  41   SS./ 

Joannes  Longini  (so  nennt  er  sich  selbst,   nicht  Longi- 
nus)  dedicirte  sein  Chronicon,  das  bis  gegen  1470  (S.  30), 
reicht,    dem  (33)    Uischofe    Rudolph    I.   von   Hreslau ,    der 
früher   Bischof  von   Lavant   und   ein   in  politischen  Geschäf- 
ten  sehr  geübter  Mann  war.   Ist  Dlugos/,  wie  Slenzel  be- 
weist, in   der   frühern    Gescliiciile  der  Dreslauer     ßischofe 
ganz    unzuverlässig,     so    sind    doch  die  späteren  Angaben 
(besonders    aus    dem    lö.  Jahrhunderte)    sehr    zu    herück- 
sichligen.   Der  Schluss  des  33.    liischofs   und    die    spätere 
Reihe    bis  zum    40.   (Franciscus  II  Comes  l'alalinus),   der 
gerade  40    Jahre    das    Bisthum    regirte   und    am   18    April 
1732  starb  ,  rührt  von    mehreren  ungenannten  Fortsetzern 
her.  —  Die  Namen  und  Regi  er  u  n  gs  j  aii  r  e    der  seit- 
dem regierenden  7 Bischöfe  (der  56.  ist  Melchior  Freiherr 
von   Diepenbrock  seit    1845)    hat  der   Herausgeber  hinzu- 
gesetzt.  —   Das  Rüchlein   enthält    manche  interessante  An- 
gaben.  Zu  bemerken  ist,  dass    der  43.  45.  und  46.  Bischof 
österreichische    Erzherzoge  waren.   Carl  I.   (K.  Ferdinands 
II  Bruder,   geb.   1590)   von   1608—1624;  Leopold  Wil- 
helm (K.  Leopold's  I  Oheim)  seit  1655  (zum  zweitennuile 
postulirt)  bis    1662. —  (Von    ihm  heisst    es:    ,,rraeterea 
episcopatus   ({iiatuor:   olmucensem,  argentoratensem,   passa- 
viensem  et  halberstadtensem,  administralionem  Burgundiae  et 
ordinis   teutonici  magisterium   acceperat.  .   .    Ilic  episcopus 
nunquam  consccratus  nee  sacris   iniliatus.  Miles  egregius  in 
hello  et  ([ui  in   Silesia   uoii  vixit.     Per  administratorem   gu- 
bernavit  episcopatum  absens.  Ad  eins  ardorem  in  fide  coiila- 
buit  haeresis"  .   .  )  Der  46.   Bischof  Carl  III,   Erzherzog- 
von   Oesterreich  (Bruder  K.  Leopold's  1.  geb.    1640)  wurde 
als  vierzehnjähriger  Knabe  vom  Kapitel  postulirt ,   am  23. 


24 

Februar   1()(}3,  war  /iiig'leicii  Bischot*  von  Olmüt/i  und  Pas- 
sau  und   llocluueister  des  teutscheii  Ordens.  Er  starb  aber 
am  27.  Jänner  (hier  heist  es  Juni)  1C64  zu  Linz.  — 
2.  ßistbuni  Consta nz  (Klöster). 

I.  „Versucli  einer  urkundlichen  Darstellung  des  reichs- 
„frclen  Stiftes  Engelberg,  St.  Benedikten  -  Ordens  in  der 
„Schweiz.  Zwölftes  und  dreizehntes  Jahrhundert.  Gewidmet 
„dem  hochwürdigsten  und  gnädigen  Titl.  Herrn  Jubilaten 
„Abt  Eugen  I.  von  Biiren.  Mit  ungedruckten  Quellen  und  vier 
„artistischen  Tafeln.  Luzern,  1846.  Bei  Gebrüdern  Räber.  8. 
„IV.  und   156  SS.  Vom  Convente  in  den  Druck  gelegt."  — 

Engelberg  ward  von  Conrad  von  Seldenbüren  (aus  einem 
alten  Gesclilechte  Freier  aus  dem  Zürichgau)  im  J.  1122  ge- 
stiftet, der  selbst  Mönch  wurde  und  1126  durch  Meuchelmord 
fiel.  1124  ward  das  Kloster  vom  Papste  Calixtus  11.  bestätigt 
und  von  Kaiser  Heinrich  V.  Es  lag  in  Burgund  (damahls  we- 
der Herzogthum  noch  Grafschaft  genannt),  dessen  Rectoren  die 
Zähringer  waren,  im  Bisthum  Constanz ,  im  Zürichgau  (es 
scheint  dieser  Name  damals  für  den  Thurgau  auch  zu  gelten) 
und  in  der  Grafschaft  Zürich.  Unter  seinen  Achten  waren  die 
ausgezeichnetsten:  Frowin,  wahrscheinlich  aus  St.  Blasien  be- 
rufen, ein  Gelehrter  und  Schulmann;  interessant  ist  der  S.  31 
angeführte  Catalog  seiner  Schulbücher  (?).  —  Er  hinterliess 
auch  viele  Abschriften,  wie  S.  34  und  ff.  angeführt  wird. 
S.  36  „Das  Chronikon  Engelbergs  in  Folio  maximo  ist  zwar  nicht 
„durch  Frowins  Hand  geschrieben  (Pertz  sagt  im  Archiv  der 
„Gesellschaft  für  ältere  deutsche  Geschichte  VII.  173,  er  habe 
„die  kleinen  Annalen  (von  Muri)  als  ein  zweites  Exemplar  der 
„Engelberger  Annalen  erkannt.  Stadlers  Catalogus  Manuscr. 
„Codicum  gibt  aber  pag.  226  ganz  genau  an,  dass  sich  diess 
„nicht  so  verhalte,  sondern  der  später  Abt  gewordene  Berchtold 
„unsern  schönen  Codex  geschrieben  habe,  was  ein  genaue- 
„rer  Vergleich  der  Handschriften  dos  Codicis  murensis  mit 
„dem  unsrigen  genau  herausstellen  würde:  confer  Hist.  silvae 
„nigrae  M.  Gerbert  I.  241),  wohl  aber  eine  Copie  seiner  in 
„St.  Blasien  begonnenen  und  in  Engelberg  vollendeten  Hand- 
„schrift  des  d.  s.  Chronicon  murense ,  wie  diess  Gerbert 
„richtig  angibt,  wenn  er  sagt:    ,,qui  non    auctor  solum  memo- 


25 

„rati  chronic!  (Kiii^elh.)  sed  et  scriptoi*  Cod.  Murensis."  Lci- 
„dcr  fehlen  den)  Chronicon  i>Iuren.se  hinler  den  Annalen  die 
„ersten  xwölf  IMätter,  das  Clironicon  Hcdae  ganx  und  der  An- 
„fang-  des  Kusebius  und   llieroninius   his  ins  Jahr   144." 

„Dieses  schöne  Zeitbuch,  wichtij^-  für  die  karolin<;ische 
^und  sächsische  Zeit  und  vorzüi;lich  für  das  11.  Jahrhundert, 
„ward  grösstiMitheils  durch  Hermann  den  hihnicn  Grafen  von 
„Veringen  und  seinen  Schüler  ßcrchlold  in  der  Reichenau ,  das 
„Ende  durch  Bernohl  einen  St.  IJiasier  Mönch  (l'crtz  Script. 
„VII.  pag-.  74.  Ilcrniannus  augiensis  p.  205.  Ilerchtoldi  Annales 
„p.  385.  ßcrncddus  (SS.  IJIasianus  Gerbert.  11.  S.  N.  I.  233, 
„235,  243)  verfasst,  und  ist  durch  Urstisius,  Oefele  (Cod. 
„Scafhusensis),  Pistorius  und  Aeniilian  Usserniann  in  seinem 
„prodronius  Gernianie  sacrae  schon  früher,  jüngst  aber  im  sie- 
„benten  IJande  der  iMonunienta  Gernianiae  historica  aufs  neue 
„nach  den  ältesten  Handschriften  durch  Pertz  edirt  worden. 
„Auf  den  ersten  Anblick  war  es  sehr  leicht  die  Handschrift 
„von  Muri  für  die  Abschrift  der  Engelberger  Handschrift  zu 
„halten,  was  aber  bei  einer  kritischen  Vergieichung  sich 
„wirklich  umgekehrt  verhält.  Wir  bedauern  sehr ,  hier  nicht 
„dasjenige  naciiholen  zu  können,  was  für  die  deutschen  Ge- 
„schichlsforschcr  nach  der  Herausgabc  noch  von  Bedeutung 
„sein  könnte,  eben  so,  dass  diese  2  Handschriften  nicht  ge- 
„würdigt  worden  sind,  Schriftproben  in  die  Monumenta  zu  lie- 
„fern.  Pertz  sah  das  Chronicon  Engelbergense  An.  1837,  be- 
„nutzte  aber  bei  der  Herausgabe  den  ussermani- 
„schen  Abdruck,  der  viele  Lücken  hat.  Das  Chronicon 
„Engelbergense  zeigt  zwei  Hände  ;  Frowin  machte  nämlich 
„mit  haltbarer  Tinte  V'erbcsserungcn  in  die  Handschrift  sei- 
„nes  Schülers  Berchtold."  Unser  altes  Chronikon  besieht  aus  16 
Octernen.  Die  zelm  ersten  Biälter  bilden  die  kleinen  Annalen,  wel- 
che die  St.  Blasier  nicht  mit  Unrecht  bis  auf  die  Zeit  des  Aus- 
tritts Frowins  als  die  Ihrigen  ansprechen.  In  dem  Chronicon  Mu- 
rense  sind  solche  nur  bis  ins  Jahr  1175  fortgeführt,  in  dem 
Eni>;olberger  Zoithuche  aber  foliit  mit  veränderter  Hand  beim 
Jahre  1177  der  Tod  Abt  Frowins;  beim  Jahre  1179  das  Conci- 
liuni,  welches  Papst  Alexander  zu  Bom  hielt;  beim  Jahre  1181 
die   Krönung   des     römischen  Königs    Heinrich   VI. ;  beim  Jahre 


26 

1187  eine  Darstelliinf^  der  Gescliichle  tlcs  ü,elobteii  Landes  nebst 
anderem,  was  später  zur  Sprache  kommen  wird;  dann  foli^en 
meist  nur  die  Ani;elegenlieiten  unseres  Gotteshauses  von  ver- 
schiedenen Händen,  bis  ins  Jahr  1502.  Auf  S.  2 — i  der  Annale« 
truo-  ein  Unbekannter  unter  Abt  Ulrich  Stalder  von  ßern  A.  1484 
die  kurze  Klostergeschichte  Engelbergs  in  lateinischer  Spra- 
che am  Rande  ein.  Auf  dem  eilften  Blatte,  wo  der  Titel  des 
Chronicon  Bedae  hing-esetzt  ward,  steht  von  Abt  Berchtokrs 
Hand  geschrieben:  „Hoc  pie  Christe  datum  Berctoldi  sit  tibi 
„gratum",  als  Beweis  ,  dass  Abt  Berchtold  diess  Chroniken  ab- 
„schrieb,  bevor  er  Abt  war."  Vorzügliche  Aebte  waren  auch 
Frowin's  Nachfolger.  Abt  Berchtold  (von  1178—1197)  S.  41  — 
50;  und  Abt  Heinrich  I.  (von  Wartenbach)  1197  —  1223. 
(S.  51).  Aus  seiner  Zeit  bewahrt  das  Kloster  ein  drei  Fuss 
hohes,  zwei  Fuss  breites  silbernes,  achtzig-  Reliquien  enthal- 
tendes Kreuz ,  mit  einem  grossen  Kreuzpartikel  im  byzantini- 
schen Geschmacke  von  getriebener  Arbeit,  einst  mit  sehr 
werthvollen  Edelsteinen  und  Perlen  geschmückt,  unter  welchen 
vorzüglich  ein  Karfunkel  berühmt  war  (Folgt  die  nähere  Beschrei- 
bung dieses  interessanten  Stückes).  S.  Abbildung  auf  Tafel  2. 

Mit  grosser  Sorgfalt  sind  alle  aus  dem  13.  Jahrhunderte 
(bis  1298)  noch  übrigen  urkundlichen  Daten  angeführt,  und  auf 
die  literarische  Thätigkeit  der  Conventualen  ist  die  gebührende 
Rücksicht  genommen  (bis  S.  106).  Von  S.  109  —  130.  Unge- 
druckte, sprachliche  und  historische  Urkunden.  I.  „Expositio 
Vocabulorum  sacre  scripture  mit  Frowin's  deutschen  Glossen" 
S.  109.  II.  1199,  23.  Februar,  in  Eger.  König  Philipp  IL 
übernimmt  vom  Abte  Heinrich  die  Vogtei  des  Klosters  Engel- 
berg ,  und  verspricht ,  sie  nicht  zu  vergeben  (ohne  Willen  des 
Abtes).  S.  110.  IIL  Das  Haus  Briens-Ringgenberg  (von  1147— 
1390).  Stammbaum.  S.  111.  IV.  1229,  18.  Mai;  Constanz. 
König  Heinrich  VIL  (K.  Friedrich's  IL  Sohn)  bestätigt  die 
Rechte  und  Besitzungen  des  Klosters  Engelberg,  und  nimmt 
es  in  seinen  Schutz.  S.  112.  V.  1227  K.  Heinrich  VIL  trägt  dem 
Schultheiss  von  Solothurn  und  „ceteris  Burgundie  rectoribus 
sub  ditione  sua  degentibus"  auf,  das  Kloster  St.  Urban  zu  schüt- 
zen, p.  113.  VI.  1233,  11.  Jänner  b.  Geilenhausen.  K.  Hein- 
rich VH.  empfiehlt  die  Güter  des  Klosters  Engelberg  im  Aargau 


dem  Schutze  des  W.  von  Ilochdoi-f.  p.  114.  VI.  b.  1235  —  1241, 
2b-  Mürz;  Conslauz.  Biscliof  lleiiiricli  von  Constanz  nimmt  das 
Kloster  Engelherü,-  in  seinen  Schirm,  p.  115.  VII.  IVW,  20.  No- 
vember. Die  (lebrüder  Ulrich  und  Chiino  Mdh;  von  liinach  ver- 
kaufen dem  Ahte  Walther  von  Eng-elherji,-  die  Vogtci  von  Bach- 
telen.  p.  IK).  VIII.  Die  Brüder  Wernher,  Dielhelm  und  Mar- 
quart  Kdie  von  Wolhusen  verziclilen  gegen  eine  Entschadigun<j 
von  8  Pfund  l*f.  auf  ihre  Ansprüche  an  die  Leute  von  lloken. 
p.  117.  I\.  12(J7-12T().  Translata  a  Walthero  II.  abbate  Ue- 
gula  Sli  Benedicti.  (Vielleicht  walliserdeutsch  des  13.  Jahr- 
hunderts?) p.  118.  (Probe).  X.  1284,  18.  December,  Perusii. 
Papst  Martin  IV.  gibt  dem  Abte  Arnold  von  Kngelberi^  die 
Vollmacht,  seine  Mönche  von  der  Excommunication  loszuspre- 
chen. Bemerkenswerthe  Stelle:  „Exhibita  nobis  tua  petitio 
„contincbat  quod  nonnulli  Monasterii  tui  Monachi  et  Conuersi 
„pro  V  i  0  1  e  n  t  a  m  a  n  u  u  m  i  n  i  e  c  t  i  o  n  e  in  s  e  i  p  s  o  s 
(Versuch  zum  Selbstmord?  oder  (jiewaltlhätigkeit  gegen  ein- 
„ander?)  et  quidam  pro  detentione  proprii  alii  etiam  pro 
„denegata  tibi  et  predecessoribus  tuis  obedientia  seu  con- 
„spirationis  ollensa  in  excommunicationis  laqueum  incidcrunt, 
„quorum  monachorum  quidam  divina  celebrarunt  olVicia  et  reccpe- 
„runt  ordines  sie  ligati"  .  .  Die  „iniectores  manuum,  quorum  fuerit 
„gravis  et  enormis  excessus  n»ittas  ad  seden»  apostolicam 
„absolvendos.*'  .  .  .  Zeigt  jedenfalls  Verfall  der  Disciplin, 
freilich  zur  selben  Zeit  ziemlich  in  den  meisten  Klöstern ! 
p.  124.  \I.  1343.  Einige  Beiträge  aus  dem  Necrologe  und 
Jahrzeitbuche  der  Nonnen  in  Engelberg.  (205  Klosterherren 
und  511  Nonnen  verzeichnet,  lässt  auf  einen  Durchschnitts- 
Bestand   von   37  Herren  und  77  Nonnen  schliessen  !) 

„Abt  liiidolf  war  laut  gleichzeitigem  Zeugnisse  unsers 
„grossen  Chronikons  genöthigt  das  Nonnenkloster  zu  vergrös- 
„sern,  unter  Abt  Walther  III.  sind  Anno  1325  an  einem  Tage 
„140,  und  Anno  1345  90  Nonnen  eingekleidet  worden,  die 
„freilich  bei  dem  Entstehen  dieses  (Jahrzeit-)  Buches  grössten- 
„theils  noch  leben  mochten,  indem  1349  117  davon  an  der 
„Pest  starben."'  Zu  diesem  Nonnenkloster  schenkte  König- 
„Albrecht  (I.)  das  Geld  zu  Alpnach,  und  seine  Gemahlin  einen 
„Weingarten    zu    Benklichon."    p.     125.    XII.    1303.    27.    Juli, 


28 

Lucerie  in  domo  IV.  ini».  Johaiiu  von  WoIIiuscmi  schenkt  mit 
Eiiiwillii'un«»:  sciiios  Oheims  unil  Vonmnuls  Jakob  von  der  Wart 
dem  Kloster  Kngelberg"  seine  Güter  in  Langene<i,s^e  und  das 
Patronatsrechl  in  Lungern  und  zwei  Leibeigene,  p.  126. 
XIIL  Urbarium  1301)  — 1310.  p.  127—130.  Nun  folgen  von 
S.  133—150,  123  Regesten  von  den  Jahren  1122  —  1297. 
Ausser  der  bereits  angeführten  Abbildung  des  alten  Crucifixes 
sind  Initialen  aus  dem  12.  Jahrhunderte,  und  das  Facsimile 
einer  Urkunde  von  1240,  dann  ein  Initial  von  c.  1270  der  Ge- 
genstand der  übrigen  3  artistischen  Beilagen. 

Wir  bemerken  noch  eine  interessante  Stelle  in  dem 
Stiftbriefe  des  Klosters  vom  Jahre  1122  über  die  Absetzung 
eines  df^n  Kloster  schädlichen  Abtes.  „Qui  (Abbas)  si  forte 
„libertatem  monasterii  pervertere,  sibi  locum  sanctum  subjicere 
^ademtauerit  siue  aliquid  seruitii  statutum  (?)  sibi  fieri  exege- 
„rit.  Mox  fratres  cum  sutlVagio  religiosorum  Abbatum  et  cetero- 
„rum  Christi  fidelium  in  circuitu  manentium  secundum  iustituta 
„sancti  ßenedicti  hunc  accusatum  iusteque  ab  eis  confictum 
„(?  convictum}  dignitate  sua  abjici  perficiant."  Obwohl  Papst 
Calixtus  diese  ßestimmung  nicht  in  seine  (IJestätigungs-)  Bulle 
aufnahm,  so  erscheint  sie  Anno  1124  doch  im  Bestätigungs- 
diplome Kaiser  Heinrichs  V.,  und  ist  in  der  unglücklichen 
Zwischenzeit  vom  Tode  Abt  Adelhelm's  bis  zu  Frowin's  Wahl 
wirklich  in  Anwendung  gebracht  worden.  „Quod  (tres  abbates : 
„Lütfried,  Weif,  Hesso)  indigne  vixerunt,  male  profuerunt, 
„quia  subjectis  non  profuerunt ,  sed  bona  monasterii  dilapida- 
„verunt.  Ideo  depositi  et  expulsi  fuerunt"  sagt  das  Chronicon 
„seculi  XV.  Engelberg,  sagt  der  (ungenannte)  Verfasser,  war 
rechtlich  freier  als  das  reiche  Königstift  St.  Gallen.  Der  Abt 
war  der  echte  Nachfolger  des  Freiherrn  von  Seldeiibüren." 

Die  in  diesem  Büchlein  vorkommenden  Habsburgica 
sind  aus  Herrgott,  Tschudi  u.  s.  w.  bekannt  oder  betreft'en 
die  Lauffenburger  Linie. 

Möge  der  Verfasser  die  Schicksale  dieses  „reichsfreien" 
Stiftes,  dessen  schöne  Lage  durch  das  Bild  auf  dem  Umschlage 
vergegenwärtigt  ist,  auch  in  den  spätem  Jahrhunderten  ver- 
folgen ,  die  Geschichte  der  zehn  ersten  Aebte  zeigt  ihn  als 
fleissigen  und  gewissenhaften  Forscher. 


29 


B.  Deutsches  Reich, 
a)  Deutsche  G  e  s  c  h  i  c  h  t  s  q  u  e  1 1  e  n. 

1.  A(Jditamentum  secundinn  ad  lit'f/esta  Jmperii  inde 
ah  anno  MCCCXIIII.  usque  ad  annnm  IfCCCXLVJl.  Zweites 
Krilüir/.uugsheft  zu  den  Ucg'eslcn  Kaiser  Ludwij^s  des  IJniern 
und  seiner  Zeit  1314  —  1347.  Von  Joli.  Friedrich  Böhmer. 
Leip-Aii»-  hei  C.  K.  Kcrsten,  früher  S.  Schmorhers  Verlag 
in  Frankfurt  am  Main  1846.  4.  1  Hl.  Vorrede,  Verhcsserun- 
gen  und  Zusätze,   dann  von  S.  317 — 348. 

2.  lief/esta  linperii  inde  ab  anno  MCCXLV1  usquc  ad 
annnm  3TCC('XIII.  Die  Ilegesten  des  Kaiserreichs  unter  Heinrich 
Uaspe  ,  Wilhelm,  Kichard,  lliidolf,  Adolf,  Alhrechl  und  Heinrich 
VII.  1246 — 1313.  Neu  bcarheitet  von  Joh.  Friedrich  Böhmer. 
Stuttgart.  J.   G.  Colta'scher  Verlag.   1844.  4.  X.  380.   SS. 

3.  Fontes  Rei'um  Germanicarum.  Geschichtsquellen  Deutsch- 
lands ,  herausgegeben  von  Joh.  Friedrich  Böhmer.  Zweiter 
Band.  Ilerniannus  Altahensis  und  andere  Geschichtsquellcn 
Deutschlands  im  13.  Jahrhunderte  (auch  mit  diesem  zweiten 
Titel:  H.  A.  u.  a.  G.  D.  im  13.  Jahrh.)  Stuttgart.  J.  G.Cotta'- 
scher  Verlag.   1845.  8.  LVI.  572.  SS. 

4.  Rrgrsta  Jmperii.  Die  Ilegesten  des  Kaiserreichs  von 
1198 — 1254.  Neu  bearbeitet  von  Job.  Friedrich  Böhmer. 
Erste  Abtheilung.  Stuttgart  und  Tübingen.  J.  G.  Colla'scher 
Verlag.  1847.  4.  281).  SS. 

Als  wir  im  106.  Bande  der  Wiener  Jahrbücher  der  Lite- 
ratur (S.  225  —  260)  die  Regesten  K.  Ludwigs  des  Baieru 
und  den  ersten  Band  der  Fontes  Herum  Germanicarum  an- 
zeigten, äusserten  wir  den  Wunsch,  der  um  deutsche  Ge- 
schichte so  hochverdiente  Herausgeber,  Bibliothekar  Böhmer 
in  Frankfurt  am  Main,  möge  uns  recht  bald  mit  der  Fortset- 
zung dieser  so  erspriesslichen  historiseiien  Quellen  und  Hilfsmittel 
erfreuen,  dieser  Wunsch  wurde  in  reichlichem  Masse  erfüllt. 
Böhmer  gehört  nicht  nur  zu  den  rüstigsten,  sondern  auch  zu 
den  verdientesten  Geschichtsforschern  und  seine  Bestrebungen 
müssen  und  werden  gleichsam  eine  neue  Bahn  brechen,  indem 
er  theils  die  bisher  minder  zu2;äni»lichcn  Duellen  durch  seine 
Handausgabe  der  Fontes  (2  Bände)  den  Forschern  näher  rückte, 


30 

theils,  und  Aas  ist  sein  Ilauptverdienst ,  die  bisher  minder 
beachteten  U  r  k  u  n  d  e  n  in  ihrer  vorzugsvveisen  Wichtigkeit 
geltend  machte.  Urkunden  sind  und  bleiben  die  sicherste  Grund- 
lao-e  aller  Geschichte,  die  Geschichtschreiber  und  zumal  die 
Chronisten  sind  jedenfalls  durch  die  Urkunden  erst  fest  zu 
stellen  und  oft  genug-  zu  berichtigen. 

Mit  Vergnügen  bemerkt  man  Böhmers  immer  reichhaltiger 
gewordene  Urkunden-Auszüge,  seine  neu  bearbeiteten  Regesten 
(von  1198 — 1313)  sind  gegen  die  früheren  nicht  bloss  an  der 
Zahl,  sondern  auch  am  Gehalte  mehr  als  verfünffacht.  Und  die 
Einleitung  bei  jedem  Regenten  ist  ganz  neu  und  von  grössteni 
Verdienste. 

Ohne  Zweifel  wird  Böhmer  bald  diesen  Vorarbeiten  eine 
Darstelluiig  dieses  hochwichtigen  Zeitabschnittes  der  deutschen 
Geschichte ,  in  dem  sich  die  spätere  Zersplitterung  und  dar- 
aus folgende  Schwäche  des  Reiches  bereitete,  folgen  lassen, 
gewiss  ein  tüchtiges  Werk,  worauf  wir  uns  schon  jetzt  herz- 
lich freuen. 

Wir  können  uns  jedoch  nicht  enthalten,  hier  den  allerdings 
noch  zu  begründenden  Wunsch  auszusprechen ,  dass  der  Vor- 
arbeiten noch  mehr  werden  mögen  ,  ehe  man  an  eine  Darstel- 
lung denke ,  welche  gewissermassen  die  Signatur  dieser 
wahrlich  noch  ziemlich  dunklen  Zeit  liefern^,  ein  decidirendes 
Urtheil  über  Personen  und  Verhältnisse  aussprechen  würde. 
Wir  halten  die  Acten  zum  Spruche  noch  für  ungenügend,  wir 
wollen  noch  einen  reicheren  Apparat,  des  herbeizuschaffenden 
Stoffes  ist  noch  gar  viel.  Kaiser  und  Papst  sind  wohl  die 
Häupter,  aber  die  Kirche  und  der  Staat  sind  gross  und 
ffewaltiff  und  besonders  in  Deutschland  von  unendlicher  Man- 
nigfaltigkeit  und  eben  desshalb  erfordert  die  deutsche  Ge- 
schichte eine  sehr  umfassende  und  ins  Specielle  dringende  Be- 
handlung. Wir  glauben ,  dass  zur  vollen  Kenntniss ,  wie  die 
Dinge  sich  in  Deutschland  gestalteten  und  wie  sie  zu  beur- 
th  eilen  seien,  auch  Regesten  der  deutschen  Reichsfürsleu 
und  Reichsstädte,  so  wie  Regesten  der  deutschen  Kirchenfür- 
sten (Erzbischöfe,  Bischöfe  und  Kapitel)  und  deutschen  Klöster 
wünschenswerth  sind  ja  unentbehrlich.  Man  muss  diesen  grossen 
biltern    Kampf    zwischen     dem    Imperium     und    Sacerdotium , 


31 

diese  verunglückte  Geburt  einer  R  e  ie  li  s  v  e  r  f  a  ssun  2; ,  wel- 
che die  Nation  zu  solcher  Schwäche  nacli  Iimeii  und  Aussen 
verurtlieiltc  ,  aus  einer  vollständigen  Uchersichl  aller  speciellen 
Geschichten  des  deutschen  Reiches  und  der  deutschen  Kirche 
kennen  lernen  und  dazu  gehören  nach  unserer  Ueber/>eugung; 
noch  sehr  unifängliche  und  mühsame,  dafür  aber  auch  sehr 
gehaltreiche  und  ergiebige  Forschungen  und  Vorarbeiten,  die 
freilich  nicht  das  Werk  eines  Einz,elnen  sein  können.  Röhmer 
sagt  selbst,  dass  Regesten  der  Päpste  selbst  nur  aus  Raronius 
und  Raynald  sehr  wünschenswerth  wären,  wenn  nicht  die  seit 
111)8  noch  vollständig  vorhandenen  Kanzleibücher  selbst  extra- 
hirt  würden  ,   was  wir  jedenfalls  vorzögen. 

„In  der  Vorrede  zu  meinen  frühern  Kaiserregesten  äusserte 
„ich  (Röhmer  in  Nr.  2.  S.  IV\)  ,  dass  irgend  ein  geistliches 
„Stift  in  Oesterreich  durch  ein  solches  Unternehmen  die  Thä- 
„tigkeit  seiner  Conventualen  erproben  und  sich  allgemeinen 
„Dank  erwerben  möge.  Risher  ohne  Erfolg.  Man  möchte  fast 
„glauben,  dass  das  was  Raronius  und  Raynald  in  dieser  Rezie- 
„hung  bereits  geleistet  haben,  durch  seine  Grösse  und  seinen 
„Werth  mehr  abschrecke  als  nachziehe.  Wie  dem  auch  sei : 
„ich  wünsche  von  Neuem,  dass  die  von  mir  gesammelten  Rruch- 
„stücke  päpstlicher  Regesten  einem  Solchen  vor  Augen  kommen 
„mögen  ,  dem  Sallusts  Vorwort  zum  Catilina  im  (iedächlnissc 
„geblieben,  der  mit  Vincentius  Ferretinus  fragt:  quid  enim 
^^valet  nisi  sepius  excerceatur  ingenium,  der  sich  entschliessc 
„einige  Jahre  an  das  Werk  zu  gehen  und  zur  Fiiire  der  Kirche 
„und  zum  dauernden  Gewinn  für  geschichtliches  Studium  es  hin- 
„auszuführen.  Es  liegt  hier  in  dem  Stofl'e,  wie  in  jenem  Wein- 
„berg,  ein  verborgener  Schatz,  den  derjenige,  der  ihn  bebaut, 
„durch  die  dabei  zu  erwerbende  wissenschaftliche  Ausbildung 
„sich  aneignen  kann." 

Wir  glauben,  dass  ein  Regestenwerk  nicht  bloss  über  die 
Rullen  und  Rriefe  der  Päpste  (und  zwar  unmittelbar  aus  den 
zu  Rom  aufbewahrten  Kanzleibüchern),  sondern  auch  über  die 
Urkunden  säinrntlicher  deutscher  Rischöfe  und  Erzbischöfe,  so- 
wie der  Aebte  der  bedeutendsten  Klöster  Deutschlands  ein  wah- 
res Redürfniss  wäre  und  der  deutschen  Geschichte  des  Mittel- 
alters  einen   ganz   andern   Gehalt  geben   würde. 


32 

Doch  nicht  die  Regesten  allein  wollen  wir  berücksichtigen, 
man  muss  auf  die  Quellen  selbst  zurückgehen  und  man  kann 
sich  diese  nie  ersparen.  Böhmer  sagt  zwar:  (Nr.  2.  S.  lll) 
„Die  Auszüge  des  Iniialts  der  Urkunden  sind  jetzt  so  erschö- 
„pfend,  dass  sie  dem  Geschichtsforscher  in  den  bei  weitem 
„meisten  Fällen  die  Einsicht  des  vollständigen  Textes  ersetzen 
„können.  Diess  wird  selbst  für  diejenigen  bequem  sein,  welchen 
„die  angeführten  Druckwerke  zu  Gebote  stehen.  Aber  einen 
„viel  grösseren  Dienst  glaube  ich  damit  denjenigen  geleistet 
„zu  haben,  denen  diese  Werke,  die  sich  nur  auf  sehr  wenigen 
„öffentlichen  Bibliotheken  vollständig  vorfinden,  nicht  zugänglich 
„sind.  Solchen  war  es  bisher  unmöglich  gründlichere  Studien 
„zu  machen.  Jetzt  ersetzt  ihnen  mein  Buch  im  Ux'kundenfache 
„für  den  betreffenden  Zeitabschnitt  eine  ganze  Büchersammlnng, 
„und  sie  können  schon  auskommen,  wenn  sie  nur  noch  den  vierten 
„Band  der  Monumenta  Germaniae  historica  zur  Hand  haben." 

Das  nun,  bei  aller  Achtung,  die  wir  vor  Böhmers  Ver- 
diensten hegen,  glauben  wir  nicht,  wir  meinen,  diese  Regesten 
seien  jedenfiills  nur  ein  Fingerzeig  und  man  müsse  sich  in 
die  Geschichte  selbst  ganz  hineinarbeiten,  man  müsse  die 
angedeuteten  Spuren  verfolgen  und  die  Urkunden  (auch  Chroni- 
ken u.  s.  w.,  die  damit  in  Verbindung  stehen}  studiren.  Wir 
wollen  aus  einem  Beispiele  unsere  Meinung  begründen: 

In  Nr.  721  der  Regesten  K.  Friedrichs  11.  (Nr.  IV.), 
April  1232  heisst  es:  (K.  Friedrich  II.)  „gibt  und  verleiht 
„mit  Beistand  seines  Sohnes  König  Heinrichs  und  mit  Rath 
„der  Fürsten  dem  Erzbischof  Sifrid  von  Mainz  und  dessen  Nach- 
„folgern  das  herabgekommene  Kloster  Lorsch,  in  der  Erwar- 
„tung,  dass  nunmehr  Seitens  des  Erzstiftes  Mainz  der  gebüh- 
„rende  Reichsdienst  dafür  werde  geleistet  werden." 

Man  sollte  glauben,  dass  dieses  genüge!  Verfolgt  man 
aber  diese  Angabe  und  fragt,  wie  kam  das,  was  geschah  da- 
bei? so  lernt  man  die  ganze  leidige  Sache  ganz  anders  kennen 
und  macht  dabei  einen  tiefen  Blick  in  die  inneren  Zustände, 
der  einem  dann  mehr  erklärlich  macht.  Wir  wollen  aus  Johan- 
nis  Scriptoribus  Rerum  Moguntinarum  (Tom.  I.  p.  594)  den 
Hergang  erläutern.  Erzbischof  Sigfried  III.  von  Mainz  (Sohn 
des  Gottfried  von  Eppenstein  und  einer  Gräfin  von  Wied  (Schwe- 


33 

ster  dos  Krzbiscliofs  Diolricli  von  Trier),  Neffe  des  Erzhiscliofs 
Siegfried  II.  von  Mainz),  der  mit  vielem  Verstand  einen  hochfah- 
renden,  «icwalllhätigen  Sinn  verband  nnd  in  Wahl  seiner  Mittel 
nicht  häckelig"  war,  suchte  sein  diircl»  Kriege  erschöpftes  Kr/>slift 
durch  neue  Zuflüsse  zu  kräftig^en.  *)  Ein  solch  willkommener 
Zuwachs  war  allerdings  das  wie  es  scheint  herahg-ekommene 
Benedictinerkloster  Lauresham  oder  Lorsch;  um  die  dortigen 
Mönche  fi'ir  die  Idee  der  Incorporirung-  zu  gewinnen  ,  spiegelte 
man  ihnen  vor,  dass  sie  ein  Theil  des  Mainzer  Dom- 
capitels  werden  sollten,  in  dieser  IIolTnung  willigten  sie  ein 
und  schrieben  desshalb  selbst  an  den  Papst.  Der  Werth  des 
weltlichen  Hesitzthums  dieses  bedeutenden  Klosters  betrug*  über 
einmal  hundert  tausend  Goldgulden  (damals  eine  grosse  Summe). 
Die  Benedictiner  mussten  das  Kloster  verlassen,  es  ward  vom 
Erzbischof  mit  Cisterziensern  besetzt,  doch  die  wurden  bald 
Aviedcr  von  den  ersteren  gewaltthätig  vertrieben  in  nächtlichem 
Ueberfall.     .,»SVrf   non   post    multos  dies    supervcniens    archi- 


*)   Erzbischof  Siegfried   III.   sass   auf  dem  Mainzer  Stuhle  von    laSl  bis    1249 
(stirbt    am     9.   März    1249    zu    Binj^en    im    kräftigsten    Mannesalter,)     Es 
heisst  von  ihm  :    I'iV  magnorum  uperuni  ,   qui  ecclesium  siiam  hoiiore   ac 
„rebus  niugnifice  ampliavit  et  inter  tot  mala,   tot  hella ,    totifite  pericnlu 
yjf/uibus   Imperium  nutahat,  sapientissime  rexit.''''   auch:    „  FtV   magnarum 
„virtutum  et  actionum ,   qui  tantue  constantiae  fuit ,    ut  iussu  Papae  Fri- 
„dericttm    Imperatorem  puhJicc  e.rcommunicatum   denuntiaret ,    et  perse- 
,,(ltteretur."    Man   verglich   ihn   mit  Judas   Maccabaeus ,   weil    er    einst    mit 
einer    bewaffneten     Macht    von     .'JOO     seine    800     starken    Gegner    schlug. 
Grosse    Thätigkeit    ist     ihm    nicht    abzusprechen.     Sein    Nachfolger,     der 
milde    wahrhaft    christliche,    aber    eben    desshalb    für    diese  eiserne  Zeit 
unpassende   Christian    sagt    über    ihn  :    ,,//  i  c    v  ul  tu  m    et    an  imu  m 
^^l  e  o  n  i  s    i  n  d  u  en  s  ,    1  e  o    f  a  c  t  n  s   est.    et    c  o  ep  it    o  r  phan  o  s 
y,e  t    V  i  d  u  a  s     facere,    v  i  l  la  s    co  inb  u  r  er  e  ,    civitates     dc- 
yS  t  r  u  e  r  e ,  ho  m  in  e  s   dev  o  r  ar  e,   t  c  r  r  a  m   i  n   d  e  s  c  r  i  u  m   d  e  d  u- 
yyC  e  r  e  et  P  u  p  ue    mir  i  fi  c  e    c  o  ni  p  l  a  c  e  r  c.     Et  quia  iam  iu(/uisi- 
jjtionis     liffcras     contra    dcderat ,     ex    iis     /'actis     fratrem    venerahilem 
^■^nppellabut.     Hie   Sifridus    Episcopus    mulum   opus   operatus    est,   (/ui  per 
yflammam     ignis    terram    depanperavit,     et     thesuuros     ecclesiae    ablatos 
y,praedonibus    dispersit,   dedil  raptoribus ,   iustitia   eins    non   7nanet 
yin    saeculum    s  a  e  cu  l  i.^''    Abt  Walther  von   Eberbach    gibt  übrigens 
dem    sterbenden   Siegfried    das    Zeugniss ,    er    habe    aufrichtig    gebeichtet 
und   die   bitterste  Reue  bezeiget!    Jedenfalls   ist  die  blosse  politische 
Geschichte  ungenügend,   um   den   \V('itli   einer"  Zeit  abzuwägen! 

3 


N 

,,episcopns  in  manu  valifla  Herum  eofi  de  monaaterio  ex'pulit, 

„<?/    Cifftrrcienses    snos    denuo    revocaint.    Et  ecce ,    quudam. 

,^nocte,  sub  matutinis ,  cum  se  Cistercienses  crcdereiit  esse 

,^seciiros ,    iterum    nostri    cum    amicis    suis    ad   Lnurissam 

^^veniunt ,  eos  denuo  invadunt,    caedunty  percutrutif.    et  ite- 

^^rum  expellunt ,  protestantes  ,  se  omnes  int  er  e  mpturos , 

j^si  denuo  ad   ipsum  coenohium   Laurissense  praesumpsrriiit 

^^reverti.    Ab  ea    itaque  die  non  amplius  poterant  induci  Ci- 

j^stercienses ,    ut  ad  Laurissam  reverterentur.    Vacauit  ergo 

^^aliquandiu   monasterium  j,    cum  nee  Uli  ^    nee  nostri  se  tuto 

,^ibidem  passe  mauere  cerner etit.  Tandem  Innocentiiis Papa IV. 

^^Archiepiscopo   Moguntino    praefato    mandavit   anno   Pontiß- 

^^catus  sui  II:,  fji'i  fuit  dominicae  nativitatis  1246 ,    quate- 

j^nus    monachos    cuiuscunque   ordinis ,    aut    certe  Canonicos 

,^saeculares    ad    coenobium    reponeret ,    ne    diiitius    vacuum 

^^remaneret.    Qui    consilio  accepto ,    monachos  Praemonstra- 

^^tensis   ordinis    de   monasterio  Omnium  Sanctorum  Argenti- 

,^nensis  dioecesis  ad  se   vocafos,  conventum  ex  eis  in  prae- 

^•jfato   monasterio    instituit ,    quibus  Praepositum   pro  rectore 

^^deditJ^ 

Wir  verlangen  also  von  dem  Gescliichtschreiber  ein  tie- 
feres Eingehen  in  die  Verhältnisse,  mit  den  Resultaten,  welche 
die  oberflächliche  Erwähnung  der  Facten  gewähren,  können 
wir  uns  wahrlich  nicht  begnügen.  Die  blosse  Bearbeitung  der 
Ka  i  s  er- Geschichte  auch  wird  Deutschland  und  seine  Ge- 
schichte in  einem  der  wichtigsten  Zeiträume  selbst  nicht  einmal 
in  politischer  Beziehung  hinlänglich  aufhellen,  desshalb  wün- 
schen wir  auch  Regesten  der  Fürsten,  der  Bischöfe,  der  Aebte,  der 
Adelsgeschlechter ,  der  Städte  u.  s.  vv.  und  umfassende  Berück- 
sichtigung der  sämmtlichen  Verhältnisse  des  gesammten  Volkes. 
Böhmers  Streben  bleibt  immerhin  der  ganz  besondern  Aner- 
kennung würdig,  da  er  einen  neuen  Weg  eingeschlagen  und 
dadurch  die  gründlichere  Bearbeitung  der  „Geschichte  des 
deutchen  Reiches"  vorbereitet  hat.  Die  Ausführung  jedoch  wird 
noch  lange  Zeit  auf  sich  warten  lassen,  da  es  leider  an  einem 
gleichmässigen  Zusammenwirken  der  Geschichtsforcher  fehlt ; 
wie  das  politische  Leben  des  deutchen  Volkes  durch  eine 
Centrakewalt    erst   ins   kräftige  Dasein   gerufen    werden   muss, 


35 

so  auch  wird  seine  Geschichte  erst  «liircli  Cenlralisatiuii  der 
vereinzelten  Arheitcn  der  deutschen  (jlcschichlslorscher  wahrhaft 
mö<>licl»  ;  doch  ist  literarisches  Zusammenwirken  fast 
noch  wenii»er  zu  erwarten  als  politisches. 

B.  Deutsches   Reich. 

Ä)   Ahliandliingen  und   Darstellung'. 

1.  Versuch,  die  wahren  Gründe  des  IJurgundischen  Krie- 
ges darzustellen  von  J  o  h.  C  asp.  Z  e  1 1  w  ege  r  ,  Mitglied  meh- 
rer schweizerischer  geschichlsforschenden  Gesellschaften.  Aus 
dem  V.  liand  des  Archivs  für  schweizerische  Geschichte  be- 
sonders abgedruckt.  149  SS.  in  8.  (iMit  XXXI  urkunillichen  De- 
leg-en  von  den  Jahren   1453  —  1477.)   1S47. 

Diese  Abhandlung  des  um  die;  (ieschichte  seines  V'aterlan- 
des  so  hochverdienten  Herrn  Verfassers  ist  reich  an  neuen 
Aufschlüssen.  — 

Er  gibt  in  der  Einleitung  die  Resultate  seiner  Forschungen 
an :  Die  llaiiptmomonle  der  Verschiedenheit  zwischen  den  An- 
sichten der  frühern  Geschichtschreiber  und  der  meinigen,  und 
die  Ursachen  der  Irrthümer,  die  man  bei  jenen  antrifft, 
scheinen  mir  die  folgenden  zu   sein: 

Allcrvorderst  suchen  Alle  die  Ursache  desKrieo-s  der  Schweiz 
mit  dem  Herzog  von  Rurgund  in  den  Plackereien  seines  Land- 
vogts und  seiner  untergebenen  Kdelleute,  und  betrachten  die  Schwei- 
zer als  selbständige  llauptpartei  in  diesem  Kriege.  (Müller, 
Leipzig  1805.  iV.  037.  Meier,  I.  2'i(i.  v.  Tillier ,  IL  11)7.  v. 
Rodt,   L   105).) 

Meine  Ansicht  geht  aber  dahin,  dass  die  Schweiz  der 
Spielball  der  drei  Mächte  von  Oeslerreich  ,  Rurgund  und 
Frankreicii  war,  und  dass  sie  nur  in  Folge  des  Verrathes  von 
Diesbach  für  sich  selbst  den  Krieo-  bcü^ann  und  bei  den  Schlach- 
ten  von  Grandson  und  Murten  als  selbsthandelnd  kann  betrachtet 
werden.  Oeslerreich  konnte  es  nicht  verschmerzen  ,  während 
der  Kirchenversammlung  von  Constanz  und  seither  so  viele 
Ländereien  verloren  zu  haben  ,  wel(;he  die  Eidgenossen  erobert 
iialt<'n,  ohne  je  in  einem  Friedensinstruuiente  von  Oesterreich 
eine  förmliche  Entsagung  seiner  Ansprüche  zu  erhalten.  Die 
Verpfändung    seiner    liesitzungen    im    Elsass    und    die    Aussicht 

3  • 


36 

auf  eine  Vcnnäliluiig'  Rlaxiiiiilians ,  des  Sohnes  Kaiser  Frie- 
drichs III.,  schienen  (ten  heslen  Anlass  zu  liefern,  die  Hülfe 
von  liurgund  mi  Kroherung-  der  Schweiz  oder  vvenii>;stens  der 
ahi;,e trete nen  Länder  zu  erhalten.  IJurgund  zeigte  sich  willig 
dazu,  aher  hatte  nocii  so  viele  Verwicklungen  nüt  dem  König 
Ludwig*,  dem  Herzog  von  Bretagne  und  dem  König  Eduard  IV. 
von  England,  dass  Karl  es  fi'ir  zuträglicher  hielt,  gemein- 
schaftlich mit  dem  Herzog  Sigmund  die  Schweiaer  durch  Frie- 
densunterhandlungen hitizulialten,  bis  er  freiere  Hände  habe; 
und  wir  seilen,  dass  er  die  Absicht  hatte,  unter  den  zwei 
Titeln  eines  Königs  von  Burgund  und  vom  deutschen  römi- 
schen Reich  sich  eine  Herrschaft  zu  erwerben  ,  die  vom  Aus- 
fluss  des  Rheines  in  das  Nordmecr  bis  zum  Ursprung  die- 
ses Flusses  und  von  da  bis  in  das  Mittelmeer  sich  erstrecken 
und  Frankreich  ganz  hätte  umgeben  sollen.  Aber  als  er  wähnte, 
am  folgenden  Tage  seine  Wünsche  und  Pläne  erfüllt  zu  sehen, 
so  sah  er  sie  ganz  unerwartet  durch  die  Abreise  Friedrichs 
vereitelt.  Ludwig,  König  von  Frankreich,  der  Todtfeind  des 
Herzogs  Karl,  sah  liinwieder ,  dass  wenn  es  ihm  gelänge,  die 
Schweiz  —  mit  Beistand  Oesterreichs  und  des  uiedern  Vereins 
im  Elsass  —  zu  einem  selbständigen  Krieg  gegen  Burgund  zu 
verwickeln,  der  Herzog  ihm  lange  nicht  mehr  schaden  könnte 
und  er  freie  Hände  gegen  seine  übrigen  Feinde  bekäme.  Aber 
er  fühlte  wohl ,  dass  die  Schweizer  sich  nie  dazu  hingeben  wür- 
den, wenn  er  nicht  vorher  einen  festen  Frieden  zwischen 
Oesterreich  und  der  Schweiz  gestiftet  und  den  Herzog  von 
üesterreich  in  Feindseligkeiten  mit  Burgund  verwickelt  hätte. 

So  traf  es  durch  die  Umstände  und  die  Umsicht  des  Kö- 
nigs Ludwig  zusammen ,  dass  Oesterreich  und  der  niedere 
Verein  im  Elsass  Feinde  von  Burüund  wurden,  und  die  Schwei- 
zer ,  theils  wegen  der  förmlichen  Verzichtung  Oesterreichs  auf 
alle  Länder,  welche  sie  ihm  entrissen  hatten,  theils  wegen 
ihrer  Besorgnisse  über  die  Ländergier  von  Burgund,  in  diesem 
Krieg  zuerst  als  Hülfstruppen,  dann  für  eigene  Rechnung  und 
zuletzt  wieder  als  Hülfstruppen  das  Herzogthum  Burgund  zer- 
nichteten. 

IVeben  diesen  ganz  verschiedenen  Ansichten  über  die  Ur- 
sachen des  burgundischen   Krieiies  scheint  uns  auch  die    unkri- 


37 

tische  Henützuim"  der  l'rcuvcs  de  Comiiies  eine  Ursache  von 
Irrthümern  yax  sein.  Diese  Preuves  slaiiiinen  nicht  von  Coniincs 
her,  sondern  walirschciiilich  von  Langlet,  dem  Verleger  dieses 
Werkes,  der  zwei  SaniiuluiigcM  von  ko[tien  von  Aclensli'icken 
jener  Zeit  Vorland,  veröll'enllichle ,  olme  die  Kopien  von  den 
Originalien  /m  unterscheiden.,  oline  die  Daten  zu  ])eriehligen 
u.  s.  w.  Diese  niusson  also  mit  grosser  Vorsicht  und  niil  he- 
ständiii'er  IJücksielit  auf  dit!  daniaiiiLen  («ehräuclie  henul/il  wer- 
den;  hcsonders  darf  man  nie  vergessen,  dass  'An  jener  Zeit 
alle  Verträge  zwischen  Frankreich  «nd  der  Schweiz  in  lateini- 
scher S|»rache  ahgelasst  wurden,  und  dass  niemals  heide  Con- 
trahenten  das  näniliclie  Instrument  nnterschriehen  haben,  son- 
dern jeder  Conlrahent  ein  eigenes  Instrument  unter  ungleichem 
Datum  und  zuweilen  in  einzelnen  Stiicken  sogar  noch  ungleich 
lautend  ausfertigte.  Aucii  darf  nicht  übersehen  werden,  dass 
zu  jener  Zeit  in  Frankreich  das  Jahr  mit  Ostern,  in  Ijern  mit 
Weihnachten  und  in  dem  grösstcn  Theil  der  übrigen  Schweiz 
mit  dem  ersten  Januar  anfing. 

Wenn  nun  die  früheren  Geschichtschreiber  diese  Regeln 
nicht  anwendeten,  den  Einen  die  Henützung  des  Archivs  von 
Luzern  versagt  war,  und  die  Andern  sich  nicht  die  Mühe  nah- 
men, dort  zu  forschen,  ja  selbst  nachlässig  in  den  Forschun- 
g"en  des  bernischen  Archives  waren ,  so  wird  man  sich  über  die 
Verschiedenheit  der  Ansiciilen  nicht  wundern.'^ 

Von  den  XXXI  urkundlichen  Belegen  sind  die  meisten  bis- 
her noch  ungedruckt  gewesen,  wenn  auch  nicht  unbekannt. 

C.   Deutschlands  Nachbarstaaten    und    ihre    Politik. 

1.  „Geschichte  der  diplomatischen  Verhältnisse  der  Schweiz 
mit  Frankreich,  von   1GJ)S  bis   1784." 

„Ein  Versuch,  die  Einwirkung  dieser  Verhältnisse  auf  den 
siltlichen,  ökonomisciien  und  polilisclien  Zustand  der  Schweiz 
darzustellen.  Von  Job.  Caspar  Zell  weger,  Doctor  der 
Fliilosophie,  Milglied  der  allgenuMnen  schweizerischen  und  der 
bernerischen  geschichtforschcnden  Gesellschaft  und  IMirenmilglied 
der  •  Kantonalgesellschaften  der  Kantone  Graubünden,  Waadt 
und   Basel.    Ersten  Bandes,    erste  Abtheilung-.    St.    GalKii    und 


38 

Rem.  Vei-lao-  von  Haber  und  Comp.  1848.  8.  X.  300  SS.  und 
102  SS.  Beilagen." 

Ein  sehr  verdiensiliehes  Werk,  aus  den  besten  Quellen 
gescliöpfl,  die  der  Herr  Verfasser  mit  vieler  Mühe  sammelte. 
Das  Matcriale  auf  3  Bünde  ist  bereits  i>eordnet,  wir  wollen 
hoflen  ,  dass  Zellweger  es  auch  selbst  bearbeiten  werde,  wenn 
auch  sein  Alter  „weit  vorgerückt  ist."  —  Die  Aetenstücke  bilden 
allein  27  Hände  im  Rlanuscripte. 

Die  Einleitung  der  vorliegenden  ersten  Abtheilung  des 
ersten  Bandes  g-ibt  eine  allgemeine  Ucbersicht  von  den  Zeiten 
Karl's  VII.,  Königs  von  Frankreich,  bis  zu  dem  Jahre  1698 
(S.  1  — 152}.  Das  erste  Buch  handelt  von  der  Gesandtschaft 
des  Robert  Brüllard,  Markis  von  Puisieux  (lö98 — 
1708.)  (S.  1 — 342}.  Die  Häupter eignisse  während  dieser  Zeit, 
Neuenbürgs  (Neufchatel}  Anfall  an  Preussen  (gegen  Frankreichs 
Willen}  und  dessen  Neutralität  5  dann  das  Verhältniss  der 
Schweiz  im  spanischen  Successionskriege ,  welche  den  franzö- 
sischen Prinzen  Philipp  bereits  1702  als  König  von  Spanien 
anerkannte;  (am  15.  December  1705  Abschluss  des  Mailänder 
Capitulats.}  Es  ist  interessant  die  diplomatischen  Feldzüge  so 
recht  speciell  vor  sich  auiTühren  sehen  ;  Zellweger  ist  wahrheits- 
liebend und  unumwunden.  Wir  wollen  einige  Stellen  heraus- 
heben.  S.  25 1  Schilderung  des  österreichischen  Bevoll- 
mächtigten bei  den  evangelischeu  Ständen  (der  Schweiz}.  „Ein 
unter  diesen  Umständen  für  die  Schweiz  und  besonders  für 
Bern  nicht  weniger  wichtiger  Mann  war  (des  Berner  Venners) 
Willading's  vertrauter  Freund,  Franz  Ludwig  von  Pesme,  Herr 
von  St.  Saphorin.  Er  stammte  aus  dem  altadelichen  Geschlecht 
Pesme  von  Genf....  Unser  Franz  Ludwig  hatte  die  Hälfte  der 
Herrschaft  von  St.  Saphorin  von  seinem  Vater  Isaak  ererbt 
und  kaufte  im  .Jahre  1708  die  andere  Hälfte  von  seinen  Basen. 
Er  wurde  1608  geboren  ,  und  trat  früh  als  Kadet  in  das  hol- 
ländische Infanterieregiment  des  Fürsten  von  Braunschweig, 
aus  welchem  er  schon  1688  den  3.  Mai  austrat  und  wahr- 
scheinlich Dienste  in  Oesterreich  nahm.  Obschon  er  ein  Frem- 
der und  lleformirter  war,  erhielt  er  doch  schon  den  26.  Mai 
1692  den  Grad  eines  Hauptmanns  auf  einem  SchilTe  der  kai- 
serlichen Donauflotte  ,  den   1.  Mai   1694  denjenigen    eines    Chef 


39 

d'Escadro,    und   den    11.  Mai    des    nämlirlion    Jahres    gal)    ilim 
Fi-Iedrich  III.,    Kuilurst  von   Hrandeiilmri>-,    dcv    später  als   Kö- 
iii<>'  Friedrich   I.  hiess,    ein  l'alenl.    dass   er    in    seinen   Staaten 
Tür     seine    Flotte    Mannschaft     anwerhen    dürfe.      Ohschon    der 
Graf  Auersherg  (er  war  einer  der  ärgslen   Feinde  des  Prinzen 
Fuj^en.    Kauslers  Lehen  des    l*r.    Eug'en.    iJd.    I.    S.  227)     alle 
möglichen   Intriguen  gegen    St.   Saphorin    spielte    und    ihn    ver- 
leumdete,   wurde    er  doch    zum    Vizc-Admiral    der    Donautlotte 
ernannt.    Den   1.   Hornung    1702  gab    ihm     Kaiser    Leopold    den 
Titel    eines   Obersten,    in  „Ansehung    seiner    Treue    und    seiner 
noch  leistenden    erspriesslichen  Dienste    und   seiner    guten    Auf- 
iülirung    und   Kriegserfahrenheit.''    Den    28.    Ilerhstmonal    1705 
erhob  ihn   Kaiser  Joseph   zum  Obersten  -  Feldwachtmeister  (Ge- 
neralmajorj   auf  den   V  orsehlag  des   Prinzen   Fugen   von  Savoyen 
..in  Betracht    seiner    schon    geleisteten    Dienste  und    die    er    im 
militäriselien   wie   im   politischen   Fache  noch  werde    leisten  kön- 
nen,    vorzüglich    bei    der    Fidgenossenschaft."     „Den    12.     März 
1707   ward   er  als   österreichischer    Minister    bei    den    evangeli- 
schen Kan Ionen  akkredilirt   und  von  ihnen  anerkannt.   Den  12.  Au- 
gust schrieb  ihm   der   König  von    Preussen    einen  Danksagungs- 
brief für  seine  Verwendung  bei  dem  Neuenburger   Geschäft  und 
versprach   ihm   ein   Kanonikat    zu    verschaflen ,    und    in    Zukunft 
die  Besorgung  seiner  Interessen   in  der  Schweiz  zu  übertragen. 
Den    12.    Winternmnat   1707    dankte    er    ihm    noeinnals    für    den 
Antheil,   den   er  an  dem  Abschluss  des  Neuenhurger  Geschäftes 
hatte,  und   iur  den  Eifer,   den  er    für    das  Wohl    der    lleligion 
und  des  gemeinen  Besten    bezeugte.    Den  5.    Christnionat    1707 
ertheilte  ihm  die   Bürgerschaft  der  Stadt  und  des  Fürstenthums 
Neuenburg  für  seine  Person   das   Bürgerrecht.    „Dem  edlen  und 
grossmüthigen  Herrn   Franz  Ludwig  von  Pesme,    Herr    von    St. 
Saphorin ,    Generalmajor    in    Diensten  Seiner   kaiserlichen  Maje- 
stät und  sein  Minister  in  der  Schweiz ,    in  Ansehung  der  gros- 
sen  und  ausgezeichneten  Dienste  ,    die    er  vSeiner  Majestät  dem 
König  von   Preussen,    jetzt  unserm   Herrn,    geleistet    hat,    und 
in  Betracht  der  grossen  Sorgfalt  und    anhaltenden  Arbeit,    mit 
welcher  der    obbemeldete    Herr  von   St.    Saphorin    so   wirksam 
beiiretraii'en  hat  zu  dem    Erfol<>:    der    o'erechten    Anforderuno-en 
des  Königs,  unsers  erlauchten  Souveräns,  und  seinem  grossea 


40 

Kifcr  für  Erhaltiini»;  der  Religion  und  des  gan/iOn  Vaterlandes, 
insbesondere  aber  (ür  das  Wohl  unserer  Stadt  und  unsers 
Staates." — Endlich  versprach  ihm  den  30.  März  1708  der  Kö- 
nig* von  Prcusscn  eine  Pension  von  2000  Thalern.  (Original- 
Patente  und  liriefe  in  der  Bibliothek  von  Mestral.) 

„Es  wäre  sehr  wünschbar,  dass  wir  nachweisen  könnten, 
wie  dieser  im  Kriege  erzogene  Mann  dazu  gekommen  sei,  sich 
so  gründliche  Kenntnisse  zu  erwerben.  Seine  Muttersprache, 
die  französische,  schrieb  er  sehr  rein;  sein  Stil  ist  so  edel 
und  klar,  die  Darstellung  so  überzeugend  und  anbei  seine 
diplomatische  Gewandtheit  so  ausgezeichnet,  wie  man  diess 
selten  •  bei  einem  im  Kriegsgetümmel  aufgewachsenen  Mann 
finden  wird.  Mit  welchem  Eifer  er  die  neucnburgische  Ange- 
legenheit dann  betrieben  habe,  ergibt  sich  aus  dem  Obigen, 
wenn  wir  auch  seine  eiirzelnen  Schritte  nicht,  verfolgen  kön- 
nen, und  die  Folge  wird  uns  genugsam  darüber  belehren,  mit 
welcher  Klugheit  er  die  schwBre  Aufgabe  zu  lösen  wusste, 
seinem  Hof  und  seinem  Vaterlande  gleichzeitig  zu  dienen.  In 
dieser  Zeit  erwarb  er  sich  das  Zutrauen  und  die  Freundschaft 
des  Schultheissen  Willading;  aber  die  Neider  und  Feinde  fehl- 
ten ihm  auch  nicht,  und  sein  eigenes  Vaterland,  dMv  Kanton 
Bern,  zeigte  ihm  nicht  die  Achtung,  die  er  verdiente.  Dessen 
ungeachtet  hörte  er  nie  auf,  bis  an  seinen  Tod  für  dessen 
Wohl  zu  arbeiten.  Auch  darin  stimmte  er  mit  seinem  Freund 
Willading  überein,  dass  er  der  reformirten  Confession  sehr  zu- 
gethan  war  und  in  dem  Worte  Gottes  seine  Pflichten  kennen 
zu  lernen  suchte."  — 

Seite  331.  ,, Indessen  starb  der  Kaiser  Leopold  I.  zu  Wien 
den  5.  Mai  1705  im  65.  Jahre  seines  Alters.  Er  war  in  seiner 
Jugend  zum  geistlichen  Stande  bestimmt,  und  es  gelang  ihm 
nie,  sich  dessen  Vormundschaft  zu  entziehen.  Diesem  ist  es 
zuzuschreiben,  dass  seine  grössten  Generale,  Montecuculi ,  der 
Herzog  von  Lothringen  und  der  Prinz  Eugen  ,  so  viel  kämpfen 
mussten,  um  das  Kaiserhaus  vor  der  Auflösung  in  kleine  Staa- 
ten zu  retten;  dass  alle  Massregeln  des  Hofes  unzusammen- 
hängend waren,  und  die  Bestechlichkeit  so  sehr  überhand  nahm, 
dass  die  f  r  e  m  d  e  n  M  ä  c  h  t  e  d  i  e  Beschlüsse  des  Kriegs- 
raths  früher  wussten,    als  die  Generale  selbst.    An 


kl 

seine  Slollo  trat  Joseph  I.,  im  "17.  liclMMisjalire .  und  (!.s  isl  l>e- 
nicrkenswerlh ,  dass  sein  \'aler  niclii  wMtllte,  dass  er  von  i\vn 
(Jeistliciien  erzogen  wurde,  sondern  er  ernannte  zu  seinen  Ev- 
ziehern  den  Fürsten  von  Stalni,  den  Fi-eilierrn  von  Waü;enlVls 
und  den  Wellpriester  Treilierrn  von  Ituinniel,  und  trui^'  dem 
/.weiten  auf,  den  Prinzen  bei  den  Vorträgen  in  der  Gescliielile 
auf  die  Fehler  LeopoUKs  selbst  aufmerksam  zu  machen  ,  damit 
er  diese  vermeide.  Joseph  war  ein  junger,  feuriger,  hochherzi- 
ger Fürst  und  selbst  gegenwärtig  heim  Heere,  wo  er  die  (ie- 
brechen  einer  Oberleitung  aus  der  Ferne  kennen  lernte.  Die 
hejaiirten  Minister  seines  Vaters  wurden  verabschiedet,  l*riiiz 
Fu«>en  aber  in  allen  seinen  Aemtern  bestätigt."  ..Alle  diese  Fr- 
eignissc  stimmten  die  katholischen  Kantone  mehr  für  Frank- 
reich, als  iur  Oesterreich." 

Fndli<*h  Seite  .'{41:   „In  der  Schweiz  sehen  wir  eine   trau- 
rige Verwirrung  ;    weder    in    der    Frage   der  Anerkennung    des 
Königs    von  Spanien,    noch    in    der  Neutralitätsfrage,    noch    in 
der  Frage,   ob   man  sich  mit  Mailand   verJ>inden  solle  :   nirgencls 
war  Einigkeit,    und   in   der    letzten  Frage   trennten    sich  seihst 
die  katlmlischen   Kantone,  so   dass  zuletzt    nur  5    Kantone    mit 
Mailand   das  Kapilulat  schlössen,   durch   welches  sie  den  Schulz 
der  fremden    Mächte    gegen    ihre    Verbündeten    suchten."    „be- 
trachten wir  die  Unterhandlungen  mit  fremden  Mächten  ,   so  lin- 
den  wir  das  Betragen   des  Markis   von   l*uisieux,   im  Ganzen  ge- 
nommen ,  sehr  IVeundlich  ,  immer  die   l)\treme  ausweichend   und 
auf  Mittel   bedacht,   die  verschiedenen  Meinungen  zu  vermitteln. 
Im  Allgemeinen  verwarf  er  nie  die  V  orschläü'c  der  Eidü'enossen, 
sondern   wenn    sie    ihm    unpassend    schienen ,     suchte    er    durch 
andere  Vorschläge    die  Eidgenossen   entweder    zu    trennen    oder 
zur  Besinnung  zu  bringen,    während   hingegen    der    Graf 
T  ran  tm  anns  do  rf  fder  österreichische  Gesandte  bei  den  ka- 
tiiolisclien  Kantonen)  mitilohheit  und   trotzend   antwor- 
tete und   d  a  d  u  r  c  h   b  e  w  i  e s  ,   d  a s  s   er  den   r  e  p  u  b  1  i  k a n  i- 
sehen    Geist     g  a  i-    nicht    kenne,    d  e  r    d  u  r  c  h    s  o  1  c  h  e 
Mittel  mehr  zur    II  artnäckiük  eit    als    zur    i\achi>ie- 
bigkeit  gereizt    wird.     Der    Herr    von  Mellarede    (^der  sa- 
voyische  (iesandte)  benahm   sich   mit    vieler  Klugheil    und    war 
ein   guter  Iniriguant.   aber   (m-  konnte   kciinen  guten  Erfolg  haben, 

4 


h2 

weil  er,  wulirsciieinlicU  wegen  Mangel  an  Geld,  die  katholi- 
schen Kantone  nicht  gewinnen  konnte,  und  die  reforniirtcn 
Kantone,  mit  Ausnahme  von  Bern,  immer  Misstrauen  gegen 
seine  Vorschläge  hegten." 

Bequem  für  den  Gehrauch  ist  das  chronologische  und  ana- 
lytische Register.  (S.  343  — 360.) 

Unter  den  XIII  Beilagen  sind  mehrere  von  grossem  Interesse. 
Wir  heben  hervor: 

I.  Traktat  zwischen  dem  König  von  Frankreich,  und  der 
Eidgenossenschaft,  alle  Freiheiten  enthaltend,  welche 
die  Schweizer  in  Frankreich  seit  dem  ewigen  Frieden 
genossen  haben  und  ferner  geniessen  sollen.  Den  16.  Heu- 
monat (July)  1604.  (Aus  dem  Archiv  des  kaufmännischen 
Directoriums  in  St.  Gallen.  Kasten  A.  Trucken  X.  Pack 
7.)  S.  3—12. 
*II.  Denkschrift,  die  Kantone  der  Schweiz  und  ihre  in  den 
Bünden  begriffenen  zugewandten  Orte  betreffend,  aus 
welcher  man  ersehen  wird,  auf  welche  Art  man  die  In- 
teressen der  Könige ,  mit  jedem  derselben  wahren  soll. 
1698.  (Aus  den  Zurlaubischen  Schriften  auf  der  Biblio- 
thek in  Aarau.  Band  118.  fol.  148—175.)  S.  12  —  40 
(Sehr  interessant.) 
VI.  Neutralitäts-Vertrag  wegen  Neuenbürg  zwischen  Frank- 
reich und  der  Eidgenossenschaft ,  und  dessen  verschiedene 
Ratifikationen.  Jänner  bis  Mai  1708.  (Aus  dem  Abschiede- 
band vom  Jahr  1708  im  Standesarchiv  zu  Lucern)  S. 
49—55. 
*VIII,  Memorial  des  Markis  von  Puisieux  an  die  katholischen 
Kantone  über  die  Anerbietungen  des  Grafen  von  Traut- 
mannsdorf in  Bezug  auf  das  mailändische  Kapitulat.  Den 
25.  Mai  1701.  (Aus  dem  Staatsarchiv  in  Lucern.  Akten 
P.  XII.  Cap.  V.  A.  I.  Nr.  10.)  S.  58—63. 
X.  Erklärungen  des  Kaisers  Leopold  I,  und  des  Königs 
Ludwig  XIV.,  dass  ihre  Trappen  die  Schweiz  nicht  be- 
unruhigen sollen.  (21.  Hornung  1702,  erste  Erklärung 
vom  Grafen  von  Trautniannsdorf ,  2.  April  1702  Rati- 
fication von  K,  Leopold  I.  13.  Septeml)er  1702.  Er- 
klärung des   Königs   von   Frankreich,  Ludwig  XIV.)    (Aus 


der  vSamniliiiis;  «lor  Ahschiede  im  Staatsarchiv  zu  Luceni. 
IM.  1702.  S.  2JH>.)  S.  05—68. 
*XIU.  >lailäii(lisrlics  Rapitulat  zwischen  l*liili|»|)  V.,  König  von 
S|)anien,  inid  mehreren  kalholisehen  Ständen.  Den  15. 
Chrislmoiiat  (Üezember)  1705.  (Aus  dem  Staatsarehiv 
in  Lueern.)  S,   71  —  102. 

Zell\vei»'crs  di[)h)nialisehe  Gesehichte  verdient  gewiss  von 
allen  Gesehiohtst'orsehern ,  noch  mehr  aber  von  küiifligen  Di- 
plomaten studirt  7Ai  werden;  die  Schweiz  ist  der  IJoden,  wo 
sich  auch  künftig  wie  seit  so  langer  Zeit  diplomatische  Ta- 
lente messen  werden  ;  dass  dazu  Kenntnisse  gehören ,  wird 
hoirentlich  fernerhin  nicht  mehr  bezweifelt  werden,  wir  betracli- 
teten  es  dcsshalb  für  erspriesslich,  auf  ein  solches  Werk  um- 
ständlicher aufmerksam  zu  macheu. 


Silziiiii!;  vorn  8.  November  1848. 


Herr  Professor  Carrara  liest  eine  Abhandlung  in  italie- 
nischer Sprache  über  die  Ergebnisse  der  unter  seiner  Leitung 
in  den  Jahren  184(>  und  1848  unternommenen  Ausffrabunii-en 
von  Alterthümern  in  Salona  bei  Spalato  in  Dalmatien,  und  be- 
gleitete denselben  mit  Vorlegung  ausführlicher  Zeichnungen. 
Diese   Eruebnisse  sind  : 


'Ö" 


1.  Ein  polygonischer  Thurm  und  Uestandtheile  des  saloni- 
tanischen  Uefestii>uni>sbaues. 

2.  Eine  in  den  ersten  Zciiten  des  Christenthums  gebaute 
Kirche  mit  dem  Oratorium,  Haptisteriun» ,  der  Sakristei  u.  s.  w. 
und   mehrere   l'ussbödcn   von  reichster  Mosaik. 

3.  Drei  IJegräbnissplätze  aus  der  Zeit  der  llepublik  vor 
Christi  Geburt. 

4.  Ein  grosses   Gebäude. 

5.  800  Klafter  der  cyklopischen  Mauern  der  Salona  anli- 
romana. 

6.  Ein  Wasserbehälter  zur  grossen  Wasserleitung,  mit 
neun   Mündungen. 

7.  Mehreri.'  Dcnksteiiu!  und  lieliquien  der  verschiedensten 
Art  von  verschiedenen  Z-iten. 


kk 

8.  3  Mausoleen,  10  Clrabmälcr  mit  Inschriften,  28  Lei- 
chensteine, 363  silberne  und  eherne  Münzen,  unil  verschiedene 
Gegenstände  von  Gold,  Silber,  Kupfer,  Blei,  Elfenbein,  Eisen, 
o-ebrandter  Erde  im  Fache   der  Bildhauerei  und  der  Architektur. 

Die  Classe  beschliesst  die  Druckle^uni^  dieser  Abhandlung. 


Herr  Regierungsrath  Chmel  setzt  die  Lesung-  seiner  für 
die  „Denkschriften"  bestimmten  Abhandlung:  „Zur  Kritik  der 
österreichischen  Geschichte'"  fort,  und  zwar  der  Einleitung  zu 
dem  Abschnitte:  „Ueber  die  kirchlichen  Zustände  in  Oesterreich 
von  1440  — 1457"  (die  Zeit  Königs  Ladislaus  P.),  worin  er 
zur  besseren  Begründung  seiner  kritischen  Bemerkungen  den 
allgemeinen  Zustand  der  abendländischen  Kirche  aus  gleichzei- 
tigen Quellen  zu  schildern  versucht,  und  zwar  zuerst  durch 
die  deutsche  Uebersetzung  des  noch  viel  zu  wenig  gekannten 
Schreibens  des  Kardinal -Legaten  Julian  Caesarini  an  Papst 
Eugen  IV.,  in  welchem  die  Nothwendigkeit  einer  Reform  und 
der  wankende  Zustand  der  katholischen  Kirche  in  Deutschland 
so  beredt  geschildert  ist.  Dem  Papste  wird  in  scharfen  Wor- 
ten an's  Herz  gelegt,  das  zu  Basel  versammelte  Concilium 
nicht  aufzulösen,  sondern  seine  Reformbestrebungen  redlich  zu 
unterstützen. 


Sitzungsberichte 

der 

matliematiscli-naturwissenseliaftliclien 

Classe« 


IV.  Heft.  Sitzb.  d.  mathera.  naturw.  Cl. 


3 


Si(/Jinii;sl)(i'iclile 


IV 


iiiatlieinalisch-naturwisseiisclialtlieheii  Classe. 

Sitziiiis  vom  5.  Ottübcr  1848. 

T 


■o 


ote  über  don  metallähn  I  ichen  Schiller  des  Hy- 
persthens.     Von  W.  llaidin<i;er. 

Die  Erwerbunii,"  eines  sehr  ausgezeichneten  Stückes  von 
den  llypersthen  von  Labrador  lür  das  k.  k.  montanistische 
Rluseun»  veranlasste  mich  kürzlicji ,  die  deutlich  theilbaren 
Massen  desselben  in  feinen  vSplittern  auf  den  I*leochroismus 
zu  untersuchen.  Es  Hess  sich  allerdings  erwarten,  dass  er  in  den 
Farben  nach  verschiedenen  Richtungen  einige  Verschiedenheit 
zeigen  würde,  weil  die  durchsichtigen  Varietäten  von  Augit, 
wo  sie  sich  untersuchen  lassen,  auch  einen,  wenn  auch  gerin- 
gen Grad  dieser  Eigenschaft  besitzen. 

Es  seien  die  Farbentöne  gegen  ein  rechteckig  vierseitiges 
Prisma  orientirt,  P  die  Endfläche,  M  die  breite  schillernde 
Seitenfläche,  T  die  dritte  senkrecht  auf  beiden  stehende;  ferner 
sei  1)  das  untere  extraordinäre  Bild  der  dichroskopischen  Loupe, 
beim  Durchsehen  sowohl  durch  M  als  durch  T,  2}  sei  das 
obere  ordinäre  Dild  beim  Durchsehen  durch  M,  3)  das  obere 
ordinäre   Hild   beim  Durchsehen  durch  T,  so  ist  : 

1.  Hauptaxe.      Grau,    zum  Theil  etwas  grünlich,  dunkelster] 

2.  Oueraxe  )    llyazinthroth     i  mehr    röthlich,  )      mittlerer  vTon. 

3.  Normale  (ins  Xelkcnbraune)    mehr  gelblich,  (     hellster     j 

Die  rothen  und  die  grauen  Töne  bilden  scharfe  Gegensätze. 
Allerdings  sind  die  Farben  sämmllich  sehr  dunkel ,  so  dass  das 
Ganze  schwarz  erscheint,  aber  dünne  Splitter,  besonders  wenn 
man  sie  von  der  Sonne  beleuchtet,  durch  die  dichroskopische 
Loupe   untersucht,    geben  doch  sehr  entscheidende  Hesultate. 

1  * 


Die  ühoi'raschoiule  Erscheinung  der  rolhen  Durclisichtig- 
keils('arl)en  niusslo  niitiirlieh  einladen,  die  rothe  Schillerrarbe 
in  zurü('kü,e\vorfenem  Lichte  diirdi  die  dichroskopische  Loupe 
näher  /,u  untersuchen.  Da  erschien  denn  in  der  Längsstellung 
der  Kristalle  das  obere  ordinäre  Bild  röthlich  und  glän/.end, 
das  untere  extraordinäre  glanzlos  und  grau;  in  der  Querstellung 
dagegen  war  das  obere  Bild  glänzend ,  die  graue  Farbe  ganz 
überwältigt,  das  untere  Bild  dagegen  war  rotli.  Die  Modification 
der  Stärke  der  Polarisation  gab  die  Zurückstrahlung  von  der 
Oberfläche ,  die  Farbentöne  entstanden  durch  den  Antheil  von 
Licht,  welcher  durch  den  Krystallkörper  hin  durchging,  und 
von  Trennungen  im  Innern  zurück  geworfen  wurde,  und  von 
welchem  übereinstimmend  mit  der  oben  angezeigten  Lage  die 
rothen  in  der  Richtung  der  Axe,  die  grauen  senkrecht  auf 
dieselbe  polarisirt  sind. 

In    den    mineralogischen   Werken    findet    man    verschiedene 
Farben- Angaben    für    den     Ilypersthen,    z.    B.    in    Mobs,     von 
Zippe  S.  231:   „Farbe  graulich- und  grünlich-schwarz  ;  auf  den 
vollkommenen   Theilungsflächen  in   mehreren  Varietäten  fast   ku- 
pferroth  5 "    in  Hausmann    S.   493:    „Tombakbraun  mit  einem 
Stich    in    das  Kupferrothe,     pechschwarz,     graulich-,    grünlich- 
schwarz,    schwärzlichgrün.''    Diese    Angaben    werden    ganz  aus 
dem  Bereiche    des  Ungewöhnlichen  gezogen,    seitdem    das  Vor- 
kommen    des    Pleochroismus    nachgewiesen    ist.     Hier    nur    ist 
es  möglich,  dass  ein  einziges  Individuum  je  nach  der  Richtung  in 
welcher  es  betrachtet  wii'd,    zweierlei  Farben  zeigt,    die    rothe 
und  die    graue.    Der    scheinbar    metallähnliche    Perlmutter- 
glanz wird  gleichfalls    auf  diejenige    Erscheinung    zurückgeführt 
welche     überhaupt     Perlmutterglanz    hervorbringt ,    die    Zurück- 
strahlung von  aufcinanderliegenden  Blättchen. 

Wenn  man  einen  feinen  Splitter  von  Ilypersthen  in  ver- 
ticaler  Stellung  durch  die  dichroskopische  Loupe  betrachtet,  so 
ist  das  untere  extraordinäre  Bild ,  so  wie  es  oben  als  Farbe 
der  Hauptaxe  angegeben  wurde,  grau,  höchstens  mit  einem 
wenig  grünlichen  Stich.  Das  Grau  ist  sehr  dunkel,  fast  schwarz. 
Lichtere  Töne  von  Grau  kommen  in  vielen  Abänderungen  des 
Augites  vor,  dem  der  Hypersthen  doch  nach  den  neuesten  For- 
schungen in    Einer   Species   angereiht   werden    muss.     Aber   das 


5 

Vcrhiillniss  dci"  F.uIh'  wird,  wie  in  so  muiirlieii  aiidcni  Mlne- 
ralspecics,  «lui-ch  den  Oxydiilionszu.sland  und  die  Meniic  der 
darin  enthaltenen  IJestandtlieile  des  Kisens  nnd  des  !Man!j,ans 
hervoriiebraclit.  Die  Farln'ntöne  verdi(Mien  daher,  besonders  hei 
der  IJeurtlteihing-  der  cheniisehen  Analysen,  beachtet  zu  werden. 
Die  neueste  Analyse  des  llvpersthens  von  Labrador,  von 
Daniour  (Ann.  des  niines.  4.  S.  \.  159.  Hausmann  llandb. 
2.  Aufl.  493)  gibt  lolgende  Bestandtiieiie : 

Kieselsäure 51.30 

Thoncrde 0.37 

Talkerde 21.31 

Kalkerde 3.09 

Eisenoxydul 21.27 

iManganoxyduI       , 1.32 

98.72 
Als  Formel  erhält  man  (Fe%  %%  Mn'',  Ca')  (Si-  AI'-'). 
Die  rolhe  Farbe  deutet  gewiss  auf  Eisenoxyd,  welehes,  da  es 
in  IJraun  geneigt  ist,  wohl  durch  eine  Beimischung  des  violetten 
Manjianoxydes  dahin  gestimnit  sevn  kann.  Allein  das  Grau  ist 
eben  so  wahrscheinlich  ein  "leich/ieitii'er  Eindruck  der  Farben- 
töne  von  (iv'(u\  und  Violet ,  nämlich  von  Eisenoxydul  und  IMan- 
ganoxyd,  gerade  so  wie  diese  beiden  'l'öne  in  künsllichen  (Jlas- 
erzengnissen  in  kleinen  Mengen  oft  einander  z,u  einem  scheinbar 
völlig  ungefärbten  Totnieindruck   neutralisiren. 

Dass  die  Oxydtöne  vorziiglich  in  der  Hiclitung  der  Axe, 
die  Oxydultöne  senkrecht  auf  dieselbe  polarisirt  erseheinen, 
verdient  zwar  ebenfalls  beachtet  zu  werden,  als  eine  Firschei- 
nung,  die  auch  an  manchen  andern  Mineralspecies  sich  wieder 
findet,  theils  direct  Iheils  umgekehrt,  zum  Ueispiel  an  den  Chlo- 
riten,  manchem  Turmalin,  tjtiarz  u.  s.  w.,  aber  die  dahin  gehörigen 
lleobachtungeu  sind  noch  hinge  nicht  hinlänglich  durchgeführt, 
um  jetzt  schon   eine   ausfuhrlichere   Heleuchtung  zu   erlauben. 


Herr  Hergrath  II ai ding  er  theilte  aus  einem  vor  wenigen 
Tagen  erhaltenen  Schreiben  von  Herrn  v.  IMorlot  die  vorläu- 
fige \achricht  von  der  Auffindung  einer  Anzahl  v(mi  neuen 
Fundorten  von  Gosau-Petrefacten  in  rntersteiermark  nnt. 


„OI)erI)urir  ein  /Aveilos  (iosaii/"  scliroibt  Herr  v.  Morlot. 
„Zwei  FiiiuLstolleii  liegen  ganz  nahe  vom  Ort ,  die  eine  eine 
halbe  Slunde  unterhalb  (I),  die  andere  eine  halbe  Stunde  ober- 
halb Oberburg  (II);  ein  Wechsel  von  grauen  Sandsteinen  und 
grauen  sandig-lhonigen  Mergeln,  auch  eine  Schichte  von  grauem 
Kalk  ;  Gesammtmächtigkeit  nicht  über  40  Fuss.  Einschalige 
Muscheln  Nutica  (die  TornatcUu  (jiguntea  habe  ich  nicht  ge- 
sehen), dann  besonders  Turrifellen ,  auch  zwcischalige,  dar- 
unter Pecten  y  Ostrea,  im  Ganzen  aber  wenig  Mollusken, 
hinsreo-en  eine  ausserordentliche  Menge  von  Korallen,  sowohl 
die  kopfgrossen  Mäandrinen  der  Gosau,  als  auch  sehr  zarte 
und  vielartige  Astkorallen ,  dann  Turbinolien  und  Asträen ,  aber 
keine  Gosaufungien,  wobei  noch  zu  bemerken  ist,  dass  die 
Fauna  an  den  beiden  Localitäten  manches  Uebereinstimmende, 
aber  auch  manches  Abweichende  zeigi;.  Die  grossen  Mäandrinen, 
überhaupt  die  grösseren  Arten  haben  beide  Puncto  gemein, 
aber  die  kleineren  scheinen  in  beiden  verschieden,  also  aus- 
gesprochene Localverhältnisse,  und  das  Vorkommen  von  Fos- 
silien überhaupt  in  diesem  Schichtsystem  wohl  nur  eine  locale 
Ausnahme,  —  daher  vielleicht  manche  Schwierigkeiten  und 
scheinbare  Widersprüche.  Den  Mergel  der  oberen  Fundstelle 
hat  Frey  er  zugesendet  erhalten  und  er  soll  darin  Foraminiferen 
gefunden  haben.  Er  ist  oft  ganz  dicht  gedrängt  voll  Korallen 
und  die  grossen  Arten  bilden  schichtenartige  Bänke  darin,  die 
ich  zuerst  für  Kalksteinschichten  hielt.  Man  kann  im  wahren 
Sinne  des  Wortes  Fuhren  von  Korallen  bekommen." 

Durch  eine  Verwundung  am  Fuss  in  Oberbur^  zurückge- 
halten gelaug  es  Herrn  v.  Morlot  noch  mit  mehreren  Puncten, 
wo  sich  in  der  dortigen  Gegend  Gosauversteinerungen  finden, 
bekannt  zu  werden  ,  und  sie  möglichst  durch  Arbeiter  aus  der 
Gegend  auszubeuten.  Auf  mehrere  machte  der  dortige  herr- 
schaftliche Förster  aufmerksam,  von  dem  die  ganze  Entdeckung 
ausging.  Ein  dritter  Punct  (HI)  liegt  bei  Neustift,  eine  gute 
halbe  Stunde  weiter  thalaufwärts  als  II,  ein  vierter  Punct  IV 
liegt  zwei  Stunden  unterhalb  Oberburg,  nahe  an  der  Vereini- 
"uno-  des  Oberburger  Thaies  mit  dem  Santhale.  Nr.  HI  bei 
Neustift  lieferte  nebst  einigen  wenigen  Mäandrinen  und  Asträen, 
die  den  zwei   ersten  Punclen  gemein   sind,  wesentlich  nur  zwei 


Korallenarlon,  beide  verschieden  von  allen  denen  der  zwei 
ersten  Puncle,  und  beide  in  sehr  zahlreichen  Individnen.  Die 
vielen  andern  Fossilien  der  zwei  ersten  l'uncle  fehlen  hier, 
eben  so  sind  die  Foraminiferen  von  Nr.  Hl  ganz  andere  nnd 
viel  grössere,  —  also  stark  ausgesprochene  Localilätsverhält- 
nisse.  Der  Reichthuni  an  organischen  Formen  gebietet  nalürlich 
ein  besonders  starkes  Sannnein,  was  denn  auch  von  Herrn 
v.  Moriot  kräftigst  eingeleitet  worden  ist.  Nebst  den  oben 
verzeichneten  sind  noch  zwei  Puncto  angegeben  Avorden,  die 
wie  IV'  hoch  im  Gebirge  in  Seitenthälern  liegcMi,  wäiirend  sich 
I ,  II  nnd  III  in  der  Tbalüefe  des  Oberburger  llaupithales 
belinden.  Diese  sechs  ])ekanntcn  Puncto  vertheilen  sich  gleich- 
förmig auf  das  ganze  Gebiet  des  Drinthbaches,  der  das  Haupt- 
wasser des  Oberburger  Thaies  ist ,  —  ein  günstiger  Unistand, 
der  auf  neue  Fundorte  hoffen  lässt,  was  der  localen  Verschie- 
denheiten wegen  sehr  wichtig  ist. 

Herr  v.  Morlol  hat  auch  einige  Foraminiferen  und  Bryo- 
zoen  aus  den  Localiläten  U  und  HI  mit  in  seinem  Briefe  vom 
28.  September  eingesandt. 


Der  Secretär  legt  die  während  der  Unterbrechung  der 
Sitzungen  durch  die  Ferienzeit  eingegangenen  Schreiben,  Zu- 
sendungen und  Eingaben  vor. 

Ein  an  den  Secretär  gerichtetes  Schreiben  des  corrcspon- 
direnden  Milgliedes,  Herrn  Conservators  Prof.  Stein  heil  zu 
München  vom   20.   Jnli  enthält  folgende  Stelle  : 

.,In  neuester  Zeit  habe  ich  eine  Ihnen  schon  bekannte 
Idee  —  ein  Wurfgeschoss  durch  Benützung  des  Fugalschwun- 
ges  —  auf  Veranlassung  des  Ministers  Heintz  im  Grossen  aus- 
geführt. Ein  an  drei  Cenlner  schwerer  Kreisel  wird  vom 
Dampfe  einer  Locomotive  durch  eine  Reactionsturbine  in  Rota- 
tion versetzt  und  bis  zu  einer  (»eschwindigkeit  von  hundert 
Umgängen  In  der  Secunde  beschleuniget  .  wozu  etwa  zwei 
iMinuten  Zeit  erforderlich  siud.  Der  Kreisel  schleudert  jetzt 
dreilötiiige  Kartätschen-Kugeln  von  geschmiedetem  Eisen  mit 
einer  Initialgeschwindigkeit  von  circa  1100  Fuss  so  schnell  hin- 
tereinander nacli  dem  beabsichtigten  Ziele,  als   man  die  Kugeln 


8 

in  die  Maschine  einlaufen  lässt.  Das  Gcschoss  ist  auf  einem 
Eisenbahnwagen  aufgestellt,  gestattet  rasche  und  sichere  Azi- 
niuthal-  und  Höhen -Einstellung-  und  wird  von  dem  Locomotive 
geschoben,  wenn  man  eine  Vertheidigung  der  Bahnlinie  oder 
der  Bahnhöfe  beabsichtiget.  Gestern  wurden  die  ersten  Versuche 
mit  dieser  Maschine  angestellt.  Sie  haben  ganz  den  von  der 
Theorie  gegebenen  Erwartungen  entsprochen.  Die  Aufstellung 
auf  der  Eisenbahn  kann  jedoch  erst  nach  meiner  Rückkehr  *} 
erfolgen.  Für  die  Dauerhaftigkeit  der  Maschine  bei  so  überaus 
grossen  Geschwindigkeiten  musste  auf  ganz  eigene  Weise  Sorge 
getragen  werden.  Sie  könnte  jetzt  Monate  lang  in  Bewegung 
bleiben,    ohne  sich  merklich  abzunützen." 

Die  Classe,  welche  diese  Mittheilung  mit  besonderem  In- 
teresse vernahm,  erachtete  es  für  angemessen,  das  Kriegs-Mini- 
steriura  auf  den  Inhalt  derselben  eigens  aufmerksam  zu  machen. 


Herr  Quetelet,  Secretär  der  k.  Akademie  der  Wissen- 
schaften und  Director  der  Sternwarte  zu  Brüssel,  zeigt  an, 
dass  der  21.  und  22.  Band  der  Me'moires,  die  Bulletins  von 
1847  und  1848,  das  Annuaire  von  1848  und  der  6.  Band  der 
Annales  de  V Ohservatoire  an  unsere  Akademie  abgesendet 
worden  seien.  Die  Classe,  welche  bereits  mit  der  voUstcändigen 
Sammlung  der  früheren  Publicationen  der  genannten  Institute 
beschenkt  worden  ist,  findet  sich  durch  diesen  neuen  Beweis 
freundlichen  Entgegenkommens  zu  dem  lebhaftesten  Danke 
verpflichtet. 


Das  correspondirende  Mitglied,  Herr  Franz  Moth,  Pro- 
fessor der  Mathematik  am  Lyceum  zu  Linz ,  überreichte  mit 
Schreiben  vom  12.  August  ein  Manuscript,  betitelt:  „Die  ma- 
thematische Zeichensprache  in  ihrer  organischen  Entwickelung," 


■*)   Von   einer  amtlichen   Reise. 


welches  den  ersten  Theil  einer  von  dem  Herrn  Verfasser  unter- 
nommenen, eine  lleform  der  allgemeinen  .Mathematik  he/Aveckenden 
Arheit  hihlel,  und  für  den  naeiilol^enden  die  Analysis  der  Glei- 
chuni^en  und  den  höheren  Calenl  enthallenden  Theil  eine  lüeken- 
freie  Grundlage  darhietcn  soll.  I5ei  der  Ahfassung  dieses  Werkes, 
üher  dessen  Tendenz,  der  Herr  Verfasser  sich  in  einem  Pro- 
gramm näher  ausspricht,  war  es  sein  Haupthestrehen,  die  JJc- 
grilVe  und  Sätze,  auf  denen  die  strengeren  und  allgemeineren 
Methoden  der  neueren  Mathematiker  heruhen ,  in  eine  innige 
Verhindung  yai  hringen,  und  die  Analysis  als  ein  geordnetes, 
leicht  überschauhares  Ganzes  darzustellen. 

Da  der  Herr  Verfasser  die  IJerücksichtiüung  seiner  Arbeit 
von  Seite  der  Akademie  wünscht,  so  wurde  das  Mariuscript  den 
wirklichen  Mitgliedern  Herren  Stampfer  und  Burg,  und  dem 
correspondirenden  Mitgliede  Herrn  Salomon,  zur  Berichter- 
stattung zugewiesen. 


Von  Herrn  F.  W.  Knochen  hau  er,  Director  der  Real- 
schule in  Meiningen,  ist  der  Classe  nachstehende  Abhandlung  zu- 
gekommen, deren  Abdruck  des  Interesses  wegen,  welches  ihr 
Gegenstand  den  Physikern  darbieten  dürfte,  beschlossen  wurde.  *_) 


*)    In    einem  Schreiben    an    den    Secretär    äussert    sich    der    Herr  Verfasser 
über  den   Gegenstand   dieser  Arbeit  folgendermassen  : 

,,In  den  letzten  Jahren  habe  ich  mich  mit  elektrisclien  Versuchen 
beschäl'tigt,  bei  denen,  während  eine  Batterie  sich  entladet,  eine  andere, 
mit  dem  Schliessungsdrahte  derselben  verbundene  sowohl  eine  Ladung 
empfängt,  als  abgii)t.  Micdiircli  greifen  dann  die  beiden  Ströme  der  Art 
in  einander  ,  dass  sich  daraus  mit  Hcstimmtlieit  folgern  lässt  ,  dass  der 
sogenannte  elektrische  Strom  nur  in  einem  veränderten  Jlolecular/.ustaiide 
des  Leitungsdrahtes  .  nicht  aher  in  irgend  welcher  Materie  bestehen 
könne.  Für  mehrere  wichtige  Theile  dieser  Untersuchung  habe  ich  die 
Gesetze  empirisch  aufgestellt,  die  ganze  Theorie  dagegen  vermag  iih 
noch  nicht  zu  entwickeln,  auch  glaube  ich,  diess  Unternehmen  wird  sich 
nicht  eher  bewerkstelligen  lassen,  als  bis  von  andern  Physikern  die  Ver- 
suche wiederholt  sind,  damit  man  bei  veränderten  Apparaten  über  die 
Zulässigkeit  einzelner  Zahlen  mit  grosserer  Beslimmlheit  urtbeilen 
könne." 


10 

U  e  b  e  r  die  Veränderungen,  welche  der  E  n  1 1  a  - 
d  u  n  g"  s  s  t  r  0  ni  einer  e  1  e  k  t  r  i  s  c  li  e  n  Batterie  erleidet, 
wenn  mit  den»  S  clili es sungs drahte  eine  zweite  Bat- 
terie   in  Verbindung"   gesetzt    wird. 

§.  1.  Die  Gesetze,  welchen  der  Enlladungsstrom  einer 
elekirischen  Batterie  folgt,  sind  sowohl  auf  einem  einfachen  als 
einem  zusanunengesetzten  Schliessungsdrahte  untersucht  worden  ; 
die  Veränderungen  des  elektrischen  Stromes  dagegen,  die  er 
erleidet,  wenn  eine  zweite  Batterie  an  den  Schliessungsdraht 
gefiigt  wird,  sind  bis  jetzt  noch  nicht  in  Betracht  gekommen. 
Wenn  ich  also  in  dem  Nachfolgenden  meine  Beobachtungen  hier- 
über angeben  will,  so  glaube  ich  vor  allem  die  Bemerkung  vor- 
anschicken zu  miissen,  dass  ich  zwar  einige  Puncte  aus  diesem 
neuen  Gebiete  erfasst  zu  haben  meine,  aus  denen  man  eine  vor- 
läufige Ansicht  über  den  ganzen  Hergang  abzuleiten  vermag', 
dass  aber  die  Aufstellun"'  einer  vollständigen  Theorie  sich  erst 
nach  fortgesetzten  Beobachtungen  mit  andern  Apparaten  und  an- 
dern Schliessungsdrähten  gewinnen  lassen  werde ,  weil  sich  nur 
so  das  Wescnlliche  vom  Zufälligen  scheidet  und  eine  rechte 
Grundlage  für  die  Theorie  erwächst.  Die  Beschränktheit  der 
mir  gebotenen  Mittel  gestattet  mir  nicht,  diese  Lücke  ohne  an- 
derer Mithülfe  auszufüllen,  und  gerade  in  dieser  Beziehung  wage 
ich  es,  die  Unterstützung  einer  kaiserlichen  Akademie  der  Wis- 
senschaften in  Anspruch  zu  nehmen. 

§.  2.  Das  allgemeine  Schema  der  mit  einander  verbundenen 
Batterien  ist  folgendes.  Die  nicht  isolirte  Batterie  A  (Fig.  1), 
die  hier  aus  2  Flaschen  besteht,  empfängt  ihre  Ladung  unmit- 
telbar vom  Conductor  der  Maschine.  Wenn  die  Ladung  den 
gehörigen  Grad  erlaugt  hat,  so  erfolgt  über  die  fest  stehenden 
Kuü'eln  B  eines  gewöhnlichen  Ausladers  die  Entladuni»',  wodurch 
der  Strom  den  Schliessungsdraht  A  B  C  D  E  bis  nach  F  der 
äussern  Belegung  entlang  geht.  Mit  einem  Theile  D  E  dieses 
Schliessungsdrahtes  ist  aber  eine  zweite  isolirte  Batterie  K 
(hier  ebenfalls  aus  3  Flaschen)  in  der  Weise  verbunden,  dass 
von  D  aus  ein  Draht  nach  der  innern,  von  E  ein  anderer  nach 
der  äussern  Belegung  hintulirl  ,  und  mit  diesen  in  guter  metal- 
lischer Verbindung  steht.      Erfolgt  jetzt    die  Entladung,    so  eut- 


11 

stelil  nicht  mir  in  A  li  C  l)  E  F  ein  Slrom,  sondern  ein  eben 
solcher  tritt  auch  in  J)  Kid  E  auf.  und  /-war  dergestalt,  dass 
man  den  ganzen  Schlies.suni;\s(lraht  in  drei  hesondere  Theile  zer- 
legen kann,  in  denen  sieh  hei  sonst  lileirh  Jdeihenden  \  erhält- 
nissen  die  eiirz-elnen  Abschnitte  ohn«;  Slörung  des  Krfolgs  nach 
Delieben  versetzen  lassen,  während  jede  Versetzunii;  von  Dräh- 
ten aus  einem  Theile  in  den  andern  Veränderungen  herbeiführt. 
Die  so  zu  einander  gehörigen  Drähte  mit  durchweg"  gleichen 
Strömen  in  sich  sind:  1)  Die  Drähte  A  li  (' D  und  EF  zusam- 
men als  einer  genommen,  der  als  Schliessungsdraht  der  Haupt- 
batterie A  mit  //  bezeichnet  werden  möge;  2)  die  Drähte  ])K 
und  EI  ebenfalls  als  einer  zusammen  genommen,  der  als  Schlies- 
sungsdraht der  Nebenbatterie  K  mit  N  benannt  werden  soll; 
3}  der  beiden  Batterien  gemeinsame  Draht  DE,  der  Mittel- 
draht  M  heisse. 

§.  3.  Zur  Untersuchung  dieser  elektrischen  Ströme  stehen 
uns  nach  unsern  jetzigen  Kenntnissen  nur  zwei  Mittel  zu  (ie- 
bote,  das  Luftthermometer  und  der  Funkenmesser;  ich  habe 
beide  in  Anwendung  gebracht,  doch  vornehmlich  das  erstere 
Instrument,  weil  es  in  diesem  complicirten  Falle  zu  zuverlässi- 
g'ern  Zahlen  luhrt.  Um  indess  jedenfalls  die  Theile  des  Schlies- 
sungsdrahtes so  einfach  als  möglich  zu  halten,  habe  ich  dem 
Lufllhermometer  eine  von  der  iiewöhnlichen  Form  etwas  ab- 
weichende  Einrichtunj»:  gegeben.  Ein  etwa  8  Zoll  langer  und 
3  Zoll  weiter,  auf  4  Zoll  hohen  gläsernen  Stützen  horizontal 
liegender  filascylinder  A  (Fig'.  2)  ist  au  beiden  Seiten  zu  IVa  Zoll 
langen  und  l'A  Zoll  weiten  Hälsen  zusammen  gezogen,  und  mit 
luftdicht  schliessenden  Metallfassungen  versehen;  durch  diese 
gehen  etwa  3  Linien  weite  Löcher,  die  wi(!der  mit  starken 
Schraubenköpfen  geschlossen  werden ,  in  welchen  kürzere  glä- 
serne Röhren  mit  CapillarölTnungen  luftdicht  eingenigt  sind. 
Durch  beide  llöhren  zieht  nian  mitten  durch  den  Cvlinder  einen 
straff  ausi^espannten  IMalindralit ,  dessen  beide  Enden  JJ  und  E 
in  isolirte  mit  Quecksilber  gefüllte  Näpfe  ausgehen,  und  der 
darauf  in  den  gläsernen  Röhren  nach  vorsichtiger  Erwärmuini- 
derselben  eingekittet  wird.  Am  untern  Theile  ist  der  Cylinder 
ausg-ebaucht.  verläuft  in  die  etwa  V- Fiinie  im  Fiichten  weite  ca- 
librirle  und  mit  einer  Scale  versehene  Röhre  F.  welche  am  Ende 


\2 

das  «läserne  (jieOiss  G  /air  Aulnalime  des  Spiritus  Irägi;.  Aus- 
serdem befindet  sich  noch  an  der  einen  Fassung  eine  kleinere, 
mit  einer  Khippe  luftdicht  verschliesshare  Oett'nung',  um  vor 
jeder  Dcobachlunij;  den  Spiritus  in  der  etwas  geneigten  Röhre 
auf  den  Stand  des  Gleichgewichts  z,urück/iufiihren,  ein  Erforder- 
niss,  das  uu)  so  nöthiger  ist,  als  von  der  Länge  der  wSpiritus- 
säule  in  der  Röhre  F  die  Zahl  der  Erwärmungsgrade  ahhängt, 
insofern  bei  längerer  Säule  der  zu  überwältigende  Widerstand 
wächst,  bei  kürzerer  abnimmt,  und  somit  die  Zahlen  bei  glei- 
cher Ladung  und  gleichem  Schliessungsdrahte  mit  dieser  Länge 
variiren.  Fig.  3  gibt  eine  Seitenansicht  des  Instruments;  A  ist 
der  Cylinder,  B  und  C  die  Fassungen  der  Hälse,  G  und  H  die 
gläsernen  Stützen  des  Cylinders,  /  und  K  die  gläsernen  Stützen 
der  Quecksilbernäpfe,  L  die  Klappe,  31  die  Röhre,  welche 
unter  sich  auf  den  Stützen  O  und  P  die  in  Linien  getheilte 
Messingscale  hat  ;  hinten  über  dem  gläsernen  Gefäss  N  ist  zur 
Sicherung  gegen  Staub  ein  Holzcylinder  leicht  übergeschoben. 

§.  4.  Sowie  durch  dieses,  wie  ich  glaube,  sehr  zuverläs- 
sige Instrument  der  Platindraht  ohne  alle  weitere  Zwischenver- 
bindung in  den  Schliessungsdraht  eingeht,  so  war  ich  bei  der 
übrigen  Anordnung  bemüht,  alle  unwesentlichen  Verbindungs- 
stücke zu  vermeiden.  Es  schloss  sich  also  an  den  die  Kugeln 
der  Flaschen  A  (Fig.  1}  verbindenden  Querstab  (von  der  Kugel 
der  Flasche  geht  erst  ein  starker  Messingstab  durch  einen  Holz- 
deckel, dann  ein  Kupferdraht  an  die  innere  Belegung)  unmit- 
telbar ein  Kupferdraht  bis  zum  Auslader  B  an,  und  von  diesem 
ging  wieder  ein  Kupferdraht  bis  JP,  nur  in  C  D  durch  einen 
Platindraht  von  gleicher  Länge  und  Stärke  wie  der  Platindraht 
in  dem  Luftthermometer  unterbrochen  ;  ebenso  waren  in  den 
übrigen  Theilen  nur  Kupfer-  und  Platindrähte  von  derselben 
Sorte ;  alle  Verbindungen  wurden  durch  isolirte  Quecksilbernäpfe 
hergestellt,  und  die  Drähte  selbst  hingen  soweit  als  nöthig  an 
seidenen  Fäden.  Vor  Beginn  der  Untersuchung  musste  zunächst 
das  Instrument,  dann  der  Platindraht  nach  dem  Werthe  seiner 
durch  Kupferdraht  compensirteu  Länge  geprüft  werden.  In  dieser 
Beziehung  verweise  ich  auf  meine  in  Poggend.  Ann.  Band  67, 
p.  468  abgedruckte  Abhandlung,  in  der  ich  die  compensirten 
Werthe    für   denselben    0,513  Linien    starken    Kupferdraht    und 


13 

(Icnsolhen  0,081  Linion  slarkoii  IMatiinlralil  niitlclsl  des  riinkcn- 
nicssers  ('rmillelt  liahc.  \arh  dieser  Aliliaiidlmii;"  haben  2'  IMaliii 
und  2,85  Fnss  Kupferdralil  eine?  ä<niivalenlo  Ijänge ,  .so  dass 
2'  K.  (Kupfer)  =  I(i,84  /«ll  V.  (IMalin)  sind,  eine  Länge, 
welclie  ich  in  dem  F(»li;enden  km/,  niil  PI.  I)e/-eiehnen  werde, 
da  ich  sie  sowohl  im  Liirtdiermomeler  als  für  alle  iihrii^en  Fälle 
als   \ormallänge   ani;'ewan(ll    halie. 

<i).  5.  Zur  l^rül'nnii;  des  Thernionieters  wurde  die  Hallerie 
aus  2  Flaschen  zusammengesetzt,  und  in  den  festen  Theil  des 
iSchliessuniisboii'ens  •»•inu'en  ausser  dem  Luftlhermomeler  und  dem 
Auslader  15'  Kupferdraht  ein  ;  nun  wurden  die  Kugeln  des  Aus- 
laders nach  und  nach  in  verschiedene  Enlfernungeu  von  einander 
gestellt  und  für  jede  Stellung  zuerst  die  Erwärmung  bloss  bei 
dem  genannten  ^^'iderstande,  der  als  Einheit  gellen  soll,  gemes- 
sen, da  noch  2'  und  4'  Platin  in  die  Kette  eingefügt,  und  der 
Widerstand  dieser  Drähte  nach  den  bekannten  Formeln  bereclinet. 
Es  ergaben  sich  hi(u-bei  folgende,  aus  drei  einzelnen  IJeobach- 
tunüen  gezogene  Miltelzahlen : 


Kruärmung;  im  I^ufftherm* 


'Vl'iderstand  von 


Einfacher 
Scliliossungsdr. 

mit  2'  P. 

mit  4'  P. 

2'  P. 

4'  P. 

10,17 
12,44 
14,56 
16,92 

5,67 
6,83 
8,17 
9,42 

3,92 

4,83 
5,67 
6,58 

0,794 
0,821 
0,782 
0,796 

1,594 
1 ,57(i 
1 ,568 
1,572 

Mittel 

0,798 

1,578 

\aeh  diesen  Versuchen,  die  für  den  Platindraht  gleichen 
Widerstand  geben,  kann  man  die  Angaben  des  Luflthermome- 
ters  bis  zu  17"  ohne  weitere  Correction  gebrauchen,  und  der 
Widerstand  eines  2'  langen  IMatindrahts  stellt  sich  bei  der  an- 
genommenen Einheit  auf  0,702,  also  von  1(;,84  Zoll  oder  PI. 
auf  0,5(5.  iNIit  Uücksicht  auf  einige  früher  in  Poggend.  Ann. 
Bd.  68,  |).  l.'{9  enthaltene  Versuche  beläuft  sich  hiernach  der 
Widerstand  von  20'   K.   auf  0,144. 


u 


§•  6.  Zur  IJcsiiinimin2;  der  coniponsirtoii  Wcrlhe  wurdo 
die  Batterie  nach  Fii»'.  4  wieder  aus  2  Flaschen  /-usainincnge- 
sel/i,  und  D'  K.  I)ild<'len  den  Stamm  AB  CD  +  EF  ausser 
dem  Auslader  und  dem  1(5,84  Zoll  langen  Platindraht  CD;  von 
den  beiden  Zweigen  besland  der  eine  DGE  aus  einem  Platin- 
drahte von  der  Xormalliinge,  den  andern  DHE  bildeten  nach 
einander  2,  4  und  8  Fuss  K.,  indem  im  ersten  Falle  die  Zweige 
durch  zwei  10  Zoll  lange,  dicke  Kupferbügel  Mund  N  (s.  Fig.  5) 
getrennt  waren.  Das  Thermometer  wurde  zuerst  statt  des  Drah- 
tes  CD  in  die  Verbindung  eingefügt,  und  die  Erwärmung  im 
Stamme  gemessen,  dann  statt  des  Zweiges  DGE  substituirt, 
und  die  Erwärmung  in  diesem  Zweige  ermittelt.  Gesetzt,  dass 
man  die  compensirte  Länge  des  PI.  wirklich  zu  2'  K.  anschlagen 
darf,  so  muss  nach  den  von  mir  früher  aufgestellten  Gesetzen 
über  die  Theilung  des  elektrischen  Stroms  in  den  drei  Fällen 
die  Stromstärke  des  Zweiges  DGE  -5-,  -^,  -r-  von  der  Strom- 
stärke im  Stamme  sein,  oder  da  die  Erwärmungen  im  Quadrate 
der  Stromstärken  stehen,  muss  die  Erwärmung  ^/>^  des  Zweiges 
sich  zur  Erwärmung  (h)  im  Stamme  wie  -j-,  — ,  -^ :  1  verhalten. 
Die  Beobachtungen,  welche  der  leichtern  Uebersicht  wegen  auf 
eine  Wärme  =  16,00  bei  entfernten  Zweigen  reducirt  sind, 
gaben : 


3ter 
Zweig 

h                            p 

h  Mittel 
beob. 

P 

Mittel 
beob. 

—  beob. 
h 

£_  ange- 
|j   nom. 

h  ber. 

p  ber. 

8'k. 
4'k. 
2'k. 

11,78  11,73  11,80  7,61  7,76  7,62 

12,82  12,93  12,705,80  5,82  5,59 

—      13,83  14,16    —    3,26  3,49 

11,77 

12,82 
14,00 

7,66 
5,74 
3,38 

0,651 
0,448 
0,242 

0,640 
0,444 
0,250 

11,62 
12,67 
13,91 

7,44 
5,63 
3,48 

Die  beobachteten  Verhältnisse  -  stimmen   mit   den  vorläufig 

h  ' 

angenommenen  sehr  gut  überein ,  so  dass  PI.  =  2'  K.  gesetzt 
werden  darf;  ebenso  zeigt  die  nach  den  von  mir  für  diesen  Fall 
angegebenen  Formeln  geführte  Berechnung  von  h  und  j)  eine 
ganz  genügende  Uebereinstimmung  mit  den  Beobachtungen. 

§.  7.     Als    ich  nach  diesen  Vorbereitungen    zu    den  Versu- 
chen,  die  den  Gegenstand  dieser  Abhandlung  ausmachen,  selbst 


überging,  stellten  sich  mir  bei  der  Anordnung  des  Schliessungs- 
drahtes,   von  dem  an  keiner  Stelle    einzelne  Drähte  zur  Verhü- 


15 

tung  partieller,  störender  Strömungen  zu  nahe  an  einander  vor- 
beigehen dürfen,  derartige  Sciiwierigkeiten  entgegen,  dass  ich 
es  tur  rätlilicher  hielt,  statt  hei  derselben  Anordnung  der  gany.eii 
Leitung  die  drei  »Strönie  in  den  diri  (»ben  von  einander  geschie- 
denen Theilen  des  Scliliessungsdrahtes ,  in  //,  Mund  N,  zu 
gleicher  Zeit  zu  beobachten,  lieber  eine  Trennung  der  Aufgabe 
einzuiühren,  und  zuerst  die  Krwärniungcn  in  // und  iV,  dann  in 
H  und  M  allein  zu  ermitteln  und  mit  einander  zu  vergleichen; 
denn  wenn  gleich  sich  hierdurch  die  Ileilien  hintenher  schwerer 
in  einander  fügen  lassen,  so  wiegt  diesen  Xachtheil  doch  hin- 
reichend der  Vorzug  wieder  auf,  dass  man,  ohne  bemerkbare 
Störungen  zu  veranlassen,  für  jede  dieser  so  getrennten  Reihen 
die  passendsten  Längen  der  Drähte  wählen  kann;  überdiess  ist 
auch  der  Zusammenhansi'  der  drei  Strönie  unter  einander  von 
der  Art,  dass  die  gleichzeitige  IJeobachtung  aller  drei  nicht  den 
vollen  Vortheil  gewährt,  den  man  sich  anfänglich  davon  ver- 
sprechen möchte.  In  dem  ersten  Theile  der  Untersuchung  stelle 
ich  hiernach  die  Beobachtungen  über  die  Erwärmungen  in  H 
und  N  zusammen,  wobei  31  ausschliesslich  aus  Kupferdraht 
bestand. 

§.  8.  Für  diesen  Fall  war  der  Schliessungsdraht  aus  fol- 
genden feststehenden  Theilen  gebildet.  Zu  //  gehörten  (Fig.  1) 
2'  K.  in  AB,  der  Auslader  B,  %'  K.  in  Z?  C,  ein  IMaündraht 
PI.  in  D  C  und  3' K.  in  FE:  die  gesammte  compensirte  Länge 
dieses  Drahtes  machte  also  10,2  Fuss  K.  aus,  da  der  Auslader 
=  0,7  Fuss  K.  und  die  Drähte  in  der  Batterie  =  0,5  Fuss  K. 
nach  der  oben  §.  4  citirten  Abhandlung  zu  setzen  sind  ;  wenn 
die  Hauptbatterie  nur  aus  einer  Flasche  besteht,  ist  H  =  10,7 
Fuss  K,  Zu  dieser  festen  Länge  konnten  neue  Kupfer-  oder 
Platindrähte  namentlich  durch  Verläno'erunü;  von  FE  hinzuffe- 
fügt  werden,  indem  die  Einfügung  durch  die  isolirten  Quecksil- 
bernäpfe erleichtert  ward.  Der  fest  stehende  Theil  von  N  be- 
stand aus  2'  K.  in  DK,  V  K.  in  IG  und  aus  PI.  in  EG,  so 
dass  seine  compensirte  Länge  mit  Einschhiss  der  Batterie  bei 
zwei  Flaschen  =  5,5,  bei  drei  Flaschen  =  5,4  Fuss  K.  ist; 
auch  hier  konnte  eine  Verlängerung  leicht  bewirkt  werden.  In 
7>f  war,  wie  schon  bemerkt  wurde,  nur  Kupferdraht.  Zur  be- 
quemern Messung  der  Erwärmungen  in //"  und  N  wurde  hiernach 


16 

für  PI.  in  E  G  das  Luftthennometor  substiiuirt,  und  der  Mit- 
leldraht/>£,  der  senkrecht  nach  oben  stand,  einmal  von  C  nach 
G  gelegt,  wodurch  das  Tlierniometer  im  Strom  der  Hauptbat- 
terie stand,  dann  von  D  nach  E,  wodurch  dasselbe  Thermo- 
meter ohne  Aenderung"  seines  Orts  in  den  Strom  der  Nebenbat- 
terie  gelangte.  Dieser  Wechsel  der  Stelle,  welche  die  Platin- 
drähte in  N \im\  N  einnehmen,  ist  nach  dem  Obigen  ohne  allen 
Einfluss  auf  die  Resultate. 

§.  9.  Ich  werde  jetzt  unmittelbar  die  Beobachtungen  zu- 
sammenstellen, die  ich  für  den  vorliegenden  Fall  ausgeführt  habe. 
Bei  diesen  Beobachtungsreihen  gebe  ich  zunächst  die  Anzahl 
der  Flaschen  an,  aus  denen  die  Haupt-  und  die  Nebenbatterie 
zusammengesetzt  waren,  wobei  ich  nur  noch  nebenbei  bemerke, 
dass  mir  allein  vier  gleiche  Flaschen  zur  Disposition  standen. 
Dann  findet  man  die  Länge  von  M,  die  Länge  von  H  und  von 
N  aufgezeichnet;  bei  beiden  letztern  ist  der  eine  des  Thermo- 
meters wegen  nothwendig  in  die  Verbindung  eingehende  Platin- 
draht schon  in  die  angegebene  Zahl  nach  seiner  compensirten 
Länge  zu  2,'  mit  eingerechnet,  jeder  neu  hinzugefügte  Platin- 
draht dagegen  mit  PI.  besonders  notirt  worden.  Bei  N  steht 
obenan  nur  die  Länge  des  festen  Theils ,  und  das  dahinter  ste- 
hende +  verweist  auf  die  erste  Columne  der  Tabellen  in  der 
Weise ,  dass  die  dort  angegebene  Zahl  von  Füssen  Kupferdraht 
nach  und  nach  zu  N  hinzugesetzt  wurde.  Der  Strich  —  in 
dieser  Columne  soll  andeuten,  dass  die  Nebenbatterie  zuerst 
ganz  aus  der  Verbindung  gelassen  war,  so  dass  die  Stromstärke 
der  Hauptbatterie  in  einem  einfachen  Schliessungsdrahte  für  den 
Stand  der  Kugeln  des  Ausladers  beobachtet  werden  konnte, 
welcher  für  die  jedesmalige  Tabelle  derselbe  blieb.  Die  beiden 
folgenden  Columnen  stellen  unter  h  und  n  für  die  entsprechen- 
den Längen  von  N  die  beobachteten  Erwärmungen  in  //  und  N 

dar,  die  vierte  ihr  Verhältniss  -  fdaraus  in  H  und  III  noch  — 
in.  .  y  .  2h 

und  --),  die  fünfte  endlich  die  Quadratwurzel  dieses  Verhält- 
nisses oder  das  Verhältniss  der  Stromstärken  in  H  und  N.  Die 
in  der  sechsten  und  siebenten  Columne  noch  enthaltenen  Zahlen 
a:  und  C,  sowie  das  hinter  iV  oben  hingesetzte  m  werden  später 
ihre  Erläuterung  finden. 


17 


§.  10. 

I.  llauptbatterie  1  Flasche,  Nebenbatterie  2  Flaschen. 

A.         HI  =  8'  K. 
Nr.  1.     11  =  10,2  5  N=5,5  +  ...;  in  =  5,8. 


+ 

h 

n 

n 
"h 

V^ 

X 

C 

17,00 

17,00 

0 

11,55 

8,26 

0,715 

0,8^(6 

18,9 

16,92 

2 

11,02 

8,69 

0,788 

0,888 

1S,0 

16,79 

4 

1 0,66 

9,07 

0,S51 

0,922 

17,3 

16,82 

6 

10,(iO 

9,12 

0,8(i0 

0,927 

17,2 

16,92 

8 

10,70 

8,79 

0,S22 

0,906 

17,6 

16,91 

10 

10,83 

8,36 

0,772 

0.879 

18,2 

16,87 

12 

11,43 

7,90 

0,691 

0,831 

19,2 

17,24 

16 

12,56 

6,48 

0,516 

0,718 

22,3  * 

17,52 

20 

13,35 

5,33 

0,399 

0,632 

25,3 

17,58 

26 

14,41 

3,82 

0,265 

0,514 

31,1 

17,60 

Nr.  2.    H  =  14,2,  N  =  5,5  + 


in 


10,1, 


+ 

h 

n 

n 
h 

Vt 

X 

C 



16,39 

_ 

_ 

_ 

16,87 

0 

12,04 

6,45 

0,538 

0,733 

21,8 

16,58 

2 

1 1 ,63 

7,19 

0,618 

0,786 

20,4 

16,73 

4 

11,16 

7,48 

0,«i70 

0,819 

19,5 

16,56 

6 

10,56 

7,90 

0,750 

0,866 

18,5 

16,34 

8 

10,19 

8,41 

0,H26 

0,909 

17,6 

16,44 

10 

10,04 

8,50 

0,848 

0,92! 

n,4 

16,50 

12 

10,20 

8,40 

0,S23 

0,90(i 

17,6 

16,68 

14 

10,36 

7,96 

0,768 

0,«76 

18,3 

16,64 

16 

10,75 

7,67 

(),7(K} 

0,838 

19,1 

16,92 

18 

11,18 

6,91 

0,618 

0,786 

20,4  *^ 

16,89 

20 

11,73 

6,50 

0,554 

0,744 

21,5 

17,22 

26 

13,29 

4,74 

0,356 

0,596 

27,0 

17,63 

IV.   Helt.    Silzl).    d.    inathein.   naturw.    Ci. 


% 


18 


Nr.  3.     H-18,2;  N  =  5,5  +  ...;  m=14,3. 


+ 

]i 

n 

n 
IT 

V-v 

X 

C 

16,00 

_ 

_ 

___ 

16,92 

0 

12,91 

4,94 

0,383 

0,618 

25,9 

16,85 

2 

12,43 

5,48 

0,441 

0,(i64 

24,1 

16,76 

4 

12,08 

6,05 

0,501 

0,708 

22,6 

16,87 

6 

11,62 

6,(»4 

0,571 

0,75(i 

21,2  * 

16,88 

8 

10,95 

7,11 

0,649 

0,805 

19,9 

l(i,60 

10 

10,60 

7,57 

0,714 

0,S45 

19,0 

16,66 

12 

10,34 

8,04 

0,777 

0,881 

18,2 

16,84 

14 

10,05 

8,30 

0,826 

0,909 

17,6 

16,85 

16 

10,09 

8,18 

0,811 

0,900 

17,8 

16,92 

18 

10,51 

7,70 

0,733 

0,856 

18,7 

17,09 

Nr.  4.     11  =  22,2;  N  =  5,5  +  ...;  m  =  18,6. 


+ 

h 

n 

n 
h 

Vr 

X 

C 

_ 

15,37 

_ 

, 

16,68 

0 

13,25 

3,83 

0,289 

0,537 

30,0 

16,87 

4 

12,47 

4,67 

0,374 

0,612 

26,1 

16,76 

8 

11,62 

5,79 

0,498 

0,706 

22,6 

16,84 

10 

11,17 

6,37 

0,570 

0,755 

21,2  * 

16,73 

12 

10,75 

6,83 

0,635 

0,798 

20,1 

16,69 

14 

10,25 

7,29 

0,711 

0,843 

19,0 

16,60 

16 

9,87 

7,75 

0,785 

0,886 

18,1 

16,65 

18 

9,83 

7,83 

0,796 

0,M92 

17,9 

16,78 

20 

9,83 

7,67 

0,780 

0,883 

18,1 

16,76 

22 

10,17 

7,37 

0,725 

0,851 

18,8 

16,99 

24 

10,33 

7,17 

0,694 

0,833 

19,2 

17,10 

Nr.  5.     H  =  20,2  +  PI.;  N=5,5  +  ...;    ni  =  18,6. 


+ 

h 

n 

n 
IT 

Vx 

X 

C 

11,12 

18,13 

0 

10,00 

2,94 

0,294 

0,542 

29,5 

18,21 

4 

9,50 

3,75 

0,392 

0,626 

25,6 

18,03 

8 

9,25 

4,67 

0,505 

0,711 

22,5 

18,34 

10 

8,94 

5,12 

0,573 

0,757 

21,1   * 

18,26 

12 

8,75 

5, €9 

0,639 

0,800 

20,0 

18,37 

14 

8,56 

5,94 

0,695 

0,834 

19,2 

18,40 

16 

8,18 

6,12 

0,748 

0,865 

18,5 

18,08 

18 

7,94 

6,31 

0,795 

0,892 

17,9 

17,88 

20 

8,00 

6,18 

0,772 

0,879 

18,2 

17,92 

19 


B.         Hl  =  H'  K. 

Nr.  6.     H-10,2;  N-5,5  +  ... :  ni-5,G. 


+ 

Ii 

11 

n 
h 

V-Ir 

X 

C 

17,50 

17,00 

0 

13,87 

5,75 

0,415 

0,644 

12,4 

17,21     . 

2 

12,87 

7,00 

0,544 

0,738 

10,8 

17,15 

4 

11,87 

7,96 

(»,6(i3 

0,814 

9,8 

16,94 

6 

11, <i!» 

8,25 

0,70(; 

0,840 

9,5 

17,08 

8 

11, «»4 

7,87 

0,659 

0,812 

9,9 

16,97 

10 

13,18 

6,78 

0,514 

0,717 

11,2  * 

17,68 

12 

13,<»7 

5,46 

0,3!ll 

0,625 

12,8 

17,59 

14 

14,87 

4,40 

0,'i!)6 

0,544 

14,7 

17,74 

16 

15,44 

3,50 

0,227 

0,476 

16,8 

17,66 

i\r.  7.     11-=  10,2;  N-5,5  +  ...;  m  =  5,6. 


+ 

h 

n 

n 
h 

V: 

X 

C 

15,80 

_ 

15,35 

0 

12,33 

5,40 

0,438 

0,662 

12,1 

15,48 

2 

11,44 

6,62 

0,579 

0,761 

10,5 

1 5,50 

4 

10,69 

7,35 

0,(i87 

0,829 

9,6 

15,37 

6 

10,33 

7,77 

0,752 

0,867 

9,2 

15,41 

8 

10,75 

7,06 

0,657 

0,812 

9,9 

1 5,44 

10 

11,41 

6,25 

0,548 

0,740 

10,8  * 

15,58 

12 

12,43 

5,00 

0,403 

0,635 

12,6 

15,75 

14 

13,02 

4,08 

0,313 

0,559 

14,3 

15,72 

16 

13,58 

3,21 

0,236 

0,486 

16,5 

15,64 

\r.  8.     H=10,2;  N=5,5  +  PI. +... ;  m=^3,6. 


+ 

h 

n 

n 

Vt 

X 

C 

18,75 

18,21 

0 

11,71 

4,87 

0,416 

0,645 

12,4 

17,26 

2 

11,25 

5,56 

0,494 

0,703 

11,4 

17,70 

4 

10,75 

5,81 

0,540 

0,735 

10,9 

17,65 

c, 

1 1 ,25 

5,5(> 

0,4><9 

0,700 

11,4 

17,S0 

s 

12,25 

4,71 

0,384 

0,620 

12,9  * 

I7,w4 

10 

13,62 

3,94 

0,290 

0,ri38 

14,9 

ls/26 

12 

14,54 

3,25 

0,223 

0,472 

16,9 

1 8,32 

14 

15,37 

2,62 

0,170 

0,412 

19,4 

18,35 

o     - 


20 


Nr.  9.     H=18,25  N  =  5,5  +  ...;  ni-14,1. 


+ 

h 

n 

n 
h 

Vi 

X 

C 

17,25 

17,76 

0 

15,81 

2,08 

0,132 

0,303 

22,0 

17,61 

2 

15,43 

2,73 

0,177 

0,421 

19,0 

17,69 

4 

15,00 

3,37 

0,225 

0,474 

1G,8 

17,72 

6 

14,50 

4,27 

0,295 

0,543 

14,7 

17,87 

8 

13,75 

5,41 

0,394 

0,(128 

12,7 

17,97 

10 

12,75 

ü,48 

0,508 

0,713 

11,2  * 

17,79 

12 

11,93 

7,08 

0,594 

0,771 

10,4 

17,48 

14 

11,75 

7,50 

0,038 

0,800 

10,0 

17,70 

16 

12,00 

7,04 

0,587 

0,7(i6 

10,5 

17,73 

Nr.   10.     11  =  18,2;  N  =  5,5  +  PI. ...;  m=12,l. 


+ 

h 

n 

n 
h 

V: 

X 

C 

17,50 

18,00 

2 

14,75 

2,22 

0,150 

0,387 

20,7 

17,86 

4 

14,00 

2,71 

0,194 

0,440 

18,2 

17,84 

6 

13,00 

3,31 

0,255 

0,505 

15,8 

17,51 

8 

12,00 

4,06 

0,338 

0,581 

13,8  * 

17,50 

10 

11,18 

4,75 

0,424 

0,651 

12,3 

17,57 

12 

11,00 

4,94 

0,449 

0,670 

12,0 

17,72 

14 

11,25 

4,50 

0,400 

0,632 

12,6 

17,47 

§.  11. 

II.  Hauptbatterie  1  Flasche;  Nebenbatterie  2  Flaschen. 

A.       m  =  s'  H. 

Nr.  11.     H=22,7;  N=5,5 +  ....;  m  =  2,8. 


+ 

h 

n 

D 

h 

n 
2  h 

V-- 

V    2h 

X 

C 

13,56 

1^ 

14,41 

0 

7,06 

10,96 

1,552 

0,776 

0,881 

12,1 

14,07 

2 

6,91 

11,35 

1,642 

0,821 

0,906 

11,8 

14,26 

4 

7,09 

11,26 

1,588 

0,794 

0,891 

12,0 

14,50 

6 

7,46 

10,62 

1,424 

0,712 

0,844 

12,4 

14,00 

8 

8,29 

9,51 

1,147 

0,573 

0,757 

14,1  * 

14,88 

10 

9,03 

8,28 

0,917 

0,458 

0,677 

15,8 

14,97 

12 

9,S6 

7,22 

0,732 

0,366 

0,005 

17,6 

15,23 

14 

10,55 

6,17 

0,585 

0,292 

0,540 

19,8 

15,33 

16 

10,96 

5,20 

0,474 

0,237 

0,487 

21,9 

15,17 

18 

11,53 

4,24 

0,308 

0,184 

0,429 

24,9 

15,16 

2! 


Nr.   12.     11  =  22,7;  N-5,5  +  Pl.  +  ...;  in  =  0,8. 


+ 

h 

n 

n 
h 

2  h 

V    2h 

X 

C 

15,08 

16,13 

0 

G,')7 

9,25 

1,387 

0,693 

0,832 

12,8 

16,34 

2 

6,(50 

9,21 

1,396 

0,698 

0,835 

12,8 

16,32 

k 

7,00 

8,60 

1,228 

0,614 

0,7K4 

13,6 

16,21 

6 

7,81 

7,75 

0,992 

0,496 

0,704 

15,1   * 

16,28 

8 

8,75 

6,75 

0,771 

0,385 

0,620 

17,2 

16,22 

10 

9,59 

5,87 

0,612 

0,306 

0,'.53 

19,3 

16,36 

12 

10,47 

5,17 

0,494 

0,247 

0,497 

21,5 

16,61 

U 

11,06 

4,43 

0,401 

0,200 

0,448 

23,8 

16,48 

\r.   13.     11=20,7  + PI.;  i\  =  5,5  + 


m: 


2,8. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
2h 

V    2h 

X 

C 

_ 

10,83 

15,76 

2 

6,75 

10,75 

1,592 

0,796 

0,892 

11,9 

16,27 

4 

6,75 

10,75 

1,592 

0,796 

0,892 

11,9 

16,37 

6 

7,12 

9,81 

1,378 

0,689 

0,830 

12,8 

16,55 

8 

7,47 

8,78 

1,175 

0,587 

0,766 

13,9  * 

16,.52 

10 

8,00 

7,62 

0,952 

0,476 

0,(190 

15,4 

16,60 

12 

«,50 

6,44 

0,758 

0,379 

0,615 

17,3 

16,61 

14 

8,78 

5,31 

0,605 

0,302 

0,550 

19,4 

16,35 

16 

9,12 

4,44 

0,487 

0,243 

0,494 

21,0 

16,39 

Nr.   14.     H  =  20,7  +  PI.;  N=5,5  +  PI.  +  ... ;  m=0,8. 


+ 

h 

n 

n 
V 

n 
2h 

V- 

V     2h 

X 

C 



11,12 

_ 

_ 

16,20 

0 

5,94 

7,81 

1,315 

0,657 

0,810 

13,1 

16,46 

2 

5,94 

7,75 

1,.305 

0,(;52 

0,808 

13,2 

16,48 

4 

6,18 

7,37 

1,192 

0,596 

0,772 

13,8 

16,51 

6 

6,62 

6,56 

0,991 

0,495 

0,704 

15,1  * 

16,40 

8 

7,25 

5,71 

0,788 

0,394 

0,628 

17,0 

16,50 

10 

7,94 

5,06 

0,637 

0,318 

0,564 

18,9 

16,88 

12 

8,31 

4,25 

0,511 

0,255 

0,505 

21,1 

16,60 

14 

8,87 

3,62 

0,408 

0,204 

0,452 

23,6 

16,79 

09 


B.      HI  =  n'  K. 

Nr.   15.     11=18,7;  N  =  5,5  +  ...;  m  =  2,5. 


+ 

li 

n 

n 

ir 

n 
2h 

V" 

V    2h 

X 

C 

14,00 

14,88 

0 

8,97 

9,09 

1,080 

0,540 

0,735 

7,2 

14,98 

2 

8,04 

11,00 

1,377 

0,088 

0,830 

0,4 

14,94 

4 

8,34 

10,57 

1,207 

0,033 

0,790 

0,7 

15,06 

6 

9,75 

8,44 

0,800 

0,433 

0,058 

8,1   - 

15,26 

8 

11,00 

0,25 

0,505 

0,282 

0,531 

10,0 

15,30 

10 

12,00 

4,02 

0,383 

0,191 

0,438 

12,2 

15,32 

12 

12,85 

3,40 

0,205 

0,132 

0,304 

14,0 

15,36 

14 

13,30 

2,50 

0,187 

0,093 

0,300 

17,4 

15,30 

Nr.  16.     H=18,7;  N  =  5,5  +  PI.  +  ...  5 


m 


0,5. 


+ 

h 

n 

n 
h 

2h 

V- 

f     2h 

X 

C 

15,00 

15,91 

0 

8,18 

7,81 

0,955 

0,477 

0,091 

7,7 

10,10 

2 

8,25 

7,56 

0,916 

0,458 

0,077 

7,9 

10,06 

4 

9,05 

0,43 

0,060 

0,333 

0,577 

9,3  * 

16,40 

6 

10,97 

4,93 

0,450 

0,225 

0,474 

11,2 

10,27 

8 

12,06 

3,09 

0,306 

0,153 

0,391 

13,0 

10,15 

10 

13,00 

2,75 

0,212 

0,100 

0,320 

10,2 

16,16 

Nr.  17.     H  =  18,7;  N  =  5,5  +  PI.  +  ... ;  m  =  0,5. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
2h 

V- 

V    2h 

X 

C 

_ 

14,31 

14,01 

0 

7,06 

6,90 

0,977 

0,488 

0,699 

7,6 

14,09 

2 

7,40 

0,59 

0,889 

0,444 

0,060 

8,0 

14,20 

4 

8,50 

5,02 

0,067 

0,333 

0,577 

9,3   ■■ 

14,42 

6 

10,00 

4,28 

0,428 

0,214 

0,402 

11,5 

n,G2 

8 

11,06 

3,18 

0,288 

0,144 

0,380 

14,0 

14,00 

10 

12,00 

2,40 

0,200 

0,100 

0,310 

16,8 

14,70 

Nr.   18.     11  =  30,7;  i\  =  5,5  +  ...;  m  =  9,0. 


23 


+ 

li 

n 

n 

2h 

Vf. 

X 

C 

14,79 

16,05 

0 

13,15 

3,35 

0,255 

0,127 

0,35G 

15,0 

16,10 

2 

12,50 

4,75 

0,380 

0,190 

0,436 

12,2 

16,45 

4 

11, Ü5 

G,21 

0,534 

0,2G7 

0,517 

10,3 

16,48 

6 

10,53 

8,47 

0,804 

0,402 

0,634 

8,4  - 

16,74 

8 

♦>,43 

10,53 

1,116 

0,558 

0,747 

7,1 

16,96 

10 

9,37 

10,50 

1,120 

0,560 

0,748 

7,1 

16,96 

Nr.   li>.     11  =  30,7  5  N  =  5,5  +  .. 


5  m=9,0. 


+ 

h 

n 

11 
h 

n 
2h 

V^ 

V     2h 

X 

C 

12,25 

13,28 

0 

10,50 

2,87 

0,273 

0,136 

0,370 

14,4 

2 

9,94 

3,87 

0,389 

0,194 

0,441 

12,1 

4 

9,00 

5,44 

0,604 

0,302 

0,550 

9,7 

6 

8,25 

7,17 

0,869 

0,434 

0,659 

8,1   * 

8 

7,37 

8,62 

1,170 

0,585 

0,7()5 

7,0 

10 

7,37 

8,44 

1,145 

0,572 

0,757 

7,0 

Nr.  20.     11  =  30,7-,  N  =  5,5  +  PI.  +  ...;  ni  =  7,0. 


+ 

h 

n 

n 
V 

n 
2  h 

V^ 

V    2h 

X 

C 

14,79 

16,04 

0 

12,12 

3,16 

0,261 

0,130 

0,360 

14,8 

16,15 

2 

10,97 

4,22 

0,384 

0, 1 92 

0,438 

12,2 

15,97 

4 

9,68 

5,50 

0,568 

0,2><4 

0,533 

10,0  * 

15,71 

G 

8,87 

6,25 

0,705 

0,352 

0,594 

9,0 

15,75 

8 

9,00 

6,44 

0,7 1() 

0,358 

0,599 

8,9 

16,10 

2* 


IVr  21.     11  =  38,7;  N  =  5,5  +  ...;  m=13,2. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
2h 

V     2h 

X 

C 

13,62 

_ 

_ 

15,34 

4 

12,18 

3,09 

0,254 

0,127 

0,356 

15,0 

15,62 

6 

11,62 

4,18 

0,360 

0,180 

0,424 

12,6 

15,72 

8 

10,87 

5,84 

0,538 

0,269 

0,519 

10,3 

15,97 

10 

9,87 

7,72 

0,782 

0,391 

0,625 

8,5  * 

16,14 

12 

8,87 

9,00 

1,014 

0,507 

0,712 

7,5 

15,93 

14 

9,03 

8,87 

0,982 

0,491 

0,701 

7,6 

16,11 

c.      m  =  Ä'  K. 

Nr.  22.     H  =  20,7;    N=5,5  +  ... ;    m  =  4,5. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
2h 

V    2h 

X 

C 

1 

12,75 

4,33 

0,340 

0,!70 

0,412 

6,5 

15,62 

2 

11,87 

5,58 

0,470 

0,235 

0,485 

5,5 

15,51 

3 

11,00 

7,12 

0,647 

0,323 

0,568 

4,7  * 

15,59 

4 

10,37 

8,12 

0,783 

0,391 

0,625 

4,2 

15,61 

5 

10,75 

7,62 

0,709 

0,354 

0,595 

4,5 

15,71 

6 

11,25 

6,25 

0,555 

0,277 

0,526 

5,1   * 

15,41 

7 

12,00 

4,94 

0,412 

0,206 

0,454 

5,9 

15,.37 

8 

12,62 

3,69 

0,292 

0,146 

0,382 

7,0 

15,23 

9 

13,06 

2,75 

0,210 

0,105 

0,324 

8,2 

15,10 

§.  12. 
III.   Hauptbatterie  1  Flasche;  Nebenbatterie  3  Flaschen. 

A.         ]»I  =  8'  K. 
Nr.  23.     H  =  30,7;  N  =  5,4  +  ...;  m  =  0,3. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
3h 

V    3h 

X 

C 

11,14 

12,31 

0 

4,93 

12,18 

2,469 

0,823 

0,907 

8,8 

12,02 

2 

5,43 

11,66 

2,146 

0,715 

0,846 

9,4 

12,40 

4 

6,10 

10,54 

1,726 

0,575 

0,758 

10,6  * 

12,64 

6 

7,08 

9,04 

1,276 

0,425 

0,652 

12,3 

12,96 

8 

7,98 

7,48 

0,937 

0,312 

0,558 

14,3 

13,11 

10 

8,64 

6.14 

0,711 

0,237 

0,487 

16,4 

13,11 

12 

9,23 

4,96 

0,537 

0,176 

0,420 

19,0 

13,13 

14 

9,54 

3,91 

0,410 

0,137 

0,370 

21,6 

12,89 

25 


Nr.  24.     H  =  30,7;    i\  =  5,4  +  Pl.  + 


m 


-1,7. 


+ 

h 

n 

11 
h 

n 
3  h 

\     3  h 

X 

C 

10,98 

12,14 

0 

4,40 

7,T2 

1 ,750 

0,585 

0,705 

10,5 

12,12 

2 

5,02 

0,98 

l,:J9l 

0,404 

0,«i81 

11,8   • 

12,12 

4 

5,81 

0,29 

1 ,08;{ 

0,301 

0,001 

13,3 

12,45 

(i 

(i,79 

5,27 

0,770 

0,259 

0,509 

15,7 

12,58 

8 

7,50 

4,41 

0,589 

0,190 

0,443 

18,0 

12,00 

10 

8,18 

3,67 

0,448 

0,149 

0,389 

20,6 

12,08 

Nr.  25.     11  =  36,7;  N=5,4  +  ...;  m  =  2,4. 


+ 

h 

n 

n 

n 
"3h 

V- 

V    3h 

X 

C 

12,87 

14,02 

0 

0,K7 

13,87 

2,019 

0,073 

0,820 

9,8 

15,29 

2 

0,50 

14,37 

2,211 

0,737 

0,859 

9,3 

15,28 

4 

0,87 

13,75 

2,000 

0,007 

0,817 

9,8 

15,50 

6 

7,37 

12,50 

2,(;«»ü 

0,5(i5 

0,751 

10,7  * 

15,48 

8 

8,25 

10,44 

1,200 

0,422 

0,050 

12,3 

15,52 

10 

8,75 

8,50 

0,971 

0,324 

0,570 

15,0 

14,95 

12 

9,37 

6,75 

0,720 

0,240 

0,490 

10,3 

14,70 

14 

10,00 

5,50 

0,550 

0,183 

0,428 

18,7 

14,71 

Nr.  26.     H  =  36,7;  N  =  5,4  +  ...;  m  =  2,4. 


+ 

h 

n 

n 

n 
3  h 

V    3h 

X 

C 

12,75 

14,50 

0 

0,42 

13,20 

2,050 

0,085 

0,828 

9,7 

14,39 

2 

0,04 

1 3,05 

2,259 

0,753 

0,808 

9,2 

14,34 

4 

0,40 

12,98 

2,()2!> 

0,070 

0,822 

9,7 

14,53 

0 

7,04 

11,83 

1 ,080 

0,500 

0,748 

10,7  * 

14,73 

8 

7,90 

10,04 

1,201 

0,430 

0,(i5G 

12,2 

14,90 

10 

8,77 

8,54 

0,974 

0,325 

0,570 

14,0 

!5,0S 

12 

9,40 

7,19 

0,760 

0,253 

0,51)3 

l(i,0 

15,11 

14 

10,02 

5,07 

0,564 

0,188 

0,434 

18,4 

14,84 

2H 


Nr.  27.     11  =  34,7  + PI.;  N-5,4  +  ...;  m  =  2,4. 


+ 

li 

n 

n 
h 

n 
3  h 

V- 

V    3h 

X 

C 

8,25 

12,63 

0 

4,62 

9,69 

2,098 

0,699 

0,836 

9,6 

12,47 

2 

4,50 

9,87 

2,193 

0,731 

0,855 

9,4 

12,30 

4 

4,62 

9,37 

2,007 

0,669 

0,818 

9,8 

12,31 

6 

5,12 

8,81 

1,721 

0,574 

0,757 

10,6  * 

12,85 

8 

5,62 

7,25 

1,290 

0,430 

0,656 

12,2 

12,87 

10 

6,00 

6,06 

1,010 

0,337 

0,580 

13,8 

12,81 

13 

6,ä0 

5,00 

0,769 

0,256 

0,506 

16,0 

12,98 

14 

6,92 

4,00 

0,578 

0,193 

0,440 

18,2 

13,02 

Nr.  28.     11  =  36,7;  N=5,4  +  PI.  +  ...;  m  =  0,4. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
3h 

V    3h 

X 

C 

12,75 

14,50 

0 

5,17 

9,06 

1,753 

0,584 

0,765 

10,5 

14,38 

2 

5,44 

8,62 

1,584 

0,528 

0,727 

11,0 

14,36 

4 

5,90 

8,25 

1,399 

0,466 

0,683 

11,7  * 

14,61 

6 

7,10 

7,23 

1,018 

0,339 

0,582 

13,7 

15,06 

8 

7,90 

6,18 

0,783 

0,261 

0,511 

15,7 

U,98 

10 

8,67 

5,04 

0,581 

0,194 

0,440 

18,2 

14,79 

12 

9,40 

4,15 

0,448 

0,147 

0,383 

20,8 

14,85 

Nr.  29.     11=34,7  + PI.;    N  =  5,4  +  PI.  +  ...;  m  =  0,4. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
3h 

V    3h 

X 

C 

10,06 

_ 

15,40 

0 

4,71 

8,41 

1,786 

0,595 

0,771 

10,4 

15,11 

2 

4,91 

8,18 

1,665 

0,555 

0,745 

10,7 

15,26 

4 

5,52 

7,41 

1,343 

0,448 

0,670 

11,9  * 

15,14 

6 

6,31 

6,29 

0,996 

0,332 

0,576 

13,9 

15,75 

8 

7,16 

5,37 

0,750 

0,250 

0,500 

16,0 

16,21 

10 

7,67 

4,27 

0,557 

0,186 

0,431 

18,6 

15,93 

12 

8,25 

3,50 

0,424 

0,141 

0,373 

21,5 

16,11 

B.         91  =t4'K.^ 
Nr.  30.     1I  =  ;J0,7:  i\  =  5,4  +  ...;  m  =  2,9. 


2? 


+ 

li 

n 

n 
h 

n 
3h 

V- 

V    3h 

X 

C 

11,31 

12,27 

0 

7,29 

8,16 

1,120 

0,373 

0,G11 

G,6 

12,32 

2 

(5, 1 5 

1(>,2| 

i,<;(io 

0,553 

0,744 

5,4 

12,30 

4 

G,31 

9,<.)G 

1,578 

0,52G 

0,725 

5,5 

12,42 

G 

7,G9 

7,r>G 

0,983 

0,32S 

0,572 

7,0  * 

12,G5 

8 

8,83 

5,41 

0,GI3 

0,204 

0,451 

8,9 

12,71 

10 

9;75 

3,Ö8 

0,378 

0,1 2G 

0,355 

11,2 

12,G2 

Nr.  31.     11  =  30,7;  N 


5,4  + PI. 


+ 


m  =  0,9. 


+ 

h 

n 

n 
h 

3h 

V    3h 

X 

c    . 

12,75 

14,08 

0 

G,S1 

G,94 

1,019 

0,3'fO 

0,5S3 

6,9 

14,05 

2 

7,18 

G,(i2 

0,922 

0,317 

0,563 

7,1 

14,21 

4 

.     8,08 

5,G7 

0,702 

0,234 

0,484 

8,3  * 

14,37 

•  6 

9,50 

4,25 

0,4^8 

0,149 

0,386 

10,4 

14,61 

8 

10,37 

2,96 

0,285 

0,095 

0,308 

12,9 

14,25 

Nr.  32.     H  =  3G,7;  N=5,4  +  ...;  m  =  5,0. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
3h 

V    3  h 

X 

C 

13,75 

15,40 

2 

9,50 

9,25 

0,984 

0,328 

0,573 

7,0 

15,96 

4 

8,00 

11, S7 

1,459 

0,486 

0,697 

5,7 

15,83 

6 

8,08 

1 1 ,55 

1 ,429 

0,476 

0,690 

5,8 

15,<>8 

8 

9,(iS 

8,94 

0,923 

0,308 

0,555 

•    7,2  * 

15,98 

10 

10,90 

6,21 

0,570 

0,l!»0 

0,436 

9,2 

15,82 

12 

11,81 

4,46 

0,378 

0,126 

0,355 

1 1 ,:'. 

15,81 

14 

12,30 

3,00 

0,2^4 

0,081 

0,284 

14,1 

15,94 

28 


Nr.  33.     H  =  36,7;  IV  =  5,4  +  PI.  +  ... ;  m  =  3,0. 


+ 

h 

n 

n 
IT 

n 
3h 

V    3  h 

X 

C 

14,12 

15,75 

0 

9,08 

6,21 

0.684 

0,228 

0,477 

8,4 

15,97 

2 

7,92 

7,20 

0,910 

0,303 

0,550 

7,3 

15,68 

4 

8,08 

7  22 

0,891 

0,297 

0,545 

7,3 

15,95 

6 

9,14 

6,01 

0,6r)8 

0,219 

0,468 

8,5  * 

16,02 

8 

10,35 

4,31 

0,417 

0,139 

0,370 

10,8 

15,77 

10 

11,31 

3,06 

0,270 

0,090 

0,300 

13,3 

15,65 

c.      m  =  Ä'  K. 

Nr.  34.     H  =  30,7  ;  N  =  5,4  +  ... ;  m  =  4,1. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 

3h 

V    3h 

X 

C 

0 

10,68 

2,21 

0,216 

0,072 

0,268 

7,5 

12,65 

1 

10,10 

3,21 

0,318 

0,106 

0,326 

6,1 

12,55 

2 

9,62 

4,37 

0,454 

0,151 

0,389 

5,1 

12,72 

3 

8,98 

5,83 

0,647 

0,216 

0,465 

4,3  * 

12,84 

4 

8,54 

6,73 

0,788 

0,263 

0,512 

3,9 

12,91 

5 

8,62 

6,56 

0,761 

0,254 

0,504 

3,9  * 

12,85 

6 

9,33 

4,98 

0,534 

0,178 

0,422 

4,7 

12,81 

7 

9,94 

3,72 

0,375 

0,125 

0,353 

5,7 

12,73 

8 

10,33 

2,62 

0,254 

0,085 

0,292 

6,5 

.12,60 

§.  13.  Aus  den  vorstehenden  Versuchen,  von  denen  einige 
unter  gleichen  Verhältnissen  zu  verschiedenen  Zeiten  angestellt 
wurden,  um  die  Schwankungen  anzugehen,  denen  diese  Art  der 
Beobachtungen  unterworfen  ist,  lassen  sich  zunächst  folgende 
Resultate  ziehen.  Erstens :  Wenn  H  oder  der  Schliessungsdraht 
der  Haupthatterie  unverändert  bleibt,  N  dagegen  oder  der 
Schlicssungsdraht  der  Nebenbatterie  nach  und  nach  verlängert 
wird,  so  erreicht  das  Verhältniss  -r-  an  einer  bestimmten  Stelle 
sein  l^Iaximum,  und  nimmt  von  hier  ab  nach  beiden  Seiten  hin, 
sowohl  durch  Verlängerung  als  durch  Verkürzung  von  N  ab; 
diese  Abnahme  erfolgt  erst  langsamer,  dann  schneller,  doch 
ffleichmässiü:  nach  beiden  Seiten.  Die  vStellc  des  Maximums  be- 
dingt    eine  desto  grössere  liänge  in  iV,    je  grösser  H  ist,    und 


29 

aus   einer  ZusamnionstelTung   der  verschiedenen  Werthc    von  H 
und   N  findet  man   diesen   Ort  des  Maxiinunis : 

Für  llauitlhallerie  2   Flaselien,    Xeheiihallerie   2  Flaschen   hei 

für  Ilaupthatterie    1    Fhische,    Nebcnhatlerie   2  Fhaschen    hei 

für  Ilaupthatterie    1    Flasche ,     Neheuhatterie   3   Flaschen    hei 

—  |H  +  M  +  — — — [  =  N  +  M ,    oder  allgemein 

für  Ilaupthatterie   a  Flaschen,    Neheuhatterie  h  Flaschen   hei 

«  JH  +  M  +  i^i=N  +  M,   oder  bei 
6  (  IG    ) 

Nach  diesen  Formeln  ist  in  den  ohigen  Tabellen  der  Ort  des 
IMaxinmuis  berechnet  und  unter  m  die  Zahl  von  Füssen  Kupfer- 
draht ver/,eichnet  worden,  welche  zur  festen  Zahl  in  iV  hinzu- 
kommen   muss.     Der    Bruch   — ttt—   ist    eine    Correction,     deren 

volle  Gültigkeit  sich  nicht  streng  nachweisen  lasst;  es  wäre 
möglich  ,  dass  dieser  W(;rth  bei  Anwendung  anderer  Flaschen 
und  hei  einer  andern  Verbindung  der  Hauplhalteric  mit  dem 
Conductor  der  Scheibe  sich  niodificirte ;  im  Ganzen  ist  diese 
Correction  jedoch  zu  geringTügig,  als  dass  sie  das  Hauptrcsul- 
tat  änderte,  wonach  zur  Erzielung  der  grösslen  Stromstärke 
im  Draht  der  Nebenbatterie  die  Länge  ihres  Gesammtschlies- 
sungsdrahtes  (also  N  mit  Einschluss  von  M^  zur  Länge  des 
Gesammtschliessungsdrahtes  der  Hauptbatterie  (also  wieder  M 
eingerechnet)  sich  wie  die  Flaschenzahl  in  der  Ilaupthatterie 
zur  Flaschenzahl  in  der  Nehenbatlerie  verhalten  muss. 

§.  14.  Als  zweites  Resultat  der  Beobachtungen  stellt  sich 
heraus,  dass  IMatindrähte  in//  sowohl,  als  in  iV  trotz  des  gros- 
sen Widerstandes,  welchen  sie  darbieten,  doch  den  Ort  des 
Maximums  nicht  verändern  .  sondern  nur  einlaeh  nach  ihrer 
compensirten  Länge  in  Kupferdraht  gereelinel  werden  müssen. 
Findet   sich   überdicss   der   IMatlndraht    in   //,   so   bleibt   auch   das 

Verhältuiss  -p  ganz  dasselbe,     wie   hei  Kupferdraht  allein;    tritt 


30 

(laffeiren    der    Pl.iliiulralil    in  N  ein ,     so    sinkt    der  VVcrth  von 
"  ,    und   zwar  desto  stärker,  je  geringer  die  Länge  von  31  ist. 

§.  15.  Da  in  allen  vorstehenden  Tabellen  31  nur  aus  Ku- 
pferdralit  von  unhedeulendeni  Widerstände  besteht,  so  lässt 
sieh  aus  den  sich  gegenseitig  besehränkcnden  Zahlen  von  n 
und  h  abnehmen,  dass  die  durch  die  Batterie -Entladung  in 
allen  Drähten  zusammen  frei  werdende  Wärme  bei  allen  Aen- 
derunffen  von  N  dieselbe  Grösse  behält.  Man  berechnet  näm- 
lieh,  wie  bekannt  ist,  die  auf  dem  Schliessungsdraht  einer 
elektrischen  Batterie  frei  werdende  AVärme  dadurch,  dass  man 
die  beobachteten  Thermometergrade  mit  dem  Widerstände  der 
da/ai  gehörigen  Drähte  multiplicirt;  die  gefundene  Zahl  steht 
dann  zur  ganzen  Wärme,  so  lange  nur  dasselbe  Thermometer 
unter  denselben  Umständen  zur  Messung  gebraucht  wird  ,  in 
einem  constanten  Verhältniss.  So  leicht  aber  auch  aus  der 
Vergleichung  der  Zahlen  h  und  n  das  angegebene  Resultat 
folgt,  so  schwierig  ist  es  doch,  die  Berechnung  auf  strenge 
Weise  zu  führen,  da  mehrere  zu  derselben  erforderliche  Data 
noch  unsicher  bleiben.  Nicht,  dass  wir  die  Erwärmung  in  31 
noch  nicht  kennen ,  denn  mag  man  sie  immerhin  =  //  setzen, 
der  Einfluss  des  Fehlers  ist  bei  dem  geringen  Widerstände  von 
31  nur  unbedeutend  ,  allein  zwischen  den  Kugeln  des  Ausladers 
und  in  der  Batterie  selbst  finden  Widerstände  Statt,  deren 
Grösse  sich  weder  von  einander  trennen ,  noch  sicher  begrün- 
den lässt.  Schon  oben  §.  5  gab  ich  an,  dass  bei  einer  Bat- 
terie von  2  Flaschen  ein  ans  15' K.  und  PI.  gebildeter  Schlies- 
suugsdraht  einen  Widerstand  =  1,00,  IM.  einen  Widerstand 
=  0,56  und  20'  K.  einen  Widerstand  =  0,144  darbieten;  be- 
rechnet man  nach  diesen  Daten  den  Widerstand  1,00,  so  gibt 
PI.  0,56  und  15'  K.  0,11,  demnach  fehlt  noch  an  Widerstand 
0,33  ,  wovon  der  Auslader  selbst  bei  seinen  starken  Metalltijei- 
len  sehr  wenig  tragen  kann,  der  übrige  Theil  also  entweder 
in  der  Luftschichte  zwischen  den  Kugeln  des  Ausladers  oder  in 
der  Batterie  üesncht  werden  muss.    Noch   übler  steht  es,  wenn 


s 


man  als  Batterie  nur  1  Flasche  anwendet ;  hier  fand  ich  ])ei 
gleichem  Widerstand  wie  vorhin  den  Widerstand  von  PI.  nur 
=  0,450  (demnach   von   20' K.  =  0,105) ,   so  dass  jetzt  noch   ein 


:n 

l)C(leut(Mul  grösserer  Widerstand  da  ist,  dessen  Sil/  sieh  nirlil 
recht  bestimmt  naclnveiscn  lässt.  Ich  glaube  kaum  ,  dass  das 
Ganze  auf  die  Luftschicht  zwischen  den  Kugeln  des  Ausladers 
übertragen  werden  darf,  vielleicht  iibf  selbst  die  Verbindung 
des  Conductors  niit  der  Flasche  einen  l'.inlluss,  den  ich.  ohne 
eine  Acnderung  mit  den  ganzen  Apparaten  vorzunehmen  ,  die 
mir  nicht  zusteht,  durchaus  nicht  ermitteln  kann.  Da  ich  je- 
doch eine  wenigstens  annähernde  Berechnung  iuhren  möchte, 
so  nahm  ich  die  Krwärmung  in  JJI  eben  so  gross  w  ic  in  //  an, 
setzte,  wenn  die  llani)tbatlerie  2  Flasclien  enthielt,  bei  der 
zum  Grunde  gelegten  lliuhcit  den  BeoJyachtungen  gemäss  den 
Widerstand  von  IM.  ^^0,56  und  von  20' K.  =  0,144  an,  ferner 
den  Widerstand  in  der  Xebenbalterie  =  0,05.  War  dagegen 
die  Ilaujdbatterie  aus  einer  Flasche  gebildet,  so  rechnete  ich 
ebenfalls  den  IJeobachtungen  gemäss  für  PI.  0,405,  für  20'  K. 
0,105  ,  und  setzte  den  Widerstand  der  Xebenbalterie  bei 
2  Flaschen  =  0,18  und  bei  3  Flaschen  =  0,12.  Mit  diesen 
Zahlen  berechnete  ich  die  frei  gewordene  Wärme  und  nolirte 
sie  unler  C  in  den  Tabellen.  Wenn  schon  die  hierdurch  ge- 
fundenen Zahlen  noch  nicht  durchweg  gleich  gross  ausgefallen 
sind,  wie  es  sein  sollte,  so  meine  ich  doch,  dass.  wenn  man 
den  anii'eführten  misslichen  Umständen  Rechnung  Iräot  und  na- 
mentlich  die  Fälle  ins  Auge  fasst,  wo  durch  3M.  In  l\  die  Un- 
sicherheil niehr  gehoben  wird,  sicher  kein  Zweifel  an  die  Rich- 
tigkeit der  dritten  Folgerung  aus  den  vorsiebenden  Beobach- 
tungen erhüben  wfu'den  kann,  dass  bei  gleicher  Ladung  der 
Batterie  das  Ouanlum  der  von  ihr  auf  dem  Schlicssun"-.sdraht 
entwickelten  Wärme  weder  durch  llinzufügunü'  der  Xebcnbat- 
terie  überhaupt,  noch  durch  eine  Veränderung  des  Schlies- 
sungsdrahtes  dei-selben   verändert  wird. 

<S^.    10.    V'iertens  lässt  sich    aus    den    Beobachtungen    in   Be- 
treff der  Grösse  -    entnehmen,    dass  der  Werlh    des  Maximums 
li 

sich  nach  dem  Verhältnisse  der  IMaschenzabl  in  der  ]VebenI)at- 
terie  zur  Flaschenzahl  der  llau|ilbatterie  steigert,  dass  man 
also  die  unter  11.  aufgeführten  >Verlhe  mit  2,  die  unter  III. 
stehenden  mit  3  dividiren  müsse,  um  die  unler  I.  gefundenen 
Verhältnisszahlen   wieder  zu    erhallen.     Ferner   ergibt    sich  ,   dass 


32 


n 


die    Werthe  -r-  erst  nach    einer  gewissen  Grunze  vom  Maximum 

ab  nach  beiden  Seiten  hin  (d.  h.  nach  Zufüguno-  oder  Weg- 
nahme einer  bestimmten  Fusszahl  Kupfer  von  der  Länge  des 
Drahtes  N  beim  Älaximum)  regehnässiger  abnehmen ,  welche 
Gränzpunkte  ich  des  Folgenden  wegen  bei  M=S'  für  die  unter 

I.  stehenden  Beobachtungen  zu  8  Fuss  vom  Orte  -r-  =   max.  ab 

°  h 

ansetze,  für  die  Beobachtungen  unter  II.  zu  5  — Fuss  (=—.8) 
und  unter  III.  zu  4  Fuss  (=—.8)-,  ähnlich  bei  71/=  4'  zu  4, 
2  ö,  2  Fuss.  Das  Gesetz  der  regelmässigen  Abnahme  von  diesen 

Gränzpunkten  aus  lässt  sich  hier  noch  nicht  angeben,  so  wie 
ich  mich  in  der  That  auch  anfänglich  ohne  Kenntniss  der  spä- 
tem Beobachtungen  irre  leiten  Hess.  Ich  verweise  also  für  die 
unter  x  zusammengestellien  Zahlen  auf  das  Spätere.  Dennoch 
wird  es  nicht  am  unrechten  Orte  sein,  gleich  hier  noch  einige 
Beobachtungen   hinzuzufügen,    die    ich  wegen    des  Gesetzes  der 

Abnahme  von  -r-  mehr  summarisch  und  mit  Hinzuziehung  von 
31=  16'  angestellt  habe ;  ich  gebe  sie  in  ähnlichen  Tabellen 
wie  oben  ,  ohne  eine  nähere  Erläuterung  hinzuzufügen. 

§.   17. 

I.  Ilauptbatterie  2  Flaschen;   Nebenbatterie  2  Flaschen. 

m  =  16'  H. 


+ 

h 

n 

n 
h 

Vt 

X 

H  =  30,2 

0 

10,00 

4,56 

0,456 

0,675 

47,4 

N  =  5,5  + ... 

4 

9,C2 

5,00 

0,520 

0,721 

44,4 

m  =  27,6 

8 

9,16 

5,44 

0,594 

0,771 

41,5 

12 

8,75 

5,96 

0,681 

0,825 

38,8 

0 

11,75 

5,50 

0,468 

0,684 

46,8 

4 

11,25 

6,00 

0,533 

0,703 

43,8 

8 

10,87 

6,67 

0,616 

0,785 

40,8 

12 

10,50 

7,25 

0,690 

0,831 

38,5 

0 

8,87 

4,18 

0,471 

0,686 

46,6 

4 

8,50 

4,62 

0,542 

0,736 

43,5 

8 

8,12 

5,06 

0,024 

0,790 

40,5 

12 

7,62 

5,37 

0,705 

0,840 

38,1 

oo 
•>l> 


II.  IIaii|iHiaffi'rie  1   Hasche;  Ni'lieiilialfi'rk'  2  riasclieii. 

111=  tu'  K. 


+ 

h 

11 

II 

n 

V" 

X 

18,7 

h 

'ih 

V    2h 

H  = 

8 

7,44 

8,50 

1,142 

(►,.571 

0,750 

28,2 

N  = 

5,5  +  ... 

12 

S,06 

7,31 

0,907 

0,453 

0,(i73 

31,7 

m  = 

-3,1. 

IG 

8,(;7 

6,18 

0,713 

0,35(; 

0,597 

35,7 

20 

9,12 

5,18 

0,568 

0,284 

0,533 

40,0 

H  = 

12,7 

4 

7,47 

8,94 

1,197 

0,598 

0,773 

27,6 

N  = 

5,5  +  ... 

« 

8,25 

7,75 

0,940 

0,470 

0,68(i 

31,1 

m  = 

-6,2. 

12 

8,78 

6,54 

0,745 

0,.372 

0,610 

35,0 

16 

9,37 

5,54 

0,591 

0,295 

0,543 

39,3 

H  = 

10,7 

4 

7,75 

8,79 

1,1.34 

0,567 

0,753 

28,3 

N  = 

5,5  +  ... 

8 

8,62 

7,66 

0,889 

0,444 

0,666 

32,0 

m  = 

—7,3. 

12 

9,37 

6,50 

0,694 

0,347 

0,589 

36,2 

16 

10,00 

5,50 

0,550 

0,275 

0,,524 

40,7 

4 

8,58 

9,58 

1,117 

0,5.58 

0,747 

28,6 

m 

10,50 

5,9(i 

0,568 

0,284 

0,533 

40,0 

4 

9,56 

10,81 

1,131 

0,565 

0,752 

28,3 

16 

11,50 

6,62 

0,575 

0,207 

0,535 

39/J 

M  =  W  K. 


+ 

h 

n 

n 
h 

n 
2  h 

V   2  h 

X 

H=  10,7 

N  =  5,5  +  ... 

2 

14 

8,25 
11,75 

9,50 

3,.58 

1,152 
0,304 

0,570 
0,152 

0,759 
0,3!»0 

14,1 

27,4 

2 
12 

7,83 
10,75 

8,87 
3,87 

1,133 
0,360 

0,566 
0,180 

0,572 
0,424 

14,2 
25,2 

H  =  12,7 

N  =  5,5  +  ... 

4 
12 

8,25 
10,33 

8,17 
4,12 

0,978 
0,400 

0,489 
0,200 

0,700 
0,447 

15,2 

23,8 

4 
12 

8,92 
11,33 

8,71 
4,62 

0,976 
6,408 

0,488 
0,204 

0,698 
0,452 

15,3 

23,6 

1 

IV.   Helt.    Si(/.h.    (I.   inalh.'Mi.  n.'iturvv.   Cl. 


n 


m  r=  ti'  K. 


+ 

h 

u 

11 

TT 

II 
2Ü 

V   2h 

X 

11  =  10,7 

N  =  5,5  +  ... 

2 

S 

9,07 
12,75 

8,17 
3,37 

0,845 
0,264 

0,422 
0,132 

0,050 
0,302 

8,2 
14,7 

8 

10,50 
13,46 

8,87 
3,62 

0,845 
0,269 

0,422 
0,134 

0,050 
0,307 

8,2 
14,5 

H=  12,7 

N  =  5,5  +  ... 

2 

8 

9,50 
12,96 

10,04 
4,12 

1 ,057 
0,3[8 

0,528 
0,159 

0,727 
0,399 

7,3 
13,4 

2 

8 

8,92 
12,17 

9,46 

3,87 

1,060 
0,318 

0,530 
0,159 

0,728 
0,399 

7,3 
13,4 

III.  Ilaiiiifltatterle  1  Flasche;  Nebenbatterie  3  Flaschen. 

III  =  16'K. 


+ 

h 

n 

11 
h 

n 
3  h 

V    3h 

X 

II  =  20,7 

N  =  5,4  +  ... 

0 

4 

s 

12 

0,19 
7,03 
7,94 

8,72 

11,69 
9,97 
8,31 
6,81 

1,888 
1,418 
1,047 
0,781 

0,629 
0,473 
0,349 
0,260 

0,793 
0,088 
0,591 
0,510 

20,2 
23,3 
27,1 
31,4 

H  =  24,7 

N  =  5,4  +  ... 

0 

4 

8 

12 

0,50 
7,47 
8,41 
9,12 

11,81    ■ 
9,92 

8,18 

6,78 

1,817 
1,328 
0,973 
0,743 

0,606 
0,443 
0,324 

0,248 

0,778 
0,006 
0,569 
0,498 

20,0 
24,0 

28,1 
32,1 

11  =  22,7 

N  =  5,4  +  ... 

0 

4 

8 

12 

6,37 
7,25 

8,12 
8,75 

10,02 
9,12 
7,03 
6,25 

1,667 
1,257 
0,939 
0,714 

0,556 
0,419 
0,3 1 3 
0,238 

0,746 
0,647 
0,500 

0,488 

21,4 

24,7 
28,0 
32,8 

II  =  22,7 

N  =  5,4  +  .. 

0 
12 

5,87 
7,90 

9,87 
5,67 

1,681 
0,712 

0,560 
0,237 

0,748 
0,487 

21,4 

32,8 

0 
12 

0,79 
9,40 

11,87 

6,87 

1,748 
0,726 

0,583 
0,242 

0,703 
0,492 

21,0 
32,5 

II  =  24,7 

N  =  ö,4  +  ... 

0 
12 

6,06 
9,25 

12,00 
7,00 

1 ,800 
0,757 

0,000 
0,252 

0,775 
0,502 

20,6 
31,9 

0 
12 

5,56 

7,79 

9,87 
5,71 

1,775 
0,733 

0,592 
0,244 

0,709 
0,494 

20,8 
32,4 

]fl  =  9'  K. 


35 


+ 

ll 

" 

11 

11 

V" 

X 

H  =  10,7 

N  =  5,4+... 

0 

8 

8,00 
1 1 ,25 

1 2,00 
5,44 

1,500 
0,483 

0,500 
0,101 

0,707 
0,401 

11,2 

19,8 

0 

8 

(1,09 
9,5(i 

9,87 
4,50 

1,491 
0,471 

0,497 
0, 1 57 

0,705 
0,397 

1i,2 
20,0 

11=14,7 

N  =  5,4  +  ... 

0 

8 

7,87 

I0,H3 

10,92 

4,87 

1,388 
0,450 

0,403 
0,150 

0,080 
0,387 

11,8 
20,7 

0 

s 

7,21 
9,17 

10,00 
4,21 

1,387 
0,459 

0,402 
0,153 

0,080 
0,391 

11,8 
20,4 

]W  =  !a'K. 


+ 

h 

n 

11 
h 

V;, 

X 

H^12,7 

0 

8,50 

8,08 

0,942 

0,314 

0,500 

7,1 

N  =  5,4  +  ... 

4 

10,87 

3,90 

0,304 

0,121 

0,348 

11,5 

0 

iO.OO 

9,02 

0,902 

0,321 

0,500 

7,1 

4 

1  2,75 

4,02 

0,370 

0,123 

0,351 

11,4 

H=  10,7 

0 

10,79 

8,79 

0,815 

0,271 

0,521 

7,7 

N  =  o,4-f... 

4 

13,17 

4,19 

0,318 

0,100 

0,320 

12,2 

0 

10,17 

8,28 

0,815 

0,271 

0,52  1 

7,7 

4 

12,58 

4,00 

0,319 

0,100 

0,320 

12,2 

§.  18.  Doi"  zweiio  'JMioil  meiner  Deohachliiiigcii  bozoji;  sich 
auf  die  Messuno;  der  Krwänminüen  in  7/  und  ]}[.  Hierzu  wurde 
der  Scliliessuui'.sdralit  nach  Fi«»'.  0  zusammeno'csetzl.    Der  Draht 

o  o  O 

7/  hesland  iu  seinem  festen  Theih)  aus  2' K.  in  Ali,  aus  dem 
Auslader  B,  aus  2'lv.  in  liC,  aus  PI.  in  EF  und  ;]' K.  in  F/f, 
also    in    compensirtcr    Läng-c    aus    10,2  Fuss   K.    hei    /.wei  IMa- 

3* 


36 

sehen  oder  10,7  Fiiss  K.  bei  einer  Flasche  in  iUn'  llanpl])ai- 
tcrie.  Der  Drahl  iV  enlhiclt  2' K.  in  JK,  l'K.  in  LG,  1,3  Fiiss 
K  in  CJ  unti  1,2  Fuss  K.  in  EG,  also  mit  Einschhiss  der 
Batterie  überhaupt  G'K.  M  endlich  wurde  aus  PI.  in  CD  und 
aus  6'  oder  2  K.  in  DE  gebildet,  je  nachdem  seine  gesammte 
compensirle  Länge  8'  oder  4'  sein  sollte.  Dei  den  Beobachtun- 
gen wurde  hierauf  für  den  Platindraht  EF  das  Luftthermome- 
ter eingeschaltet,  das  der  Figur  nach  sich  also  in  //  befand  ; 
wurden  jedoch  die  Drähte  CJ  und  EG  zugleich  von  ./  nach  D 
und  von  G  nach  F  verlegt,  so  war  das  Thermometer  ohne 
Aenderung  seines  Orts  in  31  oder  dem  Mittcldrahte.  Wie  frü- 
her konnten  übrigens  zu  den  festen  Drähten  in  H  und  N  an- 
dere Kupfer-  oder  Platindrähte  hinzugefügt  werden  ,  von  denen 
die  letzteren  besonders  notirt  werden  sollen.  Ich  gebe  zu- 
nächst, um  die  Resultate  dieser  Beobachtungen  im  Allgemeinen 
zu  charakterisiren,  folgende  Reihen: 


8-   !»• 

1.  llaiiptiiarft'iie  2  Flaschen;    Nelieiibatterie  2  Flaschen. 

ill  =  «'  K.  +  PI. 

N  =  16,2  ;    N  =  6,0  +  .... 


+ 

]) 

in 

jn 

0 

9,25 

14,00 

1,513 

2 

0,12 

14,12 

1,548 

4 

8,94 

14,00 

1,566 

(> 

8,96 

13,44 

1,500 

8 

9,00 

12,19 

J,354 

10 

9,56 

10,62 

1,111 

12 

10,50 

9,81 

0,934 

14 

11,00 

8,56 

0,778 

l(i 

12,06 

8,00 

0,663 

18 

12,19 

7,81 

0,641 

2(> 

12,25 

7,69 

0,428 

II.  lliiiiiilliatK'i'ii'    I    riiisclii',    Nt'lii'iiliiiltt'ric   2  riiisdicii. 


IW  =  t8'K.  +PI 

1 

I»l  =  0'  K.  +  PI 

« 

11 

=  30,7:   N=  0,0  +  ... 

IF 

30,7: 

N  =  0,0 

+  .... 

ni  *) 

in 

+ 

h 

in 

li 

+ 

It 

111 

IT 

0 

t;,5(> 

1 1 ,25 

1,7:$:? 

0 

5,2S 

12,50 

2,379 

2 

(i,l!> 

1  1 ,02 

1  ,K97 

2 

5,31 

12,22 

2,301 

4 

.'i.'ti 

1 1 ,50 

1,955 

4 

'yM 

11,;{7 

2,274 

ü 

'»,^7 

1 1 ,00 

1,883 

0 

0,03 

9,87 

1 ,037 

8 

(i,44 

9,25 

1 ,420 

8 

0,91 

8,00 

1,158 

10 

7,94 

7,19 

0,893 

10 

7,94 

0,(i9 

0,843 

12 

8,(19 

5,02 

0,030 

12 

8,41 

5,81 

0,091 

14 

S,94 

4,81 

0,537 

14 

8,78 

5,00 

0,570 

lü 

9,25 

4,81 

0,525 

10 

9,00 

4,81 

0,534 

18 

9,03 

4,72 

0,523 

20 

9,00 

4,09 

0,518 

•)  M 

ittel  aus 

2  Reihen. 

III.  Ilauptbatterie  1  Flasche ;    Nebeiibattene  3  Flasclieii. 


m  =  'i 

K.  +  PI 

• 

iw  =  e 

'  K.  +  PI 

• 

H  ^ 

=  40,7 ; 

i\  =  6,0 

+  ... 

II 

^  46,7; 

i\  =  6,0  +  ... 

m 

III 

+ 

li 

111 

h 

+ 

h 

in 

h 

0 

5,94 

10,09 

1 ,800 

0 

4,19 

12,25 

2,924 

2 

5,02 

I  1 ,25 

2,000 

2 

4,31 

12,00 

2,784 

4 

5,5(» 

1  1 ,50 

2,008 

4 

4,09 

10,50 

2,252 

6 

5,25 

10,50 

2,000 

G 

5,50 

8,25 

1,484 

8 

0,25 

7,44 

1,190 

8 

0,50 

0,50 

1,000 

10 

7,44 

5,00 

0,OS() 

10 

7,:J7 

4,50 

0,011 

12 

8,19 

4,13 

0,503 

12 

7,81 

4,12 

0,528 

14 

8,25 

3,81 

0,402 

14 

7,94 

3,87 

0,4«7 

IG 

8,00 

3,69 

0,401 

Die  in  diesen  Tabellen  vorkommenden  Bezeielinun2:en  er- 
klären  sich  aus  den  früheren  Angaben ;  3f  gibt  die  Länge  des 
IMilteldrahlcs  an ,  worin  jedoch  auch  das  fest  stehende  PI.  be- 
sonders hervorgehoben  ist ,  hinter  H  steht  die  Länge  des 
Schliessungsdrahtes  der  Ilauptbatterie  mit  Einrechnung  von  PI. 
Ml  2'K..,    hinter   N  die  Länge  des  Schliessungsdrahtes  der  Ne- 


38 

heiiltallorio ,  die  mir  aus  (>'  K.  bcstiunl  und  /ai  der  die  in  der 
ersten  Columno  unter  +  ergebenen  Fusse  Kupferdraht  hinzu- 
kamen.    Unter   //    und    m  sind    dann   die    beobaehteten    Erwär- 

munffen  in  //  und  M  und  unter  —  ihr  Verhältniss  verzeichnet. 

="  h 

§.  20.  Die  vorstehenden  Reihen  schienen  mir  hinreichend, 
um  an  ihnen  die  Punkte  hervorzuheben,  deren  Erläuterung 
durch  weitere  Beobachtungen  vorliegt,  AVie  man  sieht,  geht 
in  allen  Reihen    bei  einer  bestimmten  Länge  von  N  der  VVerth 

von     —    durch  1   hindurch:     mit  Verkürzung  von  N  wächst  er 
h  '  * 

bis  zu  einer  bestimmten  Grenze ,  um  hintenher  sich  wieder  der 

Einheit   zu    nähern ;    mit    Verlängerung   von  N  fällt  er ,    jedoch 

auch    hier    wiederum  nur   bis    zu    einer   gewissen    Grenze,     um 

sich  später    gleichfalls    der    Einheit    zu    nähern.     Ich    habe  die 

Beobachtungen  freilich  nur  bis  an  die  Wendepunkte   fortgesetzt, 

die  sich   jedoch  dadurch  sogleich  hervorheben ,     dass    an  ihnen 

der  Werth  von  —  geringere  Veränderungen  erleidet.  Die  ge- 
nannten AVendepunkte  liegen  von  der  Stelle,   wo   —  =list,  bei 

den  Beobachtungen  zu  I  um  die  doppelte  Länge  von  ßf  ent- 
fernt, also  für  J/=4'  um  8  Fuss  5  für  die  Beobachtungen  un- 
ter II.  sind  die  Abstände  der  AVendepunkte  =  y^  M  und  für 
die  Beobachtungen  unter  HI.  =  M,  also  bei  11.  für  M=  4'  und 
=  8'  sind  die  Abstände  =  5,33  und  10,67  Fuss,  bei  III.  für 
M  =  4'  und  =  8'  ebenfalls  =  4  und  8  Fuss.  —  AVenn  man  in 
//,  N  oder  31  Platindrähte  statt    der  Kupferdrähte    substituirt, 

so    ändert    sich   thcils    der  Ort,    an  welchem  —    =  1   ist,  theils 

'  h 

fällt  der  AVerth  von   —  an  den  AA'endepunklon  verschieden    aus, 

der  Abstand  dagegen  der  AVendepunkte  von  j-  =  1  bleibt  un- 
verändert derselbe,  wie  ich  ihn  kurz  vorher  angegeben  habe. 
Ich  würde,  um  alle  diese  Verhältnisse  zu  belegen,  vollständi- 
gere   Beobachtungsreihen    beigebracht  haben  ,    wenn  es  mir  an- 

ders    acalückt    wäre ,     zu    den    AVerthen    von    —   zwischen  den 

Wendepunkten  die  richtigen  Formeln  zu  finden ;  ohne  sie  scheint 
eine  vollständigere   Angabe    unnütz,  da  bei  der  zum  Theil  sehr 


39 

sclmellon   Vcräiuli-i'uni;'  In         /Avisclioii    «Ion    W'ciiilt'iuiiikleii    Xe- 

bcnumsläiule  (Miumi  hclrüclidicheii  iliiilhiss  üIxmi  iiml  (ItMiinach 
die  HeübacliUiiiiven  iVir  Andere  nur  einen  sehr  prekären  ^^  ertli 
haben  können.  Doch  das  eine  alli;enieine  llesnilat  will  ich  aus 
diesen   Beobaeiilunji'cn  noch  anlültren,   dass  auch   nach   ihnen   die 


3 

g'esaninite  iVei  werdende  >\'ärnie  unter  allen  Veränderungen  von 
iV  dieselbe  bleibt ^  die  sich  gegenseitig  bcscliränkenden  Zahlen 
in  //  und  m  h'hren  diess  augenscheinlich,  obschon  eine  genaue 
IJerechnung  bei  der  Unsicherheit  einzelner  Data  keinen  beson- 
deren Xiitzen  gewähren  wird. 

§.  21.     \ach  diesen    vorläufigen    Angaben   wende  ich  mich 

zunächst  zur  Untersuchung   derjenigen  Werlhc  von        ,    welche 

von  dem  unteren  Wendepunkt    an    (d.   h.    von  den»  Wendepunkt 

an,    welcher  durch  Verlängerung  von  N  nach  —  =   1     eintritt) 

vorkommen.  Ich  beginne  wieder  mit  der  jMittheilung  sämmtli- 
cher  Beobachtungsreihen,  welche  ungefähr  mit  dem  Wende- 
punkt anheben.  Nach  der  Angabe  der  Flaschenzahl  entbaiien 
diese  Tabellen  die  in  Kupfer  conij>ensirten  Längen  von  //  und  W, 
wohei  in  H  das  feste  PI.  eingerechnet  ist.  dann  bei  31  die 
Länge  und  BeschalTenheit  dieses  Drahtes  ,  so  dass  PI.,  2  PI., 
3  PI.  u.  s.  w.  die  sämmtlichen  Plalindrähle  jeden  von  der  Nor- 
mallängc  (=2'K.}  angeben  die   in  .^/eingingen.    Die   Columnen 

+  ,  Ä,  m  und    —  sind  wie  vorher,  doch  gibt  da,  wo  ich  zwei 

ähnliche  lleihen  anü'cstellt  hatte,    —  das  Mittel  aus  beiden;  un- 

h 

ter    y  JH   findet    man  das  Verhältniss    der  .Stromstärken  und  in 

der  letzten  Columne  unter  y  Zahlen,  die  späterhin  erläutert 
werden   sollen. 


40 


§.  22. 

1.  llauptbatterie  2  Flasclieii,  Nebeiibatterie  2  Flasclien. 
Nr.  1.     11=10,2;  N  =  6,0  +....;  M  =  2'K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

in 
IT 

Vv 

y 

12 

13,71 

8,50 

0,020 

0,787 

14,8 

14 

13,50 

8,81 

0,655 

0,809 

16,9 

16 

13,50 

9,00 

0,675 

0,822 

18,4 

24 

13,18 

9,81 

0,753 

0,868 

26,3 

32 

12,87 

10,62 

0,812 

0,901 

36,4 

40 

12,81 

10,87 

0,844 

0,918 

44,8 

Nr.  2.     H  =  10,2  ;   N  =  6,0  +  ... ;  M  =  2  PI. 


+ 

It 

m 

m 
h 

V: 

y 

8 

9,94 

4,87 

0,491 

0,701 

9,4 

10 

10,37 

5,00 

0,488 

0,699 

9,3 

12 

10,18 

5,19 

0,515 

0,718 

10,2 

16 

9,94 

5,94 

0,608 

0,780 

14,2 

24 

9,12 

6,25 

0,705 

0,840 

21,0 

32 

8,69 

6,81 

0,780 

0,883 

30,2 

40 

8,62 

7,12 

0,826 

0,909 

39,9 

Nr.  3.     H  =  10,2  +  PL;  N  =  8,0  +...;  M=  2' K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 
IT 

V^ 

y 

12 

11,87 

9,04 

0,762 

0,873 

26,7 

14 

12,06 

8,81 

0,735 

0,857 

24,0 

16 

12,25 

8,75 

0,714 

0,845 

21,8 

24 

12,12 

9,25 

0,763 

0,873 

26,7 

32 

12,00 

9,75 

0,812 

0,901 

36,4 

40 

11,75 

9,92 

0,844 

0,918 

44,8 

k\ 


4. 


il 


10;>  ^  IM.;    i\  =  S,0  +...;  M  =  2IM. 


+ 

li 

in 

in 

Vr 

y 

12 

io,(;> 

G,(i2 

0,0  IS 

0,78G 

14,7 

ik 

10,75 

0,02 

0,til() 

0,781 

14,2 

IG 

10,02 

0,S1 

0,G3(i 

0,7!)8 

15,0 

24 

io,;h 

7,3S 

0,721 

0,849 

22,5 

32 

9,04 

7,87 

0,78G 

0,88G 

31,1 

40 

9,81 

8,0G 

0,824 

0,908 

39,5 

Nr.  5.     H  =  12,2;  N  =  6,0  +  PI.  +  ...;  M  =  2'K.  +  PI. 


+ 

h 

in 

III 
"h 

Vf 

y 

12 

10,94 

G,81 

0,G23 

0,790 

15,1 

14 

1 1  ,«i9 

7,12 

0,G09 

0,780 

14,2 

IG 

11,87 

7,58 

0,G39 

0,«00 

1G,0 

24 

12,0G 

8,71 

0,722 

0,850 

22,7 

32 

11,81 

9,37 

0,793 

0,890 

32,3 

40 

11, G2 

9,G3 

0,828 

0,910 

40,4 

Nr.  0.     II  =  10,2  ;  N  =  6,0  +  ... ;  M  =  6'K.  +  PI. 


+ 

h 

111 

in 
"IT 

Vf 

y 

16 

9,37 

5,75 

0,614 

0,784 

29,0 

20 

9,44 

5,75 

0,605 

0,778 

28,0 

24 

9,50 

5,87 

0,618 

0,786 

29,4 

32 

9,44 

G,37 

0,675 

0,822 

37,0 

40 

9,31 

G,G9 

0,718 

0,848 

44,6 

i\r.  7.     II  =  10,2;  N  =  6,0  +  ... ;  M  =  4'K.  +2  PI. 


4- 

h 

tu 

Ml 

IT 

Vi? 

y 

16 

11,00 

5,37 

0,488 

0,698 

18,4 

IS 

10,sl 

5,44 

0,503 

0,709 

19,5 

20 

10,94 

5,62 

0,514 

0,717 

20,3 

24 

1 0,8 1 

(i,00 

0,555 

0,745 

23,4 

32 

10,25 

(i,50 

0,(i34 

0,79(» 

31,2 

40 

!>,S7 

6,s^7 

0,696 

0,834 

40,2 

-T  »1 


i\r.  8.     H  =  10,2;    N  =  ü,0  +...;    >l  =  4  PI. 


+ 

h 

in 

li 

V : 

y 

12 

!),25 

3,!0 

0,342 

0,585 

11,3 

14 

9,12 

3,00 

0,335 

0,580 

11,0 

16 

9,00 

3,56 

0,395 

0,(i28 

13,1 

24 

8,19 

4,12 

0,503 

0,709 

19,5 

32 

7,50 

4,56 

0,608 

0,780 

28,2 

40 

(),94 

4,75 

0,684 

0,827 

36,3 

Nr.  y.    H  =  10,2  +  PI.;  N=  8,0  + ... ;  M  =  6'K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 
h 

Vv 

y 

24 

9,00 

6,25 

0,694 

0,833 

39,9 

32 

8,94 

(i,2r, 

0,700 

0,837 

41,1 

40 

9,00 

6,69 

0,743 

0,s62 

50,0 

i^.  23. 

II.  Hauptltatterie    I  Flasche,    Nebenbatteric   2  Flasciieu. 

Nr.  10.     H  -  10,2;   M  =  6,0   +...;    M  =  2'K.   +   PI. 


+ 

h 

m 

m 
h 

V: 

y 

4 

11,69 

5,71 

0,488 

0,698 

9,2 

8 

11,37 

6,75 

0,593 

0,770 

13,4 

16 

10,87 

7,75 

0,713 

0,844 

21,6 

24 

10,62 

8,00 

0,753 

0,868 

26,3 

32 

10,21 

8,25 

0,808 

0,899 

35,6 

40 

10,06 

8,50 

0,845 

0,919 

45,4 

\i-.    II.     II    =  IO;i;    i\=  6,0  +...;    iM  =  2  PI. 


k:\ 


-r 

1. 

111 

111 
h 

V;:' 

y 

0 

9,87 

3,75 

0,380 

0,G1G 

G,4 

o 

10,33 

3,(.2 

0,351 

0,593 

5,8 

4 

10,44 

4,00 

0,383 

0,GI9 

0,5 

8 

9,75 

4,81 

0,493 

0,702 

9,4 

lÜ 

8,7.-, 

(i,00 

0,()8li 

0,828 

1  H,2 

24 

8,31 

(i,3l 

0,759 

0,871 

27,0 

32 

8,04 

(;,50 

0,80.S 

0,899 

35,G 

40 

7,S7 

G,59 

0,837 

0,915 

43,0 

i\r.  12.     H  =  10,2  +  PI.;  N  =  8,0  +  ... ;  M  =  2'  K.  +  PI. 


+ 

h 

iit 

m 
IT 

V^ 

y 

4 

7,9G 

4,58 

0,57(i 

0,759 

12,6 

8 

8,()G 

5,00 

0,620 

0,788 

14,9 

16 

7,G9 

5,62 

0,731 

0,855 

23,6 

24 

7,62 

6,06 

0,795 

0,892 

33,0 

32 

7,62 

6,31 

0,828 

0,910 

40,4 

40 

7,5(J 

6,44 

0,852 

0,923 

47,9 

Nr.  13.     H  =  10,2  +  PI.;   N  =  S,0  +  ...;    M  =  2  P 


+ 

li 

in 

in 
h 

V: 

y 

4 

7,62 

3,37 

0,442 

0,665 

8,0 

8 

7,00 

4,00 

0,57 1 

0,756 

12,4 

16 

6,4'i 

4,50 

0,700 

0,838 

20,7 

24 

6,44 

4,^7 

0,756 

0,869 

26,6 

32 

(i,l2 

4,94 

0,812 

0,901 

36,4 

40 

6,00 

5,06 

0,843 

0,918 

44,8 

u 


Ni«.   14.     II  =  12,2  5    N  -  6,0  +  PI.  +  ... ;    M  =  2'K.  +  IM. 


+ 

h 

m 

in 
h 

V;: 

y 

4 

10,25 

4,66 

0,455 

0,(174 

8,3 

8 

10,50 

5,94 

0,506 

0,752 

12,1 

16 

10,37 

7,37 

0,711 

0,843 

21,5 

24 

10,56 

8,19 

0,775 

0,8S0 

29,3 

32 

10,19 

8,25 

0,809 

0,S99 

35,6 

40 

10,00 

8,44 

0,844 

0,919 

45,4 

Nr.   15.     H  =  10,2;  N  =  6,0  +  .... ;  M  =  OK.  +  PI. 


+ 

h 

m 

in 
h 

V: 

y 

8 

8,75 

4,25 

0,486 

0,697 

18,4 

10 

8,75 

4,25 

0,486 

0,697 

18,4 

12 

9,06 

4,56 

0,503 

0,709 

19,5 

16 

8,94 

5,00 

0,559 

0,748 

23,8 

24 

8,75 

5,50 

0,629 

0,793 

30,6 

32 

8,56 

5,87 

0,686 

0,828 

38,5 

40 

8,44 

6,19 

0,733 

0,856 

47,5 

Nr.  16.     H  =  10,2;  N  =  6,0  +  ... ;  M  =  4'  K.  +  2  PI. 


+ 

li 

111 

m 
h 

V: 

y 

6 

10,37 

3,69 

0,356 

0,597 

11,8 

8 

10,25 

4,00 

0,390 

0,(;25 

13,3 

16 

9,37 

4,96 

0,529 

0,727 

21,3 

24 

8,75 

5,44 

0,622 

0,789 

29,9 

32 

S,44 

5,69 

0,675 

0,822 

36,9 

40 

8,19 

6,00 

0,732 

0,856 

47,5 

45 


Nr.  17.     II  =  10,2;  N  =  0,0  +  ... ;  M  =  4  IM. 


+ 

li 

111 

in 
li 

vv 

y 

0 

9,02 

2,44 

0,2r)4 

0,504 

8,1 

2 

10,0G 

2,->5 

0,224 

0,473 

7,2 

4 

9,89 

2,47 

0,2r)0 

0,500 

8,0 

(i 

9,()2 

2,02 

0,272 

0,522 

8,7 

8 

8,81 

2,87 

0,320 

0,571 

10,7 

16 

7,19 

3,02 

0,503 

0,709 

19,5 

24 

G,5ü 

3,87 

0,590 

0,708 

20,5 

32 

0,44 

4,21 

0,054 

0,809 

33,9 

40 

ü,l'i 

4,37 

0,714 

0,845 

43,0 

§•  24. 

Ilauptbatterie  1  Flasche;  Nebenbatterie  3  Flaschen. 

i\r.  18.     II  =  10,2  ;  N  =  6,0  +  ... ;    M  =  2'K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

in 
h 

V: 

y 

2 

13,62 

5,94 

0,436 

0,060 

7,8 

8 

12,75 

7,78 

0,017 

0,786 

14,7 

16 

12,25 

9,00 

0,735 

0,858 

24,2 

24 

11,81 

9,31 

0,788 

0,888 

31,7 

32 

11,81 

9,75 

0,825 

0,909 

39,9 

40 

11,75 

10,00 

0,851 

0,923 

47,9 

\r.  19.     H  =  10,2:  N  =  6,0+...;    M  =  fi'  K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 
h 

V: 

y 

0 

13,00 

5,37 

0,413 

0,643 

14,3 

2 

13,06 

5,31 

0,407 

0,638 

14,1 

4 

13,29 

5,46 

0,411 

0,641 

14,3 

16 

12,46 

7,00 

0,571 

0,75(> 

25,2 

24 

12,08 

7,87 

0,651 

0,807 

33,2 

40 

11,44 

8,62 

0,753 

0,868 

52,6 

40 


\r.  20.     11  =  10,2;    N  =  0,0  +  ...;  M  -  4l»l. 


+ 

li 

in 

in 
h 

V;: 

y 

0 

13,87 

2,31 

0,166 

0,407 

5,5 

2 

13,00 

2,r>o 

0,192 

0,438 

6,2 

4 

12,12 

3,12 

0,257 

0,507 

8,2 

1«; 

9,00 

4,75 

0,528 

0,727 

21,3 

2k 

8,06 

5,06 

0,628 

0,792 

30,5 

32 

7,69 

5,21 

0,678 

0,823 

37,2 

40 

7,44 

5,44 

0,731 

0,855 

47,2 

§.  25.  Die  so  eben  mitgetheilten  Beobachtungsreilien  haben 
so  viel  Charakteristisches,  dass  es  mir  an  dieser  Stelle  zuerst 
möglich  ward,  die  richtige  Formel  für  die  Werthe  von -y- oder 
vielmehr  von  \/j^  zu  erhalten.     IMan  achte  zuvörderst  auf  den 

V      h 

Werth  dieses  Verhältnisses,  wo  er  am  kleinsten  ist,  d.  h.  am 
Wendepunkt  selbst.    Der  Mitteldraht  31  mag   aus  4'  oder  8'  in 

compeiisirter  Länge  bestehen,   der  Werth  von  —  bleibt  derselbe, 

wenn  nur  in  diese  Länge  ein  gleich  langer  Platindraht  ein- 
geht; eine  Vergrösserung  des  Platindrahtes  in  31  stellt  da- 
gegen die  Werthe  niedriger  dar  ;  ein  zu  H  hinzugefügter  Pla- 
tindraht macht —j- grösser,  ein  zu  N  hinzugefügtes  PI.  hat  bei 
den  Beobachtungen  unter  L  keinen  recht  deutlichen,  aber 
bei  den  Beobachtungen  unter  II.  und  III.  einen  derartigen 
Einfluss,  dass  das  Vcrhältniss  abermals  etwas  vergrössert  wird. 
Verfolgt    man    darauf  die     Veränderungen    von  —  weiter    vom 

Wendepunkt  ab,  indem  man  in  iY  Kupferdraht  hinzufügt,  so 
gehen  die  lleihen  für  31=  4'  und  für  31=  8'  sogleich  auseinan- 
der, in  jenen  nähert  sich  -j-  schneller,  in    diesen  langsamer  der 

Einheit.  Von  der  andern  Seite  kommen  die  Reihen,  in  welchen 
31  eine  gleiche  compensirte  Länge  hat,  mit  der  Verlängerung 
von  N  einander  bald   sehr   nahe,    so  weit  auch  die  Werthe  von 

-y-  durch  Einfluss   des  Platindrahtes  am  Wendepunkt  von  einander 

abweichen.  Rlan   vergleiche  nur  Nr.  19  mit   Nr.  20;  hier  gehen 

die    Reihen    von -r- =  0,407   und-r-=0,lGO  aus,    stehen    aber 
h  '  li  ' 

bei  iV=  (J  +  40  schon  so  nahe  aneinander,  dass  -p-  =  0,751   und 


kl 


=  0,731    ist.    —   Der  so  ohoii  kurz  liezeiclinele  CJan;;-  kann  keine 

andere  Formel  wieder  iielien,  als  \/ J^  =  ,-,  worin  »/einen 

^  '  V    h  y  +  M' 

variablen  Werlli  hat,  der  am  Wendepunkt  ])es(immt  hei  Ver- 
länjjerunj;:  von  N  um  eben  so  viel  wäelist,  als  Fusse  Kupler- 
dralit  in  iV  liin/,ukonimcn.   Z.  B.  in   \r.  1    unter  I.  bereelinet  man 

14,8; 


für  iV  =  G  +   12    aus 


V^ 


0,787 


y 

y  +  4 


zu 


demnach  muss  für 


Vf 


iV=6  +  14 

m  5  6-8 


10,8  +  4 


oder 

V 

wofür    die    BcoL- 
aclitung-en 


-^  =  0,808 


6+16 

18,8 


V- 


m 


=  0,809 


18,8  +  4 
=  0,825 

=  0,822 


=  6  +  24 

=  6  +  32 

26,8 

34,8 

~  26,8  +  4 

~  34,8  +  4 

=  0,870 

=  0,H94 

=  0,868 

=  0,901 

--  6  +  40 

42,8 

'  42,8  +  4 
=  0,910    sein, 

=  0,918    geben. 


Die  zwischen  Beobaclitunii;  und  Heclinung'  vorkommenden 
Differenzen  sind  der  Art,  dass  sie  auch  bei  den  sorgfältigsten 
Beobachluniien  mit  dem  Luftthermometer  nicht  vermieden  wer- 
den  können,  insoferne  eine  Abänderung'  der  beobachteten  Er- 
wärmungen, um  's  bis  '4"  einen  schon  sehr  merkliehen  Einfluss 
ausübt.    Zur  Prüfung  der  Formel    schien  es  mir  zweckmässiger 

zu  sein,  statt  V/JH  aus  dem  am  Wendepunkt  entnommenen 
Werlhe  von  /y  zu  berechnen,  lieber  umgekehrt  aus  den  beob- 
achteten ^^'erthen  von    y -^  ^^^  ""^  einander  folgenden  >>'crlhe 

von  y  herzuleiten,  die  dann  in  demselben  Masse  wie  N  wach- 
sen müssen;  besonders  wurde  auch  diese  Berechnungsweisc  um 
desswillen  nothwendig-,  weil  der  Ort  des  Wendepunktes  nicht 
scharf  lixirt  werden  konnte.  Eine  Uebersicht  über  die  sänimtli- 
chen  Resultate  unter  I.  II  und  III  zeigt  deutlich  die  Zuver- 
lässigkeit der  Formel.  Somit  hätten  wir  denn  an  dieser  Stellen 
die  erste  sichere  fjasis  gewonnen  ,  von  der  aus  die  übrigen  Be- 
rechnungen geführt  werden  können,  indem  uns  mit  der  F<.rmel 
die  (Jrundzüge  klar  werden,  die  wir  bei  der  Beurtheilung  des 
Herganges  festhalten  müssen.   \ach  meinem  früher  in  Poggend. 


48 

Annal.  mitüollicillcn  Vei'siu'hcii  trennt  sicli  der  elclvtrisclie  Strom 
c'nicv  Batterie  auf  zwei  oder  mehrere  Zweige  in  der  Weise,  dass 
durch  joden  ein  seiner  conipensirten  Länge  umgekehrt  propor- 
tionaler Slronilheil  hindurcligeht,  ohne  dass  auf  den  Widerstand 
der  Drähte  Rüeivsicht  zu  nehmen  wäre;  hat  demnach  bei  zwei 
Zweigen,  der    eine    eine  compensirte  Länge  =  a,     der  anderen 

=  b,   so  geht  von  dem  ganzen  Strom  durch  den  ersten  Zweig  der 

b                                            .                      a  .  . 

te,    durch  den  zweiten    der ;-te  Theil    desselben    hin- 


a  +  b""'     ""  a  +  b 

durch    und    bewirkt     die    zu    dieser    Stromstärke    im    Quadrate 

stehende  Erwärmung,  liier  tritt  vom  Wendepunkt  tib  ein  zwar 
nicht  gleiches,  doch  aber  ähnliches,  ebenfalls  durch  die  Länge 
der  Drähte  bestimmtes  Verhältniss  der  Stromstärke  ein,  welche 
durch  den  Mitteldraht  hindurchgeht.  Es  ist  gleichsam  M  der 
eine  Zweig  und  der  andere  eine  Grösse,  die  von  den  in  H, 
M  und  N  enthaltenen  Drähten,  namentlich  vom  Einflüsse  der 
Platindrähte,  abhängt.  Setzt  man  diese  Grösse  (jf)  am  Wende- 
punkt nach  der  Beobachtung  fest ,  so  folgt  bei  Verlängerung 
von  N  durch  Kupferdraht  die  Stromstärke  durch  M  gerade 
ebenso ,  als  hätte  man  aus  der  Länge  y  den  zweiten  Zweig- 
gebildet  und  fügte  in  diesen  nach  und  nach  den  Kupferdraht 
zu  ,  den  man  in  N  einschaltet. 

§.  26.  Nach  dieser  Grundlage    ist  es  thunlich,  die  Werthe 

von    A/  '"    an    dem    Wendepunkt    näher    in's    Auge    zu    fassen. 

Ausser  den  bereits  in  den  obigen  Reihen  enthaltenen  Angaben 
füge  ich  noch  folgende  Beobachtungen  hinzu,  die  an  der  Stelle 
der  Wendung  angestellt  wurden. 


Hauptbatterie  1  Flasche,   Nebenbatterie  2  Flaschen. 


H  =  10,7  +  2  PI 

IN  =  6,0  +... 
M,=  2'K.  +  PI. 

H  =  12,7 

H  =  6,0  +  2  PI.  + 

M  =  2'  K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 
T 

V: 

y 

• 

6 

8 

6,06 
6,06 

3,87 
3,87 

0,638 
0,638 

0,799 
0,799 

15,9 
15,9 

+  .. 

0 
2 

9,00 
9,62 

4,00 
4,19 

0,444 
0,435 

0,666 
0,660 

8,0 
7,8 

49 


Haupthatterie  1  Flasche,   Neberihatteiie  :i  Flaschen. 
M  —  2'  K.  +  IM. ;    N  -  6,0  +  ... 


+ 

ii 

m 

m 
h 

—  Mittel 
h 

V:' 

y 

H  =  10,7 

0 

11,67 

4,71 

0,^04 

) 

0 

13,(;2 

5,62 

0,413 

0 

12,00 

4,87 

0,406 

>     0,405 

0,637 

7,0 

0 

16,31 

6,56 

0,402 

( 

0 

15,25 

6,25 

0,410 

) 

H=10,7  +  PI. 

2 

8,41 

4,25 

0,505 

— 

0,711 

9,8 

H=  10,7 +  2  PI. 

4 

7,75 

4,50 

0,581 

) 

4 

6,75 

3,84 

0,569 

>     0,519 

0,761 

12,7 

2 

7,75 

5,56 

0,588 

) 

H  =  10,7  +  3P1. 

4 

6,37 

3,87 

0,608 

— 

0,780 

14,2 

H  ^  10,7  +  VI ;    N  =  6,0  +  PI.  +  ... ;    M  =  2'  K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 

V: 

y 

0 

6,94 

3,19 

0,460 

0,678 

8,4 

N  =  6,0  +  ...;    M  =  6'K.  +  PI. 


+ 

h 

m 

m 
h 

""  Mittel 
h 

V: 

y 

H  =  10,7 

4 
4 
4 

10,37 
11,94 
12,33 

4,19 
5,00 
5,09 

0,404 
0,419 
0,413 

!     0,412 

0,642 

14,3 

H  =  10,7+  2P1. 

6 

7,  <o 

4,44 

0,570 

— 

0,755 

24,6 

H  =  10,7  +  3  PI. 

8 
8 

5,75 
6,37 

3,56 
3,94 

0,619 
0,619 

1     0,619 

0,787 

29,6 

IV.  Heft.   Sitzb.   d.   mathem.   naturw.    Cl. 


50 


Aus  allen  JJooha('hluni»Cü  liisst  sich  der  leichten  Uehersicht 


wcffen  lolücnde  Tahellc  zusanunenstcllcn: 


I.  Ilauptbattei'ie  2  Flaschen,   Nebenbatterie 

2  Flaschen. 

H 

N 

M 

V: 

y  beob. 

y  ber. 

1)       10,2 

18,0 

2'  K.  +  PL 

0,787 

14,8 

14,4 

2)       10,2 

1G,0 

2  PL 

0,699 

9,3 

9,3 

3)  10,2  +  PI. 

24,0 

2'K.  +  PL 

0,845 

21,8 

22,3 

4)  10,2  +  PI. 

22,0 

2  PL 

0,781 

14,2 

14,4 

5)       12,2 

20,0  +  PI. 

2'K.  +  PL 

0,780 

14,2 

14,4 

fi)       10,2 

24,0 

0'  K.  +  PL 

0,778 

28,0 

28,8 

7)       10,2 

22,0 

4'  K-.  +  2  PL 

0,G98 

18,4 

18,Ü 

8)       10,2 

20,0 

4  PL 

0,580 

11,0 

10,9 

II.  Hauptbatterie  1  Flasche,    Nebenbatterie 

l  Flaschen. 

H 

N 

M 

V: 

y  beob. 

y  ber. 

1)       10,7 

10,0 

2'K.  +  PI. 

0,698 

9,2 

9,6 

2)       10,7 

8,0 

2  PL 

0,593 

5,8 

6,2 

3)  10,7  +  PI. 

12,0 

2'  K.  +  PL 

0,759 

12,6 

13,1 

4)  10,7  +  PL 

12,0 

2  PL 

0,665 

8,0 

8,5 

5)       12,7 

10,0  +  PL 

2'  K.  +  PL 

0,674 

8,3 

8,5 

6)  10,7  +  2PL 

13,0 

2'  K.  +  PL 

0,799 

15,9 

16,7 

7)       12,7 

8,0  +  2  PL 

2'  K.  +  PL 

0,660 

7,8 

8,0 

8)       10,7 

15,0 

6'  K.  +  PL 

0,697 

18,4 

19,2 

9)       10,7 

12,0 

4'  K.  +  2  PL 

0,597 

11,8 

12,4 

10)       10,7 

8,0 

4  PL 

0,473 

7,2 

7,3 

III.  Hauptbatterie  1  Flasche,    Nebenbatterie  .' 

]  Flaschen. 

H 

N 

M 

V: 

y  beob. 

y  ber. 

1)       10,7 

6,0 

2'K.  +  PL 

0,637 

7,0 

7,2 

2)  10,7  +  PL 

8,0 

2'  K.  +  PL 

0,711 

9,8 

9,9 

3)  10,7  +  2  PL 

9,0 

2'  K.  +  PL 

0,761 

12,7 

12,5 

4)  10,7  +  3  PL 

10,0 

2'  K.  +  PL 

0,780 

14,2 

15,2 

5)       10,7 

6,0 

2  PL 

0,533 

4,6 

4,6 

6)  10,7  +  PL 

6,0  +  PL 

2'  K.  +  PL 

0,678 

8,4 

8,1 

7)       10,7 

10,0 

6'  K.  +  PL 

0,642 

14,3 

14,4 

8)  10,7  +  2  PL 

12,0 

6'  K.  +  PL 

0,755 

24,6 

25,0 

9)  10,7  +  3  PL 

14,0 

6'  K.  +  PL 

0,787 

29,6 

30,4 

10)       10,7 

6,0 

4  PL 

0,407 

5,5 

5,5 

51 

In  der  vorstohondcn  Tabelle  ist  mir  in  H  das  eine  fest 
hleihende  PI.  in  die  Länj^e  mit  eingcreolinel ,  alle  ül»rig;en  IMaliii- 
drähte  von   der  Xorniallänge  sind  besonders  angegeben    worden. 

Aus  den  llauptlallen  I.  1  )  und   1.  (Jj,  in  denen  y  J^  einander  gleich 

sein  sollten,  nehme  man  als  .Millel  bei7Ff=4,  y-=14,4  und  Jiei 
M=S,  //=28,8  an,  dann  kann  man  die  übrigen  Werlhe  von  y, 
je  nachdem  jll—^  oder  =  8  ist, 

.      T  1*'*  U  +  O'^-''  (t  +  v)]       ,        28,8  [1  +  0,55  (t  +  v)\ 

in  I.   aus  ^ — TT-^^ K^    oder --. ^  .^   .— ^'  , 

1  +  0,00  {v  +  to)  l  +  0,55  (v  +  w)    ' 

.     „  2  ['4,!t  [l  +  0,^7  (t  +  v)\       ,        2         28,8  [1  +0,37  (^  +  y)] 

»"  "•   '-^"^  3  -^  1  +  0,55  (.  +  u,)      ^'^''   3  X i^0,5o(.  +  uV 

in  lll.  aus  1  X  iM^fll  «;?Z(i±J!li  ^der  i  X  ?MIL±J>.^I(^^')1, 
2  1  +  0,00  (r  +  w)  2  1  +  0,o5  w  +  tv)  ' 

herleiten,  sofern  man  die  Zahl  der  Plaiindrähte  PI.  in  //  mit  t, 
in  N  mit  v  und  in  M  mit  w  bezeichnet,  doch  so,  dass  man 
die  beiden  fest  stehenden  Plaiindrähte,  den  in  //  sowohl  als  in 
M  nicht  mit  in  Anschlai»'  brinül.  Die  berechneten  Werthe  slim- 
men  so  gut  mit  den  beobachteten  iiberein,  als  es  die  Art  dieser 
Beobachlungen  nur  /iulässt ,  namentlich  wenn  man  noch  erwägt, 
dass  die  Zahlen  0,55  und  0,37  ebenso  wie  die  Factoren  —und  — 
in  II.  und  lII.  nur  im  Allgemeinen  richtige  Werthe  sind.  Ifei  der 
Aufstellung  dieser  Formeln  hat  mich  folü'cnde  Ansicht  ffeleilet: 
>\  enn  wirklich  vom  >>  cndepunkt  ab  der  Strom  in  Munter  einem 
ähnlichen  Gesetze  steht,  als  ob  eine  Stromtheilung  stattfände, 
so  inuss  durch  31  ein  desto  ü'crinü'erer  Strom  hindurch  iiehen, 
je  stärker  der  Andrang  von  der  Ilauptbatterie  nach  der  Xeben- 
batterie  ist;  dieser  Andrang  wird  nun  gehoben  oder  geschwächt 
durch  den  kleineren  oder  grösseren  Widerstand,  der  sich  in  H 
und  N  findet,  durch  welche  Drähte  der  Andrang  hindurch  muss, 
oder  //  wird  desto  kleiner  oder  grösser,  je  kleiner  oder  grösser 
der  Widerstand  in  //  +  M  ist,  indem  so  in  11  eine  kleinere 
oder  grössere  Stromstärke  stattfindet.  Diesem  Andränge  leistet 
von  ihrer  Seite  wieder  die  Xebenbatlerie  einen  Gegendruck, 
und  zwar  einen  desto  kleinern,  je  grösser  der  Leitungswider- 
stand in  ihrer  Kette,  also  in  N  +  M  ist;  //  wird  kleiner,  wenn 
dieser  \N  iderstand  wächst,  und  damit  wird  die  Stromstärke  in 
71/ geringer.  Unstreitig  sind  es  hier  die  ^^  iderstände  der  Drähte, 
als   Regulatoren   der   Entladungszeit,    welche    den  AVerth  von  y 

4* 


52 

hoilliigon.  Zunächst  geben  nämlich  //  und  iV  zusammen  In  dem 
Nonualfalle,  wo  in  //  nur  ein  IM.  und  in  iV  nur  Kupferdraht 
ist,  unüdähr  den  Widerstand  =  1,00;  dem  entsprechend  ist  der 
Widersland  von  PI.  in  I.  ^-=  0,55  und  in  II.  und  HI.  =  0,37,  wie 
dies  mit  den  oben  beobachteten  Widerständen  0,56  und  0,40 
ganz  gut  übereinstimmt.  Dazu  kommt  ferner,  dass  der  Einiluss 
eines  in  //  hinzugefügten  längeren  Kupferdrahtes  sich  ebenfalls 
nach  dem  Widerstände,  welchen  er  darbietet,  richtet.  Nach  der 
§.  19  unter  III.  mitgetheilten  Reihe  ist  bei  M  =  4  an  dem  unte- 
ren Wendepunkt  i/ =  8,5;  dies  gibt  nach  den  mitgetheilten  For- 
meln für  36' K.  einen  Widerstand  =  0,18,  sofern  man  aus  III.  1) 
die  berechnete  Zahl  7,2  zum  Vergleich  hinzuzieht,  also  mit  dem 
Widerstand  von  PI.  =  0,37  verglichen,  würden  70 — 80  Fuss  K. 
einen  eben  so  grossen  Widerstand  als  PI.  leisten,  wie  dies  die 
früheren  Beobachtungen  auch  ungefähr  erfordern.  Merkwürdig 
ist  jedoch  der  Widerstand  des  PI.  in  M  +  N,  wo  er  in  den 
Schliessungsdraht  der  Nebenbjitterie  eingeht;  er  bleibt  durch 
I,  II,  III  constant  auf  0,55  stehen,  obschon  man  in  der  Kette 
selbst,  die  im  Grund  fall  nur  PI.  und  einige  Fuss  K.  enthält,  die- 
selbe Einheit  des  Widerstandes  wie  in  H  +  N  nicht  nachweisen 
kann,  wenn  anders  nicht  auch  hier  ähnliche  Widerstände  hinzu- 
treten, wie  wir  in  der  Hauptbatterie  annehmen  mussten,  die  aber 
freilieh  auf  die  Wärmeentwickelung    ohne    Einfluss  bleiben  wür- 

2  1. 

den.  Was  noch  in  II.  und  III.  die  Factoren  -  und  -  betrifft,  so 
finden  diese  in  dem  Umstände  ihre  Erklärung,  dass,  wäre  M 
nicht  da,  beim  Arrangement  I.  der  beiden  Batterien  die  halbe 
Ladung  aus  der  Hauptbatterie  in  die  Nebenbatterie  übergehen 
würde,  bei  II.  -^  ,  bei  III.  —  der  Ladung,  wodurch  auch  bei  vor- 
handenem M,  wie  das  Spätere  lehren  wird,  die  Spannung  in  der 
Nebenbatterie  auf  ^,  ^,  ^  oder  strenger  auf  1,  g,  -  gegen  die 
ursprünglich  in  der  Ilauptbatterie  enthaltene  herabsinkt ;  hiermit 
fällt    der    Gegendruck,    den    die    Nebenbatterie    leistet,    von    1  : 

2       1 

j:  -,  so  dass  j/  in  eben  diesem  Verhältniss  kleiner  wird.  — 
Aus  den  obigen  Formeln  ergibt  sich  noch,  dass,  wenn  alle  Lei- 
tungsdrähte nur  aus  demselben  Kupferdraht  gebildet  wären,  y 
für  die  drei  Fälle  bei  il/ =  4  die  Werthe  14,4;  9,6;  7,2  haben 
würde  oder  hei  M  =  S  die  Werthe  28,8;  19,2,  14,4.  Die  Nor- 
malgrössen  möchten   sein  16,  10 -1,  8  oder  32,  21  ^,    16,  d.  h. 


53 

allgcnieiii  4 /?/,  -]}[,  2  M,  die  vielleicht  nur  durch  eine  besondere 
Nehenwirkung'  von  JJ  (aus  der  übrigens  auch  der  oben  niclit 
nachweisbare  >N'iderstand  stammen   könntej  modificirt  sind. 

^.  27.  Ueber  die  Werthe  von  -r-  n;u  li  dem  oberen  Wende- 
punkte,  d.  h.  iiber  die  Werthe,  weiche  durch  Verkürzung  von 
N  entstehen,  nachdem  -r-  seinen  ""rössten  Wcrili  erlaniit  hat, 
kann  ich  nur  wenige  Reihen  miltlieilen,  eincsthcils  weil  das  Lo- 
cal  die  Ilerbeiziehung  einer  überaus  grossen  Läng'e  Kupferdraht 
in  //  nicht  ziiliess,  andernlheils  weil  auch  die  IJeobaciitungen 
selbst  dadurch  zu  inisslich  wurden,  dass  kleinere  Fehler  auf  die 
durch  llechnuni^  gezogenen  Resultate  einen  sehr  grossen  Ein- 
fluss  üblen.  Iiidess  genügen  die  Reihen  vollkommen  zum  Relege 
der  Folgerungen,  welche  wir  aus  ihnen  ziehen  wollen.  Die  Werthe 
-T-  sind  bei  I.  und  H.  die  Mitlcl  aus  mehreren  Reihen,  von  denen 
nur  je  eine  vollständig'  angegeben  ist. 


laujitliatterie  2  Flaschen;    M'benbatterie  2  Flaschen. 
H--30,2-,  i\--6,0  +  ...;  M=-2'K  +  I»1. 


+ 

h 

m 

in 
IT 

V:' 

y 

16 

7,81 

11,25 

1,430 

l,19ü 

24,4 

12 

8,12 

11,00 

1 ,34'J 

l,lül 

28,8 

8 

8,2:> 

10,75 

1,302 

1,141 

32,4 

k 

8,37 

10,5G 

1,258 

1,121 

37,0 

0 

8,50 

10,44 

1,227 

1,108 

^1,1 

II.  Ilauptbatterle  1  Flasche;    ^ebenbatterie  2  Flaschen. 
H  =  58,7;  N--6,0+  ...:  M  =  2'K  +  FI. 


+ 

h 

m 

m 
T 

Vv 

y 

18 

7,02 

12,81 

1,697 

1,303 

17,2 

16 

7,69 

12,94 

1,697 

1,303 

17,2 

12 

7,96 

12,44 

1,558 

1,248 

20,2 

8 

8,19 

11,94 

1,440 

1 ,200 

24,2 

h 

8,50 

11,56 

1,344 

1,159 

29,2 

0 

8,69 

11,12 

1,290 

1,136 

33,4 

5^ 


III.  IlaDiitli.iüi'ric  1   Flasche;   NelnMiliaUerie  3  Flaschen. 


+ 

li 

in 

m 

Vv 

y 

8 

6,87 

13,50 

1,965 

1,402 

13,9 

6 

7,00 

13,37 

1,910 

1,382 

14,5 

4 

7,37 

13,00 

1,764 

1,328 

16,2 

2 

7,62 

12,62 

1,656 

1,287 

17,9 

0 

7,87 

11,94 

1,517 

1,232 

21,2 

Der  Verlauf  dieser  Reihen  ist  ein  ähnlicher,  wie  bei  denen 
nach    dem    untern   Wendepunkt,    desshalb  müssen  wir  sie  unter 

eine  ähnliche  Formel  setzen,  nämlich  unter  - 


M' 


Ich  habe  hier- 


nach ?/ berechnet,  und  die  gefundenen  Werthe  zeigen,  dass  y 
wieder  um  dieselben  Zahlen  wächst,  als  um  wie  viele  Fusse  N 
nach  dem  Orte  der  Wendung  abnimmt.  Auch  in  dieser  Formel 
spricht  sich  eine  Art  Theilung  des  Stroms  aus,  bei  der  jedoch 
der  Zweig-  y  eine  negative  Rolle  spielt  fdie  Formel  lautet  eigent- 

y 

lieh ^-^rrl,  ein  Verhältniss,  über  das   erst  das  Spätere  s-enü- 

—  y  +  M-^'  '  ^  ° 

g'ende  Auskunft  gewähren  kann,  das  aber  hier  schon  dadurch 
begründet  wird,  dass  //  mit  abnehmendem  N  zunimmt,  also  als 
neg'ativ  sich  herausstellt. 

§,  28.  Am  schwierigsten  unter  allen  Versuchen  wurde  mir 
die  Bestimmung"  von  y  an  dem  obern  Wendepunkt  selbst,  nicht 
etwa,  weil  hier  besondere  Störungen  vorkamen,  sondern  die  ge- 
fundenen Zahlen  wurden  der  Natur  der  Beobachtungen  nach 
nicht  scharf  genug",  um  über  einige  Punkte  volle  Gewissheit  zu 
erlangen.  Die  Beobachtungen  selbst  sind  folgende : 


I.  Hauptbatterie 

2  Flasclien;   Nebenbatterie  2  Flaschen. 

+ 

h 

m 

m 

Vi 

y 

H  =  18,2;    N  =  6,0  +  ... 
M  =  2'K  4-  PI. 

H=18,2;    N==6,0+... 
M  =  2  PI. 

6 
6 

2 
2 

8,06 

7,25 

5,50 

6,87 

12,50 
11,19 

7,75 
9,62 

1,550 
1,543 

1,409 
1,400 

j  1,244 
j  1,185 

20,4 
25,6 

55 


- 

+ 

li 

111 

in 
h 

V: 

y 

11  =  30,2;    N  =  G,0  4-... 
M  =  2'  K.  +  PI. 

18 

18 

9,71 

8,37 

13,87 
12,00 

1,430 
1,434 

j  1,197 

24,3 

H  =  30,2;  N=:6,0  +  ... 
M  =  2P1.      . 

14 

14 

G,OG 
7,44 

7,81 
9,5G 

1,290 
1,285 

j  1,135 

33,5 

H  =  30,2;N=6,0+P1... 
M  =  2'  K.  +  PI. 

IG 
IG 

8,31 
7,37 

10,81 
9,50 

1,301 
1,289 

\  1,138 

33,0 

H  =  26,2  +  2  PI.;  N  = 
6,0  +  ...;M=2'K.  +P1. 

18 

18 

5,G9 
G,G9 

8,12 
9,50 

1,427 
1,420 

\  1,193 

24,7 

H=30,2;N  =  6,0  +  ... 
M  =  6'  K.  +  PI. 

10 
10 

9,25 

G,()0 

15,12 

9,79 

1,634 
1,632 

j  1,278 

36,7 

H=  30,2;  N  =  G,0+... 
M  =  4  PI. 

2 
2 
2 

0 

3,81 
4,50 
5,12 
4,37 

5,37 
G,19 
7,0G 
G,OG 

1,409 
1,37G 
1,379 
1,387 

1,178 

52,9 

H  =  30,2 ;     N  =  6,0  + 
3P1.  +  ...M=6'K.  +  PI. 

G 
4 
4 

H,44 
7,37 
G,50 

12,31 

11,44 

9,50 

1,459 
1,453 
1,4G1 

(  1,207 

46,6 

11.  Ilauptitatterie  1  Flasche;    Nebenliatterie  2  Elasclieii. 


+ 

h 

m 

III 
h 

V^"" 

y 

H  =  22,7;     N  =  6,0+... 
M  =.  2'  K.  +  PL 

0 
0 

6,00 
5,62 

12,87 
12,12 

2,145 
2,157 

1  1,466 

12,6 

H=34,7;    IV  =  6,0+  ... 
M  =  2'K.+  P1. 

6 
6 

7,50 
7,00 

14,44 
13,44 

1,925 
1,920 

1  1,386 

14,4 

H  =  34,7;    N  =  6,0+  ... 
M  =  2  PI. 

4 
4 

7,00 
G,31 

11,12 
9,94 

1,589 
1,575 

1  1,258 

19,5 

H  =  34,7 ;     N  =  6,0  + 
2P1.  +...;M=2'K.  +  P1. 

0 

0 
2 

8,12 
7,25 
6,00 

12,25 

11, 0(» 

9,06 

1,509 
1 ,503 
1,510 

i  1,227 

21,6 

H  =  4G,7;    N  =  6,0+  ... 
M  =  2'  K.  +  PI. 

12 
12 
12 

7,(tO 
5,94 
G,«i9 

12,31 

10,75 
11,94 

1,759 
1 ,809 
1,783 

[  1,336 

15,9 

H  =  46,7;   N  =  GO+... 
M  =  2  PI. 

10 
10 

5,81 
7,06 

8,69 
10,31 

1,496 
1,460 

1  1,210 

22,5 

56 


+ 

h 

111 

h 

V: 

y 

H  =  46,7 ;    N  =  6,0  + 
2PI.  +...;M=2'K.  + 

6 
6 

8 
8 

6,12 
7,12 

6,87 
5,50 

8,62 

10,06 

9,56 

7,71 

1,408 
1,413 

i,:{92 

1,402 

'  1,185 

25,6 

H  =  46,7;    N  =  6,0  +  ... 
M  =  6'K.  +  P1. 

6 
6 

5,79 
5,31 

13,12 
11,75 

2,266 
2,212 

1  1,496 

24,1 

H  =  46,7;    N  =  6,0  +  ... 
M  =  4'K.  +  2P1. 

4 
4 

4,50 
4,56 

8,59 

8,94 

1,909 
1,960 

1  1,391 

28,4 

H  =  46,7;   N  =  6,0+  ... 
M  =  2'K. +  3P1. 

2 
2 

3,69 
4,19 

6,62 
7,25 

1,794 

1,730 

j  1,327 

32,2 

H  =  46,7;  N^6,0+... 
M  =  4PI. 

0 
0 

3,19 
3,37 

5,12 
5,56 

1,605 
1,650 

1  1,276 

37,0 

III.  Hauptbatfcerie  1  Flasche;    Nebenbatterie  3  Flaschen. 


+ 

h 

m 

m 

V^ 

y 

H  =  46,7;   N  =  6,0+  ... 

M=:2'K.  +  PI. 

4 
4 

6,75 
7,69 

14,19 
15,94 

2,102 
2,073 

j  1,445 

13,0 

H=46,7;  N  =  6,0  +  ... 
M  =  2P1. 

0 
0 

6,50 

6,87 

10,50 
11,00 

1,615 
1,601 

1  1,268 

18,9 

H  =  46,7;     N  =  6,0  + 
PI.  +  ...;M  =  2'K  +  P1. 

2 
2 

7,94 
7,50 

13,06 
12,19 

1,645 
1,625 

j  1,279 

18,3 

H  =  46,7 ;    N  =  6,0  + 
2P1.  +  ...-,  M=2'K.  +  P1. 

0 
0 

7,75 
8,25 

11,06 
11,81 

1,427 
1,419 

j  1,193 

24,7 

H  =  58,7  5    N  =  6,0  +  ... 
M  =  2'K.  +  PI. 

8 
8 
8 

6,87 
6,44 
7,06 

13,50 
12,50 
13,75 

1,965 
1,941 

1,948 

(  1,397 

14,1 

H=^58,7;  N=6,0+  ... 
M  =  2P1. 

4 
4 

5,41 
6,25 

8,25 
9,56 

1,525 
1,513 

j  1,233 

21,2 

H  =  58,7;     N=  6,0  + 
PI.  +  ...;M=2'K.  +  P1. 

6 
6 
6 

7,69 
6,62 
6,37 

11,56 
10,06 

9,87 

1,503 
1,520 
1,550 

1  1,235 

21,0 

H  =  58,7  ;    N  =  6,0  + 
3P1.  +  ...;M=2'K.  +  P1. 

0 
0 
0 

8,00 
7,16 
6,75 

10,06 
9,19 

8,56 

1,258 
1,283 
1,266 

(  1,126 

35,7 

57 


+ 

h 

in 

ni 
h 

VY 

y 

H  =  4(5,75   N  =  6,0+  ... 
M=z6'K. +  P1. 

0 
0 

G,41 

5,83 

1H,37 
10,75 

2,866 
2,873 

\  1,694 

19,5 

H  =  58,7;  N  =  (i,0+  ... 
M  =  G'K.  +  P1. 

4 
4 

5,09 
5,Ü9 

15,62 
15,69 

2,742 

2,758 

j  1,658 

20,3 

H  =  50,7+  3  PI.  5    N  = 
6,0  +  ... ;  M=6'  K.  +  PI. 

4 

4,00 

10,87 

2,717 

0,649 

20,3 

H=  58,7;  N  =  6,0+  ... 
M  =  4'K. +  2P1. 

2 
2 

5,5r> 

5,19 

12,56 

11,58 

2,2.59 
2,233 

j  1,498 

24,3 

H  =  58,7;    N  =  G,0+... 
M  =  2'  K.  +  3  PI. 

0 
0 

4,79 
4,75 

9,00 

9,08 

1,879 
1,912 

\  1,377 

29,2 

H  =  58,7;     N  =  6,0  + 
PI.  +  ...;M  =  6'K.  +  P1. 

0 
2 

5,fi2 
5,25 

12,87 
12,08 

2,290 
2,318 

j  1,517 

23,3 

H  r=  58,7 ;    N  r^   6,0  + 
2P1. +...M  =  6'K.  +  P1. 

0 

5,44 

10,87 

2,000 

1,414 

27,3 

§.  29.  Der  leichtern  Uebersicht  wegen  stelle  ich  die  Resul- 


tate in  folgende  Tabelle  zusammen 


I.  Hauptbatterie  2  Flaschen;    Nebenbatterie  2  Flaschen. 


H 

N 

M 

y 

*) 

18,2 

12,0 

2'K. +  P1. 

20,4 

==) 

18,2 

8,0 

2  PI. 

25,6 

') 

30,2 

24,0 

2'  K.  +  PI. 

24,3 

') 

30,2 

20,0 

2  PI. 

33,5 

') 

30,2 

22,0  +  PI. 

2'  K.  +  PI. 

33,0 

') 

26,2  +  2  PI. 

24,0 

2'  K.  +  PI. 

24,7 

') 

30,2 

16,0 

6'  K  +  PI. 

36,7 

«) 

30,2 

8,0 

4  PI. 

52,9 

') 

30,2 

10,0  +  3  PL 

6'K.  +  PI. 

46,6 

58 


II.  llauptliafterie  1  Flasche;    Nelieii])atl.erie  2  Flasdii'ii. 


H 

N 

M 

■    y 

1) 

22,7 

0,0 

2'  K.  +  PI. 

12,0 

2) 

34,7 

12,0 

2'K.  +  PI. 

14,4 

3) 

34,7 

10,0 

2  PI. 

19,5 

4) 

34,7 

8,0  +  2  PI. 

2'K.  +  PI. 

21,0 

5) 

40,7 

18,0 

2'K.  +  PI. 

15,9 

6) 

40,7 

10,0 

2  PI. 

22,5 

7) 

40,7 

14,0  +  2  PI. 

2'K.  +  PI. 

25,0 

8) 

40,7 

12,0 

O'K.  +  PI. 

24,1 

9) 

40,7 

10,0 

4'K.  +  2  PI. 

28,4 

10) 

40,7 

8,0 

2'  K.  +  3  PI. 

32,3 

11) 

40,7 

0,0 

4  PI. 

37,0 

III.  llauptbatterie  1  Flasche;  Nebenbatterie  3  Flaschen. 


H 

N 

M 

y 

1) 

40,7 

10,0 

2'K.  +  PI. 

13,0 

2) 

40,7 

0,0 

2PI. 

18,9 

3) 

40,7 

8,0  +  PI. 

2'  K.  +  PI. 

18,3 

4) 

40,7 

0,0  +  2  PI. 

2'  K.  +  PI. 

24,7 

5) 

58,7 

14,0 

2'  K.  +  PI. 

14,1 

6) 

58,7 

10,0 

2  PI. 

21,2 

7) 

58,7 

12,0+  PI. 

2'K.  +  PI. 

21,0 

8) 

58,7 

0,0  +  3  PI. 

2'  K.  +  PI. 

35,7 

i>) 

40,7 

0,0 

O'K.  +  PI. 

19,5     ■ 

10) 

58,7 

10,0 

0'  K.  +  PI. 

20,2 

11). 

50,7  +  3  PI. 

10,0 

0'  K.  +  PI. 

20,3 

12) 

58,7 

8,0 

4'K.  +2  PI. 

24,3 

13) 

58,7 

0,0 

2'K.  +  3  PI. 

29,3 

14) 

58,7 

8,0  +  PI. 

OK.  +  PI. 

23,3 

15) 

58,7 

0,0 +  2  PI. 

O'K.  +  PI. 

27,3 

Vergleicht  man  in  dieser  Tabelle  zunächst  die  Werthe  von 
y  in  I.  6)  und  3)  und  in  III,  10)  und  1 1)  mit  einander,  so  ergibt  sich, 
dass  ein  in  H  hinzugcrügter  Platindraht  keinen  Einfluss  iibt,  son- 
dern nur  nach  seiner  in  K.  compensirlcn  Länge  in  Anschlag 
kommt.  Zweitens  stellt  sich  heraus,  dass  y  wächst,  wenn  Pla- 
tindraht in  M  oder  in  N  hinzugefiigt  wird,  doch  scheint  derselbe 
Draht  in  N  eine  etwas  geringere  Wirkung  zu  haben ,  als  in  M. 
Bei  M=  8  möchte  dies  ganz  evident  sein,   wenn  man  in  I.  9)  mit 


59 

3),  in  Hl.  14)  mit  12)  und  15)  mit  13)  vergieiclit;  wenig-er  (loiitllch 
tritt  es  bei  jll  =  4  hervor,    wo/ai  man  in  I.  5)  mit  4},   in  lÜ.  3} 

mit  2).  7)  mit)  (5 )  zusanimensleile  und  4}  und  S)  liin/.unelime  ;  doch 
kommen  kleinere  \\'ertlie  vor  in  H.  4)  und  7).  Icii  muss  diesen 
Punkt,  der  vielleicht  künftighin  an  einer  anderen  Stelle  seine 
Erledig'ung  findet,  liier  noch  \inentsehieden  lassen,  und  berück- 
sichtii2;e  demnach  allein  die  Werlhe  von  ;//,  die  durch  Fl.  in  Jlf 
modilicirt  werden.  Da  man  aus  den  Beobachtungen  in  II.  8}  bis  1 1) 
schliessen  kann,  dass  jedes  1*1.  //  um  eine  gleiche  Grösse  erhöht, 
so  geht  1/  für  den  Fall,  dass  31  nur  aus  Kupferdraht  besteht,  auf 
folgende  Werlhe  zurück  und  man  erhält  folgenden  Zuwachs  in  y 
durch  jedes  hinxugefügte  IM. 

I.  Ilaiiptliattcrie  2  Flasclien;   NchenhaUerie  2  Flaschen. 


II 

ybeiM=4'K 

Ziiwaclis 

in  y 
iliirch  IPl. 

Zuwachs 

durch 

l'Kin  IJ 

ybeiM=8'K 

Zuwaclis 

in  y 
durchlPl. 

Zuwaclis 

durch 
1  K  in  H 

18,7 
30,7 

15,2 
15,1 

5,2 
ü,2 

0,278 
0,300 

31,3 

5,4 

0,176 

Mittel 

15,2 

0,289 

34,7 
4ü,7 

Mittel 


II.  Ilauptliatterie  1  Flasche; .  Nebeiihatterie  2  Flaschen. 


5,1 

6,6 


5,9 
7,1 


19,9 


4,2 


0,090 


111.  llaiiptbatterie  1  Flasche;   Nelienbatlerie  3  Flaschen. 


15,7 


4,5 


0,077 


Wenn  auch  die  vorstehend  verzeichneten  Zahlen  nicht  ganz 
zuverlässig-  sein  mögen,  so  zeigen  sie  doch  deutlich,  dass  die 
durch  IM.  in  M  bewirkte  Vergrösserung  von  //  mil  wachsendem 
H  zunimmt  und  dass  i/  bei  einem  nur  aus  Kupferdraht  bestehen- 
den .1/ für  j{;dcs  H  einen  constanten  Werth  erhalten  würde.   Die 


Ol) 

Zahlen  dieses  oonstanteii  Werthes,  nüniiieh  15,2;  9,2;  7,1  für 
Jf  =  4  und  31,3;  10,9;  15,7  für  .lf=  8  weisen  zugleich  auf  die 
ähnlichen  Zahlen  Hir  //  am  unlern  YV^endcpunkl  xuriick.  Zum  wei- 
tern Belege,  dass  //  durch  PI.  einen  zu  //  proportionalen  Zuwachs 
erhält,  habe  ich  den  ganzen  Zuwachs  mit  H  dividirt  und  dadurch 
den  auf  1'  in  H  kommenden  Theil  berechnet.  Die  Mittelzahlen 
bei  M  —  4,  nämlich  0,289;  0,144;  0,123  sind  etwa|mal  so 
gross  als  bei  M=  8,  lassen  aber  im  Uebrigen  das  Band  nicht 
erkennen,  das  sie  unter  einander  verbindet.  Später  werden  wir 
noch  einmal  auf  diese  Zahlen  zurückkommen. 

§.30.  Es  bleibt  noch  übrig,  die  Stelle  genauer  zu  bestimmen, 

an  welcher  —  =  1  ist.   Ich  habe  hierzu  N  jedesmal  um  2'  K.  in 
h  *• 

der  Weise  wechseln  lassen,  dass  einmal   —  grösser,  das  andere 

Mal  kleiner  als  1  wurde,  woraus  man,  wenn  auch  nur  annähernd, 
den  wahren  Ort  abnehmen  kann.  Die  Beobachtungen  sind  fol- 
gende : 


I.  llauptbatterie  2  Flaschen,   Nebenbatterie  2  Flaschen. 


+ 

h 

ITl 

in 
h 

H  =  22,2^  M  =  2'K.  +  Pl.j  N=6,0  +  ...j 

16 
18 

7,31 

8,00 

8,06 
7,06 

1,103 

0,885 

H  =  22,2;    M=3P1.;    N  =  6,0+...       | 

12 

5,50 
5,94 

6,25 
5,75 

1,136 

0,968 

H^22,25  M=2'K.  +  Pl.j  N=6,0  +  2P1.  + ...  | 

12 
14 

7,00 
7,19 

7,06 
6,31 

1,008 

0,878 

H=18,2  +  2PI.;  M=2'K.  +  Pl.jN=6,0+| 

18 
20 

4,75 
4,94 

5,00 
4,75 

1,053 
0,963 

H  =  22,2j    M^e'K.  +  Pl.j  N=6,0+        | 

16 

18 

8,37 
8,75 

9,00 

8,25 

1,087 
0,943 

H  =  22,2  5    M  =  4  PI. ;    N  =  6,0  +          | 

8 
10 

4,56 
5,12 

4,94 
4,56 

1,083 
0,896 

H=22,2;  M^6'K.  +  PI. ;  N=6,0  +  2  PI.  +  j 

14 
16 

6,75 
7,12 

7,19 
6,62 

1,065 
0,930 

H=18,2  +  2P1.;  M=6'K.  +  P1.;  N=6,0+ j 

20 
22 

5,56 

5,75 

5,87 
5,62 

1,056 
0,977 

61 


II.  Haiipfbafferie   1   Tlasplip,    NotiPiiliatforio  2 

riasdicn. 

+ 

li 

m 

m 
h 

H  =  22,7;  M=2'K.  +  PI.;  N  =  6,0  +  ..{ 

4 
G 

6,94 

8,44 

9,12 
G,50 

1,314 
0,770 

H=22,7;  M=2'K.  +  PI.;  N=G,0  +  2P1.  + ..  | 

0 
2 

G,00 
G,25 

7,12 
5,37 

1,187 
0,859 

H=  18,7  +  2P1.;  M=2'K.  +  PL;  X=G,0  + ..  j 

4 
6 

5,12 
5,G2 

6,94 
5,50 

1 ,355 
0,970 

H  =  34,7;    iM  =  2'K. +  P1.;    N=6,0  +  | 

10 
12 

6,81 
8,00 

9,31 

7,37 

1,367 
0,919 

H  =  34,7;   M  =  2  PI. ;   N  =  6,0  +          | 

8 
10 

5,50 
6,81 

7,12 
5,31 

1,295 

0,780 

II  =  22,7;  M  =  6'  K.  +  PI.;  N  =  6,0  +  | 

4 
G 

6,50 

7,:u 

7,00 
5,50 

1,077 
0,752 

H=22,7;  M  =  4'K.  +  2P1.;  N  =  6,0  +  | 

2 
4 

5,87 
7,00 

6,25 
5,00 

1 ,065 
0,714 

H=22,7 ;  M=6'  K.  +  PI. ;  N=6,0  +  2  PI.  +  | 

0 
2 

4,00 
4,75 

4,62 
4,00 

1,155 

0,842 

H=18,7  +  2P1.;  M=6'K.  +  P1.;  N=6,0+  j 

G 

8 

4,06 
4,50 

4,75 
4,12 

1,170 
0,916 

11  =  34,7;    M  =  6'K.  +PI.;    N=6,0  +  | 

10 
12 

G,54 
7,31 

7,69 
6,50 

1,176 

0,889 

H  =  34,7;  M  =  4'K.  +  2P1.;  N  =  6,0+{ 

8 
10 

5,50 
6,00 

6,06 
5,19 

1,102 

0,865 

H=34,7;    M  =  4P1.;    N^6,0  +          j 

4 
6 

3, CO 
4,50 

4,62 
4,12 

1 ,255 
0,916 

11=30,7+ 2P1.;  M=6'K.  +  P1.;  N=6,0+  { 

12 
14 

4,44 
5,00 

5,44 
4,50 

1,225 
0,900 

H=34,7;  M=6'K.  +  PI.;  N=G,0  +  2P1.+ 

8 

5,25 

5,12 

0,975 

11=46,7;    M  =  6'K. +  P1.;   N  =  6,0  + 

18 

6,56 

6,69 

1,020 

H  =  46,7;   M=4P1.;    N  =  6,0  + 

12 

4,19 

4,12 

0,984 

II-.46,7;  M=6'K.  +  P1.;  N=6,0  +  2P1.+  | 

14 
IG 

5,00 
5,44 

5,00 
4,62 

1,000 
0,921 

H=46,7;  M=6'K.  +  P1.;  N=6,0  +  4P1.+  | 

10 
12 

4,87 
5,31 

5,00 
4,50 

1,027 
0,920 

62 


III.  IhiiiptbaUerie  1  Flasche,  Nebenbatterie  3  Flaschen. 


+ 

li 

II! 

111 
h 

H  =  34,7;  M=2'K.  +  PI.;  N  =  6,0+..| 

4 
6 

6,56 

8,12 

8,69 
5,25 

1,325 

0,647 

H  =  34,7j    M  =  2PI.;    N  =  6,0+...     | 

2 
4 

5,00 
6,69 

7,00 

4,87 

1,400 

0,728 

H=34,7,-  M  =  2'K.  +  PL  ',  N=6,0  +  2P1.  +  | 

0 
2 

5,69 
6,31 

5,94 
4,50 

1,044 
0,713 

11=30,7 +  2P1.;   M=2'K.  +  PI.,'  N6,0  +  ..| 

4 
6 

4,50 

4,87 

6,37 
4,44 

1,414 
0,912 

H=46,7;  M  =  2'K.  +  PI.;  N  =  6,0+..| 

8 
10 

6,25 
7,44 

7,44 
5,06 

1,190 

0,680 

H=46,7;   M=2P1.;   N  =  6,0+...       | 

6 

8 

5,00 
6,00 

6,31 
4,75 

1,262 
0,792 

II  =  46,7 ;  M=  2'  K.  +  PI. ;  N=6,0  +  2P1.  j 

4 
6 

5,62 
6,50 

6,00 
4,50 

1,068 
0,692 

H=42,7  +  2PI.  j  IVI=2'K.  +  PI. ;  N=6,0  + .  j 

8 
10 

4,37 
4,69 

6,12 
4,31 

1,400 
0,919 

H=46,7;  M=6'K.  +  PI.;  N  =  6,0+..| 

8 
10 

6,50 

7,37 

6,50 
4,50 

1,000 
0,611 

H  =  46,7j    M  =  4PI.;    N  =  6,0  +  ..       | 

2 

4 

3,94 
4,25 

4,50 
4,00 

1,142 
0,941 

H=46,73  M=6'K.  +  PI.jN=6,0  +  2PI.+ 

4 

4,71 

4,50 

0,955 

H=42,7  +  2PI.;  M=6'K.  +  PI. ;  N=6,0  +  ..  | 

8 
10 

4,37 

4,81 

5,50 
4,56 

1,259 
0,948 

Nach  den  eben  mit^etheilten  Beobachtungen  bedinj^t  jeder 
in  M  hinzugefügte  Platindraht  eine  Verkürzung  von  iV,  ein 
in  H  hinzugefügter  eine  Verlängerung,  ein  in  N  eintretender  ist 
wirkungslos,  nur  stört  der  bei  M  =  6'  K.  +  PI.  vorkommende 
Fall,  der  von  dem  ihm  entsprechenden  bei  M=2'K.  +  PI.  ab- 
weicht. Im  Ganzen  wird    der  Ort  ™  =1  ebenso  bedingt,  wie  der 

Werth    von  y    an    dem    untern    Wendepunkt ,    doch    möchte    bei 
M  =  8>  der  Einllnss  des  Platindrahtes  in  iJf  etwas  geringer  sein, 


()3 

als  bei  M—  4,  wodurcli  ein  Uehergang  auf  die  VVcrtlic  von  y  am 
oberen  Wendepunkte  ang'ebalint  würde.  Das.s  übrii^ens  dieOrtsver- 
scliiebung'en  in  lli.  von  g-eringcren»  Btslaiige  sind  als  in  I.  ist  zwar 
noeli  ersicbllieb,  allein  das  gegenseitige  Verbältniss  lässt  sicli 
niebt  mit  voller  Sieberbeit  aus  den  I{ei)bacbtungen  entnebnien. 
I'rwägt  man  nun,   dass  bei  der  gerade  enlg^egengesetztcn  AN'ir- 

kung-  von  PI.  in  M  und  von  PL  in  //  der  Ort  ^  =  1  für  eine 
nur  aus  Kupferdrabt  bestcibende  Leitung  ungefäbr  da  liegt,  wo 
ibn  die  Beobaebtungen  für  M  =  2'  K.  +  PL  und  M  =  0'  K.  +  PL 
angeben,  wenn  /-u  H  kein  anderer  als  der  fest  siebende  l*la- 
tindrabt  konuut ,  so  erbalten  wir  das  für  die  Tbeorie  wicbtige 
Resultat,  dass  für  den  berübrten  Fall  der  Ort  t-  =  1  in  I    durch 

die  Formel  N  =  /f,  in  II.  durch  iV=  ^^IJ,  in  III.  durchN  =  -f  // 
bestimmt  wird,  wogegen  oben  §.  13,  abgesehen  von  der  klei- 
nen Corrcction,  der  Ort   r  =  maxiinum    in    I.   durch    die  Formel 

h 

N+JJI=  H+M,  inll.  durchiV+M=4'(//  +  7l/;,  inin.  durch 
N  +  M=-^{H  +  M^  bestimmt  wurde,  so  dass  also  für  die  Fr- 
wärmung  in  iVdie  gesammten  8cbliessungsdräbte  beider  Batte- 
rien H  +  M  wni^  iV+ yJ/ den  IVorn»alpuiikt  geben,  für  die  Erwär- 
mung in  M  dagegen  nur  die  Drähte  //  und  N  ohne  Berück- 
sichtigung-   des    Mitteldrabtes    M.  —  Dass    die  beiden   Normal- 

punkle  -=  1  und — —  niaximum  in  der  Tbat  nicht  bei  derselben 
h  h 

Länge  von  N  zusammenfallen,  davon  kann  man  sich  noch  leicht 
überzeugen,  wenn  man  die  drei  Ströme  in  //,  31  und  iV  zu 
gleicher  Zeit  beobachtet,  wie  ich  diess  für  einige  Fälle  zu  mei- 
ner eigenen  Ueberzcugung  gethan  habe* 

§.  31.  Nachdem  aus  den  vorstehenden  Untersuchungen  über 
die  Werthe  von  -r-  das  Resultat  hervorgegangen  ist,  dass  we- 
nigstens nach  den  Wendepunkten  die  Länge  der  Drähte  die  be- 
dingenden ICIemente  in  allen  Formeln  sind  ,  so  muss  unstreitig 
eine  ähnliche  Betrachtungsweise  auch  auf  die  im  ersten  Tbeile 
§♦  10  bis  <S$.  12  und  <ij.  17  mitgetheillcn  Beobaebtungen  An- 
wendung linden.  Bei  rr-  lagen  aber  die  AVendepunkte  lür  das 
Arrangement  I.  der  Batterie  um  2  V,  für  II.  um  3  Jf ,  für  III.  " 
um  M  vom  Orte  j-=  1  ab,  und   die  Längenwerthe  von  y   waren 


64 

im  Allgemeinen  an  diesen  Wendepunkten  4 M, -^  3/,  2 7>f ;  wenn 
demnach,  wie  dies  sogleich  die  Berechnung  zeigen  wird,  für  die 
Werthe -j-   bestimmte  Gränzpunkte  in   einem  Abstände  iW,-|7W, 

■^31  von  dem  Orte  —  =  Maximum  liegen,  so  ist  es  dem  Obigen 
entsprechend  für  die  im  ersten  Theile  enthaltenen  Reihen  die 
Werthe  2  M,  -j-  M,  M  als  Hauptzahlen   anzunehmen.    Hiernach 

habe  ich  diese  Reihen  für  I.  unter  die  Formel  \/  JL=^J^.  für 
II.  unter  V"  — — ?  f»»*  I"-  ««ter  V—  -—gebracht,  worin 

r    2h  .3x  '  V   2h  X    °  ' 

X  einen  solchen  variablen  Werth  hat,  dass  er  von  den  Gränz- 
punkten  ab  um  ebenso  viel  Avächst,  als  vom  untern  Gränzpunkte 
ab  Fusse  Kupferdraht  in  N.  hinzukommen  oder  als  vom  obern 
Gränzpunkte  ab  Fusse  Kupferdraht  aus  N  hinvveggenommen 
werden.  Die  Gränzpunkte  sind  in  den  Reihen  annähernd  mit 
einem  *  bei  x  bezeichnet,  damit  man  desto  leichter  die  Ueber- 
einstimmung  von  x  mit  den  Beobachtungen  verfolgen  könne.  Er- 
wägt man  bei  diesen  Beobachtungen,  dass  die  Grundzahlen  2 TW, 
-^  M,  M  nur  im  Allgemeinen  die  richtigen  Werthe  sein  werden, 

nimmt  man  hinzu  ,  dass    die  Erwärmungen  n  nach    den    Gränz- 

punkten    (denn    über    x  zwischen    beiden  fehlt    hier    wie  bei   j 

der  Aufschluss)  schnell  klein  werden,  und  dadurch  nicht  allein 
der  Zuverlässigkeit  der  beobachteten  Zahlen  einiger  Eintrag  ge- 
schieht, sondern  auch  bei  schwachen  Strömungen  alle  etwa  zu- 
fällig vorkommenden  Hindernisse  ungleich  stärker  hemmen  und 
leicht  ein  schnelleres  Anwachsen  von  x,  als  es  nach  N  sein 
sollte,  veranlassen,  erwägt  man  ferner,  dass  ich  alle  diese 
Beobachtungen  ein  Jahr  früher  gemacht  habe,  ehe  ich  durch  die 
folgenden  Versuche  über  die  Erwärmungen  in  H  und  M  auf  die 
hier  gegebene  Erklärung  kam,  also  an  keiner  Stelle  eine  Revi- 
sion eintreten  lassen  konnte  ,  welche  jedenfalls  bei  den  kleinen 
Schwankungen  theils  in  der  Ablesung  der  Werthe,  theils  unter 
dem  störenden  Einflüsse  der  Luftströmungen*}  nöthig  ist  (später 


*)  Bei  selbst  inässif;ein  Winde  lassen  sich  mit  dem  Lultthermometer  gar 
keine  Beobachtungen  anstellen,  indem  durch  den  DrucU  der  Luft  auf  das 
offene    Gefäss   die   Spiritussäule   bewegt   wird. 


05 

moclitc  irh  die  ncvisioii  iiiclil  inclir  vdriiehmcn} .  sieht  man 
ondlicli  darauf,  wie  die  Fehler  in  einer  Reihe  diircli  die  besse- 
ren llesultale  einer  andern,  namentlieh  in  den  sumniariscrhen 
Versuehen  §.  17  wieder  aufi^ehohen  werden,  so  glauhe  ich  si- 
cher, dass  man  in  die  Riclili^keit  der  so  einfachen  FornKiln  kei- 
nen Zweifel  setzen  wird,  und  diess  um  so  weniger,  als  alle  drei 
Reihen  I,  II,  III  in  den»  auch  durch  die  Reihen  für  t-  hindurch- 
gehenden  Principe  ihre  lirledigung  linden.  Störend  sind  allein 
die  Roohachtiingen  in  jSj.  17  iür  M  =  10'  K,  ,  wenn  Haupt-  und 
Nebenhatlerien  2  Flaschen  enthalten,  und  zun»  Theile  neigen  atich 
hieriiin  die  Beobachtungen  in  §.10  für  M  —  8'  K.  Da  mir  diese 
Abweichung  zu  aulVallend  war,  so  repetirte  ich  nachträglich  die 
Versuche  für  M=  10'  K.,  erhielt  aber  auch  jetzt  dieselben  Re- 
sultate. Wenngleich  ich  nun  nicht  glaube ,  dass  diese  verein- 
zelte Beobachtung  die  Formeln  überhaupt  verdächtigen  kann, 
da  für  3f  =  10'  K.  die  Reihen  in  Ilanptbatterie  1  Flasche  iVe- 
benbatterie  2  Flaschen,  wie  in  llauptbatterie  1  Flasche,  Neben- 
batterie 3  Flaschen  vollkommen  stimmen,  so  wird  doch  dieser 
Funkt  jedenfalls  später  noch  weiter  verfolgt  werden  müssen, 
um  zu  sehen,  ob  eine  zu  kleine  Länge  in  H  in  einzelnen  Fäl- 
len eine  Abänderung  der  Resultate  bewirken  kann. 

§.  32.  Durch  Ilinzufilgung  von  Platindraht  in  //  erleiden 
die  Werthe  von  x  keine  Veränderung,  dagegen  werden  sie  ver- 
grössert,  wenn  PL  in  N  hinzukommt.  Ueber  die  Grösse  dieses 
Einflusses  nach  den  Gränzpunkten  liegen  mir  zwar  auch  meh- 
rere Beobachtungen  vor ,  doch  genügen  sie  mir  noch  nicht  zu 
sichern  Bestimmungen,   ich  will  sie  daher  ganz  übergehen,  und 

nur  auf  die  Maximuniswerthe  von  .-  die  Aufmerksamkeit  hinlen- 

h 

ken,  weil  sich  hier  der  Einfluss  des  PI.  schon  deutlicher  nach- 
weisen lässt.  Xiinmt  man  nämlich  zu  den  oben  mitgetheiltcn 
Versuchen  noch  folgende  vereinzelte  Beobachtungen  über  «lie 
Maxima  hinzu: 


IV.    M.'lt.    .Sil/.l).    .1.   iii.'illiciii.   italnrw.    (1. 


(>6 


llauprliatlerie  2  Flasclieii,   iXelii'iihaüerie  2  Flaschen. 


H=10,2jM=16'K.;  N  =  5,5  + 


re'K. 

U'K.  +  PI. 


h 


9,54 

7,58 


8,54 
0,37 


Vx 


0,94G 
0,917 


33,8 
34,9 


H=10,2:  M=r8'K.5N=5,5  + 


jG'K. 
4'  K.  +  PI. 


10,33 

8,42 


Vv 


8,84 
6,54 


0,925 

0,882 


17,3 
18,1 


Hauptbatterie  1  Flasche,  Nebenbatterie  2  Flaschen. 


H  =  a8,7j  M  =  16'  K. ;  N  =  5,5  + 


f2'K. 


PI. 


6,87 
5,37 


12,29 

8,87 


0,946 
0,909 


22,5 
23,5 


SO  erhält  man  mit  Berücksichtigung'  derjenigen  Beobachtungen 
allein,  in  denen  zu  dem  einen  in  iVfest  stehenden  PL  noch  ein 
zweites  hei  gleicher  Länge  von  H  hinzugefügt  wurde,  folgende 

Tabelle  für  die  Maxima  von  r  ' 

h 


1.  Hauptbatterie  2  Flaschen,  Nebenbatterie  2  Flasciien. 


H 

M 

1  PI.  in  N. 

X 

2  PI.  in  N. 

X 

Zuwachs 

von  X 
auf  1  PI. 

Zuwachs  von  x 

auf 
l'K.in(H  +  M) 

10,2 
18,2 
10,2 
10,2 

4 

4 

8 

16 

9,4 
10,0 
17,3 
33,8 

10,9 
12,0 

18,1 
34,9 

1,45 
2,00 
1,05 

0,102) 
0,090(  "'"•"' 

0,058 

67 


II.  llau[)IIiiittorii'   I   Flasclit',  Nelii'iiliatd'rit'  '2  riaschi'ii. 


Znw.'iclis 

Zuwaoiis  von  x 

1  IM.  in  N. 

2  IM. in  N. 

i" 

11 

M 

von  X 

a  11 1 

X 

X 

aul  1  PI. 

l'K.ia  (H  +  I\l) 

18,7 
30,7 

* 
4 

7,1 

7,(; 

8,!i 

1,15 
1,80 

;;:;;:^"f  "■"•-•' 

22,7 

8 

11,»^ 

12,8 

1,05 

1   0,(»37 

20,7  + PI 

8 

II,!» 

13,1 

1,20 

28,7 

IG 

22,5 

23,:> 

1,10 

0,025 

III.  Hauptlialforie  1   Flasche,  Xi-lienliatferii'  ;}  riaschen. 


30,7 

4 

3«i,7 

4 

3(»,7 

8 

34,7  + PI 

8 

5,4 

5,7 
9,2 
9,2 


10,5 
10,4 


1,45 
l,(»5 
1 ,25 
1,20 


0,042)        ^ 
O,044(  "'  ^•' 

0,()2H 


Diese  Tahello  lehrt  zunächst,   dass    durch   Suhtracfion  dos 

Zuwachses,  den  x  durch  das  zweite  in  iV  hinzuiielüffte  PI.  or- 

hält,  von  dem    VVerthe  von  x,    wo  sich    in  N  nur  ein  Fl.   he- 

4 
findet,  X  in  1.  auf  2  31,  in  H.   auf  ^7P/,  in  III.  auf  M  zurück- 

lieht,  so  dass  das  IMaxiinuni  von  7-'  tt'  .tt  durchwc"-  «•loich  1 
=>         '  h     2h     .]li  '^    ^ 

sein  würde ,  sofern  die  Leitung'sdrähtc  allein  aus  Kupferdraht 
zusammengesetzt  wären.  Dieses  an  und  für  sich  schon   wichtige 

Resultat  dürfte    auch  zur  Bestätigung  der  Formeln  für  -p-    die- 

nen,  wenn  anders  noch  ein  Zweifel  dagegen  stattfinden  könnte. 
Beachtenswerlh  ist  wieder  der  unregelmässige  Zuwachs  in  I 
bei  M=  16  und  zum  Theile  auch  bei  31=  S,  der  mit  der  oben 
erwähnten  Unroüelmässigkeit  zusammenlrilTt. 

§.  33.  Der  in  der  fünften  Columne  der  vorsiehenden  Ta- 
belle verzeichnete  mittlere  Zuwachs  ,  welchen  x  durch  llinzu- 
fü"un2*  eines  /'/.  in  N  erhält .  steigert  sich  bei  gleichem  Ar- 
rangcment  der  Flaschen  durch  V^erlängerung  von  //;  dividirt 
man  also,  wie  in  J^.  2!),  mit  //+ .7/ (denn  hier  gehört  nachdem 
Frühern  3f  zu  //)  in  den  Zuwachs  ,  um  seine  Steigerung  auf 
l'K.   in  (H+  M)  zu   erhalten,  so  geben  die  zu  31=  4  gehörigen 

Mittelwerthe  die  Zahlen  0,006  —0,051—0,043,  welche  nicht 

3 
nur    ungefähr—  mal  so  gross  sind  als    die  Zahlen  bei  31=  8. 


68 

sondei'u  auoli  den  <?.  29  gefundenen  Zahlen  0,289  —  0,144  —  0,123 
gegcnübergeslellt  in  demselben  Vcrluiltiiisse,  wie  diese  zu  ein- 
ander stehen  und  von  ihnen  nur  ihrer  absoluten  Grösse  nach 
abweichen.  Indem  wir  uns  also  daran  erinnern,  dass  nach  §.  29 
auf  die  Werthe  von  y  am  oberen  Wendepunkte  Platindraht  in  H 
keinen  Einfluss  ausiibt,  dagegen  Platindraht  in  M  oder  N  einen 
durch  die  Länge  von  //  bedingten  Zuwachs    in  y  hervorbringt, 

indem  wir  hiermit  aus  den  Beobachtuni»:en  über  r  das  Resultat 

zusammenstellen,  dass  auch  auf  r  der  Platindraht  in  ;^keine  Wir- 
kung äussert,  Platindraht  dagegen  in  N  (über  M  sich  §.  34) 
den  Werth  von  x  steigert,  und  zwar  desto  mehr,  je  länger  (^H  +  M) 
wird,  indem  wir  ferner  beachten,  dass  sich  in  den  Zahlen  des 
Zuwachses  für  x  und  y  bei  den  verschiedenen  Anordnungen  der 
Batterien  gleiche  Verhältnisse  herausstellen,  so  müssen  wir  aus 
dieser  Uebereinstimmung    folgern,  dass   sich  in   -r    am    oberen 

Wendepunkte  die  im  Schliessungsdraht  N  der  Nebenbatte- 
rie vorkommende  elektrische  Strömung  abdrückt,  und  wir 
müssen  mit  vollem  Rechte  von  einer  Theorie  dieser  Hergänge 
verlangen ,  dass  sie  den  Grund  einer  solchen  Ausprägung  der 
Strömung  in  N  in  der  Strömung  in  M  bei  dem  oberen  Wen- 
depunkte nachweise,  während  sie  zugleich  erläutert,  warum  am 
unteren  Wendepunkte  sich  nichts  derartiges  findet,  sondern  dort 
ganz  andere  Verhältnisse  vorwalten. 

§.  34.  Ich  habe  in  dem  Vorhergehenden  häufig  die  Beob- 
achtungsreihen, in  welchen  die  Erwärmung  in  H  und  iV  gemes- 
sen war,  mit  den  anderen,  in  welchen  die  Erwärmung  in //T  und 
]}I  bestimmt  war,  zusammengestellt,  indem  ich  die  Wirkung  der 
Platindrähte  eliminirte  und  damit  die  ganze  Leitung  gewisser- 
massen  auf  Kupferdraht  zurückbrachte.  Es  schien  mir  jedoch, 
als  dürfte  sich  bei  der  ersteren  Art  von  Beobachtungen  noch  das 
Bedenken  erheben,  dass  nirgends  Platindraht  in  M  einging,  der 
bei  der  zweiten  Art  von  Beobachtungen  immer  vorhanden  war; 
ich  habe  desshalb  noch  einige  Reihen  hinzugefügt,  in  denen  ich  die 
Hauptbatterie  aus  1,  die  Nebenbattcrie  aus  2  Flaschen  bestehen 
Hess;  da  es  Doppelreihen  waren,  so  geben  die  in  den  nachstehen- 
den Tobcllon  (Mithallenen   Werthe  r  das  Mittel  aus  beiden  Reihen. 

h 


\i-.  1.  11=  18,7;  IM  =  8'  K.5  N  =  5,5  + 


()«) 


+ 

li 

n 

II 
IT 

u 
2  h 

V.;; 

X 

0 

9,42 

15,00 

1,616 

0,808 

0,899 

11,9 

o 

9,25 

15,12 

l,(i01 

0,800 

0,8!  »5 

12,0 

l 

10,29 

14,75 

1,430 

0,715 

0,846 

12,6 

0 

11,25 

13,19 

1,172 

0,586 

0,7(J6 

13,9  * 

12 

13,87 

8,50 

0,613 

0,30(i 

0,553 

19,3 

14 

14,Ü2 

7,56 

0,517 

0,258 

0,508 

21,0 

18 

15,25 

5,96 

0,370 

0,185 

0,430 

24,8 

Nr.  2.   H=18,7;  M  =  8'  K.,-  i\  =  5,5  +  PI.  + 


+ 

h 

n 

11 

T 

n 
2  h 

V   2h 

X 

0 

7,71 

11,12 

1,421 

0,710 

o,s;j2 

12,7 

2 

8,44 

10,75 

1,277 

0,639 

0,800 

13,3 

4 

9,12 

10,12 

1,094 

0,547 

0,740 

14,4  » 

10 

12,25 

7,19 

0,587 

0,293 

0,551 

19,4 

12 

13,69 

6,12 

0,447 

0,223 

0,473 

22,6 

16 

14,69 

4,75 

0,320 

0,160 

0,400 

26,6 

Nr.  3.  H  =  18,7;  M  =  8'  K. ;  N  --  5,5  +  2  P 


+ 


+ 

h 

n 

II 
h 

n 
"211" 

T    2h 

X 

0 

7,21 

8,37 

1,135 

0,567 

0,754 

14,1 

2 

8,12 

7,75 

0,9ii3 

0,4S1 

0,694 

15,4  * 

8 

11,29 

5,94 

0,526 

0,263 

0,513 

20,8 

10 

12,25 

5,19 

0,424 

0,212 

0,460 

23,2 

14 

13,62 

4,00 

0,2S6 

0,143 

0,378 

28,2 

70 


Nr.  4.    H  ^  18,7 ;  M  =  6'  Iv.  +  IM. ;  N  =  5,5 


+ 


+ 

h 

n 

n 

n 
2  h 

V" 

r  2h 

X 

ü 

7,25 

1 1 ,00 

1,530 

0,765 

0,875 

12,2 

2 

8,37 

11,25 

1,374 

0,687 

0,839 

12,9 

k 

9,50 

10,75 

1,133 

0,566 

0,753 

14,1  * 

G 

11,08 

9,67 

0,876 

0,438 

0,662 

16,1 

12 

13,25 

5,94 

0,448 

0,224 

0,473 

22,6 

n 

14,00 

5,19 

0,371 

0,158 

0,431 

24,7 

18 

14,12 

3,75 

0,261 

0,130 

0,361 

29,5 

Nr.  5.  H  =  26,7 ;  M  =  8'  K. ;  N  =  5,5  +  2  PI.  + 


+ 

h 

n 

n 

h 

11 
2h 

V"- 

V  2h 

X 

0 

7,25 

7,75 

1,070 

0,535 

0,734 

14,5 

2 

7,37 

8,12 

1,120 

0,550 

0,742 

14,4 

4 

7,69 

7,81 

1,074 

0,518 

0,720 

14,8 

8 

9,25 

6,87 

0,735 

0,367 

0,606 

17,6  * 

12 

11,06 

5,12 

0,463 

0,231 

0,481 

22,2 

16 

12,75 

4,06 

0,318 

0,159 

0,398 

26,8 

Nr.  6    II  =  2(5,7 ;  M  =  4'  K.  +  2  PI. ;  N  =  5,5  + 


+ 

1. 

n 

11 
h 

n 
2  h 

V"- 

V  2h 

X 

0 

4,69 

5,(10 

1,064 

0,532 

0,733 

14,5 

2 

4,75 

6,00 

1,250 

0,625 

0,790 

13,5 

4 

5,44 

6,8? 

1,225 

0,6!  2 

0,782 

13,6 

6 

6,19 

7,00 

1,156 

0,578 

0,764 

14,0 

8 

9,62 

9,12 

0,936 

0,468 

0,684 

15,6  * 

12 

10,50 

6,50 

0,616 

0,308 

0,5.'.5 

19,2 

20 

11,09 

3,37 

0,284 

0,142 

0,377 

28,3 

In  diesen  Reihen  haben  zunächst  die  Wcrlhe  von  x  in  Nr.  4 
und  Nr.  6  von  dem  mit  '••'  bezeichneten  Grenzpunkte  an  ihren 
reffclmässiiren  Verlauf,   der  in    M  hinzuffefüffte    Platiudraht  än- 

hu 

Nr 


dert  also    in  dieser    Beziehung-    niclit  das  Geringste.  Vergleicht 


man    dai>e2;en    Nr.  4   mi 


1 5  so    macht  sich  eine  Versdue- 


71 


in 


biing  vom  Oiic  -p^^  Maxiimnn  boinerkljai* ,  ähnlich  wie  bei  -j-  =  l, 
(loch  wohl  im  «^oringeren  Masse;  auch  (Itirlte  «las  Maximan»  bei 
M=  6'  K.  +  IM.  einen  grossem  absoluten  Werlb  erreichen,  als  bei 
]t[—S'K.,  wenn  in  N  noch  ein  IM.  iiinzugefügt  wird.  Um  hier- 
über siciierer  zu  sein  ,  da  in  \r.  2  und  3  das  iMaxinuim  oben 
aus  der  Tabelle  heraustritt,  wurden  die  HeihcMi  Nr.  5  und  6 
angestellt,  die  die  Vermuthung  bestätigten.  Ich  holVte  durch  die 
beiden  nachstehenden  lleihen,  die  mit  Nr.  1  und  4  in  §.  11 
verglichen   werden   können,   eine  nähere  Auskunft  über  die  Ver- 

änderun"' des  Ortes  -r^^I'iximum  zu  erhalten,  doch  geben  auch 
sie  keinen  gerade  zu  festen  Anhaifspunkt  zu  einer  sichern  Ent- 
scheidung, ob  die  V^erschiebung  bei  y-  und  —  gleich  gross  ist. 
Die  Reihen  sind : 


Haiiptliatferie  2  Flaschen;  NehenbatteriP  2  Flaschen. 
H=10,2;  M  =  4'K. +  2  PI.;  i\  =  5,5  +  ... 


+ 

li 

n 

n 
h 

V-;f 

X 

0 

8,5ö 

f.,9i 

0,811 

0,905 

17,7 

2 

8,81 

7,25 

0,823 

0,907 

17,«i 

4 

0,(iO 

8,12 

0,837 

0,915 

17,5 

ü 

H»,04 

8,0(i 

0,737 

0,859 

18,6 

12 

i;$,75 

0,50 

0,473 

0,087 

23,3« 

20 

u,;u 

.-$,87 

0,270 

0,520 

30,8 

11  =  22,2;  M  =  4'K. +2IM.;  N=5,5  +  ... 


+ 

)i 

n 

11 
h 

rf 

X 

0 

8,21 

2,45 

0,300 

0,5^8 

29,2 

4 

7,87 

3,12 

0,396 

0,6.30 

25,4 

8 

7,81 

4,31 

0,552 

0,743 

21,5* 

12 

8,-37 

5,25 

0,(i27 

0,792 

20,2 

14 

8,50 

5,«7 

0,690 

0,831 

19,2 

16 

9,31 

6,19 

0,665 

0,815 

19,6 

18 

9,75 

6,12 

0,628 

0,792 

20,2 

72 


Aus    allen   8  Kclhen    »cht    also    so    viel    hervor,  dass  ein 


in   31    eiiiiiereihter    Plalindraht     in    den    Werthen   von  -p  keine 

andern  Verändernngcn  hervorbringt,  als  welche  von  den  schon  frü- 
her bekannten  Wirkungen  dieser  Drähte  erwartet  werden  konnten. 

§.  35.  Nachdem  ich  die  Resultate  einfach  dargelegt  habe, 
die  aus  den  mitgetheilten  Beobachtungen  mit  dem  Luftthermo- 
meter über  diejenigen  Veränderungen  gezogen  werden  konnten, 
welche  der  Strom  einer  elektrischen  Batterie  erleidet,  wenn 
an  den  Schliessungsdraht  noch  eine  zweite  Batterie  geknüpft 
ist,  so  werde  ich  jetzt  noch  meine  Ansichten  über  den  Her- 
gang bei  diesen  Veränderungen  aussprechen  und  daneben  die 
Thatsachen  angeben ,  die  ich  mit  dem  Funkenmesser ,  wenn 
auch  nur  mehr  probeweise  ermittelt  habe. 

Um  zuerst  bei  den  bis  jetzt  geltenden  Ansichten  über  den 
elektrischen  Strom  stehen  zu  bleiben,  so  findet  man,  trotzdem, 
dass  man  in  der  Elektricität  nicht  gern  Materielles  anerkennen 
möchte,  doch  bei  der  Erklärung  alier  bisher  aufgestellten  For- 
meln die  Grundansicht  durchgehen,  dass  bei  der  Entladung  der 
Batterie  ein  Strom  elektrischer  Materie  von  der  inneren  zur 
äussern  Belegung  übergeht ,  mit  dem  der  entgegengesetzte 
Strom  von  der  äusseren  zur  inneren  Belegung  zusammenhängt. 
Nach  dieser  Ansicht  würde,  wenn  man  nur  den  positiven  Strom 
in's  Auge  fast,  der  Hergang  sich  etwa  also  erklären.  Dem 
aus  dem  Inneren  der  Hauptbatterie  herkommenden  Strome  ste- 
hen an  der  Stelle,  wo  der  Mitteldraht  beginnt,  zwei  Wege 
offen-,  er  kann  entweder  unmittelbar  durch  diesen  Draht  nach 
der  äusseren  Belegung  der  Hauptbatterie  strömen,  er  kann  sich 
aber  auch ,  wie  es  beim  sogenannten  Ladungsstrom ,  wo  M 
fehlt,  der  Fall  ist,  in  die  Nebenbatterie  stürzen,  indem  er  in 
dem  Masse^  als  er  sich  im  Inneren  dieser  Batterie  ansammelt, 
negative  Elektricität  auf  ihrer  Aussenseite  bindet,  die  dadurch 
frei  gewordene  positive  Elektricität  zur  Aussenseite  der  Haupt- 
batterie entsendet,  und  hintenher  durch  N  und  M,  den  Schlies- 
sungsdraht der  Nebenbatterie,  seine  Ausgleichung  mit  der  kurz 
vorher  von   ihm  gebundenen  negativen  Elektricität  findet. 

Nach    dieser    Erklärung    hat     man    zwei     Acte     zu    untcr- 
solieideu  ,    erstens     die     Entladung    der    Ilauptbatlerie    sowohl 


73 

durch  Aussü'ömeii  über  J/,  als  durch  Ladung  der  Nehen- 
ballerio,  zweitens  die  Enlladung-  der  Nchenbalterie ;  beide 
Acte  brauchen  jodocli  der  Zeit  nach  nicht  ganz  auseinander 
zu  liegen,  denn  wäiirend  der  Entladung  der  JVebenbatterie 
kann  zugleich  noch  die  Entladung  der  llauplhatterie  libor  den 
Rlilteldraht  statt  linden.  Die  Unzulässigkeit  dieser  Erklärung 
kann  ohne  Schwierigkeiten  nachgewiesen  werden.  Man  nehme 
z.B.  um  bestimmte  Aniialtspunkte  zu  haben,  den  Fall  an,  dass 
die  Haupthalterie  aus  einer,  die  Nebenbatterie  aus  drei  Fla- 
schen bestehe,  und  dass  dabei  die  ganze  Leitung  aus  Kupfer- 
draht gebildet  sei;  H  sei  =  48',  TFf  =  8',  so  liegt  nach  §.  13 
-  =  Maximum  bei  N=  11,8  und  die  Erwärnmng  in  N  ist  für 
diese  Länge  dreinjal  so  gross,  als  die  Erwärmung  in  //.  Nun 
ist  ersichtlicii  ,  dass  bei  der  Ladung  der  Nebenbattcrie  die 
Elektricität  durch  N  niclit  schneller  strömen  kann,  als  sie  durch 
H  aus  der  Hauptbatterie  herkommt,  demnach  muss,  selbst  wenn 
gar  keine  Elektricität  durch  den  Mitteldraht  abflösse  und  da- 
durch der  Nebenbatterie  verloren  ginge,  die  durch  den  ersten 
Act  bewirkte  Erwärmung  in  H  und  iV  gleich  gross  sein;  da 
aber  in  N  eine  dreifache  gegen  H  hervortritt,  so  wird  man 
die  Zeitdauer  für  diesen  ersten  Act  gross  ansetzen  müssen, 
weil  nur  so  der  elektrische  Strom  geringe  Wärme  hervor- 
bringt, und  um  dann  die  fehlende  Wärme  in  N  zu  gewinnen, 
hätte  man  zweitens  die  Zeitdauer  für  den  zweiten  Act,  für  die 
Entladung  der  Nebenbattcrie  recht  kurz  zu  bemessen ,  damit 
der  Strom  einer  gleich  grossen  Quantität  Elektricität  viele 
Wärme  erzeuge.  Gibt  man  diese  Annahme  zu,  so  folgt  wie- 
der daraus,  dass,  weil  der  Entladungsstrom  der  Nebenbatterie 
nicht  nur  durch  iV,  sondern  aucli  durch  ]\I  hindurchgeht,  dass 
dieser  Strom  in  M  gleiche  Wärme  hervorbringt.   Die  Formeln  in 

§.  30  geben  für  den  Ort  p  =  1   die  Länge  von  N  —  16',  wor- 

nach  bei  N  =  11,8,   da  «n  unserem  Falle  der  obere  Wendepunkt 

um    8  Fuss    von  p  =   1   abliegt,  also  auf  iV  =  8  fällt,    in  der 

Thal  in  M  eine  stärkere  Erwärmung  hervortritt,  aber  diese 
Erwärmung  variirt  mit  Verlängerung  von  N  bedeutend,  und 
sinkt  schnell  auf  1  zurück,  da":ei>en  steigt  sie  noch  langsam 
J)ei  V'erkürzung  von  iV,  bis  sie  bei  iV  =  8  wieder  abzunehmen 


hegiiint.  Wiiliroud  diess  liier  in  M  vor  sich  geht ,  niitniil  die 
Erwiinming-  in  TV  s^leiolnriässig"  nach  beiden  Drähten,  durch  Ver- 
lännorung-  und  durch  Verkürzung  von  iV,  ab,  und  gerade  hierin 
liejrt  die  Unmüi'lichkeit  mit  der  Annahme  durchzukommen.  Zur 
l<]rklarung-  nämlich  der  in  M  auftretenden  Erscheinungen  lässt 
sich  nur  noch  ein  g'egenseitiger  Einfluss  des  Entladungsstroms 
der  Nebenbatterie  mit  dtin  auch  nacb  ihrer  Ladung  in 
der  Hauptbattcrie  zurückbleibenden  und  über  M  abüicssenden 
Strome  herbeiziehen;  da  aber  dieser  letztere  Strom  in  sei- 
ner Stärke  ebenfalls  von  dem  Strome  der  Nebenbatterie  ab- 
hängig ist,  weil  er  genau  in  eben  dem  Masse  stärker  bleibt, 
als  die  Ladung  in  der  Nebenbatterie  schwächer  wird,  so  kann 
man  unmöglich  von  zweien  durch  dieselben  Umstände  bedingten 
Strömen  einen  Eft'ect  erlangen  ,  der  einem  andern  als  dem  im 
Strome  der  Nebenbatterie  hervortretenden  Gesetze  folgt.  Wel- 
che besondere  Eigenschaften  man  daher  auch  noch  den  elek- 
trischen Strömen  beilegen  mag  ,  immer  müssen  die  Hauptpunkte 
im  Strome  N  mit  den  Hauptpunkten  im  Strome  M  zusammen  fal- 
len ,  und  es  kann  sich  die  Erwärmung  in  M  nicht  unabhängig 
machen  von  der  Erwärmung  in  N.  Der  Fehler  in  der  gegebe- 
nen Erklärung  liegt  in  dem  Mangel  einer  doppelten  Thätigkeit 
oder  Kraft,  die  dem  elektrischen  Strome  zukommen  muss,  und 
die  man  mit  einem  materiellen  Strome  nicht  verbinden  kann; 
man  kann  von  zwei  Strömen  wohl  eine  Verstärkung  und  eine 
ireirenseitiffe  Vernichtung  herleiten,  man  kann  aber  nicht  das 
Eintreten  der  einen  und  der  anderen  Wirkung  auf  Stellen  ver- 
weisen, wo  in  diesen  Strömen  selbst  kein   Wechsel   stattfindet, 

man  könnte  also  wohl  von  dem  Orte  an,  wo  ^  =   Maximum   ist, 

und  von  welchem  ab  die  Erwärmung  in  N  nach  beiden  Seiten 
gleichmässig  abnimmt,  eine  ungleichartige  Erscheinung  in  M 
nach  beiden  Seiten,  nach  der  einen  eine  Vermehrung,  nach  der 
andern  eine  Verminderung  der  Erwärmung  ableiten,  aber  der 
Scheidepunkt  muss  mit  dem  obigen  Orte  zusammenfallen,  und 
es  dürfen  nicht  ausserdem  an  Stellen  Variationen  und  Wende- 
punkte entstehen,  wo  ähnliche  weder  in  H  noch  in  N  sind,  den 
beiden  Factoren,  von  denen  allein  die  Variationen  abhängig 
sind.    Ich    «ilaube .    das  (Jesagte    kann    genügen,  um  die  Unzu- 


75 

lässiirkeit  der  verjsuchteii  Erkl;iruii<>sweise  nacIr/iUw eisen,  und  es 
wird  nicht  weiter  nöthi^  sein,  aucli  noch  auf  die  Schwierig- 
keiten liin/,uwcisen,  die  mit  der  Annahme  verbunden  sind,  dass 
gerade  tur  den  ersten  Act  der  Ladung  der  Nehenhatterie  die 
Zeitdauer  gross,  für  den  zweiten  Act,  den  ihrer  Entladung  die 
Zeitdauer  klein  sein  soll  ;  denn  auch  diess  widerspricht  unsern 
Lisheriaren  Erfahruno-en.  I)i(;selbc  Quantität  Elektricität  nämlich 
hriiigt  nach  Allem,  was  wir  bis  jet/,t  wissen,  einen  desto  grös- 
seren WärmeelVect  hervor,  je  kleiner  die  Fläche  ist,  auf  der 
sie  sicii  ansammelt. 

Lassen  wir  also  bei  einer  Nehenhatterie  von  vielen  Fla- 
schen eben  desshalb  in  sie  eine  grosse  Ladung  gelangen,  weil 
viele  Flaschen  da  sind,  so  wäre  gerade  der  Ladungsstrom  der- 
jenige, der  mit  grosser  Gewalt  aus  der  fhiupt-  in  die  Neben- 
batterie getrieben  würde  ,  wogegen  der  Entladungsstrom  ,  weil 
nun  dieselbe  Elektricität  in  vielen  Flascben  verbreitet  wäre, 
n)it  geringerer  Gewalt  die  Enlladuiig  bewirken  würde.  Wäh- 
rend man  also  den  llaupttiieil  der  Erwärmung  in  N  vom  Ent- 
ladungsstrom herzuleiten  gezwungen  ist,  legen  die  bisherigen 
Erfahrungen  auf  den  Ladungsstrom  das  Hauptgewicht ,  verlan- 
gen also  für  H  und  N  ziemlich  gleiche  Eflecte. 

§.  36.  Um  eine  andere  Erklärung  zu  versuchen ,  wird  es 
nicht  überflüssig  sein,  mit  wenigen  Worten  an  die  Thatsachen 
zu  erinnern,  welche  ich  in  früheren  Abhandlungen  nachgewie- 
sen habe.  Zunächst  habe  ich  gezeigt,  dass,  wenn  der  Entla- 
dungsstrom einer  Batterie  über  einen  gleichartigen  Schlies- 
sungsdraht fortgeht  und  man  zwei  Stellen  desselben  durcli 
einen  Funkonmesser  verbindet,  sich  zwischen  ihnen  eine  ihrem 
Abstände  von  einander  proportionale  Schlagweite  der  Funken 
findet.  Der  elekirische  Strom  hat  demnach,  wenn  er  über  den 
Leitungsdraht  forlgelit,  die  Eigenschaft,  dass  jede  zwei  Stellen 
desselben  in  einen  besondern  Zustand  gegen  einander  gesetzt 
sind,  oder  vielmehr  durch  den  elektrischen  Strom  findet  im 
Drahte  eine  solche  Erregtheit  d(U*  Theile  Statt,  dass  zwischen 
je  zwei  Stellen  ein  Funke  von  einer  bestimmten  Länge  hervor- 
brechen kann.  Ich  will  diese  Erregtheit  mit  dem  NanuMi  Span- 
nung belegen,  und  bemerke  nur  noch  ,  dass  man  diese  Span- 
nung nicht  etwa  so  ansehen  dürfe,    als    würde   sie   erst  durch 


76 

den  Fiinkcnniesscf  liorvorgebracht ,  weil,  wie  «1er  Funke  er- 
scheint, eine  Slroinlheilung-  und  damit  ein  anderer  Verlauf  des 
Stromes  bedingt  ist;  die  Erregtheit  ist  vielmehr  eine  Wirkung 
des  Stromes  selbst  auf  dem  einfachen  Schliessungsdrahte,  weil 
der  zweite  Weg  iiber  die  Kugeln  des  Funkenmessers  nicht  als 
ein  schon  vorhandener  die  Stromtheilung  veranlasst,  sondern 
weil  die  Spannung  der  Theile  erst  den  zweiten  Weg  eröSTnet, 
sobald  sie  gerade  stark  genug  ist ,  um  die  hindernde  Luft- 
schichte zu  durchbrechen  und  damit  den  zweiten  Weg  herzustel- 
len :  die  Länge  des  Funkens  ist  also  eine  Folge  der  Erregtheit 
der  Theile  ,  wogegen  die  Stärke  des  Funkens  oder  mit  andern 
Worten,  die  Stärke  des  über  die  Kugeln  des  Ausladers  gehen- 
den Stromtheils  eine  Folge  der  durch  den  eröffneten  neuen 
Weg  hergestellten  Verzweigung  des  Stroms  ist.  —  Fer- 
ner habe  ich  nachgewiesen,  dass  ein  feiner  Platindraht  von 
5,7  Fuss  Länge,  von  seinen  Enden  dieselbe  Schlagweite  hat,  als 
ein  stärkerer  Draht  von  8  Fuss  Kupfer  ,  wenn  sie  bei  gleicher 
Ladung  der  Batterie  in  einen  gleich  langen  Schliessungsdraht 
eingeschaltet  werden;  bringt  man  weiterhin  diese  beiden  Drähte 
als  zwei  Zweige  in  einen  Schliessungsbogen ,  so  findet  eine 
solche  Stromtheilung  Statt,  dass  ein  gleicher  Stromtheil  durch 
jeden  der  beiden  Zweige  hindurchgeht.  Aus  dieser  Thatsache 
folgere  ich,  dass  der  Strom  einer  Batterie,  wenn  ihm  zwei 
Wege  geöffnet  sind,  nicht  einfach  demjenigen  nachgehen  kann, 
auf  welchem  er  den  geringsten  Widerstand  findet,  auf  dem  er 
also  am  schnellsten  zu  seinem  Ziele  gelangen  würde,  sondern 
dass  bei  einem  elektrischen  Strome  vielmehr  ein  Gleichgewicht 
in  der  Spannung  der  einzelnen  Theile  der  Leitung  stattfinden 
müsse,  und  dass  ohne  dieses  Gleichgewicht  ein  elektrischer 
Strom  gar  nicht  bestehen  könne.  Soll  also  der  Strom  getheilt 
durch  zwei  Drähte  hindurchgehen  ,  so  muss  er  nach  beiden 
Seiten  hin  in  solcher  Vertheilung  gehen,  dass  diese  partiellen 
Ströme  mit  gleicher  Spannung  verbunden  sind;  der  Strom  muss 
also  im  angeführten  Falle  durch  8'  Kupfer  und  5',7  Platin,  ohne 
Rücksicht  auf  die  ungleichen  Widerstände  der  beiden  Drähte, 
mit  gleicher  Stärke  gehen,  weil  nur  so  das  Gleichgewicht  der 
Spannung  besteht. 

§.  37.    Gehen  wir    näher    auf  unsern    Fall  mit  der  Neben- 


77 

baltcrio  ein,  so  habe  Irli  auch  hierfür  solmn  merkwürdig«! 
iSpnnnungsverhältnisse  nachi^cwiesen  und  in  Pogfi;end.  Aunalen 
Kd.  71,  pag-.  343.  bekannt  gemacht.  IJriiigt  man  nämlich  in  den 
Schliessungsdraht  einer  IJalterie  eine  zweite  ein,  bei  welcher 
Zusammenstellung  gegen  Fig.  1  nur  der  Milteldraht  M  fort- 
fällt, so  findet  bei  der  Mntladuiig  der  llau|itba(terie  die  be- 
kannte Ausgleichung  der  Klektricilät  auf  beide  Datterien  Statt, 
und  der  ganze  Hergang  stellt  sich  scheinbar  gleich  einem  ge- 
wöhnlichen Entladungsstrome  dar.  Sobald  man  also  zwei  Stel- 
len des  Leitungsdrahtes,  welche  auf  derselben  Seite  der  Ne- 
benbatterie liegen,  mit  einem  Funkenmesser  verbindet,  so  zeigt 
sich  der  Draht  wie  ein  einfacher  Schliessungsdraht  der  Batte- 
rie, gleichsam  als  wäre  statt  der  iVebcnbatterie  nur  derjenige 
Draht  eingeschaltet  worden,  welchen  sie  in  sich  enthält.  Allein 
ganz  andere  Spaiinungserscheinungen  treten  hervor,  wenn  man 
mit  dem  Funkenmesser  zwei  auf  verschiedenen  Seiten  der  Ne- 
benbatterie liegende  Stellen  verbindet;  jetzt  erweist  sich  die 
Ncbenbalterie  ebenso  geladen,  wie  die  Hauptbatterie,  sie  gibt 
Sehlagweilen,  als  wäre  in  ihr  die  doppelte  Spannung  vorhan- 
den, die  nach  Ilerstelluniü;  des  Gleichü'ewichtes  oder  nach  Ver- 
lauf  des  Ladungsstromes  in  ihr  zurückbleibt'"'},  und  überdiess 
stehen  die  Werthe  der  Drahtlängen  gegen  einander  in  einem 
Verhältnisse,    das   dem    in    der    gegenwärtigen  Abhandlung    für 

den  Ort  -p  =  Maximum    und  r-  =  1   geltenden  entspricht.   Diese 

Versuche  mit  dem  Funkenmesser  lehren,  dass  die  Theilc  des 
Schliessungsdrahles  beim  elektrischen  Strome  in  eine  zweifache 
Spannung  versetzt  werden  können  ,  und  dass  beide  Arten  der 
Erregtheit  zu  gleicher  Zeit  vorkomnien;  auch  unterscheiden 
sich  noch  beide  Arten  am  Funkenmesser  dadurch,  dass  bei  der 
zuletzt  erwähnten  Art  die  beobachteten  Zahlen  unmittelbar 
Geltung    haben,     die    andern    dagegen     die    Hinzunahme    einer 


'*)  In  der  citirten  Abhandlung  habe  ich  fälschlich  auch  der  Hauptbalterie 
eine  gleiche  .Schlagweite,  wie  der  Nebenhatterie  l)eigelegt,  diese  bleibt 
jedoch  die  ursprüngliche  und  die  Beobachtung  bei  2  Flaschen  in  der 
Hauptbalterie  und  1  Flasche  in  der  Nebenbatterie  müssen  ebenso  ge- 
•deutet  werden,  wie  die  späteren  bei  drei  Flaschen  in  der  Haiipihatterie 
und   1    PMaschc  in  der  Nebenhatterie. 


78 

coiistanten  Grösse  erfordert  (bei  mpinciu  Instrumenl;  2,01  für 
eine  lyadung-  der  Hauplhallerie  =  40,00).  Gehen  wir  von  die- 
sen ThaLsachen  aus,  so  kann  der  Hergang-  bei  den  Erscheinun- 
gen mit  der  iVebenbatterie  folgender  sein.  Wenn  sich  die  ge- 
ladene Ilauptbaltcrie  über  ihren  Schliessungsdraht  entladet,  so 
kommen  auf  demselben  zwei  Stellen  vor,  an  welchen  das 
Gleichgewicht  der  Spannung  nicht  ohne  besondere  neue  Span- 
nungsverhältnisse hergestellt  werden  kann,  nämlich  an  den  bei- 
den Stellen ,  wo  sich  der  Schliessungsdraht  der  IVebenbatterie 
anreiht.  Soll  demnach  auch  dieser  Draht  erregt  werden ,  um 
mit  seiner  Spannung  das  Gegengewicht  zu  halten,  so  ist  er- 
sichtlich, dass  jede  auf  ihm  erregte  Spannung  so  lange  durch 
die  Nebenbatterie,  in  welcher  ebenso,  wie  in  der  Hauptbatterie 
grössere  Metallflächen  durch  einen  Nichtleiter  getrennt  sind, 
umgeformt  wird,  bis  von  der  Seite  dieser  Batterie  ein  ganz 
ähnlicher  elektrischer  Zustand  herkommt ,  als  von  der  Seite 
der  Hauptbatterie,  bis  also  die  Nebenbatterie  ebenfalls  als  eine 
geladene  der  anderen  ursprünglich  geladenen  Batterie  entgegen- 
wirkt. Man  setze,  um  den  einfachsten  Fall  zu  haben,  dass 
beide  Batterien  gleich  viele  Flaschen  enthalten,  und  dass  beide 
Schliessungsdrähte  gleich  lang  sind,  so  wird  man  sogleich  ab- 
messen ,  so  wenig  wir  auch  bis  jetüt  das  Wesen  der  elektri- 
schen Spannung  kennen  und  wissen ,  wie  die  Molecule  des 
Drahtes  gestellt  sein  müssen,  um  in  diese  elektrische  Erregt- 
heit zu  kommen,  so  wird  man,  meine  ich,  sogleich  abmessen, 
dass  ein  Gleichgewicht  nur  möglich  ist,  wenn  von  dem  Drahte 
der  Nebenbatterie  her  eine  gleiche  Wirkung,  wie  von  der 
Hauptbatterie  kommt ,  wenn  also  die  elektrischen  Kräfte  in 
N  ebenso  thätig  sind  wie  in  H.  Nur  lasse  man,  um  nicht  in 
neue  Schwierigkeiten  zu  kommen,  alles  Materielle  von  der  Elek- 
tricität  weg,  und  sehe  in  einer  geladenen  Flasche  eben  nur 
eine  hervorgerufene  Spannung  der  beiden  Belegungen,  die  wie- 
der unterdrückt  wird  ,  wenn  durch  den  Schliessungsdraht  hin- 
durch sich  eine  fortlaufende  Kette  erregter  Molecule  herstellt, 
und  in  der  Bewegung  derselben,  die  Ausgleichung  stattfindet; 
man  achte  vor  allem  auf  diese  ,  in  allen  ihren  Theilen,  gleich- 
massig  gespannte  Kette,  so  wird  man  begreifen,  dass  von  den 
Enden    des    Äütleldrahtes    31   sich     eine    elektrische    Spannung 


7\) 

über  N  verbreiten  muss,  daniil  die  Kette  üi)cr  //  und  M 
überall  das  nillliige  (ileicbgewicbt  habe,  und  das  diese  Span- 
nung notbwendijj!,-  mit  dem  llauptstrome  auftritt  und  mit  ihm 
wieder  versclnvindet,  ohne  dass  der  Strom  der  Nehenhatterie 
über  31  einliergeht,  wohl  aber  durch  seine  Kraft  eine  ^^'irk.ung 
auf  den  Ilauplslrctm  ausiibt,  wodiirei»  dieser  so  oder  anders 
den  Mitteldraht  .1/  in  I]ewe"uno;  setzt.  Sollen  die  Grundz/üu^e 
dieser  Ansicht,  von  der  ich  selbst  gestehe,  sie  noch  nicht  in 
die  passenden  Worte  kleiden  zu  können,  die  richtigen  sein,  so 
werden  wir  Erreaunüen  in  iV  durch  den  Funkenmesser  in  einer 
Weise  aufzeigen  müssen,  welche  mit  den  durch  das  Luftther- 
mometer gewonnenen  Thatsachen  vereinbar  sind.  Leider  sind 
die  Angaben  des  Funkenmessers,  wie  ich  schon  oben  bemerkt 
habe,  nicht  von  solcher  Präcision ,  dass  ihnen  eine  rechte 
Schärfe  verliehen  würde;  ich  bitte  daher  das  Wenige,  was 
ich  geben  kann,  mit  Nachsicht  aufzunehmen,  vielleicht  gelingt 
es  anderen,  auf  einem  anderen  Wege  leichter  das  Ziel  zu 
erreichen. 

§.  38.  Zunächst  ordnete  ich  zwei  Batterien,  jede  von  *i 
Flaschen,  durch  Kupferdraht  von  verschiedener  Länge  zusam- 
men und  Hess  den  JMilteldraht  M  aus  8'  K.  bestehen;  die  Ku- 
geln des  Ausladers  wurden  in  eine  Entfernung  von  einander 
gestellt,  deren  Schlagweite  =  40,0  war,  oder  darauf  reducirt 
werden  konnte;  nun  wurden  die  Kugeln  des  Funkenmessers 
mit  zwei  um  8'  auseinander  liegenden,  aber  auf  derselben  Seite 
der  Nebenbatlerie  befindlichen  Stellen  des  Drahtes  N  verbui)- 
den,  die  Schlagweite  durch  allmäliges  Aneinanderrücken  dieser 
Kugeln  bestimmt,  und  nachdem  2,61  hinzugefügt  war,  in  die 
nachstehende  Tabelle  eingetragen. 


80 


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81 

Die  crslc  horizonlcile  Culiinine  in  diosor  Tabelle  glhf  die 
nach  und  nach  veränderte  Totallänge  von  iV  an,  die  erste 
verlikale  Colnnine,  ehenso  die  nach  und  nach  veränderte  Länj^e 
von  //,  und  die  nhen  stehenden  Zaiilen  in  jeden»  Fache  sind 
die  für  die  da/iU  »ehörige  Verhindung'  von  N  und  H  beobach- 
tete Schl«<2;\veite  /wischen  den  zwei  um  8'  aus  einander  ste- 
henden Punkten.  Da  man  diese  zwei  Punkte  an  jeder  beliebi- 
gen Stelle  von  N  wählen  kann  und  jedesmal  denselben  Werth 
der  Schlagweite  erhält,  so  llndet  man  die  totale  Schlag-weite 
des  ganzen  Drahtes  N,  wenn  man  die  beobachtete  Zahl  mit 
der  Länge  von  N  nmiliplicirt  und  mit  8  dividirt.  Die  Resul- 
tate, die  man  so  erhält,  sind  die  zweiten  Zahlen  in  den  Fä- 
chern, soweit  nicht  vor  ihnen  nocli  (1),  (2}  u.  s.  \v.  steht. 
Man  bemerkt  leicht,  dass  alle  diese  Zalilen  gleich  gross  oder 
nahe  gleich  gross  sind;  sie  liegen  um  35,0  herum,  nur,  wenn 
//  länger  wird,  macht  sich  eine  geringe  Abualime  bemerklich*). 
Aber  nulTallend  verschieden  werden  die  Zahlen  von  den  Fä- 
chern an,  welche  mit  N=  15,2  und  H  =  8,2  beginnen  und 
schräg  nach  unten  laufen  über  N  =  17,5  und  //  =  10,2  u.  s.  w. 
fort;  die  Zahlen  wurden  so  klein,  dass  ich,  um  ein  gleich 
grosses  Hesultat  zu  erzielen,  zu  N  nach  und  nach  1,  2,  3 
u.  s.  w.  addiren  musste,  wie  diess  mit  (1),  (2),  (3)  u.  s.  w. 
in  der  Tabelle  angedeutet  ist.  Mit  dieser  Correctur  wird  etwa 
bis  (5)  eine  Abhülfe  geschallt,  doch  von  (5)  bis  (8)  ist  sie 
noch  zu  klein,  später  leistet  sie  gar  nichts,  da  die  Schlag- 
weiten  bei  //-2r.,2  für  iV  =  13,5  bis  iV  =  23,5  ziemlich 
gleich  gross  sind.  Doch  an  dieser  Stelle  Hess  sich  die  Sache 
nicht  weiter  verfolgen,  weil  mit  der  Kleinheit  der  Schlag- 
weiten die  Unsicherheit  der  lieobachtungen  stieg;  bleiben  wir 
also  bei  dem  stellen,  wo  bestimmtere  Data  vorliegen,  so  ist  es 
offenbar  charakteristisch,  dass  mit  iA^  =  17,5  und  H=  8,2,  mit 
N=  19,5  und  // =  10,2  u.  s.  f.  für  alle  weiteren  Verlänge- 
rnngen  von  N  eine  Reihe  beginnt,  aus  der  man  schliessen 
möchte,    dass  die  \ebcnbatterie  immer  bis  auf  denselben   Grad 


'■")   Ich  ciiiuiere  hierbtu  an   die    mit    der    liän^^o    von  //  veriliiderte  f^inwir- 
kung   des   Platindrahtes   in   iV  auf  die   lOrwännung. 

IV.    Ui'll.    Sit/li.    d.   inaliiciii.   iiatiirvv.    Cl.  6 


fei" ,  also  wo  N  =  8,5  +  —ttt-  ist. 


82 

der  Stärkp ,  bis  auf  35,0  ji^eladen  werde,  und  dass  dio  j^anzo 
Spannung'  in  N  selbst  ibren  Abscbliiss  besil/.e,  allein  TV  fiir 
sich  allein  scbwinge.  Die  obengenannte  Ileibe  beginnt  aber 
etwa  bei  N—  ff  +  8,  also  gerade  an  derselben  Stelle,  wo 
früher  nach  den  Beobachtungen  mit  dem  Luftthermometer  dio 
regelmässige  wie  N  wachsende  Reihe  der  x  beg"ann,  und  damit 
die  (»iltigkeit    der     einfachen    Formel    für  die  Erwärmungen  in 

n  ff  -u  TVT 

N:  denn  oben  war-r-=  Maximum  hei  N  +  M  =  ff  +  M  -\ — 

n  16 

und   der  untere  Anfangspunkt    der  einfachen  F^ormel  lag  8'  tie- 

Te 
§.  39.    Eine  zweite  Art  der  Messungen    mit    dem  Fnnken- 

messer  bestand  darin ,  dass  ich  wieder  bei  einer  ganz  aws 
Kupferdraht  bestehenden  Verbindung  der  Batterien  (jede  von 
2  Flaschen)  und  bei  M  =  S'  K.  zwei  auf  verschiedenen  Seiten 
der  Nebenbatterie  liegende  Punkte  von  N  durch  den  Funken- 
messer verband  und  die  Schlagweite  beobachtete,  die  hier  ohne 
Correction  giltig  ist.  Da  in  dem  nachstehenden  Versuche,  wo 
H=  10,2  und  N=  17,5  war,  und  der  Funkenmesser  nach  und 
nach  eine  über  die  Nebeubtitterie  fort  gerechnete  grössere  Draht- 
länge abschloss  oder  mit  anderen  Worten  einen  immer  grössern 
Abstand  von  der  Nebenbatterie  erhielt,  die  Schlagweiten  von 
der  Batterie  ab  regelmcässig  abnahmen, 
nämlich :  Abstand  3,5  Schlagweite    28,96 


u^u 

7,5 

9,5 

11,5 

13,5 

28,96 

Difterenz 

25,87 

3,09 

22,19 

3,68 

18,47 

3,62 

15,05 

3,42 

11,53 

3,52 

so  konnte    ich    die   ganze    Schlagweite    der  Batterie   berechnen 
und  somit  folgende  Reihe  bei  ff  =  10,2  zusammenstellen. 


H'^ 


N 

Pralil- 

Sclila-.-- 

Difler. 

Sclilaj^w. 
der 

Ki-afl 
der 

X 

Alislaiul 
liir 

l;ing-e 

wcile 

Batler. 

Bau. 

Sclila^w.  ^0 

1 1 ,5 

3,5 

7,5 

27,07 
1^,03 

8,74 

35,32 

0,883 

18,1 

10,2 

1 3,5 

3,5 

7,5 

2«,08 
20,40 

8,22 

35,87 

0,H97 

17,H 

17,5 

17,5 

3,5 

7,5 

2S,50 
21,0(> 

0,90 

34,65 

0,860 

18,5 

19,9 

21,5 

3,5 

7,5 

20,47 
21,15 

5,32 

31,13 

0,778 

20,5* 

23,4 

25,5 

3,5 

7,5 

23,43 
10,41 

4,02 

20,95 

0,674 

23,7 

20,8 

29,5 

3,5 
7,5 

20,01 
10,50 

3,51 

23,08 

0,577 

27,7 

26,3 

33,5 

3,5 

7,5 

17,81 
14,50 

3,25 

20,06 

0,516 

31,1 

25,4 

37,5 

3,5 

7,5 

1 5,24 
12,55 

2,09 

17,08 

0,442 

30,2 

26,3 

41,5 

3,5 
7,5 

13,27 
10,94 

15,31 

15,31 

0,383 

41,8 

26,3 

Aus  dieser  Reihe  folgt  zunächst,  dass  mit  der  Verläi)<^e- 
ruiig  von  iV  von  11,5  bis  13,5  ab  die  Schlagweite  der  iJaUe- 
rie  aufnimmt;  da  wir  nun  aus  den  Versuchen  über  den  Ladungs- 
strom, wo  M  fehlt,  wissen,  dass  die  Batterie  für  den  vor- 
liegenden Fall  bis  auf  eine  Schlagweite  =  40,0  gelangen  kann, 
wodurch  sie  der  Ilauptbatterie  gleich  steht,  so  können  wir  die 
Kraft  dieser  Batterie  im  Vergleiche  zur  Ilauptbatterie  finden , 
wenn  wir  die  durch  die  Beobachtungen  gefundenen  Schlag- 
weiten mit  40  dividiren.  Die  hiernacji  in  die  Tabelle  einge- 
tragenen Zahlen  zeigen  eine  Uebereinstimmung  mit  den  Wer- 
then,  welche  wir  oben  §.  10,  IVr.  1,  ebenfalls  für //=  10,2  unter 

V—  aufgezeichnet  finden,  nur  für  den  Ort  —  =  Maximum  sind 
h        *  '  h 

sie  etwas  zu  klein,  später  dagegen  richtiger  etwas  zu  gross, 
indem  hier  der  deprimirende  Einlluss  des  Plalindrahtes  fehlt. 
Berechnet  man  also  x,  so  ist  von  N—  21,5  an,  also  vom  un- 
teren Gränz|)unkte  an,  der  Verlauf  der  VVerthe  so,  wie  ihn  die 
mitgeth eilte  Formel  für  die  Erwärmungen  in  N  verlangt,  — 
Zweitens  zeigt  die  Abnahme  der  Schlagweiten,  dass,  je  mehr 
man  sich  mit  dem  Funkenmesser  von  der  Nebenbatterie  ent- 
fernt, man  endlich  auf  einen  Punkt  kommt,  wo  diese  Schlag- 
weite   -=  o  wäre,   wenn  die  Spannungen  der  Drähte  überall  von 


84 

der  IVebenItallerit'  nlloin  ausgingen.  Icli  haho  dioso  Fnlfernun- 
«en  von  der  Nebonbatteric  berecbnet  und  in  die  letzte  Co- 
lumnc  eingetragen;  anfänglich  sind  diese  Entfernungen  grösser 
als  die  Länge  von  N  ist,  von  N—  29,5  aber  ab  werden  sie 
kleiner  und  halten  sich  constant  auf  26,3;  erwägt  man  nun, 
da.ss  bei  iV  =  29,5  der  untere  Wendepunkt  fiir  die  Erwärmun- 
gen in  M  liegt,  so  ist  es  wohl  natürlich,  hierin  einen  Zusan»- 
menhang  zu  finden  und  die  Störungen  in  M  mit  dieser  zweiten 
Art  von  Spannung  auf  N  in  Zusammenhang  zu  setzen.  Zur 
grösseren  Sicherheit  für  die  aus  der  vorstehenden  Tabelle  ab- 
geleiteten Folgerungen  habe  ich  noch  eine  Reihe  Beobachtun- 
gen angestellt,  worin  wieder  M  —  S'  K.,  7/ =  22,7  und  die 
Hauptbatterie  aus  einer,  die  Nebenbatterie  aus  zwei  Flaschen 
zusammengesetzt  war.     Ich  erhielt: 


N 

Draht- 

Schlag- 

Differ. 

Schlagw. 
der 

Kraft 
der 

X 

Abstand 
für 

länge 

weile 

ßatfer. 

Bat(. 

Schlagw.  =  0 

7,5 

3,5 
5,5 

17,45 
14,01 

3,44 

23,47 

0,803 

13,3 

13,7 

9,5 

3,5 

5,5 

18,35 
14,73 

3,62 

24,69 

0,845 

12,6 

13,7 

11,5 

3,5 
5,5 

18,18 
14,83 

3,35 

24,04 

0,823 

13,0 

14,3 

13,5 

3,5 
5,5 

17,22 
14,50 

2,72 

21,98 

0,752 

14,2 

16,1 

15,5 

3,5 
5,5 

ir.,20 
13,69 

2,51 

20,59 

0,704 

15,1- 

10,4 

17,5 

3,5 
5,5 

14,91 
12,96 

1,95 

18,32 

0,627 

17,0 

18,8 

19,5 

3,5 
5,5 

13,51 
11,72 

1,79 

16,64 

0,570 

18,7 

18,5 

21,5 

3,5 
5,5 

12,29 
10,83 

1,46 

14,85 

0,508 

21,0 

20,5 

23,5 

3,5 
5,5 

11,05 
9,74 

1,31 

13,34 

0,457 

23,3 

20,5 

Die  Kraft  der  IVebenbatterie  wurde  mit  Rücksicht  auf  die 
Iteobachtungen  in  Poggend.  Ann.  Bd.  71,  pag.  355,  durch 
Division  mit  29,22  in  die  Schlagweite  derselben  bestimmt  und 
daraus  x  hergeleitet.  Eine  Vergleichung  dieser  Werthe  von 
X  mit  den  ihnen  entsprechenden  §.  12.  Nr.  11,  zeigt  wiederum 
die  beste  Uebereinslimmung ,  und  ebenso  hält  sich  der  Null- 
punkt der  Spannung  von  N  =  21,5  oder  N  =  19,5  ab   (letztere 


85 

Boobachhing-  ist  ofleiihnr  uiiiionau)  coiistant  in  einer  Knlfernun«;; 
=  20,5  von  der  Hatlerie,    wieder    beginnend    am   unten   iu   den 

Deobaehhiiiiicn  über  -7  vorkommenden   Wendepunkle. 

§.  40.  Naeb  den  eben  angefübrten  Tbalsaeben  .stellt  sich 
zur  Erläuterung  der  von  mir  ausgcsprocbenen  Ansicht  über 
den  lleri>*an2:  bei  den  in  Untersucluing  "e/iOgenen  Erscheiiiun- 
gen  Folgendes  heraus,  wenn  der  Einlaclilicit  des  Ausdrucks 
we^en  beide  IJatlcrien  von  "leicher  Flasclienzabl  angenommen 
werden.  In  dem  Momente,  wo  sich  die  IlaiipllKilterie  über  // 
und  Itl  entladet,  entsteht  an  den  Enden  von  71/  zur  Herstellung 
des  erforderlichen  Gleicbgewichtes  eine  elektrische  Spannung 
in  N,  die,  wie  scbon  bemerkt  ist,  eine  Ladung  der  \ebenbatterie 
um  desswillen  nothwendig  macht,  weil  so  erst  die  in  N  auf- 
tretende Spannung  der  in  If  nrsprür»glich  vorhatidenen  ähnlich 
wird  und  ihr  den  Gegendruck  halteu  kann.  Diese  Spannung  in 
N  ist  zweierlei  Art,  die  eine  geht  conlinuirlich  durch  den 
Draht  fort ,  die  andere  schliesst  sich  an  die  geladene  Batterie 
an  und  zeigt  die  Wirkung  der  inneren  und  äusseren  Belegung 
auf  einander.  Mit  der  ersteren  Art  der  Spannung,  doch  freilich 
nur  so  weit,  als  sie  in  der  Ladung  der  Batterie  Kraft  er- 
hält, steht  die  Erwärmung  oder  die  Stromstärke  in  N  in  Ver- 
bindung. Geht  man  von  dem  Funkte  aus,  wo  iV=//ist,  so 
hat  noch  7>f  einen  Einduss  a<if  diese  Spannung;  wird  N—H+3f, 
so  wird  sie  allein  durch  die  Länge  von  N  bedingt,  und  von 
hier  ab  beginnt  ein  regelmässiger  Verlauf  in  derselben,  damit 
auch  in  der  Erwärmung  in  iV.  Sobald  N  =  Jl — 8  wird,  ist 
die  Einwirkung  von  31  total ,  und  damit  wird  wahrscheinlich 
wieder  ein  regelmässiger  Verlauf  beginnen,  über  den  jedoch 
Angaben  durch  den  Funkenmesser  zu  erlangen  zu  schwierig 
war.  Was  die  zweite  Art  der  Spannung  betrilVt,  mit  der  die 
Stromstärke  in  31  zusammeniiängt,  so  ist  bei  N—  If  diese 
Spannung  in  iV' und  II  gleichstark,  somit  erleidet  der  Strom  der 
Hauptbattcrie  keine  Störung  und  -p  wird  gleich  1.  Durch  Ver- 
längerung von  N  schwächt  man  die  Spannung  in  iV,  die  nun 
nicht  mehr  mit  gleicher  Stärke,  wie  in  Jf  bis  an  die  Enden 
von  31  hinreicht  ;  die  Spannung  v(»n  //  tritt  auf  N  über  (dies 
lässt    sich    ül»rigt'ns    mit   dem    {"'nnkcnniesscr  auch  nachweisen^)^ 


8ö 

und  (lesslialb  kann  II  auf  31  nicht  mehr  die  ganze  Kraft  über- 
tragen,   da    eben    ein    Theil    auf  iV  übergeht;    die  Spannungen 

sind  wie  bei  einer  Stromtheilung  und   —    wird     kleiner    als    1. 

^  h 

Je  mehr  die  Spannung  in  N  zurücktritt,  desto  niehr  Kraft  geht 

von  H  auf  N  über  und  -r  sinkt  fortwährend:  endlich  reicht  die 

Spannung  in  N  von  der  Batterie  aus  nicht  mehr  bis  an  die 
Enden  von  31,  damit  wird  der  Draht  von  dieser  Spannung  frei, 
und  die  Spannung  von  H  erstreckt  sich  über  diesen  Draht  in 
ähnlicher  Weise,  als  wenn  er  einen  immer  längern  Zweig  for- 
niirte ;  da  hierzu  ein  geringerer  Aufwand  von   Kraft  gehört,  so 

nähret  sich -T-  wieder    nach    und    nach    der    Einheit,    und    der 

Wendepunkt  liegt  genau  an  der  Stelle,  an  welcher  die  Span- 
nung in  N  die  Enden  von  31  zu  verlassen  beginnt.  Verkürzt 
man  dagegen  von  der  Stelle,  wo  N  =  H  ist,  den  Draht  N,  so 
wird  seine  Spannung  grösser  als  die  Spannung  in  H,  sie  greift 
also  von  ihrer  Seite  auf  H  über,  und,  indem  damit  gerade  der 
umgekehrte  Fall  gegen  vorhin  vorliegt,  wird  —  grösser    als  1. 

Doch  dieses  Uebergreifen  muss  ebenfalls  eine  Grenze  errei- 
chen, wenn  31  ganz  in  die  Gewalt  der  Nebenbatterie  gekom- 
men ist,  dann  wird  ein  ähnlicher  regelmässiger,  nur  durch  die 
Länge  von  N  bedingter    Verlauf  eintreten,  der  —   wieder    auf 

die  Einheit  zurückführt,  lieber  diesen  Verlauf  liegen  mir  zwar 
keine  Beobachtungen  mit  dem  Funkenmesser  vor,  doch  erklärt 
er  uns ,  warum  sich  am  oberen  Wendepunkte  in  den  Erwär- 
mungen —  die  Strömung  in  N  ausprägt. 

§.  41.  AVenn  die  vorhergehende  Ansicht  die  Grundzüge 
einer  richtigen  Erklärun«:  darbietet,  von  der  ich  freilich  selbst 
gestehe,  dass  ihre  noch  so  rohen  Züge  durch  fortgesetzte 
Beobachtungen  erst  sauberer  durchgeführt  werden  müssen,  so 
wird  man  auch  leicht  erkennen,  warum  nur  gewisse  Abschnitte 
in  den  Beobachtungen  unter  einfache  Formeln  gebracht  werden 
konnten  :  es  sind  diess  die  Abschnitte  ,  wo  die  Erscheinungen 
allein  durch  die  Wirkung  von  N,  also  durch  die  Wirkung  eines 
einzelnen  Drahtes  bedingt  werden;  überall  dagegen,  wo  31  zu 
N  tritt,  oder  wo    zwei  Drähte  die  Thatsachen    bestimmen,    ist 


87 

die  Formel  '/aisammcngcset7-l  und  wird  schwieriger  zu  linden 
sein.  Ja  ich  njöohle  nach  meinen  Erfahrungen  kaum  glauhen, 
dass  man  durcli  wiederholte  Beobachtungen  in  der  Weise,  wie 
ich  sie  mitgetheilt  habe  ,  in  den  noch  unklaren  Abschnitten  zu 
sicheren  Resultaten  gelangen  werde  ,  da  die  uns  bis  jetzt  zu 
Gebote  stehenden  Instrumente  nicht  denjenigen  (Jrad  von  Sicher- 
heit geben ,  der  für  die  Aufstellung  einer  complicirten  Formel 
verlangt  wird.  Vielleicht  gelingt  es  nach  Repetition  der  bis 
jetzt  auf  Formeln  gebrachten  Reobachtungen  unter  noch  mehr 
veränderten  Bedingungen  den  übrigen  Theil  durch  rein  theore- 
tische Betrachtungen  zu  ergänzen ,  vielleicht  auch  findet  ein 
Anderer  bessere  Mittel  der  Reobachtung,  und  verfolgt  den 
Hergang  auf  eine  mehr  befriedigende  Weise.  Mir  wird  es  je- 
denfalls genügen,  wenn  meine  Reobachtungen  Andere  auf  die 
Erforschung  dieses  Gebietes  hinweisen,  das  nach  njeiner  Ansicht 
keinem  anderen  Theile  der  Physik  an  Mannigfaltigkeit  derThat- 
sachen  nachsteht,  und  reichlich  die  Mühe  der  experimentellen 
Forschung  durch  das  Vergnügen  lohnt ,  dass  wir  bei  der  Re- 
trachtung  des  so  wunderbar  durch  einander  verschlungenen 
Spiels  der  iVaturkräfte  jedesmal  empfinden. 
Meiningen  den  14.  September  1848. 


Herr  Dr.  C.  Jelinek,  Adjunct  an  der  Universitäts-Stern- 
warte zu  Prag  hat    folgende  Note  eingesendet: 

Elemente  des  von  <Ic  Vico  am  20.  Februar  1846 
entdeckten  Cometen. 

Das  Jahr  1846  war  ein  überreiches  an  Cometen,  so  dass 
die  Anstrengungen  der  Rechner  mit  den  Reobachtern  nicht  glei- 
chen Schritt  halten  konnten.  So  kontnit  es,  dass  man  von  dem 
Cometen,  welchen  de  Vico  am  20.  Februar  1846  entdeckte,  noch 
keine  Discussion  sämmilichor  Reobachlungon  besitzt,  obgleich  die 
Bahn  desselben  zu  den  entschieden  elliptischen  gehört.  Die 
relativ  besten  Elemente,  welche  wir  besitzen,  sind,  wenn  ich 
nicht  irre,  jene  des  englisclum  Astronomen  Hind,  welche  in 
den  astronomischen  Xachrichten,  R,  XXIV,  p.  381  veröffentlicht 
sind.  Aber  selbst  diese  lassen  noch  grosse  Fehler  übrig,  wie 
man  aus  folgender  Zu^ammenslellunu"  sieht : 


88 


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8«) 

Säiimilliche  Beobacliluugeii  \vur«leii  «Ifii  u»>li-uiiuiiiisclieii 
Naclirichteii  eiitiiommeii ;  sie  imissleii  jedoch  erst  in  die  gegcn- 
wiirtiiic  Form  «lebracht  werden,  insbesondere  wurde  au  die 
Beobaelitung\s'/.elt  des  Ortes  überall  die  Läni^endifTerenz  und  die 
Corrcction  we<>:en  der  Aberration  angebraelil,  an  die  schein- 
baren Reclascensionen  und  Declinalionen  die  Parallaxe ;  hierauf 
wurden  diese  in  geocentrische  Längen  und  llreiten  verwandelt, 
welche  durch  Anbrinnunü:  der  l'räcession  und  Xulation  auf  das 
mittlere  Aequinoctium  184G00  zurückgetührt  wurden.  Die 
Ueobadilungen  I.  bis  V.,  dann  VI.  bis  VIII.,  IX.  bis  XI.  wurden 
in  Gruppen  vereinigt  und  dadurch  foli^ende  3  Xornialörter  be- 
stimmt : 

l-4590()  März  nuttl.Berl.Z.Z=  17»! '.32-4 1     .  6=+     1»  25' St'g 

31H4200      „  „        „      „  27    2  41-7    '"j'^^^^^^^j^-         +35  18  25-1 

28-47300  April      „        „      „  34  50  21-81  +    5G  51  449 

Aus  diesen  Xormalörtern  fand  ich  folgende  Elemente: 

Durchgangszeit  durch  das  Perihel  5-58149  März  1846    inittl.  Berl.  Zeit. 

Länge  des  Perihels 90"    2G'52"-43)       .,,,     . 

Lange  des  aulsteigenden  Knotens     77     33     40-9 <) 

Neigung  der  Bahn 85       G     31-92 

Excentricilälswinkel  ....    (j?=74     20       5-08 
Log.  der  halhen  grossen  Axe       =  1  -  2521482 

Die  Umlaufszeit  würde  demnach  zu  75*55  Jahren  daraus 
folgen.  Die  Elemente  des  Cometen  von  1707  scheinen  mit  den 
obigen  einige  Aehnlichkcit  zu  haben.  Da  seit  jener  Zeit  zwei 
Umläufe  vollendet  sein  mussten,  so  würde  die  Umlaufszeit  daraus 
zu  69Va  Jahr  folgen. 

Die  Excentricität  dieser  Cometenbahn  =  0'9G2  8557  nähert 
sich  der  Einheit  in  dem  Masse,  dass  es  nothwendig  wird,  bei 
Berechnung  der  wahren  Anomalie  das  von  Gauss  in  seiner 
Tlieoria  motus  §.  37 — 43  auseinandergesetzte  Verfahren  anzu- 
wenden. Ich  füge  daher  noch  die  dabei  gebrauchten  constanteii 
Logarithmen   hinzu  : 

log.  q  =  9-822  0408  (q  die  kürzeste  Distanz  des  Cometen  von  der  Sonne) 
log.  a  =  0-219  G834 
log.  ,3=  8-283  G288 
log.  7  =^0003  3123 


90 

Zur  I'riU'iiiis,'  iler  Ileclinuii«;-  habe  ich  säiuintllchc  3  Xormal- 
örter  mit  deu  neuen  Elementen  verglichen  und  dabei  gefunden: 

Erster  Norraalort      0*0  in  Länge   +  0"2  in  Breite  \  _.     , 

rr      ..  .  ^  .  I  Rechnunff 

Zweiter       „  — 0-1   „         „        +0-1,,         „V         „     ,      ., 

rw  -.x  ^  .  .  \    —  Beobachtung. 

Dritter        „  -0-1  „         „       +  0-1  „        „     )  ^ 

Schliesslich  muss  ich  bemerken,  dass  ein  sehr  eifriger  und 
talentvoller  Hörer  der  Astronomie,  Herr  Joseph  Klofetz,  einen 
grossen  Tlieil  der  obenstehenden  Hechnungen  gemeinschaftlich 
mit  mir  durchgeführt  hat. 


A  b  h  a  n  d  I  u  n  g  über  0  r  t  s  v  e  r  s  e  t  z  u  n  g  e  n  durch  R  e  c  li- 
tt u  n  g  oder  über  die  Elemente  der  L  a  g  e  r  e  c  h  n  u  n  g 
von  Dr.  J.  Th,  Ryll. 

Einleitung. 

Orte  gibt  es  nur  im  Raum.  Auch  an  der  Versetzung  da- 
von bleibt  wesentlich  die  Unmöglichkeit  haften,  über  den  Raum 
hinaus  zu  gelangen,  und  muss  demnach  an  den  Begriff  von 
Ortsversetzungen  die  Vorstellung  sich  knüpfen,  dass  der  Raum 
deren  nothvvendige  Unterlage  sei.  Wird  zur  Verwirklichung  die- 
ser Ortsversetzungen  die  Rechnung  zu  Hilfe  gerufen,  so  ent- 
steht etwas,  welches  in  der  Geschichte  allerdings  nicht  ohne 
Beispiel  ist,  und  vielleicht  lenkt  der  vermuthende  Blick  alsbald 
in  jene  Richtung  ein,  in  welcher  man  gewohnt  ist,  auf  das  Ge- 
biet der  geometrischen  Analysis  zu  gelangen.  So  ist  es  minde- 
stens allen  Thatsachen  und  Umständen  der  Wissenschaft  ange- 
messen, welche  bisher  nur  mit  Coordinatsystemen  bekannt  ge- 
worden ist,  und  die  namentlich  keine  andere  Phoronomie  besitzt 
ausser  derjenigen,  die  auf  dem  Boden  der  bisherigen  geome- 
trischen Analysis  zu  Stande  zu  bringen  war.  Es  dürfte  zur 
allgemeinen  Uebersicht  der  Sachlage  gut  sein,  auf  zwei  Haupt- 
sladien  aufmerksam  zu  werden:  von  wo  nämlich  ausgegangen 
worden  ,  und  bei  welchem  Ziel  man  angelanget  ist.  Dass  man 
das  Stadium,  von  wo  ausgegangen  wird  ,  dadurch  charakterisi- 
ren  kann,  dass  man  sich  zum  Zwecke  setze.  Orte  auf  der  ge- 
gebenen   Baumunterlage  inil  Hülfe  der  Rechnung  zu  fixiren  und 


91 

cl)eiis()  zu  versetzen  —  das  kann  für  evident  und  natürlich  gel- 
ten; es  ist  diess  ein  besonderer  Vorsatz,  den  man  eben  auszu- 
führen untcrninimt.  Dass  aber  die  Erreicliung  dieses  Zieles  eine 
deterniinirte  ist,  und  man  bei  keinem  anderen  Ziele  als  am  Ge- 
biet dtM-  vorhandenen  geoinetrisohen  Analysis,  insbesondere  je- 
ner Plioronomie,  wie  sie  dort  zu  Stande  kommt,  anlangen  könne 
und  konnte,  dieses  ist  nicht  mehr  evident,  weil  die  Mittel  und 
Wege  verschieden  sein  können,  und  es  wird  eine  lür  die  Wis- 
senschaft folgenreiche  Aufgabe  sein,  darüber  ins  Klare  zu  kom- 
men: ob  auf  dem  Scheideweg  der  ursprünglichen  Methoden, 
dort  wo  die  Fundamente  so  wie  sie  eben  noch  zu  Grunde  lie- 
gen, eingeführt  worden  und  mau  damit  nach  der  faktischen 
Richtung  der  Wissenschaft  ausgegangen  ist,  nicht  eine  solche 
Richtung  gewählet  worden,  die,  nach  Art  jener  des  blossen 
Küstenschilfes,  das  aber  doch  in  die  otfene  See  hinein  steuert, 
nicht  einmal  natürlich  ist,  «ind  mit  Rücksicht  auf  die  Folgen  sol- 
che Umstände  und  Keime  in  sich  führt,  die  je  weiter  desto  mehr 
Gefahren  in  Aussicht  stellen.  Die  Frage  gilt  also  der  Genesis 
der  neueren  Geometrie,  deren  eigenthümliches  Wesen  beleuch- 
tet werden  muss. 

Um  hier  mit  möglichster  Finfachheit  zu  Werke  zu  gehen, 
will  ich  in  Kürze  zeigen,  dass  und  wie  es  möglich  ist,  Orts- 
versetzungen durch  Rechnung,  oder  um  mit  Leib  n  i  t  z  zureden, 
eine  Rechnung  der  Lage  widerspruchlos  zu  organisiren  und 
auszuführen,  und  zwar  auf  einer  IJasis ,  die  von  allen  vorhan- 
denen Systemen  und  Versuchen  nidits  entlehnt.  Da  diese  Mög- 
lichkeit sowohl  eine  geometrische  als  auch  eine  historische  Seite 
hat,  soll  sie  in  bpiden  Rücksichten   erörtert  werden. 


Ki'Stes  Ca|titel. 
Geometrische    FntwickeiunÄ'  der  Lagercchnun"'. 

OSO 

§.  1.  Ks  Hege  eine  Linie  von  der  absoluten  Länge  l  vor. 
Man  kann  dieselbe  sovielmal  als  man  will,  additiv  setzen.  Die- 
ses gibt  A  +  1  +  A+ =  gX ,  welches  Resultat  man,  wie  be- 
kannt ist,  Summe  nennt.  Ueber  diese  Summation  kann  man  Fol- 
gendes bemerken:   Im  Gliede  links  erscheint  die  Sunnnalion  bloss 


92 

iiulicirt ,  und  .sie  ersciu'iiil  os  dadurch,  daxs  vor  jedem  l  das 
Operationszeichen  +  geslellet  ist.  Wo  innncr  und  so  lange  diese 
,.  +  '•  da  stehen,  erscheint  die  Summirung-  erst  nur  als  Ant'gahe 
und  ist  noch  nicht  gelöst.  Geht  man  aber  zum  (iliede  auf  der 
rechten  Seite  über,  so  ist  dort  selbst  die  vollbrachte  Addiüon 
anzutreffen,  und  das  Merkmal  des  Vollbrachtseins  tritt  eben 
daran  hervor,  dass  die  Zeichen  +  ,  welche  die  zu  niachende 
Operation  anzeigten,  nicht  mehr  selbst  erscheinen,  sondern  ver- 
treten sind.  Und  sie  sind  offenbar  durch  den  Coefficienten  y; 
ersetzt.  Dieser  aber  ist  ersichtlich  eine  reine  Zahl.  Die  reine 
Zahl  hat  demnach  hier  die  Verrichtung  übernommen,  die  gesche- 
hene Operation  zu  exhibiren.  Hätte  man  ganz  die  nämliche  Ope- 
ration, die  mit  X  geschehen  ist,  mit  einer  zweiten  heterogenen 
Grosse,  das  ist  einer  solchen,  die  keine  Linie  wäre,  vorgenom- 
men, wäre  auch  dann  die  Zahl  g  in  der  nämlichen  Verrichtung 
hervorgetreten,  und  dasselbe  wäre  der  Fall,  wenn  eine  dritte, 
vierte,  fünfte,  überhaupt  wenn  jede  andere  heterogene  Grösse 
in  die  Stelle  von  X  eingetreten,  wäre.  Hätte  man  dagegen  jede 
solche  Operation  unterlassen,  so  wäre  es  zur  Entstehung'  oder 
zum  Auftreten  der  Zahl  gar  nicht  gekommen.  Da  nun  die  Zahl 
ohne  die  Operation  nicht  entsteht;  im  Fall  der  Operation  aber 
immer  auf  dieselbe  Art  entsteht,  mögen  die  zur  Operation  ver- 
wendeten Grössen  von  Fall  zu  Fall  die  verschiedensten  sein, 
so  wird  die  Zahl,  anstatt  für  eine  Grösse  gehalten  zu  werden, 
wohl  richtiger  als  Ausdruck  der  angegebenen  Operation  mit  was 
immer  für  Grössen  zu  erklären  sein.  Dadurch,  dass  sie  mit  den 
verschiedensten  Grössen  in  Verbindung  kommt,  kann  die  Natur 
dieser  Grössen  sammt  allen  Umständen  darin,  auf  sie,  nämlich 
die  Zahl ,  nicht  übergehen ,  so  dass  es  keine  solchen  Sorten 
von  Zahlen  geben  kann,  die  durch  Umstände  einzelner  Gross en- 
sorten  charakterisirbar  wären.  Nehme  man  Umstände  von  auch 
nur  Einer  Grössensorte  unter  die  Eigenschaften  der  Zahl  auf, 
müsste  man  bei  anderen,  und  demzufolge  dann  schon  bei  allen 
Grössensorten  auf  Verlangen  und  zur  Darthuung  der  Conse- 
quenz  das  Nämliche  thun  ,  und  dieses  müsste  zur  Verwirrung 
führen.  Eine  Zahl  wird  demnach  ebensowenig  negativ  als  ima- 
ginär u.  s.  w.  sein  können,  sondern  ihr  ist  nur  gegeben,  die 
Operation  zu  rcpräsentiren.    Diese  nun  hat  eine  zweifache  Bc- 


93 

«liii"iiii2: :   erstlich    dass  ein    Gos-enstaiid    dazu  geg'ehen  ist,   und 
dann    dass    der    Vorstand    wirklich    operirt.     Ohne  Gegenstand 
verlöre  die  Operation  ihr  sächliches  Moment  als  die  erste  noth- 
wendige  Bedingung,  und  ihre   Suhsistenz  wäre  dann  unbegreif- 
lich und  unmöglich.   Daher  muss  dort,   wo  jene  vollzogen  wird, 
die   HedinguMg  als   erfüllt  festgehalten  werden  ,  und  wenn  hier- 
Uher  irgendwo   noch  keine  Evidenz  vorhanden   war,  so  muss  man 
dortselbst  vor  allem   die   Frage  zur  Erledigung  bringen,  an  was 
für  einem    Gegenstande    die    Rechnung ,    wenn  sie  auch  nur  als 
Kunst  "eübet  wird,  ihre  Subsistenz  nianifestiren  will.  Es  kann 
allerdings  auch    die,    einmal   erkannte,  Zahl    dieser  Gegenstand 
werden:    man    kann    nämlich   in   gA  +  gÄ  +  gÄ  +   .  . .  =  a.   g/    die 
Grösse  A   durch    beiderseitige    Division    wegfallen    lassen.    Und 
wenn  in  der  Rechnung  gar  kein  anderer  Name  als  der  der  Zahl 
erwähnet   wird,  so  ist    diese    wirklich  der  Gegenstand,  womit 
aber  dann   zusammenhängt,  dass  die   Rechnung  nicht  mehr   Ho- 
den hat,  als  die  Zahl  gewähren  kann.  Es  kann  nämlich  die  Ope- 
ration   mit    einer    Grösse    nur    zweifach  sein :  setzen,  und  Ge- 
setztes   wegnehmen.    Das    Setzen    hat  keine  Beschränkung,   die 
Wegnahme  aber  hat  eine  solche  —  sie  muss  nämlich  aufhören, 
wenn  auch  schon  das  letzte  Gesetzte  weggenommen  worden  ist. 
Demnach  kann  auch  die  blosse  Zahl  nichts  anderes  repräsenti- 
ren,  als  die  Menge  der  Setzungen  oder  Null.   Rechnet  man  also 
nur  in  Anwendung    auf  die    Zahl  als  Gegenstand ,   so    wird   ein 
negatives  Resultat  nicht  möglich.   Hieraus  gehen  die  Natur  und 
die  Grenzen  der  Arithmetik  hervor.   Führt  man  aber  die  Rech- 
nung dergestalt,  dass  auch  negative   Resultate,  trotz  dem,  dass 
die  blosse  Zahl   sie  nicht  kennt,  als  zugelassene  Dinge  betrach- 
tet werden,  so    liegt    viel    daran,  mit  dem  hier  unterlaufenden 
Umtausch  der  sächlichen  Basis  ins  Klare   zu  kommen.  Das  Tliat- 
sächliche  besteht    hier   in    Folgendem:   Weil  nämlich    die   blosse 
Zahl    als    Gegenstand    dem    Operationsstreben    des   Verstandes 
Beschränkungeil  auferlegt,  denn  sie  ist  nur  absolut  oder  Null,  so 
wird  sie  ihrer  Geltung  als    Operationss^egenstand  entsetzt,  und 
ein  neuer  Gegenstand  aufgenommen,  der  solche   Hindernisse  nicht 
mebr  macht ;  nur  geschieht  hierbei,  dass  diese  Wahl  oder  Ver- 
tauschung des   Objectes  als  solche  nicht  ins   Bewusstsein,   son- 
dern  nur    durch   unbemerkte    Einschleichung    in  die  Rechnungen 


oolaniit,  Iimnor  al»er  ihre  volle  VVirknnc;  darin  manifeslirt.  Der 
neu  aufgenominerie  Gegenstand  miiss  dann  auch  negativ  sein  kön- 
nen, auch  vielleiclit  imaginär  u.  s.  f.  wie  die  freieste  Bewegung 
der  Ilechnung-  diess  verlangt 5  wäre  diess  der  gewählte  nicht  im 
Stande,  so  wäre  eine  neue  Einschleichung  oder  Wahl  ange/icigt 
—  his  jener  Gegenstand  gefunden  wäre  ,  an  dem  sich  alle  Be- 
wegungen des  Calcüls  ohne  Hinderniss  voll/iiehen  können.  Es 
gibt  Gründe,  den  Baumort  als  solchen  Gegenstand  zu  erkennen. 
Aber  auch  wenn  dieser  nicht  aus  dem  Baume,  wenn  diess  mög- 
lich wäre,  hergenommen  sein  sollte,  so  wird  doch  sicher  der 
Raum ,  oder  werden  seine  —  des  Raumes  —  Grössen  durch 
AVahl  zum  Gegenstande  der  Rechnung  gemacht  werden  können. 
Und  ich  habe  gerade  diese  hier  gewählt,  um  erkennbar  zu  ma- 
chen ,  dass  immer  ein  Gesichtspunkt  war  und  ist,  unter  welchem 
alle  Schwierigkeiten  des  Calcüls  klar  werden,  und  unter  wel- 
chem ein  einfaches  geometrisches  System  eben  so  natürlich  als 
widerspruchlos  zu  Stande  kommt.  Ich  kehre  nunmehr  zu  der 
oben  angefangenen  Erörterung  zurück,  weil  darin  der  eben  aus- 
gesprochenen Wahl  gemäss  bereits  eine  Raumlinie  als  Rech- 
nungsgegenstand  aufgenommen  ist. 

§.  2.  Die  Linie  gA  hat  ihren  Endpunkt,  sowie  auch  die  Sum- 
mande  X  den  ihrigen  hatte.  Der  Endpunkt  von  gX  erscheint  nicht 
dort,  wo  jener  von  A  war  —  er  ist  ofl'enbar  versetzt.  Und  dieses 
rührt  von  der  geschehenen  Operation  ,  mithin  von  g  dem  Faktor 
von  X  her.  Die  Zahl  vermag  also  einen  Raumpunkt  zu  versetzen. 
Zwar  nicht  unbedingt ,  aber  die  Bedingung  liegt  nunmehr  klar 
vor  Augen  :  sobald  nämlich  eine  Linie  zum  Gegenstand  der  Ope- 
ration genommen  wird.  Man  kann  dieses  Object  ntodificiren  und 
die  Leistungen  der  Zahl  oder  Operation  auch  in  dem  Fall  ins 
Auge  fassen,  wann  nicht  eine  gerade  Linie,  sondern,  wann  ein 
Raumort  (Punkt)  zum  Gegenstand  genommen  wird.  Dieses 
wird  durch  die  Fähigkeit  des  A  möglich ,  alle  Grössen  einer 
geraden  Linie  vorzustellen.  Wenn  auch  A  für  sich  einen  unbe- 
trächtlichen endlichen  Werth  besitzt,  —  durch  mehr  und  mehr- 
malige Hlnzufügung  zu  ihm  selbst  kann  man's  doch  zu  den 
grössten  Wcrthen  der  Summe  gA  bringen,  der  Endpunkt  von 
gA  kann  selbst  bis  ins  Unendliche  fortgerücket  werden.  Er  kann 
also    jede    beliebige    Enlfernungsgrössc    übersleigen.     Aber    gA 


05 

kann  ancli  jede    b('li('liii»('  Grosso  orreichen.    Denn  je    kleiner  Ä 
wird  ,  desto   kleiner    werden  aueli   die  Intervalle   zwischen   zwei 
unmittelbar    auf    einander    lolgenden    Hinzulügnugen    desselben, 
mitbin  desto    weniüer    Orte  in    jedem    Intervall  entballen.  Ver- 
kleinert  man  Ä  ins   Unendliche  ,  so    werden    die  Intervalle   ver- 
schwindend klein,  gehen  in  blosse  Punkte  iiber,   die  Menj^e  der 
zwischen    dem    Anfangs-  und   Findpunkt  von   Ä  enthaltenen  Orte 
ist  ffleicbfalls    verschwindend    klein    ceworden ;    man    kann   also 
durch  die  obige  Operation  keinen  Ort  mehr  überspringen,  d.  h. 
man  trifl't  dann  stetig  jeden  Grössenwerth.  Zwar  wird  alsdann 
g  vielleicht  unendlich  gross  werden  müssen,  ehe  gA  den  Werth 
1   oder  iro-end   einen  anderen  kleinen  endlichen  Werth  erreicht; 
allein  dennoch  ist  es  immer  nur  die  Zahl  g,  welche  die  Versetzung 
des  Endpunktes  von   gA  exhibirt  und  isfs  die  Operation ,   welche 
das,  was  durch  die  Zahl  exhibiret  wird,  bewirkt.  Der  durch  Opera- 
tion bis  auf  die  Entfernung  gX  stetig  versetzte  Punkt  X  kann  aber 
durch  die  weitere  Operation  gX  +  ^1  +  ^1+  . .  .  =  a.  gX,  in  alle  mög- 
lichen Distanzen  gebracht  werden,  sobald  nur  a  alle  möglichen 
Zahlwerthe  von  Null  bis   <x>  bekommt,  mag  gX  übrigens  was  im- 
mer sein.  Es  kann  also  auch  ohne  Ilindcrniss  gX=l  festgesetzt 
werden.   Und  hierdurch  erhält  man  eine  Ranmlinie,  deren  Grösse 
durch  a,  d.  i.  durch  eine   reine  Zahl  dargestellet  wird,  und  die 
aus  der  Operation  mit  einem  blossen   Raumpunkt  hervorgegan- 
gen ist.    Sie  fängt  dort  an,  wo  a  —  o  ist  und  erstreckt  sich  bei 
ununterbrochen  anwachsendem  Zahl  werth  a  auf  einer  zwar  be- 
liebigen ,    fiber    einzigen    Richtung    bis  ins  Unendliche  fort.  Ein 
Zahlwerth  aber,  wie  a,  geht  nicht    nur  aus  der  einfachen  Ad- 
dition, sondern  geht  auch    aus  jeder    anderen  Rechnungsopera- 
tion  hervor,  weil   jede   durch  Addition  bedingt  ist  und  ihr  Re- 
sultat   nach  sich    zieht.    Da  er    dem  am  Ende    von  a  sitzenden 
Raunipunkte  den  Ort  anweiset,  so  geht  hervor,  dass  keine  Ope- 
ration und  keine  Modification    in    ihr  möglich    bleibt,    ohne    auf 
den  Raumort  einzulliessen,  so  dass  dieser  als  der  enjpfindlichste 
Index  des  Rechnungsganges  sich  zu  erkennen  gibt.    Sonach  be- 
steht alles  Rechnen  liier  im  Verschieben  des  Raumortes. 

§.  .'J.  Dieses  ist  zwar  allerdings  eine,  aber  keineswegs  die 
einzige  Grundart,  einen  Raumort  zu  versetzen.  Die  Möglichkeit 
dieser  Versetzung  spaltet    sich,  wie  evident  sein   wird,  in  zwei 


alternative  Fälle:  Man  verschiebt  nämlich  den  Endpunkt  von  a 
entweder  durch  Variation  von  a,  oder  aber  ohne  sie.  Durch  si- 
multanes Setzen  beider  Fälle  wird  wohl  auch  eine  Versetzuni^  er- 
ziell,  allein  dieselbe  ist  zusaninjcngesetzt,  und  kann  keine  Grund- 
art seyn.  Soll  eine  Versetzung'  bei  constantem  a  einfach  erfolgen, 
so  ist  der  Raumort  unfähig  längs  der  Linie  a  sich  zu  verschie- 
ben, er  bleibt  au  seine  Distanz  vom  Anfangs])unkt,  d.  i.  vom  Ort 
der  Nulle,  gebunden,  so  dass  seine  Versetzung  bedingt  wird  durch 
den  Austritt  aus  der  Lage  von  a.  Und  diess  ist  die  einzige  noch 
übrige  Grundart ,  einen  Raumort  zu  versetzen.  Es  soll  nunmehr 
in  dieselbe  näher  eingegangen  werden.  Sei  also  eine  Divergenz, 
das  ist  ein  Winkel  von  der  absoluten  Grösse  6,  zwischen  der  al- 
ten und  neuen  Lage  von  a,  als  ein  solcher  faktischer  Austritt  ge- 
geben. So  wird  man  sicher  auch  auf  diese  Art  von  Grösse,  wie 
auf  jede  Grösse  überhaupt  und  wie  namentlich  oben  auf  X,  die 
Operation  des  Addirens  anwenden  können,  und  gelangt  so  zu  der 
Summe  Q  +  6  +  6  +  .  .  .  =  hÖ  ,  worin  h  wieder  eine  reine  Zahl,  und 
\\d  mit  den  einzelnen  Summanden  gleichartig  aber  dem  Retrage 
nach  verschieden  ist.  Sowie  ß  eben  ist,  muss  auch  hd  eben  sein, 
und  sowie  dort,  wird  auch  hier  die  Divergenz  durch  eine  An- 
fangs- und  eine  Endlinie  limitirt.  Die  Anfangslinien  decken  sich, 
sie  sind  ja  eben  die  initiale  Lage  von  a,  die  Endlinien  aber  wei- 
chen von  einander  ab.  Die  Endgrenze  von  hß  liegt  nicht  dort,  wo 
jene  von  0  war.  Und  dieses  rührt  wieder  von  dem  Faktor  h  her, 
der  eine  reine  Zahl  und  Repräsentant  der  geschehenen  Operation 
ist.  Die  Zahl  und  mithin  die  Rechnungsoperation  vermag  also 
auch  eine  Raumlinie  zu  versetzen,  und  zwar,  wie  ersichtlich  ist, 
dergestalt,  dass  jeder  ihrer  Punkte,  mit  Ausnahme  des  Anfangs- 
punktes, mithin  auch  der  zu  versetzende  Endpunkt  wirklich  ver- 
setzet wird.  Und  die  Bedingung  dazu  ist  wieder  klar:  sobald 
nämlich  die  Grösse  ß  zum  Gegenstand  der  Operation-  genom- 
men wird.  Zwar  hängt  der  Umstand,  bis  wohin  die  End-  oder 
fortschreitende  Linie  versetzt  werden  soll,  olTenbar  von  h  und 
von  9  gemeinschaftlich  ab ,  und  kann  bei  einmal  gegebenem  9 
durch  blosses  Zunehmen  von  h  die  Endlinie  successiv  in  die 
sämmtlichen  in  einer  Ebene  möglichen  Lagen  gerühret  werden 
und  selbst  wiederholt  in  dieselben  gelangen;  allein  dass  dieses 
möglich  wird,  hat    seinen  Grund    einzia'   und  ausschliessend  in 


97 


«1er  besonderen  Xalnr  der  Crosse  0,  Diese  nuiss  «lemnaoh  als 
«He  (Jinndürösse  der  Lajjfe  ins  Auge  gefasst  und  mit  Rücksicht 
auf  die  oben  dargestellte  Möglichkeit  zweier  alternativen  Falb; 
der  Ortsversetzung  überhaupt,  als  die  Bedingung  für  die  zweite 
Alternative  erkannt  werden.  Die  Anzahl  der  nothwendigen  IJe- 
dingungen  für  die  Möglichkeit  der  Ortsversetzung  überhaupt  ist 
demnach  gesclilossen,  sie  beschränkt  sich  nämlich  auf  die  Kauui- 
linie  und  die  Divergenz,  das  ist  auf  A  und  0  oder  a  und  0.  Es 
erübriget  also  jetzt  nichls  weiter,  als  die  charakterisirten  zwei 
Arten  von  Grössen  der  Itechnungsoperation  zu  unterwerfen,  um 
den  simultanen  Kinfluss  der  Rechnung  auf  die  Grösse  und  Lage 
von  a  in  das   Licht  zu  setzen. 

§.  4.  Die  Erreichung  aller  Rauinorte  auf  der  Linie  a  in 
deren  absoluter  Lage,  zu  welcher  0  =  0  gehört,  kann  keiner 
Schwierigkeit  unterliegen,  und  dieses  ist  zureichender  Grund, 
sie  als  geschehen  zu  betrachten.  Macht  man  sich  aber  die  Er- 
reichung aller  möglichen  Orte  im  Raum,  durch  Rechnung,  zum 
Zwecke,  so  wird  die  Ortsversetzung  der  zweiten  Art,  nämlich 
diejenige,  welche  mittelst  der  Grundgrösse  der  Lage  geschieht, 
die  dazu  nöthige  Ausbildung  erhalten  müssen.  Ich  habe  schon 
oben  (§.  3)  erwähnt,  dass,  wenn  mit  0  die  Operation  des  Ad- 
direns  vorgenommen  wird,  in  der  Gleichung  0  +  0  +  0+  ...  =  h9, 
sowohl  die  Summande  0,  als  auch  die  Summe  hO  in  der  Ebene 
von  0  liegen  muss.  Wenn  also  iniicriiall)  der  Rechnung  die 
Grundgrösse  der  Lage  auf  was  immer  für  eine  Art  zu  hO  ge- 
steigert wird,  so  kann  diess  nur  eine  Verschiebung  in  drr  Ebene 
sein,  und  zwar  in  derjenigen  Ebene,  die  mit  0  zugleich  gege- 
ben ist.  Durch  Aufnahme  der  Lagegrösse  0  wird  also  von 
Seite  der  Rechnung  nothwendiger  Weise  der  Fuss  auf  diese 
Ebene  gesetzt.  In  dieser  Ebene  aber  wird  in  ebenso  noth- 
wendiger Weise  zwischen  der  Lagegrösse  0  und  der  ihr  entspre- 
chenden Lage  der  abgewichenen  Linie  iV 
ein  Zusammenhang  bestehen,  so  zwar,  dass 
wenn  auch  die  Art  und  Weise,  wie  0  zur 
Darstellung  der  Lage  N  im  Unterschiede 
von  der  absoluten  in  A,  rechnungsmässig 
verwendet  wird,  das  ist,  wenn  auch  die, 
die  Lage  iV darstellende  .,Function  von  (3" 
IV.    MoK.    Sit/.l).   (I.   matlicm.  niiturw.   Cl.  7 


08 

vor  der  Iljuitl  uiihekaiuit  lioissen  iniiss  ,  sie  iniüior  nacli  Mass 
des  0  die  Miidünic  iVbe/.eicIuieii  wird.  BcÄcichiiel  mnii  die  rech- 
nunü\s<>eiii;isse  Vei'\voiiduni>'  von  0  zur  Ausdrürkuii"'  dieser  Lai;e 
mit  f  (0},  so  bekuinint  mau   sogleich  die  speeielleii  Fiill^:  Wenn 

0  =  0  ist,   so  isl/'(0)  die   Lage  für  A;  wenn  0=^ist,  so  ist/'(^^  I 

die  Lage  für  // ;  wenn  0  =  rr  ist,  so  ist  /'(~)  die  Lage  für  C;  wenn 

0  =  3^  ist,  so  ist /(a  j)  die  Lage  für  /?;  bei   0  h-2.t,  wird  /"(ä;:) 

aliermals  die  Lage  für  A  ,  u.  s.  f.  So  dass  jedem  individuellen 
Werth  der  Lagegrösse  eine  ganz  bestimmte  Lage  zugehört  — - 
während  dagegen  jeder  individuellen  Lage  nicht  Eine  bestimmte 
Lagegrösse,  sondern  eine  bestimmte  Reihe  von  Lagegrössen 
oorrcspondirt.  Diese  Reihe  ist  in  allen  Fällen,  begreiflich,  eine 
aritlimetische  Progression  (in  dem  gewöhnlichen  Sinn  dieses 
Ausdrucks),  mit  der  constanten  Differenz  2n-;  und  nur  ihr  An- 
fangsglied tritt  von  Fall  zu  Fall  verschieden,  die  Lage  charak- 
terisirend,  auf;  so  dass  die  Werthe  der  Lagegrössen  sich  so, 
progressionenweise  auf  die  in  beschränkterer  Anzahl  existiren- 
deu  Lauen  verlheilen.  Hierdurch  sind  aber  die  in  der  ^'unktion 
f  (6)  vorausgesetzter  Weise  wirksamen  Rechnungsgesetze  noch 
nicht  berührt;  denn  es  muss  die  erste  Angelegenheit  sein^  mit 
der  Existenz  solcher  Gesetze  als  einer  Nothwendigkeit  Bekannt- 
schaft zu  machen  ,  um  erst  sodann  auf  deren  nähere  Beleuch- 
tung einzugehen.  Die  Umstände  der  Entstehung  nun,  und  die 
Bedeutung  dieser  Function  sind  vermöge  mehrerer  klaren  Mo- 
mente der  Natur  der  Sache  geeignet,  zur  Wahrnehmung  eini- 
ger Grundeigenschaften  von  f  (ö)  zu  führen. 

§.  5.  Bemerkt  man,  dass  jede  Lage  f  (p)  dadurch  mit 
iVothwendIgkeit  in  ihre  entgegengesetzte  übergeht,  dass  man 
ihre  Grundarösse  0  um  was  immer  für  eine  ungerade  Anzahl 
von  K  vermehrt,  so  wird  alsogleich  die  erste  Grundeigenschaft 
klar 

I.      -/•(9)=r[5±(2v  +  l>], 
worin    </  eine    ganze    Zahl  sein  muss;    d.  h,  jede  Lage    /"  (0) 
geht  dadurch    in  ihre  entgegengesetzte  —  fiß)  über  ,   dass    zu 
der   Grundgrösse  0   eine    ungerade   Anzahl   Halbkreise   hinzuge- 
füget    wird. 


99 


Wcüc'i*.  ficsctzt,  zwisclion  den  liinioii 


A,  M,  iV,  />, 


1',  Z,   lici-t  ühcrall 


der  Diverü'cii7J)o<»:eii  oder  Wiiikül  0.  und 
ist  w  mal  vorhanden,  weil  auch  die  ah»'e- 
wichenen  Liiiica  von  Mbis  Z  einschliess- 
lich 71  a;j  d  >r  Za!il  sind.  lJe//iehl:  man 
die  sämnillichen  La^en,  um  sie  unter  cin- 
andt-r  unabhäniii<r  KU  erhalten,  auf  die  absolute  La^e  A,  so  erhält 
man  in  dieser  IJe/.iehung-  ]}I=Af{0)  ;  iV=  A  /(SO)  5  P  =  Af(SO); 
...;  Y=Afi(>i-l)0)-^  Z-=Af{nd).  Bezieht  man  aber  durch 
Rekursion  jede  der  abgewicheneu  Lagen  auf  die  ihr  zunächst 
vorhergehende,  gleichwie  wenn  diese  eine  absolute  wäre  ,  was 
erlaubt  sein  muss,  da  die  absolute  Lage  keine  im  Räume  deter- 
minirte  ist,  so  erhält  man  auf  gleiche  Art  M=  A  /'(O) :  i\^=  DI  f{^j)  ; 
P  =  ]S  /"(O);  . . . ;  Y=Xf(Jj)'.  Z=  Y f  (b).  Wird  nun  der  Aus- 
druck Z=  Y  f(Jj)  durch  recursive  Substitution  aller  vorhergehen- 
den bis  auf  den  ersten  so  transformirt,  dass  nur  A  darin  übrig- 
bleibt, die  Lai>e  von  Z  also  wieder  nur  auf  A  bezooen  er- 
scheint,  so  findet  sich  alsdann  Z=A  f(0).  f  (0)  f{0).  f{0) 
.  .  .  f  (0)=A\f{0)Y.  Und  vergleicht  man  den  ersten  indepen- 
denten  Ausdruck  Z  =  A  f  (n  0}  mit  dem  hier  erhaltenen,  so  geht 
daraus  A  [/"(0)|"  =  A  /"(n  Oj,  und  kürzer 

11.  noy=r(nO) 

hervor.   Diess  ist  die  zweite  Grundeigenschaft  der  Lagefunction. 
Die    Gleichung"   IL  lässt    sich    aber  sofort    auch  für  gebro- 
chene Werthe  von  7^  geltend  machen,  wodurch  dann  ihre  llich- 
tigkeit  iur  jeden  absoluten  Zahlwerth   des  Exponenten  n  in  An- 

Spruch  genommen  ist.  Denn  nennt  man  die  aus  f(0)  J3  hervorge- 
hende Grundgrösse  des  Resultates,  welches  immerhin  existiren 
muss,  vor  der  Hand  als  unbekannt  =  ia,  so  hat  man /(O) !=/■(«) ; 
folglich  /(O)«  =/"(«/;  also  tixich  f(ccO)=f(ßv)  nach  IL  Und 
weil  hier  jetzt  o:0=^iiß  sein  muss,  woraus  m  =  ^ 9  sich  ergibt,  so 
hat   man  auch  III. /"(O)  j3  =  /'(^  0),  wie  behauptet  worden. 

ji^.  (».  Aus  diesen  Grundeigenschaften  ergeben  sich  mehr- 
fache Corollarien.  Setzt  man  in  der  Gleichung  I.  den  besonde- 
ren Fall  (7=0  und  0  =  TT,  so  hat  man — /■(/t)  =  /'(2-).  AVeil  aber, 
nach  IL  /•(2~)-/'(r)=  ist,   so   kann  immer  /"(2 -)=/"(-). /"(r) 


100 

j^esctzt  wcrdon.  Man  hat  daher  —  fi^)  ~  f(^)f(^}'i  roIi;l»<'h 
'_)  — 1  =/"(/-),  (las  ist,  die  no<»-aliv(i  Einheit  verdankt  die  Snb- 
sistenz  ihres  I](*ii,riires  derjenigen  Alternative  der  Ortsverset- 
ziing-  allein,  welche  die  Lage  in  die  lleciinuno-  zieht,  nnd  zwar 
ist  sie  dadiircli  bedingt,  dass  die  Lagegrösse  0  =  ;r,  d.  i.  ein 
Halbkreis  wird. 

Erhebt  man  diese  Gleichung  zu  allen  ganzen  Potenzen  des 
(«rades  g,  so  wird  sein  | — 1 1  ^  = /"(gTr j.  Woraus  man  ersieht, 
dass  bei  steigendem  g  die  Lagegrösse  g;r  wachsen,  mithin  die 
Lage  sich  ändern  muss;  welche  Aenderung  dergestalt  geschieht, 
dass  die  Potenz  abwechselnd  in  die  absolute  und  die  dieser  ent- 
gegengesetzte Lage  gelangt,  wie  nämlich  </ abwechselnd  gerade 
und  ungerade  wird.  Bezeichnet  man  die  geraden  Werthe  durch 
=  2/(,die  ungeraden  durch  =2Ä  +  l,so  erhält  man  +  1  — /'(2//;r), 
während  — 1  = /"[  (2Ä  +  1)  nr]  wird,  welches  die  allgemeinen 
Formen  für  die  positive  und  negative  Lage  sind.  In  der  erste- 
ren  ist  durch  //  =  0  auch  die  absolute  l=/"(0)  enthalten.  Will 
man  hiervon  (jlebrauch  machen,  um  alle  beliebigen  Grössen- 
werthe  in  diesen  Lagen  zu  erhalten,  so  genügt  die  Multiplikation 
mit«,  wodurch  hervorgeht  +  a  =  af(thn)^  und — a  =  af\1\\  +  l)?r]. 
Weiter.  Durch  Anwendung  der  Gleichung  II!.  erhält  man  in  dem 

speziellen  Fallea=l  mit/3  =  2und  b=K,  offenbar /"(tt/ =  fi^'X 
Und  weil/'CTr)  =—1  ist  (nach  'J,    so  geht  [— l]i  =  /  H),  ilas 

st  ^)  y — 1  =  f\i\  hervor.  Das  ist,  auch  die  sogenannte  ima- 
ginäre GrÖssenform  hat  zur  Bedingung  ihrer  Suhsistenz  die 
Aufnahme  der  Lage  in  den  Calcül,  oder  ihre  Heimat  ist  der 
Boden  der  Lagerechnung.  Durch  Potenziren  der  Gleichung  ^) 
zu  allen  möglichen  Graden  wird  eine  quadrantenweise  Zirkula- 
tion der  Lage  hervorgerufen,  wobei  man  sich  überzeugt,  dass 
im  Falle  aller  geraden  Exponenten  positive  und  negative  Resul- 
tate   (sogenannte    reelle    Formen)  zu  Stande  kommen,  während 

nur  ungerade  Exponenten,  das  ist  nur  die  Form  f  [  (^2  /i  +  1)  ö  j 

imaginäre  Resultate  zur  Folge  haben,  die  ihrerseits  wieder  bei 
geraden  //  positiv,  bei    ungeraden  h  negativ    vor  Augen  treten, 


101 

so  (lass  lifcniarh  allgemein  +_]/ — 1  =  /^IC-/'  +  •)  ij  1  er- 
scheint. 

Jj.  7.  Xunmclir  iässt  sich  die  Gi'illigkeit  der  Gleichung  II. 
auch  für  die  Fälle  behaupten,  \vu  der  lOxponent  n  neg'ativ  er- 
seheint, das  ist,  wo  er  diejenige  lMetainor|»hose  durchwandert 
hat,  aus  welcher  er  hehat'tct  mit  dem  Kinlluss  der  Lage,  in  der 
Eigenschaft  einer  llaumliiiie  hervorgeht,  weil  er  als  blosse  Zahl 
dem  Bedürfniss  der  llechnun"-  nicht  "cwachsen  ist.  Es  muss 
nämlich  selbst  dann,  wenn  die  Lagegrösse  0  von  der  absoluten 
Lage  A  ab,  unmittelbar  gegen  />  hin  gezählet  wird,  also  nega- 
tiv erscheint,  die  Gleichung/'  ( — 0)  =  f( — 0)  bestehen.  Nimmt 
man  diese  Lage  entgegengesetzt,  so  erhält  man  durch  Multi- 
plication  mit  der  Gleichung  — 1^/'|(2//  +  l)?r|,  einfach 
—  /•(_6)  =/-(- 0)./'[(2Ä  +  l)7r!.  Und  wendet  man  auf  das 
erste  Glied  die  sub  I.  dargestellte  Grundeigenschaft  an,  so  geht 
hervor  f[—  0  +  (2 //  +  1) ;rj  =  /(—  6).  /  |(  2 //  +  1 ) ;r],  worin  6  der 
Grösse  nach  beliebig  ist.  Setzt  man  also  0  =  mrc,  und  Iässt  ni 
was  immer  für  eine  absolute  Zahl  sein,  die  (2  ä  +  1)  nicht 
übersteigt,  so  wird  auch  (2A  +  1) — m  —  p  eine  absolute  Zahl 
sein  müssen,  und  7n  +  p  =  2h+l  ist  eine  ganze  Zahl.  Setzt  man 
diese  Werthe  ein,  so  geht  hervor/" (p  ;r)  =  f( —  m  ^).f[(^>ii  +  p^  t^J. 
Hier  aber  ist  /(p--)  =  /" ('-:)%  sowie  /[("*  +  ;>)  ?rj  = /"(.-:)•"+'' 
nach  111.  und  II.;  folglich  /'(tt)''  —/•(_,„  tt).  /^(;r)"'+P 
oder    wenn    man  durch  /(;!)''    dividirt,     1  = /"( — ni  ;tJ. /"  (nr)  "". 

Hieraus  aber  folgt  nicht  nur  ■■        ^^^  =  /*( — in;r),  sondern  auch 

/^(t:)"'"  =/"( — m7z),  worin  m  an  sich  was  immer  für  ein  ab- 
soluter Werth  sein  kann.  Da  jedoch  —  m  als  isolirte  negative 
Grösse  nur  als  Ilaumlinie  subsistirt ,  so  kann  man  —  ni  = 
w.  ( — r)  oder  = — w.  r  setzen,  wovon  nur  der  P^ine  Factor  die 
Rolle  der  Linie  übernimmt,  während  der  andere  eine  reine 
Zahl  verbleibt;  und  man  erhält  hi(!rdurch  /"(tt)"""''  = /"( —  n.  r?:). 
Wird  hier  nach  III.  /  (tt)' = /"(r  tt),  und  dann  noch  der  Allge- 
meinheit von  r  wegen  ,  r  tt  =  0  gesetzt ,  so  hat  man  vollends 
IV.  /"(O)"""  =  /"( — n  0),  wie  behau[>tet  worden.  Hieraus 
ergibt  sich  sogleich  für  den  speciellen  Fall  n  =  1  ,  die 
IdentKäl    /"(  — 0)  —  /(O)"':    also  auch    die    weitere    Gleichung 


102 

/•(_0)"  =/'(0)-"  =/■( — nO),  wodui'ch  die  Gülligkcit  dos  Ge- 
setzes II.  auch  auf  negative  Werilie  der  Lagegrösse  0  selbst, 
ausüedeliiit  ist. 

§.  8.  Weil  nun  der  Exponent  in  IV.  schon  negativ  erscheint, 
also  hierdurch  schon  factisch  darstellt,  dass  es  ihm  nicht  unmög- 
lich war,  sich  mit  einer  Linie,  die  verschiedener  Lagen  fähig 
ist,  zu  verbinden  und  sodann  unter  Verlassen  der  absoluten  Lage 
negativ  zu  werden,  so  drängt  sich  die  Frage  auf:  soll  wohl  die 
Lage  /^(tt),  oder  allgemein  /^[(2  //  -f  1}  ä]  die  einzige  sein,  in  die  er 
ausser  der  absoluten  einzutreten  fähig  ist,  oder  mögen  auch  die 
übrigen  ihm  vorbehalten  sein  ?  Unter  den  übrigen  würde  auch  die 

orthogonale  /(.O/  begriffen  sein  müssen,  sowie  auch  die  an- 
deren abgewichenen,  wie  sie  vorhin  die  Ebene  ergab.  Die  Frage 
also  ist,  wird  die  Glcicliung  II.  aucli  für  sogenannte  imaginäre 
oder  wie  sonst  inuuer  abgewichene  Exponenten  gültig  sein  ?  Ich 
gehe  hier  von  der  Gleichung  IV.  aus,  als  in  welcher  der  nega- 
tive Exponent  der  Allgemeinheit  wegen  —  w  =  w/'[(2// +  1}  ;r] 
gesetzt  werden  muss,  worin  h  mit  gleichem  Recht  jede  Zahl 
von  0  bis  CO  bedeuten  kann.   Nach  der  Gleichung  III.  war  off'enbar 

f[(2Ii  +  l)7:]~^  =/"[^-^-!^-:tll^j;„iiÜiin  muss  auch /■[(2// +  !);:]  = 
fj ^1    richtig  sein  und  bleiben,  mag    u  was    immer  für 

ein  absoluter  Zahlwerth  sein.  Man  hat  also  —  n  =  nfl^ —  ju 

für  alle  speciellen  Fälle  des  Zahlwerthes  u,  selbst  in  dem  Fall, 
wenn  u  anfängt  unendlich  gross  zu  werden.  Ist  ti  vollends 
unendlich   gross  ,    so    wird    die    Grundgrösse    der    Lage    hier, 

nämlich  tz  =   ^^^     n  nicht    geradezu    sehr    klein  ,  weil  h 

u  OO  '^  ' 

ebenfalls  die  Befugaiss  hat,  sehr  gross  zu  sein;  auf  jeden  Fall 
aber  wird  dieselbe  unbestimmt ,  weil  selbst  bei  feststehenden 
M,  die    Zahl    h  simultan    unendlich    viele    Werthe  hat.  Man 

wird    also    ^^ttt —  ;r  =  a  als    irgend    einen    kleinen    Werth    mit 

CO  ° 

dem  Charakter    der    Unbestimmtheit    dafür  zu  setzen  genöthigt 

sein.  Dadurch  verwandelt  sich  — *'"*'/  I  "~nn — '^  I  "*  *^'® 
Form—«  =  ti  /*  («)^  =  nf{7,00)'   Und  hierdurch  nimmt  weiter 


IV  die  Gcst.ill  an  :  /(O)  n  1  (a  ::  )  :-. /'  [n  0  f  («CO)| ,  «Ho  nicht  un- 
riclitii!;  .sein  kann.  Suciit  man  in  dievSer  Gleicluuü;,'  den  verlore- 
nen Charakter  der  Eindeutigkeit  und  nestininilheit  von  a.  OO 
herzustellen  ,  so  erüluM^t  nur  ,  a.  00  =  ß  äu  diesem  Ende  zu 
individualisiren,  derg'eslalt,  dass  ,3  einen  heliehi/^cn  Werlh  durch 
willkürliche  Setzunj!;  bekommt,  unter  der  Kinschriinkung  jedoch, 
dass  diess  in  beiden  (iliedern  der  (jleichunj^  identisch  geschieht. 
Und  dies;'S  lubrt  /u  der  allgemeinen  Form  \.  f(0)^  Hß)  = 
/'|// 0/"(,S)|,  Ich  habe  kaum  noihwendig  erst  zu  bemerken,  dass 
die  Ableiluni»-  dieser  alliiemeinen  liaiieform  nicht  unabhän2;i<>' 
von  dem  l  mstande  ist,  dass  von  der  Entstehung  der  Grösse 
|3  =  «  OO  abgesehen  wird,  damit  nach  geschehener  W'urzelaus- 
ziehum.'"    des    höchsten    mö<>lichen    «•''"    Gi'ades    aus    der  Lage 

/'|(2/(  +  l)-],   der  Wurzelwerth  /i  1    in    seiner    nahe 

absoluten  Laii'e  nicht  weiter  durch  die  Abstammiin«»"  determini- 
ret  wird,  sondern  ohne  diese  Rücksicht  irgend  eine  nahe  ab- 
solute Lage  überhaupt  exhibirl.  Dass  es  erlaubt  ist ,  ihm  sehr 
viele  verschiedene,  nahe  absolute  Lagen  beizulegen,  dazu  ist 
der  Grund  in  der  Zahl  //  vorhanden,  welche,  indem  sie  varirt, 
die  Grundgrösse  ändert.  Diese  Aenderung  wird ,  wenn  niclit 
vollkommen,  so  doch  approximativ  stetig  sein,  und  alle  so  ent- 
stehenden Werthe  haben  gleichen  Anspruch  auf  Gültigkeit.  Der 
obigen  Ableitung  Hedürfniss  nun  ist,  diese  Sletijikeit  als  voll- 
kommen  vorauszusetzen  ,  damit  dann  a.  wirklich  irgend  einen 
verschwindenden  Werth  ohne  weitere  Unterscheidung  exhibirt, 
zumal  die  verschiedenen  gleichrichtigen  Werthe  nur  insensibel 
dilTeriren.  Indem  man  die  Lage  /  («J  dann  wieder  auf  alle 
möglichen  Potenzgrade  bis  zu  dem  u*""  erhebt,  kann  das  Resul- 
tat nie  ein  anderes,  als  wieder  nur  eine  Lage  sein,  da  nur  die 
Grundgrösse,  keineswegs  aber  der  Organismus  der  Function 
dadurch  beeinllusst  wird.  Es  bleiltt  also  auch  /'  (^x.  //)  fortan 
nur  Lage  in  der  Ebene,  und  nur  iiire  Individualität  wird  unbe- 
stimmt, zumal  wenn  der  angewandten  Grösse  u  erlassen  wird, 
hei  ihrer  unendlichen  Grösse  bestimmt  zu  sein.  Vielleicht  wird 
man  hier  bemerken,  dass  dieses  Verfahren  zuletzt  darauf  beruht, 
Genaues  ungenau  zu  machen,  nachdem  man's  dem  Auge  des  Ver- 
standes  entzogen   hat:  aUcin  abgesehen  davon,  dass   hierwcgen 


104 

allein  iiocli  iiiclil  vdr.iuszusel/iCii  odei'  gar  ku  l)eliun|ileii  ist 
dass  dadurch  llicliliges  uiiriclilig"  werde,  wird  es  _<;ut  sein, 
wenn  diese  Ahleilung-  auf  einem  besseren  Wege  sich  wird  f'iil»- 
ren  lassen,  oder  wenn  der  oben  poslulirten  vollkommenen  Ste- 
tigkeit von  a  eine  daraus  folgende  Unrichtigkeit  nachgewiesen 
wird.  Vor  der  Hand  lässt  sich  die  Richtigkeit  der  (ileicliung  V. 
an  sehr  vielen  Fällen  controliren ,  nicht  nur  dort ,  wo  /3  =  o, 
2:r,  4;r,  Gti  ,  u.  s.  f.  bis  Sh/r,  sondern  auch  wenn  ß  —  n,  3  tt, 
5k,  u.  s.  f.  bis  (2//  +  !)  n  genommen  wird;  denn  dort  g;eht 
allzeit  die  Gleichung- II.,  hier  die  Gleichung  IV.  hervor.  Und  ein 
weiterer  bekräftigender  Umstand  ist  die  Natur  der  Sache,  die 
räumliche  Möglichkeit,  dass  die  Grundgrössc  der  Lage  nämlich 
Ö,  welche,  so  wie  sie  gegeben  ward,  eine  noch  mit  keiner  Be- 
zogenheit  behaftete  ,  kurz  absolute  Lage  ihrer  Ebene  darbot, 
auch  in  anderen  Lagen  erscheine.  Wenn  diess  so  an  sich  nur 
als  blosse  Möglichkeit  sich  erkennbar  macht,  so  zeigt  die  Glei- 
chung V.,  wie  diess  rechnungsmässig  ausgedrückt  werden  kann; 
denn  in  ihr  erscheint  die  Grundgrösse  nd  mit  der  Lage/"(|3) 
aflficirt,  die  denn  auch  hier  beliebig  sein  kann.  So  dass,  wenn 
auf  diese  Art  der  Winkel  oder  Boi^en  nd,  und  mit  ihm  die 
dadurch  bestimmte  Ebene  alle  Lagen,  denen  der  Anfangspunkt 
der  Grössen  sowie  jener  der  Bogen  g'emeiiischafllich  ist,  an- 
nehmen kann,  in  der  Fornj  V.  alle  möglichen  Lagen  im  Räume 
zusammengefasst  sind. 

Treffen  ferner  zwei  verschiedene  Lagefactoren  auf  dem  Weg' 
der  IMultiplication  zusammen,  z.  B.  /"(Ö)  mit  /"(ß) ,  so  kann 
man  zur  Erzielung'  des  einfachen  Resultates  die  Grundgrössen 
derselben  durch  ein  gemeinschaftliches  Mass  /j.  messen ,  w^o- 
durch  man  erhält  6  =  ni.p.  und  ß  —  n.jx;  dadurch  erhält  mau 
nach  III.  f(fJ)  =f(m /.)  =  f(;j.}  •»  ;  sowie  f  (.3)  =  /(n .a)  =  /•(/.)  ". 
Also  das  Product  f  {0)  .f(ß)  =  f(ix)  m  +  n  =  f  [(^m  +  n)ix)  = 
f[Q  +  ß].  Man  hat  also  die  Regel  \\.f{a},f(ß)  =  f  (cc  +  ß)  , 
mögen  a  und  ß  wie  gross  immer  sein. 

Und  auch  diese  Gleichung-  lässt  sich  nicht  bloss  für  abso- 
lute Werthe  a.  und  ß  behaupten,  sondern  auch  wenn  diese  bei- 
den Bogengrössen  in  ihrer  Lage  unterschieden  sind  ;  wie  durch 
die  Gleichung-  V.  sehr  leicht  vermittelt  werden  kann.  Multipli- 
cirl  man   nämlich   diese   mit  der   Form  /' (0)  "«  =/"(iy/ 0)  ,   so  hat 


105 

man  y.uerst  /"  (in  'j)  .  f  {n  0  f  ( ,3 )  )  -  /'  ( '))  "'  .  /"  (0)  "  i  (ß)  = 
/■(O) '"  +  "  t"(i5) ;  und  wenn  iiinn  m  +  nf\ß)  =  rf'{y)  setzt,  aiichwei- 
tcr/-(0)  m  +  n  1-  (ß)  =  /-(O )  r  f  (v)  =  /"(l-  0  /-(v))  =  /"  [m  ^J  +  «  ^VC.'^)  I  ? 
folglich  die  weitere Kei;,el  Vn./'(7wO)./"(nO/(,5))=/"[m 0  -f  7/0/"(,3 )  |. 
§.  9.  Es  kann  luininelir  nicht  zweifelhafi  sein  ,  welchen 
Einlluss  die  Uechnung-  entwickeln  niiiss,  un»  die  Lage  „als  be- 
sondere Grösse''  zu  beherrschen.  Soll  nüinlicii  die  Lage  in  einer 
Ebene,  wie  sie  durch  die  Cjlleichung  11.  gegeben  wird  ,  verän- 
dert werden  können,  so  niuss  bei  conslantem  Werlhe  9,  der 
Exponent  n  sich  ändern,  damit  die  resullante  Grundgrösse  eine 
andere  werde.  Die  Hedinünnü:  hierzu  ist  die  Mulliplication. 
Werilen  aber  Grössen  nuilti|)li(;irt,  so  ändert  sich  die  Grund- 
grösse  der  Lage  niilhin  auch  die  Lage  selbst  nur  a<lditiv.  Die 
Lage  wird  also  hier  additiv  durch  die  Mulliplication  afficirt; 
und  überhaupt,  sie  wird  durch  jede  Rechnungsoperation  in  an- 
derer Art  becinflusst ,  als  Grössen  die  nur  in  Beziehung  auf 
den  Zahlwerlh  deren  I'^inüusse  unterworfen  sind.  Der  relative 
Unterschied  des  Einllusses  der  Rechnung ,  einerseits  auf  den 
Betrag  der  Grössen  andererseits  auf  deren  Lage  besteht  aber 
in  Folgendem  :  Nennt  man,  nach  der  Cumulation  des  Grundak- 
tes der  Operation,  die  Summirung  das  erste  Stadium  der  Rech- 
nung, die  iMulliplication  das  zweite,  die  Poteir*  das  dritte  Sta- 
dium, so  ist  der  Einlluss  auf  die  Lage,  gegenüber  jenem  auf 
den  Betrag,  allzeit  um  Ein  Stadium  zurück.  Es  ist  jedoch  noth- 
wendiu:  dieses  nur  auf  einu-liedrige  Ausdrücke  zu  beziehen  und 
keineswegs  auf  Polynome  auszudehnen,  da  das  Verhalten  der 
letzteren  nicht  mehr  einfach,  also  keine  Grundart  des  besagten 
Verhältnisses  ist,  und  erst  später  zur  Sprache  kommen  kann. 
Soll  aber  weiter  die  Ebene  selbst  ihre  Lage  ändern,  so  niuss 
die  Rechnung  einen  Eintluss  entwickeln,  dem  nicht  der  Zahl- 
werth,  sondern  dem  die  Lage  des  Exponenten  (s.  Gl.  V.)  er- 
reichbar wird.  Die  Bedingung  hierzu  ist  ein  multiplicatives 
ZusammeutrelVen  solcher  Lagen  im  Exponenten,  die  von  /  (0) 
verschieden  sind.  Gesetzt,  diese  Bedingung  sei  crlVilII,  so  wird, 
wenn  man  die  Form  \.  /"  (0)  »  f  d^)  =  /(n^Ad^))  vor  Augen 
hat,  die  Lage  /(,3J  sich  ändern;  es  tritt  also  auch  die  Ebene 
von  wO  in  andere  und  andere  Lagen  ein.  Setzt  man  hinzu,  dass 
dieses  in  kleinen   Intervallen .  oder  völlii»'    steli«;-    und    suceessiv 


106 

gescliiclit,  so  gewinnt  man  iHc  DarstcHnni^  einer  in  Folge  der 
Ilecliniingsopcralion  sich  um  eine  Axe  umwälzenden  Ebene,  wel- 
che Axe  eben  die  absolute  Zahlenlinic  ist,  in  welcher  die  Null- 
punkte der  absoluten  Grössen  so  der  ersten  wie  der  zweiten 
Art  enthalten  sind. 

Weil  nun  diess  so  wie  überhaupt  alle  Einwirkungen  der 
Rechnung'  auf  die  Lage,  von  der  Function  /"(O)  abhängig  sind, 
so  wird  daran  gelegen  sein,  diese  in  ihrem  rechnungsgcmässen 
Organismus  zu  erkennen.  Bevor  jedoch  die  Aufsuchung  der  in- 
dividuellen Form  von  f(ß)  vorgenommen  wird,  ist  es  nothwen- 
dig,  den  historischen  Gesichts- und  Standpunkt  genau  festzu- 
stellen, von  welchem  aus  die  hier  geschehenden  Schritte  gelei- 
tet sind,  damit  auch  diejenige  Beziehung  klar  werden  mag ,  in 
welche  die  vorliegende  Arbeit  zu  dem  factischen  Zustande  der 
alten  und  neueren  Geometrie  sich  stellt. 


Zweites  Kapitel. 

Historische   Enlwickelung  der  Lagerechnung. 

§.  10.  Es  ist  Thatsache,  dass  leitende  Ideen  von  grossem 
Einflüsse  sind.  Die  Geschichte  einer  jeden  Wissenscliaft  hat  diess 
durch  Beispiele  nachgewiesen  und  so  zu  der  Erkenntniss  ge- 
führt, dass  mit  den  leitenden  Principien  selbst  ganze  wissen- 
schaftliche Systeme  stehen  und  fallen.  Ich  kann  daher  nicht 
umhin,  um  des  hier  verfolgten  Zweckes  willen  das  zum  Grunde 
liegende  leitende  Princip  in  seiner  Eigenthümlichkeit  aus  den 
Daten  der  Geschichte  zu  entwickeln  und  hierdurch  klar  vor 
Augen  zu  legen;  damit  auch  das,  was  sich  darauf  gründet, 
stehen  oder  fallen  möge  falls  es  durch  die  leitende  Idee  nicht 
gehalten  zu  werden  vermöchte.  Zwar  kann  gemachte  Erfahrung 
mich  besorgen  machen,  dass  die  gegenwärtige  Untersuchung 
nicht  im  Vorhinein  die  weitverbreiteten  gangbaren  Ansichten 
über  den  Höhepunkt  und  die  Vollkommenheit  der  gegenwärti- 
gen geometrischen  Analysis  zu  Bundesgenossen  haben  dürfte, 
da  der  Optimismus  dieser  Analysis  Vielen  unantastbar  erscheint; 
allein ,   wieviel    auch   eine    solche  Stimme    in  der  Thal  für  sich 


lOT 

hat,   die  Klemcnlo    iiiul    noweggrünile    <1a/iii    sind   von   Beliebig- 
sct/cii  und  blossem  Danirlialton  ni<hl   frei,   und  werden  die  Mög- 
liclikeil    von     Zusätzen     und     Kinscliränkungen    ausKuschliessen 
nicht   ini    Stande  sein.    Das    Wohl    der  Wissenscliaft    ist  sicher 
unrielili"-    und    eniiher/i"'    bedacht,    wenn    dem   Einzelnen  Kuii'e- 
niuthet  werden   wollte,   auf  einem    bereits   von  Anderen   eröll'ne- 
ten  und    von    Vielen    betreteneu    Wege    unbedingt    festzuhalten 
und   fort/iUii'chen.   ohne   auf  die   vorausiceii'anü'ene   Wahl    und   I'e- 
schalVenheit  dieses   Weges  selbst  mehr  zuri'iek   z,u   blicken.  Alan 
kann  das   indiflerente  lunlenken  in  solchen  Wes:  zwar  allerdin2:s 
populär  finden  und   bequem,   da  man   hier,   ohne    mit  Nothwen- 
diirkeit  die  Sorge  in   HetrelT    der  Gediegenheit  des  Planes  und 
der  Zulänglichkeit  des  Undv^ns,  welchen   er  in  Anspruch  nimmt, 
auf  sich  zu  haben,  sich    auf  die    Voraussetzung    der  diessfalls 
bereits  anderweitig'  geleisteten  Sache  verlassen,    und  um  so  zu- 
versichtlicher darüber    hinaus    fortschreiten  kann  ,  als  im  Falle 
wo  (Grundlage  und  Plan  Keime  zu   einer  wenngleich  erst  später 
hervortrct(Midcn    Unordnung   in  sich    trügen ,    die  Calamität  des 
Erfolges  höchstens  eine  allgemeine  Calamität    der  Wissenschaft 
wird,   die   kein   Einzelner  zu  tragen  oder  zu    verantworten  hat. 
Aber  eben  der  wahren  Wissenschaft  Interesse  wird  es  fordern, 
diese  Bequem li(;hkeit  und   Sicherheit  des  populären  Wesens  von 
der  genuinen  inneren  Wahrheit  und  Richtigkeit  der  Grundlegung 
zu  unterscheiden;  der  wahren  Wissenschaft  Interesse  wird  for- 
dern, dass  unbeachtet  gebliebene    Umstände  und    Gründe    nach- 
geholt und  zur    Geltung  gebracht  werden  ,  sei  es  selbst  unter 
Umständen,  dass  ein  Versuch  dieser  Art  keine  Stimme  für  sich 
hat,  ausser  seinem  baren  Gehalt.  Vor  dem  ernsten  Gerichte  der 
Zeit    kann    die    «leläufige    Gani>;barkeit    der    Urtheile    in    irgend 
einer  Zeit  keinen  zureichenden  Schulz  zu  Stande  brinffen.  Wäh- 
rend  der  Einzelne,  und  wäre   er  der  Zeitgeist  selbst,  nur  aus 
und  nach  Gesichtspunkten  seiner  Individualität  zu  urtheilen  ver- 
mag, lÜhrt  nur  die  Concurrenz     und  Succession  vieler  Urtheile 
unter  abiliessender  Zeit  den  Erfolg  mit  sich,  dass   was  an  den 
Partialurtheilcn   von  Präjudiz.   Einseitiiirkeit  oder  ffar  Ucbcrtrci- 
bung    und    Leidenschaft    hängt,  in  dem   Contlict  der  Sentenzen 
sich  paralisirt,  und  durch  ein  solches  Xullwerden  des  Un«>ülti- 
gen    ein    liest    herausgebildet    wird,   der,    glcichwiL*  der  Stein 


•4 


JOS 

«lui'ch    W()hIü,(*tr()nViie    Wt'g'scliairung    des    üehcrllüssigoii    unter 
der  Hand  dos  Meisters  7-uni    vollendeten  Bildniss  wird,   xulctz>t  > 

als  das  vollkommene  Urtheil  des  idealen  menschlichen  Geistes 
stehen  hleibt.  Der  Verstand  kann  nicht  umhin,  an  der  wirkli- 
chen Uebereinstimmung  des  Gedachten  sowohl  mit  sich  selbst 
als  auch  mit  den  letzten  nothwendigen  Voraussetzungen  davon 
seine  Befriedigung  zu  finden.  Allein  diese  setzt  immer  die  er- 
steren  voraus,  kann  ohne  sie  nicht  subsisliren  ,  es  wäre  denn, 
dass  sie  nur  Täuschung  ist,  die  über  kurz  oder  lang  der  Ein- 
sicht weichen  muss  5  wie  die  Geschichte  auch  Beispiele  solcher 
Art  tiufzuweisen  hat.  Täuschungen  können  zwar  sehr  tief  Wur- 
zel fassen,  so  lang  der  Verstand  nämlich  mit  der  Deutung  der 
Symptome  ihrer  wahren  Natur  nicht  im  Klaren  ist;  aber  sowie 
die  reine,  einfache  Wahrheit  ihn  zufrieden  zu  stellen,  vermögen 
sie  selbst  zur  Zeit  ihrer  ausgebreitetsten  Geltung  nicht.  Die 
Bahnen  der  Himmelskörper  sind  zwar  Ellipsen,  in  deren  Einem 
Brennpunkte  der  Centralkörper  sitzt ;  allein  der  andere  Brenn- 
punkt steht  auf  dem  Feld  der  Wissenschaft  dem  ersten  gleich, 
und  doch  steht  er  so  müssig  da,  ohne  einer  gleichen  Verwen- 
dunff  fdhiff  zu  sein.  Istdiess  das  Lebenszeichen  der  einfachkla- 
ren  Wahrheit,  oder  liegt  hier  ein  Syniptom  der  berührten  Art? 
Und  sieht  man  auf  die  Analysis  überhaupt,  die,  seit  sie  von 
Descartes  den  Lebenshauch  empfangen,  durch  ihren  grossarti- 
gen Bau  dem  Scharfsinn  zweier  Jahrhunderte  ein  Zeugniss  gibt, 
war  —  im  Lichte  besehen  —  nicht  schon  ihre  Genesis  von  sol- 
chen Symptomen  begleitet ,  zu  welcher  die  Fruchtbarkeit  des 
Bodens  seither  noch  neue  hinzugeliefert  hat?  Doch  nicht 
Symptome  von  Widerspruch  und  Unwahrheit  sind  es,  die  die 
Bildung  der  leitenden  Idee  hier  bedingen  oder  auch  nur  veran- 
lassen können;  sondern,  während  jene  aus  factischen  Ungewiss- 
heiten  auf  dem  Feld  der  vorhandenen  Systeme  hervorsteigen, 
hat  diese,  ohne  von  irgend  einem  vorhandenen  Systeme  abhän- 
iriff  zu  sein,  ihre  eiaene  Subsistenz,  deren  Individualität  sie  auf 
sogleich  nachfolgende  Art  wird  charakterisiren  lassen. 

§.  11.  Dass  der  Raum,  so  wie  er,  weil  die  Grössennatur 
führend,  zum  Object  einer  wissenschaftlichen  Bearbeitung  ge- 
eignet ist,  auch  dazu  genommen  worden,  das  hat  die  alte 
Geometrie    mit    der  neueren    gemein.    Das  Unterscheidemle  von 


100 

boidon  licfft  «'»'so  so  woll.  (»fr»'iil»;ir  nirlil  im  Oliicct.  soiulcrn  In 
der  Bt'liandluiiiisarl,  ilas  ist,  es  scliliossf  die  Melliode  die  rlia- 
rakterislisclie  Vcrscliiedonlicil  in  sich,  l'iii  den  Geist  der  Me- 
thode des  Allerthnms  vai  charalcterisiren ,  koninit  es  oflenhar 
nicht  auf  die  Einzelnheit  der  allen  Geonieter  an;  sie  WW  ar- 
beiteten, wie  die  Knt\vicklung\sireschi('hl(!  lehrt,  in  glciehem 
Geiste,  so  dass  das  Altertlinni  nur  l'An  System  darstellt  und 
kennt.  Ungeachtet  eine  iMehriieit  von  I\I(!lhoden  hier  ausj^e- 
schlosscn  ist,  so  sind  dennoch  die  Arten  der  in  dieser  Geo- 
metrie betrachteten  Dinj^e,  als  Sorten  von  räumlichen  Grössen 
so  vielerlei,  dass  es  nothwet'.dig"  wird,  daran  zu  denken,  wie 
jene  Einheit  sich  zu  dieser  Verschiedenheit  verhält.  Im  Gan- 
zen belrachtet  die  alte  Geometrie  mehrerlei  Arten  von  Grös- 
sen; denn  Körper  sind  olTenbar  Grössen,  und  als  solclie  der 
Art  nach,  nicht  einerlei  nut  Flächen,  und  diese  weiter  nicht 
einerlei  mit  Linien,  und  diese  alle  verschieden  von  VVinkel- 
grössen.  Sie  hat  demnach  zunächst  eine  Mehrheit  heterogener 
Objecte.  Dass  sie  solche  umfassen  konnte,  ist  nicht  unter  allen 
denkbaren  Umständen  gleich  möglich,  sondern  es  gibt  einen 
Umstand,  der  staltllndcn  muss ,  wenn  diese  Mehrheit  hetero- 
gener Objecte  mit  der  Vorstellung  eines  Systems  vereinbart 
werden  soll.  Dieser  als  wesentliche  Hedinirunü"  "cltende  Um- 
.stand  wird  auf  folgende  Art  klar  :  Ist  ein  Winkel  gegeben,  so 
liegt  an  ihm  eine  Grösse  vor,  deren  Existenz  dadurch  bedingt 
ist,  dass  zwei  von  einem  l'uncte  aus  auslauf(Mide  Linien  sich 
trennten.  Sie  sind  dadurch  in  l]e/.o<i"enheit  auf  einander  ffctre- 
ten  ,,und  haben  aufgehört  identisch  zu  seyn."  Beweis  davon 
ist  eben  der  entstandene  Winkel,  welcher  Null  werden  muss, 
wenn  Identität  wieder  eintreten  soll.  Es  ist  nun  zweierlei  möfi-- 
lieh:  ,, entweder  nämlich  die  Verschiedenheit  der  beiden  Grenz- 
linien eines  Winkels  in  der  Ilechnung  zu  unterdrücken;''  „oder 
aber  die  wohlbe«>-riindete  Unterschiedenheit  anzuerkennen."  ftei- 
des  hat  seine  besonderen  entscheidenden  Folgen.  Gesetzt,  man 
entschliesse  sich  zu  Ersteren»,  läugne  also  die  Verschiedenheit 
—  so  folgt  daraus  erstlich  ,  dass  die  beiden  Linien  nunmehr 
gleich-absolut  werden  müssen  ,  denn  sollten  sie  anders  als  ab- 
solut erscheinen,  würde  nach  dem  Grunde  davon  gefragt  wer- 
den, der  weil  er  nichts  als  eine  Divergenz  sein  könnte  ,  durch 


110 

die  Coiisoquonz  des  gefasslen  Entschlusses  allenthalben  für 
«ntcrdriickt  gelten  niuss.  Es  folgt  aber  auch  zweitens,  dass 
der  Winkel,  der  „nicht  mit  unterdriickt"  worden  ist,  nunmehr 
seine  ursprüngliche  Bestimmung,  die  qualitative  Verschiedenheit 
der  beiden  Schenkel  durch  ein  Ilechnungsobject,  denn  der 
Winkel  ist  als  Grösse  ein  solches,  zu  charakterisiren  ,  einge- 
büsst  hat  —  wesshalb  er  jetzt  als  eine  ausser  ihre  natürliche 
Bestimmung  versetzte  Grösse  isolirt  dasteht,  und  demzufolge 
gleichfalls  als  absolut  aufgenommen  werden  muss  ,  ohne  jenen 
Weg  mehr  in  die  Rechnung  finden  zu  können,  den  er  in  seiner 
natürlichen  Beziehung  gefunden  hätte.  Die  Möglichkeit  einer 
Rechnung  der  Lage  ist  dadurch  im  tiefsten   Grunde  erstickt. 

Es  ist  nunmehr  nichts  als  eine  consequente  Fortsetzung 
der  ersten  Folgerung,  dass  wenn  zwei  von  einem  Puncte  aus 
divergirende  Linien  gleichabsolut  sein  sollen,  es  dann  schon 
jede  zwei,  also  Alle  werden  sein  müssen.  Und  weiter:  Sind 
alle  von  einem  Puncte,  wie  die  Radien  eines  Kreises  und  einer 
Kugel  ausgehenden  geraden  Linien  gleich  absolut ,  so  ist  kein 
Grund  diess  nur  von  dem  Einen  Endpunct  einer  Linie  zu  be- 
haupten, und  so  werden  sie  auch  bei  allen  möglichen  Wieder- 
holungen und  bezogen  auf  alle  Raumorte  und  Umstände  gleich 
absolut  bleiben  müssen,  selbst  wenn  sie  gruppenweise  so  zusam- 
mentreiTen,  dass  sie  geschlossene  Raumfiguren  darstellen;  so 
treten  begrenzte  Flächen  als  besondere  absolute  Grössen ,  und 
treten  auch  von  Flächen  begrenzte  Körper  als  andere  absolute 
Grössen  auf.  Alles  unter  der  Einen  ausgesprochenen  Bedin- 
gung. Die  alte  Geometrie  ist  also,  weil  sie  die  Folgen  der  vor- 
ausgesetzten Unterdrückung  der  Verschiedenheit  der  Lage  voll- 
zählig entwickelt,  vom  Geiste  dieser  Bedingung  durchweht, 
und  ihre  Methode  besteht  im  kürzesten  Ausdruck  darin:  alle 
Raumlagen  streng  als  gleich -absolut  aufrecht  zu  halten.  Die 
doch  wirklich  existirenden  Relationen  von  vor-  und  rückwärts, 
von  rechts  und  links,  von  oben  und  unten  haben  dort  keine 
wissenschaftliche  Darstellung  gefunden;  aber  es  hängt  damit  auch 
zusammen  ,  dass  sie  die  aus  ihnen  hervorgehenden  gleichfalls 
entscheidenden  Folgen  nicht  vor  den  Verstand  bringen  konnten. 
Es  ist  nun  bei  den  Geometern  üblich,  Linien  und  Winkclgrös- 
scn ,    die  gleichabsolut,  obwohl  dabei   verschiedener  Lage,  die 


111 

jpddch  unoxliihfrt  hloiht.  ITilii*;-  sind,  oiuander  gloiclizuliallon, 
und  /.ur  An/.i'inun«;'  dessen,  roordinirl  /n  nennen.  In  diesem 
SpracligeluMucli  sind  denn  die  säniintlicheii  Uuiuaiagen  der 
allen  Geometrie  einander  coordinirt.  Wenn  man  diese  Coordi- 
natcn  zählt,  so  gibt  es  deren  unendlich  viel.  Aus  dem  oben 
beregten  («eiste  der  alten  (ieomeirie  ist  also  das  überall  zu 
Tage  liegende  Ciiarakleristicum  hervorgegangen ,  ,,dass  das 
System  des  Alterthums  das  der  unendlich  vielen  Coordina- 
tcn    war." 

§.  12.  Priift  man  dieses  System  dadurch  ,  dass  man  es 
auf  die  Natur  der  Hechnung  bezieht,  die  auch  negative  Grös- 
sen kennen  und  führen  will ,  so  fällt  alsbald  auf ,  dass  im 
Svstem  des  Alterthums  schon  eine  negative  Linie  nicht  möo- 
lieh  war  ;  da  auf  einer  und  derselben  Linie  diess-  und  jenseits 
des  Mittelpunctes  einer  Kugel  stets  ein  anderer  gleich  absolu- 
ter Radius  sich  fand  ,  dessen  Existenz  imr  dadurch  ihre  Inte- 
grität bewahren  konnte,  dass  ein  entgegengesetzter,  das  ist 
negativer  keine  Raumlage  zu  seiner  Verwendun<<-  übri"-  fand. 
Indem  dieses  wieder  von  allen  coexistirenden  Radien  auf  gleiche 
Weise  gilt,  deren  jeder  seinen  eigenen  entgegengesetzten  her- 
vorrief, aber  auch  eben  dadurch  auf  seiner  eigenen  Lage  mit 
einem  von  dem  absoluten  Geg'enmann  herrührenden  negativen  in 
den  gegenseitigen  V^ernichtungskampf  gerieth  ,  so  thut  sich  ein 
Aveiterer  die  Systemverfassung  bezeichnender  Umstand  hervor: 
„dass  diess  System ,  so  wie  es  die  negative  Grösse  aus  dem 
ganzen  Räume  ferne  hielt,  keine  Rechnung  zu  vertragen  fähig 
Avar,  die  auch  nur  zu  negativen  Grössen  führt."  ihm  mussten 
also  schon  negative  Grössen  unmöglich,  oder  wenn  man  will, 
eingebildet  sein.  Wie  denn  das  Altorthum  auch  in  der  That  keine 
Kenntniss  davon  besass.  Es  konnte  dieselben  auf  dem  Gebiete 
der  Geometrie  nicht  finden,  wegen  des  Geistes,  in  dem  dieselbe 
betrieben  ward;  es  konnte  dieselben  aber  auch  auf  dem  Felde 
der  Rechnung*  nicht  entdecken,  weil  auf  diesem  Felde  gar  nicht 
gesucht  worden  ist,"  Sowie  die  Rechnung  im  Alterthume  der 
Geometrie  gegenüber  stand,  wurde  alle  Ausbildung  ausschlies- 
send  der  letztern  zu  Theil ,  so  dass  sie  demzufolge  den  ent- 
schiedenen V^orrang  vor  der  ersteren  hatte,  als  welche  nicht  so 
weit    noch    gelangt    war  ,    um    für    den    Ausdruck    individueller 


112 

Zahloii  Zeichen  zu  besitzen,  die  von  einem  ans  der  Zahlnatiir 
hcrvori'elieuilen  («eselze  l)e!ierrscht  wären.  Zwar,  die  Pyllia- 
<:,oräer  halten  viel  mit  Zahlen  zu  thun  ,  allein  anstatt  darin  den 
l'ormalen  Ausdruck  der  sich  wiederholenden  Operation  des 
Setzens  zu  erblieken,  setzten  sie  darin  (Jeheimnisse  voraus,  die 
ihnen  im  verworrenen  Zusammenhange  mit  dem  Sein  der  Dinge 
erschienen  sind.  Wäre  der  Zahl  ihr  rein  formaler  Charakter 
vindicirt  worden,  so  hätte  seine  einfache  Klarheit  den  Platz 
jener  Geheimnisse  eingenommen,  und  hätte  schon  das  Alterthum 
sich  der  ftlittel  bemächtigt,  um  Fragen  erledigen  zu  können, 
die  selbst  jetzt  noch  offen  stehen.  Indess  der  factische  Zusttind 
zeigt,  dass  es  der  Zahl  nicht  bloss  am  entsprechenden  Aus- 
druck gefehlt  hat  —  man  weiss,  wie  viel  Mühe  die  Alten,  z.  B. 
Arehim  ed  ,  nöthig  hatten  ,  um  eine  sehr  grosse  Zahl  darzustel- 
len —  sondern  selbst  an  einem  bestimmten  Begrift\  Erst  nach- 
dem seit  Apollonius  von  Pergä  die  alte  Geometrie  auf  ihrer 
Höhe  stehen  geblieben  war,  kam,  aber  freilich  erst  viel  später, 
die  Reihe  der  Ausbildung  an  die  Rechnung,  die  nachdem  sie 
durch  die  Araber  gepflegt  worden,  vom  zehnten  christlichen  Jahr- 
hundert an  bekanntlich  durch  die  Araber  in  Europa  Eingang  gefun- 
den hat.  Vor  Allem  musste  aber,  wie  die  Geschichte  lehrt,  die  ara- 
bische Zahlenbezeichnung  und  dekadische  Zählung  mit  den  damali- 
gen  Zählungsmethoden  und  Bezeichnungen  der  Zahlen  durch  Marken 
auf  und  zwischen  parallelen  Linien  in  Concurrenz  treten  und  sich 
gegen  dieselben  behaupten,  die  Rechnung  selbst  aber  mit  der  Be- 
gründung der  ersten  oder  sogenannten  Grundoperationen  beginnen 
—  ehe  es  dahin  kam,  dassStifel's  Arithmetica  integra  Begrift'e 
von  Logarithmen  und  Binomialcoefticienten anregen  konnte.  Nach- 
dem um  1550  P.  Rani  us  (Pierre  de  la  Ramee)  schon  die  Dezimal- 
rechnung der  Bruchzahlen  gelehrt  hatte,  schritt  man  bald  nach 
1600  zur  Berechnung  der  Logarithmen  fort.  Alles  dieses  war 
aber  nur  eine  durch  die  Umstände  gegebene,  gewissermassen 
instinktgemässe  Ausbildung,  auf  einem  Boden  und  einer  Rich- 
tung, deren  die  Zeit  sich  nicht  scheint  bewusst  gewesen  zu 
sein.  Denn  es  erhellet  nicht,  dass  man  nach  dem  Verhältnisse 
der  gleichfalls  von  den  Arabern  überkommenen  Algebra  einer- 
seits zur  Arithmetik,  andererseits  zur  Geometrie  gefragt  hätte;  ja 
es  erhellet  selbst   nicht,  ob  hier  Verschiedenheit   oder  Identität 


113 

vorausofsotzt  war.  Und  doch  liängt  so  Vieles  davon  ab. 
Nur  dunkle  unheslimnite  Zweifel  haben  sich  gellend  ge- 
macht und  '/.ulet/-l  ein  llesullat  iiervorgelriehen ,  dem  so  viel 
Bewunderun«;-  damals  und  seither  z,ii  Theil  geworden  ist, 
dass  man  darum  Anstund  nahm,  es  auf  seinen  Werth  zu  prü- 
fen. Es  ist  aber  nothwendig  hierauf  näher  einzugehen,  da- 
mit wie  es  vorhin  hiess ,  der  idealisirte  Versland  seine  (ierech- 
tigkeit  übe. 

§.   13.   Mit  der  Arithmetik  war  auch  die  Algebra  erstarkt; 
und  kaum   hat    sie    das   Zunehmen   ihrer  Kräfte  wahrgenommen, 
so  fing  sie  auch  alsbald  an,    sich    mit    der   allen  Geometrie  /u 
messen.   Es  war  zwar  alle  die   verilossenen  Jahrhunderte  durch 
nicht  klar,  auf  welcliem   Boden,  aus  welchem   (irunde  ,   und  zu 
welchem  Zwecke  Alj:;ebra    und  Geometrie   einander  beffesnelen : 
aber  kurz   —  es  kam  einmal    factisch   und    unhintertreiblich  zu 
dieser  Begegnung.    Es    entspann    sich  unversehends   ein  gegen- 
seitiger Commerz  von    beiden  :     es    wurden    nämlich    Aufgaben 
der  Geometrie    durch  Algebra  ,  und  hinwiederum  Aufgaben  der 
Algebra    durch    Geometrie    gelöst.     So     suchte    nämlich    schon 
Cavaleri    (gest.    1647)    den   Inlialt   von    Flächen    und    soliden 
Körpern   mittelst  Summirung  von  arithmetischen  Reihen  zu   er- 
mitteln,   welche    Methode  nach    ihm  von    Fe r mal  und  Wallis 
noch    ausführlicher    angewendet    worden    ist;    während  auf  der 
andern     Seite     algebraische    Gleichungen     durch     geometrische 
Zeichnung  oder  Construction  gelöset  wurden.   Und  von  dort  an, 
wo  diese  zwei  verschiedenen  Kräfte,  Algebra  nämlich  und  Geo- 
metrie   in    demselben  Gebiete    —    dem   Baume    —    aufeinander 
trafen ,    bereitete    sich    ein    charakteristischer    Kampf   zwischen 
beiden  vor,   dem   es  auch   an  merkwürdigen  Niederlaii'en  sammt 
den  Folgen   davon  nicht  fehlt.  Wir  sahen  nämlich  die  Geometrie 
mit  einer  entschiedenen  Ucberlegenheit,  ja  mit  der  vollen  Allein- 
heri'schaft    im    Baume,    aus    dem    Alterthum    herübertrelen,    so 
dass  vor  ihr    die  Algebra    vollends    verschwand.    Nun  aber  ist 
diese  gross  gewachsen  ,    und  kündigt  sich  ihr  sofort  als   Riva- 
lin an.  Die  Uebersicht  über  den   Verlauf  des  gegenseitigen   Be- 
nehmens   ist    von    dem    grössten    Belange.    Die    erste    Art    des 
ZusammentrelTens,   wo   nämlich  die  Rechnung  geometrische  Auf- 
gaben lösen  half,  schlug  fast  niemals  fehl  und  gab  eine  grosse 

IV.   Heft.    Sit/.b.   d.   inathem.    natiirw.   Cl.  ö 


Anstelligkeit  des  algchrnisclicn  Calcüls  kund  ,  wenn  es  darauf 
ankam,  die  Belräge  der  j^eonictrischcn  Grössen  durch  ihre  be- 
dingenden Momente  zu  beherrschen.  Man  fand  sogleich,  die 
Rechnung  müsste  zur  Erzielung  gar  mannigfacher  geometri- 
scher Leistungen  ein  trefllicher  Bundesgenosse  sein.  Die  Be- 
o-eo-nunff  der  anderen  Art  hinfielen,  wo  Aufgaben  der  Rech- 
nung  sollten  geometrisch  gelöset  werden ,  Hess  die  friedliche 
Uebereinstimmung  beider  nicht  lange  unverletzt  bestehen.  Die 
Algebra  forderte ,  dass  allen  aus  der  Rechnung  sich  ergeben- 
den Bestimmungen  und  Umständen  der  Lösung,  durchgreifend 
genaue  räunjliche  Verwendung  gegeben  werde  —  die  Geometrie 
aber  war  kaum  im  vStande ,  auf  vereinzelten,  künstlichen  We- 
gen auch  nur  den  Quantitäten  zu  entsprechen.  So  z.  B.  ist 
aus  den  Eigenschaften    eines  Kreises    bekannt,    dass    die  Glei- 

7^ 


chung  Ak.Bk  ^=  mk .  nk  besteht,  wel- 


che  mittelst    s„ ,       ,    und   <     ,  uber- 

{B  k  =  b  im  k=  c 

geht  in  a.  b  =  x  (^c  +  xJoAevx^  +  cx  —  ah\ 
woraus  ar=—^  +  A/ll    +    aö     erfolgt. 

Diess  ist  die  algebraische  Lösung  der 
Gleichung  x^  +  ex  —  ab  =  o  nach  der  Grösse  or ,  welche 
otVenbar  fordert ,  dass  x  zwei  Werthe  haben  soll.  Diese  zwei 
Werthe  sollen  verschieden  sein,   und  zwar  so  wie  diess  das  Vor- 


zeichen der  Wurzelgrösse  Y/£Jl_i_ß^  bedingt;  woraus  man 
erkennt,  dass  nicht  nur  die  Zahlwerthe  verschieden  sind,  son- 
dern auch,  dass  während  der  Eine  (wegen  Y/£J^+  ^J^l/JLI 

positiv  sein  muss,  der  Andere  negativ  erscheint.  Die  Geometrie 
soll  nun  diesen  Unterschied  sowohl  im  Zahlwerthe  als  in 
dem  durch  das  Vorzeichen  bedingten  Gegensatz  ersichtlich 
machen.  Allein  der  Zeichnung,  aus  welcher  die  Gleichung 
folgte,  entspricht  nur  der  positive  Werth  x  =  km.  Sucht 
man  auch  dem  negativen  Raum  zu  verschaffen  ,  so  wird  höch- 
stens möglich,  unter  der  neuen  Voraussetzung,  dass  kn  =  x 
sei    mithin    die    Gleichung    sich    in    x (^x  —  c}  =  aö,    das    ist 

x^- — ex  —  ah  =  o  verwandle,    als  Lösung  <a?  =  r +.1/ — +  ub 


115 

zu  erhalfen,  worin  der  obere  Wertli,  der  znni  Orle  n  wirk- 
lich |»asst,  der  ne^^ative  des  früheren  Falles  ist.  Allein  in- 
dem dieser  negative  Werfh  hierdurch  einigen  Sinn  gewinnl, 
so  nuiss  auflallen,  dass  diess  wieder  nur  auf  Kosten  des  andrrn 
möglich  war  ,  der  nun  wieder  seinerseits  keine  Verwendung 
hat.  Wird  hier  wolil  der  Uelalioii  des  Positiv-  und  \egativ- 
sein  irgend  befriedigende  Aufklärang  zu  Theil ,  oder  ist  die- 
selbe vielmehr  schon  im  vorhinein  gar  nicht  möglich,  weil  so- 
wohl a  und  h,  als  auch  c  positiv  auftreten,  ungeachtet  sie  ver- 
schiedene Lagen  haben.  Ks  lässt  sich  in  der  Tliat  durch  »ar 
nichts  begründen,  dass  das  positiv  ausfallende  x  die  Lage 
von  c  und  nicht  die  von  b  oder  a  haben  müsste,  so  wie  auch 
umgekehrt,  dass  es  längs  h  oder  a  fallen  müsste  und  nicht 
auf  c.  Und  bedenkt  man ,  dass  die  Divergenz  der  Lagen  von 
b  und  c,  sowie  auch  der  Ort  k  auf  keine  Art  dergestallt  deter- 
minirt  sind,  um  nicht  insgesammt  verschoben  werden  zu  kön- 
nen, so  geht  hervor,  dass  es  dieser  Geometrie  nicht  möglich 
ist,  irgend  eine  Lage  als  ausschliessend  possitiv  zu  fixiren. 
Und  eben  darum  kann  auch  die  ihr  entgegengesetzte  oder  ne- 
gative keine  Bestimmtheit  gewinnen.  Solche  Fälle  hal)(Mi  ,  je 
häuilger  sie  wurden,  der  Veteranin  desto  grössere  Verlegen- 
heiten bereitet,  je  mehr  zu  sehen  war,  dass  die  Rechnung  un- 
beugsam allzeit  Eines  Sinnes  ist,  dass  sie  von  der  räumlichen 
Verwendung  aller  ihrer  Grössen  ,  welche  bei  höheren  Polenz- 
ffraden  durch  Wurzelausziehung  aus  ihnen  schaarenweise  her- 
vorbrechen,  niemals  ablassen  wird,  während  die  (ieometrie  sich 
bewusst  sein  müsste  ,  dass  ihr  schon  eine  negative  Grösse 
etwas  imaginäres  war.  Der  bis  auf  den  Grund  gehende  Zwie- 
spalt zwischen  beiden,  und  aber  aucl»  die  leidige  Unmöglichkeit 
einer  je  mehr  herzustellenden  Uebereinstimmung  lag  als  olVenc 
Thatsache  vor.  Wie  sehr  auch  die  Geometer  sich  abmühen 
mochten,  es  zu  einer  Vereiniü-unu;  der  Rivalen  zu  brini>en  — 
die  Rechnung  grill'  mit  einer  Consequenz  und  Fntschiedenheit 
durch,  dass  man  nicht  umhin  konnte,  sie  eben  darum  werthzu- 
schätzen  und  in  dieser  wohlgeordneten  Kraftäusserung  ein 
noch  nicht  gehabtes  Instrument  zu  erkennen,  wenn  es  darauf 
ankam ,  irgend  widers|)ruchlose  Resultate  zu  entwickeln.  So 
wendeten   sich    die   Iloll'nungen   und  Krwartungen   der'  Denker  in 

8  ^ 


110 

Masse  der  RcchiiuHS;  zu,  wälircnd  die  Goonictrie  mit  dem 
gebrochenen  IJewusstseyn  verlassen  wurde ,  und  so  tra- 
ten Euklid,  Apollonius  und  A  r  c  h  i  m  e  d  in  den  Hin- 
tergrund. 

§.  14.  Indem  die  allgemeine  Ansicht  diese  Richtung  ge- 
nommen hatte,  war  die  Niederlage  der  alten  Geometrie  ent- 
schieden. Nichtsdestoweniger  Hess  die  Rechnun":  sich  die  ein- 
mal  versuchte  Reherrschung  des  Raumes  nicht  mehr  nehmen; 
—  es  wurde  auch  fernerhin  in  Anwendungen  auf  den  Raum 
gerechnet ;  allein ,  anstatt  vor  der  schon  organisirten  alten 
Geometrie  ausgehend ,  die  Rechnung  mit  üir  zum  Einklang 
bringen  zu  wollen,  wurden  nunmehr  geradezu  umgekehrt,  die 
Raumzeichnungen  abhängig  von  der  Rechnung  bestimmt.  Hier- 
durch war  thatsächlich  der  Primat  der  Rechnung  vor  der  alten 
Geometrie  auf  der  Raumunterlage  in  Vollzug  gekommen ,  und 
von  da  an  hat  bis  jetzt  die  Rechnung  im  Raum  und  seiner 
Analyse  die  Oberhand. 

Die  Bezeichnung  der  Grössen  mit  Plus  und  Minus  wurde 
jetzt  der  alten  Geometrie  zum  Trotz  als  Grundlage  angenom- 
men, es  wurden  solche  Grössen  in  Functionen  verknüpft ,  und 
das  was  die  Rechnung  aus  ihnen  hervortrieb  ,  als  massgebend 
für  die  neuere  Geometrie,  als  deren  eigentlicher  Gehalt  aufge- 
stellt. Es  wurde  der  Raum  als  völli"*  unbearbeitet  gesetzt  und 
vorgenommen,  und  was  in  ihm  erscheinen,  in  ihn  gezeichnet 
werden  sollte ,  rein  von  der  Rechnung  erwartet.  Und  so  hat 
eine  selbstständige  neuere  Geometrie  in  den  dargelegten  Um- 
ständen den  Anlass  zur  Entstehung,  und  in  dem  erfindenden 
Scharfsinn  ihrer  Begründer  ilire  Organisirung  gefunden.  Es 
liegt  nunmehr  auch  noch  daran,  den  Organismus  dieses  neueren 
Systems  seinem  Charakter  nach  kennen  zu  lernen,  um  in  der  Lage 
zu  sein,  sowohl  eine  Vergleichung  mit  dem  alten  Systeme  an- 
stellen zu  können,  als  auch  die  Bedeutung  der  bereits  ge- 
machten Erfahrungen  des  neueren  Systems  im  Lichte  zu  er- 
blicken. Ich  halte  es  für  nothwendig,  hier  an  jenen  Scheideweg 
zu  erinnern,  der  im  §.  11  vor  Augen  gelegt  worden  ist,  da 
es  nämlich  aufgegeben  war,  in  der  Alternative  zwischen  Ver- 
werfung oder  Anerkennung   der    Unterschiedenheit     der    beiden 


117 

Linien,  die  einen  Winkel  ein.sclilie.ssen ,  zu  wählen.  Die  nite 
Wisseiischnl'l  hatte  zur  IJasis  die  Verwerlunii;  der  Unterschieden- 
heit.  Indem  die  neuere  Geometrie  von  der  Grundlegung-  der 
alten  ahüegangen  ist,  hat  sie  dadurch  an  den  Tag  gelegt,  dass 
sie  auf  jenem  Seheidewege  zu  der  andern  Alternativen  gehe. 
Indem  al.so  auch  die  Erörterung  von  jetzt  an  ehcn  dahin  über- 
geht, wird  es  die  weitere  Frage  sein:  Oh  der  Geist  dieser 
andern  Alternativen,  als  welche  in  der  Anerkennung  jener  IJn- 
terschiedenheit  besteht,  in  der  neueren  Geometrie  die  Geltung 
wirklicii  erlangt  hat,  zu  welcher  die  Uichlung*  genommen 
worden  ist. 

Jij.  15.  Nachdem  durch  Descartes  Geometrie  vom  Jahre 
1087  die  neue  IJalin  gebrochen  war,  indem  er  namentlich  in 
der  H.  Abtheilun""  des  ü'enannten  Wcrkchens  den  "anz  neuen 
Versuch  gethan :  die  Natur  aller  ebenen  Curven  durch  eine 
charakteristisch  sogenannte  algebraische  Gleichung  zwischen 
zwei  (irössen  darzustellen,  die  als  Coordinaten  gleichabsolut 
aber  auf  einander  senkrecht  sind,  so  lenkten  alsbald  alle  Rech- 
ner in  diese  neue  Laulbahn  ein  ,  und  es  sind  die  Fragen  über 
Berühruiigen ,  grösste  und  kleinste  Ordinalen,  llectiflcationen 
Quadraturen  der  Curven  und  ähnliche  Probleme,  wie  man  weiss, 
die  interessantesten  geworden,  und  denselben  war  es  sogar 
beschieden,  die  (ieburlsställe  einer  neuen  Rechnungsart  zu 
werden,  die  sich  zu  einer  merkwürdigen  Brauchbarkeit  an- 
stellig zu  zeigen  begann,  nämlich  des  Diirerenzen-  und  Difle- 
rcnzialcalcüls.  Mit  der  Ableitung  und  Fntwickelung*  von  ebenen 
Curven  aus  algebraischen  Gleichungen,  war  auch  Format 
neben  Descartes  aufgetreten  und  so  concentrirte  sich  ge- 
raume Zeit  aller  Scharfsinn  in  der  Analyse  der  ebenen  krum- 
men  Linien,  bis  endlich  Clairaut  im  .lalire  1732  der  Krste 
den  Lebergang  zu  Curven  von  doppelter  Krümmung  gemacht, 
und  so  den  Raum  erschöpft,  mithin  das  System  vollendet  hat. 
Er  drückt,  wie  bekannt  die  Natur  dieser  Curven  durch  Glei- 
chungen zwischen  drei  Coordinaten  aus.  Das  System  ruht  also 
auf  einer  dreifachen  Wiederholung  von  +  und  —  ,  wie  dies 
zur  Erschöpfung  des  Raumes  unumgänglich  schien ,  und  cha- 
raklerisirt  sich  demnach  dadurdi  ,  dass  zu  seiner  Verfassung- 
nur  drei   Richtungen    verwendet  sind  ,     die    als  gleichursprüng- 


118 

licli  txler  ahsolul,  til.so  einander  glcieligeltcnd  ,  das  ist  coordi- 
iiirt  belraclitet  werden.  Während  das  alte  System  unendlich 
viele  Coordinaten  zählte  ,  zählt  dieses  drei.  Fragt  n»an  nun, 
wclehe  Fortschrillshewegiing  die  Geometrie  gethan.  da  sie  vom 
alten  System  zum  neueren  überging ,  so  liegt  es  nunmehr  auf 
flacher  Hand  :  es  geschah  der  Uebergang  in  der  Grundlegung 
von  unendlich  vielen  in  die  Verfassung  aufgenommenen  Coordi- 
naten zu  dreien  —  (ein  analoger  Uebergang  mit  jenen,  wo  ein 
Staat  von  der  reinen  Demokratie  übergeht  zum  Trium- 
virat}. 

Die  Richtung  des  Fortschrittes  ist  hierin  also  mit  Bestimmt- 
heit ausgesprochen,  sie  zeigt  nämlich  an  und  geht  den  Weg 
der  Coordinaten-Verminderunff.    Und    kommt  ferner  noch  hinzu, 


"O 


dass  noch  heute  die  Wissenschaft  auf  dem  Boden  des  Drei- 
Coordinatensystems  steht,  so  liegt  der  übrige  noch  mögliche 
Schritt  klar  vor  Augen.  Es  ist  nämlich  noch  die  Möglichkeit 
übrig,  nur  Eine  Einzige  absolute  Richtung  zur  Grundlage  zu 
nehmen.  (Dieses  wäre  wieder  analog  dem  Uebergang  vom 
Triumvirat  zur  Monarchie).  Die  Möglichkeit  eines  solchen 
Schrittes  hat  demnach  für  aufgezeigt  zu  gelten,  und  zwar  wie 
gesehen  worden  nicht  nur  historisch,  sondern,  wenn  man  auf 
die  Eigenschaften  der  anfangs  betrachteten  Function  /"  (9) 
sieht,  auch  algebraisch,  oder  dem  Gehalte  nach  .  .  Nach  die- 
sem wird  über  die  leitende  Idee  der  vorliegenden  Arbeit  kein 
Zweifel  übrig  bleiben  können;  es  hat  nämlich  die  zweite  der 
im  §.  11  ausgesprochenen  Alternativen,  wie  erklärt  worden 
ist,  den  Umstand  für  sich:  dass  sie  allein  es  ist,  bei  welcher 
eine  Rechnung  der  Lage  wenigstens  nicht  schon  im  tiefsten 
Grunde  erstickt  wird;  dabei  ist  auf  dem  Boden  dieser  Alter- 
nativen bloss  ein  Drei-Coordinatensystem  entstanden,  welches 
einerseits  eine  Rechnung  der  Lage  noch  nicht  ergeben, 
andererseits  aber  den  so  eben  angekündigten  Fortschritt 
noch  übrig  gelassen  hat,  „und  dem,  in  der  Aussicht,  dass 
er  mit  der  Begründung  einer  Lagerrechnung  im  engsten 
Zusammenhange  stehen  müsse ,  zu  thun ,  ist  Ziel  dieser 
Arbeit." 

Es     kommt     nur     noch     zu      fragen  :      ob     dieser     vorbe- 
reitete    Schritt     auch    durch    ein     auf     der     Natur     des    Drei- 


Coordlualen    -    Systems       beniluMulos       Ilodürfniss      «^jegrüiidcl 
wird. 

§.  1(J.  Auch  auf  dieser  Seite  liisst  siel»  das  BcdiirCniss 
hierzu  in  iiiaiiiiijifaclier  Gestalt  soiiar  hislorisch- llialsäelilicli 
erweisen.  Das  neuere  System  hat  nämlich  zwar  unstreitii;"  jeder 
von  ihm  abhiin<2i"en  Wissenschaft  i>:rossen  Vorschuh  geleistet: 
so  muss  ihm,  um  nur  heispielsweise  zu  reden,  afs  ein  wichti- 
ges Verdienst  verdanket  werden,  dass  es  kraft  der  Rechnung', 
die  in  ihm  massgebend  ist,  die  Resultate  erzielet  hat,  wodurch 
sich  die  neuere  Astronomie  überhaupt,  die  neuere  Mechanik 
und  Physik  bereichert  erkennt;  aMoin  alles  dieses  vermag  nicht, 
vergessen  zu  machen:  dass  es  ja  die  Gesetze  der  Rechnung 
nur  sind,  denen  die  leistende  Kraft  innewohnt,  also  das  System, 
soweit  mit  dem  freniden  Federn  ireschmückten  Vo!"el  "leich 
dasteht,  und  dass  man  mit  Bedacht  fragen  kann:  Ob  das 
Coordinatengerüst  des  Systems  den  Aeusserungen  dieser  Kraft 
nicht  etwa,  gleichwie  das  alte,  Abbruch  thut.  Würde  solches 
sich  als  Thatsache  aufzeigen  lassen,  dann  würde  man  minde- 
stens sagen  können,  das  System  streite  mit  sich  selbst,  die 
Fortschrittsbewegung  sei  noch  nicht  an  dem  rechten  l*uncte, 
noch  nicht  am  Ziele  angelangt ,  und  es  ergäbe  sich  ein  ße- 
dürfniss  zu  dem  vorgedaehten  Schritt.  Der  Organismus  des 
Systems  widerspricht  aber  wirklich  den  Gesetzen  des  Calcüls. 
Denn,  indem  das  System  nur  Plus  und  Minus  kennt  und  ver- 
trägt, bringt  die  Rechnung  auch  die  Form    y — 1     hervor;    zu 

geschweigen,  dass  sie  auch  zu  |/  —  1  u.  a.  führen  kann.  In- 
dem aber  der  Primat  der  Rechnung  vor  der  geometrischen 
Grundlage  in  diesem  Systenie  zur  bislorischen  Thatsache  ge- 
worden ist,  weil  dasselbe  von  Descartes  eben  auf  dieser 
durcli  die  Gesciiichte  ins  klare  Licht  getretenen  Basis  gebaut 
wurde,  so  ist  es  widersprechend,  wenn  das  System  die  imaginäre 
Form  |/  —  1    nicht    etabliren    kann.     >N  ird    diese    aber    etablirt, 


-<d 


und  zwar  wie   die  Rechnung  erheischt  im  Sinne  j/  —  1 

wie  oben  gesehen  worden,  so  ist  es  abermals  widersprechend, 
dass  auf  den  Linien  B  und  />,  die  imaginäre  Form  theiis  mit 
einer  positiven,    theiis    mit    einer    negativen  Grösse    iusammeii 


120 

goCülii'l  wird :  Da  sie  hier  einander  gegenseitig  delogiren  ,  in- 
dem nur  Eine  den  Platz  hehanpten  kann.  In  solelieni  Falle  je- 
doch, wo  wie  hier,  eine  Ilaunianweisnng  nach  algehraischeni 
Gesetze  mit  einer  von  blosser  Willkür  herrührenden  in  Colli- 
sion  geräth,  kann  der  Ausweg  nicht  zweifelhaft  sein ;  es  niuss 
g-egenüher  dem  Gesetze,  die  Fiction  verschwinden,  weil  diess 
die  Bedingung"  ist,  unter  welcher  allein  das  anerkannte  Gesetz 
zur  Geltung  und  durchgreifende  Consequenz  zur  Verwirkli- 
chung kommt.  Auf  den  speciellen  Fall  f  (n)  =  —  1  aber  ge- 
sehen ,  so  muss  man  inne  werden,  dass  dieser  in  dem  System 
wirklich  zugelassen  ist,  —  denn  negative  Coordinaten  sind 
darin.  Beides  zusammenfassend,  muss  man  zu  der  Erkenutniss 
kommen:  dass  in  diesem  Systeme  die  zweite  im  §.11  hervor- 
gehobene Alternative  weder  ^eläugnet,  noch  vollzogen  ist. 
Soweit  bleibt  hier  der  system- bauende  Scharfsinn  auf  halbem 
Wege  stehen ;  es  liegt  darin  etwas  Anlage  zum  Guten ,  aber 
nichtsdestoweniger  herrscht  auch  Neigung  zum  Rückfall  vor, 
und  die  Wissenschaft  im  Ganzen  erscheint,  in  einem  solchen 
Zustande  der  Lähmung- ,  als  ob  sie  eine  Erbsünde  trüge.  Mö- 
gen die  durch  Fiction  aufgestclltcu  Coordinaten  eine  wie  im- 
mer gewählte  Lage  haben,  das  heisst :  mögen  dieselben  ortho- 
gonal sein  oder  schief;  der  Widerstand,  den  sie  dem  algebrai- 
schen Gesetze  entgegenstellen,  ist  seiner  innern  Natur  nach 
kein  anderer,  als  jener  war,  mit  dem  das  algebraische  Gesetz 
gegenüber  der  Geometrie  des  Alterthums  zu  kämpfen  hatte. 
Denn ,  man  kann  nicht  bloss  die  Wahrnehmung  machen ,  dass 
die  Formen  |/ —  1  in  allen  Fällen,  wo  sie  vorkommt,  vom 
Eintritt  in  das  System  ausgeschlossen  wird ,  sondern  auch 
Fälle  sogar  zeigen  ,  wo  selbst  die  negative  Form  etwas  Un- 
mögliches ist.  Um  Letzteres  zu  sehen ,  braucht  man  nur  den 
Krümmungsradius  irgend  einer  Curve  zu  rechneu,  so  tritt  der- 
selbe mit  dem  Vorzeichen  +^  auf,  um  die  Erfahrung  herbei- 
zuluhreu,  dass  nur  der  positive  Werth  einen  Sinn  hat  und 
verwendbar  isl,  während  —  den  Zufall  ausgenommen,  der  am 
Wendepuükt  zwischen  Convexilät  und  Concavität  sich  insinuirt 
—  zwischen  der  ganzen  andern  Hälfte  des  Ilesultats  und  dem 
System  die  Frage  auf  Sein  und  Aichtsein  geht.  Dessgieichen 
findet    Statt,    wenn  aus    den    Coordinaten    eines    Ilaumorts    der 


121 

lladiiisvector,  einfaehcii  Falles  iii  der  Form  r- ^  x- + //" -h  o-  ge- 
geben wird,  woraus  i^lelclifalls  r  zweiwertliii;'  Coi^l.  IJedenkt 
man  iiocii ,  dass  /•  liiVr  und  dort  Kwciwertliii;'  hervorgeht,  mögen 
die  Coordinat(!n ,  welcliem  ()r(e  immer  zugehörcn,  oder  mögen 
die  verschiedensten  ahsoliiten  Werlhe  dersell)en,  bei  ihrer  In- 
dej)cn<l(Mi'A,  wie  immer  mit  -+-  und  —  verbunden  seyn  ;  so  setzt 
sieh  dieser  positive  Vcctor  ganz-  naeli  Art  und  Geist  der  allen 
Geometrie  in  allen  Uaumlagen  fest,  so  dass  in  Beziehung  auf 
ihn  das  Vorzeiclien  „ — "  aus  dem  ganzen  Räume  hinausgewie- 
sen wird,  mithin  in  dieser  IJeziehung  die  negative  Grösse 
unnjöglich  crsciieint.  Das  neue  Carte.sische  System  hat  also 
die  Kigenschaft,  die  negative  Grössen  unter  gewissen  Ti- 
teln, z.  B.  als  Ordinate,  Abscisse,  zu  kennen,  ihr  die  Aufnah- 
me zu  gestatten,  unter  andern  z.  B.  als  Badiusvector , 
Krümmungsradius ,  dieselbe  aus  dem  Baume  hinauszuweisen, 
d.  h.  ihm  ist  diese  Grösse  bald  möglieh  ,  bald  das  Gegentheil. 
Und  dieses  kann  nicht  consequent  sein.  Wir  wollen  aber  wei" 
ter  sehen. 

§.  17.  Fs  ist  sicher  ein  wesentliches  Erforderniss  eines 
wissenschaftlichen  Systems,  dass  das,  was  axiomatisch  zu 
Grunde  liegt,  und  woraus  durch  vSchluss  neue  Erkenntnisse 
ermittelt  werden  sollen,  ein  Evidentes  sei,  oder  dass  es,  das 
System  nämlich,  seine  Ansialt  und  Mittel  vollkommen  kennt. 
Ich  beabsichtige  hier  nicht,  noch  einmal  auf  die  Verlegenheiten  hin- 


zuweisen,  die  schon  aus  den  Formen  \'' —  1  und  |/ —  1 
u.  a.  hervorgegangen  sind,  weil  über  diese,  wiewohl  nichtig 
und  grundlos  ben)erkt  werden  kann,  sie  seien  in  die  Verfas- 
sung des  Systems  nicht  einverwebt,  sondern  es  reicht  hin,  die 
negative  Form  in  Frage  zu  ziehen.  Selbe  steht  ollenbar  im 
System  uriter  dem  Namen  der  negativen  Coordinaten.  Die 
Geschichte  vermag  aber  wenig  Licht  über  diese  Grössenf(trm 
zu  verbreiten.  Schon  Descartes,  also  derjenige,  dem  das 
System  den  Ursprung  verdankt,  traute  dieser  Zahlform  ni«;ht 
und  nannte  selbe  falsch.  \>'ar  eine  aliiebraische  Gleichun«»' 
(und  solche  wurden  die  Geburtsslälte  der  neueren  Geometrie} 
nur  durch  negative  Werlhe  zu  erliillen,  so  wurden  diese  von 
ihm,     charakteristisch  genug,    falsche  Wurzeln    genannt.    Was 


\'>2 

mochte  wohl  dio  Ursache  dieser  ücnennmii:;  sein?  Man  hrauchl 
:il)er  niclit  bei  I)  e  s  c  a  r  t  e  s  dieserwogcu  anÄulVai^en,  auch  L  e  i  b- 
nitZi  und  Job.  liernoulli  baben  siel»  darüber  nicbt  vereini- 
gen können,  und  naelideni  sieb  ü'an/ie  iMensebenalter  müde  "'e- 
forscbt  baben,  wie  x.  B.  aus  Tbibaut's  „llisloria  controversiao 
circa  numeroruin  neg'ativorum  et  impossibilium  logaritbnios. 
(jottingae  171)7."  erseben  werden  kann,  baben  selbst  Gconieter, 
die  der  Jclztzeit  viel  näber  steben ,  noeb  gefragt:  Ob  wobi 
das  Cbarakteristiscbe  der  isolirten  negativen  Grösse  auf  die 
Lage  oder  auf  den  Zabhverth  zu  bezieben  sei?  Dass  es  mit 
der  Durcbfübrung  des  Merkmals  der  Lage  nicht  ins  Reine 
koninien  konnte,  war  sebon  oben  zu  seben ,  indem  das  Coor- 
dinatsystem  die  negative  Grösse  bald  möglich  findet,  und  bald 
nicbt.  Auch  d^Alembert  nannte  das  Princip  der  Lage  obscur 
und  vag.  Und  dass  das  Zablwertbprincip  die  Zweifel  zu  unter- 
drücken nicbt  vermag,  wornach  Alles,  was  negativ  ist,  kleiner  sein 
soll,  als  jeder  positive   Werth ,    kann    d'Alemberfs    sehr  gut 

treffende  Proportion  1-| 1  =  —  1-^1  zur  Genüge  lehren,  wenn 

wornach  1  >  —  1  wäre,  auch  sein  müsste  —  1  >>  l ,  da  nur 
fallende  Verbältnisse  einander  gleich  sein  können,  —  was  aber 
widersprechend  ist.  So  dass  auch  dieses  Princip  in  sich  selbst 
zerfällt.  Ein  leidiger  Zustand  :  dass  nur  Zablvverth  und  Lage 
an  einer  Grösse  sich  unterscheiden,  und  in  der  Alternative, 
dass  entweder  diese  oder  jene  helfen  soll  —  diess  keine  zu 
thun  im  Stande  ist.  Man  sieht  das  System  hat  die  fernere 
Eigenschaft:  seine  eigenen  Elemente  nicht  zu  kennen,  oder 
Nicbtevidentes  zu  Grunde  zu  logen.  Es  ist  sogar,  sagt  Carnot, 
nicht  einmal  richtig,  die  Grössen  +  und  —  gemeinscbaftlicli 
reel  zu  nennen;  denn  wären  sie  es  auf  gleiche  Art,  warum  wäre 
dann  die  zweite  Wurzel  aus  der  einen  nicht  eben  so  reel,  wie 
die  aus  der  anderen? 

Nur  anmerkungsweise  sei  hier  gesagt,  dass  der  vorge- 
schlagene Fortschritt  auch  hier  zur  Versöhnung  führt.  Bedient 
man  sich,  um  der  d'A  1  emb  e  rt'scben  Proportion  aus  ibren 
Schwierigkeiten  zu  helfen,  der  Lagefunction  /"  (6}  in  dem 
speciellcn  Falle  /'  (2  ^)  =  f  (?r)  •  fi^)  ?  *>*^  '»'^t  "''t"  evident 
/■(2n^)-^ /■(;r)  =  /"(tt)  —  /"(o)  was  eben  dieselbe  Proportion 
ist,  aber  mit  Beleuchtung    der    dort    so    paradoxen   Relationen ; 


so  «lass  man  cpsidit,  warum  «lio  ncuativf!  (irösse  /"  (~)  in  der 
Thal  sowohl  kleiner  als  die  positive,  nänilicli  /"(;t)  < /'('i -) , 
als  auch  grösser  als  dieselbe  nämlich  /  (-)  >•  /"(o),  sein  kann.  Die 
inter|)()nirle  Laiicgrösse  kann  nämlich  Itaid  grösser  hald  kleiner  sein. 

§.  18.  Unter  den  Fragen  der  Phoroiiomi(!  ist  diese  gewiss 
eine  der  wiclitigslen ,  welche  den  analystischen  Ausdruck  für 
den  y-urückgelcgten  Weg'  verlangt;  es  ist  diess  eine  Frage  nach 
einer  individuellen  Function  der  Zeit.  Welche  Antwort  aher  wird 
ihr  7iU  Theil?  Ist  es  ein  s:eradlini<>er  AV^ec-  so  üiht  es  dafür 
die  elementaren  Formeln  .t  =  c  t ;  s  =  %  g  t'^  \  s  =  a  cosOt, 
und  ähnliche,  die  wirklich  Zeilfunctionen  sind,  obwohl  sie  noch 
immer  die  Richtung-  des  Weges  verschweigen.  Ist  die  Bahn  da- 
j^egen  krunim,  so  verschweigt  die  Analyse  selbst  den  absoluten 
Weg,  Sie  gibt  nur  eine  ausweichende  Antwort,  indem  sie  bloss 
die  g'eradlinigen  Bewegungscompouenten  nennt,  und  wird  die 
resultante  Bahn  verlangt,  so  geht  unter  ihrer  Eutwickelung 
die  Zeit  verloren,  und  man  erliält  einen  Ausdruck  zwischen 
den  Coordinaten,  ohne  Zeit;  also  keine  Zeitlunction  mehr. 
Wahrlich  ein  starres  Resultat,  welches  nur  ungenügend  er- 
scheinen kann.  Und  so  hat  diess  System  die  weitere  Eigen- 
schaft, geradlinige  Bewegungen  zu  kennen,  krummen  Bahnen 
dagegen  nicht  gewachsen  zu  sein,  da  doch  diese  wohl  fast  die 
einzigen  wirklichen   sind. 

Auch  dieser  Umstand  spricht  zu  Gunsten  des  vorgedach- 
ten Fortschrittes;  denn  es  kann  in  der  That  nichts  einfacher 
sein ,  als  in  der  Function  f  (Oj  die  Grundgrösse  0  in  zwei 
Factoren  aufzulösen,  davon  der  eine  die  Zeit  vorzustellen  hat, 
und  alsbald  hat  man  durch  6  =  et,  bei  constanten  Werthen 
für  (I  und  r,  die  Form  r  =  a  f  {c  t),  welche  selbst  untei*  ab- 
laufender Zeit  schon  eine  Kreisbahn  genuin  repräsentirt,  worin 
a  die  constante  Centraldistanz  ist,  die  peripherische  Geschwin- 
digkeit —  ca,  die  Winkelgeschwindigkeit  —  f.  der  zurückge- 
legte Weg  =  aci,  und  der  jeweilige  Rauujort  am  Ende  von 
r  erscheint;  wozu  noch  kommt,  dass  der  initiale  Zustand  mit 
O=ct  =  o  das  ist  t=  o,  auf  die  absolute  Lage  zu  beziehen 
ist,   von  wo  aus   die   Bewegung  sich   entwickelt. 

^.  19.  Auch  Leibnilzen's  Scharfblick  draui>-  tief  in 
die    Verfassung     des    Systems     ein.      Und     es    ist     eine     wolil 


IrelVeiide  Boincrknng",  die  er  iliessfalls  tlial:  Er  veniiis.se  In  der 
neueren  Aiialvist^i  überall  nocli  eine  Reeliiiunj!;  der  La^e,  von 
der  er  dalVirlialte,  dass  sie  v(»n  der  llechniiii^;  der  Grössen  würde 
verscliieden  sein  müssen,  die  aber  ausÄiiCüliren  niebt  einmal  noch 
vcrsucbt  worden  sei.  Er  sah  also  wirivlicb  von  dem  Stand- 
punkte des  Primats  der  Rechnung-  vor  der  Geometrie,  auf  das 
System  hinüber,  dachte  sich  die  Algebra  als  yaiv  Herrschaft 
im  Raunie  berufen  —  denn  wie  konnte  er  sonst  Lag'c  und 
Rechnung  in  Verbindung  bringen?  —  und  fand  :  die  Lage  könne 
nicht  anders  als  von  den  gewöhnlichen  Grössen  verschieden,  in 
die  Recbnung  einbezogen  sein.  Wahrlich,  jemehr  man  das  Eigen- 
thümliche  eines  Systems  denkt,  welches  auf  nur  Einer  absolu- 
ten Richtung  ruht,  und  den  spähenden  Blicken  Leibnitzen's 
beobachtend  nachfolgt,  der  schon  beiläufige  Umrisse  sich  davon 
zu  entwerfen  begann,  desto  mehr  wird  man  erkennen,  dass  er 
es  bergab  hatte,  den  letzten  Schritt  zu  thun.  Indess  hiervon 
abgesehen,  bleibt  die  historische  Thatsache  stehen,  schon  da- 
mals sei  es  ein  Redürfniss  der  Algebra  gewesen,  sich  der  Lage 
als  einer  besonderen  Grösse  vom  Grund  zu  bemächtigen,  und 
schon  damals  habe  der  Wurm  an  des  Coordinatsystems  Stützen 
genagt.  D'Alembert  hat  unzweifelhaft  in  gleicher  Weise  einen 
Standpunkt  eingenommen,  von  wo  der  alle  Zweige  des  Calcüls 
organisirend  durchwehende  Geist  erschaut  wird,  und  wo  Ein- 
zelnheiten nicht  mehr  hindern  können  ,  die  Angelegenheiten  und 
das  Loos  der  gesammten  Wissenschaft  mit  einem  allgemeinen 
Blick  zu  umfassen,  und  er  hat  den  nämlichen  Mangel  erkannt. 
Ja  noch  melir,  indem  er  vermuthete,  dass  eine  besondere  Rech- 
nung" der  Lage  viel  zur  Vereinfachung*  des  Calcüls  beitragen 
dürfte,  konnte  er  (S.  Encyclopedie ,  Art.  Situation)  der  freilich 
unbestimmten  und  dunklen,  immer  aber  bedeutungsvollen  Be- 
sorgniss  sich  nicht  erwehren :  dass  die  gegenwärtige  Verfassung 
der  Analysis  mit  ihrer  Goniometrie,  sich  mit  einer  solchen  andere 
Wege  gehenden  Rechnung  der  Lage  nicht  würde  vereinbaren 
lassen.  Ihm  schwebten  also  für  die  Integrität  der  vVnalysis  noch 
in  Reserve  stehende  Gefahren  vor.  Man  kann  nicht  umhin,  in 
diesen  Tliatsachen  und  Urlheilen  Symptome  eines  noch  einmal 
neu  beginnenden  Kampfes  /wischen  (Jeoniotrie  und  Rechnung, 
als    des  Kampfes    zwischen   Fiction    und    algebraischem  Gesetze 


I 


125 

zu  sehen,  damit  das  Lcl/tere  sein  Recht  sieh  vollends  vindieiro. 
Denn,  dass  eine  besondere  Lag-orreehnnng"  niöiilieh  sei,  diess  zu 
läiignen  hatte  Niemand  den  licriif  nocli  gefühlt;  sie  ist  gar  zu 
üiit  begründet,  indem  die  neue  Anaivsis,  ja  selbst  von  der 
Alleriiativeu  der  IJnmüglicIikcit  y-u  jiMier  der  Mögiiehkeit  (§.  II) 
die  Riehtung  genommen,  auch  bereits  in  dem  speciellen  Falle 
f(jz^^=  —  1  den  Lageeinfluss  in  den  Caleül  berufen  hat;  so 
dass  nach  geschehener  Refreundung  mit  der  leitenden  Idee 
(§.  15),  nur  den  übrigen  speciellen  Fällen  noch  der  Einiritt 
zu  erobern  bleibt.  Und  weil  denn  neben  dieser  Möglichkeit,  die 
Mängel  des  neueren  Systems  zu  Tage  liegen  ,  aucli  historisch 
zu  Tage  liegen,  so  ist  es  wahrlich  nicht  zu  früh,  erst  jetzt 
über  das  Redürfniss  des  Fortschrittes  zu  fragen,  sondern  viel- 
mehr reife  Zeit,  demselben  gerecht  zu  sein,  auf  dass  der  alte 
Kampf  zwischen  Gesetz  und  Fiction  ein  Knde  nimmt.  Hiermit 
dürfte  das  historische  Redürfniss  um  den  vorgedachten  Schritt 
gleichfalls  begründet  sein.  Ungeachtet  die  Idee  von  einer  Rech- 
nung der  Lage  so  alt,  ist  doch  die  Geschichte  ihrer  Verwirk- 
lichung ziemlich  arm  ,  —  wenn  man  von  den  Versuchen  ab- 
sieht, die  wenngleich  im  Grunde  verwandt,  doch  andere  Rich- 
tung hatten,  wie  <lie  Untersuchungen  über  Grössen,  die  mau 
negative  und  imaginäre  genannt.  Doch  kann  der  Stand  und  die 
Fortgeschriltenheit  der  Sache  aus  einem  neuern  Werke  ersehen 
werden  ,  worin  auch  auf  frühere  Arbeiten  Redacht  genommen 
ist,  nämlich  Carnot\s  „Geometrie  de  position'' vom  Jahre  1803. 
Es  ist  diess  ein  grosser  Versuch,  der  aber  schon  von  vorne- 
herein jedes  eigene  Ziel  aufgibt,  indem  er  erklärter  Massen 
sich  an  die  gewöhnliche  Goniometrie  und  das  Drei-Coordinaten- 
gerüslc  klammert,  mithin  seinen  Charakter  und  Restand  von 
diesen  entlehnt.  Nunmehr  erübrigt  also  nur  die  Verwirklichung 
des  vorgedachten  Schrittes.  Indem  auf  diese  Art  ein  System 
zu  Stande  kommen  soll  ,  worin  die  Anzalil  der  coordinirten 
Grössen  auf  das  Minimum,  auf  Eine  sich  reducirt,  so  versteht 
sich  wohl  von  selbst ,  dass  diess  kein  Coordinatsystem  mehr 
werde  sein  können,  sondern  dass  dasselbe,  weil  alle  Grössen 
und  Lagen  als  Untergeordnete  nur  Einer  Absolute  n  erscheinen, 
eher  als  ein  Subordinatsysten«  erkannt  werden  dürfte.  Die  Mit  - 
tel,    durch    deren    Anwendung    dasselbe   sich   des   Raumes  voll- 


120 

släiuHi»;  l)emäolitI<»(,  sind  einfach  eine  jibsolute  Zahlonlinic  ,  wie 
oben  a,  nml  die  Laii,efiinc(ion  /"  (0},  worin  nicht  nur  0  seiner- 
seits alle  durcli  Hotation  seiner  Ebene  um  eine  Axe  erreich- 
baren Lai;en  feslxiiliaUen  beslininit  ist,  sondern  auch  nach  Er- 
t'orderniss  die  absohiten  Werlhe  von  a  und  0  einxchi,  oder 
beide  zugleich  variabel  sein,  auch  im  gegenseitigen  Zusammen- 
hange auftreten  können,  um  den  Zugang  ku  den  mannigfachsten 
Orten  im  Räume  nach  den  mannigfachsten  Gesetzen  zu  bahnen 
und  zu  regeln.  Während  weder  die  Geometrie  des  Alterthums, 
noch  das  Dreicoordinatensystem  Recht  hatten  zu  sagen,  dass 
ihnen  irgend  welche  Lage  im  ganzen  Raum  als  ausschliessend 
positiv  galt  (denn  dort  gab  es  absolute  Grössen  in  allen  mög- 
lichen Orten  und  Lagen,  hier  positive  Vectoren  gleichfalls  in 
allen  Lagen,  dagegen  positive  Coordinaten  nicht  in  allen ,  son- 
dern nur  in  drei  verschiedenen  Positionen) ,  so  nimmt  das 
Subordinatsystem  diesen  Willkürlichkeiten  den  Nerv,  und  der 
Täuschung  den  Spielraum  weg,  und  gibt  so  den  Grössenfor- 
men  in  Anwendung  auf  entsprechende  Raumverhältiiisse  durch- 
gängige Bestimmtheit.  So  wird  der  Algebra  derjenige  Sieg 
vollends  zu  Theil,  um  den  sie  seit  dem  neunten  Jahrhundert 
auf  europäischem  Roden  kämpft;  womit  auch  der  zweiten  im 
§.11  ausgesprochenen  Alternaliven,  endlich  genug  gethan  sein 
wird  ...  Es  wird  übrigens  die  Geometrie  des  Alterthums  hier- 
wegen  keineswegs  für  überflüssig  oder  auch  nur  für  ent- 
behrlich erklärt,  denn  es  ist  gesagt  worden,  dass  dieselbe  nur 
keine  Rechnung  vertrage,  die  zu  negativen  Grössen  führt.  Wo 
die  Rechnung  daher  nur  auf  absolute  Grössen werthe,  oder  auf 
Verhältnisse  absoluter  Grössenwerthe,  oder  auf  aus  absoluten 
Grössenwerthen  combinirte  absolut  bleibende  Ausdrücke  aus- 
geht, da  kann  und  wird  die  Geometrie  des  Alterthums  nicht 
minder  wie  die  reine  Arithmetik  selbst  ihre  Competenz  nie  ver- 
lieren, und  kann  soweit  auch  nicht  entbehrt  werden.  Nur  wo 
im  Gegentheile  Grössen  auf  die  Lage  wirken  da  muss  die 
Rechnung  auf  das  Gebiet  des  Subordinatsystems  treten,  und  mit 
dessen  Mitteln  ihre  Probleme  lösen.  Die  zu  Rechnungen  mit  ab- 
soluten Grössen  gehörigen  Mittel,  als:  Arithmetik,  alte  Geome- 
trie, Infinitesimal-Calcül  sind  bekannt,  und  so  erübrigt  nur  noch, 
mit    dem  Innern  Organismus    der  Lagefunction  f  (ß)  volle  lie- 


127 

kaiuilsoliaft  zu  machen,    worauf  nun  unniillelltar  in   den  Foli^cn- 
den  eingegangen  werden  soll. 


Herr  Dr.  Ilarlniaun,  Kdler  von  T  ra  n/.e  nsli  u  I  d  ,  I'ro- 
ft'ssoi-  der  Mathenialik  an  der  pliilosophisolien  Lehranstalt  zu 
(Jör/. ,  üherreichte  ein  Manusoripl :  „Kin  neues  allgemeines  Ge- 
setz der  Dreieckseiten  und  dessen  Anwendungen/'  mit  dem  Er- 
suchen,   um   llerüeksiehtigung  dieser  Arheit. 

Der  Herr  Verfasser  geht  von  folgendem  Lehrsatze  aus  : 
>N  iril  in  einem  Dreiecke  von»  Scheitel  des  von  den  Seiten  a 
und  b  einücschlossenen  Winkels  zur  dritten  Seile  eine  Gerade 
s  gezogen,  wodurch  die  Segmente  c  und  d  entstehen,  so  findet 
die  Gleichung  : 

(a-  —  c''  —  .v=)  d  +  (fi*  —  d'-  —  .9*-)  c  =  o 
Statt.     Dieser  Satz  wird  aus  den   einfachsten  Griinden  unmittel- 
bar bewiesen  und  mannigfaltig    angewendet. 

Die  Classe  weiset  die  Abhandlung  den  wirklichen  Mitglie- 
dern,  Herren  Koller  und  Salomon,  zur  Uerichterslattung  zu. 


Von    Herrn    Ferdinand    Peche,    Dr.    der    Philosophie,    ist 
eine    handschriftliche  Abhandlung    eingegangen,    welche    die   Be- 


stimmung der  Integrale 


+  «-  ^  x^'^dx 


r  ^~"  ^'       und    c 

J  ^sl  A  +  Bx  -^  Ca-2  +  Ux^  J  \ 


"-sj  A^  Bx  +  Ca-2  +  Dx^  J  \J  A  ^  Bx  ^  Ci-  +  ^Xr^  +  A\i-* 

wenn  n   eine  ganze  Zahl  vorstellt,   in  geschlossenen  Formen   zum 
Gegenstande  hat. 

(Wird    den    Herren  Koller    und   v.   E  1 1  i  ngs  ha  u  s  e  n    zur 
i{egulachtung  zugetheill.) 

Der  Herr  Verfasser    spricht    sich   über  seine  Arbeit  folgen- 
dermassen  aus : 

Die  Durchführung  dieses  Problems  beruht   auf  drei  Haupt- 
ideen : 

1)  auf  dem  Lehrsatze:    dass  sämmlliche  Integrale 

f -z!"- m,d  f        --"- 

J  \]  A  ^  Bx  ^  Cx"-  +  Dx'^  J   V  A  +  Bx  +  Cx^  +  Dx'-  +  £x* 


128 

n'osohlossen  integrlrbar  soion,  sobaM  eines  derselben,  z.  B.  das 
einfachste,    die  erwähnle  Kigensohafl  J»esitzt; 

2)  auf  der  IJelraehliing-  der  durcii  Substitution  im  iratio- 
naliMi  iXonner  eliiij;erührlen  Ausdrücke  vierter  Abmessung".  Es 
kann  nämlich  die  Lösung'  des  einfaclistcn  Integrals,  auf  welches 
die  anderen  zurückgeführt  werden ,  durch  keine  einfachere  Sub- 
stitution  als  durch  x—  o  + ^— r  einffeleitet  werden: 

'  1  +  rn^y  +  «,»/-  '^  ' 

dadurch  wird  zwar  der  irationale  Nenner  von  achter  Abmes- 
sung, allein  es  sind  zugleich  fünf  unbestimmte  Grössen  einge- 
führt, die  dem  Zweck,  einer  einfachen  Lösung  gemäss,  bestimmt 
werden  können ; 

3)  auf  der  Wahl  jener  Bedingungsgleichungen,  für  wel- 
che eine  Zurückführung  des  einfachsten  Integrals  auf  bereits 
gelöste  möglich  wird. 

Die  erste  Hauptidee  wird  im  ersten  Capitel  behandelt 
und  stützt  sich  auf  drei  Lehrsätze ; 

A.  Die  Lösung  der  Integrale 

+  »•<-  /"  x±"äx 


r    --^      .md  r 

J  V  ^  +  Ar  +  Cx^  +  Bx^  J  V 


V  ^  +  ß.r  +  Cx"^  +  T>x^  J  M  A  +  Bx  +  Cx^  +  Dx*  +  Ex''' 

kann  auf  die  der  Inte<>:rale 


/ 


xjL    Ax 


V(a---a2)    (a^2_p2) 


zurückgeluh it   werden. 

Zur  jVachweisung  dieses  Satzes  war  es  nöthig,    zuerst  das 


Integral 


/v 


da? 


\J  A  +  Bx  +  Cx^  +  Dx'  +  Ex"* 
zu  behandeln  und  dabei  den  gewöhnlichen  Gang  zu  verlassen, 
weil  derselbe  bei  der  weiteren  Behandlung  der  allgemeinen  Inte- 
grale nicht  mehr  brauchbar  wird;  ein  Umstand,  den  schon 
Euler  bemerkt  und  der  ihn  wahrscheinlich  verleitete,  diesen 
Gegenstand  voreil i"'  zu  verlassen. 


B.    Sämmtliche  Integrale 


/v 


'—-    ax 


sind    geschlossen    integrirbar,    sobald    dasselbe    von    den    beiden 


Integralen 


129 


gilt. 


C.    Das   Fntogi-al 

a--  dar 


/v 


lässt  sich  auf  das  andere  ' 

Ax 


/v 


zui'ücktuhrcn.     Die  Behandlung'  dieses  Satzes    ist  in  diesem   Ca- 
pitel   die  schwierigste;    denn    sie    erfordert    in    der   Substitution 

X  =  die  zweckmässige  Wahl  der  unbestimmten  Grössen 

b  +  u  ° 

a  und  6,    da    nur   bei   Einer   Wahl    diese    Zurückführung    mög- 
lich ist. 

Die  zweite  Ilauptidee  wird  in  den  fünf  folgonden  Capi- 
teln  behandelt. 

Das  zweite  Capitel  beschäftigt  sich  mit  der  Bestimmung 
der  W^irzelfactoren  eines  Ausdruckes  vierter  Abmessung.  Ks 
war  hier  wesentlich  einen  neuen  Weg  in  der  Auflösung  der  al- 
gebraischen filcichungen  vierten  Grades  einzusciilageu.  Derselbe 
wurde  durch  KinlVihrung  zweier  Hilfsbögen  (p  und  f^  (wovon 
öj  eine  Function  von  y,  und  53  eine  Function  der  Coefficienteu 
vorstellt)  eingeleitet.  Es  war  zugleich  von  Wesenheit  f,=f 
zu  bilden,  wodurch  die  Gleichung  einer  Transformation  bedurfte, 
die  in  der  Verringerung  der  Unbekannten  um  eine  Grösse  p 
besteht,  die  wieder  durch  eine  cubische  Gleichung  w  =  o  be- 
stimmt wird. 

Bei  der  Bestimmung  des  Werthes  w  kömmt  man  auf  den 
Umstand ,  dass  für  dasselbe  zwei  Werthe  und  somit  acht  Aus- 
drücke tur  die  Wurzeln  resultiren.  Es  Hess  sich  aber  erweisen, 
dass,  wenn  die  Wurzeln  für  den  ersten  Werlh  von  y  durch 
Sj,  0,,  ^3,2^,  für  den  zweiten  durch  Z^,  Z.,,  Z^,  Z^  bezeiciinet 
werden  ,  folgende  Beziehunu'en  zwischen  den  AN  urzeln  der  trans- 
formirten  Gleichung  stattfinden:  s,  =  Z, ,  s^  =  Z^  ,  z^  =  Z  ^ 
z^  =  Z,-^  wodurch  zugleich  die  Gelegeniieit  geboten  wird,  die 
vier  >A  urzeln  der  biquadratischen  Gleichung  ohne  Unterschei- 
dung von  Fällen  in  einer  sehr  bequemen  und  symmetrischen  Form 

IV.    Hflt.    Sit/b.    (1.    tnathein.    n;itnru'.   Cl.  9 


anzusclii't'iluMi,  Da  üJttM'dii'ss  «luroh  die  fJloirhung'  o)  =  o  fwr  ft 
tlrci  Worllic  re.siilUn'ii  und  die  \N'tu-/,elii  der  hifjuadralisehon 
fJloieliuiii;'  als  Funetioiieii  der  Coeflieieiilen  und  des  p  darg-estellt 
sind,  so  war  ziiii;leich  der  weitere  IJeweis  nölhiü;,  dass  für 
sänunllielie  p  die  Wurzeln  dieselben  VVerthc  behalten,  ohne 
etwa  in  einander  y.u  iibergehen.  Denn  die  Gleichung,  die  die 
Werthe  von  y>  liefert,  für  welche  die  Wur/iCln  dieselben  Werthe 
behalten,   zeigt  sich   als  identisch  mit  der  Gleichung  oi  =  o. 

Das  dritte  Capitel  behandelt  den  Fall  der  rejietirten  Wurzel. 
Es    wird    aus    der  Verglcichung-    der    dann    erscheinenden    Form 
eine   Gleichung   vierten    Grades    für    y    erschlossen,    wovon    der 
gültige    Werth    zugleich    der    Gleichung-    w  =  o    genügen    muss, 
und  welche  erstere  Gleichung-  durch   eine  cubische   ersetzt  wird. 
Zugleich    ergibt    sich    für    ein    anderes   j)    eine    zweite    Darstel- 
lung- der  Wurzeln,  welche  den  Vortheil  gewährt,    keine  Unter- 
scheidung   bezüglich    der   Zeichen,    womit    die  Radikale    zu  be- 
haften  sind,    wie  bei  der  ersteren ,    zu  benöthigen.      Es  werden 
weiterhin  die  anderen  Gleichungen,   die  sich  noch  ergeben,  be- 
trachtet,   wovon    eine    als    mit    der    Gleichung-    oi  =  o    identisch 
erwiesen  wird.     Die  aus    der  Bedingung    der   repetirten  Wurzel 
fliesseude  Bedingungsgleichung  der  Coefficienten  wird  hierauf  durch 
eine    einfachere    ersetzt,    zu    welchem    Zweck    das    Stattlinden 
zweier  Gleichungen    für    einen    besondern  Werth    von    ;>    unter- 
sucht wird,  und  wobei  sich  zugleich  ergibt,   dass  dieser  zweite 
Werth  von  p  eine  repetirte  Wurzel  von  oj  =  o  sei. 

Im  vierten  Capitel  werden  die  Bedingungsgleichungen  für 
drei  gleiche  Wurzeln  ermittelt,  und  die  erste  Bedingung  durch 
eine  einfachere  ersetzt.  Ferner  wird  gezeigt,  dass  die  Glei- 
chung w  =  o  alsdann  drei  gleiche  Wurzeln  besitze ,  und  zugleich 
eine  Eigenthümlichkeit  erörtert,  vermöge  welcher  die  Form  der 
vierten  Wurzel  vereinfacht  wird.  Ebenso  wird  für  den  Fall, 
dass  je  zwei  und  zwei  Wurzeln  gleich  Wtären,  eine  Gleichung 
für  p  aus  der  Form  der  Wurzeln  ermittelt,  und  von  ihr  wie 
von  oi  =  o  erwiesen,  dass  sie  unbestimmt  sind.  Hierauf  werden 
die  Bedingungsgleichungen  dieses  Falls  erörtert  und  auf  eine 
Eigenthümlichkeit  einer  andern  Gleichung  gewiesen.  Die  Be- 
handlung dieser  Fälle  ist  nöthig,  um  zu  zeigen,  dass  durch 
dieselben   das   einfachste   Integral   nicht  zur  Lösung-  vorbereitet 


werden  köiiiic,  indem  jeder  dieser  Fälle  zwei  nedin"unii',s"loi- 
cluingcn  voraussetzt ;  dass  daher  das  Inte<;ral  nur  auf  Kine, 
wenn  auch  lan<»\vieri<:ere  >>'eise  zur  Lösun"-  vorhereitct  wer- 
den  könne. 

Im  fünften  Capilcl  wird  endlich  der  Fall  untersucht,  wo 
sich  die  biquadratische  (»der  die  transformirte  (ileichuuü;  nacli  dfii 
Reg'eln  einer  quadratischen  auflösen  lässt,  weil  dieser  Fall  in 
der  späteren  Durchnihruni;-  des  Integrals  wesentlich  wird.  Ms 
wird  gezeigt,  dass  sich  dann  die  IJedingungsgleichung-  einfach 
dahin  üestalte,  dass  der  erste  Coefficient  der  Gleichun<>-  oi  =  o 
zu  \ull  wird,  wodurch  die  cuhische  Gleichung*  für  p  zur  qua- 
dratischen wird;  wie  denn  auch  erwiesen  wird,  dass  a)  der 
Werth  p  =  o  kein  ^^  erlh  dieser  Gleichung'  sein  könne,  und 
b)  die  beiden  Werthe  von  p  einander  gleich  sein  müssen. 

Im  sechsten  Capitel  wird  die  Gleichunj^  oi  =  o  näher  be- 
trachtet, um  die  einfachste  IJedingungsgleichung-  für  die  repc- 
tirte  Wurzel  der  biquadratischen  Gleichung-  zu  ermitteln.  Es 
wird  zu  diesem  Zweck  die  allgemeine  cuhische  Gleichunii:  be- 
handelt,  und  die  Wurzeln  auf  eine  analoge  \\'cise,  wie  bei  der 
biquadratischen,  dargestellt.  Es  wird  dann  weiter  zu  der  spc- 
ciellen  Gleichuiiü'  a)  =  o,  deren  Coeflicienten  zwei  Dedinüun<»en 
erfüllen,  übergangen,  und  die  Bedingungsgleicliung-  zwischen  den 
Coefficienlen  für  den  Fall  einer  repetirten  Wurzel  ermittelt. 
Diese  einfachste  ßedingungsgleichung'  hat  nunmehr  viel  einfa- 
chere  Glieder  in  halber  Anzahl. 

Die  dritte  Ilauptidee  wird  endlich  im  siebenten  Capitel 
behandelt,  nachdem  sämnttliche  frühere  Untersuchungen  als  Be- 
helfe hiefür  dienen.  Es  werden  im  irationalen  \enner  von  achter 
Abmessung'  zwei  unbestimmte  Grössen  so  beistimmt,  dass  beide 
Mcjuadratische  Theile  desselben  zwei  gleiche  Wurzclfactoren  ent- 
halten. Hierdurch  zei-fällt  das  Integral  in  drei  Theile,  deren 
irationalc  \enner  aber  nur  von  vierter  Abmessung  sind.  Es 
werden  zwei  dieser  Theile  besonders  behandelt  und  durch  zweck- 
mässige Substitution  und  die  Annahme  von  zwei  Hedingungs- 
gleichungen,  wodurch  die  Nenner  die  Form  (x'  —  a")  (a,*'  —  ß") 
erhalten,  zur  weiteren  Behandlung  vorbereitet.  Hierauf  wird 
zur  Bestimmung'  der  fünften  unbestinnnten  Grösse  die  fünfte 
Bedingungsgleichung    der    Art    gewählt,     dass    die    drei    Theile 

9  ' 


i;j2 

sich  auf  zwol  rcilucircn,    du'  dann  nach  bekannlcn  Regeln  inte- 
grirbar  sind. 

Es  erübrigt  zwar  noch,  die  einzelnen  Integrale  in  Tafeln 
zusaniinenzustcllen,  welche  Arbeit  jedoch,  mittelst  der  im  drit- 
ten bis  sechsten  Capitel  entwickelten  Untersuchungen  direct 
geleistet  werden  könnte,  und  von  mir,  der  ich  mich  n)it  der 
Möglichkeil  der  Lösung  begnügte,  aus  Mangel  an  Zeit  nicht 
weiter  verfolgt  wurde.  Ferner  wäre  dieser  Gang  auch  auf  die 
Inteo-rale  mit  irationalem  Nenner  von  sechster  und  höherer  Ab- 
messung  auszudehnen.  Obgleich  sich  hier  die  Schwierigkeiten 
häufen,  weil  algebraische  Gleichungen  von  diesem  Grade  nicht 
lösbar  sind,  so  lassen  sich  dieselben  doch  auch  auf  ähnliche 
AVeise  behandeln,  wie  ich  in  einer  spätem  Abhandlung,  falls 
mir  die  Lage  dazu  geboten  wird,  mitzutheilen  mir  die  Ehre 
vorbehalte. 


Herr  Carl  Langer,  Dr.  der  Medicin  und  Frosector  an  der 
Wiener  Universität,  überreichte  eine  Arbeit  über  den  Haar- 
wechsel bei  Thieren  und  Menschen.  In  derselben  wird  der 
Vorgang  bei  dem  alljährlich  wiederkehrenden  Wechsel  der 
Behaarung  an  den  meisten  einheimischen  Säugethierge- 
schlechtern  verfolgt,  und  auch  am  menschlichen  Haare 
nachgewiesen.  Es  war  diess  der  einzige  auf  die  Anatomie  der 
Haare  bezügliche  Gegenstand,  der  bisher  nach  dem  neuen 
Standpunkte  der  Mikroskopie  noch  nicht  erörtert  wurde.  Es 
ergab  sich: 

1)  dass  das  untere  Haarende  nach  Beendigung  des 
Haarwuchses  sich  vom  Keime  ablösst,  zugleich  in  Form  und 
Bau  ein  anderes  Aussehen  gewinnt;  es  wird  spitzig, 
mark-  und  pigmentlos,  daher  durchsichtig,  in  Fasern  zerklüftet. 
Mit  Recht  sind  daher  die  verschiedenen  Formen  der  Haarzwiebel 
als  Altersverschiedenheiten  aufzufassen.   (Kohlrausch); 

2)  der  Haarkeim  zieht  sich  in  eine  knospenar- 
tige Ausstülpung  des  Follicels  zurück  und  ist  mit 
dunkeln  Pigmentkörnern  überkleidet,  womit  zugleich 
die  erste  Vorkehrung  zur  Bildung  eines  Ersatzhaares  getrof- 
fen ist; 


i3a 

'f\)  «licse  \  (>rl»eroi(iiiii»eii  /,iir  Küdiiii*;'  eines  Kr.sal/.liaaros 
sind  schon  einig'c  Monate  vor  einlre  Ion  d  eni  ÄIaus»;n 
cinü'eleitel: 

4)  hei  ointrclendeni  Mausen  ist  die  lläutnng  »les  Fol- 
lieels  der  erste  (inind  der  Loekerung  und  des  Ausfallens  des 
allen   Ilaares;. 

5)  durch  Anliäul'uiii^  von  Pii;inentkörnern  iiher  dem  Keime 
und  ihre  Kntw  ickelung-  zu  Zellen  geschieht  die  liildung  des 
Er  sat/i  haares,  die  auf  dieseihe  ^^eise,  wie  in  Kmhryoneii 
vor  sich  geht,    und   hieinit 

(5)  von  derselben  Papille  ausgeht ,  welche  für  das 
eben  ausgefallene  Haar  das   Hildungsmaterial    lieferte; 

7)  die  innere  ^^'u  r  ze  Isch  e  id  e,  die  ein  sclbstständig'es, 
in  der  Nähe  des  llaarkeims  entstehendes  (iebilde  ist,  umgibt 
das  neu  keimende  Härchen,  g'leich  bei  seinem  ersten  Auftreten, 
als   eine  cigcnlhüinliche  Kapsel; 

8)  auch  beim  Menschen  ist  ein  theilwcüser  und  unre- 
gelinässiger  Haarwechsel  zu  beobachten  ;  d(;r  Vorgang-  ist  we- 
sentlich derselbe  wie   bei  den  Säugethieren, 


Herr  IJeri'ralh  Haidini»er  stellte  foliienden  Antra"-: 
Als  ich  am  4.  Mai  der  liochverehrten  ('lasse  über  die  Her- 
ausgabe des  grossen  Werkes  von  Herrn  IJarrande  über  das 
silurischc  System  von  Böhmen  den  Ccnnmissionsbericht  erstat- 
tete, war  es  ihr  von  den  obwaltenden  Umständen  abhängender 
Beschluss,  die  Verhältnisse  erst  gtMiau  geregelt  zu  sehen,  unter 
welchen  Werke  dieser  Art  überhaupt,  vorzüglich  durch  die  k.  k. 
Staatsdruckerei,    in  AngrilT  genommen  werden  könnten. 

Um  doch  einen  schnellem  AngrilT  hervorzubringen,  schlug* 
ich  später  Herrn  Harrande  vor,  den  ersten  Plan  aufzugeben, 
und  dageg'en  die  einzelnen  Abtheilungen,  als  unai)hängige  Ab- 
handlungen: „Ueber  die  Trilobilen.  Cephalopoden"  u.  s.w.  mir 
anzuvertrauen.  Ich  würde  sie  der  hochverehrten  Classe  in  der 
Art  übergeben,  dass  sie  einzelne  Bände  oder  Abtheilungen  der 
Denkschriften  ausmachen  könnten.  Mein  Brief  war  Herrn  Bar- 
rande noch  nicht  zugekommen,  als  ich  einen  zweiten  mit 
einem  abweichenden  i*lane  schrieb,   mit  dem  Er  übereinstimmte, 


i 


und  (k'sseu  Inliall  ich  heulo  der  hoclivcrehrtcii  Cl.isse  mit  der 
Bitte  um  ihre  tVouiullicIio  Tlunlii.iliiiie  vor/iulegen  die  Ehre  habe. 

Ich  schlug  niinilich  Herrn  IJarrande  vor,  anstatt  dass 
die  Akademie  die  llerausgahe  selbst  übernähme,  würde  ich 
g'erne  als  Vermittler  eintreten,  um  dasjenige,  was  die  Formen 
für  die  Unternehmung  einer  auf  mehrere  Jahre  hinaus  unver- 
meldlichen  Arbeit  Unbequemes  hätten  möglichst  zu  beseitigen, 
und  dazu  möge  er  mir  für  nieine  Person  die  Herausgabe  anver- 
trauen. Ich  würde  sie  unternehmen,  wenn  es  mir  geläng;e,  von 
der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  eine  namhafte 
Unterstützung'  dazu  zu  erhalten. 

Ich  g"laube  nun  das  Unternehmen  in  drei  Theile  nach  den 
Bänden,  aus  welchen  das  Werk  bestehen  soll,  zu  zerfallen,  und 
für  jeden  einzelnen  die  Erzeugungsmittel  nach  und  nach  herbei- 
zuschaflen. 

Für  den  ersten  Band  bitte  ich  die  hochverehrte  mathema- 
tisch-naturwissenschaftliche Classe  um  eine  Unterstützung  von 
1500  fl.   Conv.-Münze. 

Das  Erscheinen  des  ersten  Bandes  ist  soweit  in  der  Aus- 
führung der  Platten  vorgerückt  (25  Platten  Trilobiten  und  19 
Platten  Cephalopoden  sind  vollendet),  dass  die  Zeit  der  Vollen- 
dung von  dem  Drucke  der  60  Bogen  Text  abhängt,  welche 
ebenfalls  grösstentheils  druckfertig'  sind.  Mit  der  von  der  Aka- 
demie bewilligten  Summe  würde  möglichst  hausgehalten  werden, 
zugleich  würde  ich  suchen,  eine  Anzahl  von  Subscribenten  zu 
gewinnen,  endlich  kann  der  Band  vollendet  sein,  bevor  noch 
alle  Zahlungsverbindlichkeiten  berichtigt  sind. 

Einen  gleichen  Gang  würde  ich  für  den  zweiten  Band  im 
nächsten  Jahre,  für  den  dritten  in  dem  darauffolgenden  einzu- 
halten suchen.  Ich  würde  auch  dann  nicht  fehlen,  die  gross- 
müthige  Beihilfe  der  Akademie  anzurufen,  aber  doch  das  Werk 
jetzt  schon  unternehmen,  ohne  einen  Beschluss  der  Akademie 
oder  der  Classe  zu  erbitten,  indem  ich  die  Verantwortung  gerne 
so  lange  übernehmen  will,  bis  dieses  schöne  Werk  vollendet  ist. 
Einmal  begonnen  habe  ich  die  volle  Ueberzeugung,  wird  es 
nicht  an  den  materiellen  Älitteln  fehlen.  Viele  günstige  Um- 
stände voreinigen  sich  selbst  in  der  gegenwärtigen  Zeit ,  die  so 
sehr    auf   die    wissenschaftliche   Entwickelung    nachtheilig    einge- 


i:j5 

Avirkl  Mal.  Abvr  »ewiss  wird  (li('j(Mii!;e  Ailt<'i(  <i,enie  gcföi-dert 
worden,  dio  aurli  in  den  sclnvit'riiicn  Tdiicii  kraftvoll  vorwärts 
goscholuMi  war. 

I>i(>  Stt'llim^-,  welche  ieh  ühriiiens  als  llerausgobor  eiiizu- 
iieinneii  heabsiclitiiie ,  ist  folii"endc.  Es  werden  300  Exeni|»lare 
des  Werkes  iredrnekt ;  davon  eriiält  Herr  IJarrande  y,uerst  50. 
Die  ühriii'en  sind  zum  Verkaufe  hestinunt,  llieils  unniittfilhar  an 
Siihscrihenten ,  die  ieli  mir  zu  gewinnen  angelegen  sein  lassen 
würde,  llieils  durch  den  Itiichhandel.  Ich  würde  die  Stellung 
so  lange  heihehalten.  bis  durch  die  Unterstützung  der  Akademie, 
durch  Suhscription ,  Beiträg-e  und  Verkäufe  die  Ausgleichung" 
tier  Forderungen  der  verwendeten  Künstler  und  Industriellen 
herheigelVilirl  wäre,  sodann  aber  den  ganzen  IVesl  der  Aullagc! 
Herrn  IJarrande  überantworten,  mit  der  Einladung,  durch  ein 
letztes  Anerkennunii-sschreiben  an  die  Akademie  den  Vorifan"' 
selbst  vollsläudig   abzuschliessen. 

Es  würde  mir  durch  diese  Stelluni»"  <ieü,"önnt  sein,  die  viele 
zuxorkommende  Gastfreundschaft,  die  ich  selbst  im  Auslande 
genossen,  durch  thatkräftige  Vermitlehing-  zum  liesten  der  Wis- 
senschaft», hier  mit  Dank  zurückzuerstatten.  Herr  Barrande, 
selbst  Franzose,  ein  Ausländer,  hat  durch  seine  langjährigen 
Forschungen  in  unserem  eigenen  Vaterlande  sich  grosse  Ver- 
dienste erworben.  Ich  darf  nicht  nur  wünschen,  dass  die  vielen 
Arbeiten  dem  Ende  entgegengeluhrt  werden,  ich  glaube,  dass 
es  meine  VerpHichtung'  ist,  wenn  auch  in  der  bescheidenen 
Stellung  eines  Herausgebers,  dabei  auch  Hand  mit  anzulegen. 
Das  Werk  selbst  auf  der  Höhe  der  Wissenschaft  ist  eines  von 
jenen,  die  für  immer  dem  Verfasser  eine  glänzende  Stellung- 
unter  den  \  orkämpfern  derselben  sichern,  und  das  Land,  auf 
das  sie  sich  beziehen  ,  zu  (unem  classischen  Boden  in  ihrer 
Geschichte  machen.  Die  Wissenschaft  vor  Allem  andern  ist  be- 
rufen, die  Männer  derselben  aus  allen  Ländern  und  Völkern  zu 
verbinden.  Sie  ist  es,  die,  treu  gepllegt,  gewiss  am  sichersten 
den  Geist  der  Eintracht  und  Brüderlichkeit  vorbereitet,  der 
auf  so  vielen  Wegen  gesucht,  aber  leider  nicht  immer  gefunden 
worden    ist. 

Ich  bitte  die  hochverehrte  Classe  dem  folgenden  Antrabe 
einen  freundlichen   Beschluss  angedeihen   lassen    zu   wollen : 


„Die  inatluMnatisch-natui'wisscnscliafUirho  Classc  der  kaiser- 
lichen Akademie  der  Wisseiiseliaflen  heuilligt  dem  wirklielieii 
IMili;liede  »  illiclm  llaidinger,  z,ur  Herausgabe  des  ersten  Bandes 
von  Herrn  Joacliin»  Harrande's  Werk  über  das  silurische  (ie- 
birgssystem  von  Böhmen,  die  Summe  von  1500  fl.  Conv.-Münzc." 

Die  Chisse  genehmigt  diesen  Antrag,  und  b(;schliesst  sich 
bei  der  Gesammtakademie  für  die  Bewilligung  des  genannten 
Betrages  zu  verwenden,  welche  auch  ertheilt  worden  ist. 


Herr  Custos  Dr.  Fenzl  stellt  den  Antrag  auf  eine  Geld- 
untcrstützung",  im  Betrage  von  400  fl.,  für  den  aus  Mexico  auf 
der  Rückreise  nach  Wien  begrifl'enen  naturhistorischen  Sammler 
Herrn  Carl  Heller,  in  Anerkennuns^  seines  Eifers  und  seiner 
Beharrlichkeit,  die  er  während  seines  dritthalbjährigen  Aufent- 
haltes in  jenem  Lande,  unter  den  ungünstigsten  Verhältnissen, 
im  Einsammeln  naturhistorischer  Gegenstände    bethätigt. 

Nachdem  der  Antragsteller  die  Akademie  bei  dieser  Gele- 
genheit über  den  ursprünglichen,  die  Einführung'  lebender  Pflan- 
zen in  die  grösseren  Gärten  Wiens  beabsichtigenden  Reisezweck 
Heller's,  das  kärgliche  Mass  der  ihm  von  Seite  einer  kleinen 
Actiengesellschaft  hiesiger  Handelsi>ärtner  und  Gartenfreunde 
zugewendeten  Geldmittel  und  den  Umfang  der  von  ihm  seither 
eingelieferten  anerkannt  werthvollen  Sammlungen  lebender  Pflan- 
zen und  Sämereien  in  Kenntniss  gesetzt,  verbreitet  sich  der- 
selbe des  Weiteren  über  des  jungen  Mannes  anderweitige  Thä- 
tigkeit  und  Umsicht  in  Anlegung  von  Herbarien ,  Einsammlung 
von  Conchylien,  Insecten,  Flussfischen  und  Reptilien  (unter 
welchen  Gegenständen  sich  nebst  vielen  ausgezeichneten  und 
neuen  Arten  auch  mehrere  ganz  neue  und  interessante  Gattun- 
gen befinden),  wie  noch  über  dessen  Fata,  die  ihn  während 
des  Krieges  der  Republik  mit  den  nordamerikanischen  Freistaa- 
ten trafen,  und  zuletzt,  aller  Habseligkeiten  berauj>t,  nach  Yu- 
catan  trieben.  Als  Beleg  seiner  muthvoUen  Ausdauer  in  Ver- 
folgung seiner  Zwecke,  führt  Dr.  Fenzl  dessen  Landreise  quer 
durch  Yucatan  bis  Tabasco  und  Chiäpas  in  einer  Ausdehnung 
von   103   Leniias  an,    die   er  ffanz  zu  Fuss,    theils  allein,    theils 


1 


in  Hei^lcitunii,-  (Miiiiier  Indianer ,  olino  heslinimter  Aussicht  auf 
naclilialtiue  UntcrsUilzunü,-  aus  der  llriniatli,  allen  Gcfalireii  und 
den  jirössten  Hcschwcrnisscn  trotzend,  /.urücklci'te.  Die  UTOsscn 
indianischen  Sladle-  und  Ten))»»'!- liiiiiien  von  Ixnial,  l*alen/,ue 
und  anderer  Orte  herührend,  sanunelle  Heller  nach  Kräften  hi- 
storische, i!;cogra[diische ,  statistische,  etiinoj!;ra|)hische  und  lin- 
guistische Notizen  üher  die  hisher  noch  viel  /m  wenig'  hekann- 
ten  Gegenden  und  ihrer  Bewohner,  wovon  dessen  briefliche,  in 
den  Sit/iUugsherichteii  der  Akademie  ])ereits  aufgenommene  Mit- 
theilungen an  den  Antragsteller  riihniliches  Zeugniss  geben. 

Obiger  Antrag  wurde  von  der  Classe  und  später  auch  voii 
der  Gesamnit-Akademie    genehmigt. 


Sitzung  vom  9.  November  1848. 


Bemerkungen  über  den  Glanz  der  Körper.  Von 
\V.   Hai  ding  er. 

Mau  hat  längst  die  Wirkung  der  Körper  auf  das  Licht 
unter  den  Modilicationen  der  Spiegelung,  der  Durchsichtigkeit 
und  der  Farbe  betrachtet,  je  nachdem  die  Strahlen  zurückge- 
worfen, hindurchgelassen  oder  verschluckt  werden.  Der  Glanz 
wird  durch  die  ersten  hervorgebracht.*}  Er  besteht  darin, 
dass  die  Obernäche  der  Körper  die  Gegensätze  der  hellen  und 
dunkeln  Stellen  der  zurückii;eworfenen  Bilder  dem  Auü'e  des 
Beobachters  zusendet.  0  e  r  s  te  d ''•'*_)  hat  eine  allgemeine  Be- 
trachtun"'  für  hinlänglich  wichti"-  "ehallen,  um  den  Unterschied 
des  Glanzes  und  der  Farbe  durch  die  Verschiedenheit  der  Wir- 
kung einer  Körperoberfläche  näher  ins  Auge  zu  fassen.  Er 
unterscheidet  die  spiegelnde  und  die  zerlegende  Reflexion,  von 
denen  die  erste  den  Glanz,  die  zweite  die  Farbe  hervorbringt, 
erwähnt  aber  dabei  ausdrücklich  ,  dass  diese  Zusammenstellung 
eigentlich   nichts  wesentlich   Neues    enthalte. 

Naumann  stinimt,  wie  er  selbst  erwähnt,  wesentlich  mit 
0er  sied   überein,    indem   er  deünirt:    „Unter  dem  Glänze  der 


*)   Handbuch   der   bestimmenden   Mineralogie.     S.   328. 
**)   J'oggendorlTs   Aiinalei,.     Dd.    0(1.     l«io.    S.    4tt. 


i;58 

Kör[)(*r  vcrslclil  iii.ui  dio,  durcli  die  s  pi  ('i;'e  lud  r  llencxum  von 
ihren  inrlir  und  ucniücr  i;lat((Mi  Ohcrlläclioii  hervüri»ebraclito 
Erschoimini;-,    sofern   ni.ui   dabei   von   der   Farbe   nbstruhirt."  *) 

Die  Mineralogen  sind  eii;cn(lich  am  meisteu  in  der  Las»**, 
lienauere  Delinilionen  der  verseliiedcnen  Arten  des  (»langes  xii 
bedürfen,  die  einen  Tbeil  ihrer  TerinInoloi;ie  ausmachen,  und 
daher  fest  ])estinnnt  sein  sollten.  Sie  unterseheiden  sie  läng'st, 
aber  ihre  Bedürfnisse  und  die  Forscliunu^en  der  Physiker  wur- 
den  bisher  noch   nicht  vollständii»-  in  IJebereinstimmunff  "ebracht. 

Eini<>"e  ßeobachtnng'en ,  die  ich  in  der  neuesten  Zeit  7>u 
machen  (jlele<i,enheit  hatte,  so  wie  die  Betrachtungen,  welche 
sich  an  dieselben  anreihten,  Hessen  es  mir  wünschenswerth 
erscheinen,  die  Verhältnisse  des  Glanzes  wieder  einmal  für 
sich  abzuschliessen,  und  zwar  so,  wie  Oersted  es  für  das  «Me- 
than, was  bisher  gegolten  hat,  diejenigen  Verhältnisse  ins  Auge 
zu  fassen,  welche  als  Anfang  weiter  auszudehnender  Forschun- 
gen bezeichnet  werden  können. 

Es  ist  insbesondere  das  Phänomen  der  Polarisation  des 
Lichtes,  welches  hier  unsere  Aufmerksamkeit  fesselt. 

Es  gibt  viele  KiJrper,  die  hart  genug  sind  oder  hinläng- 
lichen Zusammenhang  besitzen,  dass  man  sie  mit  glatten  ebe- 
nen Flächen  versehen  kann,  die  das  Bild  eines  Gegenstandes 
vollkommen,  wie  ein  Spiegel,  zurückwerfen.  Es  ist  diess 
eben  die  Spiegelung  oder  eine  der  unter  dem  Namen  Glanz 
begriffenen  Eigenschaften  der  Körper.  Man  kennt  die  Metall- 
spiegel, die  vollkommensten  Krystall-  und  Theilnngsflächen  der 
Mineralien,  aber  auch  die  Oberflächen  der  Flüssigkeiten,  von 
dem  vollkommenen  Spiegel  der  schwarzen  Tinte,  bis  zu  den 
überraschenden  Erscheinungen  der  Fata  morgana  oder  Luftspie- 
gelung. 

Die  Spiegelung  wirft  das  Bild  des  Gegenstandes  zurück. 
Der  spiegelnde  Körper  selbst  kann  undurchsichtig  oder  durch- 
sichtig, farbig  oder  farblos  sein.  Die  Luftspiegelung  (mi- 
raf/e)  wird  durch  einen  durchsichtigen  farblosen  Körper  hervor- 
gebracht, der  noch  dazu  gasförmig  ist.  Er  ist  dadurch  selbst 
unsichtbar.     Man  kann    diess    das  Ideal    der  Spiegelung    nennen. 


*)  Elemente  der  .Mineralogie.    S.    1^5. 


IM) 

Sie  gibt  (las  Itild  g-anx  allein ,  währoiul  man  au  deullich  sicht- 
baren Körpern,  wimui  sie  auch  i!,anÄ  glalllläoliig  sind,  neben 
und  zuuleirh  mit  dem  S[»ieii;elhilde  des  Gegenstandes  aueli  den 
Kindrurk  des  Körpers  seihst  erhält.  Je  vollkommuer  indessea 
die  Spiegeluni!;,  un»  desto  stärker  ist  der  dHanz. 

Mehr  und  weniger  vollkommene  Kbenheit  und  l'oiiUu*  bildet 
einfach  den  Grad  des  (ilanzes,  aber  die  Art  desselben 
hängt  von  einem  ganx  andern  Verhältnisse  ab.  hie  llaupleigen- 
schaftcn  der  Körper,  welche  darauf  lOiiilluss  nehmen,  sind  die 
Slrahlenhreehung  und   die   Lichlpolarisalion   der  Körper. 

Ohne  sie  durch  eigene  Benennungen  zu  bezeichnen,  ist  es 
nicht  möglich,  sie  auch  nur  einigermassen   näher  zu  verfolgen. 

Die  Arten  des  Glanzes,  welche  die  Mineralogen  desswegen 
längst  unterschieden  haben,  sind:  der  Perlmuderglanz ,  der 
Ginsglanz,   der  Fettgianz,  der  Diamantglanz,   der  M(!lallglanz. 

Es  lässt  sich  aus  einzelnen  Stücken  von  Körpern  eine  Ileihe 
bilden,  welche  einen  vollständigen  Uehergang  von  einem  dieser 
festen  Punkte  zum  andern,  durch  alle  hindurch,  dem  Auge  dar- 
bietet, aber  eine  wissenschaftliche  Betrachtung  fordert  die  An- 
gabe von  Einzelnheiten ,  da  ein  blosser  vorübergehender  Ein- 
druck nichts   Vergleichbares    enthält. 

Einzelne  vollkommen  ausoehildete  glallflächige  Krystalle 
besitzen  nur  eine  von  diesen  drei  Arten  des  Glanzes:  Glas- 
glanz,   D  iama'n  tglanz,  Metallglanz. 

Als  Beispiele  des  Glasglanzes  können  die  schönen  Dau- 
pbineer,  die  Marmaroser  und  andere  Bergkrystalle  gelten,  der 
llyalilh,  der  Beryll  und  Smaragd,  Cordierit,  Axinit  und  andere 
Gemmen,  die  weissen  Nepheline,  Adular  in  ganz  homogenen 
starkglänzenden  Krystallen,  der  hellfarbige,  durchsichtige  Augit 
(DiopsidJ,  Chahasit,  Skolezit,  iValrolith,  Baryt,  Kalkspath,  Fluss, 
Salz,  Alaun,  Eis.     Bleifreies  (ilas   besitzt  den   reinen  (ilasglanz. 

Der  vollkonmienste  Diamaniglanz  ist  der  des  Diamanles 
selbst,  aber  auch  der  Zirkon,  der  hellgrüne  Sphen,  die  lichl- 
gelbe  Blende,  das  Weissbleierz  (Cerussit},  das  lichte  Rothgil- 
tigerz  besitzen  ihn.  iManche  Granate,  Vesuvian  schliessen  sich 
an,  der  (ilanz  ist  weniger  vollkommen,  er  ist  häulig  weniger 
stark,  weil  die  Flächen  zum  Theil  weniger  glatt  und  glänzend 
sind.      Hohe  Grade  des  Glasglanzes  nähern    sich    dagegen,    wie 


im  Chrysoberyll  und  aiuleren  Körpoi'n,  öfters  dem  diamanlarli^eu. 
(Jeringerc  (irade  erscheinen  oft  als  Fe!li;lan/i.  Dimkelfarbige, 
«■raue,  schwarze  Cerussite,  die  dunkeln  Blenden,  UolhgiltigerÄC 
nähern  sich  unvollkommenem  Metallglanze. 

Der  vollkommene  Melallglan/i  des  Silbers  und  fioldes,  der 
des  llleiglanzes  und  Pyriles,  ist  charakteristisch  genug,  aber 
CS  gibt  auch  graue,  schwarze,  inetallischc  Körper,  wie  Eisen, 
Glaserz,  Eisenglanz,  an  welche  noch  andere  sich  anschliessen, 
wie  Magneteisenstein,  Kupferindig,  deren  Metallgianz  nur  noch 
ganz  unvollkommen  ist,  und  die  mit  jenem  metallähnlichen  Dia- 
niantglanz  in   einer  Reihe  zusammenschliessen. 

Die  Mineralogen  unterscheiden  noch  den  Fettglanz  und  den 
Perlmutterglanz,  aber  diese  sind  eigentlich  schon  in  den  vor- 
hergehenden enthalten  und  nur  unvollkommene  Erscheinungen 
davon,  wie  bereits  zum  Theil  erwähnt  wurde.  Mögen  sie  in 
der  Terminologie  dieser  Wissenschaft  als  nützlich  beibehalten 
werden,  so  hindert  diess  doch  nicht,  sie  auf  diejenige  Stelle 
zu  setzen,    die  sie  eigentlich  einnehmen. 

Vergebens  wird  man  wahren  Fettglanz,  wahren  Perlmut- 
terglanz auf  vollkommen  glattflächigen  und  homogenen  Krystallea 
suchen.  Der  Fettglanz  ist  jederzeit  mit  geringeren  Graden 
des  Glanzes  und  nicht  vollkommener  Durchsichtigkeit,  grössten- 
theils  mit  gelblichen  Farbentönen  verbunden,  und  erscheint  aus- 
gezeichnet auf  den  Flächen  des  unvollkommenen,  besonders  klein- 
muscheligen Bruches  ;  er  schliesst  an  den  Diamantglanz  und  an 
den  Glasglanz  an,  den  vollkommen  glatte  Krystallflächen  oder 
hell  polirte    kimstliche  Flächen   derselben  Körper  besitzen. 

Der  Perl  m  u  1 1  e  r  ff  I  a  n  z  entsteht  erst  durch  die  Aufein- 
anderfolge  paralleler  Lagen  durchsichtiger  Körper;  er  erscheint 
vorzüglich  auf  Theilungsflächen,  aber  es  ist  nicht  die  einfache 
Spiegelung  von  der  Oberfläche,  welche  die  Erscheinung  her- 
vorbringt. 

Schon  die  allgemeine  Vergleichung  der  im  Vorhergehenden 
als  Beispiele  benannten  Körper  deutet  darauf  hin,  dass  der 
Glanz  ein  nahe  unmittelbarer  Ausdruck  der  Lichtbrechkraft  der 
Körper  sei.  Die  Körper  mit  geringer  Brechkraft  besitzen  Glas- 
glanz, die  mit  einer  bedeutenden  Diamantglanz,  die  mit  noch 
stärkerer  Metallgianz. 


Will  man  versuchen,  eine  Anzahl  dieser  Körper  nach  dem 
Exponenten  des  Hreehnngsverhällnisses  zu  ordnen,  so  trilVt  man 
bald  auf  grosse  Lücken  in  unserer  Kcnnlniss  derselben,  sei  es, 
dass  überiiaupt  von  mehreren  keine  Mes.sum^en  vorliej^en,  sei 
es,  dass  die  zwei  in  der  Uiehtun«^-  senkrecht  auf  die  optische 
\xe  einaxijrer  Krvstalle  nicht  beide  bekannt  sind,  endlich,  dass 
für  einen  praktischen  verc^leiclibaren  Ausdruck  der  Brechuni:!:s- 
verhältnisse  in  zweiaxiijen  Krystallen  nocli  keine  iXormen  all<|;e- 
mein  annenonunen  sind.  \N  ohl  ist  ein  Ausdruck  für  die  Ge- 
schwindigkeit der  Verzögerung"  für  den  ordinären  und  extraor- 
dinären Strahl,  wie  sie  unter  andern  Rudberg  in  Poi^gendorlTs 
Annalen  *)  für  die  drei  Elastizitäts- Axen  stellt,  trefl'lich,  aber 
CS  fehlt  noch  viel,  dass  man  eine  t^rösserc  Anzahl  von  Kry- 
stallen nach  dieser  Methode  vergleichend  behandelt  hatte.  In- 
dessen geben  auch  die  Zahlen,  welche  sich  in  den  Verzeich- 
nissen von  Hrewster,  Herschel  u.  s.  w.  auffinden  lassen, 
doch  eine  beiläufige  Uebersicht. 


"S' 


Terzelchniüis    von    Körpern    mit   ihren  Brechung.««. 

Exponenten. 

Eis 1.315   Galle. 

Alaun 1.457  Brewster.  bis  1.475  Biof.  Young. 

Fiuss 1.433  Wollaston,  bis   1.436  Brewster. 

Opal     1.479  Brewster. 

Obsidian     ....  1.488  Brewster. 

Kronglas    ....  1.525  Wollaston. 

^  (  1.5484  O  )    ... 

Ö"'-»'"'' I    1.5582  E  \    ^'^'"'''• 

^"''•^^'"' 1.6219  E  '    ^'''^ 


i   1.6201   O       Biot. 
^""^^ I   1.6352  E       Malus. 

Andalusa  .   .   .  .   J    ^  ^.^^^    ^    |    W.   II. 


*)  na.  17.    .s.  "ii, 


142 

„,  ,       ...       (   1.6325  O  )    _.  ^ 

Topas,  brasihan.  |    ^^^^^  ^  |    B.ot. 

Flinii;las     ....       1.G42  Fraunhofer. 

^"•^^^^ {   1.6630  E  ]    ^'^*- 

Kalkspath I   j^g^^  ^  I    Malus. 

.  (  1.6931   O  )    , ,  , 

Arao-on ;       «„.^„>    Malus. 

"  j   1.5348  ^  j 

Spinell    .....       1.756  Herschel,    1.761  Brewster, 

1.812  Wollaston. 

Pyrop 1.792  Brewster. 

Chlorsilber  .  .  .       2.070  W.  H. 

Diamant 2.439  Newton,  2.470  . . .  2.487  Brew- 
ster, 2.755  Rochon. 

1^     1     t  (  2.500  )   „ 

Krokoit )  \  Brewster. 

Rothgiltigerz    .   .        2.564  Brewster. 

Das  Eis,  an  der  Spitze  des  Verzeichnisses,  besitzt  offen- 
bar einen  deutlichen  Glasglanz  und  ein  geringes  Brechungsver- 
niögen.  Auffallend  ist  längst  das  geringe  Brechungsvermögen 
gewisser  Fluorverbindungen  gewesen ,  aber  auch  sie  besitzen 
Glasglanz.  Tiefer  in  dem  Verzeichnisse  stehen  dem  Diamant 
zunächst  die  Krystalle  mit  starker  Lichtbrechung'  und  mit  Dia- 
mantglanz.  Der  Brechungsexponent  des  Diamants ,  wenn  er  mit 
Undurchsichtigkeit  verbunden  ist,  erscheint  bereits  fast  als  Me- 
tallglanz. Die  Brechungsexponenten  der  Metalle  endlich,  aus 
den  Polarisationswinkeln  abgeleitet,   sind  die  höchsten. 

Die  Polarisation  des  Lichtes  durch  Spiegelung  von  der 
Oberfläche  der  Körper,  ist  aber  noch  eine  zweite  zum  Vergleich 
anwendbare  Eigenschaft,  die  ja  selbst  in  ihren  numerischen  Ver- 
hältnissen nach  Brewstcr's  Gesetz  und  Arago's  und  anderen 
älteren  Versuchen  unmittelbar  damit  zusammenhängen. 

Die  folgende  Tabelle  zeigt  deutlich  das  Steigen  der  Pola- 
risationswinkel  mit  dem  Exponenten  des  Brecbungsverhältnisses. 


1  'l  '> 
I  4.» 


Wasser.   .   .  .  53"  11' 

Fluss 5r>     9 

Obsiiliun  .   .   .   5(»     0 

Oyps 50  45 

Quarz    ....  56  58 
Topas    ....   58  34 
Doppclspalli   .  58  51 
Spinell  .   .   . 
Zirkon  .   .   . 
ScluvelV'l  .   . 
Dianiaiil    .   . 
Ilotlii;iUii;xMVi 


<U)  25 
G3  0 
«3  45 

68  1 
68     3 


Metall  0 


Brocliunj^soxp, 


70"  50' 

72  30 

73  — 

74  50 

75  — 


2.870 
3.272 
3.371 
3.689 
3.732 
3.844 
4.309 
4.511 
4.773 
4.893 


Ziiiii  .    . 
/iiik  .    . 
Silber   . 
\A  isimilli 
Stahl     . 

Antinioiiiiiin  75  25 
Speiskohall  76  5(5 
Kisenkies  .  77  30 
Itleigian/.  .  78  10 
Merkur  .  .  78  27 
Aber  man  bat  länii'st  bcobaoblet,  dass  bei  den  böberen 
Pülarisationswinkeln  die  Polarisation  nicht  mehr  vollsländiu;  ist. 
Selbst  bei  denjenigen  Körpern,  deren  glatte  Oberllächen ,  wie 
das  Kroiiglas,  am  vollständigsten  polarisiren,  bleibt,  wie  II  er- 
sehe! i^czeigt  hat,  wenn  der  polarisirte  Licht.strahl  durch  einen 
Spiegel  in  senkrechter  Lage  analysirt  wird,  noch  ein  violetter 
schwacher  Lichtschein  übrii!,-.  Auffallender  war  das  nicht  volLstän- 
dige  Erlöschen  des  iJildes  beim  Schwefel  und  beim  Diamant. 
Doch  blieb  auch  hier  der  grösste  Theil  des  Lichtes  in  der  Re- 
ilexiousebene  jtolarisirt;  nur  ein  kleiner  Theil  besass  die  Pola- 
risation in  der  Hiebt ung'  senkrecht  auf  die  Einfallsebene.  Auch 
bei  den  nielallischen  Obcrdächen  findet  Polarisation  in  der  Ein- 
fallsebene Statt,  aber  ein  sehr  grosser  Antheil  Licht  wird  mit 
anderen  Eigenschaften  zurückgeworfen ,  so  dass  das  (Janzc  als 
sogenanntes  elliptisch  polarisirtes  Licht  erscheint. 

Die  Polarisation  in  der  Einfallsebeue  ist  in  ihrem  >Iaxim«t 
vollständig,  sie  ist  linear;  die  Polarisation  durch  innere  Zu- 
rückslrablung"  aus  durchsichtigen  Körpern  bei  totaler  Ileflexion 
ist  circulär,  die  elliptische  liegt  in  ihren  Eigenschaften  zwi- 
schen beiden.  Brewster  hat  sie  durch  diese  Benennung  un- 
terschieden; er  selbst,  Hiot  und  Andere  bis  auf  Jamin  haben 
sie  zu  dem  (iegenstande  der  wichtigsten  experimentellen  und 
theoretischen  Forschuni'en  gemacht.  Malus  hatte  schon  i^efun- 
den,  dass  das  von  den  Metallen  zurückgeworfene  Licht  in  zwei 
senkrecht  auf  einander  stehenden  Ebenen  polarisirt  ist.  Hier, 
glaube   ich.   wird   «!s  hinreichend   sein,   nur  mit  weniiiren  >\  orten 


auf  »liosos  weite  und  frnchll)aro  Feld  pliysikalischor  Forschung 
hingewiesen  zu  hahen.  Für  die  gogenwärti<i,e  Untersuchung  s;(^- 
niigt  es,  die  Thatsache  hervorzuhchcn,  dass  es  zwischen  den 
Körpern  mit  linearer  und  circuhärer  Polarisation  viele  Zwi- 
schenglieder gehe,  in  welchen  die  beiden  zurückgeworfenen 
Lichthündcl  verschiedene  Intensitäten  zeigen. 

Untersucht  man  die  Ueflexion  von  was  immer  für  einer 
Fläche  gewisser  Körper  durch  die  dichroskopische  Loupe  unter 
dem  Polarisationswinkel,  so  geht  das  sämmtliche  in  der  Fiin- 
fallsebene  polarisirte  Licht  in  das  obere  ordinäre  Bild.  Ist  die 
Polarisation  möglichst  vollständig,  so  bleibt  in  dem  unteren 
Bilde  die  Farbe  übrig,  ganz  matt  oder  glanzlos;  den  Glanz 
nimmt  das  obere  Bild  allein  hinweg.  Glanzlose  Körper,  vor- 
züglich schön  die  Blumenblätter,  aber  auch  mattes  Papier  und 
dergleichen,  oder  auch  glänzende  Körper,  von  einem  hellen 
Lichte  seitwärts  erleuchtet,  geben  beide  Bilder  gleich.  Es  geht 
eben  so  viel  Licht  in  das  obere  wie  in  das  untere  Bild.  Man 
kann  daraus  schliessen ,  dass  die  ursprüngliche  Polarisation  des 
Lichtes,  welches  die  Farbe  des  Körpers  im  Auge  erregt,  die 
des  gewöhnlichen  Lichtes  sei,  weder  vorzugsweise  in  der  Ein- 
fallsebene ,  noch  senkrecht  darauf,  noch  in  was  immer  für  einer 
Art,  sondern  gleichförmig  nach  allen  Richtungen  polarisirt. 
Nimmt  nun  der  gleichzeitige  Eindruck  des  Glanzes  in  dem 
oberen  ordinären  Bilde  den  Eindruck  der  Farbe  hinweg,  oder 
übertäubt  er  ihn ,  so  bleibt  gewiss  nichts  destoweniger  der  Ab- 
gang von  irgend  einer  Polarisation  in  der  Farbe  klar,  die  erst 
im  unteren  Bilde  der  dichroskopischen  Loupe  als  extraordinär 
polarisirt  erscheint. 

Bei  dem  Gegensatze  von  Glanz  und  Farbe  hat  Botzen- 
hart  neuerlich  wieder*)  darauf  aufmerksam  gemacht,  dass  das 
Licht,  welches  in  der  Farbe  wieder  kommt,  in  den  Körper  ein- 
gedrungen gewesen  und  im  Innern  zum  Theil  absorbirt  sein 
muss.  Erhält  aber  das  Auge  durch  die  dichroskopische  Loupe 
von  einem  Körper,  durch  Zurückstrahlung  unter  einem  belie- 
bigen Winkel,    im    oberen  Bilde  zwar  mehr  Glanz,    im  unteren 


*)    r.prioht«»  über   die   Mittheilungen   von   Fr.   der  N.   in   Wien.    I.    S.    18, 


145 

(loch  auch  Glanz  und  Farbe,  und  erscheint  dieses  Verhiillnlss 
gleich  in  allen  Azimullieu,  so  muss  notliwendig  die  IModifikalion 
des  Lichtes  an   der  Oherlläche   in   dreierlei  Weise  geschehen: 

1.  Kin  Theil  wird  in  der  Kinfallsehene  polarisirt,  das  Maxi- 
mum unter  dem  nach  der  \atur  des  Körpers  verschiedenen 
l'olarisatioiiswinkel. 

2.  Min  Theil  wird  unverändert  zurückgeworfen,  oder  wie 
gewöhnliches  Licht  nach  allen  RichUingen  polarisirt.  Unter  dem 
Polarisalioaswinkel  ist  die   Intensität  ein  IMinimum. 

3.  Lin  Theil  wird  gehrochen  und  zerlegt.  Kr  muss  in  das 
Innere  des  Körpers  gedrungen  sein,  um  auf  undurchsichtigem 
(jirunde  weiss  oder  gefärbt  zurückgeworfen  oder  von  durchsich- 
tigem Grunde  a])sorbirt  zu  werden. 

Die  Arten  des  Glanzes ,  wie  sie  die  Mineralogen  unter- 
scheiden, haben  nach  den  vorhergehenden  Betrachtungen  die 
folgenden  Ligenschaften: 

1 .     I)  e  r    G  I  a  s  g  1  a  n  z. 

Er  findet  sich  auf  Körpern  von  geringerem  Hrechungsver- 
mögen.  Vollkommene  Spiegel  polarisiren  das  Licht  unter  einem 
Maximum- S*olarisationswinkel  dergestalt,  dass  kein  Glanz  in 
das  untere  Bild  der  dicliro.skopischen  Loupe  geht,  und  die  Fai'bc 
des  Körpers  weiss,  farbig  oder  schwarz,  gänzlich  matt,  ohne 
Glanz  erscheint.  Der  unscheinbare  liest  von  V'iolet  ist  nicht 
wahrzunehmen. 

Das  Gesichtsfeld  erhält  vor  der  Reflexion  nichtpolarisirtcs 
Licht.  Ein  Theil  davon  wird  polarisirt,  ein  anderer  geht  in  den 
Körper  hinein,  und  wird  entweder  absorbirt  oder  hindurchge- 
lassen. IJei  mehr  senkrechtem  Lichteinfalle  ist  das  obere  imd 
untere  Bild  der  dichroskopischen  Lou|k;  nahe  gleich  hell.  Bei 
grösseren  Einfallswinkeln  nimmt  die  Helligkeit  des  oberen  durch 
den  Gegensatz  immer  zu,  das  untere  wird  dunkler  bis  zum  Mi- 
nimum des  Lichtes  unter  dem  Polarisationswinkcl,  und  steiget 
dann  wieder,  doch  bleibt  die  Farbe  des  zurückgeworfenen  Lichtes 
immer  weiss. 

2.     Der    Di  a  man  li»!a  n  z. 

Bei  der  Betrachtung  der  Zurüekstrahlung  durch  die  dichro- 
skopische    liOupe    ist    das    obere    Bild    stets    hellglänzend,    und, 
ohne  Beimischung  einer  fremden  Farbe,   "anz  weiss.    Das  untere 
IV.   Heft,    Sitzb.  d.   mathein.   naturw.   Cl.  iü 


146 

Bild  ist  nie  ganx  auss^clöscht,  sondern  es  zeigt  ebenfalls  eine 
deudich  wahrneliinhare  Ziirüekstrahliing-,  die  in  jedem  Ay/nnulh 
senkrecht  auf  die  Einfallscliene  polarisirt  ist.  Die  I']rscheiniing 
ist  naeii  den  Körpern  verschieden. 

1.  Diamant.  Das  unlere  Bild  ist  weiss,  doch  schwächer  als 
das  obere. 

3.  Weissbleier/i.  In  den  verschiedenen  Varietäten  erschei- 
nen bereits  abweichende  Daten.  Die  ganz  weissen  polarisiren 
das  Licht  nicht  vollkommen,  doch  zeigt  auch  das  untere  Bild, 
wenn  gleich  etwas  matter,  keine  fremde  Farbe.  Bei  den  dun- 
keln, graulichen  oder  schwärzlichen  Krystallen,  welche  den 
sogenannten  metallähnlichen  Diamantglanz  besitzen ,  erscheint 
das  untere  Bild  schwach  in  dunkel  Stahlblau  geneigt. 

3.  Zinnstein,  Rutil,  Wolfram  und  andere  dunkle  Körper 
mit  Diamantglanz,  zum  Theil  schon  dem  metallähnlichen  genä- 
hert, wenn  auch  nur  im  Gegensatz  gegen  das  obere  helle  Bild, 
lassen  ein  dunkles  blauliches  Schwarz  oder  Grau  im  unteren 
Bilde   wahrnehmen. 

4.  Das  Blau  ist  deutlicher  an  den  rothen  Krystallen  von 
Rothkupfererz,  Zinnober,  Rothgiltigcra.  Wenn  man  dem  Pulver 
derselben  durch  den  Folirstahl  Glanz  gibt,  oder  es  mit  einem 
Messer  flach  auf  einer  mattgeschliifenen  Glastafel  aufstreicht, 
so  sieht  man  die  Trennung  des  weissen  zurückgeworfenen  Lichtes 
im  oberen  und  das  Blau  im  unteren  Bilde  sehr  deutlich.  Letz- 
teres steigert  sich  bereits  fast  bis  zu  einem  dunkeln  Lasurblau. 

5.  Hier  schliessen  sich  die  dunkeln  Varietäten  der  Blende 
und  des  Hauerits  an,  so  wie  noch  viele  andere  Krystalle  mit 
metallähnlichem  Diamantglanz. 

6.  Bei  den  hellfarbigen  Blenden,  bei  dem  llornsilbcr,  muss 
man  recht  vorbereitet  sein,  um  den  schwachen  bläulichen  Schein 
nicht  zu  übersehen,  der  im  unteren  Bilde  hervorkommt. 

7.  Das  schöne  citronengelbe,  in's.  Orangegclbe  ziehende 
Jodblei  (FbJ^)  gibt  mit  einem  Messer  aufgestrichen  eine  dia- 
mantartig glänzende  Fläche.  Die  ordinäre  Zurückstrahhsng  im 
oberen  Bilde  wird  immer  heller,  aber  ist  stets  weiss;  die  un- 
tere extraordinäre  ist  bei  mehr  senkrechtem  Einfall  weisslich, 
bei  wachsenden  Einfallswinkeln  erst  lichtblau ,  dann  schön-,  nahe 
lasurblau,    hierauf   violet,    endlich  in  Brandgelb  verlaufend. 


\k7 

3.     n  er    M  c  t  a  1 1  g  I  a  ii  /. 
Anschlicssciul    au    den   mctallälmlichen  Dianiantgiaii/i    zeigen 
o-cwisse  Krvslallc  und  andere  Körner  einen  unvollkommenen  Me- 
talli'lanz.    Er  ist  weniger  lebhal"! .  aueli  wohl  niehl   mit  dem  den 
Metallen  eigenen  Grad<^  von  Undurehsichtigkeit  verbunden. 

1.  Bei  sehr  dunkler,  schwarzer  Farbe  erscheint  fast  aller 
Glanz  im  oberen  Hilde,  das  untere  ist  nicht  ganz  matt,  aber 
doch  grau,  wenig  in  das  IMaue  geneigt.  Diess  ist  der  Fall  beim 
Uranerz,  bei  manchem  Ziunstein,   Pyrolusit,  Älanganit. 

2.  Magneteisenstein,  vorzüglich  Eisenglanz,  geben  ein  Blau 
von  nicht  unbedeutendem  Eindrucke. 

3.  Eine  besondere  Abtheilung  machen  diejenigen  Körper, 
welche  unter  dem  Polirstaiile,  oder  mit  einem  glatten  Messer 
auf  eine  mattgeschliflV'ue  Glasfläche  gestrichen,  so  wie  es  oben 
beim  Jodblei  erwähnt  ist,  einen  gewissen  Grad  von  Glanz  an- 
nehmen. 

So  der  Kupferindig  von  Sangerhausen.  Das  obere  Bild  O 
ist  in  allen  Azimuthen  dunkel  schwärzlich  bleigrau  ;  bei  grös- 
seren Einfallswinkeln  wird  der  Glanz  stärker,  dadurch  die  Farbe 
scheinbar  weisslich,  ohne  Blau.  Im  unteren  Bilde  E  neigt  sich 
die  metallisch  bleiora;ic  Farbe  bei  «»rösseren  Einfallswinkeln 
immer  mehr  in"s  Blaue,  das  Bild  wird  schön  stahlblau,  endlich 
bei  noch  stärkerer  Steigung  violblau. 

Fremy's  Zinnoxydul,  dasich  Wöhler  verdanke,  hat  eine 
dunkel  bleigraue  in\s  Eisenschwarze  fallende  Farbe;  auf  den 
starkglänzenden  kleinen  Krystallen  zeigt  sich  sogar  ein  Violet- 
grau.  Das  obere  Bild  wird  bei  grösseren  Einfallswinkeln  immer 
weisser;  das  untere,  mehr  blau,  geht  durch  Stahlblau  in  ein 
unvollkommenes  Speisgclb. 

Das  iibermangansaurc  Kali,  das  Herr  General -Probircr 
A.  Löwe  freundlichst  für  mich  bereitete,  gleichviel  in  glänzen- 
den Krystallen  oder  aufpolirt,  gibt  als  Durchsichtigkeitslarbe 
ein  schönes  röthliches  Violblau,  so  dunkel,  dass  Krystalle  ganz 
undurchsichtij;-  erscheinen.     Ganz  frisch  aufsiestrichen  oder  krv- 

O  (DJ 

stallisirt  ist  der  Glanz  metallisch,  die  Farbe  speisgelb.  Durch 
die  dichroskopische  Loupe  theilen  sich  die  zurückgeworfenen 
Farben  im  oberen  und  unteren  Bildt>.  Das  obere  wird,  von  den) 
senkrechten    Einfalle    beginnend,     inmier    heller    und    hfller    ins 

M)  "^ 


ns 

Weisse,  je  g'rüssoi'  die  Neig'ung-  wird;  das  unlei-c  z,eig(  in  der 
Aufeinanderfolge  die  nachstehenden  Töne:  spcisgelh,  gohlgell), 
messinggelb,  pista/äengoUlgriin,  grasgrün,  spangriin,  slahlgrün. 
Die  frische  speisgeihe  Farbe  der  Kryslalle  und  polirten  Fläclicn 
ist  nicht  beständig.  Die  Oberdädie  wird  sehr  bald  violet,  dann 
erscheint  das  obere  IJild  O  bei  grösserem  Einfallswinkel  immer 
heller  in's  Weisse,  das  untere  IJild  E,  erst  violet,  wird  immer 
dunkler,  dann  fast  ausgelöscht,  und  nimmt  endlich  mit  einem 
griinen  Ton  an  Helligkeit   wieder  zu. 

Von  Wöhlers  grünem  Hydrochinon,  aufpolirt,  geht  das 
obere  Bild  vom  Tombackbraun  durch  Speisgelb  in's  Weisse, 
das  untere  durch  Stahlgrün  in  Stahlblau. 

Das  Murexid  gibt  die  zwei  Bilder,  das  obere  O,  vom 
Messinggelben,  durch  blass  Goldgelb  in  das  gelblich  Silberweisse, 
E  vom  Messinggelben,  durch  Grasgrün,  Spangrün,  Stahlgrün, 
Stahlblau  und  eine  Spur  von  Violet  in   Weiss. 

Chrysolepinsaures  Kali,  aufpolirt,  gibt  auf  dem  braunen 
Pulver  eine  glänzende  Stelle,  deren  O  den  Glanz  des  ordinär 
polarisirten  Lichtes,    das  E  ein  schönes  Lasurblau  enthält. 

Chlorpalladium,  braunes  Pulver,  O  weiss  glänzend,  E  deut- 
lich blau. 

Hier  muss  auch  der  blauen  Farbe  Erwähnung  geschehen, 
welche  das  Cyan  -  Platin  -  Magnesium  im  unteren  extraordinären 
Bilde  der  dichroskopischen  Loupe  zeigt,  wenn  es  auf  eine 
ebene  Fläche  aufpolirt  worden  ist. 

Das  reine  Jod,  anscheinend  von  dunkel  blaulichschwarzer 
Farbe,  auf  mattes  Glas  aufpolirt,  ist  mit  brauner  Farbe  durch- 
scheinend, aber  der  Ghinz  von  der  Obcrlläche,  durch  die  di- 
chroskopische  Loupe  untersucht,  gibt  ein  ungemein  schönes 
Blau,  das  sich  bei  grösserem  Einfallswinkel  in  Violblau  verläuft. 

4.  Eine  eigene  Gruppe  diamantartig  und  metallisch  glän- 
zender Körper  sind  diejenigen,  welche  eine  Farbe  im  unteren 
Bilde  der  dichroskopischen  Loupe  nur  in  gewissen  Richtungen 
wahrnehmen  lassen.  Es  sind  diess  die  Beispiele  des  orientirten 
Flächenschillers,  von  welchen  ich  einige  in  einer  früheren  Mit- 
theilung   verzeiclinete  ;  *)     theils    sind    es    Krystalle,     wie    das 

*)   Ueber  das  Schillern  von  Krystallflächen.    Natunvissenschaftliclie  Abhand- 
lungen.   I.    S.    143. 


140 

Cyan  -  Platin -Äl.ignesiiini,  das  Cyan- Platin -Ijaryum,  das  Mur- 
exid, grüne  llydrochiiion  und  andere;  Iheils  beruht  die  Aus- 
theilung"  der  Farhcnrellcxe  auf  der  IViclilung  des  Striches  hei 
dem  Aufpoliren  der  Kürjior,  wie  am  chrysamniinsauron  Kali, 
dem  Oxalsäuren  Platin  und  dem  Platin- Cyanür- Cyanid.  *J  Ks 
reicht  hin  hier  das  Verhältniss  seihst  und  einige  der  Kör|)er 
namhaft  gemacht  7ai  hahen,  da  sie  sich  doch  im  Ganzen  voll- 
ständiii'  den  Erscheinunijen    der  vorherüehenden  anschliessen. 

Bei  dem  vollkommenen  Metallglanze  ist  das  Licht  zum  Theil 
in  der  Kinfallsehene,  xum  Theil  senkrecht  darauf  polarisirl,  und 
geht  daher  theils  in  das  obere,  theils  in  das  untere  Ilild  der 
dichroskopischen  Loupe.  Brewster  hat  folgende  lleihenfolge 
in  der  Intensität  bekannt  gemacht,  '•■^'')  vom  grössten  bis  zum 
geringsten  Inlensiläts- Unterschiede  in  der  Polarisation: 

Bleiglanz  Zink  Bronze 

Blei  Spiegehnetall  Zinngraupen 

Grauer  Speiskobalt  Platin  Bijouleriegold 

Arsenikkies  Wismuth       >  Keines  Gold 

Schwefelkies  Merkur  Gewöhnliches  Silber 

Antimon  Kupfer  Reines  Silber 

Stahl  Zinn  (Weissblech)    Totale  Reflexion  v.  Gla.s. 

Der  Unterschied  der  beiden  Bilder  ist  beim  Bleiglanz  sehr 
bedeutend,  das  untere  ein  metallisches  Blau,  Ueberhaupt  er- 
scheint im  unteren  Bilde  die  eigentliche  Farbe  deutlicher,  aber 
der  ursprüngliehe  Eindruck  besteht  ohne  Zweifel  aus  den  vier 
folgenden  Elementen; 

1.  Dem  in  der  Einfallsebene  polarisirtcn  Lichte. 

2.  Dem  senkrecht  auf  dieselbe  polarisirtcn  Antheile  des 
zurückgeworfenen  Lichtes. 

3.  Einem  Antheile,  der  bei  kleinen  oder  grossen  Einfalls- 
winkeln unverändert  bleibt. 


*)    Berichte    über    die    Jlittheilungen    von    Freunden    der   Naturwissenschaft. 

II.  S.  263. 
*"*)   Populäres,    vollstäiHligos    Handbuch    der    Optik.      Uebersdtzt    von    Dr.    J. 

Hartman  n.    11.    IUI.    S.   21. 


150 

4.    Hein  allseiti«;'  polarisJrlcii    «der   ordinären  Lichte,    wel- 
ches die   ei<>enlliclie  Farbe  gibt. 

Es  ist  hier  nicht  meine  Absicht,  weiter  in  die  Natnr  der 
V'eranlassunij;  xn  den  Verschiedenheiten  einzngehen.  Aber  die 
Erscheinung  der  Verscliiedenheiten  des  (jilanzcs  selbst  findet 
sich  durch  eine  aus  zahh'eichen  Gliedern  bestehende  Ileihe  be- 
gründet, in  welcher  ein  Körper  vor  dem  anderen  die  Eigen- 
schaft besitzt,  mehr  oder  weniger  Licht  in  dem  unter  2.  er- 
wähnten Antheile  zurückzuwerfen.  Beim  Glasglanz  ist  die  In- 
tensität desselben  unter  dem  Polarisationswinkel  verschwindend, 
sie  ist  deutlich  bei  den  hellfarbigen  Körpern,  welche  Dian)ant- 
glanz    besitzen,    sie    wächst    endlich    noch    bei    den    metallisch 


glänzenden  Körpern. 


Die  Arten  des  Glanzes  sind  also  nicht  bloss  Verschieden- 
heiten ,  die  lediglich  unserem  Bewusstsein  durch  empirische 
Wahrnehmung  zugeführt  werden ,  sondern  sie  sind  in  dem  We- 
sen der  Körper  selbst  begründet  und  hängen  genau  mit  allen 
ihren  übrigen  Eigenschaften  zusammen.  Aber  das  menschliche 
Auge  ist  so  wunderbar  gebildet,  dass  die  Eindrücke  auf  die 
Netzhaut  verschieden  empfunden  werden,  wenn  das  Licht  in 
der  Eiafallscbene  oder  wenn  es  senkrecht  auf  dieselbe  polari- 
sirt  ist,  und  dieser  unab weisliche  Unterschied  ist  es,  den  man 
längst  in  den  Ausdrücken  Glasglanz,  Diamantglanz,  Metallglanz 
verzeichnet  hat. 

Bei  der  Aufzählung  einiger  neu  untersuchten  Körper  wünschte 
ich  hier  noch  der  Aufmerksamkeit  der  Naturforscher  die  zahl- 
reichen Beispiele  zu  empfehlen ,  welche  den  Diamantglanz  mit 
dem  Metallglanz  verbinden,  und  welche  man  jetzt  erst  einer 
näheren  Betrachtung  zu  unterziehen  beginnt. 

In  der  neuesten  Zeit  hat  Herr  Jamin  die  physikalischen 
Gesetze,  auf  welchen  die  Erscheinungen  der  Zurückstrahlung, 
also  auch  des  Glanzes  und  der  Farben  beruhen,  zu  dem  Ge- 
genstande höchst  interessanter  und  wichtiger  Forschungen  ge- 
macht. Von  der  einen  Seite  fand  er,  wie  in  Herschels  Ver- 
such, dass  es  keine  das  Licht  vollständig  polarisircnde  Substanz 


151 

gebe.'-'')  Aber  auch  die  von  Brcwster  zuerst  beschriebene 
farbige  Polarisation  der  Metalle,  durch  mehrfache  Heflexion  her- 
vorgebracht ,  konnnt  dabei  zur  Sprache  und  findet  ihre  Erklä- 
rung'. **)  Während  dort  der  Inlensiläts-Unlerschied  der  beiden 
um  ein  Azimut  von  1)0"  von  einander  abweichenden  IJündel  am 
grösslen  ist.  verschwindet  er  hier  bis  auf  geringe  Werthe  ,  die 
erst  absichtlich  verfolgt  und  vergrösscrt  dargestellt  werden 
müssen,  um  ansehnlichere  DilTercuzen  in  numerischen  Ausdrücken 
zu  erhalten. 


Das  corrcspondirende  ^Mitglied  Herr  Theodor  Wert  he  im 
liest   nachstehende   Abhandlung'     über    das    Piper  in. 

Man  hat  in  neuester  Zeit  wiederholt  den  Versuch  gemacht, 
aus  den  bisher  bekannten  Daten  mit  Hülfe  des  Raisonncments 
eine  allgemeine  Ansicht  über  die  Natur  und  Constitution  der 
Alkaloide  abzuleiten.  Die  Chemiker,  die  sich  diese  Aufgabe 
stellten,  mussten  jedoch  hierbei  bald  die  Ueberzeugung'  gewin- 
nen, wie  unzureichend  das  vorlieg'cnde  Material  von  Erfahrun- 
gen für  einen  derartigen  Zweck  sei.  Ich  glaube  desshalb,  dass 
der  kleinste  Beitrag  zur  speciellen  Geschichte  einzelner  Körper 
aus  dieser  Classe  von  Verbindungen  erwünscht  sein  muss  und 
in  dieser  Erwartung  nehme  ich  keinen  Anstand,  die  Ergebnisse 
einiger  Versuche  über  das  Piperin  zu  vcrölTenlllchen.  —  Be- 
reits vor  geraumer  Zeit  habe  ich  gemeinschaftlich  mit  meinem 
Freunde,  Herrn  Prof.  Rochleder  zu  Lemberg  eine  vorläullge 
Notiz  über  diesen  Gegenstand  in  Liebig^s  Annalen  mitgetheilt. 
Die  Details  der  Untersuchung,  die  ich  hier  folgen  lasse,  sind 
einem  grossen  Theile  nach  von  uns  beiden  gemeinschaftlich 
aussrcrübrt    worden  :     für    die    meisten    der    erhaltenen    Zahlen- 

o  7 

resullale  bin  ich  jedoch  allein  verantwortlich ,  da  die  allzu 
grosse  Entfernung  unserer  Wohnorte  die  gemeinschaftliche 
Durchführung    unmöglich    machte.     Diese  Erklärung  bin  ich  den 


*)    Poggendorffs  Ann.   18 i8.    Nr.  G.     nd.  LXXIV.    S.  248.     Comptes  rendus 
Tom.   XXVI.    p.   383. 
=*■»)    l'ogg.    ISiS.  Nr.  S.    l]d.   LXXIV.   S.  528.     Ann.   de  Chuu.   etc.    Ser.    III. 
Tom.    XXII.    p.    311. 


152 

Inleresson  inoines  Freinules  schuldig;,  auf  dessen  AulYordenins; 
ich  die  Redaol iüii  unserer  gemeinschaftlichen  Arbeit  übernahm, 
um  dieselbe  sofort  dem  Drucke  zu  übergehen. 

Die  bisherigen  Versuche  in  IJetretV  des  Piperins  beschrän- 
ken sich  auf  einige  Elementaranalysen  desselben.  Allein  man 
weiss,  wie  schwankend  und  unzuverlässig  ohne  die  Controllc 
von  Zersetzungen  und  Verbindungen  die  Resultate  sind ,  welche 
die  Elementaranalyse  selbst  in  der  Hand  der  gewandtesten  Ex- 
perimentatoren für  die  Feststellung  der  Zusammensetzung  hoch 
zusammengesetzter  organischer  Verbindungen  liefert.  Unsere 
erste  Bemühung  war  desshalb  daliin  gerichtet ,  wo  möglich  das 
reine  Platindoppelsalz  darzustellen.  Diess  gelang  uns  vollständig. 
Wir  erhielten  das  Platindoppelsalz  in  sehr  schönen  ausgebilde- 
ten Krystallen  des  hemiorthotypen  Systems  von  prächtiger  dun- 
kel-orangenrother  Farbe.  Man  muss  zu  diesem  Ende  eine  con- 
centrirte  alkoholische  Auflösung  von  mehrfach  umkrystallisirtem 
Piperin  mit  einer  concentrirten  weingeistigen  Auflösung  von 
Platinchlorid  versetzen  und  die  Mischung,  nachdem  man  einen 
Ueberschuss  von  concentrirter  Salzsäure  hinzugefügt  hat,  meh- 
rere Tage  lang'  der  freiwilligen  Verdunstung-  überlassen.  Nach 
Verlauf  von  12 — 24  Stunden,  zeigen  sich  die  ersten  Krystalle; 
ihre  Menge  nimmt  dann  fortwährend  zu  und  man  erhält,  wenn 
man  hinlänglich  concentrirte  Auflösungen  angewendet  hat, 
eine  sehr  reichliche  Ausbeute.  Die  Krystalle,  die  man  auf  diese 
Weise  erhält ,  sind  so  gross  und  compact ,  dass  man  sie  auf 
einem  Trichter  mit  etwas  enger  Mündung  ohne  Verlust  sam- 
meln, und  durch  Bespülen  mit  starkem  Weiugeiste  von  der 
anhängenden  Mutterlauge  befreien  kann.  Das  so  dargestellte 
Piperin-Platinchlorid  ist  im  Wasser  äusserst  wenig  löslich;  in 
Berührung  mit  grösseren  Mengen  davon,  scheint  es  eine  theil- 
weise  Zersetzung  zu  erleiden,  wobei  Salzsäure  frei  und  dem 
Anscheine  nach  unverändertes  Piperin  ausgeschieden  wird.  Auf 
die  Zunge  gebracht,  verursacht  es  einen  stark  brennenden  Ge- 
schmack, der  vielleicht  durch  diese  Zersetzung  bedingt  ist.  In 
kaltem  Weingeist  ist  das  Piperin-Platinchlorid  ziemlich  leicht 
auflöslich,  weit  löslicher  aber  in  kochendem  Alkohol.  Bei  der 
Abkühlung  wird  fast  die  ganze  Menge  als  feurig  orangegelbes 
krystallinisches  Pulver  ausgeschieden.    Das  Piperin-Platinchlorid 


153 

lässt  sich  unvei-äiulprl  bei  lOO»  trocknen;  bei  nicht  viel  hölie- 
rcr  Teniperatui-  schmilzt  es  und  /ersctz.t  sich  unter  starkem 
Aufblühen.  Die  Analyse  des  Piperin-l'Ialinchlorides  gab  Iblgende 
liesultate : 

1)  0,3007  Grni.  der  Vcrbindunp;  hinlerlicssen  heim  (jlUiben 
im  Platinticsrel  0,0500  Grm.  metaliisclies  Platin. 

2)  0,7983  Grm.  hinlerliessen  beim  (jHülien  im  Plalintiegcl 
0,1010  Grm.    mefall.   Platin. 

3)  0,5877  Grm.  binterliessen  auf  dieselbe  Weise  behandelt 
0,0749  Grm.    njctall.   Plalin. 

4)  0,0552  Grm.  binterliessen  endlicli  0,0837  Grm.  melall. 
Platin. 

Ferner  gaben: 

1)  0,3196  Grm.  Substanz  bei  der  Verbrennung  mittelst  Kupler- 
oxvdes  0,6400  Grm.Koblensäure  und  0,1576  Grm.  Wasser. 

2)  0.3781  Grm.  Substanz  lieferten  auf  dieselbe  Weise  ver- 
brannt 0,7544  Grm.Koblensäure  und  0,1838  Grm.  Wasser. 

3)  0,3480  Grm.  von  anderer  Bereitung  gaben  mittelst  cbroni- 
sauren  Bleioxjdes  verbrannt  0,6973  Grm.  Kohlensäure  und 
0,1652  Grm.  Wasser. 

4)  0,4970  Grm.  gaben  hei  der  Verbrennung  mittelst  chrom- 
sauren Bleioxydes  0,2262  Grm.  Wasser. 

0,3269  Grm.  Substanz  lieferten  hei  dcrStickstoffbcstimmung 
nach  der  Methode  der  Herren  AVill  und  Varren trapp 
0,0805  grm.   metall.  Platin. 

0,4411  Grm.  Substanz  gaben  schliesslidi  beim  Glüben  mit 
Aelzkalk  nach  dem  vVuflösen  der  geglühten  Masse  in  Salpeter- 
säure und  nach  dem  Versetzen  der  salpetersauren  Auflösung 
mit  salpetersaurem  Silberoxyd  0.2398  Grm.   Cblorsilber. 

Die  angeführten  Resultate  entsprechen  in   100  Theilen: 

Gefunden:  Berechnet: 

Kohlenstoff  54,G1  —  54,40  —  54,53  —   .     .  —  54,46  —  C^^  —  5250 

Wasserstoff    5,48  —  5,40  —     5,26  —  5,05  —     4,93  —  ILg  —     475 

Platin.    .    .    12,60  —  12,68  —   12,75  —12,78  —  12,79  —  P  t,  —  1233,3 

Stickstoff  .     3,53  —  „     „  —  „     „  —  „  „  —     3,68  —  Ng    —     354,1 

Chlor.    .    .    13,41   -  „     „  -  „     „  -  „  „  -  13,77  -  CL  -  1328 

Sauerstoff.    10,37  -  „     „  —  „     „  -  „  „  —  10,37  —  O'iq  —  1000 
100,00                                                            100,00                        9640,4 


154 

Diese  procentischc  Zusaniincnsotzun«'  gibt  also  die  Formel: 

r,„  11,,  iv,  o,„  +  ci  11  +  ptcL 

aus  welcher  sich  sofort  i'ür  das  reine  Pipcriii  die  Formel : 

C,,  It,,  N,  O,, 
ergibt. 

Bereclmct  man  die  proccntische  Zusammensetzung",  welche 
das  Piperin  nach  der  angeführlen  Formel  erhält,  so  findet  man: 

C  .     .     .     74,29 
H  .     .     .       6,55 
N.     .     .       5,01 
0  .     .     .     14,15 
100,00 
Vergleicht    man    diese  Zahlen    mit  den  verscliiedencn  Zali- 
lenwerthen,    welche  die  Herren  v.  Lieb  ig.  Pelletier,  Ueg- 
nault,    Will   und  Var rentrapp,    und    ganz     kürzlich    Herr 
Laurent    bei    den    von  ihnen   ausgeführten  Elcmentaraualysen 
des  Piperins  erhielten  (siehe  B.  39,  S.   283   der  Annalcn  Lie- 
big's),  so  springt  sogleich  der  überaus  grosse  Unterschied  von 
denselben  in  die  Augen.  Nimmt  man  aber  in  dem  freien  Piperin 
einen  Krystallwassergehalt    von    2  Aeq.  Wassers    an,    der    wie 
gewöhnlich  nicht    in  die  Zusammensetzung    des  Platindoppelsal- 
zes eingeht,  so  stellt  sich  sogleich  eine  vollkommen  genügende 
Uebereinstimmung  mit  jenen  Zahlen  heraus,  welche  die  Herren 
Regnault  und  Laurent  erhalten  haben.  Ich  werde  der  Ueber- 
sicht  halber  die  Resultate,  welche  die  aus  der  obigen  Annahme 
hervorgehende  Formel:    C^^H„,N^O^^  +  2  aq.   der  Berechnung 
nach  verlangt,  neben  jene  stellen,    welche  diese  beiden  Chemi- 
ker erhalten  haben. 


Gefunden: 

Berechnet 

Regnault.                     Laurent. 

Kohlenstoff  .    . 

.     72,03  —  72,33     .    .    .     71,66     . 

.    .     72,00 

Wasserstoff.    . 

6,72  —     6,84     .    .    .       6,66     . 

.    .       6,69 

Stickstoff.    .    . 

.       4,94  -     4,94     ...       „    „     . 

.    .       4,85 

Sauerstoff    .    . 

.      16,31  —  15,89     ...       „   „     . 

.    .      16,46 

100,00  —100,00  100,00 

Ein  Blick  auf  diese  Resultate  dürfte  hinlänglich  sein  ,  die 
obige  Annahme  so  ziemlich  zu  rechtfertigen.  Für  das  Ziel, 
das  wir  uns  gesetzt  hatten,  erschien  jedenfalls  eine  weitere  Be- 
gründung derselben  nicht  erforderlich.  Wir  gingen  vielmehr  so- 


155 

fort  an  die  Untersucluuig"  der  elgeiithüiiiliclieii  Zeivsety.ung,  wel- 
che das  Piperin  in  IJerührung"  mit  (ixen  Alkalien  bei  höherer 
Temperatur  erleidet. 

Hringt  man  niunlich  ein  inniges  Gemenge  von  Piperin  mit 
dem  3 — 4fachen  Gewichte  eines  Xatronkalkes,  der  aus  gleichem 
Theile  von  \atron  und  Kalkhydrat  besteht ,  in  eine  Retorte 
und  setzt  dasselbe  im  Oelbade  längere  Zeit  einer  Temperatur 
von  150 — 100"  C.  aus,  so  erhält  man  als  Destillat  eine  voll- 
kommen farblose  ölartige  Flüssigkeit  in  beträciillicher  Menge. 
Hat  man  während  des  Verlaufes  der  Operation  die  obenerwähnte 
Temperatur  sorgfältig  eingehalten,  so  enthält  das  Destillat  keine 
Spur  von  Ammoniak. 

Das  gewonnene  ölartiii'e  Product  zeiij't  folü'ende  Eiü:cn- 
schalten  :  es  besitzt  einen  ei"'enlhümlich  diirchdrinüenden  lansfe 
haftenden  Geruch,  einen  sehr  scharfen,  brennenden  Geschmack; 
bei  starker  Verdiinnung'  wird  derselbe  stark  bitter.  Ich  habe 
eine  g'rössere  Menge  dieses  ölartigen  Körpers  mehrere  Monate 
hindurch  in  einer  Flasche  aufbewahrt,  die  häutig  i^eölTnet  wurde, 
ohne  dass  er  sich  sichtlidi  verändert  hätte;  er  reagirt  stark 
und  bleibend  alkalisch  ;  mit  Chlorkalklosung  zusammengebracht, 
bringt  er  keine  violette  Färbung-  hervor.  Kurz  das  Oild  der 
Eigenschaften  dieses  Körpers  entspricht  durchgängig  demjenigen, 
welches  Herr  Anderson  neuerlich  vom  Picolin  entworfen 
hat.  Eine  einziij;e  Reaction  erü'ab  einen  nicht  unwesentlichen 
Unterschied.  Uebergiesst  man  nämlich  eine  etwas  grössere 
Menge  dieses  ölarlliien  Productes  mit  bciiäufi"'  dem  üieichen 
Volumen  von  Eiweiss,  so  tritt  nach  längerer  Zeit  ein  Gerinnen 
desselben  ein ;  es  währt  jedoch  oft  länger  als  eine  Viertel- 
stunde, bevor  sich  diese  Erscheinung  zeigt. 

Um  die  Zusammensetzung  dieses  Körpers  zu  ermitteln, 
wurde  die  Analyse  des  Platindoppelsalzes  ausgeführt.  Zur  Dar- 
stellung desselben  wurde  folgendes  Verfahren  eingeschlagen. 
Das  ursprüngliche  Destillat  wurde  in  schwefelsäurehaltigem  Was- 
ser mit  der  Vorsicht  aufgelöst,  dass  ein  Ueberschuss  von 
Schwefelsäure  vermieden  wurde.  Die  schwefelsaure  Auflösung 
wurde  im  Wasserbade  zur  Trockne  verdampft  und  der  trockne 
Rückstand  in  absolutem  Alkohol  aufgelöst,  um  di~c  möglicher 
Weise  vorhandene  kleine  Menge  von  Ammoniak  auf  diese  Weise 


156 

zu  enifcrncii.  Die  \veinij;eistii!;e  Auflösuiiji;  wurde  mm  mit  Salz- 
säure iü  Uebovscluiss  versetzt,  und  sodann  oiiio  alkoholische 
Aunösung"  von  iMalinchlorid  hinz-ugeliii;-!.  IMan  erhält  aul'  diesem 
Wci^e  eine  reichliche  Fällung*  des  l'laündoppelsalzes  in  der 
Form  von  äusserst  zarten  orangegelhen  Federchen ;  wenn  man 
sehr  concentrirte  Auflösungen  angewendet  hat,  so  gesteht  die 
nanze  Flüssigkeit  zu  einem  förmlichen  iMagina.  Mit  Alkohol  und 
Aether  gewaschen,  und  hei  100"  getrocknet,  gah  diese  Flatiu- 
verhindung  hei  der  Analyse  folgende  Resultate: 

1)  0,2523  Grm.  der  Verhindung  hinterliessen  heim  Glühen  im 
Platintiegel  0,0815  Grm.  metall.  Platin. 

2)  0,2610  Grm.  der  Verhindung  hinterliessen  auf  dieselbe 
Weise  hehandelt  0,0860  Grm.   metall.  Platin. 

3)  0,3525  Grm.  der  Verhindung  gaben  mit  chromsaurem 
Bleioxyd  verbrannt  0,3075  Grm.  Kohlensäure  und  0,0933 
Grm.  Wasser. 

Aus  diesen  Zahlen  ergibt  sich  : 


Kohlenstoff     . 

.     23,39 

11    11 

-     ^.  - 

900 

24,07 

Wasserstoff    . 

.       2,94 

11    11 

-   Hs   - 

100 

2,67 

Platin   .      .     . 

32,30 

—  32,95 

Pt 

1233,3 

.     32,94 

Stickstoff  . 

?5     11 

55    55 

N 

177 

4,73 

Chlor  .     .      . 

55    55 

55    55 

-  CI3- 

1328 

.     35,59 

3738,3         100,00 

Die  Formel  des  Chloroplatinates  dieser  flüchtigen  Base  ist 
demnach   =  C,^  H^  N  +  Cl  H  +  Pt  Cl,. 

Es  kann  mithin  nicht  bezweifelt  werden,  dass  die  flüchtige 
Basis,  die  man  durch  den  eben  beschriebenen  Process  aus  dem 
Piperin  erhält,  in  der  That  Picolin  ist.  Als  wir  die  vorläufige 
Notiz  publizirten,  deren  ich  zu  Anfange  dieser  Abhandlung  Er- 
wähnung- gethan,  hatte  Herr  Anderson  seine  schöne  Arbeit  über 
diese  von  ihm  entdeckte  Basis  noch  nicht  veröflentlicht.  Wir 
hielten  daher  damals  unsere  flüchtige  Basis  für  Anilin,  indem 
wir  uns  einzig  und  allein  auf  die  oben  erwähnten  Zahlenre- 
sultate stützten.  Was  die  Abweichung  in  dem  Verhalten  anbe- 
langt, die  wir  anführten ,  so  lässt  sie  sich  vielleicht  aus  dem 
Umstände  erklären ,  dass  wir  zu  dieser  Ileaction  eine  ziemlich 
bedeutende  Menge  von  der  Basis  und  von  Albumin  anwendeten, 


157 

und  (lass  wir  das  Hcsultat  der  Einwirkung  erst  nach  einer 
starken  Viertelstunde  der  Beobachtung  unter/<ogen. 

Aaelideni  wir  durch  diese  Resultate  die  Zusammensetzung 
des  Hüehtigen  Productes  der  Destillation  festgestellt  halten, 
erübrigte  uns  nur  noch  die  Untersuchung  des  festen  Rückstan- 
des in  der  Retorte.  Die  Mischung  nimmt  im  Verlaufe  der  Ope- 
ration eine  dunkel  zinimtbraune  Farbe  an.  So  lange  die  Erhit- 
zung dauert,  ist  sie  von  weicher  Consislenz,  indem  das  l'ipcrin 
hei  dieser  Temperatur  schmilzt.  Nach  dem  Erkalten  stellt  sie 
sich  als  eine  harte  zusammengesinterle  Masse  dar.  Wenn  die  Er- 
hitzung lange  genug  fortgesetzt  worden  ist ,  so  enthält  diese 
Älasse  nur  sehr  wenig  unverändertes  Piperin  aber  eine  grosse 
Menge  eines  neuen  Productes ,  welches  man  durch  folgenden 
Vorgang:  in  reinem  Zustande  erhalten  kann.  Alan  behandelt  die 
pulverisirte  Masse  zu  wiederholten  Malen  mit  grossen  Quanti- 
täten von  Wasser;  zu  diesem  Rehufc  darf  man  jedoch  kein  war- 
mes Wasser  anwenden  ,  weil  sonst  die  Theilchen  zusammen- 
backen und  das  Wasser  die  IMasse  nicht  mehr  durchdringen  kann. 

Nachdem  man  auf  diese  Weise  den  Ueberschuss  des  Kali- 
hydrates entfernt  hat ,  behandelt  man  den  getrockneten  und 
neuerdings  gepulverten  Rückstand  mehrere  Stunden  hindurch  mit 
kaltem  Alkohol,  um  die  Spuren  von  Piperin  wegzubringen,  die 
noch  Vorhandensein  können.  Hierauf  übergiesst  man  den  Rück- 
stand mit  heissem  Wasser,  zu  welchem  man  einen  Ueberschuss 
von  Salzsäure  hinzufügt,  und  lässt  die  sauere  Flüssigkeit  einige 
Zeit  hindurch  kochen.  Man  muss  hierbei  die  Vorsicht  beobach- 
ten, die  Salzsäure  nur  allmälig  zuzusetzen  ,  um  eine  allzu  ra- 
sche und  stürmische  Entwickelung  der  freiwerdenden  Kohlen- 
säure zu  verhüten.  Die  Salzsäure  löst  das  in  dem  Rückstand 
enthaltene  Kalkhydrat  auf.  Der  vom  Kalk  befreite  Rest  suspen- 
dirt  sich  nun  in  der  Form  von  braunen  Flocken  in  der  Flüssig- 
keit; allein  in  dem  Masse  als  das  Kochen  fortgesetzt  wird,  be- 
merkt man,  dass  die  Flocken  sich  zusanunenballen  und  vereinigen 
und  eine  weiche  homogene  und  compacte  Masse  von  dunkelbrau- 
ner Farbe  bilden;  die  Flüssigkeit  erscheint  dann  vollkommen 
geklärt.  Nimmt  man  nun  den  welchen  Harzkuchen  aus  der  heis- 
sen  Flüssigkeit  und  spült  ihn  einige  Augenblicke  mit  etwas  Was- 
ser von   gewöhnlicher  Temperatur  ab,   so  nimmt  er  augenblick- 


158 

lieh  eine  vollkommen  spröde  BeschaiTenheit  an  nnd  kann  nacli 
dem  Troeknen  ohne  Schwierigkeit  gepulvert  werden.  Er  ent- 
hält nun  immer  noeli  eine  hedentende  Menge  von  Kalkhydrat, 
das  ehen  durch  das  geschilderte  Zusammenballen  der  Einwir- 
kung der  Salzsäure  entzogen  wird.  Man  nmss  desshalb  die  ge- 
pulverte Masse  neuerdings  anhaltend  mit  verdünnter  Salzsäure 
diiieriren.  Hat  man  den  erhaltenen  Ilarzkuchen  auf  diese  Weise 
zwei-  bis  dreimal  umgeschmolzen ,  so  w  ird  er  gewaschen ,  ge- 
trocknet und  endlich  in  absolutem  Weingeist  in  der  Siedhitze 
aufgelöst.  Hat  man  zur  Auflösung  nicht  eine  l)edeutende  Menge 
von  Alkohol  angewendet ,  so  fällt  beim  Erkalten  ein  grosser 
Theil  der  aufgelösten  Substanz  in  harzartigen  Klümpchen  her- 
aus ;  so  lange  diess  geschieht ,  muss  man  unter  erneutem  Zu- 
satz von  Alkohol  die  Flüssigkeit  abermals  zum  Sieden  bringen. 
Die  erkaltete  Auflösung  wird  vorsichtig  mit  geringen  Mengen 
von  Wasser  versetzt,  bis  sich  eine  leichte  Trübung  zeigt.  Man 
kann  die  Flüssigkeit,  wenn  man  diesen  Punkt  sorgfältig  beob- 
achtet, nun  ganze  Tage  stehen  lassen  ,  ohne  dass  sich  der  ge- 
ringste Niederschlag  bildet.  Die  vollständigste  Füllung  tritt  aber 
augenblicklich  ein ,  sobald  man  zur  Flüssigkeit  ein  paar  Tropfen 
Salzsäure  hinzufügt.  Der  so  gewonnene  Niederschlag  bildet 
zarte  isabellgelbe  Flocken  von  sehr  voluminöser  Beschaffenheit. 
Auf  einem  Filtrum  gesammelt,  mit  kaltem  Wasser  ausgewaschen 
und  bei  100°  getrocknet,  stellt  er  ein  zartes,  blassgelbes  voll- 
kommen geschmackloses  Pulver  dar,  von  so  starker  elektrischer 
Disposition  ,  dass  es  beim  Reiben  mittelst  eines  Pistillcs  ausser- 
ordentlich stark  stäubt.  Hat  man  den  Niederschlag  unter  der 
Glocke  der  Luftpumpe  bei  gewöhnlicher  Temperatur  getrocknet, 
so  besitzt  er  diese  elektrische  Eigenschaft  in  geringerem  Grade. 
Aus  diesem  Grunde  wurde  zum  Behuf  der  Analyse  die  Trock- 
nung der  Substanz  unter  der  Luftpumpe  bewerkstelligt,  und 
die  Mischung  mit  dem  Verbrennungsmaterial  in  dem  Ver- 
brennungsmörser nicht  mittelst  des  Pistilles,  sondern  mit- 
telst eines  Glasstabes  bewirkt;  auch  musste  man  vermeiden 
die  Rlischung  bei  jenem  Temperaturgrade  vorzunehmen ,  bei 
welchem  mau  sie,  zur  Hintanhaltung  der  hygroskopischen  Feuch- 
tigkeit gewöhnlich  auszuführen  pflegt.  Die  Analyse  gab  folgende 
Resultate: 


159 

1)  0;2432  Gnn.  der  Substanz  gaben  mit  cbj'omsaurcm  IJIci- 
oxvd  verbrannt  0.05(50  Grni.  Koblensiuire  und  0,1532 
(irni.  Wasser. 

2)  0,2025  Giin.  der  Substanz  gaben  auf  dieselbe  Weise  ver- 
brannt 0,5507  Gnn.  Kohlensäure  und  0,1250  Grm.  Wasser; 

ferner  gaben  : 

1)  0,3435  Grni.   Substanz  bei  der  Stickstoffbestimmung  nach 
der     Methode     der    Herren     Will     und    Varrentrapp 
0,2207  Grm.  Platinsalmiak. 
2}  0,3221   Grm,    bei    der    Stickstoffbestimmung    nach  dersel- 
ben Methode  0,2070  Grm.   IMatinsalmiak, 
Diese  Resultate  entsprechen  in  100  Theilen  : 

Gefunden:  Berechnet: 

1  2 

Kohlenstoff  .     .     .     73,56  —  74,17  —     Cjog     —  74,02 

Wasserstoff.     .     .       7,00  —  6,86  —     Ilg^      —  6,45 

Stickstoff     .     .     .       4,08  —  4,08  —     N3       —  4,09 

Sauerstoff    .     .     .     15,36  —  14,89  —     Ooo      —  15,44 

100,00  —  100,00  100,00 

Die  empirische  Formel:  (\^^H^^N„  0^^^  welche  der  neben- 
angestellten Berechnung'  zu  Grunde  gelegl  ist,  scheint  auf  den 
ersten  Anblick  mit  der  Zusammensetzung  des  l'iperlns  in  keinen 
natürlichen  Zusammenhang  gebracht  werden  zu  können.  Allein 
verdoppelt  man  die  Formel  des  Piperins  und  zieht  von  dem 
hierdurch  entstehenden  Ausdruck  die  Formel  des  Picolins  ab, 
so  bleibt  als  Rest  genau  dieselbe  Gruppe  von  Atomen  zurück, 
die  durch  die  obige  IJerechnung  erhalten  wurde,  wie  diess  aus 
nachstehendem  Schema  ersiciitlich  ist : 

2  Acq.  Piporin    =  r,,„  //,,  N,  0,, 

1   Aeq.  Picolin    =   —   T,,    H,   iVi 

Dieses  auffallende  Zusammentreffen  lasst  sogleich  eine  un- 
gezwungene Deutung  zu,  wenn  man  sich  das  Atom  des  Piperins 
aus  zwei  Gruppen  combinirt  denkt,  von  denen  die  Eine  durch 
die  Formel  des  Picolins  =  da //?  iV,  die  Andere  durch  den  Aus- 
druck:  (\s  Ifzo^  ^'o  reprüsentirt  wird. 

Piperin :  (;„  IL,  N,  O,,  =.  C\,  H^N  +  C,,  H,,  N  O,, 


I()0 

Diiroli  (liesQ  IJolraclitutiü;  würde  (Kas  Piperin  gleichsam  zu 
einer  s.il/.artigen  Verbindung  und  die  Einwirkung-  des  Natron- 
kalkes, die  im  Obigen  auslührlich  beschrieben  wurde,  erhielte 
t'ülücnde   Erklärung  : 

Durch  die  Wechselwirkung  von  1  Aeq.  Natronhydi-at  und 
2  Aeq.  Piperin  wird  1  Aeq.  des  letzteren  zersetzt.  An  die 
Stelle  des  ausgeschiedenen  Picolin  tritt  IVatron  und  die  ent- 
standene Natronverbindung  vereinigt  sich  sofort  mit  dem  2*0" 
Aeq.  Piperin  zu  einer  Art  von  Doppelverbindung.  Das  nachfol- 
i>ende  Schema  wird  diese  Vorstellunf»"  verdeutlichen: 

Vor    dem    Versuche: 
(<7,3  ^,„  iV  0,„  +  Picolin) 

(C- 3  H,,  N  0,„  +  Picolin) 

Nach    dem    Versuche: 

\C,,H^N0,,  +  PicolhOr"""^"""'"- 
Dieses  Doppelsalz,  das  wir  uns  unmittelbar  nach  der  Operation 
in  dem  Rückstande  der  Destillation  enthalten  denken  müssen,  wird 
sofort  durch  die  oben  anc-eführte  Behandluns:  mit  Salzsäure  in  der 
Art  zersetzt,  dass  die  Salzsäure  sich  des  darin  enthaltenen  Natrons 
bemächtigt,  und  eine  Art  von  saurem  Salz  zurücklässt,  in  welchem 
auf  1  Aeq.  Picolin  2  Aeq.  der  elektronegativen  Gruppe  enthalten 
sind ,  d.  i.  2  (Qg  //„„  N  Oj„)  +  C^^  H^  iV;  der  empirische  Aus- 
druck dieser  Formel  ist:  C^^^H^^Ns  0.,^\  er  fällt,  wie  man 
sieht,  vollkommen  dem  Resultate  zusammen,  welches  die  Analyse 
des  oben  beschriebenen  Productes  geliefert  hat.  Die  wirkliche 
Darstellung  der  von  uns  vorausgesetzten  hypothetischen  Dop- 
pelverbindung wollte  jedoch  nicht  gelingen ;  höchstwahrschein- 
lich ist  das  darin  enthaltene  Natron  so  schwach  gebunden,  dass 
sie  schon  durch  die  Einwirkung  des  Wassers  eine  allmählige 
Zersetzung  erleidet. 

Wir  sind  weit  entfernt  zu  glauben,  dass  das  Piperin  diesen 
Versuchen  zu  Folge  als  ein  eigentliches  Salz  zu  betrachten  sei, 
man  müsste  denn  im  Verlaufe  weiterer  Erfahrungen  im  Gebiete 
der  organischen  Chemie  sich  bewogen  finden,  diesem  Begriffe 
eine  viel  weitere  Ausdehnung  zu  geben.  Aber  unsere  Annahme, 
dass  im  Piperin  eine  elektronegative  Gruppe  neben  einer  basi- 
schen   enthalten    sei,     ist    vielleicht    auch    geeignet,    den   unbe- 


161 

stimmten  Charakter  des  Piperins  als  Rase  und  seine  überaus 
schwache  Verwandlschall  vm  den  auS!i;esprochenslen  Säuren  zu 
erklären;  hekaunllich  war  mau  seihst  lauu,e  Zeit  in  Zweifel, 
oh  das  Piperin  wirklich  vm   den   Alkaloideu  zu  zählen    sei. 

Aus  dieser  Erklärung  des  milg^elheilten  Zersetzunj^sproccsses 
geht  hervor,  dass  unter  den  erwähnten  Umständen  nur  die  Hälfte 
des  im  Piperin   enthalten  gedachten   Picolins  gewonnen  wird. 

Es  schien  nun  nicht  uninteressant  zu  erlahren,  oh  die  Zer- 
setzung durch  Erhöhung'  der  Temperatur  nicht  noch  weiter  ge- 
führt werden  könnte,  so  dass  auch  das  2'e  Aeq.  Picolin  in 
Freiheit  gesetzt  und  vielleicht  die  einfache  clektronegative 
Gruppe  Tjg  T/jQ  iV  Ojo  gewonnen  würde?  Wirklich  kann  man  die 
Ausheute  an  Picolin  nicht  unhelrächtlich  vermehren,  wenn  man 
die  Temperatur  des  Oelhades  his  üher  200"  Celsius  steigert; 
aber  bei  dieser  Temperatur  geht  zugleich  mit  dem  Picolin  eine 
bedeutende  Menge  von  Ammoniak  über.  In  dem  wässerigen 
Auszuge  des  Rückstandes  in  der  Retorte  befindet  sich  nun  durch 
das  freie  Alkali  in  Auflösung-  erhalten,  eine  eigenthümliche 
Substanz ,  die  durch  die  Uehersättlgung"  der  Flüssigkeit  mit 
Salzsäure  in  gelben  Flocken  daraus  gefällt  wird.  Die  erhaltene 
Ausbeute  war  jedoch  unbedeutend.  Diese  Substanz  ist  stick- 
stofffrei; ihre  Analyse  gab  folgendes  Resultat:  0,1406  Grm. 
Substanz  gaben  mit  chromsaurem  Rleioxyd  verbrannt  0,3683 
Grni.  Kohlensäure  und  0,0715  Grm.  Wasser. 

Diess  entspricht  in  100  Theilen: 

Gefunden:  Berechnet: 

Kohlenstoff  .  .  71,41  —  Cgj,  —  71,45 
Wasserstoff  .  .  5,65  —  II27  —  5,54 
Sauerstoff     .     .     22,94      —     0,^     —     23,01 

Es  fehlte  uns  an  Material  für  eine  zweite  Analyse.  Nach 
dem  Ergehnisse  dieser  Einen  ,  die  mit  um  so  grösserer  Sorg- 
falt ausgeführt  wurde,  kann  die  Zusammensetzung  des  Körpers, 
der  durch  diesen  fortgeschrittenen  Zersetzuugsprocess  entstan- 
den war,  durch  die  Formel  (\,s  ^^^t  ^n  ausgedrückt  werden. 
Es  gelingt  also,  wenigsleus  auf  dem  eingeschlagenen  Wege 
nicht  die  gesuchte  Gruppe:  (\$  H:,a  N  Ojn  zu  erhalten.  Ver- 
gleicht man  jedoch  die  beiden  Gruppen  mit  einander,  so  be- 
merkt man  bald  einen  einfachen  Zusammenhang  : 
IV.  Hell.  Silzb.   d.   inathcm.  naturw.   Cl.  11 


102 

(\,/L,0,,  ist   nämlich  ==C;,//3„iV     0,„ 

—       7/3  N+0, 

Diese  neue  Suhslanz  hat  sieli  mitliin  aus  der  eleklronoga- 
tiven  Gruppe  des  Piperins  unniillelbar  durch  Ausscheidung  von 
1   Aeq.  Ammoniak  und  llinxutreten  von  4  Aeq.   O  gebihlet. 

Die  rationelle  Formel  C,^  H,„  N  Oj„  +  C,,  H^  iV,  die  wir 
aus  den  früher  angelTihrten  Tliatsachen  Tür  das  Piperin  ent- 
wickelt haben,  lässt  noch  eine  nicht  unwesentliche  Modification 
zu,  durch  die  sie  vielleicht  erst  zum  völlig  wahren  Ausdruck 
für  die  Constitution  dieser  Verbindung  wird.  Nimmt  man  näm- 
lich in  diesem  Körper  als  einer  Art  von  Picolinsalz  1  Aeq. 
Constitutionswasser  an,  so  wie  dies  für  alle  eigentlichen  Salze 
des  Ammoniak  und  der  ihm  analogen  Basen  allgemein  gilt,  so 
erhält  man   folgende   Formel:    C^^H^^N  O^  +  C^^H,N+  HO. 

Die  Zahl  der  Aequivalente  des  Wasserstoffes  in  der  elektro- 
negativen  Gruppe  wird  durch  diese  Aenderung  im  Ansätze, 
genau  halb  so  gross,  als  jene  der  Kohlenstoff- Aequivalente, 
und  der  saure  Körper  stellt  sich  jetzt  als  Sauerstoffverbindung 
eines  zusammengesetzten  Kohlenwasserstoffes  dar. 

Versucht  man  diese  Vorstellung  über  die  Natur  des  Pipe- 
rins auf  die  schönen  Erfahrungen  anzuwenden,  mit  welchen 
Herr  Wohl  er  und  Herr  Blyth  unsere  Kenntnisse  über  das  Nar- 
cotin  hereichert  haben,  so  bieten  sich  sogleich,  wie  von  selbst, 
höchst  einfache  Beziehungen  zwischen  dieser  Basis  und  den 
zwei  neuen  Basen  dar,  welche  diese  Chemiker  entdeckten :  dem 
Cotarnin  und  Narcogenin.  Wir  haben  diese  Beziehungen  bereits 
oberflächlich  angedeutet  in  der  vorläufigen  Notiz,  auf  welche 
ich  mich  zu  Anfang  dieser  Abhandlung  bezog.  Seitdem  gelangte 
Herr  Laurent  durch  Reflexionen  ganz  verschiedener  Natur  und 
sehr  geistreiche  Combinationen  zu  Schlussfolgerungen ,  die  die- 
sen in  mancher  Hinsicht  analog  sind.  Wir  wollen  als  Grund- 
lage unserer  Betrachtung  die  Formel  annehmen,  welche  Herr 
Wohl  er  für  das  Cotarnin  aufstellte,  mit  der  geringen  Ver- 
änderung, dass  wir  1  Aequivalent  Wasserstoff  davon  abziehen. 
Diese  kleine  Modification  glauben  wir  uns  um  so  eher  erlauben 
zu  können,  da  dieser  berühmte  Chemiker  seine  Formel  selbst 
nur  als  annähernden  Ausdruck  der  Zusammensetzung  dieses 
Körpers  ansieht. 


163 

Zieht   man    nun    diese    Formel,    nämlich:    C^^H^^NOs-^ 

1  Aeq.  Wasser  von  der  Formel  des  Narcotins  =  C,_^^  //g^  N  0,^ 
ab,  so  erhält  man  den  Ausdruck:    C„^  //^^  Og. 

C\,  IL,  N  O,, 

Nimmt  man  ferner  an,    dass  diese    zwei  Gruppen  im  Nar- 
cotin  analog    wie    im  Piperin  7-u  einer  Art    von  Salz  verbunden 
sind,    dessen  Basis  das  Cotarnin  und  dessen  Säure    die    andere 
Gruppe    repräsentiren  würde,    und    betrachtet  man,    von  dieser 
Annahme    ausgehend,    die  Formel    des  Narcogeuiii,    so  entdeckt 
man    sogleich    eine    überraschend    einfache    Beziehung.     Addirt 
man    nämlich     zur    Formel     des    Narcotins     die    Elemente    von 
1    Aequivalent    Cotarnin     +    1    Aeq.    Wasser,    so    erhält    man 
als  Summe  das  doppelte  der  Formel  des  Narcogenins: 
C,e  7/25  iV  0„  =   1  Narcotin 
+    Cjg  H^^  N  0^=1  Cotarnin  +   1  aq. 
=   C72  /^38  -^3  öoo   =   2  Narcogenin. 

Wir  glauben  nicht,  dass  man  dieses  überraschende  Zu- 
sammentreffen irgend  als  zufällig  betrachten  könne,  und  stehen 
nicht  an,  daraus  folgende  Schlüsse   zu  ziehen: 

1.  Die  Zusammensetzung  des  Narcotins  wird  durch  fol- 
gende rationelle  Formel   ausgedrückt: 

(<^3o  ^^12  ^s)   +   (Cotarnin  +   aq.) , 
d.  h.  Narcotin   ist  das  neutrale  Pseudosalz  des  Cotarnins 
und  der  oben  eingeschalteten  elektronegatlven  Gruppe. 

2.  Das  Atomgewicht  des  Narcogenins  muss  verdoppelt 
werden.  Das  Narcogenin  erhält  dadurch  folgende  rationelle 
Formel : 

(^'30  ^13  ös)  +  2  (Cotarnin  +  aq.), 
d.  h.  das  Narcogenin  ist  das  entsprechende  basische  Pseudosalz. 
Aus  dem  zweiten  Schlüsse  ergibt  sich  die  unmittelbare 
Folgerung,  dass  auch  das  Atom  des  Narcogeninplallnchlorides 
verdoppelt  werden  muss.  Das  Atom  dieser  Verbindung  würde 
dann  2  Aeq.  Platinchlorid  enthalten.  Beim  ersten  Anblick  köimte 
man  hierin  eine  Anomalie  sehen;  aber  man  braucht  nur  die 
rationelle  Formel,    die   wir   für  das  Narcogenin    aufstellten,    in 

11  * 


1G4 

Betracht  zu  ziehen,  um  sogleich  über  den  Grund  dieser  schein- 
baren Anomalie  im  Klaren  zu  sein. 


Von  dem  k.  k.  Obersten  Herrn  Herr  mann  ist  nach- 
stehender Aufsatz  eingegangen. 

Bestimmung  der  t  r  i  g  o  m  e  t  r  i  s  c  h  e  n  Functionen 
aus  den  Winkeln  und  der  Winkel  aus  den  Func- 
tionen, bis  zu  einer  beliebigen  Grenze  der  Ge- 
nauigkeit. 

Für  theoretische  Untersuchungen ,  und  namentlich  astro- 
nomische, bei  welchen  es  sich  um  sehr  kleine,  mit  der  Zeit 
nur  langsam  fortschreitende  Angular-Bevvegungen  handelt,  sind 
die  siebenstelligen  logarithmisch -trigomctrischen  Tafeln  ganz 
unbrauchbar,  weil  die  mit  solchen  Tafeln  berechneten  Winkel 
schon  in  den  Zehnteln  der  Secunde  nicht  mehr  verbürgt  werden 
können.  Bei  dem  Gebrauche  von  zehnstelligen  Tafeln  wird  diese 
Unsicherheit  meistens  erst  bei  der  vierten  Decimale  der  Secundo 
eintreten,  aber  auch  dieser  Grad  der  Genauigkeit  ist  für  manche 
Probleme  noch  ganz  unzureichend,  worüber  ich  mich  bei  einer 
anderen  Gelegenheit  auszusprechen  gedenke.  Vorläufig  dürfte 
aber  die  Behauptung  keinen  Widerspruch  hervorrufen,  dass  die 
Theorie  in  der  Schärfe  ihrer  Forschungen  niemals  durch  unzu- 
reichende Rechnungsbehelfe  beschränkt  sein  dürfe ,  sondern  dass 
sie  in  Stand  gesetzt  sein  müsse,  die  Genauigkeit  ihrer  Rech- 
nungsresultate bis  zu  einer  beliebigen  Grenze  auszudehnen.  In 
solchen  Fällen  muss  daher  auf  die  bequeme  logarithmische  Be- 
rechnung verzichtet  werden.  Der  Zeitaufwand ,  welchen  die 
Berechnung  mit  natürlichen  Zahlen  erfordert ,  kann  aber  we- 
sentlich abgekürzt  und  die  Arbeit  sehr  erleichtert,  wie  auch 
vor  Fehlern  möglichst  gesichert  werden,  wenn  man  alle  grössern 
Multiplicationen  und  Divisionen  mit  einer  Vielfachen -Tabelle 
(dem  Ein-,  Zwei-,...  Neunfachen  des  Älultiplicands  oder  Divi- 
sors) ausführt  und  die  Operation  entsprechend  abkürzt. 

Die  gouiometrischen  Formeln  für  die  Bestimmung  des  Sinus 
und  Cosinus,  der  Tangente  und  CoJangcnte  ,  aus  der  Länge  des 
gegebenen  Bogens,    oder    umgekehrt,    sind  zwar  allgemein    be- 


165 

knnnt,  wir  wollen  jedocli  die  für  imseni  Zweck  nöniigoii  hier 
auführcii  uiul  dabei  die  Coenicienten  der  Potenzen  auf  die  ein- 
fachste Gestalt  bringen.  Bezeichnen  wir  die  Hogenlänge  mit  s, 
so  sind  die  vier  /.xi  unserni  Gebrauch  erforderlichen  Formeln 
folgende  : 

1     ^Jn _i-«  4.  _i_-5 L_n.'  4-  — i s" ^ s^'  + 

1.   sin^  — *,       (j-    +  120"         5040       ^  3Ü2880"         30010800 "      ^ 

^  "T     •   •  • 


02270^0800      1307674308000 

1  .    2   ,    17  7     Ü2   n     1382 
15**    315"    2835  *'    155025 


2.  lang  z  =  z+  -^z'  +  ~z'  +  —z'  +  -^z'  +  j^.  z''  + 


43088        .^  929509        ,, 


12102150  G385 12875 

.   s  =  sin  5  +  -sin    5  +  77;  sm  "z  +  tttt  sin  's  +  -— —  sin  "0   + 
0  40  113  llo2 

03      .     ..  231       .     ,3  143       .     ,5 

—  Sin     5  +  -,.,..,■  sin  ''^s  +   TTTTT-rSin     5  +  ... 


2816  13312  10240 

4.  s  =tg3  —  -  tg^s  +  -  tg'^s  — ™  tg  '3  +  -tg  ^s  — Trts^^'s  + 

s  30  50  70  90  JJÖ 

'        t  i'Ji  *■       i  i  \ 

13  ^ö      "  15  *ö      -    +   •  •  • 

Soll  die  verlangte  Grosse  (Function  oder  liogcn)  durch 
die  Entwicklung  nur  weniger  Glieder  der  entspreclienden  For- 
mel schon  einen  hohen  Grad  der  Genauigkeit  erreichen ,  so 
muss  sich  in  den  Wertlion  der  aufeinander  folgenden  Glieder 
die  Anzahl  der  \ullen  hinter  dem  Decimalzeichen  schnell  ver- 
mehren. In  der  Formel  1.  trä"t  hierzu  die  rasche  Werlhabnahme 
der  Coefficienten  wesentlich  hei ,  was  hei  den  übrigen  drei 
Formeln  weit  weniger  der  Fall  ist.  Bei  diesen  drei  Formeln 
muss  denmach  haupisäclilich  die  schnelle  Werlhabnahme  der 
angezeigten  Potenzen  in  Betracht  kommen,  daher  z  ein  kleiner 
Bogen  oder  Winkel  sein. 

Da  ich  hei  meinen  Iheoretischen  Untersuchungen  oft  in  die 
Lage  kam,  die  Schärfe  der  Werthe  für  die  Winkel  bis  zur 
10.  Decinialc  der  Secunde  auszudehnen,  so  gelangte  ich  durch 
mühsame  Erfahrungen,  wohei  ich  mich  verschiedener  Methoden 
hediente,  endlich  zur  Ueherzeu^'un"',  dass  es  im  Allü'emeinen 
am  vortheilhaftesten  sei,  jeden  gegebenen  oder  zu  bestimmenden 
^^illkei  zu  theilen ,  nämlich  in  zwei  Winkel,  wovon  der  erste 
(«)  die  ganzen  Grade,  und  der  andere  Qj)  als  Ergänzungswinkel 


166 

die  Minuten  und  SeciindiMi  sainint  ihrem  Decimalbruehe  enthüll. 
Ist  der  Krgänziingswinkel  (ft)  grösser  als  30',  so  kann  man 
dessen  Coinplement  auf  1",  somit  für  (a)  den  nächst  grössern 
Winkel  in  ganzen  Graden  nehmen,  in  welchem  Falle  natürlich 
dieser  Complementwinkel    (6)  negativ  betrachtet  werden  muss. 

In  der  diesem  Autsatze  beigeiügten  Tafel  I  sind  die  Sinus 
und  Tangenten  für  die  ganzen  Quadranten  von  Grad  zu  Grad 
mit  30  Decimalen  enthalten.  ^'^)  Offenbar  kann  das  Dedürfniss 
einer  so  grossen  Genauigkeit  in  der  Wirklichkeit  nicht  vor- 
kommen; allein  diese  Hilfstafel  soll  auch  für  jene  Fälle  brauch- 
bar sein,  wo  es  sich  um  äusserst  kleine  An<>ularbe\ve<»:un2:en 
handelt,  welche  in  einem  Zeiträume  von  vielen  Jahrhunderten 
nur  um  wenige  Grade  fortschreiten.  Um  solche  Bewegungen  in 
ihrem  Werthe  für  die  einzelnen  Jahre  des  ganzen  betreffenden 
Zeitraumes  genau  darstellen  zu  können,  bedarf  es  nur  der 
genauem  Berechnung  derselben    für  wenige  einzelne  Jahre  ,  um 


*)  Alle  Sinus  und  Tangenten  dieser  Tafel  wurden  erprobt  und  können  daher 
als  verlässlich  betrachtet  werden.  Von  der  Richtigkeit  der  Sinus  kann 
sich  übrigens  jeder  Zweifler  durch  einen  sehr  einfachen  Vorgang  über- 
zeugen.   Da  nämlich   der  Sinus  von   30*^  =  -  ist,   so   ist 

2 

sin  (30°  +  »0  =  —  cos  n  +  cos  30''  .  sin  n, 

1 
sin  (30"  —  n)  =  —  cos  n  —  cos  30"  .  sin  n. 

Daraus    folgt   durch    die  Addition 
sin  (30**  +  «)  +  sin  (30<*  —  n)  =  cos  n  =  sin  (90"  —  7i). 

Nach  diesem  allgemeinen  Ausdrucke  werden  durch  eine  einfache 
Addition  stets  drei  Sinus  auf  einmal  erprobt.  Setzen  wir  nämlich  nach 
einander  n=  1,  2,  3  .  .  .  29  Grad,  so  erhalten  wir:  sin  31"  +  sin  29"  = 
sin  89"  ;  sin  32"  +  sin  28"  =  sin  88" ;  sin  33"  +  sin  27"  =  sin  87" ;  u.  s.  w. 
bis  sin  59"  +  sin  l"  =  sin  61".  Nach  der  Durchführung  dieser  29  ein- 
fachen Additionen  und  nach  Abschlag  der  bekannten  Sinus  von  30"  und  90", 

erübriget  zur   Erprobung    nur  noch  sin  60"  =  - 1/3  ,    welcher  ebenfalls 

2 

leicht  bestimmt  werden  kann.  —  Der  Unterschied  von  einer  Einheit  in 
der  letzten  Decimale  ,  welcher  bei  einigen  Additionen  zum  Vorschein  kom- 
men wird,  lässt  sich  als  die  nothwendige  Folge  der  weggelassenen 
31   Decimalen  erklären. 


107 

sodann    niillolst    der    DilVertMizon    dir    wellere    Ilcslinininng-    mit 
Leiohtiükeit  fortsetzen  y,u  können.  *J 

Die  verlan<;te  Function  (Sinns   oder  Tangente)   eines  jeden, 
die  (jirösse  von  1°  überschreitenden  >>  inkels  er<;il)l  sich  aus  den 
Functionen  seiner  beiden  bereits  erklärten  Theilwinkel  (a  und  h), 
nach  den  hier  angeführten  bekannten  Formeln: 
A.    sin    (a  +  b)   =    sin  a  .  cos  b  +  cos  a  .  sin  b   = 

=  sin  «  .  V^  (1  —  sin  ~/>)  +  cos  a  .  sin  b. 

Für  den  aus  ganzen  Graden  bestehenden  Theilwinkel  a 
werden  die  Functionen  (Sinus  und  Cosinus,  oder  Tangente)  aus 
der  Tatel  I.  mit  der  henöthigten  Anzahl  Decinialen  entnommen, 
für  den  Ergänzungswinkel  b  hingegen  wird  die  erforderliche 
Function  (Sinus  oder  Tangente)  nach  den  schon  früher  ange- 
führten Formeln  1.  und  2.  bestimmt;  indem  man  vorerst  die 
Länge  des  Rogens  b  aus  den  in  der  Tafel  II.  enthaltenen  Daten 
zusammenstellt,  oder  dazu  die  ausführlichere  Call et'sche  Tabelle 
.Jlapportft  de  Ion (j cur s  des  degres  au  rayon  pris  pour  unite'^ 
benützt,  unter  der  Voraussetzung-,  dass  diese  Callet'sche 
Tabelle  im  Sinne  der  Schlussbemerkung  zu  diesem  Aufsatze 
verbessert  wird.  IMan  kann  mit  etwas  grösserem  Zeitaufwande 
die  Bogenlänge  b  auch  dadurch  bestimmen,  dass  man  das  be- 
kannte Angularmass  von  b  in  Secunden  ausdrückt,  und  deren 
Zahl  mit  der  Bogenlänge  von   1"  multiplicirt. 

Wir  gehen  nun  zu  der  entgegengesetzten  Aufgabe  über. — 
Soll  nämlich  zu  einer  gegebenen  Function  (Sinus,  Cosinus, 
Tangente  oder  Cotangente)  der  entsprechende  Winkel  bestimmt 
werden,  so  vergleicht  man  diese  Function  mit  den  gleichnamigen 
Functionen  der  Tafel  I.  und  nimmt  entweder  den  Winkel  der 
in  der  Tafel  vorhandenen  nächst  kleinern ,  oder  jenen  der  nächst 
grössern  Function  für  den  Winkel  r/,  je  nachdem  der  einen  oder 
andern    dieser    beiden    Functionen    die    gegebene    näher    kommt. 


*)  Ich  werde  von  dieser  leichten  Bestimmungsinethode,  nach  welcher  auch 
die  im  /.weiten  Hefte  der  Sil/.img.sbericliti"  bniclistückweise  milgetheilte 
logarithiiiischc  Tafel  mit  20  Deciinalen  berechnet  wurde,-  in  cinesi  Aul- 
saUe  über  die  Ileihen  da»  Xüthig^e  erwähnen. 


168 

Da  der  7,u  bestiinmcndc  Ergänzungswinkel  im  ersten  Falle  zu  a 
addirt,  im  zweiten  hingegen  von  a  abgezogen  werden  muss, 
so  wird  auch  dieser  Alternalivc  gemäss  der  Winkel,  welcher 
der  gegebenen  Function  entspricht,  durch  (a  +  ft),  oder 
(a  —  6),  folglich  die  g'egebene  Function  selbst  durch  sin  (a  +  6), 
cos  (^a  +  ft)  etc.,  oder  durch  sin  (a  —  &),  cos  (a — 6)  etc. 
bezeichnet. 

Um  nun  den  Ergänzungswinkel  b  nach  den  Formeln  3.  und 
4.  bestimmen  zu  können,  muss  dessen  Function  zuerst  isolirt 
dargestellt,  nämlich  durch  die  aus  der  Tafel  I.  zu  entnehmenden 
Functionen  des  Winkels  a  und  durch  die  gegebene  Function  des 
Winkels  (a  +  ft)  oder  (a  —  6)  ausgedriickt  werden.  Für  diese 
Isolirung  der  Function  von  b  dienen,  wenn  a  der  nächst  kleinere 
Winkel  in  ganzen  Graden  ist ,  folgende  Formeln : 

a).  sin  &  I :  =  sin  [(«  +  />}  —  «]  •  1  = 

=  sin  (a  +  b}  cos  a  —  sin  a  .  y  [1  —  sin^  (a  +  ft)]  = 
=  cos  a  .  y  [1  —  cos^  («  +  &)]  —  sin  a .  cos  (a  +  &). 

fjrs\^         s  LV  J         i  J        l4tg-(a+6).tga         cotg  (a  +  6)  +  ig  «• 

Nimmt  man  hingegen  für  a  den  nächst  grösseren  Winkel 
in  ganzen  Graden,  so  werden  für  die  Isolirung  der  Function 
des  Ergänzungswinkels  b  folgende  Formeln  angewendet; 

a).  sin  &  (  :  =  sin  \a  —  (a  —  6)] :  J  =  sin  a .  y  [1  —  sin '  (a  —  6)]  — 

cos a. sin (a — 6)=sin«.cos(a— ft) — cos«,  y  [1 — cos^  (a-6}]. 

P).  ig  5  f:  =  tg  [«-(«-&)]:)  ^tga-tg(a-5)^cotg(«-5)  tga-1. 
rj     o     \        &L       V  Ji  j        l+tga.tg(a-6)         cotg  (a— 6)  +  tga 

Der  erste  Ausdruck  in  diesen  vier  Formeln  für  sin  b  und 
tg  &  wird,  wie  auf  den  ersten  Blick  zu  erkennen,  benützt, 
Avenn  die  gegebene  Function  ein  Sinus  oder  eine  Tangeute,  der 
zweite  Ausdruck  hingegen ,  wenn  die  gegebene  Function  ein 
Cosinus  oder  eine  Cotangente  ist. 

Bei  der  Wahl  des  Winkels  «,  nämlich  ob  derselbe  der 
nächst  grössere  oder  nächst  kleinere  in  ganzen  Graden  sein  solle, 
darf  man  aus  dem  Grunde  nicht  in  Verlegenheit  sein,  weil  auch, 
wenn  auf  eine  geringe  Vermehrung  der  Arbeit  nicht  Rücksicht 
genommen  wird,    imnicr    entweder    der    nächst    grössere,    oder 


lf»9 

aber  der  nächst  kleinere  Winkel  in  ganzen  Graden  für  o  ange- 
nommen werden  könnte.  Wir  wollen  den  Untersehied  der  Arbeit, 
■welchen  die  minder  vortheiliiafle  Wahl  des  Winkels  a  veran- 
lassen kann,  wenigstens  in  Einem  Heispiele  durch  eine  doppelte 
Bestimmung  /-eigen. 

Es  soll  der  Winkel  bestimmt  werden ,  dessen  Sinus  == 
0,555544443333  ist.  —  Aus  der  Tafel  I.  ersehen  wir,  dass 
dieser  Sinus  zu  einem  Winkel  gehört,  welcher  zwischen  33" 
und  34"  fällt.  Verffleichen  wir  die  vier  ersten  Deciinalen  des 
gegebenen  Sinus  mit  jenen  des  Sinus  von  34",  so  ist  der  Un- 
terschied =  0,5592  . .  —  0,5555  . .  =  0,0037;  dagegen  ergibt  sich 
bei  der  Vergleichung  mit  dem  Sinus  von  33"  der  Unterschied 
0,5555..  — 0,5446..  =  0,0109.  Diese  beiden  Unterschiede  zei- 
gen, dass  der  zu  bestimmende  Winkel  unzweifelhaft  weit  we- 
niger von  34",  als  von  33"  entfernt  ist.  Es  ist  daher  ange- 
messen den  Winkel  a  =  34"  anzunehmen.  Demnach  muss  der 
Winkel,  welcher  dem  gegebenen  Sinus  entspricht,  mit  {a — &)  = 
(34"  —  V)  bezeichnet  werden.    Nach  der  Formel  a.')  erhält  man 

sin  b  =  sin  34" .  \^—  sin=^  (34"  —  b)]  —  cos  34" .  sin  (34"  —  6)  = 

0,55919.29034.70747..  X  y[l  -  (0,555544443333)']  - 

—  0,82903.75725.55043..  X  0,555544443333  = 
=  0,40490.15424.05500..  —  0,46050.72167.47232..  = 
=  0,00439.43250.58334 . .  , 

Für  diesen  sin  b  ist  nach  der  Formel  3,  die  Länge  des 
entsprechenden  Bogens  b  = 

sin   b  =  0,00439.43250.58334  =. 

+   -  s'in^  b=  141.42476      ' 

ü  .■."... 

+  -  sin^6=  123      ■  '  !       ^ 

40  -  •, 


=  0,00439.43398.00933 
Dividirt  man    diese    Länge    des    Bogens  b  durch  die  Länge 
des  Bogens  von   1" ,    so   erhält  man  das  Angularmass  von  b   = 

=  iöolmmsU^HÜl  =  906",39764.762  . .  =  lo'  6",397  etc., 
welche  8  Decimalen  der  Secunde  als  richtig  betrachtet  werden 
können,  weil  der  gegebene  Sinus  12  ZiiTerh  enthält,  während 
wir  uns  bei  dem  gefundenen,  in  Secunden  ausgedrückten  Winkel  fr 


170 

auf  11  Ziftorn  beschränkten.  —  Der  verlangte  Winkel,  welehcr 
dem  gegebenen  Sinus  =  0,55554444333iJ  entspricht,  ist  dem- 
nach -=34"  —  (1 5'  6",31)7()4.702 . . .)  =  33°  44'  53",60235.238 . . . 

Zweite  Bestimm  unj^.  Nehmen  wir  jetzt  den  Winkel 
a  =  33",  so  ist  der  Winkel,  welcher  dem  gegebenen  Sinus 
entspricht  =  (33"  +  ft). 

Nach  der  Formel  a)  erhalten  wir:  sin&^=sin(33"+6).cos33" — 

sin  33"  .y[l  —  sin=(33"  +  />)]  ^  0,555544443333  X 

X    0,83867.05679.45424  .  .    —    0,54463.90350.15027  .  .    X 

^  \f[l  _  (0,555544443333)-]  =  0,46591.87738.09012 . .  — 

—  0,45286.01922.57632  . .  =  0,01305.85815.51380  . . 

Aus  diesem  sin  b  folgt  nach  der  Formel  3.  die  Länge  des 
IJogens  b   = 


1 

+     - 

6 


sin   b  =  0,01305.85815.51380.. 
sin'  b  =  3711.39148.. 


+    1    sin''  b  =  .28480  . 

H sin'  b  =  3  . 

112 


Im  Anji'ularmasse  ist  daher  der  Bogen  b 


=  0,01305.89527.19011  . . 

0,01305.89527.19011.0. 


.p..xu,x...»oov.x..^^. o  0,00000.48481.36811.1.. 

=  2693",60235.2374..  =  44'  53",60235.237.. ;  folglich  der  dem 
gegebenen  Sinus  entsprechende  Winkel  =  33"  44'  53", 6  etc. 

Wir  sehen,  dass  auch  bei  dieser  zweiten  Bestimmung  das 
Glied  —  sin'  b  entbehrlich  gewesen  wäre ,    und  somit  (bei  der 

112  ° 

für  die  Grenze  der  Genauigkeit  angenommenen  geringen  Zahl 
von  Decimalen,  und  hei  dem  noch  nicht  zu  grossen  Un- 
terschiede der  beiden  Ergänzungswinkel  906", 397  etc.  und 
2693, "602  etc.)  die  Arbeit  für  die  beiden  Bestimmungen  im 
Ganzen  als  gleich  angesehen  werden  könne. 

Die  beiden  Resultate  weichen  in  der  8.  Decimale  um  eine 
Einheit  von  einander  ab,  welcher  Unterschied  sich  aus  der 
vernachlässigten  9.  Decimale  erklärt. 


171 

Wir    wollen   jetzt,    weil    uns    durch    die    Entwicklung    von 

\/ [1  —  (0,555544443333)-J    auch    der    Cosinus    des    Winkels 

(33"  44' 53",60235.237)  bekannt  ist,  die  Tangente  dieses  Win- 
kels besiininien  und  sie  als  "ejieben  betrachten,  um  für  selbe 
den  entsprechenden  Winkel  herzuleiten,  wodurch  noch  eine 
zweite  Controlle  für  die  IUchtiu,keit  der  Formeln  und  ihrer 
Benützung  erhallen  wird.  Ks  ist  nämlich  die  Tangenle  dieses 
,,,.   ,    ,  sin  (330  44' 5:{",ü0235.237)  0,55554.44433.33000 

>>   inkelS         =         ^^ 5 =       — — ; ; =r 

cos  detto  0,83148.68438.41697 

=  0,66813.37743.91706..  Diese  Tangente  fallt  nach  der  Tafel  I. 
(wir  setzen  nämlich  voraus,  dass  uns  der  Winkel  dieser  Tan- 
gente noch  nicht  bekannt  wäre)  zwischen  die  Tangenten  von 
33"  und  34",  und  zwar  näher  an  die  Tangente  des  letzteren 
Winkels.  Wir  wollen  deniungeachtet  für  a  den  nächst  kleineren 
Winkel  33"  annehmen,  wie  es  bei  der  vorausgegangenen  zwei- 
ten Bestimmung  der  Fall  war,  um  desto  sicherer  denselben 
Winkel  bis  einschliessig  der  8.  Decimale  genau  zu  finden. 

Es   ist  also   der  dieser  gegebenen   Tangente  entsprechende 
Winkel  (33"  -h  ö).  Nach  der  Formel  |3)  erhalten  wir  : 

,_  tg(33'>  +  6)-tg33"  _0,66813.37743.91706..-0,64940.75931.97511.._ 
*=    ~H-  ig-  (330+6).tg  330~  1+0,66813.37743.91706x0,64940.75931.9751 1"~ 

=  0,01305.96951.11243.5... 

Die  Bogenlänge,    welche  dieser  tg  b  entspricht,    ist  nach 
der  Formel  4.   =  - 

tg    6  =  0,01305.90951.11243.5.. 

-  tg^  ft  =     ^    -  .75979.3.. 

+  0,01305.96951.87222.8.. 

itg^   b  =  0,00000.07424.68203.0.. 

'-  ig'    b  =  9.3  .  . 

^^^         0,00000.07424.68212.9  . . 
1... 
=  0,01305.80527.190.09.9..  Diese  Länge  des  Bogens  6  stimmt 

daher  bis  einschliessig  der  14.  Decimale  genau  mit  jener  überein, 

welche  wir  früher  durch  die  zweite  Bestimmung  erhielten ,  daher 


172 

auch  dasselbe  Angulannass  sich  ergehen  niüsstc,  wenn  wir  durch 
die  Länge  des  Cogens  v«»n  1"  dividirlen. 

Nehmen  wir  zu  den  bereits  angeführten  ,  für  die  Einübung; 
geeigneten  Beispielen  noch  den  Fall  an,  dass  derselbe  Winkel 
gegeben  wäre,  und  es  sollte  der  Sinus  für  denselben  bestimmt 
werden.  Für  a  wollen  wir  jetzt  den  näher  zustimmenden 
Winkel  in  ganzen  Graden,  nämlich  340  wählen;  daher  ist 
der  Ergänzungswinkel  b  ^  '6¥  —  (33",  44',  53",  60235.237}  = 
15' 6",  39764.763.  Die  Länge  des  Bogens  h  finden  wir  nach 
der  Tafel  II.  durch  folgende  Zusammenstellung: 

10'  =  0,00290 . 88820 . 80657 . . 

5'  =  U5.44410.43:J29.. 

6"  =  2.90888.20867.. 

0,3  =  14544.41043.. 

0,09  =  4363.32313.. 

0,007  =  339.. 36958.. 

0,0006  =  29.08882.. 

0,00004  =  1.93925.. 

0,00000.7  =  33937.. 

0,00000.06  =  2909.. 

0,00000.003  =  145.. 


b  =  0,00439.43398.00905 

Auf  die  Richtigkeit  der  letzten  Decimale  kommt  es  bei 
dieser  Bogenlänge  nicht  an ,  weil  wir  die  Berechnung  wieder, 
w^ie  es  bei  allen  Beispielen  geschah,  mit  15  Decimalen  durch- 
führen, während  wir  für  das  Resultat  nur   12  verlangen. 

Aus  dieser  Bogenlänge  b  wird  nun  nach  der  Formel  1.  der 
sin  6  berechnet.  Mittels  einer  Vielfachen -Tabelle  von  b  werden 
die  Potenzen  b^  und  &',  sodann  mittels  einer  Vielfachen-Tabelle 
von  b^  alle  übrigen  benöthigten  Potenzen,  nämlich  ft^,  &'  etc. 
bestimmt.  Auf  diese  Art  verfährt  man  immer,  wenn  b  aus  einer 
grösseren  Zahl  von  Decimalen,  als  im  vorliegenden  Falle,  be- 
steht, indem  hier  die  leichte  Multiplication  für  ö^,  als  der  letz- 
ten benöthigten  Potenz,  leicht  verrichtet  werden  kann,  daher 
die  Anfertigung  einer  zweiten  Vielfachen-Tabelle,  nämlich  von 
fc^,    eine  ganz  unnütze  Zeitverschwendung  sein  würde. 

Für  die  Zusammenstellung  des  sin  b  erhalten  wir  nach  der 
Formel  1.  folgende  benöthigte  (ilieder: 


na 


h  —  0,00430.43398.00905 
+   —  A^=  14 

120 

0,00439.43398.00979 


_    -.    6^=0,00000.00141.42613.. 

fi 

.sin  b  =  0,00439.43256.58306  .  . 
Aus  diesem  sin  h  folgt  cos&  -=  ^11— (0,00439.43250.58360)']  = 

y0,99998.00899.02008  =  0,9999903449.04394  .  . 

Nach  der  Foi'ine!  A.  ist  deinnaeh  der  verlangte  sin  (34" —  6)  ^= 
sin  (33"  44'  53",  60235.237)  =  sia  34".cos/>  —  eos34".sin6  = 
=  0,55919.29034.70747  x  0,99999.03449.04394 
—  0,82903.75725.55042  X  0,00439.43256.58360 
=  0,55918.75044.09802  —  0,00304.30610.76828 

=  0,55554.44433.3.3,2974..;  also  die  12  Decimalen 
jcnau  wie  im  ersten  IJeispiele. 

;  Ich  habe  sämmtliche  angeführte  Beispiele  durch  einen  glei- 
chen Winkel  mit  einander  in  Verbindung  gebracht,  damit  die 
Richtigkeit  der  Resultate  ohne  weiteren  Beweis  einleuchte. 

Bei  der  Formel  2.,  welche  gewöhnlich  mit  den  regelmässig 
fortschreitenden  Factoren  der  Nenner  angeführt  wird,  während 
für  die  Zähler  dieser  Coefficienten  kein  solches  Gesetz  besteht, 
musste  ich,  zu  den  bereits  bekannten,  noch  einige  neue  Glieder 
entwickeln.  Dass  die  hier  mitgetbeilte,  auf  die  einfachsten  Coef- 
ficienten gebrachte  Formel  2.  richtig  und  zugleich  für  die  Be- 
stimmung der  Tangenten  mit  30  Decimalen  hinreichend  sei,  lässt 

sich  erkennen,  wenn  wir  tg  1°  darnach  entwickeln  und  mit  dem 

sin  !•*  .  . 

aus TTT  abgeleiteten  Werthe  in  der  Tafel  I.  vergleichen.   Er- 

cos  1«         ^  o 

halten  wir  nämlich  für  diese  Tangente  mittels  der  entwickelten 
Glieder  der  Formel  schon  30  richtige  Decimalen,  so  muss  diess 
um  so  mehr  bei  allen  Ergänzungswinkeln  der  Fall  sein,  welche 
immer  kleiner  als  1"  sind. 

IMit  der  Bogenlänge  von  l*'=o,  welche  in  der  Tafel  II. 
bei  dem  Bogen  60'  angegeben  ist ,  erhalten  wir  nach  der  For- 
mel 2  die  gliederweisen  Werthe  lur  tg  1",  wie  folgt: 


174 


«  =    (),(H  745.  33925.  lOüiS.  29570.  023(59.  07684.886.  . 

'      "           =  17721.92311.40259.60319.77384.263.. 

s»            =  2.15936,25070.61208.01694.879.. 

s'          =  26.62440.68236.00219.098.. 

s»         =  328.65098.22335.410.. 

o»i       =  4057.35804.251.. 

=  50090.756.. 

=  6.184.. 


3 


15 

17 

315 

62 

2835 

1383 

155925 

43688 

12162150 

929569 


638512875 


tgz=tgl'^  =   0,07145.50649.28217.58576.51288.95219.727.. 

20.... 

Dieser  Werth  der  tgl"  stimmt  bis  einschlüssig  der  30.  Deci- 
male  mit  jenen  in  der  Tafel  I.  genau  iiberein;  selbst  die  31. 
Deciinale  ist  im  ersteren  noch  richtig,  wie  ich  aus  meinem  Ori- 
ginale der  Tafel  I.  ersehe,  in  welchem  die  Functionen  mit  31 
verlässlichen  Decimalen  bestimmt  sind.  —  Die  Formel  2.  ist 
demnach  durch  dieses  Beispiel  ihrer  Anwendung  hinreichend 
erprobt. 

Die  aufmerksame  Durchsicht  der  angeführten  wenigen  Bei- 
spiele wird  auch  die  in  der  Behandlung  goniometrischer  For- 
meln und  Berechnungen  Mindergeübten  in  Stand  setzen ,  die 
hier  vorgeschlagene  Methode  für  die  Berechnung  der  Func- 
tionen und  Winkel  richtig  und  zweckmässig  anzuwenden,  wenn 
auch  die  vorausgeschickte  beschränkte  Erklärung  derselben  noch 
Manches  dunkel  gelassen  hätte. 

Schlussbemerkung. 
Als  ich  die  Callet'sche  Tafel  der  Bogenlängen  „Rapports 
des  longueurs  des  degres  au  rayon  pris  pour  unite'\  zum 
bequemeren  Gebrauche  bei  der  Bestimmung  der  trigonometri- 
schen Functionen  und  Winkel  empfehlen  wollte,  hielt  ich  es  für 
nöthig,  die  Callefschen  Angaben  erst  zu  prüfen,  indem  ich  eine 
neue  Tafel,  mit  einer  grösseren  Anzahl  Decimalen,  verfertigte. 
Für  den  Gebrauch  bei  den  Ergänzungswinkeln  genügen  die  Bo- 
genlängen von  1'  bis  60'  und  von  V  bis  100".  —  Diese  Aus- 
dehnung  der    Bogenlängen    bis    100"    ist,    wie    von    selbst    ein- 


175 

leuchtet,  sehr  zweckmässig-,  weil  dadurch  der  Vortheil  gewährt 
wird,  stets  von  2  zu  2  Decimalen  die  l{oi;enläni»en  aus  der  Tafel 
entnehmen  zu  können,  wälirend  unsere  Tafel  H.  wegen  Hauni- 
crsparung    nur  die   uiicnthehrliclistcn  Daten   enthält. 

Dei  der  Verglelchung  mit  meinem  Original,  wovon  die 
Tafel  II.  nur  ein  Auszug  ist,  zeigte  sich,  dass  in  der  Callet'- 
schen  Tafel  bei  53"  ein  Fehler  in  der  12.  Decimale  und  bei 
59"  in  der  25.  (letzten)  Deciniale  vorkommt,  welcher  letztere 
Fehler  jedoch  ganz  iinhedcutend  ist.  —  Die  Bogenlängen  unserer 
gewöhnlichen,  oder  der  sogenannten  alten  Grade  (degres  an- 
eiens),  nämlich  der  DOtheiligen  in  Bezug  auf  den  Quadranten, 
ist  bei  Callet  ganz  fehlerfrei;  allein  desto  schlimmer  steht  es 
mit  den  Bogenlängen  der  neuen  oder  lOOlheiligen  Grade  (de- 
gres  modernes),  in  welchen  sich  neun,  grösstentheils  sehr  be-. 
deutende  Fehler  (hinsichtlich  der  Decimalstelle)  befinden. 

In    den    hier    folgenden    verbesserten    Bogenlängen    ist  jede 

Ziflfer,  welche  in  die  Callet'sche  Tafel  —  statt  der  fehlerhaften 

—   einzutrag'en  kommt,  umklammert. 

53"=  0,00025  .  69513  .5(0)988.  05407  .  Ü6027 
59"=  0,00028  .  60W0  .  71854  .  62623  .  6218(0) 

Degres  modernes: 

130=  0,20420  .  35224  .8333(6).  56050  .  00718 

14  =  0,21991  .  14857  .  51285  .  52669  .(2)3850 

17  =  0,26703  .5375(5).  55132  .  42526  .  93247 

24  =  0,37699  .   11184  .  30775  .(1)8861.  55172 

38  =  0,59690  .  26(0)41  .  82060  .  71530  .  79023 

59  =  0,92076  .  98328  .  08989  .  00534  .  6479(8) 

71  =  1,11526  .5(3)920.  24376  .  59965  .  42384 

74  =  1,16238  .9(2)818.  28223  .  49823  .   11781 

75  =  1,17809  .  72450  .9617(2).  46442  .  34913 


170 


Tafel    I. 


Sinns 


Cosinus 


!•> 
2 
3 
4 

5 

6 

7 

8 

9 

10 

11 
12 
13 
14 
15 

16 
17 

18 
19 
20 

21 
22 
23 
24 
25 

26 
27 

28 
29 
30 

31 
32 
33 
34 
35 

36 
37 

38 
39 
40 

41 
42 
43 
44 
45» 


0,01745 
0,  03489 
0, 05233 
0,  06975 
0,08715 

0,  10452 
0,  12186 
0,  13917 
0,  15643 
0, 17364 

0,  19080 
0, 20791 
0, 22495 
0, 24192 
0,25881 

0, 27563 
0, 29237 
0,30901 
0, 32556 
0,  34202 

0, 35836 
0, 37460 
0, 39073 
0,  40673 
0,  42261 

0,  43837 
0,  45399 
0,  46947 

0, 48480 
0,5 

0,  51503 
0, 52991 
0, 54463 
0, 55919 
0,  57357 

0, 58778 
0,  60181 
0,61560 
0,  62932 
0,  64278 

0,  65605 
0,  66913 
0,68199 
0, 69465 
0, 70710 


24064 
94967 
59562 
64737 
57427 

84632 
93434 
31009 
44650 
81776 

89953 
16908 
10543 
18955 
90451 

73558 
17047 
69943 
81544 
01433 

79495 
65934 
11284 
66430 
82617 

1U67 
04997 
15627 
96202 

80749 
92642 
90350 
29034 
64363 

52522 
50231 
14753 
03910 
76096 

90289 
06063 
83600 
83704 
67811 


37283 
02500 
42943 
44125 
47658 

67653 
05147 
60065 
40230 
66930 

76544 
17759 
43864 
99667 
02520 

16999 
22736 
74947 
57156 

25668 

45300 
15912 
89273 
75800 
40099 

89077 
39546 
85890 
46337 

10054 
33204 
15027 
70746 
51046 

92473 
52048 

25658 
49837 
86539 

90507 

58858 
62498 
58997  , 

86547  , 


51281 
97164 

83272 
30077 
17355 

47139 
48111 
44411 
86901 

34885 

81240 
33710 
99805 
72256 
76234 

18564 
72809 
42410 
66871 
73304 

27348 
03541 
75506 
20775 
43618 

41745 
79156 
77595 
02907 

21008 
95404 
08222 
83016 
09610 

12916 
27991 
27966 
45270 
32632 

28478 
21382 
50044  , 
28665 
52440 


94189 
59951 
21186 
59588 
80642 

98341 
28939 
24966 
01053 
17166 

51404 
17422 
11072 
04423 

88988 

99715 
74686 
22934 
40089 
40996 

41377 
49637 
20845 
39859 
69784 

27345 
04083 
94622 
53796 

16319 
67811 
40836 
04281 
80319 

87059 
79770 
88110 
59024 
20434 

24959 
62733 
22257 
64062 
08443 


78516 
81625 
29609 
35194 

70837 

54802 
19231 
63301 
19467 
26769 

87958 
84405 
08343 
74100 
37624 

74611 
95377 
17183 
35795 
14682 

89413 
74501 

88889 
90341 
89648 

40658 
66358 
88228 
22416 

36398 
51816 
92082 
39986 
12826 

54639 
00441 
92843 

58280 
09907 

64023 
30687 
84711 
99422 
62105 


89» 

88 
87 
86 
85 

84 
83 
82 
81 
80 

79 
78 
77 
76 
75 

74 
73 

72 
71 
70 

69 
iG8 
67 
66 
65 

64 
63 
62 
61 
60 

59 
58 
57 
56 
55 

54 
53 
52 
51 
50 

49 
48 
47 
46 
45» 


177 


46" 

47 

48 

49 

50 

51 
52 
53 


56 
57 

58 
59 
60 

61 
62 
63 
64 
65 

66 
67 

68 
69 
70 

71 
72 
73 
74 
75 

76 
77 
78 
79 
80 

81 

82 
83 
84 
85 

86 

87 
88 
89" 


0, 71933 
0,73135 
0,74314 
0,  75^70 
0,  7(i604 

0,77714 

0,  78801 
0,  798(i3 
0,80901 
0,81915 

0, 82903 
0,83867 
0, 84804 
0,  857 10 
0,  86602 

0,87461 

0, 88294 
0, 89100 
0, 89879 
0, 90630 

0,  91354 
0,  92050 
0,92718 
0,  93358 
0, 93969 

0,  94551 
0,95105 
0,  95(;30 
0,  9(il26 
0, 96592 

0,  97029 
0, 97437 
0,97814 
0,98162 

0, 98480 

0, 98768 
0,  99026 
0, 99254 
0,  99452 
0,  99619 

0, 99756 
0, 99862 
0, 99939 
0, 99984 


98003  , 

37016 

48254 

95802 

44431 

59614 
07536 
55100 
69943 
20442 

75725 
05679 
809(il 
73007 
54037 

97071 
75928 
65241 
40462 
77870 

54576 
48534 
38545 
04264 
26207 

85755 
65162 
47559 
16959 
58262 

57262 
00(i47 
76007 
71834 
77530 

83405 
80687 
61516 
18953 
46980 

40502 
95347 
08-270 
76951 


38651 
19170  . 
77394 
22771 

18978 

5(>970 
0(i721 
47292 

74947 
88991 

55041 
45424 
56425 
02112 

84438 

39395 
5892(i 
88367 
99166 
36649 

42600 
52440 

()6787 
97201 

85908 

99316 
95153 
(i3035 

38318 
89068 

75996 
85235 
33805 
47663 
12208 

95137 
41570 
41322 
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28996 

16307 

59424  . 

68727 

81475  . 

37132 

1» 

13  ■' 


180 


Tale 

1  II. 

Aiii^iilar- 
Mass 

Hogciiläiigcii 

Tic  tlcii  llalbinessiT 

1. 

1" 

0, 00000 

48481 

36811  . 

09535  . 

99358  . 

99141 

02358  .. 

2 

0, 00000 

9(i!)(i2 

73622  . 

19071  . 

98717  . 

98282 

04716.  . 

3 

0,  0000 1 

45444 

10433  . 

28607  . 

98076  . 

97423 

07074  .  . 

4 

0,00001 

93925 

47244  . 

38143  . 

97435  . 

96564 

09432  ,  . 

5 

0, 00002 

42406 

84055  . 

47679  . 

96794 

95705 

11790.. 

(i 

0, 00002 

90888 

20806  . 

57215  . 

96153 

94846 

14148.. 

7 

0,  oooo:i 

39369 

57677  . 

66751  . 

95512 

93987 

16500 .  . 

8 

0, 0U003 

87850 

94488  . 

76287  . 

94S71 

93128 

.  18864.. 

9 

0, 00004 

36332 

31299  . 

85823  . 

94230 

92269 

.  21222  .  . 

10 

0, 00004 

84813 

68110  , 

95359  . 

93589 

.  91410 

.  23579  .  . 

20 

0,  00009 

.  69627 

.  36221 

90719 

87179 

.  82820 

.  47159.. 

30 

0, 00014 

.  54441 

.  04332 

.  86079 

80769 

.  74230 

.  70738  .  . 

40 

0, 00019 

.  39254 

.  72443 

81439 

74359 

.  65640 

.  94318  . . 

50 

0, 00024 

.  24068 

.  40554 

76799 

67949 

.  57051 

.  17897.. 

60" 

0,  00029 

.  08882 

.  08665 

72159 

61539 

.  48461 

.  41477.. 

1' 

0, 00029 

.  08882 

.  08665 

.  72159 

61539 

,  48461 

.  41477.. 

2 

0, 00058 

.  17764 

.  17331 

.  44319 

23078 

.  96922 

.  82954 . . 

3 

0, 00087 

.  26646 

.  25997 

.  16478 

84618 

.  45384 

.  24431  . . 

4 

0,00116 

.  35528 

.  34662 

.  88638 

46157 

.  93845 

.  65908  .  . 

5 

0, 00145 

.  44410 

.  43328 

.  60798 

07697 

.  42307 

.  07384  . . 

6 

0,00174 

,  53292 

.  51994 

.  32957 

.  69236 

.  90768 

.  48861  . . 

7 

0, 00203 

.  62174 

.  60660 

.  05117 

.  30776 

.  39229 

.  90338.. 

8 

0, 00232 

.  71056 

.  09325 

.  77276 

.  92315 

.  87691 

.  31815.. 

9 

0, 00261 

.  79938 

.  77991 

.  49436 

.  53855 

.  36152 

.  73292  .  . 

10 

0, 00290 

.  88820 

.  86657 

.  21596 

.  15394 

.  84614 

.  14769.. 

20 

0, 00581 

.  77641 

.  73314 

.  43192 

.  30789 

.  69228 

.  29538  . . 

30 

0,  00872 

.  66462 

.  59971 

.  64788 

.  46184 

.  53842 

.  44306.. 

40 

0,01163 

.  55283 

.  46628 

.  86384 

.  61579 

.  38456 

.  59075.. 

50 

0,01454 

.  44104 

.  33286 

.  07980 

.  76974 

.  23070 

.  73844.. 

60' 

0,  01745 

.  32925 

.  19943 

.  29576 

.  92369 

.  07684 

.  88613  . . 

Die  Classe  beschliesst  für  Herrn  Theodor  W  e  r  t  h  e  i  m 
zur  Fortsetzung'  seiner  Arbeit  über  die  Alkaloide  auf  eine  Un- 
terstützung- von  500  fl.  C.  M.,  ferner  für  Herrn  Dr.  B  o  t  z  e  n- 
h  a  r  t  zur  Herausgabe  eines  von  ihm  verfassten  Lehrbuches 
der  Krystallographie  auf  die  Bewilligung  der  Druckkosten  im 
beiläufigen  Betrage  von  650  fl.  C.  M.  anzutragen.  Beide  Anträge 
wurden  später  von  der  Gesammt-Akademie   bewilligt. 


181 


Viertes  Vcrzeleliniss 

der    l)t'i    der    kaiscrl.  Akadeuiic    der  Wissenschurteii 
eingegangenen  Druckschriften. 


Acailemie  irArcheoIogie   de  Belgique.    Bullelin  et  Annales.    Vol. 

V.  liv.  III.  Anvers  1847;  8° 
Aniialen    der   k.  k.  Sternwarte    in    Wien.    Nach   dem  Befehle 

Sr.  Majestät  auf  öffentliche  Kosten  herausgegeben  von  J.  J. 

Littrow.  I.  bis  XX.  Tbl.;  AVien  1821  —  1840;  Fol. 

—  Neue  Folge,  herausgegeben  von  C.  L.Edlen  vonLittrow 
und  F.  Schaub.  XXI.  bis  XXX.  Tb.;  Wien  1841;  4°- 

©cibtel,  3gnaj,  Ue&erbie«Prli^at'23emne;  8"  (5tug  ©.  @t.  Qlrc^i»  V.) 

—  Uebcr  bie  MitUl  jur  SBerminberung  beä  ^arteicjeifleS  in  ^Dcuifd)- 
tanb  1841;  8"- 

—  ^etracf)tungen  über  einige  burcf)  bie  3^it"'^^ft«n^^  befonberS 
tt)id)tig  geworbene  ©egenftanbe  ber  G>it)ilgefe|gebung  unb  ©taatö- 
Jüirt^fc^aft.  II.  3:1)1.  Setpyg  1843;  8"- 

—  lleberfic^t  bcr  ©efcf){rf)tc  be^  o^crreii^tfiijcn  .^aifcrftaateö.  Sei^jig 
1844;  8"- 

—  Sie  :püntifd)en  3"f't^n^s  ber  üflerret(f)if^en  <S>taaten  mä)  bem 
3uj^anbe  üom  16.  ^^xii  1848.  Sßtcn  1848;  8"- 

Beke,  Charles  T. ,  Esq. ,  A  stalenjcnt  of  facts  relative  to  the 
transactions  belwecn  the  writer  and  the  late  british  poli- 
tical  mission  to  the  court  of  Shoa  in  Abessinia.  2.  Edit. 
London  184«;  8°- 

§affel,  .f^trfd)  23.,  Xugenb=  unb  9Ied)t^Ief)re ,  bearbeitet  nad)  ben 
^rinci|)icn  be§  Jalmubä  unb  nac^  ber  gönn  ber  ^I^ilofiop^ie. 
2öien  1848;  8"- 

Flcsch,  Jo.sephus.  Phil^  Jud.   de  vita  Mosis.  Pragae  1838;  8"- 


1S2 


ücsoll  s  rha  t'l ,  aiilMiuarischo,  in  Zürich.  fJericIile  iihei'  die 
Vorriclilungon  der  ....  Zürich;  4"" 

—  Millheilungcn  der  ....  VF.  Vol.   I.   II.  Ilfl:.  Zürich  1848;  4" 

—  Deutsche,  inorgenländisehe.  Zeitschrift  der  .  .  ,  .  II.  Bd. 
I.  II.  Hft.  Leipzig-  1848;  8"- 

Golden  thal,  J. ,  Vortrag'  üher  den  Einfluss  der  arahischen 
Philosophie  auf  das  Mittelalter,  mit  l{e/,ugnahme  auf  die 
Verhältnisse  der  Gegenwart ,  gehalten  bei  KrölTnung  der 
akadeniisclien  Vorlesungen  über  das  religions-philosophische 
Werk:  Cusari.  Wien  1848;  8"- 

Ilaldat,  de,  Histoire  du  Magnetismc  dont  les  phenomenes 
sont  rendus  sensibles  par  le  mouvcment.   Nancy  1845;  8°' 

—  Deux  Menioires  sur  le  Magnetisnie.   Nancy  184G;  8°" 

—  Nouvelles  llccherches  sur  TAttraction  magnetique  et  sur 
la  disposition  generale  des  corps  a  acquerir  cette  force. 
Nancy  1848;  8"- 

Holmboe,  C.  A.  ,  Sanskrit  og"  Oldnorsk,  en  sprogsammenlig- 
nende  Afliandliug.  Christiania  1846;  4"' 

—  Det  oldnorske  Verbuni,  oplyst  ved  Sammenligning  med 
Sanskrit  og'  andre  Sprog  of  samme  Act.  Christiania 
1848;  4"- 

—  Das  älteste  Münzwesen  Norwegens  bis  gegen  Ende  des 
14.  Jahrhunderts.  8"' 

Jelinek,  C. ,  Bahnbestimmung  des  von  de  Vico  am  24.  Jän- 
ner 1846  entdeckten  Cometen.  Prag  1848;   4"- 

Kr  eil,  Carl,  Magnetische  und  geographische  Ortsbestimmun- 
gen in  Böhmen  in  den  Jahren  1843—1845.  Prag  1846;  4»- 

—  Magnetische  und  meteorologische  Beobachtungen  zu  Prag, 
in  Verbindung  mit  mehreren  Mitarbeitern  ausgeführt  und 
auf  öffentliche  Kosten  herausgegeben  von  ....  Prag  1841 
—1847;  4°- 

M  a  at s  c  h  a  p  p  i  j  hollandsf he  der  Wetenschappen  te  Haarlem, 
natuurkundige  Verhandelingen.  5  Deel.  1.  Stuck.  Haarlem 
1848;  4"- 

Morlot,  A.  V.,  Ueber  die  geologischen  Verhältnisse  von  Istrien 
mit  Berücksichtigung  Dalmatiens,  und  der  angrenzenden 
Gegenden  Croatiens,  l^nter-Krains  und  des  Gorzer  Kreises. 
Wien  1848;  4'- 


183 

Morlot,  A.  V.,  Krläufcrungcii  zur  «^ooloiiisch  bearhritolon   VIII. 

Sectio»    der   (il(Mi('ral(iiiar(iermei.ster.slal).s-8pecialkarlc     von 

SleieiMiiai-k  uml   lllyrlrn.   Wien    1848;  8"- 
Pertz,  G.  11.,  Uol»t'i-  ein  Ui-iiclisliick  des  98.  Uiiehcs  des  Livim. 

Berlin   1848;  4" 
II  u  s  s  egg- e  r,  Joseph,  Der  Aufhereiliinj^s-Process  gold-  und  sil- 

herlialtiiier    l*eclicr/ie    im    sal/J) argischen    IMontan  -  Bezirke. 

Stuttgart  1841;  8°- 

—  Reisen  in  Europa,  Asien  und  Afrika,  mit  besonderer  Hiick- 
sicht  auf  die  naturwissenschaftlichen  Verhältnisse  der  be- 
treffenden Länder.  Mit  einem  Atlas.  Stutl<>art  12  Lief.  1841  — 
1847;  8"- 

Schubert,  S-ranj,  Ueber  bie  2Bemg%ung.  Sffiür^buvg  1840.  4"- 
«Steiner,  So^.  2öt(^.  6()r. ,    lieber  ba^   a(tbeutfcf)e  unb  in»6efonbere 
attbaierifdie  @erid)tsn?efen,  in  iöejug  auf  ,Oeifcnt(tci)fett  unb  3}tünb=: 
ti(i)felt  be^  9Serfat;renä   in   bürgerlichen  unb  ^)etnli(f)en  3flecl)t»üer= 
fatten^etten.  5lfcl)affen[nirg  1824;  8"- 

—  @efc^id)te  unb  Ql(tertl)ümer  be5  Dtobgau'g  im  alten  3)2aingau, 
iDarmftabt  18.33;   8"- 

—  ©efd)id)te  unb  :Jopograp^ie  beä  9)?atugebieteg  unb  ®peffart-3  un= 
ter  ben  SRömern,  juglcid^  SSegraeifer  für  Steifenbe.  IDarmftabt 
1834;  8"- 

—  Caroline  Sanbgräfin  üon  |>effen=!Darmftabt.  (Darmftabt  1841 ;  8"' 

—  feubwig  1. ,  ©rop^erjog  üon  Reffen  unb  hd  JRljein,  nad)  feinem 
geben  unb  SBirfen.  Cffenbad)  1842;  8°- 

—  ©ef(^id)te  beS  *^atrtmonia(i^erid)te  Sonborf  unb  ber  grei^erren  toon 
9^orbef  jur  9Menau.  ©armftatt  1846;  8"- 

Storia  Celeste,  del  R.,  Osservatorio  di  Palermo  dal  1793 
al  1813.  Vienna  1845  ;  4"  Vidc  Annalen  der  k.  k.  Stern- 
warte in  Wien.   IVeue  Folge. 

«Stöljet,  Garl,  lieber  entftel;ung  unb  <^ortcnttt3t(fluug  ber  SRiiben- 
juder-gabrifatton  unb  in»befonbere  bte  ßoncurrenj  jtüifd)en  9]o^r=» 
unb  Sflübenjucfer.  SSerlin  1848;  8" 

SÖJeber,  ©eorg,  13.  :34^f^^fi^t^)t  über  bte  bösere  23ürgerfd)ule  ju 
.^eibelberg.  .^eibelberg  1848;  8"- 

Wertheim,  Guillaume,  IMemoires  de  physiquc  mecanique. 
Paris  1848;  S" 


iSk 


Inhalt 

des 

vierten  Heftes  der  Sitzungsberichte  der  {(aiserliclien 
Akademie  der  Wissenschaften. 


Sitzungsberichte  der  philosophisch -historischen  Classe, 

Seite 

Sitzung  vom  4.  October  1848 3 

Seidl,  Yor wort  zur  Abhandlung  „Ueber  des  Titus  Calpurnius' 

Delos;  ein  philologisch- numismatischer  Excurs  .      ...  3 

Goldenthal,  Bericht  über  Blücher's  grammatica  aramaica     .      .  5 
Chmel ,    literarische    Berichte    über  historische  Arbeiten    auf  dem 

Felde  deutscher  Geschichte 19 

Sitzung;  vom  8.  November  1848 43 

Carrara,    Ausgrabungen  von  Alterthümern   in  Salona  bei  Spalato  43 
Chmel ,   Fortsetzung  der  für  die  Denkschriften  bestimmten  Abhand- 
lung: „Zur  Kritik   der  österreichischen  Geschichte".     .     .  44 

Sitzungsbericlite  der  niatlieniatisch-naturwissenschallliehen  Classe. 

Sitzung  vom  5.  October  1848 3 

Haidinyer,  Note  über  den  metallähnlichen  Schiller  des  Hypersthens        3 
„       Nachricht  über  neue  Fundorte    von  Gosau-Petrefacten  aus 

einem  Schreiben  von  Herrn  v,  Morlot 5 

Steinheil,   briefliche  Mittheilung  über  Ausführung  seines  Centrifu- 

gal- Wurfgeschosses  im  Grossen 7 

Quelelet ,    Sendung    von    Druckschriften    der    Akademie    und  der 

Sternwarte  zu  Brüssel 8 

dioth,    Manuscript    „Die    mathematische    Zeichensprache    in    ihrer 

organischen  Entwickelung" 8 

KnochenJiauer,  über  die  Veränderungen ,  welche  der  Entladungs- 
strom einer  elektrischen  Batterie  erleidet,  wenn  mit  dem 
Schliessungsdrahte  eine  zweite  Batterie  in  Verbindung  ge- 
setzt wird 10 

Jelinek ,  Elemente  des  von  de  Vico  am  20.  Februar  1846  ent- 
deckten Cometen 87 

Ryll ,    Abhandlung    über    Ortsversetzungen    durch    Rechnung    oder 

über  die  Elemente  der  Lagerechnung 90 


185 

Seite 
HarlmmmEdler  v.  Franzen^hnhl,    Manuscript    „Ein  neues  all- 
gemeines   Gesetz,   der   Dreieckseitcn     und   dessen  Anwendun- 
gen"    127 

Peche,  Abhandlung  über  die   Destiininung   der   Integrale 

.77        a.v 


r      -^""^        „n^r 

J  M  A  +  Bx  +  Cx~  +  Dx'      J  \j 


\J  A  +  Bx  +  Cx"  +  üx^  +  Ex'' 
Avenn   n  eine   ganze   Zahl   vorstellt   in   geschlossenen  Formen    127 

Lanyer,    Abhandlung    über    den     Haarwechsel    bei    Menschen    und 

Tliieren 132 

HaidiuffCr,  Antrag    wegen    Herausgabe    voj»    Herrn    Barrande's 

Werk  über  das   silurische    SystiMU   von   Böhmen      .      .      .      .133 

Fenal ,  Antrag  auf  eine  Geldunterstiitzung  für  den  Wieni>r- Rei- 
senden  Herrn   Carl   Heller 136 

SKzun^S;  vom  9.  November  1848     .     .     .     .     : 137 

Haidüirjer,   Bemerkungen    über  den  Glanz   der  Körper    ....    137 

W'crlhcim  Theodor,   Abhandlung  über  das   Piperin       ....    151 

Hemnunn  ,  Bestimmung  der  trigonometrischen  Functionen  aus 
den  Winkeln  und  der  Winkel  aus  den  Functionen,  bis  zu 
einer  beliebigen   Grenze   der   Genauigkeit 164 

Beschluss  einer  Unterstützung  für  Herrn  Theodor  Wer  t  he  i  m  zur 
Fortsetzung  seiner  Arbeit  über  die  Alkaloide  und  für  Herrn 
Dr.  Botzenhart  zur  Herausgabe  eines  Lehrbuches  der 
Krystallographie ISO 

Viertes  VerZicicliniss  der  bei  der  kaiserlichen  Akade- 
mie der  Wissenschaften  eini^egangene!»  Druck- 
schriften   . 181 


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Sltziingsbericlilc 


der 


kaiserlichen  Akademie 


der 


^L^^^eiiücliarteii. 


Fünlles    Heft. 


•^'i^^^lBB*' 


Wien,    1849. 

Aus  der  kaiserlicli-küniglichen  Hof-  und  Staats-DruckereL 


Sitzungsberichte 

der 

liliilosoiiliiseh-liistoriselieii  Classc. 


V.    Holt.    Sit/,uii!,'.sl).    il.    i)liil(iS(i|)li.    Iiistor.    Cl. 


3 


SUzunii;sI)('ricli(c 

der 

|)  h  i  1 0  s  0  [)  ii  i  s  ('  li  -  h  i  s  1 0  r  i  s  c  ii  e  n   C 1  a  s  s  e. 

Sitziinq;  dor  philosophisch-Iiistorisclien  Classe  vom  18.  Novomber  1848. 


U 


nter  (Ion  vom  Secrctär  zur  Beschlussnahme  vorgelegten 
Eiiiiiaben  veranlasst  das  Gesuch  des  Herrn  Professors  Car- 
rara  von  Spalato,  die  Akademie  möge  ihm  zur  Fortsetzun«^ 
der  unter  seiner  Leitung  in  Dalmatien  begonnenen  Ausgrabungen 
eine  Unterslützuitg  bewilligen,  eine  Discussion,  wobei  das  cor- 
respondirende  Mitglied,  Herr  General  Edler  v.  Hauslab  bemerkt, 
dass  die  Fortsetzung  dieser  Ausgrabung*en  nicht  nur  in  archäo- 
logischer Hinsicht  Aviinschenswerth  sei,  sondern  auch  für  die 
Geschichte  der  Fortificalion,  da  in  Salona  wahrscheinlich  die 
ersten  Spuren  der  liastionen  sich  finden  dürften,  welche  be- 
kanntlich die  alte  Fortification  von  der  neuen  scheiden,  und 
hier  sich  der  üebergang  zeigen  würde,  wie  römische  Thürme 
in  Bastionen  verwandelt  wurden.  Da  auch  Herr  Regierung's- 
rath  Arneth  sich  für  eine  Unterstützung  von  Seite  der  Aka- 
demie zur  Fortsetzung  dieser  Ausgrabungen  erklärt,  so  be- 
schliesst  die  Classe,  sich  bei  der  Gesammt-Akademie  dahin  zu 
verwenden,  dass  aus  der  Dotation  die  Summe  von  80011.  CM. 
dazu  bestimmt  werde,  unter  der  IJediiigung,  dass  Herr  Pro- 
fessor Car  rara  nach  einer  von  diesen  beiden  Herren  zu  ent- 
werfenden Instruction  dabei  vorgehe,  und  von  den  dadurch  ge- 
machten Funden  das  Auszuwählende  einsende.  Bei  dieser  Ge- 
legenheit macht  Herr  General  v.  Haus  lab  darauf  aufmerk- 
san«,  wie  wichtig  es  wäre,  auch  die  Spuren  mittelalterlicher 
Befestigungskunsl  in  Oeslerreich,  z.  B.   in  Haimburg,   Brück  an 

1  « 


4 

der  Loiilia,  Nciisladt  u.  s.  w.  imtcrsuclion  und  anfuolimon  zu 
lassen;  worauf  Herr  Regierungsralli  Climel  vorsclilägi,  die 
Akademie  möge  aucli  ku  diesem  Zwecke,  nach  einem  von  dem 
Ileiri»  General  ans/iUarheitenden  Plane  und  für  unter  dessen 
Leilunj»'  vorzunehmende  lintersuchungen  der  Art,  aus  der  Do- 
tation monallich  50  H.  C.  M.  hestimmen.  Auch  dieser  Vorschlag- 
wird  von  der  Classe  einstimmig-  angenommen. 


Herr  Reiiierunjrsrath  Chmel  erstattet  im  Namen  der  hi- 
storischen  Commission    foli^enden: 

Bericht  über  eine  A  c  t  e  n  s  e  n  d  u  n  <^  des  hohen  IM  i  - 
n  i  s  t  e  r  i  H  m  s  des  Innern,  r  ü  c  k  s  i  c  h  1 1  i  c  h  historischer 
Materialien  für  die  historische  Commission  der  kai- 
serlichen   Akademie    der  Wissenschaften    in  Wien. 

Der  Unterzeichnete  hat  die  ihm  zur  Berichterstattung  zu- 
g'ewiesenen ,  von  dem  hohen  Ministerium  des  Innern  an  die 
kaiserliche  Akademie  abgegebenen  Actenstücke ,  welche  die 
Aeusscruno'en  zweier  Gubernieu  über  die  in  ihrem  Bereiche 
existirenden  Archive  und  Geschichtsforscher  enth.alten,  näher 
untersucht  und  findet  sich  verpflichtet,  der  verehrlichen  Classe 
Folgendes  zur  „Wissenschaft"  vorzutragen. 

Die  beiden  kaiserlich -königlichen  Gubernien,  welche  sich 
äusserten,  sind  die  zu  Laibach  (für  das  Königreich  Illyrien) 
und  zu  Wien    (für  die  Provinz  Nieder- Oesterreich). 

Vorerst  muss  der  Unterzeichnete  bemerken,  dass  die  Bitte 
und  der  Wunsch  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften, 
respective  der  historischen  Commission,  durch  irgend  ein  ob- 
waltendes Missverständniss,  dahin  ausgelegt  wurde,  als  beab- 
sichtige die  kaiserliche  Akademie  „selbst  eine  Geschichte 
Oesterreichs  zu  verfassen,  und  suche  dazu  geeig- 
nete   Mitarbeiter." 

Diesem  leidigen  Missverständnisse  und  den  in  diesem  Zeit- 
räume  (März  bis  nun)  statt  gefundenen  politischen  Wirren  ist  es 
wohl  zuzuschreiben,  dass  dem  Wunsche  der  historischen  Com- 
mission nur  sehr  oberflächlich  entsprochen  wurde.  So  berichtet 


das  k.  k.  Gubcrninni  zu  Laibach  «)  in  wenii^en  Zeilen,  dass, 
nach  den  Aeu.sserun<>,"eii  des  Kreischefs,  die  Archive  des  Doni- 
slills  Gurk,  der  Hislhiuner  Gurk  und  Lavant,  der  kärnlhne- 
rischen  Herren  Stände,  des  kärnllinerischen  historischen 
Vereins,  der  Herrschaft  Wol  fs  he  rg-,  der  iSladl  St.  Veit 
und  des  Magistrates  zu  Ober- V eil  ac  h  Materialien  enthalten, 
vielleicht  auch  die  Archive  der  Herrschaften  Oster witz 
und  Halleg,  Als  geeignete  Milarbeiter  werden  genannt:  der 
Freiherr  von  A  n  k  e  r  s  h  o  f  e  n  ,  der  Dechant  H  e  r  m  a  n  n  zu 
Gmünd,  der  Dechant  Jakob  Rebernig  zu  Berg",  der  pensio- 
nirte  Guberiiial- Secretär  Franz  Ritter  von  Jakomini- 
Holz  apfe  1- W aasen    zu  Rleiberg. 

Fiir  Kärnthen  und  Krain  werden  die  historischen  Vereine 
zu  Klagenfurt  und  Laibach  wohl  mehr  Aufschlnss  geben,  als 
diese  kurze  Anzeige  ! ! 

Die  k.  k.  Landesregierung*  für  Nieder -Oesterreich  theilt 
die  Aeusserungen  der  vier  Kreisämter  des  Landes  unter  der 
Enns  mit,  von  denen  nur  eines,  das  zu  St.  Polten,  dem  Wunsche 
und  der  Bitte  der  historischen  Commission  umständlicher  ent- 
sprochen hat. 

Das  k.  k,  Kreisamt  zu  Korneuburg  fViertel  unter  dorn 
Mannhartsberge}  meldet  in  neun  Zeilen,  6)  dass  in  dem  Viertel, 
seines  Wissens,  keine  Archive  vorhanden  sind  ( ! },  welche 
Malerialien  enthalten  dürften,  und  auch  keine  geeigneten  Mit- 
arbeiter. 

Das  k.  k.  Kreisamt  zu  Krems  (für  das  Viertel  ober  dem 
Mannharlsberge)  macht  c)  namhaft  die  Archive  der  landesfürst- 
lichen Städte  Krems  und  Stain  (und  verweist  auf  die  von  dem 
hochwürdigsten  Erzbischofe  zu  Wien,  Vincenz  Kd.  Milde,  als 
früherem  Dechante  zu  Krems  g-emachten  Excerpte},  der  Herr- 
schaften Oltenstein  und  Drosendorf.  Auffallend  ist,  dass  das 
löbliche  Kreisamt  bei  dieser  Gelegenheit  sagt:  „Zur  Benutzung 
dieser  beiden  herrschaftlichen  Archive  müsste  sich 
um    die   Bewilligung*    Seiner    Excellenz    des    Herrn    Grafen    von 


a)  I>.  (1.  24.  Juli  iö'-ib. 
!))  n.  il.  9.  Mar/.  lö4S. 
r)    I).    .1.    I.    Miii-y,    Ib^iS. 


6 

Hoyos-Sprinzenslein,  Desitzers  der  dies  s  fälligen  Herr- 
schaften, beworben  werden;"  da  doch  der  Hesilzer  der  Herr- 
schaft Oltenslein,  unseres  Wissens,  Graf  Laniberg  ist!  — 
Weiters  wird  das  Archiv  der  Stadt  Drosendorf  und  das  der 
Herrschaft  Weitra  genannt,  und  als  Mitarbeiter  der  Piarist,  Pro- 
fessor Au  gast  in  Schweiz  in  Krems  empfohlen,  „wenn  ihm 
sein  Berufsgeschäft  hiezu  Zeit  gönnt." 

Eben  so  kurz  ist  die  „Fehlanzeige"  des  k.  k.  Kreisamtes 
des  Viertels  unter  dem  Wienerwalde  (zu  Wien).  Es  heisst,  a) 
,,dass,  den  gepflogenen  Erhebungen  zu  Folge,  sich  im  Kreise 
Unterwiencrwald  keine  solchen  Archive  befinden,  aus  deren 
(denen)  Materialien  zur  Verfassung  einer  vaterländischen  Ge- 
schichte entnommen  werden  könnten,  dass  mithin  auch  die 
Fraae  iiber  tüchtiffe  Mitarbeiter  für  dieses  Unternehmen  von 
selbst  zerfällt."  —  Nachträglich  wird  die  Aeusserung  des  Ma- 
gistrats der  Stadt  Wiener -Neustadt  über  das  dortige  (reich- 
haltige) städtische  Archiv  mitgetheilt,  dessen  Benutzung  der 
historischen  Commission  angeboten  wird. 

Der  unterzeichnete  Referent  der  historischen  Commission 
muss  aufrichtig  gestehen,  dass  ihn  diese  bisher  angeführten 
kurzen  Aeusserungen  aus  Laibach,  Korneuburg,  Krems  und 
Wien  sehr  schmerzhaft  berührten,  indem  ihm  zum  Theil  aus 
eigener  Erfahrung  der  grosse  Reichthum  so  vieler  gottlob  noch 
vorhandener  Materialien  in  den  Archiven  der  Herrschaften  und 
Städte  bekannt  ist,  welcher  hier  auf  eine  ganz  unerklärliche 
Weise  so   obenhin  geläugnet  wird. 

Die  historische  Commission  wird  wohl  die  Untersuchung 
der  existirenden  Archive  auf  anderem  Wege  vornehmen  müs- 
sen, durch  Unterstützung  solcher  jüngerer  Geschichtsforscher, 
welche  an  Ort  und  Stelle  die  archivalischen  Schätze  ausbeuten. 
Dass  derlei  literarische  Reisen  oft  ganz  unerwartete  Ergebnisse 
liefern,  weiss  Referent  aus  eigener  Erfahrung. 

Genaueren  und  ergiebigeren  Bericht  erstattet  das  k.  k. 
Kreisamt  des  Viertels  0  her- Wiener- Wald,  d.  d.  St.  Polten 
am  9.  Juni   1848.    Es  lec-t  zudeich  die  Aeusserungen  mehrerer 


n)   D.   d.    li.   Mävz    ISiS. 


Herren  Decliante  und  Maglslratsbeanite  über  die  an  sie  gestellte 
Frag'en  vor;    ich  theile  selbe  im  Auszuge  mit. 

1.  Der  Magistrat  von  St.  Polten  zeigt  an,  a)  dass  das 
Stadtarchiv  „viele  historisch- wichtige  und  selfene  Urkunden 
besitze,"  und  dass  der  Syndicus  daselbst,  Dr.  Wagner,  der 
sich,  wie  Referenten  schon  t'rüiier  bekannt  war,  mit  Ordnung 
und  Registrirung  des  Arclüves  lleissig  beschiUtigte ,  sowohl 
seine  Abschriften  und  Exccrpte  der  im  St.  I'öllner- Stadtarchiv 
vorhandenen  Urkunden  und  Materialien  als  auch  seine  sonstigen 
historischen  Sammlungen  der  kaiserliclien  Akademie  millheilcn 
wolle.  Dieses  Anerbieten  wird  die  historische  Conimission  mit 
Dank  annehmen  und  davon  gehörigen  Gebrauch  machen.  Herr 
Dr.  Wagner  ist  ein  sehr  flcissiger  und  für  die  vaterländische 
Geschichte  schon  lange  thätiger  Mann,  der  das  Stadtarchiv  von 
Krems,  das  bedeutende  Schätze  entiiält,  geordnet  und  umsich- 
tig benutzt  hat. 

2.  Der  Magistrat  der  landesfürsdlchcn  Stadt  Ybbs  be- 
richtet, bj  dass  die  im  dortigen  Stadtarchive  vorhandenen  Ma- 
terialien bereits  von  dem  Magistratsbeamten  Franz  Espig  be- 
nutzt worden  seien  für  seine  Chronik  der  Stadt  Ybbs  (1835J, 
was,  im  Vorbeigehen  gesagt,  nicht  ganz  richtig  sein  diirfle, 
wie  sich  Referent  selbst  iiberzeuü'te.  Das  dorliji'e  Pfarrarchiv 
dürfte  noch  Einiges  enthalten,  wozu  Herr  Espig  seine  vermit- 
telnden Dienste   anbietet. 

3.  Das  hochwürdige  Dekanat  St.  Polten  berichtet,  c)  dass 
seine  vierzehn  Pfarreien  nichts  darbieten  (?),  was  nicht  schon 
benutzt  worden  wäre.  Als  Mitarbeiter  (?)  nennt  dasselbe  die 
Herren  Pfarrer  Timotheus  Werner  zu  Oberffrafendorf  und 
Paulus  Renk    zu  Karlstetten. 

4.  Von  der  Verwaltung  der  Herrschaft  Seisene""":  wird 
berichtet,  d^  dass  ausser  dem  herrschaftlichen  Archive  (zu 
Seisenegg}  keine  andere  Sammlung  im  Districte  existire;  eben 
so  wenig  ein  qualifizirtcr  Mitarbeiler.  ^^'as  das  Seiscnegger 
Archiv,    das    übrigens    auch    Kauf-    und  Lehenbriefe    aus    dem 

«)  D.   (I.    17.   Februar    IS48. 

I>)  n.    .1.   27.    I'ehruar    1848. 

v)  I).    (l.    4.   Mär/.    lSi8. 

d)  1).    d.    7.   iMiirz,    1848. 


8 

14.  Jahrhunderte  besitze,  in  rechlshislorischer  Ue/iichung-  dar- 
biele,  habe  man  t'riiher  schon  dem  Herrn  Archivar  Kalte  n- 
bäok  für  die  von  ihm  begonnene  Sannnlung  österreichischer 
llechisbücher  mitgetheilt.  Herr  Verwalter  werde  i'ibrigens  das 
Archiv  noch  einmal  durchsuchen  und  der  historischen  Commis- 
sion  ein  Verzeichniss  vorlegen,  welcher  Antrag"  mit  Vergnügen 
angenommen   wird. 

5.  Die  Verwaltung-  der  Herrschaft  Alhartsberg  be- 
richtet, «}  dass  nichts  vorhanden  sei  (?),  der  dortige  Herr 
Pfarrer,  Amand  Neckham,  Benedictiner  von  Seitenstetten,  sei 
jedoch   ein  geeigneter  Mitarbeiter. 

6.  Der  IMaürislrat  der  landesfiirstlichen  Stadt  Tulln 
schickt  bj  ein  Verzeichniss  der  im  dortigen  Stadtarchiv  vor- 
handenen Privilegienbriefe  ein ,  worunter  sich  einige  interes- 
sante befinden,  dann  Lehen-  und  Stiftungsbriefe.  Es  sind  dan- 
kenswerthe  Notizen,  die  seiner  Zeit  benutzt  werden  sollen. 

7.  Von  .Seite  der  Verwaltung  der  Herrschaft  Rappolten- 
kirchen  wird  berichtet,  c)  dass  sich  niclits  vorfinde  (Feuers- 
brunst im  Jahre  1809  habe  zerstört),  dass  der  Herr  Pfarrer 
von  Sieghartskirchen,  Johann  Adam  Mihm,  sich  seit  Jahren 
mit  topographisch -statistischen  Studien  beschäftige  und  ein 
geeigneter  Mitarbeiter   zu  sein  scheine. 

8.  Das  hochwürdige  Decanat  von  Haag  bericlitet,  ^J  dass 
in  den  Pfarrarchiven  nichts  vorhanden  sei  (?).  In  Erla  und 
Wallsee  dürften  Materialien  zu  finden  sein !    (Ohne  Zweifel.) 

9.  Von  der  Verwaltung  der  k.  k.  Herrschaft  St.  Leon- 
liard  wird  berichtet,  e)  dass  in  der  herrschaftlichen  Registra- 
tur und  in  den  Pfarrarchiven  von  St.  Leonhard  und  Ruprechts- 
liofen  nichts  vorfindig  sei  (?). 

10.  Das  hochwürdige  Decanat  von  Tulln  berichtet,/^ 
dass  sich  weder  Materialien  noch  Mitarbeiter  im  Dekanate  be- 
finden (?). 


a)  ü.  (1.    10.  März    1848, 

b)  D.   d.    10.   Mär/.    1848. 

c)  D.   d.   20.   März    1848. 
äj  D.   d.   28.   März,    1848. 

e)  D.    d.   30.   März.    1848. 

f)  D.   d.    ;J1.   März    1848. 


9 

11.  has  Dccanat  Kau  iio  Id  s  tci  ii  borichtot  iinlor  «Icnisel- 
beii  Datum  (31.  Rliii-/-  1848),  dass  nichts  vorliaiideii ,  jedoch 
der  llfiT  IMarrer  v<in  Matzleinsdorl',  Iguaz  Keihlinger,  ein 
g'ccig'neter  Rlitarheiler  sei.  Ist  ohnehin  Correspondenl  der  kai- 
serlichen Akademie,    und   wird   «gewiss   das   Mögliche  leisten. 

lÜ.  Das  Decanal  Ollersbach  zu  Kasten  bericiilel,  u) 
dass.  nichts  vorhanden  sei;  nur  der  Pfarrer  von  Asperhofen 
meint,  „dass  vielleicht  Miniges  im  dortigen  Ivirchcn-  und  (Ge- 
meinde-Archive  vorgefunden  werden  dürfte;'^  er  verspriciil 
nachzusuchen ! 

13.  Das  Decanat  Pottenbrunn  zu  Traismauer  be- 
richtet, b)  dass  die  Pfarrarchive  nichts  enthalten  (?J.  Macht 
aufmerksam  auf  die  Denedictiuer  von  (jöltweig,  Friedrich 
Blumberger  und  Leopold  Tamschek,  und  den  llerzogen- 
burger  Chorherrn  Willielm   IJielsky,    Pfarrer  zu   lleidliug". 

14.  Von  Seite  der  Herrschaft  Tulln  (ehemaliges  Fraucn- 
kloster,  erste  habsburgische  Stiftung  in  Oesterreich)  wurde 
die  Abschrift  einer  Chronik  (von  1278 — 1782)  eingesendet,  die 
jedoch  von  sehr  untergeordnetem  Werthe  ist,  obschon  die  Ver- 
waltung der  Herrschaft  Tulln  in  ihrer  Zuschrift  c)  erklärt, 
„gleich  etwas  Zweckmässiges  liefern  zu  wollen.*'  Wurde  von 
der  historischen  Commission  zur  vorsichtigen  Oenützung 
zurückbehalten. 

Aus  den  angeführten  Mittheilungen  ersieht  man ,  dass  die 
historische  Commission  auf  diesem  (ämtlichen)  Wege  wohl 
niemals  zur  Kennlniss  der  vorhandenen  Materialien  gelangen 
wird,  obschon  die  vielfältige  Erfahrung  lehrt,  dass  wer  selbst 
sucht  findet;  vorausgesetzt,    dass  er  alte  Schriften  lesen  kann. 

Die  lüstorische  Commission  wird  mithin,  sobald  es  die 
Zeitumstände  zulassen  werden ,  den  Weg  des  Selbstsuchens 
einschlagen,  und  Referent  ist  überzeugt,  dass  jede  kleine 
Reise  ihre  mehr  oder  weniger  befriedigenden  Resultate  haben 
werde. 

Wien    am  17.  Kuvhr.   1848. 

J.     C  h  m  e  1. 


(()  T).  rl.  'i.  April  1848. 
ÖJ  1).  tl.  1!^.  IMai  1848. 
r)    J).   .1.    13.   Mai   1848. 


10 


Silzuiiu  \(iiii  2!l.  .November  I84H. 


Das  coiTcspoudireiule  Miti^lied  Herr  Prof.  Rcmele  liosl 
lolgondcii  Aufsatz :  U  e  b  e  r  die  Identität  der  M  a  g-  y  a  r  e  ii 
u  11  d  .T  a  z  y  ji;  e  r. 

Seit  Jahren  bildet  die  ungarische  Sprache  und  Literatur, 
sowie  deren  Geschichte  mein  Hauptstudium,  und  ich  kann  mit 
innerster  Ueberzeugung  sagen,  dass  mein  Forschen  nicht  frucht- 
los war.  —  Wenn  wir  gleich  mit  der  Kenntniss  über  den  Ur- 
sprung der  Magyaren  —  die  ich  jedoch  vorerst  nicht  nach  der 
beliebt  gewordenen  Manier,  als  ein  von  den  Ungarn  verschie- 
denes Volk  zu  denken  bitte  —  noch  nicht  auf  dem  rechten 
Wege  zur  Gewissheit  zu  sein  scheinen,  da  die  Forschung  da- 
hin zu  gelangen,  die  Schwierigkeit  vermehrt,  statt  vermindert; 
so  steht  doch  in  Ungarn  noch,  wie  bei  allen  ihrer  Nationalität 
bewussten  Nationen  Leben,  Sprache  und  Geschichte  im 
innigsten  Verbände,  und  jeder  Versuch  der  Trennung  hat  diesen 
Verband  erstärkt,  statt  gelockert. 

Ein  veralteter  Streit  unter  den  Gelehrten  ist  die  Frage, 
ob  Hunnen,  Avareii  und  Magyaren  oder  Ungarn  einem  und  dem- 
selben Volke  angehörten?  Ausgezeichnete  Gelehrte,  und  ebenso 
durchaus  ehrenhafte  Charaktere  kamen  auf  dem  Wege  der 
eifrigsten  Forschungen  zu  gerade  entgegengesetzten  Resultaten. 
Und  doch  fühle  ich  mich  gedrungen,  bevor  ich  die  Sprache  und 
Schreibart  der  Ungarn  behandle,  jene  Völker  zu  nennen,  die 
vermög  gleicher  Sprache  einem  und  demselben  Stamme  anzu- 
gehören scheinen ;  dann  aber  die  Dialecte  zu  nennen ,  die  mit 
dem  Ungarischen  verwandt  sind. 

Wenn  sich  rohe,  ungebildete  Völker,  die  sich  früher  ent- 
rückt und  fremd  w  aren ,  mit  einmal ,  ohne  wesentliche  Aus- 
sichten auf  Vortheile  verbanden,  so  war  es  gewöhnlich  die  ge- 
meinsame Sprache,  die  sie  zu  einander  führte.  —  Nun  aber 
zeigt  die  Geschichte,  dass  die  Jazyger,  Hunnen,  Avaren  und 
Magyaren  sich  beim  ersten  Begegnen  erkannten ,  und  —  ver- 
einten, wozu  sie  nur  die  gemeinsame  Sprache  führen  konnte. 
Es  ist  demnach  die  Behauptung  keineswegs  zu  gewagt,  wenn  ich 
aus  «leiu  innigen  Anschlüsse  dieser  Völker  auf  gleiche  Her- 
kunft und  Spruche  schliesse. 


11 

Die  oi'ston  nnlor  diesen  chen  «»t'ii.'mnteii  Völkern,  waren 
tlie  Ju7,yi;en,  die  sehon  zur  Zeit  Herodots  mit  ihren  Stanun- 
genosseii,  den  Rei'enen  oder  Baranyern  im  südlichen  Uiissland 
erschienen  und  bald  nach  Christi  Geburt  den  Ilömern  bekannt 
und  furchtbar  wurden.  Sie  drangen  damals  aus  der  Moldau 
nach  l  niiarn  bis  an  die  Theis  vor.  lieber  die  IClvmolo'iie  des 
Wortes  Jdz.  sind  die  Meinungen  «etheilt.  Ilinii;('  nach  Otro- 
kotsi  leiten  es  vom  hebräischen  Worte  Jdäz  ab,  d.i.  .-.lark, 
muskulös;  die  meisten  aber  nach  Kaprinas  (Ilung.  Dipl. 
P.  2.  i>.  314)  von  dem  ungarischen  Wort  iv  oder  ij  fder 
Bogen},  welches  durch  die  IJiidungssilbe  äsz  ,  in  ijäsz  fd''*' 
Bo  gen  s  eh  ütz),  und  durch  Weglassung  des  Buchstabens  i  in 
Jäsz  verwandelt  wurde.  Diese  letztere  Meinung'  scheint  ziem- 
lich allü:emein  angenommen  v.w  sevn,  «no-eachtet  diese  Ableitung; 
weder  sprach-  noch  geschichtlich  hallbar  ist,  und  zwar:  a)  In 
dem  Worte  ij,  ist  doch  der  Buchstabe  i  der  Grundbuchstabe 
des  W^ortes ,  und  eben  der  wird  in  der  erwähnten  Ableitung 
gänzlich  vernachlässigt,  b)  Waren  die  Bogenschützen  (Sagittarii) 
zu  jener  Zeit  nicht  so  etwas  Seltenes,  dass  man  einem  ganzen 
Volke  ob  dieser  WalTe  den  Namen  hätte  geben  sollen.  Ich 
2:laube ,  das  Wort  Jdz  liesse  sich  bestimmter  von  dem  Worte 
juh  oder  ih  (das  Schaf}  —  in  lelzterer  Benennung  in  der 
Mehrzahl  ihok,  heute  noch  in  ganz  Ungarn  üblich  —  ableiten, 
das  mit  vorerwähnter  Ableitungssilbe  äsz  zu  ihäsz  (der  Schä- 
fer oder  Schafhirte}  und  durch  Weglassung  des  euphonischen 
Buchstabens  //  zu  Jdsz  oder  Jaaz,  oder  nach  älterer  Schreib- 
art Jdz  gestaltet  wurde.  —  Als  Beweis  für  meine  Ansicht 
steht  das  Wort  jdfizol  (die  Krippe,  oder  der  Ort,  wo  dem 
Thiere  Futter  gereicht  wird}.  Dieses  \\'ort  hat  keine  Synonyme, 
wird  heutigen  Tages  in  ganz  Ungarn  gebraucht,  und  ist  doch 
offenbar  zusammengezogen  aus  ihdszöl  (der  Schäfer  stall 
oder  Schaf  stall).  Woraus  zu  ersehen  ist,  dass  ifidsz  auch 
allgemein  sprachgebräuchlich  zusammengezogen  wird  in  jd^z. 

Mit  dieser  Ableitung  stimmen  di»?  vSitten  der  alten  und 
heutigen  Jazygen  vollkommen  überein,  ja  nach  Zeugniss  frem- 
der Schriftsteller,  konnte  dieser  Name  gar  in  keine  andere  B«;- 
deuluniv  u'enonimcn  werden.  Denn,  es  scheint  keinem  Zweifel 
zu   unterliegen,   dass  eben  die  Jazygen  jenen  Theil   der  Scylhcn 


12 

hildcteii,  welchen  die  Griechen,  Metanas  tu,  Noniades  und 
G  e  0  r  g"  o  s  ,  Strabo  aber  deutlich  M  e  1  o  n  o  in  u  s  nanulen. 
Plinius  aber  sagt  von  den  Jazygen  (L.  IV,  C.  12}:  „Canipos 
et  plana  Jazyges,  niontes  vero  et  saltus  pulsi  ab  his  Daci  — 
tenent;"  sicher  darum,  weil  die  ebenen  Gegenden  der  Schal- 
zucht  und  dem  Ackerbaue  weit  günstiger  sind  als  die  gebirgi- 
gen. —  Bevor  ich  jedoch  diese  Meinung  durch  fernere  Gründe 
unterstütze ,  will  ich  Einiges  von  den  Bereuen  oder  Baranyern 
sagen.  Gewiss  ist  es,  und  wir  liaben  dafür  in  der  ungariscIuMi 
Sprache  unzäiilige  Beispiele,  dass  dumpfe  Selbstlaute  häufig  in 
erhöhte  verwandelt  wurden  und  umgekehrt.  Auf  diese  Weise 
ist  aus  dem  Worte  Barany  durch  Verwechslung  des  a  m  e 
das  Wort  Tieren  entstanden,  das  sonach  gleich  bedeutend  von 
Bdrcini/  (das  Lamm)  in  Bäränyäsz  (der  Schäfer)  umge- 
staltet wurde,  und  sonach  dem  Worte  Jcisz  gleichbedeutend 
wäre.  Es  scheint  demnach,  dass  die  Jazygen  und  Bereuen  ent- 
weder ein  und  dasselbe  Volk,  oder  wenigstens  mit  denselben 
innigst  verwandt  waren.  Dafür  spricht  der  bis  heutigem  Tage 
beibehaltene  Name  ihres  Hauptortes  Jäsz  -  Bereny  (JJidsz- 
Bdrdny). 

Wenn  ich  den  Namen  derselben  aus  der  heutigen  Sprache 
der  Magyaren  erläutere,  so  geschieht  es  nur  darum,  damit  ich 
einen  neuen  Beweis  für  die  Gleichheit  der  Sprache,  und  sonach 
auch  des  Volksstammes  der  Jazygen  und  Magyaren  andeute, 
wofür  auch  die  zahlreichen  Namen  der  in  dem  Lande  der  Ja- 
zygen liegenden   Ortschaften  sprechen. 

Sonderbar  ist  es,  dass  Jassy,  die  Hauptstadt  der  Moldaii, 
im  Ungarischen  heutigen  Tages  Jfi.ss  ra^fär  (J  azygenmark  t} 
genannt  wird ,  als  ob  die  Jazygen  ihre  verkäuflichen  Waaren , 
wahrscheinlich  Lämmer  oder  Wolle  hierher  gebracht  hätten. 
Und  wirklich  finde  ich  in  dem  Friedenstractate,  den  sie  mit  Marc. 
Aurel.  Antonlnus  Philosophus,  dem  römischen  Kaiser  geschlossen 
folgende  Worte:  „Concessit  etiam  ipsis  (Jazygibus},  ut  per  Da- 
ciam  commcrciorum  causa  Roxolanus  adirent.''  (Dio-Cassius 
lib.  7L) 

Nun  bliebe  nur  noch  der  Beweis  zurück,  dass  die  Hunnen 
und  Avaren  demselben  Völkerstamme  entsprossen  seien.  Ich  ge- 
stehe ,    dass    in    dieser    Hinsicht    der    Beweis    in     Ermanglung 


sicherer  Daten  am  srluverston  7A\  rühren  sei.  Doch  scheint  der 
innige  Anschlu.ss  dieser  Völker  aneinander,  so  wie,  dass  sümml- 
liche  ihre  Ilesidenz  in  Jäsz-Bercny  nahnjen,  einigen  Beweis 
datVir  liefern  könnte.  Priscus  Rhotor  erzählt  geradehin,  dass 
Atila  seine  Residenz  in  Jäsz-IJereny  (DornianonJ  genommen 
habe.  Von  Tiiudun  dem  Anführer  (Csäkänyos)  der  Avaren  aber 
sagt  Aventinus  (Annal.  Rojos.  L.  4)  :  „Thudnnus  nltra  Danu- 
bium,  in  ea  regione  ,  quam  l'tolomaeus  Jazygar  hahitare  tra- 
dit,  supra  Tihiscum  amnem,  occidentem  versus  regnavit.  Knis 
regionis  caput  Bormanom ,  praesidiun»  Thudini,  qui  et  ibidem 
sepultiis  est;  haud  ita  procul  ab  Agria."  —  Dass  sich  aber  mit 
diesen,  die  später  angekommenen  Ungarn  vereinigten,  sagt 
Bonfinius  (Decad.  I.  L.  9):  Cum  Unnis  et  Avaribus ,  qui  prius 
venerant  sese  conjungunt  (llungari}  unamque  Rempublicam 
constituunt. 

Aus  dem  hisher  Gesagten  lässt  sich  demnach  mit  einiger 
Gewissheit  schliessen ,  dass  die  Magyaren  dieselbe  Sprache 
sprechen ,  die  von  den  alten  Jazygen  gesprochen  wurde ,  und 
deren  sich  höchst  wahrscheinlich  auch  die  Hunnen  und  Avaren 
bedienten. 


Herr  Regierungsrath  Chmel  liest  die  Fortsetzung  seiner 
in  den  vorhergehenden  Sitzungen  begonnenen  Kinleitung  zur 
kritischen  Scliilderung  der  kirchlichen  Zustände  in  Ocsterreich 
in  der  Mitte  des  15.  JahrJuinderts ,  in  der  er  zu  der  zweiten 
Quelle  übergeht,  welche  auf  das  lebendigste  in  diese  bewegte 
Zeit  versetzt,  nämlich  zu  des  nachmaligen  Papstes  Pins  II. 
ebenfalls  zu  wenig  bekannten  „Geschichte  des  Basler  Concils, ' 
deren  erstes  Buch  er  im  Auszuge  mitlheilt.  Es  gewährt  einen 
tiefen  Blick  in  die  theologischen  Ansichten  jener  Zeit ;  denn 
obgleich  der  Verfasser  als  Papst  seine  früheren  Ansichten 
(als  Aeneas  Sylvius)  wiederrief,  verdieiien  doch  seine  Berichte 
vollen   Glauben. 


Sitzimsi-  vom  (j.  ÜfCPinbffi'  1S4'S. 

Der  llorr  rriisHioiil,  Freiherr  von   IInminor-Piir2;.sl  n  II, 
liest  folgoiule  Ahhandlunj!;: 

Von    der    Inschriftverbrämii  ng    der    Kleider    als 
Sou  veraiuitätsre  cht    der  Frauen    im  I>I  orgenla  nde. 

Heide  diese  niorgenländische  Vorrechte  sind  bisher  in  Eu- 
ropa nur  wenig"  und  auf  sehr  unbestimmte  Weise  bekannt  Die 
arabische  Inschrift  des  Krönungsmantels  der  deutschen  römischen 
Kaiser  (ein  Geschenk  eines  arabischen  FürstenJ,  ist  zwar  von 
Murr  *)  in  der  Beschreibung  der  Reichsklelnodien  erläutert, 
die  Leseart  desselben  von  Tyc  hs  en  und  Frähcn-)  berichtiget 
worden,  aber  die  Uebersetzer  dieser  Inschrift  haben  nicht  ge- 
ahnt, dass  dieselbe  im  Morgenlande  ein  Souverainitätsrecht  der 
Herrscher  sei ;  andererseits  sind  die  Tücher  türkischer  und 
griechischer. Frauen  mit  gedruckten  oder  gestickten  Inschriften 
durch  den  Handel  mit  der  Levante,  wenigstens  in  Wien  bekannt 
genug,  ohne  dass  irgend  wo  über  diese  uralte  arabische  Mode 
etwas  Xtiheres  verlautet  hat ;  über  jenes  Souverainitätsrecht 
morgenländischer  Herrscher  und  dieses  Vorrecht  arabischer 
Hareme  geben  zwei  höchst  wichtige  Quellenwerke  arabischer 
Politik  und  Geschichte  näheren  Aufschluss;  über  das  erste  Ihn 
Chaldun's  des  arabischen  Montesquieu  berühmte  historische 
Prolegomene  zu  seinem  grossen  Geschichtswerke,  über  das 
zweite  die  berühmte  historische  und  poetische  Blumenlese  Ihn 
Abd  Rebbihi's,  der  im  J.  328  d.  H.  (939)  gestorben,  und  wel- 
che noch  jüngst  der  französische  Orientalist  Fresnel  in  seinen 
vier  Briefen  über  die  arabische  Geschichte  vor  dem  Islam  als 
eine  der  ältesten  und  vollgültigsten  Quellen  derselben  benützt 
hat  ^).  Dem  ersten  dieser  beiden  für  die  arabische  Politik  und 
Geschichte  classischen  Werke  entnehmen  wir  den  folgenden 
anziehenden  Bericht  über  die  Inschriftverbrämung  als  Souve- 
rainitätsrecht moslimischer  Herrscher. 


*)  Beschreibung  der  siimrutlichen  Reicliskleinodien  und  Ueichsheiligthümer, 
herausgegeben   von   Christoph   Gottlieb   von   Murr.   Nürnberg   1790. 

-)  Inseriptionis  Cuficse  pallii  Imperatorum  gerinanicoruni  inauguralis  Inter- 
pretanda spicilegium  in  Frähn's  Antiquitatis  Muhamniedanse  inoniiinenta 
varia.    Petropoli    1822.    pag.   35. 

**)    Lettres   sur   l'histoire   des   Arabes.   Paris    1836.   premierc   lettre,   pag.   6. 


15 

Der  acht  und  droissigsle  Absolinill  des  zwoHou  IlniiplsHickcs 
dor  l*r(>niolou:oni(Mio  Ihn  Clialdiiii's  liundclt  von  den  neun  Souve- 
rainilälsrcrhtcn  inosliniisolicr  Herrscher,  welche  nirg'eiids  so 
ausluhrlich  erörtert  sind,  und  die  für  sich  allein  eine  Ahliand- 
hinj»"  verdienten,  von  denen  wir  hier  aber  nur  von  dem  ein'/Zig'en 
der  Inschriftverhräniuni;"  der  Kleider  nähere  Kenntniss  nehmen, 
in  tbli»ender  Ordnung':  erstens  von  der  iVIusik-Capelle  der  soge- 
nannten türkischen  Musik,  welche  fünfmal  des  Tages  vor  den 
Thoren  der  Herrscher  mit  der  ji;rossen  'l'rommel  in  den  dieselho 
hegleitenden  Tschinellen  aufj^espielt  ward;  zweitens  die  Fahnen 
und  Standarten,  deren  sieben  nicht  nur  den  Herrschern  der 
Seldschuken  und  denen  der  Beni  Ahmer  zu  Granada  vorgetragen 
wurden,  sondern  noch  heute  dem  Sultan,  wenn  er  ins  Feld 
zieht;  der  Vorzug  der  Herrscher  besteht  ausser  der  Siebenzahl 
der  Fahnen,  noch  in  den  Dindcn  oder  Bändern,  welche  von 
den  Fahnen  flatterten,  und  welche  Afsabet  und  Schata- 
feth  ')  hiesscn ;  drittens  der  Thi-on  ,  welcher  als  Nachahmung 
des  der  persischen  Könige  im  Islam  zuerst  von  Moawije  dem 
ersten  Herrscher  der  Beni  Omeije  eingeführt  ward;  viertens 
das  Hecht  Münzen  zu  schlagen;  fünftens  das  Herrschersiegel, 
welches  in  Wachs  abgedrückt  mit  einer  Schnur  an  den  Herr- 
scherschreiben oder  Diplomen  befestiget  war;  sechstens  die  In- 
schriftverbrämung der  Kleider,  die  uns  sogleich  näher  heschäf- 
ligen  wird;  siebentens  die  Herrscherzelte,  welche  in  (Jrösse 
und  Form  von  anderen  verschieden,  auf  arabisch  Foslhath 
und  Sebadsch^^  hiessen:  achtens  die  Fmjtorkirche  in  der 
Äloschee  (Makssuret)  und  neuntens  das  Kanzelgebet  am  Frei- 
lag (C  hübet). 

Die  Inschriftverbrämung  der  Kleider,  welche  ein  arabisclies 
Souverainitätsrecht,  hiess  auf  arabisch  Thiras  ^) ;  dieselbe 
enthielt  in  Seide  oder  Gold  gestickt  den  Xamen  des  Herrschers, 
seine  Titel   und  Anwünschungen;  am  Hofe  der  Chalifen   aus  dem 

')       AsliaJj    Aj  UiiC.   S  r  li;i  t  a  r  (' t  li   It'lili   in   Freytags  Wörterbuch. 

'-)       PI»  L,«)  1    5    ia-ii)    IwaIi  S  e  b  h  (l  s  c  h   fehlt    in   dieser  Hetleutiing   in   Frc.yliigs 

U'örterhiich. 
-J       in  der   Handschril't    Ihn   t'haldiin»   in   der  kai.s.   ilofbihliothek.   lilatt     109. 


Hanse  Ahhas  vm  lJai::;da<l  und  aus  dem  Hause  der  Beni  Oinoije 
zu  Cordova  lieslaiulen  besondere  Werkslälten,  in  welchen  diese 
Inschriften  gestickt  wurden.  Vor  dem  Islam  war  es  Sitte  der 
alten  persischen  Köni<!;e,  auf  ihren  in  Stein  ausgehaucnen  Ah- 
hihluiigen  solche  Inschriften  am  Saume  ihres  Kleides  anzubrin- 
gen; die  Chalifen  ahmten  diese  Sitte  nach  und  es  hestand  ein 
besonderes  Hofamt,  welchem  die  Aufsicht  über  die  Werkstätten 
der  Inschriftverbrämung  anvertraut  war;  der  damit  Bekleidete 
hiess  Ssahib  eth  thiraf*}.  Später  ahmten  diese  Sitte  auch 
die  obersten  Ilofämter  und  die  Statthalter  der  Provinzen  nach; 
diesem  Beispiele  der  Chalifen  von  Bagdad  und  Cordova  folgten 
auch  die  der  Fathimiun  in  Aegypten  nach,  und  später  im  Ma- 
ghrib  die  Herrscher  der  Dynastien  der  Muwahhidun  und  nach 
dem  Untergange  derselben  die  der  Beni  Merin  und  in  Andalus 
die  der  Beni  Ahmer  zu  Granada.  Diess  ist  das  Wesentlichste 
was  der  Abschnitt  der  Prolegomene  Ihn  Chaldun's  über  die 
Saumverbrämung  mit  Inschriften  orientalischer  Kleider  enthält. 
Das  doppelte  Herrscherrecht  der  Binden  und  Bänder,  welche 
von  den  Fahnen  der  Herrscher  flatterten  und  der  darauf  ge- 
stickten Inschriften  theilten  in  den  arabischen  Haremen  auch 
die  Frauen  und  das  Ikd,  d.  i.  der  Juwelenknoten  Ihn  Abd 
Rebbihi's  enthält  hierüber  anziehenden  Bericht. 

Diese  berühmte  Blumenlese  ist  in  zwanzig  Bücher  getheilt, 
die  nach  verschiedenen  Juwelen  betitelt  sind;  dieselbe  enthält  Vie- 
les iiber  die  Sitten  und  Gesinnungen  des  alten  arabischen  Ritter- 
thums  ,  durch  dessen  höhere  Bildung  das  europäische  gemildert 
und  verfeinert  ward  ,  und  das  ein  und  zwanzigste  Buch  ist  be- 
sonders den  Frauen  und  ihren  Eigenschaften  geweiht.  Der  Ab- 
schnitt über  die  Stickereien  ihrer  Binden  und  Bänder ,  welche 
man  in  diesem  Hauptstücke  vermuthen  sollte,  findet  sich  nicht 
in  diesem ,  sondern  in  dem  allerletzten  Abschnitte  des  ganzen 
Werkes  ,  welcher  A  n  m  u  t  h  i  g  e  s  und  Geistreiches  ~) 
überschrieben  ist. 


")       <-r|j    Oy  lÄll   loporps    i>t   siil 


17 

Khiil  Hasan  oi'/,äliIt:  ich  trat  Ix'iiu  ('halif(Mi  Harun  e  r- 
R  e  s  c  h  i  (1  ein  ,  bei  dein  eine  Sclavinii  schön  wie  ein  («ützen- 
bihl,  sie  triij»;  eine  mit  Perlen  und  lluhinen  gestickte  Binde,  auf 
welcher  in  (iohl   die  Inschrilt  zu  lesen  war  : 

Grausamer  Mann  du  gabst  mir  Liebesleiden, 
Doch  Gott  der  Herr  wird  zwischen  uns  entscheiden   ^ ). 
Auf  einer  anderen  IJinde  war  zu  lesen  : 

Ich  schoss,  doch  traf  dich  nicht  des  Pfeiles  Spitze, 
Du  schössest  und  du  trafest  mich  o  Schütze  !   ^) 

Eine  andere  Sclavinn    trug    auf  der    Brust    einen  Neumond 
(in  Diamanten)  um  welchen  die  Inschrift  lief: 
Es  ist  der  Neumond  unterü'anj»;en 
Von  der  Huris  lichtvollen  Wangen 
Er  lasset  in  des  Schauers  IJlick  ^) 
Die  Unruh'  Liebender  zurück. 

Ishak  Ben  Ibrahim  erzählt :  ich  trat  eines  Tages  bei  E  m  i  n 
dem  Sohne  Sobeides  (dem  Bruder  Harun  er-Rschid's)  ein  ,  bei 
welchem  mehrere  Sclavinnen  schön  gekleidet,  deren  eine  einen 
Fächer  mit  folgender  Inschrift  trug  :  *) 

Süss  ist  die  Lust  in  Reihen 
Süss  ist  es  sich  zu  freuen  5 
Itzt  wo  es  heiss  im  Freien ; 
Und  Hitzen  sich  erneuen 
Zeigt  den  grossmüth'gen  Sinn 
Das  Antlitz  von  E  m  i  n 


*)  In  der  Handschrift  des  I  k  d  in  der  kais.  Ilofbibliothek  II.  273.  V. 
V.   Heft.    Sitzb.   iL   philusopb.   histor.   Cl.  2 


18 

Sein  sei  des  Reielis  (lewinn ! 
Ein  (i leicher  folg'  auf  Ihn.   *) 

Auf  einer  Binde  war  gestickt : 

Sagt  mir  Männer  oh  denn  diese  ßinde 
Sonne  oder  Neumond  euch  verkünde  ~) 

Auf  einer  anderen  : 

Wenn  ihr  wollt  vor  Wahnsinn  euch  bewahren, 
Meidet  diese  Augen  voll  Gefahren,  s) 

W  e  r  d  die  Sclavinn  M  e  h  a  n  i's  eben  so  durch  ihren 
Gesang  als  durch  ihre  Wohlredenheit  ausgezeichnet,  schrieb 
auf  ihre  Binde  : 

Die  Schönheit  hat  in  Ihr  den  höchsten  Grad  erreicht 
Unmöglich  ist's,  dass  Andere  sich  Ihr  vergleicht 
Einmahl  im  Monat  scheint  des  neuen  Mondes  Licht 
Ich  seh'  ihn  jeden  Tag  in  Ihrem  Angesicht.  *} 

Auf  eine  andere  Binde    schrieb    sie    die    beiden    folgenden 
Distichen  des  Dichters  Hasan  Ben  Hani: 
Du  der  im  Wohlsein  bist,  du  weist  es  nicht 
Dass  die  Vernunft  das  Todesurtheil  spricht. 


19 

Des  Geistes  Gan|^  hah*  ich  in  nieinom  Leib  crfaliron. 
Die  See!'  ist  müde  und  das  Herz  ist  nirlit  im  Klaren,  i) 
A  1 1  der  Sohn  D  s  c  h  c  li  m  ■  s  erzählt:  A  a  1  e  d  s  c  h  eine 
Sclavinn ,  schön  g'ewachsen  und  l)iei>\sam  wie  eine  Weidennilhe, 
eine  der  beliebtesten  Sohönheilen  IJagdads  erschien  ölVentlich 
mit  der  folgenden  Inschrift .  welche  in  weisser  vSchminke  auf 
ihren  schwarzen  Haaren  geschrieben  war  : 

0  neuer  Mond  der  glänzet  aus  Pallästen 
Mein  Auge  fastet  deinem  nur  zum  Bessten, 
Ich  weiss   es  nicht  ob  kurz  ob  lang  die  Nacht 
Wie  wüsst'  ich  es,  da  du  mich  todt  gemacht.  ^) 
Und  will  die  Nacht  zu  lang  sich  nicht  entfernen 
So  seh'  ich  wie  der  Hirte  nach  den  vSternen. 
Derselbe   erzählt,  dass  die  schöne  Menal  niit   einem  Um- 
wurf  aus  roher  Seide  erschienen  sei,  auf   dessen  rechter  Seite 
geschrieben  stand  : 

Der  Blick  schrieb   einen  Brief  aufs  Herzpapier 
Besiegelt  mit  der  Sehnsucht  und  Begier  ^) 
Auf  der  linken  Seite  stand  geschrieben: 

Der  Blick  ist  wahres  UngUick  für  mein  Herz 
In  welches  mir  er  eingellösst  den  vSchmerz  *) 


*)  %^  ^jJlU  ^jjü  ^J  Lob  l 

Jcjü  ^  ^Iju  ^jjo  ^^  ^   ^jJJJIL>1j3jj.1  c^ 


2 


20 

Auf  tler  IJiiulo  D  h  a  b  b  Ps  der  Sclaviim   des  Persers  S  a  i  d 
war  in  (udd  geschrieben: 

Das  Aug*e  liest  die  Scbrifl   so  auf  die  Wang'cn 
Des  Granrs  und  Kummers  Finger  aufgehangen  *) 
el- Hasan  der    Sohn  W  c  h  b's    erzählt,    dass    auf    eine 
Haube  (K  a  1  e  n  s  e  w  e  t  das  lateinische  Cahvnntica}  geschrieben 
stand  : 

Vermeide  Liebserklärung  anzuhören, 
Wenn  du  den  Liebenden  nicht  willst  erhören, 
Nimm  dich  in  Acht ,  ich  halte  fest  an  dir 
Kein  anderes  Loos  als  du  bestimmst  wird  mir  2^ 
Schefii    der    Diener    des    Chalifen  M  o  t  w  e  k  k  i  1    trug 
auf  seiner  rechten  Schulter  die  Inschrift : 
Mit  Wohlgeruch  seh'  ich  empor  den  Vollmond  steigen, 
Er  hebt  sich  von  der  Brust  wie    von  den  frischen  Zweigen  '} 
und  auf  der  linken  Schulter: 

Die  Züge  von  dem  Angesicht  dem  lieben 
Ich  seh'  dem  hellen  Mond  sie   eingeschrieben  *) 
Wassf  die  Sclavinn  eth-Thajis  hatte  auf  ihre  Binde 
geschrieben  : 

Er  hört  nicht  auf  die  Liebe  ihr  ZiU  klagen. 
Bis  dass  die  Rechnung  ihm  dafür  getragen 
Er  strömt  sein  Inn'res  aus  in  Wort  und  Hauch 
Und  seiner  sich  erbarmend  weint  die  auch, 
Wenn  ihr  vertrocknet  dann  der  Thränen  Fluth, 
So  weinet  die  darüber  helles  Blut.  ^} 


2)  l^\  jilb  j)Lu^  il    -^    <3C^    ^_^u    C^  \^    J\  \ 

*)  ^^^^äI!  li^  j   ^   A^^  d^^  jJa^ 

Uj  aIcA.  U.j>  jIC  Ubl    -^    ÄtL.^=J  ic^j  Ä>jJ    jolä 


21 

Auf  der  Ifiiule  Mcsalis,  cinei'  der  vollwaiiniclitsten  Scliün- 
lieiten  IJagdads,  stand  g-esclirieheii : 

Sie  sagten:    du  wirst   in  Geduld   dich   üben; 
Ich  sprach  :    gar  eng-  sind   Wege  der  (»eduld. 
Der  lilick,   der  Sie  anschaut,    kehrt  nicht  zurück, 
Ijis  er  nicht  sehnsuchtsvoll    nach  Ihrer  Iluld.  *) 
Die  Sklavin  des  Natiiiki    schrieb  auf  ihre  Binde: 
In  meinem    Vug'   sind  Zaubereien,    tran'n ! 
Du  hüte  dich,    mir  in  das  Aug'  zu  schau'n! 
IJesitze  ich  ein  Schwert,    das  ohne  Scheide, 
vSo  machte  Gott  der  Herr  davon  die  Schneide.  ~) 
Eine    Schönheit,    Xamens    Iladaik,    schrieb    mit    Henna 
(der   rollien  iXägelsciiniinke)    in  ihre  hohle  Hand  : 

Das   Henna  schmücket  nicht  die  Schönheit  meiner  Hand; 
Die  Schönlieit  meiner  Hand  verstärkt  des   Henna  Brand.  "} 
Derselbe    erzählt:    die  Sklavin  IIamdan''s    sei    mit  einem 
Schwert    umgürtet    und    mit   einer    Haube    erschienen ,    auf   der 
geschrieben  stand: 

Denk  an  die  schöne  Sklavin, 
Durch  Heiz  den   Blick  entzündend, 
Die  männlich  ist  und  weiblich, 
Das  Weib  dem  !Mann"   verbindend.  *) 
Auf   dem    Wehrgehänge    ihres    Schwertes    waren    die    fol- 
genden Verse  in   Gold  gestickt: 

Nicht  genug  ist  Ihr  das  Schwert  der  Augen, 
Auch  die  Wange  drohet  wem  sie  will, 

^)  S^  J^  ■>:>J^'^  ^'  jAi«j  w|^U   -^   0;laJl  J>1^_^  j^\ ^jXW 

^<sci\  (JiäI^o  ^  ^    aIH   ^k«lo     •,*     -^     iJs^i    ^-^     -iä^    \.^^  lJ   *-^^ 


22 

So  dass  zwei  der  dünnen  Klingen  bllt/iCn, 
Zwei  der  Schwerter  sind  fürwahr  xw  viel. 
Sielist  du,    wie  sie  fest  verwahrt  im  Panzer, 
Doch  gefährdet  ist  durch  ihren  Stand  ; 
Weiss  ich  doch,    dass  Pfeil  von  ihren  Blicken 
Tödllicher,  als  Schwert  in  ihrer  Hand.  ') 
Der  Verfasser    des    Iktd    des    Ihn  Ahd    Rehbihi,    d.  i. 
der  Sohn  des  Dieners  seines  Herrn,  gibt  die  folgende  von  ihm 
auf  einen  vergoldeten  Trinkbecher  verfasste  Inschrift: 
Trinke,    den  anmuth'gen  Blick  erfrischend, 
Deinen  Spreichel,    dem  der  Liebsten  mischend; 
Löse  auf  das  Band  von  ihrer  Brust, 
Hut'  dich  vor  des  dünnen  Wuchses  Lust. 
Sage  dem ,    der  desshalb  dich  will  schmähen : 
Lass  mich  meines  Weges  ruhig  gehen.  ^) 
Der    Dichter    Ssariiol-Ghawani,    d.  i.    der    von    den 
Sängerinnen  Niedergeschmetterte,    so  wegen  seiner  Liebe,  wo- 
mit   er  allen  Sängerinnen    ergeben    war,    genannt,    kam  an  das 
Thor  Mohammed  Ben  M  a  n  s  s  u  r  s ,    um    zu   trinken  zu  be- 
gehren.   Der  Herr  des  Hauses  befahl  einer  Sklavin,  ihm  Wein 
in    einem   goldenen    Becher    zu    bringen ;    als    er    denselben    in 
ihrer  Hand  sah,   sagte  er: 

Reines  Gold  in  reinem  Gold, 
Mir  durch  Silberhand  gezollt, 


A*JU*J    ^y<i       Jj]    t-A*X-9      -^      Vaj^^     LjÜb^     iS-^j'  t^^*" 


Meinem  Aiigc  köiiunt  KrlViscliiini:; 

DuitIi  des  frohen  Auges  Miseliimg'. 

Sieh  der  Mond,    er  trägt  die  Sonne; 

0 !    der  beiden  Monde  Wonne. 

Zwiselien  Ihr  und  zwisehen  mir 

Ist  für  Trennung  nielit  Revier.  *) 
Auf  einem   Throne  war  mit   (lold    geschriehen : 

Süsser  als  der  Weil»    und  Hosen 

Ist  es,    Wang'  auf  Wang',    ku  kosen; 

Brust  auf  Brust  und  Mund  am  Munde, 

Seligkeit  im  engsten  Bunde; 

Brust  versteckt   die  Traurigkeit, 

Mund  entdeckt  die  Fröhliclikeit.  ~) 
Inschrift   einer  Binde: 

Mögen  Sie  sich  mir  bei  Tag  verschleiern, 
Aber  sag%    was  haben  Sie  denn  vor, 
üass  Ihr  Traumbild  mir  bei  Nacht  erscheinet, 
Nur  verschleiert   in  dem  achten  Flor.    ) 
Ebu  Obeide  sagt,   dass  er  auf  einer  schönen  Stirne  die 
folgende  Inschrift  gelesen: 


^ij  j>  lk>  \<^>     -^     3  ^  ^j^    ^^ 


24 

Aul"  llircr  Slirnc   steht  gescliricben, 

Mit  MomUiclit- Ambra  abgerieben: 

In  Zeilen  dreien    fluchet  Gott 

Dem,    der  entschuldigt  Tiiebesnoth. 

Sie  reichte  mir  die  Hand,    ich  sprach: 

0  hör'  das  Wort  und  folg'  ihm  nach. 

Der  Liebe  steh'n  die  Sünden  frei, 

Nur  Eine  nicht:    Verrätherei.  i) 
Assmaai    erzählt,    dass    er   an  dem  Thore  Harun    er- 
Reschid's    mehrere  Sklavinnen   und    auf  der  Binde   von  einer 
derselben    die  folgenden  Verse  geschrieben  gesehen  habe: 

Mädchen,    weich  von  Wang'  und  Hand, 

Kommen  vom  gelobten  Land  ; 

Segne  Gott  uns  unsre  Nahrung, 

Denn  nicht  schlecht  ist  die  Verwahrung. 

Ritter,    fürchte  Gott  den  Herrn, 

Denn  ich  Sprech'  zu  mir  nicht  gern.  ^) 
Diese  Inschriften  von  Binden  und  Bändern,  von  Gürteln 
und  Hauben,  von  Bandulieren  und  Bechern,  zeigen  die  ritter- 
liche Galanterie  des  Hofes  der  Chalifen  in  ihrem  hellsten 
Glänze,  und  wie  weit  besser  die  Drucker  türkischer  Inschrifts- 
tücher, oder  die  Stickerinnen  von  Kopftüchern  daran  thäten, 
solche  Inschriften  zu  wählen,  als  das  abgeschmackteste  Zeug, 
womit  dieselben  gewöhnlich  bis  zum  Ekel  und  oft  bis  zur  Un- 
leserlichkeit  angefüllt  sind. 


Masa Westes    quo    aputl  se  inussetat  verba.    Worte  iles  Fluches  wider 
die  Verführung  des  Teufels. 


25 

Herr  Kegicriiiig-.sralli  Climel    eröfl'nct    einen  Cykliis  „klei- 
ner liistorisflier  iMiÜlioilungcn'"  mit  folgenden»  Vorlra«^: 


So  wie  ich  über  die  „l*rie<^e  der  Geschichtswis- 
senschaft in  0  esterrei  ch'',  dann  über  die  .,(i  e  sc  hichts- 
Literatur  unsers  deutschen  Vaterlandes"  von  Zeit 
zu  Zeit  akademische  Berichte  machen  will,  welche  beabsichti- 
gen, das  gelehrte  Ptiblikum  auf  die  Bestrebungen  Anderer 
aufmerksam  zu  machen,  damit  thells  gelehrter  Wetteifer 
erweckt,  thcils  das  Zerstreute  gesammelt  werde,  so  wünschte 
ich  auch  selbst  durch  kleinere  Beiträge  vorzüglich 
aus  archivalischen  Schätzen  das  historische  Wissen  zu  erwei- 
tern ;  es  möge  mir  also  gestattet  seyn  ausser  grösseren  Ab- 
handliiMgcn  und  iMiUheilungen ,  die  für  die  akademischen  Denk- 
schriften geeignet  seyn  dürften ,  auch  partliienweise  solchen 
Stofl'  zu  liefern,  der  das  bisher  Bekannte  berichtigt,  ergänzt 
und  erweitert,  denn  in  der  Geschichte  gilt  gewiss  mehr  als  in 
irgend  einer  andern  Wissenschaft  der  Spruch:  „Successive  fit 
motus."  —  Weder  erschöpfend  noch  ganz  wahr  und  richtig 
sind  unsere  Geschichtswerke,  folglich  können  nur  nachfolgende 
Berichtiü:ungcn  und  Bereicheruniien  unser  historisches  Wissen 
vorwärts  bringen.  Ich  wünsche  nur,  dass  Mehrere  meinem 
Beispiele  folgen. 

Die  erste  dieser  Mittheilung'en  betrilTt  zwei  wSchreiben  des 
Kaisers  Ferdinand  I.  aus  dem  Jahre  1504,  welche  die  Bestre- 
bung desselben ,  in  der  deutschen  Kirche  den  Frieden  herzustel- 
len, auf  merkwürdige  Weise  beleuchten. 

Sie  zeigen,  dass  es  ihm  beinahe  gelungen  wäre,  denn 
wären  beide  Puncto  bewilligt  worden,  würde  ohne  Zweifel  eine 
Wiedervereinigung  der  gelrennten  Beligionspartheien  erfolgt 
seyn. 

Warum  seine  löbliche  Absicht  vereitelt  wurde?  das  gehört 
auf  ein  anderes  Blatt!  — 

I. 

Kaiser  Ferdinand  an  seinen  Sohn  König  Maximi- 
lian: 


2() 

Krlauclitor  Fürst,  liebster  Sohn  !  Wir  hallen  heselilossen,  in 
den  näclislcii  Tagen  unsere  Gesandtseliaft  gomcinschafllich  mit 
unserni  Scliwiegersohnc,  Herzog  AlJu'ccht  von  IJaiern,  an  den  Papst 
abzuscliioken  ,  wie  wir  Deiner  Liebden  schon  früher  geschrie- 
ben, in  Angelegenheit  des  Kelches  und  der  Priesterehe; 
und  da  wir  bereits  zu  dieser  Gesandtschaft  unscrn  Gesandten 
(Orator)  den  neuen  Bischof  von  Fünfkirchen  bestimmt  hatten, 
und  ihm  noch  einen  weltlichen  Collegen  beigeben  wollten,  liess 
uns  wider  Vermuthen  der  Ehrwürdige  apostolische  Nunzius  an 
unscrm  Hofe  eröffnen:  „es  scheine  ihm  nicht  riithlich,  dass  in 
„dieser  Angelegenheit  eine  so  feyerliche  Gesandtschaft  unter- 
„nommen  werde;  es  würde  weit  bequemer  und  erspriesslicher 
„seyn,  wenn  wir  das,  was  wir  wollen,  auf  kluge  Weise  in  Brie- 
„fen  an  den  Papst  und  den  Cardinal  Moronus,  so  wie  an  un- 
„sern  Gesandten  in  Rom  zusammenfassten,  mit  Auslassung  al- 
„les  dessen,  was  in  der  schon  vorlängst  aufgesetzten  Instruc- 
„tion  enthalten  wäre." 

Da  Uns  dieser  Rath  einigermassen  zweifeln  gemacht,  was 
zu  thun,  trugen  wir  einigen  unserer  Räthe  auf,  mit  dem  Nun- 
zius über  diese  Sache  weiter  zu  sprechen;  das  geschah  und 
er  versicherte,  er  meine  es  redlich  und  sey  in  dieser  Angele- 
genheit ganz  unbefangen ;  er  könne  es  heilig  versichern ,  wenn 
wir  die  Sache  auf  die  angegebene  Weise  angreifen  würden, 
werde  uns  der  Papst  aufs  bereitwilligste  willfahren.  Er  unter- 
liess  auch  nicht ,  die  Gründe  seiner  Meinung  und  Ansicht  an- 
zuführen ;  der  Papst  könne  nämlich  nicht  umhin ,  das ,  was  Mo- 
ronus Uns  durch  den  Bischof  von  Fünfkirchen  (damals  von 
Csanad)  in  Betreff  der  Mässigung  in  allem,  was  von  positivem 
(d.  i.  menschlichem)  Rechte  ist,  und  besonders  rüeksichtlich 
der  bewussten  zwey  Artikel  versprochen  hat  und  neuerdings 
durch  ihn  (Nunzius)  bestätigte,  in  Erfüllung  zu  bringen;  Mo- 
ronus weniüstens  wird  sich  sehr  wohl  an  das  erinnern,  was 
er  ihm  darüber  geschrieben  hat.  Es  werde  jedoch  dem  heili- 
gen Vater  sehr  lieb  seyn,  wenn  diese  Concession  ganz  im  Stil- 
len ohne  viel  Aufsehen  ertheilt  werden  könnte,  mit  Zurathzie- 
huiig  sehr  weniger  und  sehr  vertrauter  Cardinäle,  so  dass  so- 
gleich ohne  alles  Aufsehen  die  Breven  an  die  Erzbischöfe  und 
Bischöfe  Deutschlands  erlassen  würden,  worin  ihnen  Seine  Hei- 


27 

li<i;keit  die  Vollmarht  erllieilto,  in  den  beiden  bewussten  Arti- 
keln —  zu   di.s|)ensiren. 

Denn  würde  diese  Verhandliin«;-  darcb  eine  feierliche  Ge- 
sandtschaft <:,etuhrt  mit  weitliiulij;er  und  genauer  Aniiahe  der 
Ursachen  und  Gründe,  durch  die  wir  zu  dieser  Forderung  be- 
wogen wären,  müsste  Seine  Heiligkeit  nothwendig,  ohne  es  zu 
wollen,  nach  seiner  Hirtenpllicht  die  Sache  vor's  Cardinals- 
Collegium  bringen,  worauf  über  die  von  Uns  vorgebrach- 
ten Gründe,  so  wie  über  die  der  Concession  beizulegenden 
IJedingungen  eine  nüihsanie  und  äusserst  schwierige  Unter- 
suchung begönne,  indem  bei  dieser  Unterhandlung  nicht  bloss 
die  Cardinäle,  sondern  auch  die  Theologen,  sowohl  Jesuiten 
als  andere  ähnliche  scrupulose  und  strenge  Doctoren  gehört 
werden  müssten;  welche  Krörterung  bei  dieser  Zeit  besser  un- 
terbleibt, indem  viele  unter  den  Cardiuälen  und  jenen  Theolo- 
gen, die  man  bei  diesen  öflentlichen  V^eriiaudlungen  nicht  um- 
gehen könne ,  vor  der  Hewilligung  des  Laienkelches  wie  der 
Priesterehe  zurücksciiaudern ,  würden  nun  ihre  Meinung-  und 
Rathschläge  die  der  Andern  durch  ihre  Anzahl  übertreffen, 
und  dessiialb  eine  ablehnende  oder  hinausschiebende  Antwort 
erfolgen  müssen,  könnte  diess  Veranlassung  geben  zu  Verdruss 
und  Zwietracht.  Da  nun  dieses  dem  Nunzius  höchst  unangc- 
nelim  wäre,  und  er  bei  Zeiten  einem  solchen  Ausgang  der 
Sache  vorbeugen  wollte,  sei  er  zur  Ertlieiluiig  des  oben  ange- 
füiirten  Ralhes  hauptsächlich  durch  zwei  Gründe  veranlasst 
worden,  nämlich  erstens  durch  die  Ueberzcugung,  dem  Papste 
damit  einen  i^rossen  Gefallen  zu  erweisen  und  zweitens  durch 
den  jederzeit  und  allerorts  gehegten  Wunsch  zum  Besten  der 
Christenheit  zwischen  dem  Papste  und  Uns  in  Verbindung  mit  Dei- 
ner Liebden  wechselseiliges  und  festes  Wohlwollen  und  innige 
Verbindung  der  Gemüther  zu  erhalten,  zu  schützen  und  zu 
fördern. 

Diesem  fügte  er  noch  anderes  bei,  was  wir  hier  überge- 
hen, da  er  es  Deiner  Liebden  persönlich  vortragen  wird,  indem 
er  wegen  Privatgeschäften    die  Reise  zu  Dir  unternehmen  will. 

Er  legte  auch  einen  Entwurf  vor,  wie  in  dieser  Angele- 
genheit nach   Rom  geschrieben  werden  könnte. 

\aciidcni  Uns  nun  dieses  hinterbracht ,  und  von  Uns  sorg- 


28 

l'älliir;  geprüft  uml  hesprochen  wurde,  in  Rücksicht,  dass  es 
\v(Miii>"  auf  die  Art  und  Weise  aukonunen  könne ,  wenn  nur  der 
geholVte  und  gewünschte  Firfolg  erreicht  wird  ,  und  dass  der 
anjicdeutetc  Wei>-  iedcnlalls  weit  kürzer,  als  eine  feierliche 
liolschal'l  ahzuschicken,  dass  wir  somit  hotten  dürften,  Anfangs 
IMärz  hei  Eröfl'nung  des  hier  abz.uhaltcnden  Congresses  die 
Antwort  bereits  zu  erhalten  und  wir  im  Falle  dieselbe  nicht 
nach  Wunsch  ausfiele,  jederzeit  dann  an  Se.  Heiligkeit  die  be- 
reits beschlossene  Gesandtschaft  abschicken  könnten,  wir  übri- 
gens keine  abschlägige  Antwort  fürchten,  da  der  apostolische 
Nunzius  uns  den  erwünschten  Erfolg  mit  solcher  Zuversicht 
verspricht,  und  wir  glauben,  dass  er  dieses  nicht  aus  sich 
selbst  nehme,  sondern  vom  Papste  geheime  Aufträge  habe  — 
glaubten  wir  diesen  Ilath  nicht  verwerfen  oder  auf  die  Seite 
schieben  zu  müssen ,  und  beschlossen  nach  genommener  Ein- 
sicht des  von  dem  Nunzius  vorgelegten  Entwurfes  der  in  der 
Form  einige  Verbesserungen  erhielt  (dessen  Abschrift  Wir 
Dir  beilegen),  seinem  Rathe  zu  Folge  mit  Unterlassung  oder 
Aufschiebung  (für  jetzt)  der  Abschickung  unserer  Gesandten, 
diese  Angelegenheit  brieflich  anzugreifen  und  desshalb  einen 
eigenen  Courrier  nach  Rom  abschicken  zu  müssen ,  der  auch 
gleich  umgehend  die  Antwort  mitbrächte ,  falls  Deine  Liebden 
und  Unser  Schwiegersohn,  der  Herzog  von  Raiern,  damit  ein- 
verstanden sind.  Wir  schreiben  dem  letztern  ebenfalls  in  die- 
ser Angelegenheit  und  überschicken  ihm  die  Formulare  mit  der 
väterlichen  Ermahnung  im  gleichen  Sinne  zu  schreiben ,  und 
wenn  er  einverstanden  ist,  seine  Briefe  sogleich  zu  Händen 
Unseres  Gesandten  in  Rom  des  Grafen  Prosper  einzuschicken, 
damit  sämmtliche  Briefe  unter  einem  übergeben  würden. 

Zugleich  erachteten  Wir  es  für  erspriesslich ,  dem  besag- 
ten Unserm  Gesandten  noch  überdiess  zu  schreiben  und  eine 
Abschrift  der  für  Unsere  Gesandten  bestimmt  gewesenen  In- 
struction beizulegen,  damit  er  daraus  die  geeigneten  und  nöthi- 
gen  Gründe  herneiime,  wenn  er  Einwürfen  begegnen  und  den 
Pabst  belehren  und  zur  Nachgiebigkeit  bewegen  soll,  auch  im 
Falle,  dass  nichts  ausgerichtet  würde,  die  Sache  in  der  Schwebe 
zu  erhalten ,  bis  wir  über  die  erhobenen  Schwierigkeiten  belehrt 
sind.    Wir  werden  aber  Unsern  Gesandten  beauftragen,  diese  In- 


29 

strurtioi»  IVicmaiulcn  ini(7iUlli(Mlon,  so  wie  >A'ir  auch  dem  Nunzius 
von  «lit'.scni  Schrcihen  an  Unscrn  CiesaiuUen  nichts  sagen  wollen. 
IJei  (liesein  Saclivcrlialt  heüehren  Wir  von  Deiner  Liebden 
ganz  väterlich,  nach  Deiner  grossen  Klugheit,  auf  die  Wir  so 
viel  Vertrauen  setzen  ,  zu  erwägen  ,  was  in  dieser  Sache  zu 
thun  und  Uns  sobald  als  möglich  darüber  ollen  zu  schreiben. 
Du  wirst  Uns  damit  einen  grossen  Gefallen  thun,  den  Wir  mit 
väterlichem  Wohlwollen  erwiedern  w  erden.  —  Lebe  recht  wohl ! 
Wien  am  27.  Jänner  1504  u.  s.  w. 

I. 

(Original.) 

Fcrdinandus  diuina  fauente  dementia  electus  Romanorum 
Imperator  semper  Augustus,  ac  Germaniae ,  Hungariae,  IJo- 
henuae,  Dalmatiae,  Croatiae,  Sclauoniae  etc.  Hex,  Infans  llispa- 
niarum.  Archidux  Austriae,  Dux  Burgundiae,  IJrabantiae,  Stiriae, 
C'arinthiae ,  Carniolae  et  Wirtenbergao  etc.  Marchio  >Iorauiae 
etc.  Comes  Tyrolis  etc.  Serenissimo  Principi  Don)ino  Maximiliano 
Secundo  IJonianorum,  Hungariae  Bohemiae  etc.  Ilegi,  Archiduci 
Austriae,  Duci  Burgundiae  et  Silesiae  etc.  Marchioni  iMorauiae 
ac  Lusatiae  etc.  Comiti  Tvrolis  etc.  fllio  nostro  charissimo  sa- 
lulem  ac  paterni  amoris  omnisque  foelicitatis  continuum  ac 
perpetuuni  incremenluni.  Serenissin)e  Princeps  fili  charissime. 
Statueramus  hisce  diebus  expedire  legationem  nostram  una  cum 
Illustri  genero  nostro  Alberto  Bauariae  Ducc  ad  Sumnium  Pon- 
tificem  ,  sicuti  iam  anfea  Dilectioni  ^'estrae  scripsimus,  in  ne- 
gocio  Calicis  et  Coniugii  Sacerdotum,  et  cum  iam  de[)ulavisse- 
mus  ad  huiusmodi  legationem  Oratorem  novum  Episcopum  Ouin- 
queecclesiensem  adiuncturi  eliam  ei  collegam  laieum,  lleveren- 
dus  \uncius  Apostolicus  in  aula  riostra  rcsidens  nobis  nihil  tiale 
cogitanlibus  signilicari  curauit,  sibi  band  uideri  consultum 
quod  huius  rei  gralia  tam  solennis  suscipiatur  Legatio .  quin 
multo  rommodius  et  ulilius  futurum,  si  quod  volumus  literis 
singulari  quadam  dexteritate  ad  l*ontificem  et  Reverendissimum 
Cardinalem  iMoronum,  ac  nostrum  in  urbe  Oratorem  scribendis 
complectamur ,  omissis  omnibus  illis  argumentis,  quac  in  com- 
posita  iamdudum   Instructione  continentur. 

Quod  eins  consilium  cum  nos  nonnihil  dubios  reddidisset, 
iniunximus    quibusdam    Consiliariis    nostris,     ut    cum    illo   latius 


30 

ile  liac  rt'  confcrront,  (|iiü(l  racluin  est,  ipsoqiic  Xuuoius  conic- 
slatus  suam  iulegrUatein,  ul:  cui  nihil  liic  scrcrelui'  iiec  inclere- 
tur,  iion  diibitauit  sanctc  alVirmarc  ,  quo«!  jh'o  ccrte  teneat ,  si 
rem  hoc  modo  aggrodiamur ,  i|»sum  siimimim  PouUncem  iiobis 
luhenlissimc  gralificalurum ,  neque  praelermisit  causas  allcgare 
Imiusmodi  suac  opiniouis  el  sonicnüac,  iiimirum  Pontificem  fa- 
ccrc  neu  posse,  quin  iis  qiiae  Moi-onus  nobis  per  Quinqueec- 
clcsiensem  Episcopnm  Inno  Chanadienscm  de  adhibenda  niode- 
raiionc  in  iis  qiiac  sunt  iuris  posiliui ,  et  precipue  in  dictis 
duobus  articulis  promisit ,  et  rursus  per  ipsummct  IVuncium 
confu'mauit  gratifioarctur  ,  siquidem  liaud  dubie  probe  recorde- 
tur  Reverendissimus  Moronus ,  quid  hac  de  re  ad  eundem  Nun- 
cium  scripserit. 

Verum  summe  Pontifici  gratissimum  fore,  ut  haec  conces- 
sio  intra  parietes,  et  sine  nuigno  strepitu  fieri  possit ,  uoeatis 
et  adhibitis  in  consilium  paucissimis  et  confidentibus  Sanctita- 
tis  suae  Cardinalibus,  ita  ut  statim  absque  ullo  rumore  expe- 
diantur  Breuia  ad  Archiepiscopos  et  Episcopos  Germaniae,  qui- 
bus  Sanctitas  eius  Facultatem  dispensandi  in  praemissis  duobus 
articulis  concedendam  duxcrit.  Si  nanque  negocium  per  solen- 
nes Oratores  traetaretur  cum  prolixa  et  anxia  cnumeratione  rii- 
tionum  et  argumentorum  quibus  ad  huiusmodi  petitionem  susci- 
piendam  fuissemus  impulsi ,  Sanctitati  eius  etiam  nolenti  utique 
impositum  iri  necessitatem  pro  pastorali  suo  officio  rem  ad  uni- 
uersum  illud  CoUegium  Cardinalium  integram  referendi ;  unde 
postmodum  expectanda  forct  super  argumentis  nostris,  et  super 
conditionibus  concessioni  adjiciendis  operosa  et  dificilima  dispu- 
tatio ,  quandoquidem  super  hoc  negocio  non  solum  Reveren- 
dissimi  Cardinales  ,  verum  etiam  Theologi  tam  Jesuitae  quam 
alii  siniiles  scrupulosi  ac  seueri  Doctores  audiri  deherent,  quam 
disputationem  praestet  hoc  tempore  euitare,  quoniam  multi  inter 
Cardinales  et  Theologos  illos ,  qui  praeteriri  nequeunt,  quin 
talibus  deliberationibus  publicis  adhibeantur,  ä  coucessione  tam 
Calicis  quam  Coniugii  sacerdotum  ualde  abhorreant,  quorum  sen- 
tentia  et  consilia  si  aliorum  suffi-agia  numero  uincerent,  et  sie 
forte  incommodum  uel  dubium  responsum  sequeretur,  posset  ea 
res  rancoribus  et  simultatibus  materiam  pi*aebere ,  quod  cum 
ipsi  iVuncio    futurum  esset  molestissimum ,    uellet  etiam,    ne  cö 


31 

uonu'ctur  in  tempore  providere,  adcoque  scse  ut  nol)i.s  hoc  con- 
silii  siigg'crcret  lüs  diiabus  potissiimim  ratioiiibus  esse  iiuluclum, 
uidellret ,  (luod  persuasissiimim  hahcat  se  in  hoc  faclunnn  offi- 
<-iinn  Poiitilici  giaUini  ,  et  quod  omni  loco  et  teni|)ore  sludcat 
conseruare  tucri,  l'oiiere,  et  alere  pro  ooiinnodo  lleipublicae  Cliri- 
stianac  inier  l*onliliceni  et  nos  ac  Dilcctionein  V'cstram  muluani 
ac  llrmani  beneuolentiani   et  aninionun   ooniunctionem. 

llijs  etiani  alia  adiunxisse  dicilur,  «luae  breuitalls  üralia 
oinilluntiir ,  cum  ipsemct,  ut  opinamur,  Dih^ctioiii  \  eslrae 
eadem  sit  coram  expositurus,  quandoiiuidem  ad  Dilecliouem  \  e- 
slram  priuataruni  rerum  suarum  causa  iter  instituit. 

Oblulit  quoquc  formuhim  seu  argumentum  eorum  quae  in 
hoc  negocio  in   urbem  scribenda  esse   censet. 

(Juihus    Omnibus    inlelleclis   et  diligenter    examinatis  ac  dis- 

cussis,    habiiaque  ralione  quod    non  admodum    sit  curandum    de 

modo   agendi  ,   dum  tamen  cum   quem  speclamus    et  desideramus 

eftectum  consequamur  et  quod  haec    uia  sit  longe  breuior  quam 

iUa  mittendae    solemnis  legationis,   itä  ut  sperare  possimus ,   nos 

sub  inicium  Martii  et  Conuentus  hie  celebrandi  habituros  respun- 

sum,    idque  si  non  adferatur  ex  animi  nostri  sententia,    nihilo- 

minus  in  nostra  sit  facultate  futurum  expediendi  hoc  nomine  ad 

Sanctitatem    eins    decretam    iam    h'galionem,    licet  non  putemus 

nos  laturos  repulsam,  \uncio  Apostoiico  tarn  large  nobis  promit- 

tente  optatum    eventum,    quem  suspieamur    liaec  non  ex  se  ipso 

proferre ,    sed  id  procurandi    a  Ponlilice    occulta   mandata  acce- 

pisse.     Nos  proinde   existimauimus  tale  consilium    non  esse  reji- 

ciendum  seu  spernendum,   et  propterea  uisis   et  correctis  ad  rei 

stalum    ipsi    Nuncio    non     exact«;    cognitum     formulis     literarum 

(quarum  Uiiectio  Veslra  cum  bis  exenipia  aecipiet),    omissa   uel 

dihita  ad    praesens    Legatione    Oratorum    nostrorum    decreuimus, 

quemadmodum  suasit    Deuolio    illius  ,    ncgocium    hoc  per  literas 

aggredi  et  proprium   ob   haue   causam  cursorem  Uomam   mittere, 

qui  responsum  cursim  referat ,   dummodo   idem   consultum   uidca- 

tur  Dileetioni    Vestrae    et  praefato  genero  noslro  Illustri  IJaua- 

riae  Duci ,   quem  similiter  de  hac  re   confcstim   certiorem  facic- 

mus,    et    transmissis  praememoratis    formulis  paterne  coliortabi- 

mur   et    requiremus,     ui   in   eandem    sententiam    scribal ,     et    in 

euentum  quo  id  facere    uoluerit ,    literas    suas   illico    ad    manus 


Q9 

ff  'm^ 

Oratoris  nosfri  in  urbe  Comitis  Prospori  pracmillal  ,   ul   quaiKlo 
Cursor  noster  lloinam  appulerit  oinnes  siimil  reddi  queant. 

Fracierea  iiulirauiimis  oporae  prolimn  loro  ,  ([uod  alias 
quoqnc  literas  ad  dictum  Oratoram  nostruni  scribanuis,  adiimrta 
copia  Instructionis  quae  danda  erat  Oratorihus,  ut  si  quid  illi 
occuiTerit  replicandum ,  possit  lüde  idoiiea  ad  informandum  et 
flectendum  Pontificis  animuin  arg'umeuta  depromerc,  et  in  euen- 
lum  quo  nihil  efl'iceret ,  studeat  rem  in  suspenso  tenere,  donec 
fuerimus  edocti  de  talibus  diflleultatibus  si  quae  emergent.  Ubi 
tarnen  admoncbimus  eundem  Oratorem  nostrum ,  ne  cuicquam 
instructionem  illam  ostendat,  atque  etiam  Nuntium  ipsum  hoc 
Institute  nostro  scribendi  tales  literas  celabimus. 

Quae  cum  ita  se  habeant ,  a  Dilectione  Vestra  paterne  po- 
stulamus ,  nt  quid  ipsa  in  hac  parte  agendum  censeat ,  pro 
summa  sua  prudentia  qua  tantopere  nitimur  expendere,  et  nobis 
quamprimum  disertis  iierbis  rescribere  uelit ,  Factura  in  eo 
rem  nobis  ualde  gratam  ,  Dilectioni  Vestrae  mutuis  paternae 
beneuolentiae  studiis  rependendam.  Quam  rectissime  ualere  exop- 
tamus.  Datum  in  Civitate  ncstra  Vienna,  die  Vigesima  septima 
mensis  Januarii,  Anno  Domini  Millesimo  ,  Quingentesimo,  Sexa- 
gesimo  quarto,  Regnorum  nostrorum  Romani  Trigesimo  quarto, 
aliorum  uero  Tricesimo  octauo. 
F  e  r  d  i  n  a  n  dus  m.  p. 
Vidit  Jo.  Bap.  Weber  m.  p. 

AI.  Singkhmoser  m.  p. 

Von  Aussen :  Serenissimo  Principi  Domino  Maximiiiano 
Secundo  Romanorum  ,  Hungariae  ,  Bohemiae  etc.  Regi ,  Archi- 
duci  Austriae  ,  Duci  Burgundiae  et  Silesiae  etc.  Marchioni  Mora- 
uiae  ac  Lusatiae  etc.,  Comiti Tyrolis  etc.  et  filio  nostro  charissimo. 

Orig.  Papier.  Haus-  und  Staatsarchiv. 

Item  am  selben  Tage  in  deutscher  Sprache  an  den  Herzog 
Albrecht  von  Baiern.   Concept.  Haus-  und  Staatsarchiv. 

II. 

Ferdinand    an    seinen    Gesandten    in    Rom. 

Ferdinand  etc.     Erwählter   römischer  Kaiser  etc. 
Lieber  Getreuer!     Wir  wollen  dir  nicht  bergen,  dass  ne- 
ben   andern    Gründen    und    Ursachen,     wodurch    wir    bewogen 


33 

wurden,  unsererseits  die  i:,ar  /u  sclinelle  lleendiii'ung  des  Con- 
ciliunis  Z.U  Tricnt  zu  verliiiidern ,  keine  der  i;ering\slen  jene 
war,  dass  wir  wussten  und  einsahen,  wie  nötliiii;  es  sei,  lur 
Deutsehland  und  unsere  Reiche  und  Provinzen  zu  sorgen  und 
ihnen  zu  llülfe  zu  kommen,  in  IJetrelV  der  Artikel  der  Commu- 
nion  unter  i)eiderlei  Gestalten  und  der  Priesterehe;  wir  glaub- 
ten, man  solle  keineswegs  die  Aullösuno-  des  Conciliums  zuge- 
ben, wenn  nicht  früher,  nach  so  vielen  Disputen  über  beide  Arti- 
kel, kunil  würde,  was  unter  IMitwirkung  der  (inade  des  lieiligen 
Geistes  die  letzte  Meinung"  und  Beslimmung*  der  Herren  Lcüra- 
ten  und  der  zu  Trient  versammellen  Väter   über  dieselben  sei. 

Naehdeui  uns  aber  unsere  werthen  Freunde,  die  Cardinäle 
Moronus  und  von  Lothringen,  durch  den  Dischof  von  Fünfkir- 
chen (damals  von  Csanadj  hatten  melden  lassen,  dass  der  hei- 
lige Vater  in  dieser  Angelegenheit,  nach  Beendigung  des  Con- 
ciliums ,  uns  gerne  willfahren  werde,  und  überdiess  der  a|M)- 
stolische  Xuntius,  der  Bischof  von  Pharos,  uns  bestimmt  ver- 
sicherte, dass  besagte  Cardinäle  uns  nichts  melden  lassen 
würden,  was  nicht  in  Ausführung  gebracht  werden  könne;  da 
erachteten  wir  es  für  gut,  die  Beendigung  des  Concils  nicht 
länger  zu  verzögern,  sondern  vielmehr  zu  fördern  und  nicht 
weiter  auf  jene  Concessionen  zu  warten.  Wir  beruhigten  uns 
mithin  mit  dem,  was  uns  der  vorerwähnte  apostolische  Nun- 
tius und  der  Bischof  von  Csanad  berichteten,  hesonders  da 
wir  in  unserm  Vorhaben  sowohl  durch  deine  Briefe,  als  wie 
durch  die  unserer  Gesandten  bei  dem  Concil  von  Tag-  zu  Tag 
mehr  bestärkt  wurden. 

Es  wunderten  sich  wohl  Viele,  dass  wir  das  Concil  been- 
digen Hessen,  ehe  diese  Concessionen  erlangt  waren;  damit 
aber  Niemand  die  HofVnung  darauf  aufgebe ,  erklärten  wir ,  es 
werde  in  kurzer  Zeit  sich  zeigen,  dass  wir  vorsichtig  und 
klug  gehandelt. 

Bei  diesem  Sachverhalt,  da  wir  nicht  zweifeln,  Seine  Hei- 
ligkeit werde  Sorge  tragen,  da.9s  7rir  nicht  f/efäuscfit  zu,  sein 
scheinen,  wollen  wir  und  tragen  dir  auf,  nach  Möglichkeit 
Sorge  zu  tragen,  mit  gebührender  Ehrfurcht  und  Bescheidea- 
heit  versteht  sich,  dass  Seine  Heiligkeit  und  besagter  Cardinal 
Moronus    die  letzte  Hand    an's  Werk  legen,    denn  es  ist  billig 

V.  Hell.    Sitz.l).  il.  iilülosopli.  hibtor.  Cl.  3 


wul  (/((vz  rerni'niftifi,  {fafis  unsere  Fordermif/en  ohne  alle  brei- 
tere Sehirierif/kei/   erfüllt  irerden. 

Wir  tragen  dir  auf  und  sohärfca  dir  ein,  diese  Aufgabe 
mit  allen»  Fleisse  zu  fördern  und  zu  lösen,  und  zuwege  zu 
hriiigeu ,  dass  unser  Courier  mit  der  erwünschten  Antwort 
sicher  bis  zum  15.  März  hier  eintreflen  könne.  Versichere 
Seine  Heiligkeit,  die  Sache  sei  so  weit  gekommen,  dass  sie 
weiter  keine  entschuldigende  Verzögerung  erleiden  könne,  wolle 
nun  Seine  Heiligkeit  das,  worum  wir  bitten,  gänzlich  abschla- 
gen oder  es  noch  länger  hinausschieben  und  verzögern.  Du 
wirst  darin  mit  gewohnter  Umsicht  und  Sorgfalt  handeln  und 
dabei  unsern  ausdrücklichen  Willen  erwünschlich  fördern. 

Wien  am  14.  Februar  1564. 

11. 

(Original.) 

Ferdinandus  Diuina  fauente  dementia  electus  Romanorum 
Imperator  semper  Augustus. 

Magnifice  fidelis  nobis  dilecte.  Nolumus  te  celare,  quod 
inter  alias  causas  et  rationes ,  quibus  moti  fuimus ,  ut  pro 
parte  nostra  impediremus,  ne  Concilium  nuper  Tridenti  cele- 
bratum  nimis  celeriter  ad  finem  traheretur  haec  etiam  fuerit 
non  minimi  momenti,  quod  scientes  et  cognoscentes  necessita- 
tem  consulendi  et  subveniendi  Germaniae  ac  Regnis  et  Prouin- 
ciis  nostris  in  articulis  comnumionem  sub  utraque  specie  et 
conjugium  Sacerdotum  concernentibus,  existimauimus  nequaquam 
esse  committendum,  ut  Concilium  absolueretur,  nisi  prius  post 
multas  disputationes  de  dictis  articulis  hinc  inde  factas  con- 
staret,  quaenam  suggerente  Spiritus  sancti  gratia  ultima  futura 
esset  de  iisdem  articulis  Dominorum  Legatorum  ac  Reverendo- 
rum  et  Venerabilium  patrum  tune  temporis  Tridenti  congrega- 
torum  sententia  et  voluntas. 

Sed  posteaquam  nobis  nunciatum  fuit  a  Reverendissimis 
Cardinalibus  Morono  et  Lotharingo  amicis  nostris  Charissimis 
medio  Episcopi  Quinqueecclesicnsis  qui  tum  erat  Chanadicnsis, 
Sanctissimum  D.  N.  nobis  in  hac  re  finito  Concilio  haud  ffra- 
uatim  satisfacturum  esse ,  ac  insuper  eliam  Reverendus  Epi- 
scopus  Pharcnsis  Nuncius  Apostolicus  nobiscum  tractasset  tali 
modo,    ut  certi    esse    potuerimus    dictos    Reverendissimos  Car- 


35 

dinalos  nlliil  oiusinodi  nnl)is  nunclatiii'os  l'nisse,  quod  non  lia- 
biturum  esset  elTeclum,  luiic  judicauimus  nos  bene  facluros  si 
finem  Coucilii  non  reinoraremur,  scd  j»olius  promouercnuis,  ne- 
que  aniplins  expcctaremus  concessiones  illas  de  cjuibus  supra 
dixinuis.  Ilaqiie  coiiquicuimus  in  iis ,  quae  nobis  anledietus 
Nuncius  Aposlolicus  et  Episcopus  Chanadicnsis  rctulerant,  prae- 
sertini  cum  in  eo  noslro  proposifo  non  solum  tuis,  verum  ctiam 
Oratorum  nostrorum  quos  habninius  in  Concilio  literis  in  dies 
luairis    ac  maii'is  confirniareniur. 

Admirali  quideni  fnere  niulli,  quod  perniiserimus  Concilio 
finem  imponi,  concessionibus  istis  nonduin  impetratis,  verum 
ne  quispiam  adducerctur  in  disperationem  declarauinuis ,  quod 
breui  manifestum  foret,  nos  caute  alque  prudenter  egisse. 

Quae  cum  ita  se  huheiwt ,  nos  non  difßdentes ,  quin 
Sanctitati  eius  curac  futurum  sit ^  ne  vifleainur  fuisse  de- 
cepti ,  volumus  atque  iubemus  ut  in  iis ,  quae  tuarum  erunt 
partium,  uturis  debita  reuerentia  et  modestia ,  permittendo  ut 
Sanctitas  eius  et  prefatus  Reverend issimus  Moronus  huic 
negocio  supremam  manum  imponant ,  aequitati  namque  et 
rationi  (onscntaneum  est ,  ut  postulata  nostra  citra  uliquam 
difficuUatem  admittantur. 

Iniungimus  autem  et  comniittimus  tibi  ut  alias  hoc  nego- 
cium  omni  studio  promoueas  atque  elabores,  perfieiasquc  ut 
Cursor  noster  cum  optato  response  omnino  ad  XV.  mensis  Rlartii 
hie  adesse  queat,  Sanctitati  eius  al'firmando  rem  eo  usque  iam 
processisse,  quod  nullam  prorsus  deinceps  excusationem  ad- 
mittere  uideatur ,  siue  Sanctitas  eius  quod  petimus  plane  ne- 
gare  siue  diutius  extrahere  et  dilTerre  uellet ,  prout  non  dubi- 
taraus  te  pro  solita  diligentia  et  prudentia  tua  haec  omnia 
probe  executurum  esse.  In  quo  facies  bene  gratam  et  expres« 
sam  voluntatem  nostram.  Datum  in  ciuitate  nostra  Vienna  Die 
Xiiij  mensis  Februarii  Anno  Domini  MDLXiiij.  Regnorum  no- 
strorum Romani  XXXiTlj  aliorum  vero  XXXVifj. 
Ferdinandus  m.  p. 
Vidit  Jo.  Bap.  Weber  m.  p. 

Ad    mandatum  Sacrae  Caesareae 
Majestatis  proprium 
M.  Singkmoser  m.  p. 
3  - 


Icli  bemerke  ül)i'iii;cns ,  dass  K.  Ferdinand  I.  zu  jenen  i;e- 
niässig'len  (Besinnungen,  die  ihn  in  den  spälercn  Jahren  seiner 
Re""ierung*  und  seines  Lehens  heseelten,  wohl  meist  dureli  den 
Einlluss  des  wahrliaft  l'romnjen  und  cliristlichen  IJisehofs  von 
Wien  Friedrich  IVausea  gehraehl  worden  ist;  ich  glaube  es  dürfte 
nicht  uninteressant  sein,  über  diesen  viel  zu  wenig  gekannten 
Manu  folgende  Notiz  zu  berücksiclitigen: 

III. 

Friedrich    N  a  u  s  e  a ,    Bischof  von   Wien. 
(Von  1541—1552.) 

Hiess  eigentlich  Friedrich  Grau,  er  latinisirte  nach 
der  damaligen  Gewohnheit  seinen  Namen  in  N  a  u  s  e  a  (von 
Grauen).  Stumpf  (kurze  Nachrichten  von  merkwürdigen  Ge- 
lehrten des  Hochstifts  Würzburg  in  den  vorigen  Jahrhunder- 
ten, Frankfurt  1794.  8.  S.  60)  und  Rotermund  (Fortsetzung 
des  Jöcher'scheu  allg.  Gelehrten-Lexikons  1816.  Bd.  5.  S.415) 
irren  sich,  wenn  sie  vermuthen ,  sein  Familien -Name  wäre 
Eckel  oder  Unrath  gewesen.  —  Er  wird  von  seinem  Zeit- 
genossen dem  Stadtschreiber  Jakob  Köbel  zu  Oppenheim  in 
dessen  Dedication  zu  sein.ir  Offenbarung  vom  römischen  Reiche 
1532  ausdrücklich  Grau\v  genannt.  Er  war  der  Sohn  eines 
Wagners. 

Er  ist  nicht  zu  W  e  i  s  s  e  n  f  e  1  d  im  W  ü  r  t  e  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  n 
geboren,  wie  Joch  er  (in  s.  allg.  Gelehrten-Lexikon  IIL  836), 
Xystus  vSchier  (die  Bischöfe  und  Erzbischöfe  von  Wien, 
Grätz  1777.  S.  48)  Ogesser,  (Beschr.  d.  Metropolitankirche 
zu  St.  Stephan  in  Wien  1779,  S.  217)  und  Tschischka  (die 
Metropolitankirche  zu  St.  Stephan  in  Wien  1843.  S.  44)  irrig 
angeben,  sondern  zu  W  eischen  fei  d,  einem  ehemals  bischöfl. 
bambergischen  Städtchen  (in  Oberfranken).  —  Nausea's  Zeit- 
genosse, der  bekannte  Kaspar  Bruschius,  sagt  in  seiner  1542 
gedruckten  Beschreibung  des  Fichtelgebirges:  „AVeissenfelt(Wei- 
„schenfeld),  ein  kleines  Städtlein  des  Bischofs  von  Bamberg 
„an  der  Weissent  (Wiesent)  gelegen ,  hat  Johannem  Nauseam, 
„Bischoff  zu  Wien,  einen  gelehrten  Mann  getragen."  Dasselbe 
berichten  auch  Merian  in  seiner  Topographia  Frauconiae  1648 
S.  78  und  Pachelbel  in  seiner  Beschreibung  des  Fichtelgebir- 
ges 1716.  S.  102. 


37 

Als  Fiischof  von  Wien  bezeigte  er  sich  seinem  Geburtsort 
sehr  wohllhälig';  so  Hess  er  unter  anderm  an  «Icr  Pfarrkirche 
den  Chor  im  alldeutschen  Styl  ganz  neu  von  behauenen  Steinen 
erbauen.  Jetzt  nocli  befindet  sich  an  der  Mauer  links  vor  dem 
Chore  in  dieser  Kirche  folgende  lateinische  und  deutsche  In- 
schrift  mit   seinem   Wappen: 

I  lUDJJUCVS  DKI  KT  SANCTAE  SKDIS  APOSTO- 
LICAi:  (JUATFA  KIMSCOPVS  VIKWENSIS  ROMANO- 
RVM  RCGIS  COXSILIAIUVS. 

Friderich   von  (Jottes   Gnaden    Bischove  zu  Wien   Rö- 
mische   auch    zu    Ilunn-arn    und    Beheim  etc.    kuniii^licher 
Majestät  Ilofrathe  hat  Gott  zu  Khren  und  aller  Menschen 
Andacht  diesen  Chor   auf  sein  eigen   Kosten  lassen  ma- 
chen.   Im  Jar  nach  Christi  Geburt.    M.  D.L. 
Dann    stiftete    er    einen    .lahrtag    zu    40   11.    (nach  unserem 
jetzigen  Geldverhältnisse    wenigstens    400  11.),    der    alljährlich 
noch  abgehalten   wird.     Derselbe    ist  in  der    l'farr- Registratur 
mit  folgenden  Worten  eingetragen:   .,Anniv.   I,  pro  Rndissimo  D. 
„D.  Duo.  Friderico  Grau  Carpentarii  hujatis  filio  Eppo  Viencnsi." 
Wir    verdanken    diese    Naciirichten    dem    in    <ler    Kunstge- 
schichte sehr  verdienten   Herrn  J.   Heller,   der  in  dem  .,zehn- 
„ten  Bericht  über  das  Bestehen    und    Wirken    des  historischen 
„Vereines  zu   Bamberg  in   Oberfranken  von   Bayern''    (Bamberi^ 
1847.   8.)  von  S.    188 — 190    „lieber  den  Familien -Namen  und 
„den  Geburlsort  des  Friedrich  Grau,  genannt  Nausea"  spricht. 
Heller  schliesst  mit  folgenden  Worten:   „Als  Bischof  von  Wien 
„wohnte  er  dem  Concilium  von  Trient  bei,  zeichnete  sich  allda 
„als  freimütbiger  Redner  aus,    verlheidigte    mit  Nachdruck  die 
„Austheilung    des    Abendmahls    unter    beiderlei  Gestalten,    und 
„die   Wiedereinführung  der  Verehelichung'  der  Priester.    Daher 
„ist  zu  wundern  (?},    dass  Dr.  Himmel  stein    in  seiner  ganz 
„orthodoxen  Schrift  (Reihenfolge    der  Bischöfe    von  Würzburg' 
„1843)    seiner  mit  Lob  gedenkt.     Nausea   starb    zu  Trient  am 
„0.   Februar  1552   (eines  plötzlichen  Todes),  und  wurde  in  die 
„Stephanskirche  zu   Wien  begraben.''  — 

Auf  seinem  Grabmale  ist  er  abgebildet  als  eben  in  der 
Predigt  begriflcn ,  s.  Ogesser  p.  217- — ^219.  —  Er  war  ein  sehr 
eifriger    und  beliebter  Kanzelrcdner,    daher  Wolfgang  Schmäl- 


38 

zcl  (in  seinem  Lohsprucli  Wiens  aufs  Jahr  1547  sagt:  (kaum 
kam  ich  nach  Wien  und  trat  in  s.   Stephans-Kirche}  — 

„Vil  tausent  menschen  stunden  da 

„Vnd  predigt  iJischolT  Nausea 

„Wie  er  dann  pflegt  zu  aller  zeit 

„Sein  schäfflein  zgeben  selbs  die  weidt." 
Bischof  Nausea  verdiente  vor  allen  eine  Monographie.  Er 
war  ein  eben  so  gelehrter  als  frommer  und  wohlwollender  Manu. 
Vgl.  „Epistolarum  miscellanearum  ad  Fi'idericum  Nauseam  Blan- 
„cicampianum ,  Episcopum  Viennensem  etc.  singularium  persona- 
„rum,  LibrI  X.  etc.  Additus  est  sub  linem  Operis  ,  ejusdem  Epi- 
„scopi  Viennensis  lucubrationum  Catalogus  etc."  Basileae,  M.  D.L. 
„Mense  Martio.  Fol.  Praefatio  3  foU.  et  501  pp.  Ex  ofiicina 
Joaiinis  Oporini."  —  Viele  seiner  Schriften  führt  der  gelehrte, 
viel  zu  wenig  benützte  Denis  in  seiner  „Buchdruckergeschicht 
„Wien's  bis  M.  D.  LX."  an,  der  auch  S.  414  nach  Anführung 
mehrerer  Schriften  von  ihm  sagt:  „Sonst  mögen  die  hier  ge- 
„nannten  Stücke  wohl  auch  Mitursache  gewesen  sein,  dass  der 
„bescheidene  und  billige  Verfasser  von  einigen ,  die  durchaus 
„von  keiner  Beformation  hören  wollten,  für  einen  Achselträger 
„gehalten  wurde." 

In  dem  den  obenerwähnten  Briefen  an  Nausea  angehäng- 
ten Verzeichnisse  der  (meist  handschriftlichen)  Werke  Frie- 
drich Nausea's  wird  eine  sehr  interessante  Handschrift  erwähnt, 
welche  auf  folgende  Weise  aufgeführt  ist. 

„Liber  I  Consiliorum  super  negotio  conjugii  Sacerdotum, 
„uotorum  monasticorum,  Jurisdictionis  Ecclesiasticae,  magi- 
„stratuumque  prophanorum.  Quem  librum  ad  instantiam  et  ius- 
„sionem  Dn.  Alberti  Brandenburgensis  Cardinalis  et  Archiepi- 
„scopi  Moguntini  etc.  concinnauimus ,  pro  negotio  religionis, 
„quod  tum  Augustae  Vindelicorum  in  Comitiis  illic  Imperiali- 
„bus ,  anno  a  Christo  Jesu  nato  1530  tractandum  erat:  verum, 
„qui  liber  editus  haud  est,  nee  edendus  tam  facile,  nisi  in  quo- 
„dam  Oecomenico  Concilio,  id  quod  pariformiter  expectant  li- 
„bri  VIII  Sylvarum  Synodalium,  a  multis  summopere  desiderari 
„coepti."  —  Dieses  Desiderium  hätten  wir  noch,  wo  sie  wohl 
liegen  mögen?  Vielleicht  in  der  erzbischöflichen  Bibliothek? 


31) 

Sil/.iiiig  vom   1'.  Doccmber  1848. 

Der  Herr  I*räsi(lt'iit  Freilierr  von  II  am  in  er-P  urgs  tal  1 
liest  folifcnde  Al)liaiiilluni>-  : 

U  e b e r  die  M  e n  s c  h e n  c  1  a s  s  e ,  welche  von  den  Ar a- 
Lcrn  „Schouhijc"  genannt  wird. 

Um  die  IIedeiitniij>-,  in  welclier  das  Wort  Scliouhijc  von 
den    Arabern    üehraucht    wird,     2;ehörii;-    zu    verstehen,    ist    es 
durchaus    nothwendig"     his     zur    Wurxelbedeutung     des    Wortes 
Schoub  zurück  zu  i»ehen  und  Kiniges   über  die  genealogischen 
Ansichten   und    Stamm  -  Kintheilungcn   der  Araber  vorauszuschi- 
cken.    Der    grosse    Gegensatz    des    Morgen-    und  Al)ciidlandes, 
der    sich    im  Grössten    wie    im  Kleinsten    durchaus    ausspricht, 
bewährt    sich    auch    in    dem    Dildc    ihrer    Geschlechtsal)leitung. 
Der  Abendländer  versiunlichet  dieselbe  durch   einen   IJaum,   des- 
sen  Wurzel  der  zuerst    bekannte  Gründer  des  Geschlechtes  ist. 
Aus   ihm   erhebt    sich  der  Stamm,     der  sich  in   Aeste  verzweigt 
und    seine  Sprossen    von    allen  Seiten    in  die  Luft  eniportreibt. 
Die  Termiudlogie    des    europäischen    Genealogen    kennt  nur  die 
vom   Baume   heriienommeucn  Deneniuumcn  der  Wurzel  des  Stam- 
nies,   der  Zweige    und  der  Nebenzweige   ohne  Zahlbeschränkung 
dieser  Kiniheihing;    der    arabische  Geschlechlskundige  hingegen 
ninunt    seine  Bilder    nicht  vom   Baume,    sondern  vom   menschli- 
chen  Körper  her,     während  Jener  A^)n   der  Wurzel  zum   Giebel 
aufsteigt,     beginnt  dieser  vom  Scheitel    des  Kopfes  herunter  zu 
steigen    und  beschränkt    die  Stamnteintheilungen    auf  die  heilige 
Sieben.    Schoub,  d.   i.  die  oberste  Kopfnaht,  invvelcher  die 
Schädelbeine   sich   vereinigen,  ist  der  Urstamm ,  oder  die   Wur- 
zel,   welcher    alle    anderen  Abtheilunoen  des  Stammes  unter2:e- 
ordnet  sind.    Schoub   umfasst  also  den  Stamm  in  seiner  o-rössten 
und  weitesten  Ausdehnung;    derselbe   theilt  sich  in  die  Kabilen, 
oder  wie   der  arabische  IMural  lautet  Kabail,   d.  i.  die  Stämme. 
Kabail    heissen    aber    im    Arabischen    ursprünglich    die    Schä- 
delbeine,  welche   in   der  Kopfnaht  zusammenlaufen,     ii»   der   ein- 
fachen   Zahl    Kabile.      Die    nächste   Abtheilung,    in   welche   die 
Kabilen  zerfallen,   heisst  Aamaret,   d.   i.   die   Brust.   Die  vierte 
Untertheilung  kleinerer  Stämme,  in  welche  die  Aamaret  zerfal- 
len,    heissen  Bathn,    d.   i.   der  Bauch,    die  Unlerabtheilungen 


40 

des  IJallni  lu'issrn  Faohd,  d.  i.  der  Sclienkol ;  dieser  wird 
in  Fafsilei,  d.  i.  («elenke  iinlerii,eUieilt  und  die  siebente  und 
kltiiiste  Kintheilung"  heisst  Aaschirct;  das  Iclxte  Wort  ist 
keine  IJenennung-  eines  (Jliedcs,  sondeiMi  es  lie2,t  demselben  der 
Wurzelbeiii-iff  von  Zehn  zu  Grunde,  weil  eine  Aaschiret 
niolit  mehr  als  eine  Familie  von  sieben  bis  zehn  Personen  in 
sich  begreift.  Die  Erklärungen  und  Erläuterungen  dieser  sie- 
ben geuealogisehen  Benennungen  sind  in  dem  grossen  arabi- 
schen Wörterbuche  K  a  m  u  s  unter  den  obigen  sieben  Wörtern 
auf  das  umständlichste  gegeben,  ii)  Will  man  diese  sieben  Ab- 
theilungen arabischer  Geschlechtskunde  mit  entsprechenden  Na- 
men im  Deutschen  wiedergeben,  so  entspricht  Sclioub,  d.  i. 
die  Kopfnaht  dem  Urstamm  oder  eigentlich  der  Wurzel ,  K  a- 
Lile,  d.  i.  das  Schädelbein  dem  Stamm,  in  welcher  Bedeutung 
das  Wort  auch  in  allen  europäischen  Sprachen  bekannt;  Aama- 
ret,  d.  i.  die  Brust,  dem  Aste;  Bathn,  d.  i.  der  Bauch,  dem 
Zweige;  Fachd,  d.  i.  der  Schenkel,  dem  Nebenzweige;  Fa- 
fsilet,  d.  i.  das  Gelenke,  dem  Zacken  und  Aaschiret,  d.  i. 
die  Zehnersippc,  dem  Reise  des  Baumes.  Da  alle  Wissenschaf- 
ten des  Islams  ihre  Grundlage  im  Koran  suchen ,  so  ist  diess 
auch  der  Fall  mit  der  Genealogie  ,  welche  sich  auf  den  folgen- 
den dreizehnten  Vers  der  XLIX  wSure  gründet;  0  Menschen, 
Avir  haben  euch  erschaffen,  aus  einem  Manne  und 
aus  einem  Weibe,  u  n*d  haben  euch  gesetzt  als  U  r- 
stämme  und  Stämme  (Schouben  we  Kabaile)  b).  Auf  die- 
sen Koranstext  gründet  auch  der  Kamus  die  Erklärung  des 
Wortes  Schoubij    in  der  gewöhnlichsten    seiner  Bedeutungen. 


(t)  1)  Schoub  I.  S.  172.  2)  Habilet  III.  S.  320.  3)  Aamaret  II.  S.  41, 
i)  Batlm  III.  S.  599,  5)  Fachd  I.  S.  172  und  Freylag  III.  S.  321. 
6)  Fassilet  III.  S.  314.  7)  Aaschiret  II,  S.  32.  Constantinopolitaner 
Ausgabe. 

b)  Maraccius  übersetit ,  wiewohl  nicht  ganz  richtig  :  posidmus  vos  in  po- 
pulos  ei  tribus,  Kasimirski's  Uebersetziing  gibt  aber  ganit  den  verkehrten 
Sinn:  nous  vous  avons  partage's  en  familles  et  en  tribus.  Die  Familie  ist 
die  kleinste  Abtheilung,  wofür  der  Araber  das  Wort  Aaschiret  hat,  wäh- 
rend Schoub,  das  Kasimirski  als  Familie  übersetzt,  der  Urstamm. 
Ullmann  übersetat  nach  Maraccius  :  Wir  haben  euch  in  Nationen  vnd 
Stütnmc  getheilt.  Nation  heisst  aber  aul'  Arabisch  M  i  1 1  e  t  oder  T  h  a  i  f  e  t 
und   Volk  Kaum,   das  eigentlicho  Wort   lür  Schoub  ist  Urstamm, 


kl 

„Die  Srlionbij  c'',  sag't  der  (iirkisclic  Commcnlafor  des  Ka- 
iiius  o).  „heisst  die  Classc  von  LeuUui,  welche  den  Arabern 
„die  Perser  vorziehen;  in  dem  Koransverse:  Wir  haben 
„euch  i^esotÄt  als  Ursläninie  und  Stän)me  —  wird  von 
„ihnen  das  Wort  Schoub  auf  die  persischen,  das  Wort  K  a- 
„bail  auf  die  arabischen  Slämnie  bezogen,  und  weil  hier  das 
„Wort  Schoub  dem  \>'orle  Kabail  vorausgeht,  so  gründen 
„die  Schoubije  hierauf  ihre  Hehaupluni;;  des  Vorzugs  der 
„Perser  vor  den  Arabern."  Der  türkische  Commentator  be- 
merkt, dass  dieser  Grund  nicht  stichiiällig,  indem  es  in  einem 
Korans verse  heisse:  Gott  setzte  die  Finsternisse  und 
das  Licht,  hier  seien  die  Finsternisse  dem  Licht  vorgesetzt, 
während  der  Vorzug  des  Lichtes  vor  den  Finsternissen  doch 
unbestreitbar;  diese  Wortstellung,  auf  den  obigen  Vers  ange- 
wendet, entscheide  daher  auch  den  Vorzug  der  Kabail  vor 
den  Schoub,  d.  i.  der  Araber  vor  den  Persern.  \N  ir  kennen 
also  nun  aus  den  besten  Oueihsn  die  gewöhnliche  Bedeutung  des 
Wortes  Schoubije,  worunter  Araber  von  wenig  Vaterlands- 
liebe und  grosser  Vorliebe  für  das  Fremde  bezeichnet  werden, 
welche  ihrem  Volke  fremdes  vorziehen,  und  auf  ihr  eigenes 
mit  Geringschätzung  herabblicken,  eine  Classe  von  Leuten,  die 
es  zu  allen  Zeiten  und  unter  allen  Völkern,  und  nicht  nur  un- 
ter den  Arabern  allein  «'eü'eben.  Das  für  alte  arabische  Sitte 
und  Geschichte  unschätzbare  AVerk  des  Andahisiers  Ihn  Abd 
Rebbihi,  d.  i.  der  Sohn  des  Dieners  seines  Herrn,  enthält 
hierüber  schätzbare  Kunde.  Dieses  grossen  (1  k  d  ,  d.  i.  der 
Juwelenknoten  betitelten^  Werkes  zehntes  Hauptstück  ist  Jeti- 
met,  d.  i.  die  einzige  Perle  überschrieben,  und  handelt  von 
der  Abstammung  und  den  VortrelVIichkeiten  der  Araber;  es  ver- 
dient vor  allen  anderen  den  Namen  der  einzigen  Perle  ,  indem 
es  die  kostbarsten  Kunden  über  die  Hauptstämme  der  Araber 
und  ihre  Verzweigung  enthält.  In  demselben  beiludet  sich  ein 
besonderes  Hauptstück  über  die  Schoubije,  die  Vertheidiger 
und  Gegner  ihrer  Meinung,  aus  welchem  hervorgeht,  dass  das 
AA  ort  Schoubije    noch  eine  andere  Bedeutung  habe,    nämlich 


a)  i.  6.  i: 


42 

die  von  VcrlluMili^oni  der  allgeinelntMi  OKüchlicit  aller  Men- 
schen, ohne  irgend  einen  Vorzug-  der  Abstanunung  oder  (Je- 
hurt,  und  folglich  auch  von  Ankänipfern  des  Staniniadels ,  wel- 
cher bei  keinem  Volke  der  Welt  in  so  grossem  Ansehen  steht, 
als  bei  den  Arabern;  es  lohnt  der  Mühe  hier  aus  dem  Juwe- 
le n  k  n  o  t  e  n  des  Sohnes  des  Dieners  s  e  i  ii  e  s  H  e  r  r  n, 
wörilich  das  Folgende  zu  übersetzen: 

Die  Schoubije  sagt  das  Ikd  sind  die  Bekenner  der 
Gleichheit  (e  h  le  t-t  es  vvi  j  e  t)  «).  Als  Beweis  wider  die  Ara- 
ber sagen  sie,  „wir  wandeln  auf  dem  Pfade  der  Billigkeit  und 
der  Gleichheit,  denn  die  Menschen  sind  Alle  aus  einem  Thone 
g'ebildet  und  aus  dem  Samen  eines  einzigen  Mannes  entspros- 
sen; wir  stutzen  uns  auf  das  Wort  des  Propheten:  die  Gläu- 
bigen sind  B  r  ü  d  e  r  und  auf  seine  Rede ,  die  er  am  Tage 
seiner  letzten  Wallfahrt  hielt,  an  dem  er  sein  Prophetenthum 
versiegelte,  um  von  den  Gläubigen  Abschied  zu  nehmen;  er 
sprach  :  „0  Menschen!  Gott  hat  von  euch  genommen 
„den  Stolz  der  Unwissenheit  und  den  auf  euere 
„Väter,  ihr  seid  alle  von  Adam,  und  Adam  ward 
„aus  Erde  gebildet.  Die  Araber  haben  vor  den  Nicht- 
„Arabern  aj  nichts  voraus  als  die  Tugend."  Dieses  Wort 
des  Propheten  stimmt  ganz  überein  mit  dem  Worte  Gottes  im 
Koran  :  Der  Geehrteste  von  euch  ist  der  Tug;end- 
haftesteö^,  meidet  die  Ruhmredigkeit  und  hört  auf  uns  zu 
sagen  ,  wir  seien  nicht  eueres  Gleichen ,  weil  ihr  früher  den 
Islam  angenommen,  sagt  nicht:  ist  denn  das  gerade  Schwert 
wie  ein  gebogenes?  und  was  stumm,  gleich  tönender  Seite? 
wir  antworten  auf  eueren  Ahnenstolz ,  den  euch  euer  Prophet 
verboten,  dass  wir  mehr  Grund  uns  zu  rühmen  haben  als  ihr ; 
der  Grund  alles  Ruhmes  ist  entweder  die  Herrschaft  oder  das 
Prophetenthum  ;  wenn  ihr  wähnet ,    dass    euch    die  erste  einen 


a)  Aadschem  heisst  im  engsten  Sinne  zwar  Person  ,  im  weitesten  aber 
Nicht- Araber  oder  Barbaren  ^^.JJ  1  ^yi^^  die  nicht  rein  arabisch 
sprechen. 

b)  Diese  Worte  des  dreizehnten  Verses  der  XLIX.  Sure  folgen  unmittelbar 
auf  die  obenangel'ührten  desselben  Verses:  Wir  haben  euch  in 
U  r  ö  t  ä  in  m  e  u  und  Stämmen  gesetzt. 


43 

Vorzu!;'  vor  uns  gobe,  so  wisset,  dass  alle  grossen  Könige  der 
lOrde:  die  Pharaonen,  die  Xinirode,  die  Ainalokilen,  die  Cliosroen, 
die  Cäsaren  als  Nicht-Araber  für  uns  sprechen.  Wo  habt  ihr 
einen  Herrscher  aufzuweisen  wie  Salonion,  der  die  Dscliinnen 
und  die  Menschen  bexwang;,  dem  die  Bestien  und  die  Vöj^el 
i^ehorclilen  ,  und  der  auf  dem  Winde  dalierfuhr,  er  ist  einer 
von  den  Unsriücn  ?  habt  ihr  einen  Herrscher  aufzuweisen  wie 
Alexander,  dem  sich  die  ganze  Erde  unterwarf  vom  Aufgange 
bis  zum  Niedcrffanffe  der  Sonne,  der  einen  Damm  aus  Eisen 
baute  (zu  Derbend)  und  hinter  demselben  viele  Volker  (des 
Kaukasus)  einkerkerte,  der  Gog  und  Rlagog  eroberte,  deren 
Zaiil  unendlich  ;  kein  Menschensohn  hat  Denkmale  hinterlassen 
wie  er,  z,  li.  der  Leuchtlhurm  von  Alexandria,  dessen  Grund- 
feste im  Grunde  des  Meeres,  und  auf  dessen  Giebel  der  Spie- 
gel, welcher  die  ganze  Oberüäche  des  Meeres  zeigte.  Uns  ge- 
hören die  Könige  Indiens  an,  deren  einer  an  den  Chalifcn 
Omer  Ihn  Abdol-aasis  schrieb,  dass  er  der  Sohn  von 
tausend  Königen,  in  seinem  Franengemache  tausend  Königs- 
töchter, in  seinen  Ställen  tausend  Elephanten  zähle,  dass  an 
dem  Ufer  seiner  Flüsse  die  Aloe  und  die  Kokos  ,  der  Krapp 
und  der  Indigo,  die  Ambra  und  der  Kampher  gedeihe,  der  auf 
zwölf  IMiiilien  in's  Meer  hinein  duftet.  Er  schrieb  an  den 
Chalifcn  ein  Schreiben  mit  der  Ueberschrift :  „An  den  König 
„der  Araber,  der  Gott  dem  Herrn  nichts  an  die  Seite  setzt;" 
und  dann:  „ich  wünsche,  dass  du  mir  einen  Mann  schickest, 
„der  mich  im  Islam  unterweise  und  seine  Gränzen  lehre,  und 
hiermit  mein  Gruss"  —  setzt  ihr  aber  eueren  Stolz  ins  Pro- 
phetenthum,  so  wisset,  dass  alle  Propheten  und  Gottesgesand- 
ten bis  auf  die  vier  Araber  Hud,  Ssalih,  Ismail  und  Mo- 
hammed uns  anjichören,  dass  aus  uns  die  Auserwählten  der 
Welt  Adam  und  Noe,  die  beiden  Väter  des  vorsündüuthigen 
und  nachsündlluthigen  Geschlechts,  wir  sind  der  Stamm  und  ihr 
seid  die  Zweige,  ihr  seid  nur  der  Ast  eines  Astes. 

Was  wollt  ihr  und  was  masset  ihr  euch  an?  Die  Nicht- 
Araber haben  auf  der  Oberlläche  der  ganzen  Erde  Städte  er- 
baut ,  Herrscher  und  Philosophen  hervorgebracht ,  Instrumente 
und  Künste  erfunden,  wie  z.  B.  die  Kunst,  reiche  Zeuge  zu 
weben,    welche  die  wunderbarste  der  Künste  und  das  Schach- 


spiel,  wolclies  das  edelste  der  Spiele.  —  Erfanden  nicht  die 
g-rieclii.sehen  Philosophen  die  musikalischen  und  asti'ononiischcn 
Inslrunienle,  das  l'salterion  und  das  Astrolah,  welches  die  Ent- 
fernungen der  Gestirne  und  den  Umkreis  der  Himmel  misst 
und  die  Sonnenlinsterniss  heohaehtet.  Die  Araher  Iiaben  nichts 
geleistet  in  der  Philosophie,  sondern  nur  in  der  Poesie,  worin 
ihnen  aber  die  Perser  nicht  nachstehen  und  die  Griechen  an 
künstlichen  Sylhenmassen  vorgehen;  wess  rühmen  sich  also  die 
Araber  vor  den  Nicht -Arabern?  sind  sie  nicht  wie  heulende 
Wölfe,  wie  wilde  Thiere ,  die  sich  einander  auffressen,  die 
Weiber  als  Sclavinnen  fortführen ,  und  dieselben  als  IJeilasst 
den  Kamelen  aufpacken  und  in  der  Nacht  ausziehen. 

Hier  folgt  im  Ikd  eine  ganze  Seite  «^  von  Versen  ver- 
schiedener Dichter  in  diesem  Sinne  und  dann  ein  Auszug  aus 
dem  Werke  Ihn  Koteibe's  des  Verfassers  des  Buches  der 
Kunden  6)  und  der  Bildung  des  Schriftführers  c) 
(gest.  i.  J.  27G.  d.  H.  889),  welches  er  über  den  Vorzug  der 
Araber  vor  den  Nicht-Arabern  fl)  verfasst  hat;  dieser  Auszug 
ist  im  Ikd  überschrieben  :  Widerlegung  der  S  c  h  o  u  b  i  j  e 
durch  Ihn  Koteibe,  und  lautet  wie  folgt.  Die  Schoubije, 
d.  i.  die  Bekenner  der  Gleichheitslehre  halten  sich  an  das 
Aeussere  des  Korans  und  der  Ueberlieferung,  ohne  den  wah- 
ren Sinn  zu  fassen,  wie  z.  B.  an  die  Koranstexte:  Der 
Geehrteste  von  Euch  bei  Gott  ist  der  Tugend- 
hafteste von  euch  —  die  Rechtgl.äubigen  sind 
Brüder,  t  h  u  t  euren  Brüdern  Gutes,  dann  an  die  (ob en 
gegebene)  Anrede  des  Propheten  bei  der  Wallfahrt  des  Ab- 
schiedes; sie  schliessen  daraus,  dass  die  Menschen  alle  gleich 
in  ihren  Ansprüchen  auf  die  Welt  und  dass  es  auf  derselben 
keinen  Edeln  und  keinen  Geadelten ,  keinen  Treffliehen  und 
NichttretTlichen  gebe.  Wenn  dieses  wahr  wäre ,  welchen  Sinn 
hätte  dann    das  Wort  des  Propheten:    Wenn    zu    euch    ein 


a)  Die   erste   des  CLXXXIX.   Blattes    der    Handschrift    der    kaiserlichen   Hof- 
bibliothek. 

b)  Kitabol   maarif. 

cj   E  d  e  hol  -  kja  M  b  ,     Reiske    (Abulfedae   Annales   pag.    721)    keiiiil  das   vom 

Ikd  angeführte   Werk  Ihn  Koteibe's   nicht. 
d)   Teftil  el    Aareb  aalel  -  Aadschem. 


45 

E  li r  e  II  \v  0  r  l h  c r  d es  Volk  e  s  k  ö  in  ml,  s  o  o  ii  i-  e  t  i  h  ii , 
und  wieder:  Seilet  den  A  iige  sc  he  ne  n  ihre  Versehen 
nach;  der  Prophet  sagte  von  Kais,  dem  Sohne  Aassiin's: 
Dieser  ist  der  Herr  der  A  r  a  h  e  r.  Die  Arah«!r  sagen  : 
Die  Menschen  wählen  immer  das  Ausgezeichnete,  denn,  wenn 
sie  gleich  wären,  so  würden  sie  zu  Grunde  gehen,  sie  wählen 
die  Kdclii  und  IJestcn  zu  AnlTihrern,  denn  wenn  sie  (ohne  An- 
führer} in  der  Schlacht  alle  zugleich  angrilVcn,  so  würden  sie 
zu  Grunde  gehen.  Wenn  die  Araher  die  Männer  eines  Stam- 
mes schmähen  wollen,  so  sagen  sie  von  ihnen,  sie  sind  gleich 
wie  die  Zähne  eines  Esels  ;  wie  wären  denn  die  Menschen  in 
ihren  Vorzügen  gleich,  da  nicht  einmal  am  Menschen  die  Glie- 
der und  Gelenke  gleich  und  eines  trelTlicher  als  das  andere, 
so  hat  der  Kopf  den  Vorzug  über  den  ganzen  Körper,  weil 
derselbe  der  Sitz  der  V^ernunft  und  der  fünf  Sinne,  das  Herz 
ist  der  Emir  des  Rumpfes  und  von  den  Gliedern  sind  einige 
dienende  und  andere  bediente.  IbnKoteibe  sagt:  Die  Schou- 
b  i j  e  setzten  ihren  Stolz  vorzüglich  in  Adam  und  in  das  Wort 
des  Propheten :  Zieht  mich  nicht  dem  Adam  vor, 
denn  ich  bin  eine  W  o  h  1 1  h  a  t  seiner  W  o  h  1 1  h  a  t  e  n  , 
dann  riilimcn  sie  sich  aller  Propheten,  indem  nur  vier  (H  u  d , 
Ssalih,   Ismail,   iMoliammed)   den  Arabern  angehören. 

Sie  stützen  sich  auf  das  Wort  des  Korans:  „Gott  hat 
„  a  u  s  e  r  w  ä  h  1 1  den  Adam,  den  N  o  e ,  d  (;  n  A  b  r  ;i  h  a  m  und 
„die  Familie  Imrairs  über  die  Welten  und  i  Ji  r  Ge- 
„schlecht,  die  Einen  aus  den  Andern.'"  ^y  Sic  rüiimen 
sich  Ishaks ,  der  ein  Sohn  der  Sara,  während  die  Mutter  Is- 
maiTs  die  Sclavin  Ilagar,  deren  Abkömmlinge  die  Araber;  ihre 
Dichter  schelten  diese  mit  dem  IVamen  Lach  na,  d.  i.  die 
Schmutzdirne,  worin  sie  aber  Unrecht  haben,  indem  dieser 
Name  nur  den  niedrigsten  Mägden,  welche  Kamele  weiden, 
Holz  sammeln  oder  Mist  austragen,  beigelegt  wird,  während 
Gott  der  Herr  die  Ilagar  AJ    von  allem  Schmutz    reinigte,    sie 


«^   Der   T.,.    und   Si.   Vers   der  HI.    Sure. 

h)   H  ;i  ff  a  r    ist    das    arabische    Hadschir,    welches    die  Auswandernde    Iie- 

deiitet,    von   derselben   WJir/.el    wie  Hidschret,    welches   Auswanderung 

und   nlciil    Fliiclit   bedeutet. 


46 

zum  Belle  Abrahams  seines  Geliebten,  zur  Mutier  IsmaiFs  und 
zur  Ahnfrau  Mohammecrs  bestimmte.  Nur  ein  Freigeist  kann 
sich  erlauben,  diese  Auserwählle  eine  wSclimutzdirne  zu  heissen. 

Die  Schoubije  Hessen  diese  Widerlegung'  des  berühmten 
Geschichtsschreibers  Ihn  Koteibe  nirht  unbeantwortet,  und 
einer  ihrer  Schriftsteller  entgegnete  hierauf: 

„Wir  läugnen  die  Verschiedenheit  der  Menschen  und  den 
„Vorzug  der  Einen  vor  den  Andern;  es  gibt  keinen  Herrn  und 
„keinen,  der  von  Natur  aus  einem  Herrn  unterworfen,  keinen 
„Edeln  und  keinen  Geadelten.  Wir  meinen,  dass  der  Unter- 
„schied  zwischen  den  Menschen  nicht  in  ihren  Vätern  und  in 
„ihren  Geschlechtern,  sondern  in  ihren  Handlungen  und  in 
„ihren  Eigenschaften,  in  dem  Adel  ihrer  Seele  und  in  der 
„Tragweite  ihrer  Unternehmungen  besteht.  Siehst  du  denn 
„nicht,  dass  der  Niedriggesinnte  alles  Ansehens  verlustig  geht 
„und  für  keinen  Edeln  geachtet  wird,  und  wenn  er  auch  aus 
„den  Edelsten  der  Beni  Hasch  im,  der  Beni  Omeije  oder 
„der  Beni  Kais.  Der  Edle  ist  der,  dessen  Handlungen  edel, 
„der  Grosse  der,  dessen  Unternehmungen  hoch  und  weit  aus- 
„sehend." 

Diess  ist  der  wahre  Sinn  des  Koranverses:  „Wenn  ein 
„Ehrenwerther  zu  euch  kommt,  so  ehret  ihn,"  und 
des  vom  Propheten  über  Kais  Ben  Aassim,  den  Herrn  der 
Beduinen,  gesprochenen  Wortes:  „Er  herrscht  über  sein 
„Volk,  indem  er  ihren  Harem  schützt  und  ihnen 
„Wo hl t baten  spendet."  Diess  ist  auch  der  Sinn  der  fol- 
genden Verse  Aamir  Ben  eth-Thofeil's,  eines  der  edel- 
sten Helden  und  ältesten  Dichter  der  Araber: 

Wiewohl    ich  Herr  der  Beni  Aamir   bin, 
Und  als  ihr  Reiter  in  den  Schlachten  renne. 
So  bin    ich's  doch  nicht  durch  ererbte  Herrschaft; 
Gott  will  nicht,    dass  ich  mich  nach  Ahnen  nenne. 
Ich  bin  der  Herr,    weil  ich  die  Heimath  schütze 
Und  dem  Eindringling  wehr'  mit  Schulternsenne. 

Ein  anderer  Dichter  sagt  im  selben   Sinne: 

Wenn  gross  und  edel  die  Altvordern  waren. 
So  stützen  wir  uns  doch  nicht  auf  den  Ahn; 


47 

Wir  wissen  wie    sie  scliinnlcn  vor  fielahi'cn, 
Und  thiiii  und  handeln  nun  wie  sie  gcUian. 

I'lin  i\Iann  sj)rnrh  vor  dem  Clialifcn  A 1)  d  o  1  Melik  Ben 
Mcrwan  mit  so  grosser  Wolilredonlieil,  dass  dieser  hierüber 
ganz;  verwundert  ihn  fragte,  wess'  Sohn  er  sei?  .Jch  hin,"' 
antwortete  dieser,  „o  Fürst  der  Rechtgläuhigen!  der  Sohn 
„meiner  Seele,  die  mir  diese  Auszeichnung  von  dir  verschafl't 
„liat."  Du  hast  Recht,  sagte  der  Chalife.  Der  Prophet  sagte: 
„der  Wcrth  eines  Mannes  liegt  in  seinem  Gut ,  in  seiner 
„Grossmulh  und  in  seiner  Religion."  Omer  Ibnol  Chattab, 
der  zweite  Chalife,  sagte:  „hast  du  Vermögen,  so  hast  du 
„Werth,  und  hast  du  Religion,  so  hast  du  Grossmuth."  Der 
Verfasser  des  Ikd  schliesst  diesem  Auszuge  aus  Ihn  Koleibe 
die  folgende  Bemerkung  an  : 

Ich  wuudre  mich  sehr  über  Ibn  Koteibe,  welcher,  nach- 
dem er  in  seinem  Buche  über  den  Vorzug  der  Araber  vor  den 
Nichtarabern  alle  Trefl'lichkeiten  der  Araber  aufgeführt,  das- 
selbe mit  dem  Abschnitte  der  Schon  bije  beschliesst  und  in 
dem  letzten  Abschnitte  Alles  zerstört,  was  er  in  dem  vorher- 
gehenden aufgebaut  hat,  indem  er  mit  den  folgenden  Worten 
schliesst:  „Ich  pflichle  der  billigsten  Meinung  bei,  dass  alle 
„Menschen  von  ihren  Uraltem  her  aus  Kr«1e  erschallen  zur 
„Erde  wiederkehren ;  Alle  kommen  auf  demselben  Wege  zwi- 
„schen  denen  der  beiden  Excremente  zur  Welt.  DIess  ist  die 
„höchste  Abkunft,  welche  die  Vernünftigen  a!>hält,  sich  darauf 
„Etwas  einzubilden  und  sich  ihrer  V^äter  zu  rühmen;  da  sie  zu 
„Gott  wiederkehren,  so  ist  alle  Abslanuuung  nichtig  und  aller 
„Adelswerth  eitel,  wenn  sie  nicht  tugendlial't  und  Gott  gehor- 
„sam."  Die  Schon  bije  sagen:  Da  die  Araber  zur  Zeit  der 
Unwissenheit,  d.  i.  vor  Mohammed  öfters  auf  iliren  Streifzü- 
gen die  nächsten  besten  AVeiber  ohne  Feierlichkeit  der  Ver- 
mählung nahmen,  wie  konnten  die  Söhne;  solcher  Mütter  sich 
ihrer  Abkunft  rühmen?  Der  Dichter  Ferefdak  rühmt  an  den 
Beni  Dhabbet,  dass  sie  in  ihren  Feldzügen  die  Weiber  der 
Beni  Aamir  Ben  Ssaafsaa    als  Sciavinnen  weffführten: 

Ich  stand  und  sah   wie  sie  das  Weib  bestiegen 
Und  dieses  ohne  andre  Decke  liefen. 


48 

Diese  Auszüge  belehren  uns,  dass  das  Wort  Schouhije  aus- 
ser dem  in  den  Wörterhüchern  angegebenen  Sinne,  nämlich 
solrlier  Leute,  welche  den  Arabern  die  Niclilaraber  vorzogen, 
auch  in  einem  zweiten,  nämlicli  in  dem  von  (Jegnern  des  Adels 
und   Läuiinern  alles   Slainniverdienstes  "'ebraucht  wird. 

Kein  Volk  in  der  Welt  hat  solche  Ehrfurcht  für  edle  Ab- 
kunft und  angestammten  Adel  als  die  Araber,  welche,  wie  be- 
kannt, sogar  den  ihrer  Pferde  mit  wStammbäumcn  belegen;  bei 
keinem  Volke  sind  die  Kunden  der  Stamuiüliedcrunü:  und  ihrer 
Unterabtheilungen  so  ausgebildet  als  bei  den  Arabern,  und  die 
Geschlechtskunde  als  Wissenschaft  in  so  hohem  Ansehen  als 
bei  ihnen,  so  dass  sie  mit  der  Dichtkunst  und  Sternkunde  die 
Trias  aller  wissenschaftlichen  Erkenntniss  der  Araber  vor  dem 
Islam.  Der  Genealoge  hiess  verzugsweise  vor  anderen  Gelehr- 
ten, welche  Ulema  hiessen,  Aal  1  am,  d.i.  der  Gelahrte.«^ 
Wenn  die  Abkunft  edler  Pferde  durch  Stammbäume  bezeugt 
ward,  so  mussten  die  edlen  Geschlechter  in  so  grösserem  An- 
sehen stehen  und  der  Familienadel  mit  einem  Glänze  umgeben 
sein,  wie  bei  keinem  andern  Volke  der  Vorzeit;  es  war  na- 
türlich, dass  solche  Verehrung,  wenn  sie  übertrieben  ward, 
auch  den  Gegensatz  der  Verneiner  und  Läugner  in  der  Secte 
der  Schouhije  hervorrief.  Diese  Gleichheitslehrer  und  Adels- 
stürmer, die  mit  vollem  Rechte  die  Gleichheit  aller  Menschen 
von  Adam  her  behaupteten,  vermochten  doch  nicht  den  Glanz, 
mit  welchem  grosse  Männer,  sei  es  als  Herrscher,  als  Hel- 
den oder  Dichter  ihre  Familien  umleuchten,  aus  der  Geschichte 
zu  verwischen.  Von  den  drei  edelsten  obgenannten  Stämmen 
der  Araber  ist  der  der  Beni  Kais  durch  den  alten  arabi- 
schen König  dieses  Namens,  der  der  Beni  Haschim,  eines 
Zweiges  der  Koreisch,  durch  die  Geburt  Mohammeds,  der  der 
Beni  Omeije  durch  die  doppelte  Herrscherdynastie  in  Irak 
und  in  Andalus  für  immer  in  der  Geschichte  geadelt;  der  Stamm 
Thaij  ist  einer  der  edelsten  Stämme  der  Araber,  weil  aus 
demselben  Hatim  Thaij,  der  freigebigste  der  Araber;  Daud 
Thaij,  einer  ihrer  grössten  Mystiker,  und  Ebu  Temam 
Thaij,     einer   ihrer   grössten    Dichter.     Den    Familien    dieser 


a)  Kamns   III.   520. 


49 

grossen  i^Iiimu'r  ist  nie  tlcr  jciioii  durcli  diese  verliehene  Adel 
abgeslritlen  worden.  Der  uralte  Adel  arahisclier  Ges<'lilecli(er, 
wie  dtr  der  llerakliden  in  drieelienland ,  und  der  Claudier  zn 
lloni .  hatte  weder  Titel,  nocii  |)i|(lon)e,  sondern  hios  Ge- 
schleehtsre<j;ister,  welche  die  Ahslaniniung-  von  grossen  Män- 
nern bewährten;  die  Titel  und  Diplome,  eine  Kriindung'  der 
Byzantiner  und  des  Mittelalters,  mögen  im  Laufe  der  Zeiten 
verschwinden,  aber  der  Glanz  des  Adels,  den  grosse  Männer 
über  ihre  Geschlechter  ausstrahlen,  ist  in  der  Geschichte  eben 
so  unauslöschlich,  wenn  gleich  in  ihren  Nachkommen  minder 
verdient,  als  der  persönliche  des   Geistes  und  der  Seele. 


Herr  Dr.  Letteris  liest  einen  Aufsatz:  Zur  Geschichte 
der  epischen  Poesie  der  Hebräer  im  13.  und  14. 
Jahrhunderte. 

Die  nachbiblische  hebräische  Literatur,  namentlich  jener 
Theil,  welcher  ßerührungspuncte  mit  dem  Schriftthum  anderer 
Nationen  darbietet,  hat  in  neuerer  Zeit,  wo  Wissenschaft  und 
Kunst  nicht  mehr  als  vereinzelte,  in  Kasten  geschiedene,  für 
sich  bestehende  i'olypentheile  des  menschlichen  Strebens,  son- 
dern als  engverbundene,  unzertrennliche,  lebenskräftige,  von 
einem  Geiste  durchdrungene  Glieder  eines  Ganzen  betrachtet 
und  gewürdigt  werden ,  eine  besonders  eifrige  Theilnahme  ge- 
funden. Einige  Alterthumsforscher ,  die  ihr  ..malo  unam  (/los- 
sam quam  centum  fextus'"'  immer  im  Munde  führten,  die  den 
Geist  der  hebräischen  Poesie  ausschliesslich  in  den  heilii-en 
Urkunden  des  alten  Hundes  gebannt  wissen  wollten  und  die 
Existenz  einer  seit  Jahrhunderten  fortlebenden  und  fortbilden- 
den Kraft  der  hebräischen  Sprache  so  gerne  negiren  möchten, 
mussten  von  den  zahllosen,  theils  gedruckten,  theils  hand- 
schriftlichen Schätzen  facti  seh  widerlegt,  einer  reifern,  viel- 
seitigen Ansicht  und  Prüfung  neuerer  Forscher  weichen.  Dass 
die  hebräische  Sprache  nie  gestorben  —  sagt  Delitzsch  in 
seiner  Formenlehre  der  hebräischen  Poesie  —  sondern  in  un- 
sterblicher Jugendfrische  fortlebe,  wusste  selbst  der  geschmack- 
volle Herder  nicht. 

Ich  halte  es  für  überflüssig  zu  bemerken,  dass,  wenn 
von    hebräischer    Poesie    überhaupt    die    Rede    ist,    man    nicht 

V.    lieft.    SiUl).    d.    Philosoph,   histor.    Cl.  4 


50 

an  irjroiid  eine  der  klnssisclicn  oder  inodernen  älinliche  don- 
kcu  müsse.  Wie  das  Nnlionallebeu  des  jüdischen  Volkes  eiij,one 
Bahnen  in  der  Geschichte  bezeichnet ,  so  schneidend,  auch 
der  Lehenslauf  anderer  Völker  den  seini<»;en  durchkreuzt ,  ebenso 
wandelte  auch  seine  Poesie  eigenlhümlieh -selbstständig-,  un- 
berührt von  fremden  Eindüssen,  den  bedrängten  Stämmen  zur 
Seite.  Ihr  Styl  ist  nicht  plastisch  wie  der  antike,  nicht  ro- 
mantisch wie  der  moderne,  sondern  symbolisch  wie  der  orien- 
talische überhaupt  ;  jeder  Gedanke  wird  getragen  von  der 
Welle  der  Zeit.  Und  nahm  sie  auch  oft  die  äusseren  Formen, 
die  rhythmische  Fülle  der  Araber,  der  Spanier  an  (beson- 
ders seit  dem  9.  Jahrhundert}  :  der  innere  Kern  blieb  im- 
mer derselbe,  selten  das  nationale,  das  religiös -historische 
Element  verläugnend.  Ich  darf  daher  wohl  die  Behauptung 
wagen,  dass  bei  keinem  Volke  die  Kunsterscheinungen  in  so 
hohem  Grade  das  Gepräge  seines  Nationalcharakters  tragen, 
den  Reflex  seiner  historischen  Erlebnisse  spieg^eln,  als  bei  den 
Juden.  Aus  demselben  Grunde,  der,  wie  eben  angedeutet  wurde, 
ihnen  ihre  Poesie  erhalten,  ist  auch  ihre  Eigenthümlichkeit  und 
das  scharfe  Gepräge,  das  sie  kennzeichnet,  zu  erklären. 

Soweit  als  Einleitung.  Nun  übergehe  ich  zum  eigentlichen 
Gegenstande  meines  Vortrags ,  dessen  Resultate  ich ,  mit  Be- 
nützung der  betrefl'enden  Literarhistoriker ,  aus  eigener  An- 
schauung und  Prüfung  gewonnen  habe. 

Die  epische  Poesie  der  Hebräer  ist  schon  bei  den  älte- 
sten Dichtern  der  Vorzeit  anzutrelTcn.  Nur  erscheint  die  epische 
Form  bei  ihrem  ersten  Auftreten  nicht  scharf  genug  ausge- 
sprochen, sondern  viehuehr  —  was  auch  bei  anderen  Völkern 
der  Vorzeit  der  Fall  ist  —  als  historische  Lieder,  in  denen 
das  lyrische  Element  vorherrsclit;  eine  zweifelhafte  Zwitterge- 
stalt, in  der  zwei  entgegengesetzte  Dichtungsarten,  nach  un- 
serer Kunsttheorie,  in  einander  verschmolzen  sind.  Mosis 
Lied  am  rothcn  Meere  und  Debora's  Siegeslied  sind  epischer 
Natur.  So  ist  der  78.  Psalm  ein  kleines  lyrisches  Epos,  wenn 
ich  mich  so  ausdrücken  darf;  so  auch  das  Buch  Hieb,  das 
älteste  der  kanonischen  Bücher,  ein  Denkmal  dieser  Dichtungs- 
art —  der  Anlage  seiner  Fabel  nach  zu  urtheilen  — •  trotz 
seines  didaktisch -dramatischen  Kerns. 


51 

Aelinlichc  kloino  K|h'ii  ,  die  mclir  oder  minder  von  lyri- 
schen Einllüsseii  l)ehcrr.schl  sind,  bewaliret  der  überaus  reielie 
vSag'enscIiatz ,  der  im  jerusaleniisclicn  und  bahylonisclien  Tal- 
mud, Midrascbim ,  Targumini  u.  s.  w.  aufgebäuft  liegt;  zwar 
formlos,  in  verkür/iter,  vernacblässigler  Fassung",  aber  reich 
an  cchtpoetischen  Situationen  und   Intuitionen. 

Das  erste  grössere  Kunstwerk  dieser  Galtung  begrüssen 
wir  im  Tachkemonie  (Makamcn)  von  Jebuda  bar-Salomo 
Al-Cliarisi,  dem  Hivalen  des  arabischen  Ilariri  (blühte  im 
Jahre  1218  in  Spanien),  Da  wir  bereits  eine  schät/.bare  Mo- 
nographie dieses  Dichters  von  Duckes  (Wien  1838)  und  Er- 
gänzungen zu  derselben  in  der  Einleitung"  zur  deutschen  Nach- 
bildnng"  der  ersten  zwei  Makamen  von  Kämpf  (Berlin  1845) 
besitzen,  so  erübrigt  uns  blos  zu  berichten,  das  unser  Dich- 
ter früher  schon  den  Hariri  aus  dem  Arabischen  ins  Hebräi- 
sche mit  wahrer  Ruckertischer  Virtuosität  übersetzt  hat ,  nach 
der  3.  Makame  zu  urtheilen,  die  uns  de  Sacy  im  Journ.  asiat. 
Octobr.  1833  p.  308,  als  Probe  mitgetheilt.  De  Sacy  sagt:*) 
„Diese  Uebersetzung  des  haririschen  Werkes  ist  nie  gedruckt 
worden,  und  ich  weiss  nicht,  ob  sie  überhaupt  in  Europa  exi- 
slirt.  Die  der  27  ersten  IMakamen  findet  sich  zu  Oxford  in  der 
IJodlejanischen  Bibliothek  (Cod.  manuscr.  Orient,  catal.  part  1, 
pag".  97)." 

Der  in  Rede  stehende  Taclikemoni  oder  Divan  des  Charisi 
erschien  zuerst  im  Drucke  zu  Constantinopel  im  Jahre  1540. 
Im  Jahre  1583  erschien  daselbst  eine  zweite  Ausgabe,  wobei 
kein  Manuscript  verglichen  wurde.  Aus  dieser  Ausgabe  ging 
eine  dritte  hervor  zu  Amsterdam  im  Jahre  1729.  Der  Text  der 
Kämpf'schen  Ausgabe  aber  (bloss  die  Vorrede  und  2  IMakamen 
enthaltend)  ist  einer  authentischen  Handschrift  aus  dem  Jahre 
1281    (Almanzis   Hibliolh.  in  Padua)   entnommen. 

In  dieselbe  Kategorie  ist  auch  der  M'schal  hakadmoni  zu 
bringen,  eine  ethische  Diclitung  in  c|»ischer  Form,  von  Isaac 
Sahola  (st.  12(58)  nach  Andern  von  Ben-Methula.  Diese  be- 
liebte poetische  Erzählung-,  die  unzählige  Aullagen  erlebte,  wor- 


*)    Siehe   Les  Se'ances  de  Hariri,    publie'es  en    arabe ,   avec  iin  cotnm.  ehoisi, 
pnr  M.   le  Baron   S.   de  Sacy,   Paris,    1822,  p.    XI.   f.  f. 

4  • 


uuler  eine  mit  recht  drastisclien  Ilolzsclmilteii  in  Vcncdii;'  1(518, 
ist  sogar  in  jüdisch-deutscher  Spraclie  und  Scliriit  luelirinals 
erschienen.  —  Auch  der  dialogische  Hauihackesch  von  Scheni- 
Tob  Hen-Palkira,  dem  herühnilen  Coninicntator  des  More  von 
Rlainionides,  gehört  hicher;  diese  Dichtung  hat  in  Stofl'  und 
Verarheituiig  aulTallende  Aelinlichkeit  mit  der  Erzahlun"-  Iman 
Gasalis  von  Hescliir  und  Schadam.  —  Dass  es  auch  an  einem 
Thierepos  nicht  fehle  —  eine  Dichtart  der  seihst  Gervinus  einen 
Platz  in  seiner  Geschichte  der  Nationallileratur  ang;ewiesen 
(I.  p.  123 — Gl)  —  führen  wir  die  Mischle  Schualim  von  ße- 
rekja  b  en-IVatronai,  dem  Punctator,  an  (blühete  wahrschein- 
lich im  dreizehnten  Jahrhundert  im  südlichen  Frankreich);  Dich- 
tung'en,  die  zwischen  Fabeln  und  gereimten  Erzählungen  die 
Mitte  halten.  Diese  epischen  Dichtungen ,  welche  zum  ersten- 
mal in  Mantua  1557  erschienen,  hielt  Prof.  Gottsched  irrthüm- 
lich  für  eine  Nachbildung*  von  Reinecke  Fuchs  und  wurde  dess- 
halb  von  G.  E.  Lessing'  (im  achtzehnten  seiner  Literaturbriefe) 
empfindlich  gegeisselt.  Moses  Mendelssohn  beurthcilte  ausführ- 
lich diese  Sammlung-,  als  die  zweite  Auflage  (Berlin  1755) 
erschienen,  in  der  Bibliothek  der  schönen  Wissenschaften  (III. 
Band  1.  St.  S.  73.)  —  Von  demselben  Verfasser  befindet  sich 
in  De  Rossis  Manuscripten-Sammlung-  und  in  der  Bodlejana  (Op- 
penh.  n.  1185)  eine  hebräische  Uebersetzung  des  ursprünglich 
arabisch  abgefassten  Emunot  weha'Deoth  Sadias'. 

Der  grösste  weltliche  Dichter  der  Hebräer  ist  Imanuel 
Romi  (mit  den  Beinamen  der  Siphronäer),  Er  blühete  gegen 
das  Ende  des  dreizehnten  Jahrhunderts ,  und  war  der  erste 
Verpflanzer  der  altprovencalischen  Sonnetenform  auf  italischen 
Boden.  Zu  Ferma  in  der  Marca  d'Ancona,  wo  er  unter  fürst- 
licher Protection  ein  dichterisches  Traumleben  führte  —  wie  sich 
Delitzsch  ausdrückt  —  dichtete  er  seinen  epischen  Divan  unter 
dem  Namen:  Sepher  Machbaroth,  —  der  aber  nichts  desto 
weniger  nach  seinem  eigenen  Namen  Imanuel  genannt  wird,  — 
durch  welchen  die  weltliche  Poesie  Italiens  mit  der  althispa- 
nischen in  Handhabung  des  heiligen  Sprachschatzes,  aber  auch 
an  Frivolität,  in  einen  siegtrunkenen  Wettkampf  tritt.  —  Ein 
zauberisch-gewandtes  Gaukelspiel  mit  dem  biblischen  Sprach- 
schatz   und    talmudischen    Phrasen ,    der    possenhafteste  Miss- 


53 

hraucli  von  Bibelslulloii  zu  den  obscönsten  Dilogicn,  Aufstellung 
der  heiliiien  Walirlieilen  neben  der  bittersten  Persinaü'e  der- 
selben ,  Apotbeose  der  sentimentalsten  Frauenlicbe  und  idealer 
Itlatoniscber  Freiindsebat't  —  das  sind  die  Grundzüi^x*  des  Di- 
vans  dieses  jüdiseben  Areliiio ,  welcben  ein  grosser  Tbeii  sei- 
ner \ation  als  verunreinigend  Hiebt.  Mit  einem  Worte,  er  ist 
ein  Hekenner  des  Dogmas:  HcliabUituÜou  de  la  cliair,  vor  Saint 
Simon  (l>olil/-seb   a.   a.   ().)•') 

Imanuel  Romi's  Hiograpbie,  grösstentbeils  aus  seinem  eige- 
nen Divan ,  der  ein/jg-en  sicliern  Quelle,  gezogen  und  zusam- 
mengestellt, bat  Steinscbneider  im  Literaturblatt  des  „Orient" 
1842  bekannt  gegeben.  Die  erste  Ausgabe  dieses  Werkes  ist 
mir  unbekannt;  die  zweite  erscbien:  Constanlinopel  l0f*{5;  die 
dritte  edirte  Itzig  Daniel,  Bruder  der  berülimlen  Faiini  Arn- 
stein ,  in  seiner  eigenen  orientaliseben  IJuclidruckerei  in  Berlin 
1790,   mit  einer  interessanten   Einleitung  von  J.  Salnova. 

Das  erste  grössere  abgeschlossene  Epos,  schrieb  Mose 
di  Rieti,  der  Verfasser  der  hymnenartigen  Dichtungen,  welche 
Debora  Ascarelli  und  Lazaro  Viterbo,  unter  dem  Titel:  II  Tem|>io 
und  Inni  sacri  (Venedig  1002)  übersetzten.  Mose  bar  Isac  di  Bieti 
wurde,  nach  ausdrücklicher  Angabe  des  Dichters  in  einem  der 
Eingangsterzetten  —  5170==  1410  geboren.  Das  Epos,  Mik- 
dasch  m'at  mit  \amen,  in  drei  grossen  Abtheilungen,  welche 
gegen  1800  dreizeilige  Stro|>hen  umfassen,  behandelt  einen 
ähnlichen  Stofl',  wie  Dante  in  seiner  Divina  commedia,  aber  vom 
national  bis  torischen  Standpunkt  ausgehend. 

Wie  Jener,  malt  er  phantastich,  mit  gewaltigen  Zügen 
und  llammenden  Bildern,  himmlische  Gesichte.  Wälirend  aber 
Dante  nur  lebender  oder  jüngstverstorbener  Personen  gedenkt, 
tübrt  der  israelitische  Sänger  vor  uns  vorüber  die  Tanäin»,  die 
Amoraim ,  die  Gaonen  und  die  Weisen  bis  auf  seine  Zeit."} 
Am  Ende  des  Werkes  sind  sehr  schätzbare  Randglossen,  gröss- 
tentbeils lilerar  -  historischen  Inhalts  angefügt.  In  einer  der- 
selben wird  unser  Imanuel  Romi,    sein  Vorgänger,  wegen  sei- 


^)   Vergl.   Jost  in  :   Wissciischal'tliche  Zeitschrift  für  jüdische  Theologie.   III. 

S.   3i. 
-)   Vei'gl.  Delilzbch  a.   a.   Orte. 


54 

ncr  Frivolität  und  Verspottung  der  Kahbala,  hart  mitgenommen 
und  in  der  Diclitung-  selbst  mit  Stiliscliweigen  übergangen.  — 
lleggio,  der  in  neuerer  Zeit  zuerst  eine  austuhrlichc  Notiz  über 
Ilieti  in  den  Hikure  llaitim  (9.  Jahrgang  S.  14)  veröllentlieh- 
te,  nennt  ihn  aus  dem  angeführten  Grunde  den  „hebräischen 
Dante;' ') 

Dieses  Werk  ist  niemals  im  Drucke  erschienen.  De  Rossi 
selbst  erwähnt  seiner  nicht;  wohl  aber  Wolff  in  seiner  Bibl. 
liebr.  III.  p.  815,814.  Die  k.  k.  Ilofbibliothek  besitzt  eine  kost- 
bare Handschrift  dieses  Epos"),  die  sie  bereits  nach  Ver- 
öft'entlichung  des  Cataloges  hebräischer  Handschriften  von 
Kr  äfft  und  Deutsch  im  Verlaufe  des  Jahres  1848  käuflich 
an  sich  brachte.  Wir  können  nicht  umhin,  hier  die  Gelegenheit 
zu  ergreifen,  der  hohen  Administration  der  k.  k.  Hofbibliothek 
unsern  innigsten  Dank  im  Namen  vieler  Literaturfreunde  aus- 
zusprechen, dass  dieses  erhabene  Institut,  trotz  der  verhält- 
nissmässig  beschränkten  Dotation,  auch  auf  die  Bereicherung 
der  hebräischen  Manuscripten-Sammlung  ihr  eifriges  Bestreben, 
besonders  in  neuester  Zeit ,  gerichtet  hat. 

Ueber  die  dramatische  Poesie  der  Hebräer  behalte  ich 
mir  vor ,  in  einem  eigenen  Vortrage  zu  berichten ,  wenn  mir 
abermals  die  Ehre  zu  Theil  werden  sollte  ,  solchen  in  diesem 
hochverehrten  Kreise  vortragen  zu  dürfen. 


*)  Eine  Curiosität  eigener  Art  ist  der  Umstand ,  dass  der  Name  des  Bu- 
ches und  der  des  Autors  von  gleichem  Zahlen werth  sind,  worauf  der 
Dichter  selbst  im  dritten  Vers  des  ii.  Terzetts  der  Einleitung  enigma- 
tisch  hindeutet,  mit  den  Worten: 

•   :  -  "IT*  -   :  T I:  • 

Der  Zahlenwerth  von  Mikdasch  m'at  (tiPü  ti^Tp2),  so  wie  von  Mose 
Jitzchaki  CpH^i^  Hl^ü)  =  563 ,  welches  ich  zuerst  herausgefunden,  und 
nicht  ohne  Anstrengung,  da  man  gemeiniglich  den  Verf.  schlechtweg  Mose 
di  Rieti  nennt,  nach  einer  gleichnamigen  Stadt  und  Delegation  im  Kir- 
chenstaate, und  der  Name  seines  Vaters  nicht  häufig  bekannt  ist. 
^)  Nach  Wolft  a.  a.  Orte  befindet  es  sich  auch  handschriftlich  in  der 
Bibliothek  der  Sorbonne  in  Paris. 


55 


Herr  |{egiei'un«;-,sralli  Clunol  setzt  seine  Vorträge:  lieber 
die  Pflege  der  G  es  chic  htswissensc  halt  in  üest  er- 
reich fort : 

in. 

Das  k.  k.  IMiinz-  und  Anti  ken- C  abinet  und  die  Am- 
bras er  -  S  am  ni  lung  gewäliren  natürlich  wie  im  Allgemeinen 
der  Kunst-  und  Lilerar-Gcschichte,  insbesondere  auch  der  va- 
terländischen Geschichle  im  weitesten  Umfange  die  bedeu- 
tendste Unterstützung,  so  wie  auf  der  andern  Seite  diese  herr- 
lichen Sammlungen  nur  erst  dann  recht  verstanden  und  benutzt 
werden  können,  wenn  sie  durch  die  Geschichte  unseres  Vater- 
landes beleuchtet  werden. 

Wenn  bisher  in  den  sogenannten  „Geschichten  Oestcr- 
reichs"  von  diesen  Sehätzen  des  Altertluims  und  des  Mittel- 
alters so  wenig  Gebrauch  gemacht  worden  ,  wenn  die  interes- 
santesten Denkmäler  und  Zeugnisse  artistischer  und  wissen- 
schaftlicher Cullur  seihst  einem  grossen  Theile  vaterländischer 
Gelehrten  unbekannt  geblieben  ,  ist  das  nur  die  Schuld  jener 
Geschichtschreiher,  die  ein  Langes  und  Breites  von  den  politi- 
schen Veränderungen,  von  Krieg  und  Zwietracht  erzählen,  die 
Erscheinungen  edlerer  Art  hingegen,  die  Fortschritte  und  Er- 
zeugnisse der  Kunst,  der  Literatur,  entweder  ganz  ignoriren 
oder  liöchst  oberllächlich  berühren. 

Vielleicht  sind  aber  diese  sogenannten  „Geschichtschreiber'' 
doch  etwas  zu  entscliuldigen  dadurch,  dass  eben  diese  herrli- 
chen Schätze,  ihr  Ursprung,  ihre  P'undorte,  ihre  Acquisition, 
und  vor  allem  ihre  genaue  Heschreihung  noch  unbekannt  sind. 
—  Derlei  Denkmale  sollten  nicht  bloss  zum  augenblickli- 
chen Anschauen  aufgestellt,  sondern  zum  Behuf  eines  genauen 
Studiums  gelreu  abgehildet  und  beschrieben  sein,  dann  würde 
ihre  Berücksichtigung  und  ihr  lOinlluss  auf  Culturgeschichte 
unzweifelhaft  sein,  das  müsste  eine  Regeneration  der  bisheri- 
gen  „Geschichtswissenschaft'"  zur  Folge  haben. 

Ich  betrachte  das  k.  k.  IMünz-  und  An  ti  ke  n  -  Ca  b  i  net 
uml  die  Am  b  ras  er  -  S  am  m  hin  i>-  hier  nalürlich  nur  aus  dem 
Standpunkle  der  v  a  t  e  r  1  ä  n  d  i  s  c  h  e  n  Geschieh  t  s  f  o  r- 
schung,  obgleich  die  Stellung,  welche  dieses  Institut  in  der 
Entwickelung    der    Wissenschaften    überhaupt,     namenllich    der 


56 

Niiniismatik  mit  Recht    einnimmt^    allerdings    auch    zu    hc- 
riick.sicijtigen  wäre. 

Ohne  Zweifel  gehören  die  österreichischen  Fürsten 
aus  allen  drei  Dynastien,  der  hab  e  nb  e  rgisc  hen,  habs- 
burgi  sehen  und  lothringischen  zu  den  kunstsinnigsten 
und  wissenschaftlich  strebsamsten  Herrschern;  es  Wcäre  eine  eben 
so  interessante  als  umfassende  Arbeit,  diess  aus  den  Quellen 
und  Denkmälern  umständlich  nachzuweisen.  Theil weise  ge- 
schah es  auch  in  dem  grossartigen  Werke:  Monumenta  Augu- 
stae  Doiims  Au.striacae,  woriin  die  Mönche  aus  St.  Blasien 
IMarquard  Herrgott ,  Rustenus  Heer  und  Martin  Gerbert  mit 
kaiserlicher  Unterstützung  arbeiteten.  ^) 


*)  Wir  sagen  theilweise,  denn  die  Aufgabe  ist  nichts  weniger  als  erschöpft 
durch  das  ins  Leben  getretene  Werk,  Avenn  auch  der  fünfte  Theil,  welcher 
,,Inscriptiories  Domus  Austriacae  ex  templis ,  palatiis ,  sepulcris ,  signis 
aeneis  etc.  coUectas"  enthalten  sollte,  wäre  ausgearbeitet  worden.  —  Wir 
geben  hier  eine  Uebersicht  des  Inhaltes  der  erschienenen  sieben  Bände,  weil 
wir  wünschen  ,  dass  dieses  Werk  allen  Geschichtsforschern  recht  bekannt 
werde  ,  denn  wegen  seines  Formats  und  seiner  Sprache  (der  lateinischen") 
ist  es  wirklich  einem  grossen  Theile  der  jüngeren  Generation  unbekannt : 

Monumenta    Aug.  Domus  Austriacae  in  5  Tomos  divisa. 

Tom.  I. 

Sigilla  vetera  ,  et  insignia  cum  antiqua  ,  tum  recentiora  varii  generis 
complectitur ,  quibus  usi  sunt  Murchiones  ,  Duces,  Archidncesque  Austriae  etc. 
Opera  et  studio  31.  Herrgott.   —   Vjennae  Austriae    1750.  Fol. 

(Enthält  VIII  dissertationes  et  auctarium  diplomatum  Austriacorum.) 

Piss.  la.  historico-critica  ,  de  SigiUis  Marchionum  ,  Diicum  et  veterum  Archi- 
Ducum  Austriae  ah  Ernesto  I.  Strenuo  lineae  Babenbergensis ,  ad  Maximilia- 
num  I.  Imperatoris  Friderici  Pacifici  filium  usque,  ex  gente  Habsburgo -Au- 
striaca.   (In   26   Paragraphen.   Von   S.    1 — 02.) 

Diss.  II- da.  De  scuto  veteri  Principum  Austriae.  (In  23  Paragraphen.  Von 
S.   33  —  52.) 

Diss.  lll-tia.  De  Fascia  Austriaca ,  seu  de  Scuti  hodierni  origine.  (In  24  Pa- 
ragraphen.  Von  S.  53  —  82.) 

Diss.  IV-ta.  Accessiones  ud  Insignia  Austriaca  servato  temporis  ordine  per- 
censentur.    (In   31    Paragraphen.   Von  S.  83  —  110.) 

Diss.  V-ta.  Tituli  et  Insigyiia  Archi-Ducmti  Austriae,  qui  Belgium  regnaque 
Ilispuninruni  moderabantur,  fecialium  verhis  enuntiata.  Accedunt  eoriun  Sym- 
bola  heroica  et  lemmata  epigraphica.   (In  28  Paragraphen.  Von  S.  11t  — 126.) 

Diss.  Vl-ta.  Insignia  Principum  Austriae  Ordinis  Ecciesiastici.  Accedunt  In- 
sigriia  Ordinuni  Eqtiesfritttn ,  quos  Austriaci  Principes  vel  instituerunt ,  vel 
adsumptis  illorum  signis  decorarunt ,  vel  ab  aliis  institutos  ejusmodi  ordines 
sua  auctoritate  comprobarunt.  (In   35   Paragraphen.   Von  S.   127  —  144.) 

Diss.  Vll-ma.  De  Diademate  Principum  Austriae.  (In  16  Paragraphen.  Von 
S.  145  —  158.)  (Diplomata  quibus  Pileus  Archi-Ducalis  pro  insigni  Austria- 
cae Domus  sancitur.)  (3.)  1.  Vom  27.  Nov.  1616.  2.  Vom  4.  Febr.  1617. 
3,  Vom  9.  April   1617.   (S.   159—164.) 


57 

Abgesehen  jedoch  von  der  niait!»;elharton  und  nicht  immer 
getreuen  technischen  Ausluhrung'  der  Abhildungcn,  lässt  auch, 
wie  beiireillieh  5  der  Text  viel  zu  wiinsclien  übria; ,  die  G  e- 
schi  c  htsf  or  s  ch  u  n  <::    war  erst  im  IJeoinncn,  das  Unterneh- 


Diss.  Vlll-va.  De  ves(e  Ducali  (cap.  I.  11  ^(sj.),  (jhidio  (cap.  II.  7  SSO  »  vc.riUo 
(c'ip.  III.  5  SS)  >  hnculo  sive  sceptro  (cap.  IV.  k  SS-)  j  gioho  cruoe  in- 
structo  (cap.  V.  4  SS-)  »  et  caeteris  Austritte  hisif/iiihiis  (cap.  VI.  2  SS-)  » 
liorumi/ue  tisii  (cap.  VII.  6  SS-)  et  online  in  poinpis  et  ritibus  piiblicis 
(cap.  VIII.   4  Sii»-)-    (Von   S.   105—200.) 

Auctarium    Diplomutum    Austriacorum.     32  Stücke.   (Von  S.   201  — 24i.    Jahr 
1178  —  1479.) 
Index. 

Tomus  II.    l'ars  I. 

Nummotheca  Prineipum  Austritte  etc.    etc.   Frib.   Brisg.   1752.   Fol. 
Vorrede  ^k   SS-   I>anii    6  genealogische  Tafeln.    Dann  5  Prolegomena. 
Proleg.    1-mum.    De  vetustute    rci   nummariae    in    terris    austriucis  ,    eiusque 

prnyressu.    (In    10   §S-    S.    1  —  IX) 
Prolcfr.    2-(luni.     De    nummis    PriHcrpum    Austritte   ex    linea  litthenhertpcn  :    ubi 
de   ruininii.s    cum   icone  Vivi  Leopuldi  Marckionis  ,    ex  oecasione   agitnr.     (In 
.18  S§.   S.  IX   -XXVI.) 
Prolog.    3-iiim.      Gemealogia   Hdhshurgo -Austriaca    in    nummis.    (In    7  SS-    S. 

XXVI  —  XXXII.) 
Proteg.   4-tum.    De  nummis  ,   qui  inde  a  Rudolphi   I.  Rom.   Ref/is    tempnrihus, 
ad    Sigisinundum  Austrine  Archiducetn  et  comitem  Tvrolis    usque  nobis    sup- 
pelunt.    (In    15    SS-   f^-   XXXIII  —  XLIV.) 
Proleg.   5-tum.    Slgismundi   Archidueis   Austrine  et  Comitis  Tyrolis  numismata 
ac   monelas   percenset.    (In    8  SS-  S.  XLV  —  LIV.) 
Dann   folgt : 

Series  ISummorum  Prineipum  Austritte,   ducto   initio  a  Friderico  Plaeido 
Imp.    u.sque     ad     Carohtm    IL    Regem     stirpi.s    Ilispano  -  Austriacae    ma.sculuin 
ultimum. 
\.Fridfricus   Plac.    Imp.    (In  31  SS-   S-    1—13.) 

2.  jMfi.vimilidnun    I.   Imp.  (In    (»7  SS-  S-    '^ — -51.) 

3.  Pfiilippus  Pulclter  Rex  Ilisp.  (S.  51  —  56.)  Joanna  Philippi  Ausir.  vidua. 
(S.   50.)    Proics  Max   I.  (S.  57  —  66.) 

i.  Cttrolus  V.  Imp.  (S.  66  —  110.  107  SS-)?  Maria  CaroU  V.  Soror.  Regina 
Uung.  et  Boh.  (S.  111  — 113.)  Proles  CaroU  V.  (Joanna,  Maria,  Margarita, 
Joannes  ab  .\u.stria.  (S.  113  — 125.)  Nummi  ad  hist.  CaroU  V.  facientes. 
(S.  125—  128.)    (Im  Ganzen   Carl   V.    U!»SS-) 

5.  P/tiUppus  IL  Ilisp.  Re.r.  (S.  128—171.  13%  SS-)?  Proles  Philippi  IL 
(Caroli ,   Alberli,     Isabcllae,   Clarae    F^ugeniae  ,   Catharinae.)    (S.   171  —  194. 

58   SS-) 

6.  Philippus  111.  Re.r  Uisp.  (S.  194  —  202,  in  29  SS)  Proles  Phil.  III.  (An- 
nae  M;ir.   Mauriliae  et  Ferdinand!.)    (S.   202  —  206.) 

7.  Philippus  IV.  Uisp.  Re.r.  (S.  207  —  227  ,  in  75  SS-)  ?  Philippi  IV.  Proles 
(Joannes    ab   Austria  et  Maria  Theresia.)  (S.   227—232.) 

8.  Carolus  IL  Ilisp.  Re.r.   (S.  233—248,  in  53   §§) 

Dann   folgen    Probafiones    ad    Prolegomena.     Diplome    und    Excerpten.  16 
Stücke,   vom  J.   1228—1484.    (S.   249  —  263.) 

-  Tomus  II.  Par<4  II>  « 

yummotJi^cri  Prineipum  Austriae.   Ilahshurgicae   gentis  Hueae   Germano- 
Auslriaeac  etc.  etc.   Frib.  Driög.    1753.   Fol. 


58 

inoü  war  jedenralls  7M  wenig  vorbereitet;  übrigens  verdient  das 
Geleistete  mit  Herücksiebtigimi!;  der  bescbränkten  Mittel  und 
der  geringen  Zalil  der  Mitarbeiter  die  vollste  Anerkennung.  — 
Nach  dem    jelz,igcn   Standpunkte  der   Wissenschaft    und    Kunst 


Voraus  :  Schema  genealogicuin  Stirpis  Habsb.-Austr.  lineae  Germanicae. 
Facto    initio  a  Ferdiiiaiido   I.   Iiiip.  usque  ad  Ferdiiiandum  IV.    Reg.  Rom. 

1.  Ferdinanthis  I.  Imp.   (S.    1  —  37.)    Proles  fuemineue  Ferd.   I.   (S.   38—44.) 

2.  Ma.vimilianus  II.    Imp.   (S.   44 — 67,   in   44   §§.)  ;    Ferdinaiidus  dictus   Ty- 
i'olciisis    (S.   68—75.)   Proles   ex  Philippiiut.   (S.   75—78.) 

3.  lludolphus  II.   Imp.   (S.   79  — 104,   in   46   §§.)  ;   Ernestus  Archidux  Max  II. 
Imp.  filius.   (S.    105—107.) 

4.  Mathias  Imp.   (S.    107—135,   in  54   §§.)   Maximil.  III.  Archid.  Supr.  Ord. 
Teuton.   Magister.   (S.    136—145.) 

Carolus  Archidux,   Lineae   Sfi/rensis   Safor.   (S.  145 — 152.)   Proles  ejus- 
dem.    (S.    152  —  156.)    Leopoldus    V.    Archid.   (S.    156—166)    eins    fUia 
Mar.   Leopoldina  (S.    166)   et  tUii   (S.    167). 
Ferd.    Carolus  Leopoldi   V.  fil.    (S.    167—170.) 
Carolus   Posth.  _Caroli  Styrensis  filius.   (S.    170  — 174.) 

5.  Ferdinandus  II.  Imp.   (S.    174—210.)   Ferd.   II.   Proles  (S.   210—219.) 

6.  Ferdinandus  IIL  Imp.   (S.   219—246.)   Ejusd.  Proles  (S.  247—256.) 

Folgen   3   Indices: 

1.  Die  Documente  des   ersten   Bandes.   (16   Stücke.) 

2.  Die  Epigrammata ,     lemmata,    apophthegmata    und    inscriptiones  ,    die   in 
der  Nummotheca  vorkommen. 

3.  Index  rerum  et  verborum. 

Toinus  III.  Pars  I. 

PinacoÜieca  Principum  Austriae  ,  in  qua  Marchionum ,  Ducum  ,  Archi- 
ducumque  Austriae,  utriu.sque  sexus ,  Simulaera,  Statuae,  Anaglypha  ,  Cete- 
raque  sculpta  ,  caelata ,  pictave  monumenta,  tabulis  aeneis  incisa  proleruntur 
et  commentariis  iliustrantur  etc.  etc.  (Herrgott,  Heer,  M.  Gerbert.)  San  Blas. 
1773.   Fol. 

(Vorrede  in   42  §§.) 

Prolegomena  ad   Pinacothecam  Austriacam. 
Proleg.   1-mum.     De  vetustis   stattds  ,    anaglyphis  ,    aliisque  iconihus ,    ac   ino- 

numentis  Ducum  Austriae,   Bahenhergicae  stirpis.   (S.   I  —  XVIII ,   in  28  §§.) 
Proleg.    Il-dum.     De    tahulis    genealogicis    Marchionum    et    Ducum    Austriae , 

quarum  aliae   in  Peristylio  ,     sive  Xysto   Praei'ecturae    sacrae  Claustro  -  Neo- 

burgensis ,    aliae    in    tabulario   Magistratus   Vindobonensis    asservantur.     (S. 

XVIII  —  XLIIl  ;   in   63   §§.) 
Proleg.   Ill-ium.     Stenunn     Habsburgo  -  Austriacum ,     tabulis    expressum,    ex- 

ponit.   (S.   XLIII  —  LXXXVHI ;   in   83   §§.) 
Auctarium  Diplomatum  ad  Pinacothecam  Austriacam  pertinentium,   v.J.  1280 — 

1626.   84   Stücke.    S.   Urkundenbuch   und  Elenchus.    112  Kuplertal'eln. 

Tonius  III.  Pars  II. 

Pinacotheca  Principum  Austriae  etc.   etc.    San  Blas.    1773.   Fol. 
(Commentar  des  vorigen  Bandes.) 

Liber  I.  Exhibens   icones   a  Rudolphe  Habsburgico  R.  R.   ad  usque  Max.  I.  Imp. 
Cap.   I.   Rudolphus  I.   eiusque   uxores ,  ac   liberi.   (S.   i  — 19;   in   37   §§.) 
Cap.   II.  Albertus   I.  11.   R.   eiusque  uxor  et  filia.   (S.   20—38;   in   40   §§.) 
Cap.   III.  Rudolphus  Rex  Bohemiue.   (S.   38—43;    in    11    §§.) 
Cap.  IV.  Friderieus  pulcher,  Rex  Rom.   (S.  43--47;    in   14  *§^'.) 


59 

müsston  aber  Monumerrta  Aiif/itstac  Domus  Aufttriarae  in  jeg- 
licher Bczieluiiio;  reicher  und  vollsliiiidiger,  so  wie  sorgfälligcr 
ausgeführt  erscheinen,  stuft  dos  lateinischen  Textes  natürlich 
die    lebenden    Sprachen    unsers    herrlichen  Vaterlandes    in    Au- 


Cap.    V.   Leopohltis   Gloria  Equitum ,    Ilenricus   Placidus ,    et    Otto  IlUaris. 

(S.    48  — 6!»  5    in   5:5    jSj^.) 
Cap.    VI.  Albertus  II.    Sapiens  cum  conjuge  Johanna  Pherretana.  (S.  69  — 

76;   in    16   SSO 
Cap.    VII.  Ilndolphua  IV.   Mnc^nammus ,    el    eius    nxor ,    nee    non    Frideri- 

cits   III.    Liheralis,   lludolplii    Irater.    (S.    77—91;   in    42   §§.) 
Cap.    VIII.   Albertus  III.    dictus  cum  triea.   (S.   91  —  96;   in    11    %%.) 
Cap.   IX.  Albertus  IV.   cof/)iomento   Mirahilia   Mundi.   (S.  96  — »7  ;  in  3  SS-) 
Cap.    X.   Albertus    V.    (In)[».    II.)     nee    non  uxor  eius  ,    ac    Ladisluus  Poslh. 

filius.    (S.   »7  —  104  ;   in    14   S^.) 
Cap.   XI.   Leopoldus  III.,    coynornento   Probus,    eiusque    filius    VVilhelmus , 

cum  suis   uxoribus.    (S.    104 — 113;   in   25   g§.) 
Cap.   XII.   Fridcricus  ,   I)ux  Austriae   et  Comes   T.vrolen.sis  ,   dictu.s  cum   t'rt- 

cua  pera  ,    eiusque  ii.vures    et   liberi.    (S.    113  — 119;   in    16   S§.) 
Cap.   XIII.    Sigismwidus   Tyrolensis  ,    nee    non   et  uxor  es   eius.     (S.    119 — • 

12.'.  ;   in    20    J^l§.) 
Cap.   XIV.   Leopoldun   IV.    Crassus,  eiusque   n.vor.   (S.    125 — 127;  in  6  Jj^-) 
Cap.   XV.   Ernestus  Ferreus  cum    duubus  u.roribus  ,    et  filio  eius   seeundo- 

genito   Alberto.   (S.    127  —  133;   in    17   §§.) 
Cap.   XVI.   Fridericus   Placidus  Imp.   eiusque  u.vor  et  filia.   (S.  133  — 144; 

in   27   §§.) 
Cap.   XVII.   Mtt.rimilianus  I.    Imp.     cum   duiibus   u.foribus   et  sponsa  ,     nec 

non   Mar{/ariiha  ,   eius  filia.   (S.    144  — 171  j   in   59   §§.) 
Liber  II.   complectens  icones   Stirpis  Austriaca -Hispanicae  inde  a  Philippo   I. 
ad  usque   l'urolum  II.   Hisp.   Reges. 
Cap.   I.   Philippus  I.   Rex   Castellae,   eiusque  uxor  et  filiae.   (S.    171  — 180; 

in    23    %%.) 
Cap.   II.    Carolus    V.   Imp.   eiusque  uxor  et   liberi.   (S.   180  — 208 ;  in  76  SJ.) 
Cup.   III.    Caroli    W   Proles   reliiiuue,    Maryaritha    et    Joannes  ab  Austriu. 

(S.    2(i!t-21  1  ;   in   6   ^«ij.) 
Cap.   IV.   Philippus  II.  Re.v  Ilispaniurum ,     et  eius  uxorcs.   (S.   211 — 221; 

in   30   Ji§.) 
Cap.    V.    Phillppi  II.    Re(/is    Hispan.    Proles.    (S.    221—231  ;   in   30    §§.) 
Cap.    TV.   Philippus   III.   Rex   Ilisp.    nec   non  eius   uxor  et  proles.    (S.   231 

-236;   in    17   §%.) 
Cap.    VII.   Philippus   IV.   Hisp.   Rex  ,    eiusque    u.xores  et  liberi.    (S.   237  — 

245;   in   26   %%.) 
Cap.    VIII.    Carolas  II.,  et  eius  uxores.   (S.   245  —  246;   in   6   §§.) 

Liber  III.   coin|)lecten.s    icones   litK^ae    Auslriaco  -  (iermiinicuc    inde    a  Ferdi- 
nando   I.    llom.    Imp.    ad   Ferdimoulum    dictum   Tyrolensem. 

Cap.    I.    Ferdinandus   I.    Rom.     Imp.     i'hilippi    pulchri   filius  ,     eius<fue  uxor. 

(S.    247  — 2(i4  ;   in   35    |S^^.) 
Cap.   II.   Ferdinandi  I.    Imp.   proles  foemineite.    (S.  264 — 270  j     in   20  %%.) 
Cap.  III.   Ma.vimilianus    II.    Imp.    eiusque    u^ror    el    filiae.    (S.    270 — 280 ; 

in   21   S.S.) 
Cap.   IV.   Rudolphus    V.     inter    Rom.     Imperulores     II.    (S.    280 — 287;    in 

15   SS.) 
Cap.    r.    Ernestus,    et    Wenccslaus,   Miix.    II.    lilii.    (S.    287—290;   in  8  SS-) 
Cup.    l'I,  Mathias  Imp.   cum  Anna,    uxure  sua.   (S.  290  —  297;  in  lü  SSO 


()0 

wen  du  Hg-  koiinucn.  —  Kine  würdige  Aufgabe  der  kaiserlichen 
Akademie!  —  Jedocl»  erst  in  späterer  Zeit,  denn  dazu  bedarf 
CS  wohl  noeli  zahlreicher  und  niülisamer  Vorarbeiten.  Ilaben 
wir  denn  nur  einigerinassen    befriedigende  Geschichten  unserer 


Cap.    VIT.   Ma.ri)nilianus  III.   Supremus   Ord.   Teuton.   Magister.     (S.    298  — 
300;  in   7   §§.) 

Liher  IV.-  E.vhihens    icones    a  Ferdinando  ,    restauratore    lineae    Atistriaco- 
Tyrolensis  ,   ad  usque  Leopoldum    V.   eiusque  proles. 

Cap.   I.  Ferdinandus  ,  Ferdiiiandi  I.    linp.    filius  ,   cum  tixoribtts ,  et  liberis 

non   nullis.    (S.    301-307;   in    13   §§.") 
Cap.   II.   Ferdiiiandi  Archidncis    U.vor  altera,    Anna   Catharina  Mantuana  , 

cum   liberis.    (S.    307—508;   in  5   §§.) 
Cap.  III.   Leopoldus    V.    Caroli   Graecensis  filius.     (S.   308  —  311;   in  9  §§.) 
Cap.   IV.   Leopoldi    V.   A.  A.   Proles.    (S.    311  —  313;   in   8   §§.) 
Liber    V.    Complectens   lineam    Habsburgo  -  Auslriacam     Satore    Carola     Grae- 
ceiisi  propafiatam. 
Cap.   I.   Icones  ,    et  Slatuae   Caroli  II.   Archiducis  ,    itemque   Mariae   uxoris 

eius.    (S.    314—321  ;   in    14   §§.) 
Cap.   II.    Caroli   Graecensis   liberi.   (S.    321  —  328;  in   18   %%.) 
Cap.   III.   Ferdinandus  II.   Imp.   (S.    329  —  355;    in   61    §§.) 
Cap.   IV.   Ferdinandi  II.    Vxores   et  Liberi.   (S.    355 — 359;   in    11    §§.) 
Cup.    V.   Ferdinandus   III.   Imp.   eiusque  u.vores.   (S.   359 — 366;   in    17S§.) 
Cap.    VI.   et  ultimum.  Ferdinandus  IV.    Rom.   Rex. ,   et   Carolus  Josephus  , 

eius  frater.  (S.   366—368;  in  6  §§.) 
Index. 

Tomtis  IV.    Pars  I. 

Taphographia  Prtneipum  Austriae  etc.    etc.    San  Blas.    1772.   Fol. 

Pars  I.    Continet  commentarium ,    quo  tabulae  aeneae  ,  ac  inonumenta  cetera 
exponuntur  ,   subipctis   tabulis  necrologicis. 

Praefatio  :   S.   I  —  XXXIII. 
Liber  I-mus    exhibens  monumenta   sepulcralia    Principum    Austriae    stirpis   Ba- 
benbergicae. 
Cap.   I.    De    funeribus  ,     ac    epitaphiis    principum     Austriae    antiquissimis, 

Mellicii  reperiundis.    (S.   1  — 17;   in   26   §§.) 
Cup.   II,    De  funeribus  prulintn ,    ac    nepotum  Leopoldi  illustris ,    usque  ad 

Leopoldum   Sanctum.   (S.    17  —  27;   in    19   §§.) 
Cap.   III.    S.   Leopoldi,  posterorumque  eius,   funebria  monumenta,   Claustro- 

Neoburgi  in  Austria  conservata.   (S.   27  —  36;   in   23   §§.) 
Cap-   IV.   Sepulcretum  Abbatiae  S.    Crucis  ,    in  Austria   inl'eriori  ,  Prolibus, 

Posterisque   S.   Leopoldi  consecratum.   (S.   36 — 64  ;   in   57   §§.) 
Cap.    V.   De    Ottonis ,    Frisingensis   Episcopi,    S.   Leopoldi    filii  ,    sepuHura, 

Morimundi  in   Gallia.   (S.   64  —  67;   in   6  S§-) 
Cap.    VI.    S.   Leopoldi  Proles  Reliquae.  (S.  67—71;  in   7  §§.) 
Cap.    VII.   De  Henrici  Jusomirgott,  funere  ad   Scotos  Vindobonae.    (S.    71  — 

76;   in    11    §§.) 
Cap.    VIII.  Ducis   Leopoldi  gloriosi  ,   eiusque  filiae  Margarithae  tuinuli ,   in 

abbatia  campililiensi ,    locique    sepulcrales   ceterorum  ipsius   liberoruni. 

(S.    76— S4;   in    16   §§.) 
Cap.   IX.   Tumulus    Ottocuri,    regis  Boheniiae,    ac   Ducis   Austriae,   Styriae- 

que  ,    Pragae    in    templo    S.    Viti    Palatino    conspicuus.    (S.   85  —  87  ; 

in   6  §§.) 


ausgczcicIiMcten  Samiiilunneii  ,  zum  Beispiele  eine  Gcscliiclitc 
des  Miiiiz-  und  Antiken- Cabinets ,  selbst  aucli  nur  wie  die 
MosePscbe  fieschicbte  der  k.  k.  II  o fb  i  b  I  io  t  he  k,  welche  so 
vieler  Beriehtigungen  und  Vervollständigungen  bedürfte. 


Liher  Il-dim  coinploctens  monumonfa  sppulcralia  Dticiim  Anstriae,  Anpusla 
geilte  llabsburgica  satorum  ,  a  liudulphu  J.  usque  ad  Albertu7)i  11.  cogn. 
sapientem. 

Cap.   I.   lludiilphi  I.    II.   /?.    Monuinentum    Spirae    Nemetum.    (S.  87  —  95; 

in   12   S^.) 
Cap.  II.    De    sopultura  Annae    et   EUsahethae  Rrtdolphi   I.   R.   II.    conjugiim  . 

nee   non   (riinn   illiiis   jUiorum.    (S.    )t5 — 121  ;   in    43    §§.) 
Cap.    III.    De   obitu ,    et  sepultura  Alberd  I.   II.   li.    nee  nou   qiiorundain   //- 

berorinn  eius.   (S.    122—128;   in    10   S^.) 
Cap.   IV.   .htuunis   Purricidae  inonumenta  Pisis   in   Tuscia.    (S.    128 —  1.30; 

in   5   %%.) 
Cup.    V.   De    Tumtilo    Tullnensi ,    quo    plura    austriacorum    principtim  funcra 

contegi  ,   lerunlur.    (S.    130—132;   in   6   §§.) 
Cap.    r/.     Crypta    sepiilcrulis     Diicum    Auslriae    Königsveldae    in    Arijovia. 

(S.    132—149;   in   31    S§.) 
Cup.    VII.   Blancae ,    Rudolph!  III.    Ducis  Auslriae    ac  postea  Bohcni.    R.    et 

Isabellae  Arragonicae ,    Friderici    Pulchri  ,    R.   R.    conjuguni ,    tumuli 

Vindobonae   apud   Miiioritas.     Agitur   quoque   de   eiusdem   Iludolphi ,    et 

uxoris   eius  secundae  obitu.   (S.    149 — 154;   in   9   §§.) 
Cap.    VIII.   Friderici  pulchri  Caesaris  ,    eiusque  filiue  Elisabethae ,    nionii- 

menta  ^laurbaohii    in   Austria    nee    non  Antiac  alterius   eius   filiae  ,    ad 

S.    Clarain    Vindobonae.    (S.    154—160;   in   9   §§.) 
Cap.   IX.    Oltonis   Hiluris  ,    eiusque   iamiliae   crypta  in   novo   inonte,    Styriae 

monasterio  ,    Ord.   Cisterc.   (S.    160  — 166;   in    14   §§.) 

Liber  III.  coniplecten»  l'unerea  inonumenta  Dueiim  Anstriae  Aug.  Gente  Habs- 
burgica   satnnini .   ab   Alberto   II.    Supiente ,   ad   usque    Erncstuni  f'erreum. 

Cap.   I.   De    Crypta   Sepulcruli,    in     Carthusia    Gemnieensi.     (S.    166  — 171; 

in    11    §§.') 
Cap.   II.   Cenotaphium   Rudolphi  IV.,    Alberti   11.   Sapientis   filii,   nee   non   et 

Catharinae,  uxoris   eius,  Vindobonae  in   Metropolitana.   (S.    171 — 176; 

in    10   §§.) 
Cup.   III.   De    crypta    sepulcruli    Ducum    Austritte,    quae   Vindobonae  est  in 

eodem  templo  l\Ielr<)polilano   ad   divi  Stepbani.    (S.  176  — 197;   in  35  §^.) 
Cap.   IV.   Cohspectus   eiusdem    crijptae ,    augustissiinac    iniperatricis    Mariae 

Theresiae   iussu  ,   anno    1754  restitutae.    (S     198 — 202;   in   9   §§.) 
Cup.    V.    De     Sepulturis     Cathurinne ,    et   JMnrcjarilhae ,   filiarum   Alberti   II. 

nee   non    Viridae ,    uxoris   Lcopoldi   III.     cogn.   probi.    (S.   202  —  204  ; 

in   6   §§.) 
Cap.    VI.  Stumsense,  seu  Stirpinense  in  Tyroli  Sepulcrefuni.   (S.  204  —  213  ; 

in   22   §§.) 
Cap.    VII.    De    sepultura  Margnrithae ,    Alberti  IV.    Ducis    Auslriae,    filiae 

Ilenrici    diritis ,     seu    Landisbutani ,     Ducis     Bavariae  ,    conjiigis.    (S. 

214-217;   in   6   §§•) 
Cap.    VIII.  Alberti   V.    (Iiiip.   II.)   ac   conjugis   ejus   Elisubethae,  nee  non    fi- 
liarum, Aniiae  et  Elisabethae  sepulturae.    (S.   217 — 225;   in    13   §§.) 

Liber  IV.  coinpl.  funerea  monumenta  etc.  ab  Ernesto  ferreo  ad  usque  l'hi- 
lipputn  pulchruui  ,   Castiliae   regem  etc.   etc. 


62 

Und  (loch  gehört  das  k.  k.  Mi'iiiz-  und  Anliken-Cahinel  mit 
der  Ambraser  -  Sammlung  zu  den  hedeutendslcn  und  grösslen 
Sammlungen  dieser  Art  in  der  ganzen  Welt.  — ■  Seine  Schätze 


Cap.  I.  Ernesti  ferrei,    Diicis   Austriae    et  Styriae  tumulus  ,    et    Crypta    in 

Riinensi   Styriae   monasterio  ,   nee   non  ainbanim   eius   conjuyutn  sepul- 

turae.   (S.   225  —  2,30;  in    10   ^Jj.) 
Cap.   II.  Ernesti  ferrei  liheri  f/uiiKiue,    Neostadii  Austriae    ad    Sepulturam 

dati.   (S.   230  —  233;  in   6   §§.) 
Cap.   III.   De   sepiiltiiris   Marfiurithae  et    Cntharinne,  Ernesti   ferrei  filiariiin, 

nee  non   Mecktildis  ,   Alberti   VI.  conjugis.   (S.   233—238;   in   9   §§.) 
Cap.   IV.    Mansoleiim    Friderici    III.     Iinp.     cogn.    placidi ,    Vindobonae    in 

templo  Metropolitano.   (S.   238—258;   in   38   §§.) 
Cap.    V.    De    septiltura   Eleonorae  Lusitanae,    Friderici    placidi    conjugis, 

triumque  prolium  eius ,    Neapoli    Austriae ,    itemque   filiae  eius   Kune- 

gtindis,   Monachii.   (S.    258  —  263;  in    11    §§.) 
Cap.    VI.  De   sepultura  Ma.rimiliani  I.   Imp.    Neostadii  Austriae.   (S.   263  — 

271  ;  in  7  §§.) 
Cap.    VII.     Augustum    monuinentum    funebre  Maximiliani  I.  Imp.   Oenipon- 

tanum.   (S.    271—284;   in   30   §§.) 
Cap.    VIII.   De  sepnlcris   Mariae  Burguudicae ,   ac  Blancae  Mariae  ,    Maxi- 
miliani  I.    Imp.   conjugum,  nee  non   sponsae   eius,  Annae  Brittannicae. 

(S.   284  —  289;   in    10   §§.) 
Cap.   IX.   Tumulus   Francisci ,    Maximiliani  I.    Imp.   filii ,    Bruxellis     in    Bra- 

bantia  ,    deque   aliis   ejusdetn  Imp.  prolibus.   (S.  289  —  292;    in  6   §§.) 
Cap.   X.   Mausoleum  marmoreum   Margarithae,    Max.  I.   Imp.  filiae,   Burgis 

Segusianis.   (S.    292  —  294;   in   3   §§.) 

Liher    V.   .   .   .   a  Philippo  I.  pulchro  ad  tisque  Curohtm  II.  .   ,  . 

Cap.  I.  De  sepultura  Philippi  pulchri,  et  Joannae,  conjugis  eius,  regum 
Castellae,  et   Legionis.    (S.   295  —  300;   in    7   §§.) 

Cap.  II.  Monumentuin  funebre  Isubellae  Philippi  pnlchri,  filiae,  ac  Daniae 
Reginae,   Gandae  Flandrorum.   (S.    300  —  303;   in   6   §§.) 

Cap.  III.  Pantheon,  seu  Sepulcretum  Hispuniae  Begiim,  et  Principum  Austria- 
corum,  in  Scorialensi  monasterio,  vulgo  Esctiriali.  iß.  303  —  319;  in 
25   §§.) 

Cap.  IV.  De  altera  Austrincornm  Principum  in  Regio  Scoriale7isi  mona- 
sterio crypta,  Pantheo  contigiia.    (S.  319  —  332;   in   28  §§.) 

Cap.  V.  Juannis  ah  Anstria  Namurci  in  Belgio  Sepulcrale  monumentum,  nee 
non  Margarithae,   sororis   eius,   Placentiae.    (S.    332  —  335;   in   7   §$.) 

Cap.    VI.      De    reliquis     gentis    Hispano-Austriacae    Principum    sepuUuris. 
(S.  335  — 338;  in  8   §§.) 
Liher    VI.   ...   ex  Linea  germanica   .    .   .     a  Ferdinando   I.    Imp.     ad    usque 

Imp.    Ma.rimiliani  II.   posteros. 

Cap.  I.  Mausoleum  cum  crypta  Pragae  in  Boh.,  ad  divi  Viti  Martyris  ,  a 
Rudolpho    II.   Imp.   conditum.  (S.    339  —  346;  in    13   §§.) 

Cap.  II.  Descrlptio  cryptae  sepulcralis,  sub  eodem  Pragensi  Mausoleo  re- 
cens   apertae,  addita  delineatione.   (S.    346  —  354;   in    13   §§.) 

Cap.    III.    De   üUdrum  Ferdinandi  I.  Imp.  sepuUuris.    (S.  354  —  356;   in   6  §§. 

Cup.  IV.  Mausoleum  Ferdinandi  Archiducis,  comitisque  Tyrolis,  quod  est 
Oeniponti  in    sucello   argenteo.    (S.    356  —  360;   in   8   §§.) 

Cap.  V.  Tumulus  P/u'/j/j/jj/jae  Ferdinandi  Tyrolensis  uxoris  primae.  (S.  360  — 
362;   in   4  §§.) 

Cap.  VI.  Cenotaphium  Andreae  ab  Austritt,  Ferdinandi  Tyrolensis  ex  Phi- 
lippina filii.   (S.    362  —  364;   in   4   §§.) 


63 

sind  allenlings  auch  th  eil  weise  zum  Hcsten  der  Wisscu- 
scliaft  und  Kunst  Ix'schrieben  und  abgebildet,  und  seit  gerau- 
mer   Zeit    zugänglicb.    —    Vollste    Anerkennung    verdienen    die 


Cap.    VU.    Caroli  ab  Aiisiria ,    Philippiiiae   itidpin   lilii,   ciusque   uxoris,    Si- 

b;)llac,   inonuinpnta.    (S.   3ß4  — 365  5   in   4   §§.) 
Cap.    VIII.   Aiuiae    Mantuanae ,     Fordinaiuli    areliidiicis ,    ac   comitis    Tyrolis, 

cotijugis  secutidae,    eiusque  filiac,   Annue  Cathurinae,  Cippi,   <'t  Inscrij)- 

tiones  in   inonasterio  Servarum  ß.  V.  M.  propter   Oenipontuin.    (S.  365 

—  360;   in    *   SS.) 
Cap.   IX.    Crtjptiie  fuitehris  Archiducum  foctninarum.   quae  Ilalue  adOenum 

est,  descriptio.    (S.   367  —  372;   in    12   S§.) 
Cap.   X.    De    Cntharinae    Ferdinandi  I.   Iinp.    liliac,    ac    Ucginac    Poloniac, 

ad   S.  Floriu/ii  in   Autitria,    supra  Anas^uni ,   äepultura.    (S.    373  —  374; 

in  5  SS-) 

Libcr   VII.    .    .    .   funeroa    monumonta    Posterorum    MaximiUani    II.    Imp.    ad 
usque    Curolnm   Archidncem,    Dncemquc  Sti/riae. 

Cap.  I.  Tiiinulus  Ducttin  Rrubanliae  Vetermn,  et  Ernesti,  Max.  II.  Iinpe- 
ratoris  iilii ,  nee  non  sepulcra  Alberti,  et  lanhellae,  Arcliiducuin  Au- 
striae,  Bruxellis   in   Rrabantia.    (S.    375  —  380;   in  8  §§.) 

Cap.  II.  Sepulenim  Klisube(hne ,  Regiiiae  Franciae,  in  Regio  Asceterlo  ad 
S.    Ciaram   \iiid()l)<)nae,   cum    iconismo.    (S.    381 — 383;   in    6   §S-) 

Cap.  III.  Mausoleum  Ma.rimiliani  III.  Archiducis ,  Ord.  Teuton.  supremi 
Magistri,   quod  est   Oeniponti   in  templo   parochiali.    (S.    384  —  386;   in 

Cap.  IV.  Communis  crt/pta  sepulcralis  Archiducum  Austriae  Vindobonae 
apud  RR.  PP.    Cupucinos.   (S.   387  —  434;   in   68   §§.) 

Cap.  V.  Eiusdem  cryptae  dcscripdo^  ut  ab  augnstissima  Imperatrice,  Maria 
Theresia,  restaurata,  et  ampiiata  hodie  scse,  receptis  etiain  novis  l'u- 
neribus,   conspiciendam   praebet.    (S.    434  —  446;   in  20   §§.) 

Cup.  VI.  Sacellum  Funebre  ab  Aug.  Imperatrice  sibi  siiixi/uf  Pnsteris, 
Prosapiae  Auslriaco-Lotharingicae  ,  excitatum  ,  explicatur.  (S.  446  — 
468;   in   37   §§.) 

Cap.  VII.  Crypta  sepulcntlis  WUhehuinae  Amaliae ,  aug.  Josephi  I.  Imp. 
Viduae ,  Viennae  in  templo  risitationis  B.  V.  M.  31otiialiiim  Ord.  S. 
Francisci  Salesii,  a  se  ipsa,  unacum  monasferio,  futidato,  agitur  quo- 
que  de   Sereniss.    Filiarum  l'atis.    (S.    469  —  477;   in    10  %%.) 

Liber  VIII.    Compl.    fun.    inon.   Arcbiducum  Austriae  ex  Au;/,   ffenle  Habsbur- 
,    ffica   lineae   Styrensis,  Satore   Carola,  Ferdinandi  I.    Imp.  filio. 

Cap.   I.   IMausoteum    Caroli,   Archiducis  Austr.   et  Dneis   Styriae,  quod   Sec- 

coviac  est ,   sex  tabulis  aeneis   delineatura,   describitur,   una  cum   i'une- 

ribus   ibidem  sepultis.    (S.    478  —  490;   in   33   §§.) 
Cap.   II.    Marine  Ravarae .     Caroli    (Iraecensis   ii.rorin    monumentiim,    quod 

Graecii    est    apud    Saiictimoiiiales    Ord.    S.     Clarac,     eiusque    l'unus. 

(S.    490  —  492;    in   5   §§.) 
Cap.   III.    Caroli  Graecensis    liberi,    alibi  locnrum   sepulti.    (S.    493  —  501  ; 

in    15   S§.) 
Cap.  IV.    Crypta  sepulcralis  Archiducum  sub  Leopolde    V.    Comite  Tyrolensi, 

Oeniponti  in  templo  SS.  Trinitatis   Soc.   Jesu   excitata,   cum   eins   luiie- 

ribus,   ac  epitaphiis.    (S.   501—5(17;   in    19   §§.) 
Cap.    V.      Funera  lineae   Ausfriaco-Tyrolensis   extra  cryptam   Oenipontanam 

compo.sita.    (S.    508  —  510;   in   5   SS-) 
Cap.    VI.   Mausoleum  Graecense   Ferdinandi  //.    Inip.,    una  cum  crypta,   et 


gelehrten  und  tliätigcn  Vorsteher  ''' Wo  1  ig- ang  Lay>iu.s, 
0  c  t  a  V  i  u  s  S  t  r  a  d  a  ä  II  o  s  b  e  r  g- ,  *  P  c  t  e  r  L  a  ni  b  e  c  i  u  s  , 
Carl    Gustav    Heraeus,    Valentin    Ja  in  er  ay   Duval, 


loculis  funereis,   in   eadein   coiiditis,   delineatum,   et  descriptum  exhibe- 
tur,   additis   epitaplüis.   (S.  510  —  517;   in    10   §g.) 
Cap-    VII.   De   ceteris  Ferdinandi  II.   liberis  alibi   »epultis.    (S.   517  —  521  ; 

in  7  §§.) 
Cap.    VIII.    Eleonorne    Mantuanae ,    seeundae    uxoris    Ferdinand!    H.    Imp. 
crypta  et  tumulus   Viennae   in    templo   Carnielitarum   discalceataruin   ad 
S.   Josephum,   cum  iconismo.    (S.    522 — 526  5   in    1 1    §§.) 
Tabulae    Necrologicae     Marchionmn ,     Ducmn,    Archiducumque    Austriae 
quorum  monumenta  funerea  hoc  volumine  vel  t^pis  aencis  sistuntiir,   vel  tem- 
pus  emortuale ,   locique  sepulcrales   indicantur. 

Toinus  IV.  Pars  II. 

Taphographia  Principum   Austriae. 
Liber  singularis   de  translatis  Habsbvrgo-Austriacorum  Principum,  eorumque 
coujugum  cadaveribus  ex  Helvetia  ad  monasterium  S.  Blasii  in  Silva  nigra, 
ibique  in  crypta,   recens    constructa,   condendis. 
Cap,   I.    Translationis ,    et  cryptae    S.   Blasianae  descripiio.     (S.    1  —  4;   in 

12   §§.) 
Cap,   II.    Gertrudis,   seu  Anna,  Rudolphi  I.   Imp.  uxor,   una  cum  filiis  Hart- 

nianno  et   Carola  Basilea  in   novam   cryptam  San-Blasianam    translata, 

ossa   quaedam   anonyma.    (S.    4  — 13;   in    13   §§.) 
Cap.   III.   De  Elisabetha ,    Alberti  I.   Rom.    Regis ,    uxore.    (S.    14  —  19;    in 

9   §§•) 
Cap.   IV.    De    Leopoldo    seu    Lupoldo    et    Henrieo    fratribus ,    et  Friderico 

Friderici  R.    R.   filio.    (S.    19  —  30;   in    12   §§.) 
Cap.    V.   De  filiabus  Alberti  I.   Imperatoris  :   Elisabetha  Lotharingica,    Gutta 

Oettingana,    Agnele  Hungarica ,   eiusque  privigna  Elisabetha,   Moniali 

Toessensi.    (S.   30  —  40;   in    16  §§.) 
Cap.    VI.   De    Catharina    Sabaudica,    uxore   Leopoldi ,    eiusque  filia    Catha- 

rina   de   Cussin ,    nee  non    Elisabetha    de     Virneburg ,    uxore  Henrici 

placidi.   (S.    40  —  47;   in    12   §§.) 
Cap.    VII,    De   Leopoldo  III,      cognomento  Proho    apud    Sempachum    infeli- 

citer  succumbente.    (S.    47  —  55;   in    10   §§.) 
Liber  ultimus.  De    Urnis  Feralibus  ,   earumque  usu   Christiano  ,    ad   reponenda 
potissimum  viscera  apud  Austriae  Archiduces   destiuatis   etiam  eum  in   finem 
peculiaribus   cordiuin  et  intestinorum  conditoriis. 
Cap.   I.    De  vario    apud   Veteres    urnarum  feralium   usu.    (S.    56  —  60  ;     in 

Cap.  II.  Mos  et  Exempla  exenferandi,  ac  seorsim  sepeliendi,  viscera  apud 
Christianos  Principes,  et  quidem  Archiduces  Austriae  extra  cri/ptas, 
eum  in  finem  destinatas.  (S.  60  —  76;  in  29  §§.) 
Cap,  III.  Viscera  Archiducum  Austriae  suis  conditoriis  illata;  ac  potis- 
simum  quidem  corda  in  aedicula  Lauretana  apud  PP.  Augustinianos, 
Intestina  vero  in  crypta  cathedr.  Eccl.  S.  Stephani.  (S.  76 — 97; 
in  34  §§.) 
Auctarium    Diplomattim,    ad     Taphographiam    Austriacam   pertinentium.    Von 

S.  98  —  161.   50   Stücke  v.   J.    1225  —  1765. 
Appendix  ad  auctarium    Diplotnatum    pro     Taphographia    Austriaca.    Von   S. 
161  —  193.   23   Stücke  v.   J.    (1442)    (2   St.   v.    1250—1385.)   (23  St.  1271.) 
Elcnchus   diplomatum   .    .    , 

Index  rerum   et  verborum.     Dann   folgen    113   Kupl'ertafeln. 


65 

*  J  o  s  0  p  h  E  c  k  h  0  1 ,  Fr  a  n  z  N  o  ii  in  a  n  n ,  A  n  1  o  n  v  o  n  S  t  c  I  ii- 
l)»chel,  Joseph  C  Aruelli,  welclieu  die  Fördoninj»-  der 
Allcrlhumskunde  und  IVuniismatik  nach  dem  Urtheile  der  coin- 
peU'utcsten   Fachmänner  zu  verdanken  ist'J. 


*)  Wir  bemerken  ,   dass   in  der  k.  k.    Hofbibliothek  nii'lit  wenige  Handscbrifton 

existiren  .     -welclio    der     küiirti-re    Go.scliii'litschrcilxT     dii'.s(>r    vor/.iigliclien 

äainmluiigen   zu   Hathu   ziolien  iiiuss ;   so  werdtüi  in   den  beiden  Bünden   un- 
seres Verzeichnisses   (J.  Chniel,   die   Handschriften   der  k.  k.  Hofbiblioth(!k, 

Wien   ISiO  und    1841)    folgende   Xiimniern   zu    berücksichtigen   sevn  : 
Nr.     L.  1.  Itd.  p.  ii5.  Cod.  IMs.  Ni-.  !)42S  (Hist.  prof.  247.)  in  fol.  scc.  XVH.  1  12  Bl. 

(Münzabbildnngen.    theils   Kupferstiche,    von    Sadeler .    theils   Federzeich- 
nungen,   meist    von    römischen    Kaiser  -  Miin/.en.     ..Adnioduni    illustri    viro 

,, Domino   Octavio    de     Strada    ä   llosberg ,     lliidolphi  U.    Korn.    Imp.    nobili 

,,anIico  et  autiquario.") 

LI.    I.   Bd.  p.  446.  Cod.  Ms.  chart.  in  lol.    sec.  XVH.   Nr.  9439  (Hist.  prof. 

248).    112  Bl.    (Münzenabbildungen,   auf  Befehl  K.    Ferdinands  IH.) 

LH.  I.   Bd.    p.  44t).    Cod.    Ms.   chart.    in    fol.    sec.  XVII.   Nr.  9433  (Hist. 

prof.  249). 

LIII.  I.  Bd.  p.  446.   Cod.    Ms.   chart.  in  fol.  sec.  XVII.  Nr.  9434    (Hist. 

prof.    250). 

LIV.   I.  Bd.   p.   447.   Cod.  Ms.   chart.   in  fol.  sec.   XVII.   Nr.   9435   (Hist. 

prof.   251). 

LV.    I.    Bd.    p.   448.  Cod.  Ms.   chart.   in  fol.   sec.  XVII.  Nr.   943(5   (Hist. 

prof.   252*). 

LVI.    I.    Bd.    p.    448.   Cod.  Ms.    chart.   in  fol.   sec.   XVII.   Nr.   9437   (Hist. 

prof.    252). 

LVIII.    I.Bd.   p.   449.  Cod.   Ms.   chart.   in   fol.   sec.   XVII.   Nr.   8183    (Hist. 

prof.   254). 

LX.    I.   Bd.    p.    451.    Cod.   Ms.  chart.   in  fol.   sec.   XVII.   Nr.   9431    (Hist. 

prof.  250  —  260). 

LXI.    I.   Bd.    p.    452.    Cod.   Ms.   chart.   in   fol.    sec.   XVII.    Nr.    9430   (Hist. 

prof.   201    et  202). 

LXIII.    I.  Bd.   p.  455.   Cod.   Ms.   chart.    in   fol.   sec.    XVI.    Nr.   7954   (Hist. 

prof.    374). 

LXIV.    I.Bd.   p.  457.   Cod.   Ms.   chart.    in   fol.    sec.   XVII.   Nr.   8014   (Hist. 

prof.    364    et   365). 

LXV.   I.   Bd.   p.  457.   Cod.    Ms.   chart.   in   fol.   sec.   XVII.   Nr.    8058   (Hist. 

prof.   303). 

CXCVH.   I.Bd.   p.  687.  Cod.  Ms.  chart.   in   fol.    sec.    XVI.   Nr.    7963   (Hist. 

prof.   31  *). 

CXCVIII.  I.  Bd.  p.  088.  Cod.   Ms.  chart.    in   fol.   sec.   XVI.   Nr.    7902   (Hist. 

prof.    32). 

CXCIX.   I.  Bd.   p.   088.    Cod.  Ms.  chart.    in   fol.   sec.   XVI.   Nr.    7863   (Hist. 

prof.   30). 

CG.     I.   Bd.    p.    689.    Cod.    Ms.   chart.    in   fol.   sec.    XVI.   Nr.    7938   (Hist. 

prof.   31). 

CCXLI.  II.  Bd.    p.   1.  Cod.   Ms.  chart.   in  fol.   sec.   XVI.  Nr.  8196  (Hist. 

prof.   348). 

CCLXIX.  II.  Bd.    p.  88.    Cod.  Ms.  chart.   in   fol.   sec.   XVI.    Nr.   8228   (Hist. 

prof.   349). 

CCLXX.  II.  Bd.  p.  92.  Cd.  Ms  chart.  in  fol.  sec.  XVI.  N.  7998  (Hist.  prof.  350). 

CCLXXII  — CCLXXXV.   II.   Bd.   p.    94—108.   Codd.  Nr.   8197,   8023,   8059, 

8199,   8129,   8022,   8021,   8168,   8020,   8057,   8069,   8066,   8108,   8088. 
,      CCCLVI.    II.   Bd.   p.   275.   Cod.   Ms.   Nr.   8243. 

V.   Heft.   Sitzb.   d.   philosoph.   bistor.    Cl.  5 

V 


06 

Da  der  Verfasser  des  gegenwiiriiji'on  Aufsatzes  niclil  so  viel 
die  VergangenluMt  als  die  gcgeiiwürtigo  Fliege  der  „Geschichts- 
wissenschaft luid  ihrer  verschiedenen  Zweite"  beriicksichtiüeu 
will  und  daran  mehrere  Vorschhäge  und  fi-omme  Wiinsche  knüpfen 
wird,  so  bemerkt  er  vor  Allem,  dass  sich  die  jetzt  lebenden  Auf- 
seher und  Bewahrer  dieser  Kunstschätze  ihren  Vorgängern  wür- 
dig anreihen  und  durch  grössere  literarische  Thätigkeit,  oft  in 
mehreren  Zweigen  des  Wissens  ,  beweisen ,  dass  ihnen  die 
Pflege  von  Kunst  und  Wissenschaft  heiliger  Ernst  ist,  und  dass 
wohl  nur  Mangel  an  äusserer  Unterstützung  hinderte ,  dass 
bisher  noch  nicht  weit  mehr  geleistet  wurde.  —  Kommt  diese 
so  sehnlich  erwartete ,  oft  besprochene  und  versprochene  ma- 
terielle Unterstützung  zu  Stande ,  so  kann  in  nicht  gar  ferner 
Zeit  das  Älünz-  und  Antiken  -  Cabinet  nebst  der  Ambraser- 
Sammlung  ohne  Zweifel  als  eines  der  ausgezeichnetsten  wis- 
senschaftlichen Institute  bezeichnet  werden. 

Der  (PI.  T.)  Director  Joseph  C.  Arneth  hat  ausser 
einer  grossen  Anzahl  verdienstlicher  literarischer  Anzeigen 
und  kleinerer  numismatischer  und  antiquarischer  Aufsätze  ,  be- 
sonders durch  die  in  den  Jahren  1837  und  1842  erschienenen 
Werke:  Synopsis  numoruin  graecorum  et  romanormn ,  qui 
in  miiseo  c.  r.  Vindobonensi  adscrvcmtur ,  so  wie  durch  die 
im  Jahre  1845  erschienene  Beschreibung  des  k.  k,  Münz- 
und  Antiken -Cabinets  die  Kenntniss  des  Institutes  wesentlich 
gefördert.  Eben  so  verdienstvoll  ist  Arneth's  gelehrtes  Werk: 
Zwölf  römische  Militär-Diplome  etc.  —  Wenn  mit  Unterstützung 
der  kaiserlichen  Akademie  die  Cameen ,  so  wie  die  Gold-  und 
Silber-Monumente  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabiuets  (Ab- 
bildungen und  Beschreibung)  und  der  grosse,  fleissig  gearbei- 
tete Catalog  der  griechischen  Münzen  (in  fünf  Folianten)  er- 
schienen sein  werden,  wird  sich  sowohl  die  Gelehrsamkeit  des 
Vorstehers ,  als  der  ausgezeichnete  Rang  des  Institutes  glän- 
zend herausstellen  *). 


*)  Wir  theilen  zum  Beweise   der  vielseitigen  literarischen  Thätigkeit  Arneth's 
eine  Uebersicht  seiner  Leistungen   mit. 

J.  C.  Arneth  (seit  1840  Director  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken- Cabi- 
nets und  der  Ambraser -Sammlung)  ist  der  Verfasser  folgender  W'erke 
und  Aufsätze: 


(»7 

Der  orsfo  Ciislos  des  Miinz-  und  Anlikon-Cabinols  und 
spccielle  Aufsclier  der  Aiiibraser-Sainiiilung- ,  Joseph  IJerj;- 
niann,  hat  seine  i;riindlielie  pliilologisclie  und  Iiistorisehe  iJil- 
dung"    in    einer    bedeutenden  Zahl    von  Aufsätzen    und  Ahliand- 


1821.  Die  ElRin  und  RIiip:aIion  Marhies.  Im  Wiener  Conversafinnsblatte  Xr.  80, 
»(>.  —  Die  >Iaiiiclukcii  .  ibid.  S.  10."?!).  —  Die  Itiiincii  A.si<aloiis ,  ibid. 
S.    1183—1  1S5. 

1S22.  Frapinente  über  griecbi.selie  Miin/.kiinde.  Archiv  f.  Gesch.  etc.  Nr.  18, 
24,  ."{6.  42.  —  Kinige  neuere  englische  3Iiin/-en.  Archiv  f.  Gesch.  Nr.  6(5,  (i7. 
—  Aiitiqiiiles  grecques  du  Uo.-phore  Ciininerien  ,  par  Raoul  -  Röchelte. 
Archiv  f.   Gesch.  Nr.  12(5,    127. 

1823.  Beiträge  zur  Münzkunde.  Archiv  f.  Gesch.  Nr.  1.  —  Gedächtnissniün/.c 
auf  den  Felduiarschall  Fürsten  Schwarzenbcjrg-.  mit  einem  Hiickhlicke  auf 
die  der  ausgezeichneteren  österreichisclien  Feldlierren.  Archiv  t.  Gesch. 
Nr.  23.  —  Biographische  Skizze  Nelson's  nach  Southey.  Archiv  1'.  Gesch. 
Nr.  132.  135.  138.  —  Zwei  gesclinittene  Steine  und  eine  Marmorgruppe. 
Wiener  Zeitsclirift  für  Kunst,  Mod(^  etc.  Nr.  Kiß,  167.  —  Artuiul,  Dis- 
cours  sur  les  medailles  d'Auguste  et  de  Tibere.  Wiener  Jalirb.  d.  Lit. 
Bd.  XXI,  S.  157—170.  —  Sesdni,  Medaglie  grecche.  Wiener  .Jahrb.  d. 
Lit.  Bd.  XXI,  S.  171  —  178.  —  Zug  des  Hannibal  über  die  Alpen,  mit 
einer  Karte.   Wiener  Jahrb.    d.   Lit.    Bd.   XXIK,   S.  123. 

182i.  British  IMuseum.  Terracotta's.  Ancient  Marhles.  Elgin  Marbles.  Niimi. 
Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  XXVU  ,  S.  54  —  76.  —  Rapluiel's  Madonna 
deila  Seggioia.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  XWII,  S.  3i.  —  Cicero,  de 
republica.  Kd.  Angelo  Mai.  ((iemeinschaftlicli  angezeigt  mit  Bucholtz.) 
Wiener   Jahrb.  d.  Lit.  Bd.   XXVIII,    S.    228. 

1827.  Geschichte  des  Kaisertliums  Oesterreich.  Wien.  8.  (Vergl.  Wiener  Jahrb. 
d.  Lit.  Bd.  XLII.  IMlitz.  Jahrb.  d.  Gesch.  1S28.  S.  318.)  —  Medaille 
auf  das  erste  Säculum  der  k.  k.  Hofhibliothek.  Wiener  Zeitschrift  für 
Kunst,    Mode   etc.  Nr.    39,  40. 

1829.  yVessenberf/,  Christliche  Bilder.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.XLVI,  S.  138  — 
16(J.  —  Cndaloiinc.  iMedailles  grecques.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  XLVII, 
S.  170 — 186.  —  Bericht  über  Chanipollion's  philologische  Entdeckun- 
gen in  Alexandrien.  Archiv  f.  Gesch.   Februar  und  31ärz. 

1830.  Die  Säule  bei  Wiener  Neustadt.  Wiei>er  Jahrb.  der  Lit.  Bd.  L,  S.  32 — 46. 
(Nachgedr.   in  der  kirchl.  Topographie.  Bd.  12,    .S.   21.) 

1832.  Uebersicht  der  Geschichte  Oesterreichs  unter  der  Enns  während  der 
Herrschaft  der  Römer.  In  den  Beiträgen  zur  Landeskunde.  Bd.  2.  (Her- 
ausgegel)en  von  Tschischka.) 

1834.    Mithriaca.   Wiener  Jahrb.   d.    Lit.  Bd.   LXVI,   S.  130  —  138. 

1836.  Numismata  iionnullagraeca.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  ßd.LXXIV,  S.  223-244. 

1837.  Synopsis  numorum  graecorum  ,  (jui  in  Museo  C.  R.  Vindobonensi  ad- 
servantur.  V'iennae.  4.  (Cf.  ßulletino  dell'  Istituto  di  Corrispondenza 
archeol.  1837.  p.  111,  112.  C.  Köhne's  Zeitschrift  für  Numismatik  etc. 
Ili.  Bd.  Ackermann,  Numism.  Chron.  1845.  Wiener  Jahrb.  der  Lit. 
Bd.  CII,  S.  164.)  —  :^Iünzen  von  Athen  im  k.  k.  Münz-  und  Antiken- 
Cabinete.   Wiener  Jahrb.   d.    Lit.    Bd.    LXXXII. 

1838.  Sammlung  antiker  Münzen  zu  St.  Florian.  Sammlung  des  Apostolo  Zeno. 
Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  LXXV'III.  —  Porträte  des  österreichischen 
Kaiserhauses  auf  geschnittenen  Steinen.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  LXXXIV. 
—  Numi  graeci  Regni  Baclriani  et  Indici.  Wiener  Jahrb.  der  Lit. 
Bd.  LXXVII  ,  LXXX  .  LXXXVIII.  —  Sammlung  baktrischer  Münzen  in 
Baron  C.  HQgel's  :     Kaschmir   und  das  Reich    der  Sikh.    Bd.  IV.  (1842.) 


/ 


08 

lungon  hewälirl;  wir  heben  hici"  liervor ,  was  Ilcrginann  z,ur 
Keniilniss  der  Iiisliluic,  denen  er  angehört,  beigetragen  hat, 
besonders:  „IMedaillen  auf  berühmte  und  ausgezeichnete  Männer 
des  öslerreichischeu  Kaiserstaates  vom  XVI.  bis  zum  XIX.  Jahr- 


S.  319  —  348.   Cf.  Köline.   —   Die  zwölf  griissten  f^eschnittenen  Steine  des 

k.  k.   Rlün/,-  und  Antiken  -  Ciibinetes.   Wiener  Jalirl).  d.  Lit.  Bd.  LXXXV. 
1839.   Katalog  der  k.  k.  Medaillen  -  Stäniiiel  -  Sammlung.   Wien.  4.   (Cf.  Wiener 

Jahrb.  d.   Lit.   Bd.  CI.    A.  Bl.  23.) 
ISiO.    lieber  das  Taubenorakel  von  Dodona.   Wien.    4.  (Cf.  Müncbner  gel.  Anz. 

1840.    Von  Fr.  Creuzer.) 

1842.  Synopsis  nuniorum  llomanorum  ,  qui  in  Miiseo  C.  R.  Vindobonensi  ad- 
servantur.  Viennae.  4.  (Cf.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  1843.  Ackermann, 
Numism.  Chronicle.) 

1843.  Zwölf  römische  Militär  -  Diplome  mit  25  von  Camesina  lithographirten 
Tafeln.  4.  Wien.  (Cf.  Wiener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  CHI.  68.  Müncbner  gel, 
Anz.  1844.  S.  265  —  296.  Jahrb.  d.  wisserisch.  Kritik  (Berlin)  1844. 
S.  148— 156.  Köhne,  Zeitschrift  etc.  1843.  S.  323.  Götting.,  gel.  Anz. 
1843.  St.  43.  Zeitschrift  für  Alterthumswissenscbaft.  1845.  S.  479. 
Bullettino  Archeologico.  1845,  p.  119 — 127.  Krit.  Jahrb.  für  deutsche 
Rechtswissenschaft.  1845.  S.  742  —  745.)  —  Monumente  auf  dem  Au- 
gustiner-Gange.   Allg.  Th.  Ztg.  S.    1215. 

1844.  Das  Niello  -  Antipendium  von  Klosterneuburg.  Wien.  8.  (80  S.)  Mit  28 
Tafeln  (1  Titel  und  2  Dedicat.  Bl.)  in  Grossfolio,  lilhographirt  von  Ca- 
mesina. (Cf.  W^iener  Jahrb.  d.  Lit.  Bd.  CV.  Gebr.  Rosa,  Giornale  Eu- 
ganeo.  Padova  1847,  p.  185.) 

1845.  Das  k.  k.  3Iünz-  und  Antiken  -  Cabinet.  (Beschreibung.)  Wien.  8.  (Cf. 
Allg.  Ztg.  1846.  Nr.  7.  Beil.  Wiener  Ztg.  1846.  Nr.  31.  Gegenwart  1846. 
Nr.  31.  Köhne  Zeitschrift  1846.  S.  39  — 43.  Revue  archeolog.  IH.  annee, 
p.   345.   note  p.  Letronne.   Götting.  gel.  Anz.   1847.    1.  2.  3.   St. 

1846.  Cinque- Centisten- Canieen  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken  -  Cabinetes. 
Wiener  Jahrb.  d.   Lit.  Bd.   CXIII. 

Ausserdem  hat  Arneth  in  der  Wiener  Ztg.  viele  Notizen  über  Geschenke  an  das 

k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet  (Blünzen,  Gefässe  u.  s.  a\  .)  veröffentlicht,  z.  B. 

Die  Geschenke  des  Herrn  M'Neill  (Sassaniden-Münzen).  Wiener  Ztg.  1842. 

2.  August.  —  Des  Fürsten  Blilosch  Yatagan.  Wiener  Ztg.  1844.  Jänner.  —  Des 
Herrn  Consuls  Laurin  :  Orientalischer  Helm.  Wiener  Ztg.  1844.  22.  Mai.  —  Mies- 
bach und  Dreher:  Römische  Meilensteine.  Wiener  Ztg.  1841.  Nr.  345.  1842. 
Nr.  3.  —  Ueber  die  Vereinigung  der  Büsten  im  Besitze  des  Herrn  Erzbischofs 
und  der  k.  k.  Hofbibliothek.    Wiener  Zig.   1846. 

Ferner:  Der  Fund  römischer  Gefässe  in  Siebenbürgen.  W.  Ztg.  1846.  Nr.  86. 

Von  Arneth  ist  auch  der  Aufsatz  in  der  Wiener  Ztg.  1848.  Nr.  28  Abend- 
blatt:  Friedenswort   (in  der  italienischen  Frage)  u.  s.  w. 

Zum  Drucke  l)ereit:  1.  Catalogus  numorum  graecorum  Musei  C.  R.  Vin- 
dobon.   5  Bände  in  fol.    —    2.  Cameen  des  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cahinets.  — 

3.  Gold-  und  Silber  -  Monumente   des    k.   k.    Münz-  und  Antiken  -  Cabinets.  — 

4.  Universalgeschichte  bis  zum  Sturze  des  weströmischen  Reiches  ,  auf  Mo- 
numente und  Münzen  gestützt.  —  5.  Geschichte  des  Kaiserthums  Oesterreich. 
Neue  umgearbeitete  Auflage.  —  6.  Reise  -  Bemerkungen,  grösstentheils  archäo- 
logischen Inhalts,  von  Carnuntum  über  Tergeste  nach  Salona  im  Jahre  1846. 
(Erscheint  in  den   Denkschriften  der  kaiserl.  Akademie  der  Wissenschaften.) 

Bedeutende  Vorarbeiten  sind  gemacht  für:  Münzen  des  deutschen  Ordens. 
21  Kupfertafeln  imd  3  lithographirte  Tafeln.  —  Antike  Münzen  des  Apostolo 
Zeno  (in  St.  Florian).  8  Kupfertafeln. 


huiidortt».  Fii  Ireueti  Ahhildiinoon  (Itislior  XIV  Tafeln,  worauf 
6t)  McMlailli'iiJ  mit  lii.slori.s«-li-l)io<;rai)lii.schen  Noti/cn."  IMit  Fug' 
und  Recht  hat  die  kaiserliche  Akademie  die  Förderung  dieses 
interessanten  iSammelwerkes   übernommen. 

Bergmann  hat  ausserdem  sich  um  ., Geschichtsforschung" 
im  engern  Sinne  verdient  gemacht,  namentlich  in  IJetreflf  sei- 
nes Vaterlandes,  des  vorarlhergischen  Gebietes;  seine  Spracb- 
und  Local-Kenntnisse ,  wie  sein  uncrmüdeter  Fleiss ,  l)crufen  ihn 
der  Geschiclitschreiber  dieses  Landes  zu  werden ;  er  sciilägt 
den  rechten  Weg  ein,  früher  Meister  des  Stoffes  zu  seyn. 
Vorzügliche  Anerkennung  haben  seine  „Untersuchungen  über 
die  freien  Walliser  oder  Walser  in  Graubünden  und  Vorarl- 
berg" gefunden,  wobei  er  aufs  trefl'lichste  durch  die  von  dem 
Herrn  Obersten  (jetzt  General  der  Artillerie)  von  Hauslab 
gelieferte  Karte  unterstützt  wurde  *). 


••)  Wir  theiU'n  hier  ebenfalls  pin  möj^Iichst  vollstäiulis'os  Ver/.eichniss  der 
historisclit'u  ,  pliilolo^iscIuMi  iiiul  iminisiiiatischt'ii  Aul'jjit/.i!  uiul  Ahliaiid- 
lung:iMi  des  unennriilliclien  Bergmann  mit;  möge  sein  Eifer,  unter- 
stützt von  einer  vollkommenen  und  dauerhaften  Gesundheit,  die  sich  selbst 
ge>et/.ten  Aufgaben  :  ..Gcscliiehte  Vorarlbergs"  und  ,.Genieinnüt/,iguiachung 
der  Schkt/.e  der  Aiiibraser  -  Sammlung  ,"  von  denen  noch  so  manche  un- 
bekannt sind,  wie  wir  bemerken  werden,  glücklich  zu  Stande  bringen. 
I%in  doppelter  Fleiss  wird  dieser  verdoppelten  Aufgabe  wohl  Kleister  wer- 
den,  deren  eine  jede   ihren  Mann  fordert.   — 

Joseph  Bergmann's  historische  Aufsätze  und  Abhandlungen 
in   chronologischer  Ordnung: 

A.    lieber  Vorarlberg  und   Vorarlberger. 

1.  Die  Schweden  in  und  nni  Bregen/,,  und  ihre  Aufreibung  durch 
die  mannhaften  Weiher  des  Bregenzerwaldes  im  Jahre  lüi7.  In  des  Freiherrn 
V.   Hormayr  Archive    lS2i,   Xr.    llti   und    117. 

2.  Angelika    Kaufmann.    In   11  i  d  1  e  r's   Archive    1831,   Xr.    123. 

3.  Ueber  den  B  r  e  g  e  n  z  e  r  w  a  l  d.  In  Kaltenbäck's  österr.  Zeit- 
schrift  1835,   Xr.  27. 

4.  \'erzeichniss  der  L  a  n  d  am  m  ä  n  n  c  r  im  Innern  Bregenzerwalde  vom 
J.    1400   bis    ISIO   das.    Nr.    90,   S.   359. 

5.  Ueber  llohenems  und  die  dortige  J  ud  e  n  g  e  m  e  i  n  d  e  ,  die  einzige 
(seit   1617)   in   Tirol   und  Vorarlberg,   das.    1836,   Xr.    99   und    100. 

6.  Ueber  die  Pfarre  Uüfensberg  im  äussern  Bregenzerwalde  und 
ihre   Mundart,   das.    1837,   Nr.   84  und  85. 

7.  Die  Pfarre  Bildstein  bei  Bregenz  und  des  Feldmarschalls  Maxi- 
milian Lorenz  Grafen  v,  S  t  a  r  h  e  m  b  e  r  g  '  (f  17.  Sept.  1689  zu  Mainz) 
Stiftung  und  Grabmal  das.   Xr.  86  und  87,   und   dann   S.    400   in  Xr.    100. 

8.  Geschichtliche  Xotizen  über  das  obere  Walscrthal  und  beson- 
ders die  Herrschaft  B  I  n  m  e  n  e  c  k  in  Vorarlberg,  das.  1837,  Xr.  101  und 
102;   dann   im  Tiroler  Boten    1841,   Xr.    KU.  • 

9.  Urkunden  (28)  der  vier  vorarlhergischen  Herrschaften 
und  der  Grafen   von  Monlfort    mit  einer  topographischen  Einleitung  und 


70 

Der  zweilc  Cuslos  (lt\s  k.  k.  IMiniÄ-  uiul  Antikeu-Cabiiicts, 
Eitl,     (lurcli    mehrere    literarische    Anzeige»    in    den    Wiener 


einem  Kärtchen  von  der  Umgegend  von  Feldkircli.  dann  einer  genealogischen 
Tabelle  der  Grafen  von  Moiitlorl-FeldKIreh.  In  Chniel's  österr.  Gesehichts- 
lorscher.  Wien  1«3S,  Ud.  I.  1<)!»~2ÜÜ,  dann  JJd.  U.  30—5«.  Schlosser 
sagt  in  den  Heidelberger  Jahrbüchern  1839,  S.  957:  „Unter  den  Actenstücken 
des  zweiten  Hefts  sind  unstreifig  die  des  ersten  Stücks,  ivelclie  Vorarl- 
berg und  besonders  Feldkirch  anj»"elien ,  und  die  Docuinente  zur  Ge- 
schichte  der  Burgundischen  Gesandtschaft  an  K.  Friedrich  III.  die  wichtigsten. 

10.  Johann  Rudolph  S  c  h  m  i  d ,  Freiherr  von  Schwarzenhorn  (hei  Feld- 
kirch den  Namen  tragend  ,  geboren  zti  Stein  am  Rhein),  kaiserlicher  Gross- 
botschafter an  der  osmanischen  Pforte,  i  1667  xn  Wien.  Im  Tirolerboten 
1S38.    Nr.    27   und  28. 

lt.  Patriz  Zeller  von  Feldkirch,  der  45.  Propst  des  Chorherrenstiftes 
zu   St.   Polten,   t    1683,   das.    1839.   Nr.    17. 

12.  Georg  Kurz  von  Feldkirch,  der  erste  infulirte  Abt  zu  Kloster- 
beuern   in    Schwaben,   f    1704,  das.  Nr.    41. 

13.  Martin  Greussing  von  Mellau  im  innern  Bregenzerwalde,  erster 
infulirter  Abt  zu  Schlägel  vom  J.  1626  — 1665,  das.  Nr.  55;  vgl.  auch 
Ebersberg's   Zuschauer   1839,  23.  Oct.    S.    1297. 

14.  Ueber  die  beiden  Jacob  Manlius  oder  Mennel  im  XVI.  Jahrb., 
das.    1840,   Nr.   27. 

15.  Untersuchungen  über  die  freien  Wallis  er  oder  W^  a  1  s  e  r  in 
Graubünden  und  Vorarlberg.  Mit  einigen  diese  Gebiete  betreffenden  histori- 
schen Erläuterungen  ,  und  einer  trefflichen  chromo-lithographirten  Karte  vom 
k.  k.  Obersten  Herrn  v.  Hau  s  lab.  In  dem  Anzeigeblatte  zu  den  Wiener 
Jahrbüchern  1844,  Bd.  CV— CVIII  ;  auch  in  einigen  Separatabdrücken  in  8., 
108  Seiten.  Recensionen  im  Boten  von  und  für  Tirol  vom  Prof.  Albert  Jäger 
1845,   Juni;   in   den   Heidelberger  Jahrb.    1845.    S.    953—955. 

16.  Ueber  das  ursprüngliche  Doppel-Element  der  Bevölkerung  zu  Galtür 
in  Tirol.  (Nachtrag  zu  den  Waisern;  S.  1 — 4  des  CVIII.  Bds.  der  Wiener 
Jahrb.)  im   CXV.   Bde. 

17.  Verzeichniss  der  Jünglinge  aus  Tirol  (29)  und  Vorarlberg 
(47),  welche  vom  J.  1502 — 1560  zu  Wittenberg  studirten.  In  Dr.  Adolf 
Schmidl's  österr.  Blättern  1844  in  Nr.  28  und  29;  dann  im  Tirolerboten 
1844,   S.    332   fff. 

18.  Bartholomäus  Bernhard!  aus  Sc  hl  ins  (bei  F  e  1  d  k  i  r  c  h), 
Propst  zu  Kemberg  in  der  nun  preussischen  Provinz  Sachsen  (tl55I), 
und  dessen  Bruder  Mag.  Johann  Bernhardi,  Professor  zu  W^ittenberg, 
in  Dr.  Adolf  Schmidl's  österr.  Blättern  für  Literatur  und  Kunst.  1844. 
II.    Quart.   Nr.    57   (vom    16.    October)    S.    451  —  453. 

19.  Kaiser  Maximilian's  I.  gedrucktes  Ausschreiben  aus  Feldkirch 
ddo.  9.  September  1510.  In  der  Zeitschrift  des  Tiroler  Ferdinandeums  1844. 
Bdchen.  VIII. 

Aus  diesem,  dem  TobI  acher  (S.  72  Nr.  19)  und  anderen  kaiserlichen 
Ausschreiben  *),  die  mit  immer  gleichen  Lettern  aus  verschie- 
denen Orten  gedruckt  erlassen  sind,  welche  damals  keine  Buch- 
druckerei  hatten,  ergibt  sich  die  natürliche  Folgerung,  dass  der  Kaiser  eine 
leicht  transportable  Presse,  die  man  nun  Hand-  oder  Feldpresse  nen- 
nen mag.  bei  sich  führte,  um  alsogleich  die  nöthigen  Anordnungen  und  Be- 
fehle  aus   seiner  Kanzlei    an   tue   Reichsstände  vervielfältigt  zu  erlassen. 


1)  Desg-leiclicn  ein  gcdruckler  (loiilsclicr  Heridit  in  seclis  Bliitlcrn  aus  ilciii  wclsclicn 
Bern  (Verona),  iihor  die  am  t'l.  Februar  Ifjli  "^cseliehene  Krslürmunff  von  15resci;i. 
vom  l'i.  desselben  Monats. 


71 

Jaliihiichern    als    liiMiiidlicIior    Konner    der    Geschiclile    bewährt, 
arbeitet,  dem  Vernehuien  naeh,  auf  einen»  noch  ziemlicli  brach- 


20.  Früheste  Kunde  über  den  Br  e  g e  n  z  e  r  w  a'l  d  und  die  Stiftung  des 
Klosters  Mehrerau,  sowie  auch  über  das  Kriöschen  der  alten  (irafen  von 
B  r  e  g  e  n -A  im  XII.  Jahrb.  Wiener  Jahrb,  Bd.  CXVlil.  Anzeigebl.  Heidelberg, 
Jahrb.    1848,    S.    147—150. 

21.  Die  Wiedertäufer  zu  Aa  im  innern  Breijenzerwalde  und  ihre  Aus- 
wanderung nach  >I;ihren  im  J.  ISS.j.  Im  111.  Hefte  S.  100  ff.  des  Sit/.ungs- 
berirhtes   der  bist,   philolog.   Classe    1S4S. 

22.  liXIV  Urkunden  der  vier  vorarlbergiseben  Herrschaften  und  der  Gra- 
fen von  .^lontfort.  Mit  tüj)ograpliisch-historiscben  Erläuterung(!n  und  einer 
Karte  im  Archiv  für  Kunde  österr.  Gescbichts-Quellen.  Wien  1848.  Heft  III. 
S.    40  —  160;   IV.    1  —  82. 

Nekrologe. 

a)  Alois  Primisscr  und  sein  literarisches  W'irken.  In  den  Blättern  für 
Literatur,  Kunst  etc.  in  K  a  1  t  e  n  b  ä  c  k's   österr.  Zeitschrift.  18.37.  Nr.  9i). 

b)  Fauline  v.  S  c  h  m  e  r  1  i  n  g  (Gemalin  des  lleichsniinisters  Anton  Rit- 
ters V.  Schmerling),  geb.  Freiin  v.  Koudelka  (ausgezeichnete  Blu- 
menmalerin, t  'JO.  Juli  1840  zu  St.  Veit  bei  Wien),  im  neuen  Nekro- 
loge  der  Deutschen   für    1840.   W'cimar    1842,  Nr.   2.32. 

cj  Andreas  Alois  di  Pauli  Freiherr  und  Treuheim,  Präsident  des 
tirolisch-vorarlbergischen  Appellationsgerichtes  (t  25.  Februar  1839). 
Wiener   Zeitung  vom   9.   April    1S42. 

d)  Peter  Feudi,  Zeichner  und  Kupferstecher  am  k.  k.  Münz-  und  An- 
tiken-Cabinete  (i  28.  Aug.  1842  zu  Wien).  Wiener  Zeitung  vom  0.  OCt. 
1842. 

e)  Anton  Stein,  k.  k.  Ratli  und  jubil.  Professor  der  Philologie  des  clas- 
sischen  Alterihums  an  der  Wiener  Universität.  (1^  4.  üct.  1844).  W'iener 
Zeitung.    4.   Jänner   1845. 

f)  Haltha>ar  Fidler  v.  Ziernfeld,  Ritler  des  österreichischen  Leopold- 
Ordens  ,  jubil.  k.  k.  Guheriualratl)  und  Krcishauptmann  zu  Cilli  (|  da- 
selbst  am    19.    .länner    184(5).    Wiener   Zeitung   vom    7.   April    1846, 

B.  Andere  Aufsätze  historischen  Inhalts. 

1.  A)  Erzherzog  Ferdinand  von  Tyrol  ertheilt  im  Namen  Philipps  IT, 
von  Spanien  dem  Kaiser  Rudolph  II.,  den  Erzherzogen  Ernest  und  Carl,  Wil- 
helmen von  Rosenberg  und  Leonharden  von  Harrach  zu  Prag,  und  dem  Her- 
zoge Wilhelm  V.  von  Baiern  zu  Landsliut  im  J.  1585  feierlich  den  Orden 
des  goldenen  Vliesses.  Nach  einem  Uenkmale  in  der  k.  k.  Ambraser- 
Sammlung;   dann 

B)  Frauen  des  durcblaMchtig.--ten  Erzhauses-  mit  den  Insignicn  des 
goldenen  Vliesses  auf  bildlichen  Denkmälern.  S.  Wiener  Jahrb.  IS.'JO, 
Bd.    LI.   Anzeigebl.   S.   2  —  15, 

2.  Der  h  a  b  s  b  u  r  g  i  s  c  h  e  Pfau.  Nach  einem  Gemälde  in  der  k.  k. 
Ambraser-Sammlung.  In    demselben    Jahrb.   Bd.    L\'I.    A.    Bl.    1 — 18. 

.3.  Der  älteste  gedruckte  Katalog  der  Rüstungen  in  der  k.  k. 
Ambraser-Sammlung  vom   J.    159,3.   Bd.   LXXIV.  A.   ßl.   S.    14  —  24. 

4.  Urkunden  über  die  eheliche  Geburt,  den  Geburtsort,  die  Namen  und 
Taufzeugen  der  vier  Kinder  des  Erzherzogs  Ferdinand  und  seiner  (ie- 
malin  P  h  i  I  i  p  p  i  n  e  Weiser.  Wiener  Jahrb.  1837,  Bd.  LXXX.  A.  Bl. 
9.   30-37. 

5.  L'Areiduca  Ferdinando  Conte  del  Tirolo  e  la  C  o  1  1  e  z  i  o  n  e  di 
Ambras  da  lui  fondata.  In:  ,,I1  Pelegrino'',  giornale  di  Scienze,  lettere,  arti 
etc.,    edirt  von   Lucian   Tassani,    Vienna   1838,    in  Nr,    1,  2..   4,  9, 


72 


lieiroiidcn  Feld«',  «1er  Xmnisniatik  tlcs  Mlllelaltcrs.   Welch'  müh- 
same  Forschuni^cii    l.  B.   über  die  IJracteatc»    noch  aiizuslelleii 


6.  Die  erneuerte  Erbcinigung'  zwischen  der  römischen  kaiser- 
lichen 3I;ijest;it  (dem  Kaiser  Maximilian  I.),  wie  auch  dem  Erzhause  Oester- 
reich  und  dem  Bisciiole  und  dem  Capitel  iax  Chur,  sammt  den  drei  Bünden 
in  Chiirwaklien  am  15.  December  1518.  Wiener  Jahrb.  1838.  Dd.  LXXXIII. 
Anz.   Bl.   S.    35  —  40. 

7.  „Kaiser  M  axiin  i  li  a  n's  I.  B  i  b  1  i  o  t  h  ek",  in  der  k.  k.  Ambraser- 
Sammlung:,  vom  k.  k.  Major  Joseph  Kraushaar  im  Jahre  1839  gestiftet. 
Wiener  Jahrb.    1842.     Bd.   XCVIII.    Anz.   Bl.    1  —  27. 

8.  Die  Königin  Elisabeth  von  Frankreich  (Gemalin  Carl'd  IX.) 
geb.  Erzherzogin  von  Oesterreich  (t  1592  zu  Wien).  Wiener  Zeitschrift  für 
Kunst  etc.    1841.    Nr.    84   u.   85. 

9.  Das  Ambraser-Schloss.    In  Ridler's  Archive,    1831.  Nr.  86. 

10.  Johann  Truchsess  von  Waldburg  und  Sonnenberg,  das. 
Nr.    113. 

11.  Kinder    des  Kaisers  Ferdinand  I.,    das.  Nr.   139  u.   140. 

12.  Oesterreichs  Freiheitsbriefe,  in  Dr.  Hock's  Jugend- 
freund, Wien   1833.     Nr.   35,     S.   82(5  —  832. 

13.  Wie  kam  das  Haus  Luxemburg  auf  den  böhmischen  Thron? 
das.    1834.     Nr.    34.    S.   801—806. 

14.  Wie  kam  Tirol  an  Oesterreich?  Blieb  es  immer  mit  dem  Erz- 
herzogthume  vereint,  und  welche  Schicksale  erlitt  es  während  dieser  zeitwei- 
ligen  Trennungen  ?      (Im  Museum  des   Mannigfaltigen.) 

15.  Sebastian  T  o  m  b  n  e  r's  Epitaphium  auf  Kaiser  Maximilian  I.  in  der 
Burg  zu  Wels.      S.   K  a  1  t  e  n  b  ä  c  k's   Zeitschrift    1837.    Nr.    4. 

16.  Ueber  Zacharias  Bartsch's  (Pormschneiders  und  Buchdruckers  zu 
Gratz)  höchst  seltenes  Wappenbuch  der  Stände  des  Herzogthums  Steyermark, 
das.   Nr    12. 

17.  Ueber  die  Entstehung,  Eintheilung  und  Inhalt  des  städtischen 
Museums  zu  Salzburg  (im  October  1836).  In  Kaltenbäck's  Zeit- 
schrift  1837.    Nr.   28.   29.   30   u.    31. 

18.  Reihenfolge  der  römisch  -  deutschen  Könige  und  Kaiser,  von 
Kaiser  Carl  dem  Grossen  bis  auf  Kaiser  Carl  V.  (vom  Jahre  800  bis  1558 
n.Chr.).  Mit  möglicher  Angabe  der  Tage  ihrer  Geburt  und  Erwählung,  ihres 
Regierungsantrittes  und  Todes  ,  dann  ihres  Sterbeortes ,  ihrer  Ruhestätten 
und  AVahlsprüche.  In  Ebersberg's  österr.  Zuschauer  1837,  besondere 
Beilage   zu  Nr.   38. 

19.  K.  Maximilian's  I.  gedrucktes  Ausschreiben  aus  Toblach  in 
Tirol,  vom  8.  October  1511.  In  der  Zeitschrift  des  Ferdinandeums  für  Tirol 
und  Vorarlberg.    1842.   S.    151  ff. 

20.  Verzeichniss  der  Jünglinge  aus  den  deutsch-österreichi- 
schen Erblanden,  welche  vom  Jahre  1502 — 1560  an  der  Universität  zu 
Wittenberg  studirten.  Mit  einigen  lebensgeschichtlichen  Erläuterungen.  In 
Dr.  Adolph  Schmidl's  österr.  Blättern  für  Literatur  und  Kunst.  1844.  4.  II. 
Nr.  25—29;   vgl.   allg.  Zeitung  vom    10.  August   1844.   Beil.  S.   1826. 

21.  Oswald  von  Wo  1  ke  n  s  te  i  n  (bei  Gelegenheit  seines  zu  Brixen  auf- 
gefundenen und  iui  dortigen  Kreuzgange  aufgestellten  Denksteines).  In  Dr.  Mo- 
riz  von  S  t  u  b  e  n  r  a  u  ch's  österr.  Kalender  für  1844.  Wien  bei  Sollinger. 
S.  60  ff. 

22.  Die  Privilegien  der  k.  k.  landesfürstlichen  Stadt  Radkersburg, 
von  Hof  rieht  er.  Angezeigt  von  Bergmann  (unter  dem  Namen  Arolan)  in 
Dr.  Adolph  Schmidl's   österr.  Blättern  für  Literatur  und  Kunst.    1846.   Nr.  123. 

23.  Uebersicht  der  k.  k.  A  m  h  r  a  s  e  r  -  S  a  m  m  1  u  n  g  nach  ihrer  dermali- 
gen Aufstellung.   Wien,   1846.  Au.s  der  k.  k.  Hof-  und  Slaat.sdruckerei. 


73 

wären,  ist  hckaiiiit;    möii,"e    er    uns    bald    wcnig'stens  iheilweisc 
mit  den   llesultalen  seines   Strchens   erfreuen. 


24.  Kritischp  Aii7,pi:io  d(>r  :  Volkssaf^cn  aus  Vorarlberg,  gesammelt  von 
Franz  Jo^epli  \'oiibun.  Wien,  l.Si7.  In  Dr.  Schmidl's  österr.  Blättern  etc. 
1847.  Nr.    lOi  und    10.->. 

25.  Schi'eibcn  Sebastian  Scbärllin's  von  Burtenbach  nach  dem 
Siege  bei  Leobersdorl'  über  die  Türken  am  18.  September  1532  an  den  Rath 
der    Reiehsstiidt   Aus^sbur;^.    Kbend.iselbst    I.S47.    Nr.    1H5. 

2ö.  Ilistiiriscbe  Untersucluingcn  über  die  heutigen  sogenannten  C  i  ni  b  e  r  ii 
in  den  Sette-Comuiii ;  über  die  Namen,  fiage  und  Bevölkerung  der  XIII  Co- 
innni  im  veronesischen  Gebirge,  dann  über  die  deutschen  Gemeinden  S  a  p- 
]>  a  d  a  und  S  a  u  r  i  s  sammt  den  slaviscben  Resianern  in  Friaul.  Im 
CXX.  und    CXXI.  Bande   der  Wiener  Jalirbücher. 

27.  Jacob  Z  e  y  s  z  n  e  c  k  e  r  oder  Seiseneggcr,  K.  Ferdinand's  I.  Hof- 
maler,  t    15(>8.    Ein  Beilrag  zur    osterreichisclien  Kunstgeschichte. 

28.  Genealogische  Notizen  über  die  Kitter  und  Freiherren  von  Seiseneck. 

29.  lieber  den  Reiclisgrafen  Peter  von  H  o  1  z  a  p  f  e  1  ,  genannt  M  e  1  a  n- 
der.  hessen  -  casselschen  General  -  Lieutenant ,  dann  kaiserl.  Feldmarschall 
(f    1648).    und    dessen    IMünzrecht. 

30.  Des  walVcnberühinten  Johann  von  W  e  r  t  h  Freiherrndiplom  und 
Wapen  ,   ddo.    Wien  den    4.   April   16'55,   und  dessen  adelige   Abkunft. 

31.  Klaus  Dietrich,  genannt  Sperreuter,  schwedischer,  dann  kai- 
serlicher General.  (Von  S.  27  —  31  im  Anzeigcblatt  des  CXXil.  Bandes  der  Wie- 
ner Jahrbücher.) 

32.  Ueber  die  Grafen  von  St.  Georgen  und  Posing  in  Ungarn  und 
Oesterreich.    Wiener  Jahrbücher.   Bd.    CXXIII.    Anzeigeblatt. 

33.  Ueber  die  Freiherren  und  (seit  1716)  Grafen  von  Prösing 
zum   Stein   in   Kärnthen   und  Oesterreich.   Flbendaselbst. 

Münz-   und   Medailleiikunde. 

1.  Medaillen  unter  der  Regierung  K.  Ferdinand's  III.  ,  Leopold's  I.,  Jo- 
seph's  I.,  t'arl's  VI.,  Maria  Theresiens  und  ihres  Gemals  Kaiser  Franzens  I. 
etc.  etc.  allenthalben  in  28  verschiedenen  Numniern  in  Ridler's  öster.  Ar- 
chive 1831  ;   ferner  in   einigen   Nummern    in   den  Jahrgängen   1832  und    1833. 

2.  Numismatisch  -  Historisches  im  Notizenblalte  zu  Johann  Schickh's 
Wiener  Zeitschrift    1835,   in  den  Nummern  1,   3,  4,   5,  6,  8,    9,    10,    12,    13. 

3.  .'Medaille  auf  den  Tonselzcr  Arnold  von  Brück  (f  1536),  in  Kal- 
te nbäck's  österr.   Zeitschrift  1835.  S.  83. 

4.  Medaille  auf  den  kaiserlichen  Historiographen  Johann  Baptist  Grafen 
von    Comazzi    (f    17  11).    Ebendaselbst  8.    124. 

5.  Ueber  die  Goldmünzen  vom  Funde  zu  Gargazon  bei  Meran  in  Tirol. 
Daselbst    1837.  Nr.   94. 

6.  .^lüiizen  von  den  Kaisern  und  Königen  Carl  dem  Dicken  ,  Berengar  von 
Friaul  ,  Guido  von  .Spoleto  und  seinem  Sohne  Lambert  ,  dann  von  Arnulph 
von  Kärnthen  (allein  und  mit  Berengar)  von  etwa  880  —  900  nach  Chr.  Geburt, 
mit  einer  iMünztafel  ;  dann  ein  bisher  unbekannter  Goldgulden  vom  Herzoge 
Rudolph  l\'.  von  Oesterreich.  In  Chmel's  österr.  Geschichtsforscher  1838, 
Bd.    I.,  S.  217—225. 

Diese  .Abhandlung  über  die  Karolinger  und  deren  Prätendenten  von  weib- 
licher Abkunft  in  Italien  ging  in  französischer  Bearbeitung  von  L.  Desrhamps 
unter  dem  Titel  :  Quelques  monnoies  des  empereurs  de  la  racc  Carlovingienne, 
frappees  en  Italic,  in  die  Revue  Numismatique  ,  publice  par  E.  Cartier  et 
L.   de  la  Sauasa^e.  Bloiö  el  Paris,   Tom  IV.   1839,  p.  371   etc.   über. 


74 

Dor    dritte    Ciistos,    Johann    Gabriel    Sei<ll,    als  va- 
terländischer Dichter  bekannt  und  beliebt ,    hat    in    einer  Reihe 


7.  Zwei  bi.slicr  unbekannte  tirolische  Sillicrmünzcn  von  Rudolph  IV., 
Her/.oge  von  Oesterreich  als  Grafen  von  Tirol,  und  von  Meinliard  II.,  mit  Ab- 
bildunsren  in  der  neuen  Zeitschrift  des  Ferdlnandeunis ,  Händchen  II,  183(j. 
S.  118—12(5. 

8.  Beantwortung-  einer  numismatischen  Frage  über  die  Lösung  der  Um- 
schrift einer  Silbermiinze  vom  Jahre  154G  im  Tiroler  Boten  1841  iS'r.  41)  von 
Joseph  Bergmann.   Daselbst    Nr.  48. 

In  den  Anzeigeblältern  der  Wiener  Jahrbücher  der  Literatur  sind 
von  Bergmann   nachslehcMide  numismatische  Abhandlungen: 

9.  Zwei  Medaillen  auf  den  Freiherrn  V  i  n  c  e  n  z  von  Muschinger, 
Herrn  von  Gumpendorf  und  Rosenburg  etc.  in  Oesterreich  ,  mit  einem  Abrisse 
von  dessen   Leben.    18;58.  Bd.   LXXXIV.  Ana.   Bl.    S.    17—22. 

10.  Untersuchungen  über  das  älteste  Münzrecht  zu  Lied  in  g  (im  J.  975) 
und  Friesach  (im  J.  101.')),  wie  auch  der  salzburgischen  Suffragan-Bischöfe  ; 
über  die  herzoglichen  Mürrzstätieu  zu  St.  Veit,  Völker  markt, 
L  a  i  I)  a  c  h  und  L  a  n  d  e  s  t  r  o  s  t ,  die  b  a  m  b  e  r  g  i  s  c  h  e  n  zu  V  i  1 1  a  c  h  und 
Griffen  etc.  in  Innerösterreich;  endlich  zu  Neunkirchen  am  Steinfelde 
(vor  11.36),  Enns,  Linz  und  Freistadt  in  Oesterreich.  1843.  Bd.  CI. 
Anz.  Bl.  1—30.  Vgl.  Dr.  Bernhard  Köh  ne's  Zeitschrift  für  Münzkunde  etc.  Bd.  III. 
S.  239  f.  5   Revue   Numismatique  1843  ,   Tom.  VIII ,  p.  318  —  320. 

11.  a)  Das  Münzrecht  der  gefürsteten  Grafen  von  Cilli  (vom  30.  Nov. 
1436)  und  die  denselben  fälschlieh  zugetheilten  Münzen  der  Reichsgrafen 
von  Firbach;  b)  das  Münz  recht  (von  1507),  die  Münzen  und  Me- 
daillen des  gräflichen  Geschlechtes  von  Hardegg-Glatz,  nebst  Beschrei- 
bung und  historischer  P^rläiiterung  der  Münzen  der  Grafschaft  G  I  a  t  z.  1843. 
Bd.  cm.  S.  29  —  50;  bei  Dr.  Köhne  Bd.  lü.  S.  390  f.;  Revue  Numismatique, 
Tom.    IX,    p.  392—394. 

12.  Ueber  das  angebliche  Münzrecht  des  Stiftes  K  1  o  s  t  er  n  e  u  b  u  r  g  bei 
Wien  in  Oesterreich  ,  nebst  Abi)ildungen  ,  in  Dr.  Bernli.  Köhne's  Zeitschrift. 
Berlin   1844.   Bd.    IV.    S.  331—339. 

13.  Ueber  den  ausgezeichneten  Medailleur  AN:  AB:  d.  i.  Antonio 
Abondio.  der  auf  österreichischen  Medaillen  vom  Jahre  1567  — 1587  er- 
scheint und  dessen  Leistungen.  Ein  Beitrag  zur  vaterländischen  Kunstgeschichte. 
Wiener  Jahrb.  1845.  Bd.  CXH.  Anz.  Bl.  1—25,  und  Nachtrag  zu  Antonio 
Abondio  im  Bd.    CXIV.  Anz.  Bl.  S.  43.   Vgl.  Köhne's   Zeitschrift   1846. 

14.  a)  Ueber  die  Meraner  Münze  und  die  Uebereinstimmung  ihres 
ältesten  Typus  mit  den  A(/niliiii  grusst  oder  Adlergroschen  einiger  Städte 
Überitaliens;  h)  über  den  Bergsegen  und  die  Bergleute  Tirols, 
und  die  Münze  von  Hall  vom  Jahre  1450  —  1809.  1846.  CXIII.  Anz.  Bl. 
S.   1—29.    (Köhne.    1846.   S.    116.) 

15.  Ueber  das  Entstehen  vieler  J  e  1 1  o  n  s  und  31  e  d  a  i  1 1  e  n  auf  G  e- 
AV  e  r  k  e  n  ,  B  e  r  g  ^v  e  r  k  s-  ,  K  a  m  m  e  r-  und  B  u  c  h  h  a  l  t  u  n  g  s  -  B  e  a  m  t  e 
in  den  österreichischen  Landen  im  XVI.  und  im  Anfange  des  XVII.  Jahrhun- 
derts ,  nebst  Angabe  und  historischer  Erläuterung  von  70  derlei  Stücken. 
1846   im   CXIV.  Bande    der  Wiener   Jahrbücher. 

16.  Medaillen  auf  berühmte  und  ausgezeichnete  Männer  des  österreichi- 
schen Kaiscrstaates  vom  XVI.  bis  zum  XIX.  Jahrhunderte.  In  treuen  Abbildun- 
gen (XIV  Tafeln  und  69  Medaillen)  mit  historisch-  biographischen  .Notizen. 
Wien  1844.  Bd.  I.  in  4.,  enthält  die  Biographien  von  fünfzig  Männern  und 
Frauen;  dann  vom  II.  Bande  eine  Lieferung  mit  zehn  Biographien.  (Die  VII. 
und  VIJI.  Lieferung  sind  unter  der  Presse.)  In  Chmers  österr.  Geschichtsfor- 
scher  Bd.   II.  (1841)   .Notizenblatt  Nr.   1.   S.  V. 


75 

wissenscliartliclior    Aufsätzo    die    Vlolsoitii^koil    seines    Talentes 
wie  seiner  Kenntnisse  bewiesen.    Wir    liehen  vorzüglicli  heraus 


Kritisch«;  Anzeigen  in  den  Wiener  Jahrbüchern  Ud.  C\1I.  S.  59 — ^101  ; 
in  I>r.  Köhnc's  numisinat.  Zeitschrift  Bd.  I.  1841.  S.  157  fl".  ,  Bd.  IM.  KS4.{. 
S.  238,  und  Bd.  IV.  S.  250— a.')2,  Stii(l;r:irler  Moi  frenhial t  .  Kunstblatt  vom 
.31.  Deceinber  l.sii,  S.  i.'JS  ,  Tüi)inj;;er  tlu-olo;^.  Zeitschrid  (in  Be/.iig  der  Me- 
daillen auf  geistliche  Fürsten  und  Herren)  1845,  S.  104 — 107,  in  den  Blättern 
für  literarische  Unterlialtiing  IS4I,  Nr.  248.  S.  1003,  vom  HolValh  Hase; 
dann  to  nutnisniatic  Cluonicle  editiMl  by  John  Yonge  Akerniann  ,  London  ISil, 
Aol.  I\',  p.  184  .  und  in  der  Revue  IVumisniatiquc,  Tom.  V,  p.  ."$07  et  Tom.  VI, 
j).  239. 

17.  Im  CXVI.  und  CXVII.  Bande  der  Wiener  Jahrbücher  sind  von  B  e  r  g- 
m  a  n  n    an^e/.eigt : 

a)  Die  Münzen  der  Her/.oge  von  Alemannien.  Von  Franz  Freiherrn  von 
Pfa  ff  en  hoffen.    Carlsruhe   1845. 

h)  \\'ürttembergische  Münz-  und  Medaillenkunde,  von  Christian  Binder. 
Stuttgart    1841).   8. 

cj  Münzgeschichte  des  Hauses  Hohenlohe,  vom  XIII.  bis  XIX.  Jahr- 
hunderte etc.,   von   Job.   Alb  recht.    Stiittirart    1S46.    4. 

IMiiiologischc  Aufsätze  und  Ahiiandlunüen. 

1.  Kritische  An/.eii^je  der:  „Liiisjua  universalis,  comnmni  omnium  Natio- 
num  usui  accoinmodata,  per  Andream  Ilethy,  in  Regia  Acadeniia  Jaurineiisi 
Linguae  graecae  Professorem.  Viennae  1821.  8."  im  Conversationsblatle. 
AVien    1821,   Beilage   XV.   zu   Nr.    101. 

2.  Ueber  die  Volkssprache  im  äussern  B  r  e  g  e  n  z  e  r  w  a  1  d  e  ,  nebst 
einem  alphabetischen  Verzeichnisse  und  beigefügter  Erklärung  dortiger  Idio- 
tismen lind  einer  poetischen  Sprachprobe:  „Weihnachtsgedicht."  Zeitschrift 
für  Tirol  und  Vorarlberg  III.  1827.  S.  268  —  312,  vgl.  Bulletin  Universel  des 
Paris  VII.  Section,  Jiiiiiet  1829.  Das  Gedicht  wurde  im  baierischen  National- 
kalender  für   1828,   .^Iwnchen ,    abgedruckt. 

.'!.  l'eber  die  Veränderung  des  /  und  n  in  n  in  der  Volkssprache 
des  äussern  B  r  e  g  e  n  z  e  r  w  a  1  d  e  s  und  des  k.  baierischen  Alpendorl'es 
B  a  1  d  e  r  s  c  h  wa  n  g,  verglichen  mit  dem  Französischen,  Italienischen  und 
Holländischen.  S.  Kalten  bäck's  Blätter  für  Literatur,  Kunst  und  Kritik 
zur  österreichischen  Zeitschrilt  für  Geschichte  und  Staatskunde.  Wien  1837. 
Nr.    78   u.   79. 

4.  Lateinisches  Gedicht  des  P'austus  Sab  aus  aus  Brescia  an  Kaiser 
Maximilian  I.,  aus  einem  [Manuscripte  der  k.  k.  Ambraser  Sammlung,  mit 
einem  lehensgeschichtlichen  Abrisse  des  Dichters.  In  Ridler's  Archive  1831. 
Nr.    71    u.    72. 

5.  Lateinische  Grammatik,  moralische  und  diätetische  Verse,  sammt  einer 
Vermabnung  in  Prosa  (von  seinem  Lehrer  Stephan  Hewner,  Dominikaner  in 
Wien  um  1^70),  zum  Unterrichte  des  Er/.herzogs,  nachherigen  Kaisers  I\Iaxi- 
milian  I.  geschrieben.  Ein  Beitrag  zur  Geschichte  der  Lehr-  und  LernAveise 
des  XV.  Jahrhunderts.  S.  Wiener  Jahrb.  1837.  Bd.  LXXVIII.  Anzeigeblatt 
S.    17—3  4. 

6.  Von  dem  M  a  y  r  -  11  e  I  m  p  r  e  c  h  t  e.  K'iuc  poetische  Erzählung  aus  dem 
XII.  Jahrhundert ,  von  Wernher  dem  Gartenäre,  zuerst  aus  dem  Helden- 
bucho  der  k.  k.  Ambraser  Sammlung.  In  den  Wiener  Jahrb.  der  Literatur 
1839,     im   Anzeigehlatte    der   Bände    LXXXV   u.   LXXXM. 

7.  Des  Ritters  und  Sängers  Ulrich  von  Liechtenstein  I  t  w  i  z 
oder  Frauen  buch  vom  .lahre  1257.  In  den  Wiener  Jalirb.  18'jO.  Anzei- 
geblatt   der    Bände  XCII    und    XCIII.     Herrn     Prof.    Lachmann's    vornehme 


7() 

seine  opigrapliisclion  Excurse.  A)  TMomimcnta  Celt'Jana  in  sechs 
Lleferuinion  und  die  Chronik  der  arohä()h)"isclicn  Funde  in  der 
österreichischen  Monarchie,  ebenfalls  sechs  LieCerungen   bisher  *_). 


Invectlve  am   Schlüsse  von   dessen  :   Ulrich   von   Lichtenstein,   mii  Anmerkungen 
von   Theodor  v.   Karajan.    Berlin    1841. 

8.  Von  dem  ü  holen  vvibe.  Eine  poetische  Er/,ählnng  von  einem  un- 
genannten Dichter  aus  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts.  \Viener  Jahrb.  1840. 
An/,eigebl.    des    Bandes   XCIV. 

9.  Des  steiermärkischen  Herrn  und  Sängers  Ilerant  v.  Wildon  vier 
poetische  Erzählungen  aus  der  Mitte  des  XIII.  Jahrhunderts.  Wiener  Jahrb. 
1841.  Anzfigehl.  der  Bände  XCV  u.  XCVI.  Dabei  S.  •'ii  die  Antwort  f^egen 
Herrn   Prof.   L  a  c  h  m  a  n  n. 

10.  Veit  Huendler's  aus  Wien  (Priors  und  Provinzials  der  Canneliter 
in  Deutschland  und  Ungarn  etc.)  deutsche  Sprichwörter  von  B.,  mitgetheilt 
im  österreiciüschen  I>lorgenblatte  von  Nikolaus  Oesterlein's  Witwe,  unter 
Dr.    Frank  l's   Redaclion   herausgegeben.    1840.    Nr.    44.    S.    175. 

11.  Das  Ambras  er  Liederbuch  (mit  260  Liedern)  vom  Jahre  1582. 
In  der    Bibliothek   des   literarischen    Vereins     in     Stuttgart.    Bd.   XII.    1845.   8. 

12.  Dann:  Die  drei  Reiter.  Ein  Ehestandslied  in  drei  Balladen.  Von 
Friedrich  Ludwig  Zacharias  Werner.  Die  erste,  in  Erichson's  Musen- 
almanach, Wien  1814.  S.  128 —  134  gedruckte  Ballade  dichtete  Werner  um 
das  Jahr  1808  in  Weimar  bei  Giithe,  die  beiden  letzten  in  Maria-Enzers- 
dorf  (wo  er  ruht)  bei  Wien,  im  October  1823,  welche  beide  aus  dessen 
Handschrift  mit  der  ersten  zusammen  B.  herausgegeben  hat  in  Job.  Nep. 
Vogl's  österr.  Wunderhorn.    Wien   1834.    S.  275  —  297. 

*)  Wir  liefern  hier  das  Verzelchniss  seiner  Aufsätze   und  literarischen  Anzei- 
gen wissenschaftlichen  Inhaltes. 

A.   Historischen   und  topographischen   Inhaltes. 

Maria  Rast.   Monogiaphische  Skizze.  (Steiermärkische  Zeitschrift,    II.  Jahrg. 

1.  Hft.   S.   23  —  40.) 

Die  u  nt  e  r  s  t  e  i  e  r  is  c  he   Schweiz.    Monographische   Skizze.  (Ebendaselbst 

III.  Jahrg.  1.  Hft.  S.  2(5  —  66.) 
Die  Steinbrücke  (in  Untersteiermark).  (Ebend.  III.  Jahrg.  2.  Hft.  S.51 — 72.) 
Das  St.  M  arein  er  -  Thal.  (Ebend.  V.  Jahrg.  1.  Hft.  S.  79  —  99. 
Zur  Geschichte  der  Stadt  Cilli.  (Ebend.  VII.  Jahrg.  2.  Hft.  S.  5— 25.) 
Thomas  von  Cilli.  Biograph.  Skizze.  (Ebend.  Vlil.  Jahrg.  2.  Hft.  S.  1  — 13 .) 
Dr.  Jacob  Neuner.  Biograph.  Skizze.  (Ebend.  VII.  Jahrg.  2.  Hft.  S.  26  — 73.) 
Hermann   Graf  von   Cilli.     Historische  Skizze.    (Der  Aufmerksame.    1842. 

Nr.    13.) 
Ein  Tourist   des   siebzehnten   Jahrhunderts   über   Oesterreich. 

(Austria,  Universal  -  Kalender  für  1848.   S.   107—131.) 
Noch   Einiges    über     den    Bregenzerwald.     (Beilage  zur   Augsburger 

allgemeinen  Zeitung.    1843.   Nr.    229.    S.    1789—1790.) 
Zur  Kunde  von   I  n  ne  r-0  es  te  r  r  ei  eh.  (Ebend.  1845.  Nr.l23.  S.  977— 978.) 
Zur  Kunde  von   Dalmatien.    (Ausland.    1846.  Nr.  22  und   23.) 
Heimatliches.    (Steiermärkische  Zeitschrift.   II.   Jahrg.   2.  Hft.  S.  182— 186. 

—   Ebend.  V.  Jahrg.   2.   Hft.    S.   165  —  167.   —   Ebend.  VIII.  Jahrg.   2.  Hft. 

S.   106—124.) 
Topographische     Streifzüge.      (Steiermärkische    Zeitschrift.    I,     Jahrg. 

2.  Hft.  S.  135—144.    —   Ebend.  VI.  Jahrg.  1.  Hft.  S.    154  — 15G.) 
Hecension   über:    A.   von   Muchar's   Geschichte  des   Herzogthums   Steiermark. 

I.  Band.    (Oesterr.  Blätter.   1845.   Nr.  34,  35,  36.  S.   265—281.) 


Ein  (Ion  arrhäoloi^isclKMi  und  numisiualisrhen  Studien  sich 
mit  Eifer  und  scliünen  \  orkennlnissen  widmender  junger  Mfinn, 
Freiherr  Eduard  von  S  a  civ  e  u  ,  wird  ohne  Zweifel  in  kur- 
süer  Zeil  voilgüllige  Uevveise  seines  gliicklielien  Slrebcns  ver- 
ötVentiichen. 

Nach  dem  vorliandenen  StolVe,  nach  dem  Umfange  der  zur 
grüudliehen  IJeleuehJung  des,sell)en  erforderlieheu  Kenntnisse, 
wäre  es  sehr  zu  wüusehen ,  dass  noch  mehrere  junge 
Männer  in  den  Stand  gesetzt  würden,  sich  diesen  so  mühsa- 
men und  uiiii'elhf'ilte  Wichnuui»'  fordernden  Studien  hinzuii'eheu : 
poeta  nascilur,  ein  Archäolog,  Numismaliker  aber,  so  wie  ein 
Bibliothekar,  Archivar,  Sphragistikcr  muss  mülisam  erzogen 
werden  durch  häufige  U  e  b  u  n  g  unter  g' u  t  e  r  A  n  1  e  i  t  u  n  g ; 
eine  S  cli  u  1  e  muss  gegründet  werden  für  diese 
wissenschaftlichen  Stellen! 

Es  sei  uns  gestattet,  bei  dieser  Gele<^enheit  einige  Wün- 
sche und  Vorschläge  auszusprechen,  welche  vielleiclit  einige 
Berücksichtigung-  verdienen  dürften. 


B.  Archäologischen   und  numismatischen  Inhaltes. 

E  p  i  gr  a  p  h  i  s  c  h  e  Excurse.  A.  Monumcnta  Celejana.  Sechs  Lieferungen. 
(Wiener  Jahrbücher  der  Literatur  :  1)  Bd.  (11.  Anzi'i^'oblatt  S.  1—34.  — 
2)  Bd.  CIV.  Anz.  Bl.  S.  25  —  02.  —  r,)  Bd.  CVIII.  Anz.  Bl.  S.  46  — 79.  — 
4)  Bd.  CXI.  Anz.  Bl.  S.  1  —  39.  —  ö)  Bd.  CXV.  Anz.  Bl.  S.  1—34.  — 
6)   Bd.  CXVI.   An/..   Bl.  S.   27  —  65.) 

Chronik  der  archäologischen  Funde  in  der  österreichischen 
Monarchie.  Sechs  Lieferungen.  (OesterreichLsche  Blätter  für  Literatur 
und  Kunst:  1)  Jahrg.  1846.  Nr.  18,  19,  20.  S.  1.37  — 160.  —  2)  Ebend. 
Nr.  45.  S.  345  — .348.  —  3)  Ehend.  Nr.  135,  136,  137.  S.  1049  — 1069.  — 
4)  Jahrg.  1847.  Nr.  242,  243,  244.  S.  961—970.  —  Ebend.  Nr.  278, 
280.    S.    1101  —  1112.  —    6)  Ebend.  Nr.  294,   295.   S.    1165  —  1172.) 

Römersteine  bei  Tepiitz.  (Steiermärkische  Zeitschrift.  I.  Jahrg.  2.  Ilft. 
S.  62  —  66.) 

Kecension  über:  Synopsis  ntunorinn  untiquorinn,  qui  in  IMuseo  Cacsareo  Vin- 
dobonensi  adservanlur.  Digessit  Josephus  Arneth.  Pai's  I.  et  II.  Vindobo- 
nae  ,  suinplihu.s  l'ctri  Rohruiann,  bihliopolae  aulici.  1837 — 1842.  (Wiener 
Jahrbücher  der  Literatur.    Bd.    C.    S.    li  1  —  149.) 

Recension  über  :  Z  wo  1  f  römische  M  i  1  i  t  ä  i-  -  I)  i  p  I  o  ni  e.  Beschrieben  von 
Joseph  .\rneth.  Auf  Stein  gezeichnet  von  .Albert  Camesina.  Wien, 
l».  Kohruiann.  1843.    (Wiener  Jahrbücher  der  Literatur.    Bd.  CHI.  S.  68—  86.) 

Recension  über :  Das  Niello-Antipendium  zu  Kloster  neuburg. 
Beschrieben  und  erläutert  von  Jos.  ArnftU.  (Wiener  Jahrbücher  der 
Literatur.   Bd.   CV.  S.  70—97.) 

Recension  über:  Dr.  C.  Burkhard,  Agrippina,  des  M.  Agri|)pa  Tochter, 
Augusts  Enkelin,  in  Germanien,  im  Orient  und  in  Rom.  Drei  Vorlesun- 
gen, im  Winter  1846  in   München   gehalten.     Augsburg,    1846.   Verlag   der 


78 

Möchten  docli  einmal  die  in  so  vielen  vcrseiiiedenen  Samuj- 
liingen  zerstreuten  Schätze  der  Kunst  und  Wissenschaft  ver- 
einigt werden  und  unter  eine  wissenschaftliche  Lcitunj»-  kommen, 
der  Gewinn  für  die  Wissenschaft  wäre  ungeheuer,  dann  erst  lassen 
sich  resultatenrciche  Studien  machen.  —  Es  ist  leider  so  man- 
ches Zusammengehörige  getrennt,  und  durch  diese  Trennung 
ist  die  Benützuiii^  und  wechselseitige  Beleuchtung'  erschwert 
und  unmöglich  gemacht.  Beispiele  werden  die  Saclie  klarer 
machen.  —  So  sind  die  Handschriften  und  Sammlungen  zur 
Geschichte  Kaiser  Maximilians  I.  in  verschiedenen  Orten  auf- 
bewahrt. Die  Amhraser-Sammlung  enthält  mehrere  Gedenk- 
bücher und  Werke  desselben ,  andere  sind  in  der  k.  k.  Hof- 
bihliothek,  wieder  andere  im  k.  k.  geheimen  Haus-,  Hof-  und 
Staats- Archive,  auch  das  Archiv  des  k.  k.  Finanz-Ministeriums 
enthält  dahin  Gehöriges.  —  Warum  sind  diese  wichtigen  Quel- 
len nicht  vereinigt  ?  —  So  besitzt  das  k.  k.  geheime  Haus-, 
Hof-  und  Staats -Archiv  die  berühmte  Smitmer'sche  Sieg-el- 
Sammlung',  welche  sphragistischen  Studien    so  wesentliche  Un- 


M.  Rieger'schen  Buchhandlung.  (Wiener  Jahrb.  der  Literatur.  Bd.  CXVIII. 
S.    203  —  227.) 

Anzeige  von:  Seh.  Mutzl,  über  die  Verwandtschaft  der  germanisch-nor- 
dischen und  hellenischen  Götterwelt.  Ingolstadt,  1845.  A.  Chr.  Fromm. 
(Oesterr.   Blätter  für  Literatur  und   Kunst.  Jahrg.    1846.   Nr.  144.) 

Anzeige  von:  1)  Ergebnisse  der  neuesten  Ausgrabungen  rö- 
mischer A  1 1  e  r  t  h  ü  m  e  r  in  und  bei  Mainz,  von  Dr.  H.  M.  Malten. 
Mainz.  1842.  —  2)  Intorno  all'  oscurissimo  Dio  Canto  Pate,  di  Giovanni 
Lahns.  (Oesterr.  Blätter  für  Literatur  und  Kunst.  Jahrg.  1846.  Nr.  150. 
S.  1178—1179.) 

Numismatisches.   (Sammler.   Jahrg.    1843.  Nr.   148   und    149.) 

Numismatik  und  Archäologie.  Zwei  kritische  Anzeigen  über  „Synop- 
sis numorum  antiquorum ,  qui  in  Miiseo  Caesareo  adservantur",  und 
,, Zwölf  römische  Militär- Diplome."    (Wiener  Zeitung  vom   3.  Sept.  1843.) 

Der  Likkaner  Münzfund.  (Wiener  Bazar ,  Beiblatt  zum  ..Humorist." 
1845.   Nr.  13.    S.   148  und  149.) 

Zur  Numismatik  und  Archäologie.  (Beilage  zur  Augsburger  allgem. 
Zeitung.    1846.  Nr.    7.) 

Anzeige  von:  Das  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinet.  Beschrieben 
von  J.  Arneth.  Wien  ,  1848.  Aus  der  k.  k.  Hof-  und  Staats  -  Aerarial- 
Druckerei.  (Gegenwart.    1846.    Nr.    31.  S.   145    und   146.) 

C.    Philologi. sehen     Inhaltes. 
Gabrielis  Faerni  fabiilae.^DeB   Gabriel  Faernus   Fabeln,    metrisch   verdeutscht 

und    mit    biographischen     und    bibliographischen      Einleitungen     versehen. 

Gratz,    1831.    Damian  und  Sorge. 
Ueber  des    Tit.     Calpurnius     ,,Delos."    Ein   philologisch  -  numismatischer 

Excurs.    (Denkschriften   der  kaiserlichen  Akademie   der  Wissenschaften.) 


79 

terstütznno;  (larl)ielei.  —  Das  k.  k.  Münz-  und  Anliken-Cabiiict 
ist  liingegei»  im  llcsit/e  der  clicnfalls  sehr  reichen  Sicijel- 
Sanimluiig  des  Ilofralhes  I)  i  e  (  z  (Vorstand  des  eliemaligen 
Keieliskaninieriiericlils-Arohives  in  \\e(ziar),  welche  in  andern 
Partien  so  vollständig-  ist  und  die  Sniilnier\sche  Saninilung" 
wesentlich  erüänzt.  —  Warum  stehen  sie  nicht  beisammen  und 
beleuclitcn  sich  wechselscitij»?  —  Wie  zweckmässi"'  und  för- 
derlich  wäre  eine  Vereinigung'  der  mitlelallerlichen  Kunstschälze 
der  k.  k.  Schatzkammer,  der  k.  k.  A  m  b  raser -Samm- 
lung", der  k.  k.  IJ  i  1  d  e  r  g  all  c  r  i  e  im  Helvedcre,  des 
Lustschlosses  Laxenburg;  das  g'äbe  eine  herrliche,  eine 
äusserst  lehrreiche  Sannnlung!  —  Alle  diese  Schätze,  durch 
IJenützunj^  der  Bibliothek  wie  des  Archivs  vollständig*  be- 
leuchtet und  erklärt,  würden  eine  der  lehrreichsten  Sammlun- 
gen der  Welt  bilden,  —  Ob  wohl  jemals  eine  solche  so  oft 
gewünschte  Vereinigung"  zu  Stande  köuiml?  Jedenfalls  sollte 
eine  lebhafte  wissenschaflliche  Verbindung,  ein  wechselseitiges 
Unterstützen  und  Fördern  erzweckt  werden  können,  sollte  man 
meinen.  Würde  dadurch  nicht  vor  allem  die  vaterländische 
Geschichte  wesentlich  gewinnen  ?  Ohne  Zweifel.  —  Aber  auch 
die  Sammlungen  selbst  an  Verständniss  und  Interesse  reicher 
werden. 

Sollte  zum  IJelspicle  nicht  in  der  k.  k.  Schatzkammer  noch 
jener  goldene  Reif  (Hing)  cxistiren,  der  in  früherer  Zeit  in 
der  (jleschichte  des  österreichischen  Fürstenhauses  eine  bedeu- 
tende Rolle  spielte,  nach  dem  Zeugnisse  des  so  gut  unterrich- 
teten Abtes  Johann  von  Viklring  ?  Derselbe  hatte  nach  ihm  die 
Figenschaft,  in  gefährlichen  Lagen  des  Hauses  durch  aulTal- 
lendes  Erblassen  des  (ioldes  gleichsam  prophetisch  den  Aus- 
gang zu  offenbaren,  jedenfalls  ein  interessanter  Beleg  zur  Cul- 

turgeschichte  i). 

* 

*)  S.  Bilhiner  Fontes  lertim  Germanicarum  I.  p.  394  (auch  bei  Pe/,.  SS.  I. 
,,922)  Interea  bellum  (zwischen  K.  Ludwig-  vnti  Baiern  und  K.  Friedrich 
,, dem  Schönen.  Schiacht  bei  .'Mülildorl'  am  28.  Septemjjer  1 322)  indicitur  et 
,,ratificat(ir.  Mi.s.saque  coram  Friderieo  f.ummo  diluculo  celebratur.  Kt  po- 
,,sitis  ibi  reliquiis,  anulus  aureus  sive  circulus  simul  apponitur,  qui  prae- 
jjSagos  evcnlus  sicut  dicitur  presignavit.  Quo  mirabiliter  suhlato,  quesilus 
,,minime  est  repertus  ,  licet  aliqui  fuerint  incuipati  .  qui  po.st  trii)ulatiri- 
,,nes  eis  suscitatas  se  innocuos  ostenderunt.  (Späterer  Zusatz  des  Ver- 
,, fassers  :   Postea  anno  domini  M.  CCC  .XL  .  III  .    aiiis    fratribus    sublatis, 


80 

nurch  Altcrtimmskiindc .  Sphrngisllk  ,  NuinismailU ,  «licso 
Ilüllswissenscharten ,  erhält  die;  Gescliichle  Fleisch  und  Leben, 
diese  gewährt  dulur  den  wahren  Geist,  desslialb  sollen  sie 
gemeinschaftlich  hetriehen   werden. 

Ein  weiterer  Wunsch ,  den  wir  heg-cn,  ist,  dass  das  k.  k. 
Münz-  und  Antiken- Cahinet  mit  seinen  reichen  Iliilfsmitteln, 
mit  seinen  geistigen  Kräften  Mittelpunkt  werden  möge  archäo- 
logischer Forschung-  in  Oesterreich. 

Wenn  Concentrirung-  in  irgend  einer  Wissenschaft  Noth 
thut ,  so  ist  es  hier,  vereinzelt  sind  derlei  Notizen  und  Frag- 
mente wenig  nütze,  oft  nur  Spielerei;  indess  sie  wichtig  wer- 
den durch  Zusammenstellung,  durch  wechselseitige  Beziehung. 
Möchte  doch  der  Wunsch  nach  einem  Corpus  Inscriptionum, 
nach  einer  grossen  Karte  des  Theiles  des  römischen  Reiches, 
der  unser  «"effenwärtiffes  österreichisches  Kaiserthum  in  sich 
fasste,  mit  genauer  Bezeichnung  der  Fundorte  römischer  Al- 
terthümer,  endlich  nach  einer  Geographie  und  Topographie 
dieses  Gebietes  in  der  Zeit  der  Römerherrschaft  befriedigt  wer- 
den.   Das  wäre    ein    historischer    Gewinn    des    ersten  Ranges. 


,,aurum  apud  quendam  sacerdotem  in  Austria  mortuum  invenitur,  et  AI- 
,,berto  duci  presentatiir  ,  qui  super  hoc  gaudio  niiniuiu  replebatur.)  Fer- 
,,tur  ,  quod  idem  auruin  hoc  tempore  nimium  expalluit,  quod  alias  miro 
,,inndo  splendescere  ad  prospera  consuevit  ,  et  proavis  Friderici  gloriam 
,,sepiu.s  preinonstraverit  triumphalem.  Creditur  enim  extitisse  de  eo  , 
„quod  tres  Magi  domino  obtuleruut.  iN'ec  mirandum  :  cum  Josephus  scri- 
,,bat  sardocinem  lapidem  in  dextro  humero  pontificls  ,  cum  sacrificium 
,,sacerdotis  deo  placebat  ,  tanto  splendore  micasse ,  quod  etiam  procul 
,,positis  eius  radius  appareret  etc.  etc."  —  Jedenfalls  wäre  die  Spur  die- 
ses Ringes    weiter  xu   verfolgen.   — • 

Herzog  Albrecht  IV.  ,  der  Geduldige  ,  der  Welt  Wunder  genannt ,  wird 
von  dem  Franziskaner- Guardian  zu  Jerusalem  zum  Ritter  des  h.  Grabes 
geschlagen:  ,,Weil  er  alles  erzehlte,  was  er  gesehen  vnd  gehöit  auff  sel- 
tner Pilgerfahrt  ,  die  Teutschen  Poeten  solches  vermehrten  ,  vnd  vnter 
„andern  auch  darzu  setzten  mit  jhren  noch  vorhandenen  Versei»,  dass  er 
„einen  grossen  leuchtenden  Charfunkelstein  gefunden,  durch  dessen  Schein 
„er  durch  die  vnbekannte  finstere  Strassen,  vnd  hole  Berg  biss  in  In- 
„diam  solte  kommen  seyn ,  allda  kleine  Zwerglein,  grosse  Risen,  ge- 
,, schnäbelte  Leut ,  andere  wunderliche  Sachen  gesehen  ,  vnd  seltsame 
„Schätz  mit  heraussgebracht  habe,  ist  er  genannt  worden  Mirubilia  Miindi, 
,,der  Welt  Wunder.  Die  Geschichtschreiber  geben  jhme  das  Lob,  dass  er 
„sey  ein  trefflicher  Baumeister  ,  Schnitzler  vnd  Maler  ,  aber  darneben  so 
,, fromm  vnd  andächtig  gewesen,  dass  er  sich  nicht  geschäinet,  bejm 
„Tag  vnd  bey  der  Nacht  mit  den  Priestern  in  der  Kirchen  zu  singen,  vnd 
,.zu  betten."  —  S.  Fei.  Reineccius  (Ord.  Min.  Reform.  Hoffpredigern  zum 
k.  Creutz.)  Hundert  hohe,  heilige  Frawen.  Ynsprugg  1660.  p.  56.  — 
Sollten  nicht  auch  von  seinen  Schnitzarbeiten  noch  welche  vor- 
handen seyn  ? 


81 

Daran  könnten  sich  «Innn  erst  als  sichere  Grun«llaf^e  die  For- 
schuni^en  über  die  ersten  noch  so  dunkeln  Jahrhunderte  des 
MillelaÜers  knüpfen. 

Nur  das  k.  k.  Münz-  und  Antiken-Cabinct  kann  eine  solche 
Arbeit  in's  Leben  rufen ,  an  der  kräftigsten  Unterstützung  von 
Seite  der  kaiserlichen  Akademie  ist  wohl  kaum  zu   zweifeln.  — 

Die  VerölVeutlichung  der  interessantesten  Schätze 
des  Münz-  und  Antiken-Cahinetes,  wie  der  Ambraser-Samm- 
lung-,  durch  treue  Abbildungen  und  genügende  Erläulerungen 
ist  ein  eben  so  billi<>-er  als  natürlicher  Wunsch  aller  Freunde 
der  Wissenschaft  und  Kunst;  insbesondere  dürfte  die  Anibraser- 
Samnilung  für  die  Geschichte  des  spätem  Mittelalters  und 
seiner  Kunst  und  Poesie  von  solchen  l'ublicationen  den  aröss- 
ten  Gewinn  ziehen.  —  Das  Beste  aus  FreidaTs  (d.i.  Freud 
allen  =  Maxiniilian's  I.)  Turnierbuch  mit  Abbildungen  der  ver- 
schiedenen Rennen,  Stechen  und  Kämpfe,  dann  der  Mumme- 
reien dieses  ritterlichen  und  lebensfrischen  Kaisers ;  ferner 
Meister  Peter  Falkner's  Künste  zu  ritterlicher  Wehre,  ein 
tretVliches  Lehrbuch ,  das  verschiedene  Handgrifle  des  alten  Ge- 
fechtes mit  dem  Schwerte,  Degen,  Messer,  mit  der  Stange, 
Axt  und  Hellebarde,  mit  der  Kolbc,  dem  langen  Schilde  dar- 
stellt; dann  Hanns  Thalhofer's  Anleitungen  zum  Ernstkampf, 
in  liildern  mit  beigeschriebenen  Erklärungen  wären  allerdings 
solcher  VcrölTentlichung  vor  allen  werth. 

Von  grosser  Wichtigkeit  für  Kriegs-  und  Waffen- Ge- 
schichte wäre  Nr.  38  der  Primisser'schen  Beschreibung  (1819). 
Beschreibung  verschiedener  Kriec'smaschinen  und  Sturmzeuffe 
mit  Bildern  aus  dem  XIV'.  Jahrhunderte  und  Nr.  39  ein  Band 
mit  Abbildungen  von  verschiedenem  Slurmzeuge.  Bei  Ileraus- 
"•abe  dieser  letztern  würde  die  umfassende  Sachkenntniss  des 
Herrn  Generalen  von  II  aus  lab  dem  Heraus"eber  wohl  die 
besten  Dienste  leisten ;  an  dessen  Eifer  für  dieses  edle  Stre- 
ben ist  nicht  zu  zweifeln. 

Die  Herausgabe  des  sogenannten  H  e  1  d  e  n  b  u  c  h  e  s  (Primis- 
ser  S.  275  Nr.  31),  einer  von  K.  Maximilian  I.  veranlassten  Samm- 
lung von  23  altdeutschen  Gedichten,  würde  gewiss  alle  Freunde 
altdeutscher  Poesie  erfreuen,  doch  genug  dieser  vielen  Wünsche, 
wenn  nur  einer  oder  der  andere  derselben  in  Erfülluns»'  ffinae! 

ö 


der 

itiatliematiseli-naturivisseiiseliaftlielien 

Classe. 


V.    Mt'l't.    Si(7.>>-    *1.    inadii-iii     naliirw.   C'l. 


Sitzunii^sbericlite 


der 


inatlicinatisch-njiturwissenschaftliclien  Classc. 

Sitzung  vom  16.  Novombor  1848. 

Herr  Custos  Ivollar  hält  nachstehenden  Vorlrag:: 
Ucbcr    den    Sitophilus    Ory/.ac    Schönherr.    (Cur- 
culio  Oryzae  Linn.)   Ein  dem  Mais  sehr  schädliches 
Ins  c  ct. 

Der  im  Interesse  der  hiesigen  Gartenbau-Gesellschaft  Rei- 
sende, Herr  Carl  Heller,  brachte  bei  seiner  Ilückkchr  aus  Me- 
xico nebst  lebenden  und  getrockneten  IMlanzen ,  JMlanzcu-Samcn 
und  anderen  nalurliistorischen  und  ethnographischen  Gegenstän- 
den, auch  einige  Kolben  von  einer  Mais-Varietät  mit,  die  sich 
durch  eine  ausserordentliche  Fruchtergiebigkeit  auszeichnet.  Die- 
ser Mais  wird  auf  einem  kleineren  Strich  Landes  zwisclien  Ciu- 
dad  real  und  Comitan  im  Staate  Chiapas  cnltivirt  in  einer  Höhe 
von  4000  —  4500'  über  der  Meeresfläche  auf  einem  schwarzen 
Moorboden.  Jede  Pflanze  trägt  2  bis  3  Kolben,  von  denen  jeder 
1000  —  1200  Körner  enthält,  somit  durchschnittlich  einen  2500 
fältigen  Ertrag  liefert. 

Herr  Heller  hatte  die  Absicht  mit  diesem  Mais  bei  uns 
Anpflanzungs  -  Versuche  zu  machen  ,  um  zu  sehen  in  wie  weit 
Clima  und  Boden  auf  seine  Ergiebigkeit  einwirkt ;  leider  ist 
seine  Absicht  durch  ein  kleines  Insect,  das  auch  in  Mexico  als 
der  gefährlichste  Feind  dieser  Frucht  bekannt  ist,  fast  gänzlich 
vereitelt  worden,  indem  trotz  der  sorgTälligsten  Verpackung  und 
Consorvirung  durch  Campher  fast  alle  Körner  während  der  Ueber- 
falirt  nach  Europa  zerstört  wurden.  Herr  Heller  halte  die  Ge- 
fälligkeil mir  die  angegrifl'enen  Kolben  zur  Untersuchung  und 
genauen  liestimmung  des  zerstörenden  Insccts  mitzutheilen,  und 

1  *> 


ich  ciMchle  es  rar  wichtig  die  Resultnie  meiner  Unlersiichung 
der  hohen  kais.  Akademie  vorzulegen ,  damit  sie  dtircli  ihre 
Schrillen  /iiir  Iveunlniss  der  Naturforscher  und  Oekonomen  ge- 
langen. 

Das  in  Uedc  stehende  Insect  gehört  der  Ordnung  Coleop- 
tera  (Kiirer),  der  natürlichen  Familie  Curculionidcs  an 
und  ist  eine  bereits  dem  grossen  Linne  bekannt  gewesene  Spe- 
eies,  von  der  nämlich  sein  Curculio  Oryzae,  gegenwärtig  Silo- 
philus  Oryzae  genannt,  ein  Insect,  welches  bisher  aus  Ostin- 
dien, dem  Orient  und  dem  südlichen  Europa  bekannt  war  und 
als  ein  Feind  des  Reises  berüchtigt  ist.  Dieser  Rüsselkäfer  ist 
ein  naher  Verwandter  des  den  Cerealieu  schädlichen  Sitophilus 
granarius,  welcher  den  Oekonomen  unter  dem  Namen  „schwar- 
zer Kornwurm"  bekannt  ist  und  gleich  der  Kornmotte  (Tinea 
granella)  für  eine  Hauptpest  des  in  Magazinen  aufi)ewahrten  Ge- 
treides gilt.  Sitoph.  Oryzae  ist  etwas  grösser  als  der  letztge- 
nannte S.  granarius ,  ungefähr  2  Linien  lang  und  Va  Linie  breit, 
im  Leben  von  dunkelbrauner  Farbe  mit  vier  nicht  scharf  be- 
gränzten  rothbraunen  Flecken  auf  den  Flügeldecken;  sein  ziem- 
lich feiner  Rüssel  beträgt  beiläufig  Vs    der    ganzen  Körperlänge. 

Da  übrigens  das  vollkommene  Insect  in  den  systematischen 
Werken  ohnehin  genau  beschrieben  ist,  namentlich  in  Schön- 
herrs  Genera  et  Species  Cure  ulioni  dum  T.  IV.  pars 
II.  pag.  981 ,  wo  auch  eine  vollständige  Synonymie  enthalten, 
so  beschränke  ich  mich  hier  auf  die  Reschreibung  seiner  noch 
unbeschriebenen  Larve  und  auf  die  Art  und  Weise  seiner  Zer- 
störung der  Mais-Körner. 

Der  von  dem  Insecte  angegriffene  Kolben  bietet  schon  dem 
freien  Auge  die  Spuren  der  Reschädigung  dar:  die  einzelnen 
Körner  sind  auf  ihrer  Oberfläche  mit  grösseren  oder  kleineren 
Löchern  versehen  und  die  Substanz  des  Körnchens  mehr  oder 
weniger  in  einen  mehlartigen  Staub  verwandelt,  der  bei  den 
erwähnten  Löchern  herausfällt.  Im  Inneren  des  angegriffenen 
Kornes  findet  man  bald  den  Käfer  allein ,  einzeln  oder  mehrere 
beisammen ,  bald  Käfer  und  Larve  zugleich.  Die  Larve  oder 
Made  liegt  fast  zu  einer  Kugel  zusammengezogen  in  der  zu 
Mehl  verwandelten  Substanz,  ihr  grösster  Durchmesser  beträgt 
kaum  Vn;  Linie;  sie  ist  durchaus  weiss  und  runzlig,  fusslos.   Ihr 


Kopf  ist  von  li(>niarliij;or  Consistfir/, ,  kaslauienbraim  mit  star- 
ken iuelir'/iähiiiü,en  Kiefern  hewalVaet,  ilie  sie,  wenn  sie  berührt 
wird,   y.ieiulirli   sclinell  beweg't. 

Die  Verpu[)piing'  llndet  ebenfalls  im  Inneren  des  Körnchens 
kStatt,  und  zwar  ohne  alle  lliille.  Die  Puppe  ist  ebenfalls  weiss 
und  man  kann  unter  dem  Puppenliäutoben  deutlioh  schon  alle 
Theile  des  Käfers  entdecken.  Man  findet  das  Insect  in  allen 
seinen  Knlwickelung'szuständen  zur  nämlichen  Zeit  in  den 
Maiskolben,  so  dass  die  Zerstörung!;  ununterbrochen  vor  sich 
geht  und  seine  Vermehrung  reissende  Fortschritte  macht.  Von 
dem  Monat  März  bis  zum  August  hat  Herr  Heller  nu'hrere 
Hunderte  dieses  Käfers  aus  drei  Kolben  gezogen.  Die  Einge- 
borenen suchen  dieser  Zerstörung  dadurch  vorzubeugen,  dass 
sie  gleich  nach  der  Ernte  die  Kolben  auskörnen  und  an  einem 
sicheren  Orte  verwahren.  Wenn  trotz  dem  die  Körner  angc- 
grilTen  werden,  so  müssen  sie  vermählen  werden,  wobei  das 
Insect  zerstört  wird. 


Das  correspondirende  Älitglied  D.  S.  Reissek  bcriditet 
das  Ergcbniss  einer  Reihe  von  Untersuchungen,  welche  derselbe 
über  die  Fasergewebe  des  Leines,  des  Hanfes,  der  \essel 
und  IJaumwolle  in  anatomischer,  chemischer  und  technischer 
Beziehung  angestellt  hatte,  und  wobei  vorzüglich  die  Entwicke- 
lungsgcschlchte  dieser  Gewebe,  dann  die  Veränderungen,  welche 
sie  bei  ihrer   Verarbeitung    erleiden,    im  Auge  behalten  wurden. 

Die  Entwickelungsgeschichte,  der  Bau  und  die  Veränderun- 
gen der  Fasergewebe  sind  wesentlich  verschieden,  je  nachdem 
sie  entweder  Bastgewebe  sind,  wie  beim  Leine,  dem  Hanfe  und 
der  Nessel,  oder  Haargewebe  wie  bei  der  Baumwollstaude. 

Die  Hauptresultate  für  die  Bastgewebe  sind  folgende  : 

1.  Die  Fasern  des  Leines,  Hanfes  und  der  Nessel  sind 
Zellen  ,  welche  frei  in  Intercellulargängen  zwischen  Rinde  und 
Cambium  sich  bilden,  und  durch  Abselzunu:  von  Cellulosc  in 
Gestalt  einer  die  Wand  des  Intcrcellularganges  auskleidenden 
Membran  entstehen. 

2.  Die  Entwickelungsgeschichte  der  Bastzellen  ist  dieselbe, 
wie  jene    der    Milchgefässe .    und    letztere    sind    nichts  als   Bast- 


0 

zollen ,  welche  in  verschiedenen  Thcilen  des  IMlanzenffevvebes 
zcrslreiit  sind  ,  aher  /iwischen  Rinde  und  Cambium  eine  beson- 
ders starke  und  regelmassige  Schichte  bilden. 

3.  Die  ausgebildete  Flachs-  und  Ilanffaser  wird  durch  voll- 
ständige Ausfüllung  der  Höhlung-  solid  und  verliert  das  Anse- 
hen  einer  Zelle. 

4.  Die  Veränderungen  der  Faser  beim  Rösten,  Dörren, 
Dreclien,  Schwingen,  Schlagen,  Reiben,  Hecheln,  Spinnen,  Zwir- 
nen, Weben  und  Bleichen,  so  wie  bei  der  l'apierbereitung  sind 
bloss  mechanische,  die  chemische  Beschaffenheit  bleibt  un- 
verändert. 

5.  Die  Wirkung  der  Röste  besteht  in  einer  Auflockerung 
und  theilweisen  Zerstörung  der  Rinde  und  des  Cambiuins,  in 
Folge  dessen  die  leichtere  Ablösbarkeit  der  Bastschichte  vom 
ilol/ikörpcr  ermöglicht  wird.  Durch  das  Brechen  wird  der  Holz- 
körper von  dem  Baste  entfernt,  durch  das  Schwingen  die  Ueber- 
reste  der  Rinde  und  des  Cambiums  abgelöst.  Durch  das  He- 
cheln werden  die  Bastbündel  gespalten  und  verfeinert. 

6.  Bei  der  Papierbereitung  werden  die  Fasern  zerstückt, 
zerfranzt  und  zermalmt  und  in  eine  feinfasrige  und  flockige, 
mittelst  Flüssigkeit  sich  verfilzende,  und  in  Blätter  und  Platten 
leicht  zu  formende  Masse  verwandelt.  Die  Chlorbleiche  briufft 
keine  chemische  Veränderung  der  Faser  hervor. 

7.  Die  anatomischen  Eigenschaften  einer  guten  Flachs-  und 
Hanffaser  sind:  a)  Bedeutende  Lauge,  b)  Geringer  Durchmes- 
ser, c}  (ilatte  Oberfläche,  d)  Gleichmässige  nur  nach  den  En- 
den ailmälig  abnehmende  Dicke  ,  e)  Vollständige  Ausfüllung  der 
Höhlung,  f)  Reichthum  und  Zartheit  der  Schichten  der  Abla- 
gerung. 


Herr  Bergrath  Haidinger    übergibt    folgende  Mittheilung: 
Ueber  die  Ursache  der  Erscheinung  der  Polari- 
sation sbüs  che  1. 

Die  Erscheinung  der  Polarisationsbüschel  selbst  ist  eine 
höchst  zarte.  Wäre  diess  nicht,  so  hätte  sie  schon  längst  von 
so  vielen  aufmerksamen  Beobachtern  wahrgenommen  werden  müs- 
sen, die  den  binnen  heiteren  Himmel  Jictrachtelen.     Wenn  auch 


«•eradc  mit  einer  UiUersucluin"'  hosohiil'tiii:!.  die  pineii  andern 
Zweck  verfolgte,  henieekle  ich  sie  vielleicht  nur  darum,  weil 
mein  Auge  durch  langjährige  Untersuchung  von  kleinen  Krvstallen 
vorhereilet  war,  die  llrschcinung  aufzunehnien.  Ich  suchte  in 
meinen  ersten  Millheilungen  durch  die  Angahe  der  iMitlel  mög- 
lichst die  IJeohachlung  zu  erleichtern,  aher  es  ist  mir  nur  we- 
nig" gelungen.  Mehrere  Physiker,  die  mich  mit  ihrem  Desuehc 
erfreuten,  sahen  sie  leicht  an  den  Vorrichtungen  und  Gegen- 
ständen in  der  Nähe,  aher  auch  hier  gelang  es  mir.  hald  mit 
der  einen ,  hald  mit  der  andern  leichter  den  ersten  Eindruck 
vorxuhereiten.  Herr  Ahiie  Moigno  hrachte  sie  nach  Paris,  erst 
vor  wenigen  Monaten  konnte  sie  noch  Hr.  v.  Hauer  dem  gros- 
sen schottischen  Physiker  iSir  David  IJrew  ster  zeigen,  dem 
ich  früher  einen  eigenen  Brief  darüher  geschriehen  hatte,  und 
dem  es  doch  nicht  gelang  sie  aufzufinden. 

War  aher  schon  die  Beobachtung  schwierig,  und  nur  all- 
mälig  verbreitet,  so  gilt  diess  noch  mehr  von  der  Bildung  der 
eigenilichen  Ansicht  über  die  Natur  dieser  Büschel. 

Mancherlei  Ansichten  sind  schon  vorgebracht  worden,  aber 
man  hat  sich  noch  lange  nicht  über  den  physikalischen  Vor- 
gang bei  ihrer  Bildung  im  Auge  vereinigt. 

Die  erste  Frage  ist  wohl  die,  ob  es  ein  ol)jec(iver  oder 
ein  subjectiver  Kindruck  sei,  oder  vielmehr,  ob  der  Büschel  mit 
dem  Wesen  des  polarisirten  Lichtes  unmittelbar  zusammenhänge, 
oder  ob  er  den  Apparat  des  Auges  zu  seiner  Bildung  nothwen- 
dig  ha1)e. 

Mehr  der  ersten  Ansieht  entsprechend  war  die  Construc- 
tion,  welche  ich  in  einer  früheren  Miltheilung  a)  übereinstim- 
mend mit  Herrn  Reffierungsrath  v.  Ett ingshauscn's  Ansich- 
ten  darlegte,  und  die  sich  darauf  siründet,  dass  mau  auf  die 
verschiedene  Breehbarkeit  der  Straiilcn  Bücksicht  nehmen 
müsse,  wenn  auch  durch  die  Zurückslrahlung  kein  prismati- 
sches Bild  wie  durch  Brechuui»'  entstehen  kann.  Der  hellste 
Theil  ist  vollständig  polarisirtes  Licht,  und  daiier  als  mit  dem 
Maximum  der  Licht  -  Intensität  gelblich,  während  zugleich  ein 
Anlheil  nicht  polarisirten  Lichtes,    aber    von    der  complementär 


u)   Fo-rireiMloi-ITs   Aiuiiilfii    ISiii.    Hd,    <;s     S.    7.;. 


8 

violetten  Farbe  zurückgeworfen  wird  ,  das  dem  vorigen  beige- 
mischt ist,  und  in  der  Richtung  senkrecht  auf  die  Polarisations- 
Ebene  erscheint ,  während  in  derselben  der  gelbe  Büschel 
wahrgenommen  wird.  Alles  nur  unmittelbar  um  die  Seheaxe 
herum.  Für  das  Erscheinen  des  Violet  führte  ich  HerscheFs 
Beobachtung  an,  dass  ein  einzelner  Strahl  nicht  vollständig 
polarisirt  oder  durch  zwei  auf  einander  folgende  Polarisirun- 
gen  in  senkrechter  Richtung  auf  einander  ausgelöscht  werden 
kann ,  sondern  immer  noch  ein  dunkles  Violetblau  (purple) 
übrig  lässt. 

Die  mannigfaltigen  Erscheinungen,  welche  seitdem  an  vie- 
len Körpern  in  Bezug  auf  die  Zurückstrahlung  wahrgenommen 
worden  sind  ,  und  die  in  so  vielen  Zwischengliedern  einen  Zu- 
sammenhang zwischen  der  lineam  Polarisation  der  einen  und 
der  elliptischen  der  andern  nachweisen,  Hessen  das  senkrecht 
auf  die  Einfallsebene  polarisirte  Violet  als  den  Endpunkt  die- 
ser Reihe  betrachten,  wenn  auch  eine  eigentliche  Erklärung 
nicht    weiter  dadurch  begründet  werden  konnte. 

Eine  andere  Richtung  nahmen  die  Forschungen,  welche  die 
Herren  Silbermann  und  Jamin  in  Paris  zur  Erklärung  der 
Erscheinung  einleiteten.  Sie  nahmen  beide  an ,  dass  erst  im 
Auge  der  Vorgang  stattfindet,  durch  welchen  die  gelben  und 
violetten  Farbentöne  getrennt  werden,  aber  stimmen  sonst  nicht 
mit  einander  überein. 

Nach  Silber  mann  a)  wird  das  Licht  durch  die  schnell 
abgekühltem  Glase  ähnliche  ungleiche  Dichtigkeit  der  Krystall- 
Linse  in  seinem  Polarisationszustande  modificirt,  und  die  fase- 
rige Structur  der  Krystall-Linse  selbst,  so  wie  die  des  Glas- 
körpers (humeur  vitree)  wirken  als  Analysirer.  Er  stützt  diese 
Ansicht  auf  die  mit  den  Abbildungen  von  Young  übereinstim- 
menden neueren  anatomischen  Arbeiten  Pap  e  nhe  im's  ,  die 
eine  nach  den  sämmtlichen  Radien  auslaufende  faserige  Struc- 
tur der  Krystall-Linse  erkennen  lassen. 

Es  sei  mir  erlaubt,  hier  einige  Bemerkungen  zu  machen. 
Zuerst  ist  es  nothwendig  zu  untersuchen,  welche  Lage  diejeni- 
gen Strahlen  im  Auae  haben,  welche  den  Büschel  hervorbringen. 


a)  Comptes  reiidiis.   Tome  XXHI.  Nr.    13.   38.   Sept.    184«.  S.  (J2i). 


9 

Wenn  man  eine  ganz  kleine  Oefl'nung  von  etwa  'A  Linie 
oder  nahe  '/^  Millimeter  durch  schwarzes  Papier  hindurch- 
sticht und  ganz  knapp  vor  das  Auge  hält,  so  sieht  man  in 
einer  linear-polarisirlen  riicIiKläche  doch  noch  sehr  deutlich 
den  Büschel  in  der  Richtung  der  Seiieaxe.  Man  kann  daraus 
schliessen,  dass  es  ein  Punkt  ist,  so  klein  als  möglich,  vou 
dem  ein  Strahlenkegel  ausgeht,  innerhalb  dessen  Basis  auf  der 
Retina  der  Büschel  hefindlich  ist.  Herr  Silbermann  hat  die 
Winkelgrüsse  desselben  auf  etwa  5"  geschätzt ,  ich  hatte  aus 
der  Erinnerung  früher  nur  2"  niedergeschrieben ,  ohne  ihn 
eigentlich  mit  irgend  etwas  zu  vergleichen ;  ich  wiederholte 
später  eine  wirkliche  Schätzung  —  den  Vergleich  der  Entfer- 
nung vom  Auge  mit  der  scheinbaren  Grösse  —  und  gelangte 
zu  demselben  Resultat,  wie  Herr  Silber  mann.  Für  die  Länge 
der  Augenaxe  =  24  Millimeter,  diese  schon  von  der  grössten 
Dimension,  findet  sich  also  bei  5»  Divergenz  die  Grösse  des 
Büschels  auf  der  Retina  =  2*1  Millimeter.  In  der  Krystall- 
Linse  selbst  würde  er  nur  05  Millimeter  gross  seyn.  Die 
Structur,  welche  auf  die  Ilervorbringung  des  Büschels  wirkt, 
muss  also  in  diesem  höclist  beschränkten  kegelförmigen  Raum 
zunächst  der  Axe  von  einer  ausserordentlichen  Regelmässigkeit 
seyn.  Herr  Silber  mann  verlangt  für  den  Raum  nächst  der 
Seheaxe  (pag.  6o3  \r.  2)  einen  neutralen  Raum ,  ohne  jedoch 
eine  Angabe  über  dessen  Grösse  zu  machen. 

Neuere  anatomische  Untersuchungen  ,  deren  Kenntniss  ich 
Herrn  Dr.  C.  Wedl  verdanke,  der  selbst  viele  davon,  zum 
Theil  der  erste,  vorgenommen  hat,  beweisen  nun  zwar  die 
radiirend  faserige  Structur  der  Krystall-Linse,  aber  die  Fasern 
gehen  keineswegs  durch  die  Seheaxe  hindurch  ;  wenn  sie  auch 
weiter  vom  Mittelpunkte  entfernt,  nahe  gleichlaufend  werden, 
so  vereinigen  sie  sich  zunächst  dem  Mittelpunkte ,  ohne  sich 
zu  durchkreuzen,  in  drei  Systemen  von  rücklaufenden  Richtun- 
gen ,  und  lassen  auf  diese  Art  gerade  zunächst  an  der  Sehe- 
axe einen  etwas  vertieften  Raum  zurück  ,  der  wie  aus  drei  in 
Winkeln  zusammenlaufenden  Linien  gebildet  ist.  a)    Diese  Ver- 

«)  Vergl.  Dr.  C.  Wcdl.  Ueber  die  Faserung  der  Krystall-Linse  u.  s.\v. 
Berichte  über  die  ;\Iiltheilungcii  von  Freunden  der  NatHrwissenscbaltcn 
in  Wien.    II.    S.    200. 


10 

liermi!»cii  sind  mit  kloiiieii  kugeUorinig'eii  Körpern  au>Si;elTill(. 
I'lbon  solche  kleine  kuii,elförnii<!;e  Körper  iinden  sich  auch  ym- 
näclist  der  äussern  und  der  inneren  Oherlläche  der  Krystall- 
Linse,  Die  letzte  Bedeckung  der  Krystall-Linse  endlich  gleicht 
die  Unebenheit  \Yieder  aus.  Der  (Glaskörper  zeigt  keine  so 
deutliche  faserige  Structur  wie  die  Krystall-Linse,  ja  sie 
ist  eigentlich  noch  gar  nicht  an  ihm  nachgewiesen  ,  ob- 
wohl mau  nach  H  a  n  n  o  v  e  r's  Vorgange  eine  gewissermas- 
sen  den  Pomeranzen  ähnliche  keilförmige  Zusammensetzung, 
die  aber  weiter  hinaus  fortgesetzt  zu  dichotomiren  scheint, 
ziemlich  deutlich  erkannt  hat.  Man  hat  hier  mehr  haut-  als  fa- 
serartige Lagen. 

Die  genauere  anatomische  Untersuchung  scheint  daher 
wenig  geeignet ,  die  Ansichten  zu  begründen ,  welche  Herr 
Silber  m  a  n  n  aufgestellt  hat. 

Herr  J  a  m  i  n  «}  geht  von  einem  andern  Grundsatze  aus, 
nämlich  von  dem  allgemeinen  Polarisationsgesetze,  wie  es  sich 
beim  Durchgange  durch  Glasplatten  zeigt ,  die  hier  von  con- 
vexen  und  concaven  Linsen  ersetzt  werden,  mit  denen  die  Bil- 
dung des  Auges  —  Hornhaut,  Krystall-Linse  —  verglichen 
wird.  Auch  hier  darf  ich  einige  Bemerkungen  hinzufügen. 

Es  heisst  daselbst:  „Das  gebrochene  Bündel  wird  also  in 
„der  Polarisationsebene  zwei  dunkle ,  mit  ihren  Scheiteln  im 
„Mittelpunkte  zusammenstossende  und  nach  dem  Umfange  hin 
„breiter  werdende  Büschel  darbieten,  und  in  der  darauf  wiu- 
„kelrecliten  Ebene  zwei  helle  Büschel  von  ähnlicher  Gestalt.*" 
In  Beziehung  auf  diesen  Satz  muss  bemerkt  werden,  dass  die 
hellen  Büschel  in  der  Richtung  der  Polarisationsebene,  die 
dunkeln  aber  in  der  Richtung  senkrecht  auf  dieselbe  erschei- 
nen ,  also  gerade  umgekehrt  von  dem ,  was  hier  vorausgesetzt 
wird.  Alan  wird  also  wohl  weniger  auf  eine  Durchgangs-  als 
auf  eine  Reflexions  -  Polarisation  zu  schliessen  berechtigt  seyn, 
wenn  ja  der  Vorgang  im  Auge  selbst  statliiiulet. 

Ferner  berechnet  Herr  J  am  in  die  Intensitäts-Unterschiede 
für  die  Azimute   von    0"   und   UO"    ;iiif    die    Incidenzen    von    20" 


aj  PoggüiidorllH   Auiuilen     IbiS.   5.   LXXIV.   S.   145. 


II 

uiul  25"  von  der  Nctriiiale,  das  lici.ssl  l'iir  VViiikol«;i'ö.sscii  der 
Hiisclicl  von  40"  und  50".  Daselbst  sind  sie  Ireilicli  merkbar, 
aber  die  lliischel  sind  im  («an/ien  nicbt  i^rösser  als  5" ,  und 
die  Bildung-  derselben  muss  noch  dazu  für  einen  Punkt  auf  der 
llornliaul  naeligcwiesen  werden,  der  kleiner  als  Vs  INHilimeler 
ist,  also  daselbst  einen  Theil  der  Kugellläche  derselben  trillt, 
die  dureliaus  nahe  senkreelit  auf  der  Sebeaxe  stellt.  (Der 
Kri'immnngs-IIalbmesser  derselben  ^  7  bis  8  Millimeter,  und 
die  Hälfte  jener  ÜelVnung'  vergliehcn,  gibt  schon  ein  Tangen- 
lial-Verhältniss  von  48  :  1  ,  welches  einen  Winkel  von  88"  48, 
für  den  ilussersten  Umfang  entsjiricht.) 

Dass  übrigens  die  verschiedenen  Theile  des  Auges  nicht 
geradezu  mit  Linsen  verglichen  werden  können,  wenn  sie  auch 
in»  Ganzen  allerdings  die  Form  besitzen,  und  auch  für  die 
Erzeugung  von  Hildcrn  auf  der  Netzhaut  als  Linsen  wirken,  ähn- 
lich den  c-leichnamigen  Bestandtheilen  unserer  künstlichen  Seh- 
Apparate,  wiVd  durch  die  fortgesetzten  Bestrebungen  der  Ana- 
tomen immer  wahrscheinlicher.  Linsen  von  Glas  sind  todte  Mas- 
sen, die  Bestandtheilc  des  Auges  aber  sind,  obwohl  weniger 
wechselnd  als  manche  andere  Körpertheile  durch  >\'achsthum 
und  Ausscheidung,  doch  innigst  mit  dem  lebenden  Köi'per  ver- 
knüpft. Selbst  die  Krystall-Linse  hat  zu  äusserst  eine  Schicht 
durchsichtiger,  sehr  kleiner,  kugelförmiger  Körper,  sowohl  auf 
der  äusseren  als  auf  der  inneren  Kugelfläche ,  während  man  im 
Innern  derselben  keine,  sondern  nur  die  Fasern  anlriüt.  Die 
Kugeln  sind  zum  Theil  in  eckiire  Zellen  geordnet,  deren  Mit- 
telpunkt  sie  ausmachen ;  vorzüglich  sind  sie  gehäuft  zunächst 
dem  Mittelpunkte  der  vorderen  und  rückseitigen  Fläche  der 
Linse,  in  der  weiter  oben  erwähnten  Vertiefung.  Die  grössten 
übersteigen  nicht  0.04  Linien  oder  0.09  Millimeter,  aber  die 
meisten  sind  kleiner  und  von  allen  Abstufungen,  so  lange  sie 
noch  erkannt  werden  können,  blanche  nehmen  auch  eine  schlauch- 
förmige Gestalt  an,  etwa  so ,  als  ob  ihrer  zwei  sich  vereinigt 
hätten,  und  dann  stellen  sie  schon  die  üebergangsform  in  die 
Fasersubstanz  dar.  Die  Kugeln  sind  von  einer  Flüssigkeit 
umgeben,  aber  da  sie  in  derselben  sichtbar  werden,  so 
muss  ihr  Lichtbrcchungsvcrmögen  stärker  seyn  als  das  der 
Fli'issigkeit. 


12 


Als  ich  Ja  in  ins  Mitihcilani!;  stiuUrtc,  wollte  mir  indessen 
der  zur  Hervorbringiing'  von  Büscheln  angenommene  grosse 
Krünunungshalbmesser  rür  die  Erklärung  der  Erscheinung  nicht 
genügen,  weil  doch  die  Büschel  in  der  That  viel  kleiner  sind. 
Ja  wenn  man  ganz  kleine  Kugeln  annehmen  könnte,  diese  von 
dem  einfallenden  Strahl  AB  unter  dem  vollen  Polarisations- 
winkel ABC  getroffen  würden, 
der  dann  auf  die  Rückseite  D 
einer  andern  Kugel  fiele  und 
von  dieser  weiter  in  der  Rich- 
tung des  ursprünglichen  Strah- 
les, also  nach  DE  gefördert 
würde.  In  der  Ebene  der  Po- 
larisation würde  dann  das  Ma- 
ximum, senkrecht  darauf  das 
Minimum  von  Licht  auf  die 
Netzhaut  gelanget),  und  durch 
die  cumulative  Wirkung  vieler 
kleiner  Kugelapparate  dieser  Art  der  Büschel  sichtbar  werden. 
Als  ich  kürzlich  das  Vergnügen  des  Besuches  der  Herren 
Wilhelm  Wert  he  im  und  Dr.  Wedl  hatte,  belehrte  mich 
letzterer,  dass  wirklich  solche  Kugeln  in  der  äussersten 
Schichte  der  Krystall  -  Linse  vorhanden  seien,  doch  hatte  ich 
nicht  nach  allen  nähern  Verhältnissen  gefragt.  Ich  fing  an  zu 
berechnen,  wie  weit  gleich  grosse  Kugeln  dieser  Art  in  einer 
Ebene  von  einander  entfernt  seyn  müssten  um  die  verlangte 
Wirkung  hervorzubringen.  Für  den  Polarisationswinkcl  .4i/6'=y 
und    den   Durchmesser   der    Kugeln    =  1    wird    die   Entfernung 

D  ausgedrückt  durch  die  Formel 

j^        cos^  •?  (1  +  sin  ij»)  —  sin^  ^  (1  —  sin  ip)  ^ 
sin-  <j>  —  cos-  (f 
für  Glas  ist  y  =  56**  55',    daher  Z>=1074. 

Aber  man  muss  für  die  Kugeln ,  wie  sie  sich  in  der  um- 
gebenden Flüssigkeit  befinden  ,  die  Rechnung  führen.  Den  Bre- 
chungsexponenten der  letzteren  kann  man  gleich  dem  der  wäss- 
rigen  Feuchtigkeit,    nach   Brewster  =  1.336«)  annehmen,  den 


a)  Herschel  vom  Licht.    UebersetÄl   von  Selimidt.   S.  <ijS. 


13 

Drcchungsexponontoii  «loi-  Kugeln  aloicli  dem  von  Browster 
in  dem  diclileslen  Thcile  der  Krystall  -  Linse  gefundenen 
von  1.309. 

Der  Exponent  für  die  Brechung  ist  dann  —  1.047,  und 
der  Polarisations  -  und  Einfiillswinkel  --  40"  10'.  Für  diesen 
Winkel  ist  aber  die  Enlfernung  zweier  gleicher  Kugeln  =  14.72. 
Diese  Betrachtung  schien  daher  zu  keiner  günstigen  Entwicke- 
lung  zu  tuhren.  Indessen  bei  einer  neuen  Besprechung  mit  Hrn. 
Dr.  VV  e  d  1  gab  er  die  Auskünfte  über  die  grosse  Anzahl  und 
die  Verschiedenheit  in  der  drösse  der  Kugeln  ,  so  wie  diess 
weiter  oben  beschrieben  worden  ist.  Bei  der  Verschiedenheit 
der  Durchmesser  kann  also  allerdings  diese  zvveimali<>e  Zurück- 
werfuns:  unter  dem  Polarisationswinkel  leicht  stattfinden ,  und 
die  in  der  Polarisationsebene  und  senkrecht  darauf  entgegenge- 
setzte Wirkung  der  Liohtabsorption  hervorgebracht  werden. 
Vieles  Licht  geht  begreiflich  auch  unmittelbar  hindurch  ,  ohne 
innerhalb  der  Kugelschiclit  abgelenkt  oder  wie  immer  modifi- 
cirt  zu  werden,  daher  auch  die  Büschel  selbst  so  wenig  Inten- 
sität haben.  Bei  dem  geringen  Umfange  der  Einwirkung  hat 
diese  BeschafTenheit  der  Krystall  -  Linse  keinen  störenden  Ein- 
fluss  auf  die  Hervorbringung  der  Bilder  von  Gegenständen , 
vorzüglich  auch  desswegen  ,  weil  es  nur  das  polarisirte  Licht 
ist,  welches  in  den  zwei  senkrecht  auf  einanderstehenden  Rich- 
tungen eine  Verschiedenheit  der  Wirkung  zeigt. 

Ich  glaube  in  dieser  Auseinandersetzung  auf  einen  nicht 
uninteressanten  Weg  aufmerksam  gemacht  zu  haben,  der  zur 
Erklärung  des  sonderbaren  Phänomens  der  Büschel  führen 
könnte.  Ohne  die  entwickelte  Ansicht  als  durchaus  annehmbar 
hinzustellen,  möge  sie  vielmehr  als  Anregung  dienen,  weiter  zu 
forschen.  Vielleicht  liesse  sich  auch  im  experimentellen  Wege 
Einiges  erreichen ,  und  auch  dazu  holfe  ich ,  wird  sich  doch 
wieder  eine  günstige  Zeit  flnden. 

Die  Structur  des  Auges  wäre  dann  allerdings  die  V^eran- 
lassung  zur  Bildung  der  Büschel,  eben  so  wie  ja  die  Structur 
des  Auges  die  IIervorbriii<>ung  der  Bilder  der  Gegenstände 
selbst  bedingt,  aber  auf  eine  andere  Art,  und  in  der  That 
übereinstimmend  mit  dem  Princip  der  Erklärung  im  Allgemei- 
nen ,   welche  die  Herren   S  i  I  berm  a  n  n  und  J  am  i  n  ihren  Ar- 


beiltMi  zum  Gruiulc  loglou  ,  nbor  docl»  in  der  letzten  Naehwei- 
sunsi'  wieder  davon  verschieden. 

Es  möge  mir  erlaubt  seyn,  hier  noeli  auf  eine  andere  Art 
von  Erselieinungen  hinzuweisen,  die  mit  der  Struetur  des  Auges 
zusammenhängen  ,  wenn  sie  auch  ganz  verschieden  von  den 
übrigen  Inhalt  dieser  Mitlheilung  sind  ,  aber  in  liinsicht  auf 
die  Neuheit  der  Beobachtuns:  und  vürziiiilich  darum  hier  eine 
Erwähnung  verdienen  möchten,  weil  sie  die  RIaiinigfalligkeit  der 
Structurverhältnisse  im  Auge,  welche  sich  in  ihren  Wirkungen 
zeigt,  noch  mehr  erweitert. 

Man  richte  beide  Augen  gegen  ein  gleichCörniig  helles  Ge- 
sichtsfeld ,  zum  Beispiel  gleichförmig  grauen  Wolkenhimmcl, 
sodann  bedecke  man  jedes  Auge  mit  einer  Hand  vollständig, 
bis  zum  gänzlichen  Lichtausschlusse.  Nachdem  man  einige  Se- 
cunden  lang  das  Auge  diesem  Zustande  angepasst  bat ,  ziehe 
man  eine  Hand  plötzlich  hinweg,  so  erscheint  zunächst  der 
Gesichtsrichtung  ein  etwas  he  11  er  er  Fl  e  c  k,  durch  wel- 
chen in  der  Form  eines  Andreaskreuzes  zwei 
hellere  Linien  hindurchgehen.  Die  letztern  schneiden 
sich  unter  rechten  Winkeln  in  der  Verlängerung  der  Seheaxe  ; 
sie  schneiden  unter  Winkeln  von  45"  die  Vertical-  und  Hori- 
zontal-Linien.  Die  Erscheinung  verliert  bald  an  Lebhaftigkeit 
und  verschwimmt  mit  dem  Eindrucke  des  übriü'en  Gesichtsfel- 
des.  Verdeckt  man  das  Auge,  mit  welchem  man  die  Beobach- 
tung* anstellen  will,  mit  einem  dunkeln,  am  besten  blauen  oder 
violetten  Glase,  so  ist  der  Gegensatz  mit  dem  hellen  Grunde 
nicht  so  gewaltthätig  ,  und  doch  sieht  man  die  Kreuzlinie  sehr 
deutlich.  Wird  die  Beobachtung  bei  rechts  oder  links  geneig- 
ter Lage  des  Kopfes  angestellt,  so  erscheint  das  Liniensystem 
ebenfalls  geneigt ,  so  dass  bei  einer  Neigung  von  45"  die  eine 
Linie  vertical ,  die  andere  horizontal  ist.  Zuweilen  sieht  man 
zunächst  dem  Mittelpunkte  noch  einen  hellen  Ring,  wenn  etwa 
das  Auge  durch  einen  dunkclfärl)igen  Löwe'schen  Ring  ge- 
reizt war,  wie  man  ihn  beim  Durchsehen  durch  dunklere  gleich- 
farbige Mittel  öfters  erblickt  «).     Als    ich  die  erste  Nachricht 


a)  Vergl.  Berichte   u.   s.  vv.   I.   S.   77. 


15 

iibcr  dieses  Andreaskreuz  -  IMiiinomeii  ü;al)  f/),  glaubte  ich  eine 
Andeulunji,'  von  I\rkläruiig  auf  die  Faserung-  der  Krystall-Linse 
liegründen  zu  können.  Spätere  Rlilllieilungen  von  Dr.  Wo  dl 
verlegen  jedoch  den  sehr  wahrscheinliciicn  Ort  der  liildung  des 
Andreaskreuzes  in  die  Hornhaut.  Diese  besteht  nämlich  aus 
Fasern  ,  die  in  verticaler  und  in  horizontaler  Uichtnng  über 
einander  liegen.  Fs  wird  dadurch  eine  Art  von  Gilter  hervor- 
iicbracht ,  in  welchem  die  Diaironalen  der  enlsteiienden  vier- 
eckigen  Uäume  bei  gleicher  FrlüUung  mit  fasriger  Materie  das 
Maximum  von  Licht  hindurchlassen  möchten. 

V^on  der  Structur  des  Auges  hängen  auf  diese  Art  dreier- 
lei sehr  verschiedene  Frscheinungen  ab  :  1.  Das  gewöiinlichc 
n  i  1  d  des  Gegenstandes,  rein  objectiv,  denn  es  wird  eben  nur 
durch  den  Gegenstand,  bei  was  immer  für  einer  Stellung  des 
Auges  hervorgebracht;  2.  die  hellen  Kreuzliuien,  fest  im 
Auge  begründet,  rein  subjecliv,  unabhängig  von  jedem  Gegen- 
stande ausser  dem  Auge ;  3.  die  P  o  1  a  r  i  s  a  t  i  o  n  s  b  ü  s  c  h  e  1, 
durch  die  Natur  der  Lichtfläche,  also  ausserhalb  dem  Auge, 
objecliv  bedingt,  aber  ohne  körperliche  Wesenheit  und  erst 
im  Auge  subjectiv  zu  einer  Frscheinung  gestaltel. 

Was  die  letztere  anbelangt,  möchte  ich  aber  gerne  wei- 
tern Untersuchungen  die  Fntscheidung  über  die  Naturgemäss- 
heit  der  Ansicht  anheim  stellen. 

Ilr.  Bergrath  Ilaidinger  thcilte  ferner  aus  einem  erst 
am  vorhergehenden  Tage  erhaltenen  Briefe  von  Hrn.  v.  M  o  r- 
lot  aus  Gratz  die  IVachricht  mit.  dass  derselbe  in  dem  Alpen- 
kohlengebilde  von  Unlersteiermark  einen  Fund  von  Pflanzen- 
a])drücken  gemacht  habe  ,  der  noch  wichtiger  zu  werden  ver- 
spricht ,  als  jener  Fundort  von  Polyparien,  dessen  in  der  Sit- 
zung   vom  5.  October    Erwähnung  geschah. 

„Da  ich,"  schreibt  llr.  v.  IMorlot,  ,,von  vorne  herein  die 
Massregeln  vorliereitet  hatte,  so  war  es  mir  leicht  auf  IJn- 
ger's  Wunsch  die  Ausbeute  durch  meinen  in  Oberburg  treff- 
lich dazu  abgerichteten  getreuen  Träger  (der  zufällig  gerade 
dort  in  Sotzka  wohnt}    zu  veranlassen.     Dieser    hat  nur  einige 


ii)   Ucriclite   u    s.  \v.    H.    S.    17b. 


1() 


Tage  gcarltoilot  ,  und  da  ihn  ein  Militärgeschäft  nach  Gratz 
rief,  so  braclile  er  als  Master  drei  Stück  aus  den  200  schon 
gewonnenen  mit,  worauf  Unger  erklärte,  dass  Parschhig  und 
Uadoboj  nichts  dagegen  seien,  Dicolyledonen ,  herrlich  schön 
Hiit  der  Nervatur  erhalten  und  ganzi  neuen  fremden  Typus,  an 
Neuholland  erinnernd  ,  nicht  nur  neue  Arten,  sondern  neue  Ge- 
schlechter,  etwas  Einziges  in  seiner  Art  und  ein  classischer 
Fundort  vor  allen  andern  in  der  bekannten  Welt.  Goniferen, 
Farren  und  eine  Palme  (vielleicht  identisch  mit  der  Ihrigen 
von  Muthmannsdorl^  die  Unger  ausgezeichnet  schön  präparirt 
hat)  hatte  ich  schon  selbst  mitgebracht.  Es  freut  mich  dieser 
unvergleichliche  Fund  ausserordentlich  an  und  für  sich ,  und 
dann  auch,  weil  es  mir  Gelegenheit  gab,  Hrn.  Prof.  Unger 
einen  Dienst  zu  leisten ,  den  er  vor  allen  Andern  zu  schätzen 
weiss ;  es  wird  ihm  dadurch  ein  ganz  neues  Feld  zu  seinen 
Forschungen  eröffnet ,  und  ein  noch  viel  eigenthümlicheres  als 
die  tertiäre  Flora,  wie  er  selbst  bemerkte." 

Hr.  V.  Morlot  hat  ferner  auch  in  den  tertiären  Schich- 
ten sehr  lohnende  Fundorte  von  fossilen  Pflanzen  entdeckt,  un- 
ter andern  bei  Kainberg,  drei  Stunden  von  Gratz.  Dort  kom- 
men die  Blätter  so  vollkommen  erhalten  vor ,  dass  sie  Prof, 
Unger  unmittelbar  von  dem  Stücke,  wie  aus  einem  Herba- 
rium abheben  konnte ,  um  sie  zwischen  Glas  und  Glimmer,  mi- 
kroskopisch zu  untersuchen.  Eines  derselben  ,  mit  prächtiger 
Zellenstructur  und  Spaltöffnungen,  erkannte  Unger  als  eine 
Wasserpflanze ,  am  nächsten  verwandt  mit  einer  inländischen, 
und    nannte    sie    Potamogeton  Morloti. 

Diese  schönen  Entdeckungen  beweisen,  dass  es  nur  an 
dem  Fleisse  der  Arbeit  gelegen  ist,  wenn  man  sich  Erfolge 
sichern  will. 


Das  correspondirende  Mitglied,  Herr  Ritter  Franz  v,  Hauer 
begann  in  einem  freien  Vortrage  einen  allgemeinen  Bericht  über 
die  von  ihm  und  Herrn  Dr.  Moriz  Hörnes  auf  Kosten  der 
Akademie  unternommenen  Reise  nach  Frankreich  und  England, 
als  Vorbereitung  zu  den  Arbeiten  für  die  projectirte  geogno- 
stische  Karte  der    österreichischen  Monarchie.    (Sitzungsbericht 


17 

I.  litt.,  S.  107,  115,    fll.  Hfl.    inalli.  nat.   Cl.  S.  3.)    Die  von 

Herrn  IJer^ralli  II  a  i  <1  i  ii  " c  r  in  der  Sil/aiii"'  vom  20.  Juli  aus 
Hriefen  der  beiden  Uei.senden  vorläulii;;  <i;ei''el)enen  Notizen 
(III.  Ilft.  S.  17(>)  wurden  vervollständiget.  Kin  Auszug'  aus 
diesen  MiUheilungen  des  Herrn  v.  Hauer  wird  nach  Heendi- 
gung"  derselben  in  einem  s|)äteren  Sitzungsl)erichtc  gegeben. 


Herr  Custos-Adjunct  Dr.  Carl  >Iori/,  Di  esing,  wirkliches 
Mitglied ,   überreicht  nachstehenden  Aufsalz  : 

Systematische  U  e  b  e  r  s  i  c  h  t  der  F  o  r  a  m  i  n  i  f  e  r  a 
m  0  n  o  s  t  e g*i  a  und  B  r  y  o  z  o  a  a  n  o  p  i  s  t  h  i  a  von  Dr.  Carl 
Moriz   Diesing. 

I. 

Bei  meinem  Studium  der  Infusorien  nach  Ehrenbcrg's  Auf- 
fassung* zum  Behuf  einer  Zusammenstellung  der  Helniinli)en  in 
ihrem  ganzen  Umfange,  hat  es  sich  ergeben,  dass  ausser  den 
sclion  von  Burmeister  *)  ausgeschlossenen  und  den  Crustaceen 
einverleibten  llüderthieren  (Rotatoria),  und  von  Kützing'  ~)  zu 
den  Algen  gebrachten  Familien  der  Stal)thierchen  (Bacil/ariajj 
noch  die  Familie  der  Wechselthierchen  (Amoehtea),  der  Kapsel- 
thierchen  (Arcellinea),  der  Glockenthierchen  (Voi'ticellina)  und 
der  Panzer-Glockenthierchen  (Op/iry(}i7iaJ,  als  nicht  hieher  ge- 
hörig- auszuschliessen  sind. 

Die  von  Herrn  Dujardin  aufgestellte  Gattung  Gromia^)^  von 
Herrn  d'Orbigny  *),  dem  Begründer  der  Classe  der  Foramini- 
feren,  in  seine  erste  Ordnung  Monosteffia  gebracht,  nimmt  auch 
Herr  Ehrenberg-  ^_),  aber  mit  einem   Fragezeichen  in  der  tabella- 


^)   ßurmeister  :    Handbuch    der    Naturgeschichte    II.   Ahth.    Zoologie    1837. 

547   (Crustacea  pseudocephala). 
~)   Kützing:   Die  kies  eis  chaligen  Bacillarien   oder  Diatomen    iSi4. 
■')   Dujardin    in:     Comptes    reiidit    des    seances    de    l'Academie    des  sei.    de 

Paris   183:^.  338.   —    183G.   Fem-.   —  in  .innal.  des  sc.  nat.  1835.  WS  et 

in  :   Ilist.  nat.   des  Zuophijl.  (Infus.)  253. 
*)   D'Orbigny  in  :  Ramon  de  la  Sagra  hist.  phys.  et  naturel  (ForamitiiferesJ 

1839.  2.  • 

^)   Ehrenberg  in:    Ahhandl.    d.    königl.   AUadem.    d.     Wissensch.   zu    Berlin 

1838. 
V.   Heft.    .Sitzb.   d.   mathem.   naturw.   Cl.  % 


18 

ri.scheii  Ucbcrsicht  der  PoltjtJialtnit'n  in  die  Fainllle  der  ?  JMiH(f- 
lina  auf.  —  Groiiiia  untersclieidet  sich  aber  nur  sehr  unwe- 
sentlich von  DilTlugia  Leclerc,  die  von  Ehrenberi;'  />u  den  Infu- 
siousthierchen  g"ebracht  wird,  nämlich  nur  durcii  die  anasloino- 
sirenden  Fortsätze  des  Körpers,  so  dass  Gromia  nur  als  Untcr- 
g'attung'  von  Diffliif/ia  betrachtet  werden  kann.  —  Das  Thier 
von  Dif]lnf/iii  hat  aber  die  grösste  Uebercinslinimung'  niitAnioe- 
ba  und  unterscheidet  sich  von  dieser  nur  durch  einen  gepanzer- 
ten Leib  5  und  muss  daher  auch  damit  in  eine  Ordnung  vereint 
werden. 

Aus  einer  solchen  Verbindung  der  Familie  der  Wechsel- 
thierchen  und  der  Kapselthierchen  mit  jenen  der  Foraminifera 
monostegia  ergeben  sich  nun  folgende  Resultate: 

1.  Die  Foraininifera  monostegia  sind  mikroskopische  Thier- 
chen,  welche  die  Grösse  einer  Linie  nicht  übersteigen. 

2.  Der  Körper  ist  gallertartig,  weisslich,  meist  durchschei- 
nend mit  sehr  veränderlichen  Fortsätzen,  nackt  oder  gepanzert. 
Der  Panzer  bildet  eine  einzige  Höhle,  ist  häutig,  kalkig  oder 
kieselig,  und  hat  eine  Oeffnung  zum  Austreten  der  Fortsätze  des 
Leibes. 

f3.  Der  innere  Bau  ist  zum  Theil  bei  Amoeba  durch  Ehren- 
berg ermittelt,  und  eine  Mundöffnung,  und  ein  mit  blasigen  Fort- 
sätzen versehener  Magen  nachgewiesen  ,  kein  After.  Von  Fort- 
pflanzungsorganen ist  noch  keine  deutliche  Anschauung,  selbst  nicht 
von  Eiern   ermittelt. 

4.  Sie  sind  Bewohner  des  süssen  und  salzigen  Wassers, 
wo  sie  meistens  zwischen  dem  Sande  leben,  nur  eine  von  Valen- 
tin aufgefundene,  noch  zweifelhafte  Art,  lebt  zwischen  den  Blut- 
kügelchen  der  Bauchschlagader  (aorta  abdominalis)  der  Forelle, 
und  wurde  später  von  Gluge  zwischen  den  Blutkügelchen  des 
Herzens  des  gemeinen  Frosches  aufgefunden.  Einige  wenige  Arten 
kommen  auch  fossil  vor. 

5.  Die  Zahl  der  Gattungen  ist  auf  7,  und  jene  der  Arten 
auf  40  beschränkt.  —  Die  Mehrzahl  der  Gattungen  ist  in  Deutsch- 
land und  Frankreich  beobachtet  worden,  und  während  Orbulina 
universa  an  den  Küsten  des  adriatischen  Meeres,  von  Algier, 
Teneriffa,  den  Canarischen  Inseln,  Cuha,  Jamaica,  St.  Thomas, 
Guadeloup    und   Martinique    vorkömmt ,    beschränken    sich    die 


19 

lcl)eiulon  Arien  der  Gatluni''  Oolina  auf  die  inalouiniftchen  Inseln, 


J*(i(<i(/oni('n  und  eine  von  dOrhij^ny  nocli  niclil  beschriebene  Art, 
auf  Singaporc ;  die  zwei  bis  jelzt  bekannten  fossilen  Arten  kom- 
men im  Tertiaer-IJecken  von  Wien  vor. 

(J.  Ist  es  nun  auch  erwiesen,  dass  die  Anioehfpen  und  Ar- 
cellinefen  in  die  Ordnung-  der  Foraininifera  iiionosfet/ia  gebracht 
werden  müssen,  so  bh'il)t  dennocli  die  Stellung-  der  Foramini- 
feren  im  Systeme  zweifelhaft.  Von  den  frühem  Systenialikern 
wurden  sie  zu  den  Ccphaloftodcn  gebracht,  und  selbst  dOrbigny 
wies  ihnen  in  seinem  ersten  Werke  *)  diese  Stelle  an,  dann  er- 
hob er  sie  zu  einer  eigenen  Classe,  welche  er  zwischen  Radia- 
ten  und  Molluscen  reihte.  —  Ehrenberg  endlich  stellt  sie  zu 
seinen  IJryozoen. 


Conspectus  fjuiiilianim  et  generum. 


Familia  I.  Ainoebcae.  Corpus  haud  loricatum. 

/.  Anioeha.  Processus  ramosi  numerosi. 
Familia  II.  Arcellineae.  Corpus  loricatum. 

*  l'iopcssiis  iiiiiciis  siinidex. 
II.  Cyphidium.  Lorica  cubica;  apertura  marginali. 

**  Processus  pliires  simplices  v.  ramosi. 

///.    OrlniUna.    Lorica    sphaerica     apertura    circulari    haud 

prominula,  poris  niinutissimis  sparsa. 
IV.  Arcella.  Lorica  discoidea;  apertura  ventrali  centrali. 
V.    Trinema.  Lorica  ovoidea;  apertura  ventrali  supera. 
VI.  Difßugia.  Lorica  ovoidea;  apertura  exacte  terminali, 

/.   Eudifflugia.   Lorica  laevis  ,  processibus   non  anastomosantibus. 
//.    Gromia,   Lorica   Ijevis  ,   processibus  anastomosantibus. 
///.   Euglypha.  Lorica  tubcrculata  aut  alveolata. 

VII.   Oolina.  Lorica  subglobosa,    ovata    aut  clavata    in  Col- 
lum teuue  producta;  apertura  in  colli  apice. 


*)   D'Orbigny:    Tableau  method.   de  la  Classe  de  Ccphalopodes.  Paris  1826. 

2,  ' 


20 


FORAHIMIFERA  DORBIGNY. 

(llliizopoda  üujnrdin.) 
ORDO  I.    MOMOSTKGA  D'ORBIGNY. 

Amoebea  et  Arcellinea  Ehrcnherg. 

Corpus  niolle  proccssubus  (pseudopodiis  Elirenbcrff^  variabi- 
libus;  loricalum  aut  lorica  destitutmn.  Tractus  c iharius  ano  de- 
stitutus.  Lorica  (s.  testa  Auct.^  unilocularis ,  calcarea,  silicea, 
aut  membranacea,  apertura  unica  corporis  processus  eniitens. — 
Animalcula  microscopica,  solitaria  libera,  aquaruin  dulcium  et 
maris  incolae;  rarissime  endobia  (?}  nounuUae  et  fossiles, 

Fainilia  I.  Amoebeae  Corpus  processibus  variabilibus 
ramosis    hyalinis    appeudiculatuiii;    haud  loricatum.  —    Tractus 

cibarius  ano  destitutus. 

Ehrenberg':  Infusionsth.   125 — 126. —  Dujardiu  :  Hist.  natur,  des  Zoophyt. 
226—231  (Amibiens). 

I.    AiiiOebii   EHRENBERG. 

Volvox  Linne.    —  Vibrio   Gmelin.   —  Proteus  Müller.  —  Amiba  Bory, 

Character  fainiliae  eüani  generis  iiiiici. 

1.  Amoeba  cliffliseiis  eurenberg. 

Corpus  hyaliniim,  processibus  variabilibus  subacutis  longiusculis 

validis.  Longit.  %8  —  V24'" 
Amoeba  diffluens  Ehrenberg:  Infusionsth.   127.  Tab.   VIII.  12.  —  Riess : 

Beitr.   z.   Fauna  d.   Infus.  31. 
Amiba  diffluens  Dujardin:   Hist.  nat.  des  Zoophyt.  (Infus.)  233.   Tab.  III.  1. 
(et   conf.   Amiba   marina   D.   l.   c.   233.) 

Hahitaculum.  Norimbergae  (Rösel).  —  Hafniae  (3Iüller).  —  Pa- 
risiis (Borif  de  St.  Vincent  et  Dujardin).  —  Berolini  et 
Catharinopoli  ad  Ural  (Elirenberg).  —  Vindobouae,  Majo 
(Czermak  et  Riess). 

2.  Amoeba  radiosa  ehrenberg. 

Corpus  hyalinum,    processibus   tenuibus    crebris  acutis  radialis 
varians.  Lonurit.  ^l'" 
Amoeba  radiosa  Ehrenberg :  Infusionsth.   128.   Tab.    VIII.   13. 
Amiba  radiosa  Dujardin :  Hist.  nat.   des  Zoophyt.  (Infus.)  236.   Tab.  IV. 
2  et  3. 


21 

Ifnhitanthim.   Hcrolini    intor  Lemiias,  acslale  (Ehrenhci'o). 
Pai'isüs   OctoLri   ( /tujdrdin). 

3.    Alll4»cl>U    iH'i0JCi*|»S    EUREyBERG. 

Corpus  (lilute  flavicaiis,    procrssiffus  variahilibus  iiuinerosis  cy- 
liialriois   crassis  cl  apii-e  roluiulalis.   Loiigit.   Vi«  —  Ve'" 
Ainoeba  princeps  Ehrenhery :  Infiisionslh.   126.   Tab.    VIII.   10. 
Ainiba  princeps  DujariUn  :   llist.  »at.    des   Zoophy.    (Infus.)  232. 

J[(thit(iruluin.    Hei'ülini  ,  vere   iiiter  Naviculas  (^E/irenbei'f/). 

4.  Anioeba  verrucosa  eure^berg. 

Corpus  liyalininn,  proccssihus  variabilihiis  brevissimis,    obtusis, 
verrucosuin.  Ijongit.   V20'" 

Ainopba  verrucosa  Ehreiihers  ■    Infusionsih.   126.    Tab.    VIII.   11. 
Ainiba  verrucosa   Diijurdin:   llist.  nat.   des   ZoopIn/(.   (Infus.)  236. 
Jlabitacuhiin.   IJcrolini   omni  anni  tempore  (EhrcnbcrgJ. 

5.  Aiuoeba  loiigipes  ehrexberg. 

Corpus  hyalinimi  processibus  tenuilms  loni:,issimis,  singulis  cor- 
pore socpo  quaterve  longioribus,  aculis.  Longil.   Vgg'" 
Amoeba  long-ipes  Ehrenberg  in:  Bericht  d.  Berlin.  Akadem.  d.  Wissensch. 
1840.   108. 
Hdbitaculum.  Marc  borcalc  ad  Cuxliavcn  (Ehrenberg'). 

6.  Amoeba  liraeliiafa  dvjardin. 

Corpus  subhyalimim,  globosum  ,  processibus  4  —  6   corpori  su- 
baeqiiilongis ,  apice  iutcrdum  bilidis.  Lougit.   Yi5q'" 

Ainiba  Lracbiata  Dujardin  :  llist.  nat.  des  Zoophyt.  (Infus.)  238.  Tab.  IV.  4. 

Hubitacuhnu.   Parisiis  in  infusione  aiiimali  (Dujardin). 

7.  Anioeha  raiiio.sa  dujardin. 

Corpus  hyalinum ,    globosum  v.   ovatum,    processibus  subsecun- 
dis  corpori   nuilto  brevioribiis.   Longit.  ^'-g'" 
Ainiba  raniosa  Dujurdin:  Hisl.  nat.  des  Zonphyt.  (Infus.)  239.   Tab.  IV.  5. 
Ilabitacuhim.   Cette,  in  a([iia  slagnanle  (Dujardin). 

8.  Ainoeba  liiiiiax  dujardin. 

Corpus  hyaliiuiin ,    utrinquc    rotundalum ,    processibus    paucissi- 

mis.    Longit  Vsa'" 
Amiba  Limax  Dujardin  :  Bist.  nat.   des   Zoophyt.   (Infus.)  23!i. 
JfabHaculuui.  Parisiis,  in  aqua  per  oclo  menscs  cum  plantis  ser- 
vata  (Dujardin). 

9.  Ainoeba  Ciiii^fiila    dujardin. 

Corpus    byalinum   orl)icuiare   v.  ovale,  processibus  subnullis.   — 
liono-it.   Vv^-Va*'" 


»>2 

Ainiba  Gutfiila    Dujardin  :  Ilist,  nat.   des  Zoophyt.   (Infus.)  235. 
Hahitaculuni.  Parisiis  in  aqua  paludosa  ( Dujardiii). 

Species  inquireiida. 

10.  Amoeba  liaeinatobia   diesing. 

Corpus    hyaliuuin    iilrinquo    attenuatum  ,     siirsum    in    processus 

breves   1  —  3  productum.  Longit.   Yj^j,  —  Yi^^"' 

lieber  ein  Enfozoon  im  Blute,  Valentin  in  :  Müllers  Arch.  18il.  435.  Tab. 
XV.  16.  et  in  :  Annal.  des  sc.  nat.  XIV.  223.  —  Gluge  in  :  Müllers 
Arc/i.    lSi2.   147. 

Hahitaculam.  Salino  Fario,  inter  g'lobulos  sanguinis  aortae  abdo- 
minalis, frequens,  in  ventriculo  quarto  rarissime,  Arctopoli, 
Januario  (Valentiji).  —  Rana    esculenta,  in  sanguine  cor- 
(lis  (Glugey. 
Familia  II.   Arcellineae  ehrenberg. 

Corpus   processibiis   variabilibus  appeiidiculatum  ,    loricatum. 

Ehrenberg:  Infusionsth.  129 — 130.  —  Dujardin:  Hist.  nat.  des  Zoophyt. 
(Infus.   Rhizopodes.)  240-^246. 

!!•  Cyphidiufn  ehrenberg. 

Corpus    e  loricae    cubicae ,    depressae    apertura   marginali  pro- 
cessum  unicum,  siniplicissinmm ,  hyalinum  exerens. 

1.  Cypliicliuin  aureolum    ehrenberg. 
Lorica  cubica  gibbosa,  aureola,  processus  corporis  hyalinis.   — 
lionoMt.    1/     1/    '/' 

iJUllgll.        /^g  /gg 

Cyphidium    aureolum    Ehrenberg  •    Infusionsth.   135.    Tab.  IX.  9.  Riess  : 
Beitr.   z.   Fauna   d.   Infus.  31.    —   Dujardin :    Hist.   nat.   des   Zoophyt. 
(Infus.)  247. 
Habitaculum.  Berolini ,     IMartio    (Ehrenberg).    —    Vindobonae, 
omni  anni  tempore  (Czermak  et  Riess). 

WIM*  OrhuHna  dorbigny. 

Sphaerula  Soldani. 
Lorica    calcarea    spbaerica,    irregulariter  minutissime  perforata; 
apertura  circulari. 

1.  Orbulina  uiii versa  d'orbigny. 

Diameter  y^>" 
Orbulina  universa  d'Orbigny:  Foraminif.  fossil,  du  hassin.  tert.  de  Vienne 


23 

llahUdculiim.  In  mari  Adrialico,  propre  IVImini  fSohlani)  *};  ad 
Algeriam  (/rOrbif/ni/ f  :  ad  TencrilVam  (Iteruiul);  ad  Cu- 
hani  ")  (de  In  Saf/ra)  :  ad  Iiistil.  (.'anaricnses  (Wcbb  et 
Itt'i't ficht)  :  ad  .Tainaioani  :  St.  'JMiomas,  Guadcloiip  et  iMar- 
lini([iie  ( Fi-rdinaml  ('(indr)  —  oiniiia  in  arcna,  Fossilis  in 
arena  tortiaria  ad  Hadcii  in  Auslrla  ot  Toroncina  prope 
Sienam    in  Hotruria  (Eqiies  de  HuuerJ. 

MV.    AWl'Uft    ElIREMiERG. 

Corpus  e  lorica  discoidea,  de|)ressa  apertura  ventrali  cenlrali , 
Processus  variahiles  nunierosns  v.  ramosos  exerens. 

1.  Arc*«»ll;i  viilj^-aris    kuhesbbrg. 

Lorica  cainpanulato  —  orbiciilaris  ,  hcniisphaerioa  v.  dorso  am- 
honala,  lacvis  ,  e  granulis  niininüs  seriatis  constiluta,  flava 
V.  rul'o-rusca ,  processibus  liyalinis.  Longit.   ^'loo~ylo"' 

Aredia  vulg'aris  Ehrenhcrn :  Inftisionsth.  i.V.7.  Tab.  I.V.  5.  —  Riess : 
Beitr.  z.  Fauna  d.  Infus.  ,''l.  —  Dujurdiu  :  Ilisi.  nai.  des  Zoophyt. 
(Infus.)   247.    Tab.   II.   3—5. 

Huhitaculum.  Berolini  omni  anni  tempore  ,  et  Tobolsk  in  Sibi- 
ria  Julio  (Ebrenberf/).  —  Vindobonai^  vario  anni  tempore 
(Czcrina/i  et  lliess).  Parisiis.  Januario  (I)ujardin). 

2.  Areella  aeiileata  KniiKMiEna. 

Lorica  liemispliaerica,  soepe  difl'ormis  niarg'ine  aculeata,  e  fibris 
baoillaribus  brevibus  (paleaceis)  constans  ;  processibus 
bvalinis.   Loniiit.   ad   V'    '"    Tsine  aculeis). 

Arcellu  aculeata  Ekrenbery  :  Infusionsih.  133.  Tab.  IX.  6.  —  Vujarüin  : 
Hisi.  nat.   des   Zoophyt.   (Infus.    24*.^ 

Ilabitucuhnn.  Berolini,  JMarlio  et  Junio  (E/ireuberg).  —  I'ari- 
siis  (Pujardin). 

3.  Ai'colla  dciitaia    EiuiEyBEiiG. 

Lorica  hemisphaerica,  anguloso —  polygonia  hinc  margine  den- 
tata,  membranacea,  homogenea,  flavicans  v.  virescens,  pro- 
cessibus bvalinis.  Longit.  V48  —  V20'" 


1)  Solduni :  Testaceor/raiih.  a  anf>iihylo(jraph.  parvac  et  microscop.  I.  110.  Tab.  C'/W. 
J.  K.  L.  M.  (SiiliaiMiilu  polraea).  —  //.  ö3.  Tab.  XV/f.  Fig.  10.  Tab.  XMII. 
Fig.  A.  (Sphacriila  hispida). 

~)  liamon  de  la  Sagra :  Hist.  phys.  poUtiq.  et  nat.  de  flle  de  Caba- 3.  Tab.  I.  1.  — 
\dbb  et  Bcrlhelol:   Hist.  naliir.  des  lies  Canaries  (.VoUusc.  et  Furaminif.).  122.  Tab.  l. 


24 

Aredia  dcntata  Ekrenberr/ :  Infusionsth.   134.    Tab.  IX.  7. 
Hahiiaculum.  Berolini ,  Julio  (Elirenber<j). 

V.  THnenia  dvjahdin. 

Diiriug-i.a  et  Aredia?   Ehrenberg. 
Corpus  0  loinotac  n)enibranaccac  ovoideac  apertura    vcutraii  sii- 
pcra  pi'ocessus  variabilcs  2 — 3  filiformes,  hyaliuos  exerens. 

1.  Triiieiiia  aeiiius   dujajidin. 

Lorica  ovata  diapliana,  processibus  filiforinibus  hyalinis,  loricac 

longitiuliuis.  Longit.  ad  y^g'" 
Trinema  acinus   Dujardin  in  :  Annal.    des  sc.  nnf.    1836.    V.    Tab.   IX:  et 

in   Ilist.   nat.    des   Zoophyt.   (Infus.)  249.    Tab.   IV.    1. 
Difflug-ia   Eiichdys  Ehrenberg :  Infusionsth.   132.    Tab.   IX.   4.    —  Riess : 

Beitr.   z.  Fauna   d.   Infus.   31. 

Hdbitacnlum.  IJerolIni ,  aestate  (Ehrenherg).  =  Parisiis ,  Ja- 
nuario  {Dujardin).   —   Vindobonae  (Czermak  et  Riess). 

Species  inquirenda. 

2.  Trinema  liyalina  DiESiyG. 

Lorica  siibglobosa  membranacea  laevis,  hyalina  (apertura  ventrali 

supera?};    processibus  hyalinis    lorica  brevioribus.    Longit. 

1/    1'  /// 

/9G  /48 

Arcella?    hyalina    Ehrenberg:    Infusionsth.    134.    Tab.  IX.  8.  —  Riess: 
Beitr.   «,  Fauna  d.  Infus,  31. 

Habitaculum.  Berolini,  Aprili  (Ehrenberg).  —  Vindobonae, 
Majo  (Czermak  et  Riess). 

VMc  MMfflugia  leclerc. 

Melicerta  Oken.  —  Alcyondla  Raspail.  —  Tubularia  Meyer.  —  Gromia 
et  Euglypha  Dujardin.    — 

Corpus  c  loricae  membranaceae  ovoideae  aut  subglobbsae  aper- 
tura exacte  terniinali  processus  variabiles  numerosos,  sim- 
plices  V.  ramosos,  hyalines  exerens. 

/.  Eudifßugia  D.  Lorica  ovata  aut  oblong a  urceolaia  lae- 
vis :  processibus  ramosis  cylindricis  crassis  non  anastomo- 
santibus. 

1.  Diffliig^ia  (Euflifßugia)  proteiforinis  lamarck. 
Lorica  ovata   v.    snbglobosa   lapillis    aspersa,  nigricans  v.  vires- 
cens,  dorso  rotundata,  processibus  hyalinis  singiilis  denisque. 
L40Ugit.  corporis  ad  Vao'" 


25 

DifTliipia  proleiforinis  (Lvnnupohjpi)  Lamnrck.  —  Ehrenher g  :  InfUsionsth. 
i:Sl.  Till.  IX.  1.  Hi'ess :  Beitr.  s.  Fiiimu  d.  Infus,  .'il.  üujurdin  : 
Ilist.   nat.    des    Zoophyt.    (Infus.)   24'J. 

llahitaculum.  l*i-ope  Laval  !ii  fJallia  (Ledere').  —  Berolini 
et  Tobolsk  in  Sihiria  (  E/irenherff).  —  Vindobouae 
Aug'uslo,   Soptcnibri   et   Octobri  (Czcrniak  et  Jliess). 

2.  lliffliigia  (Eii(lif/Iiif/ia)  $>;l4»b(ilosa  dijaüdix. 
Loriea  ovalis  v.  globulosa,  l»riimiea  laevis,    processihus  2.  —  12 

hyaliüis  validis   roliindalis.   —   Longit.  Yaa  —  Vs'" 
DiHlug-iu   globulosa    Dujitrdin  in  :  AnnaL   des  sc,  nat.   1838.   et  in  :   Hist. 
nat.   des   Zoophr/t.   (Infus.)   2i8.    Tab.   II.   6. 

llubitaeulum.    Parisüs  ( l)iijar<lin). 

;j.  Difnug^ia  (Eudiffliu/ia)  oblong-a  EimEynERG. 

Loriea    ovato  —   oblonga,    dorso    rotuiidato,    fuscoscens  laevis, 

proee.s,sibu.<i  crassis  2  —  f3,  byalinis.  —  Longit  ad  y^^^" 

DifTlugia  oblonga  Ehrcnherf/  :  Infusionsth.  131.  Tab.  IX.  2.  —  Riess: 
Beilr.   c.   Fauna   d.  Infus,  31. 

Hahitdeuliim.  Berolini  inter  Naviculas,  vere  (EhrenhergJ.  Vin- 
dobouae, IMartio   (Czerindlt    et  J{ies,*i). 

4.  lliffliig^ia  (Endiflhujia)  aeiiiiiiiiata  EimE^BERG. 
Loriea  ovato  — •  oblonga,  dorso  acunilnata,  nigreseens  v.  virescens, 

lapillis  aspersa,   |)rocessibus  hyalinis.    —    Longit.   ad  i/g'" 

Difflugia  acuininata  Ehrenberg :  Infusionsth,  131.  Tab.  IX.  3.  (soluin  lo- 
riea).   —    Ttujardin  :    Ilist,   nat,    des    Zuophyt.    (Infus,)   249. 

llahitaenlum.     l'rope    Laval    in   Gallia    (^Ledere).     —     Berolini 

F  eb  ruario   (  Ehren  her  f/J. 

Jl.    Growid  Dujardin.  Tjoriea  .suhf/lnhosa  laeiiia :  processi- 
ÄT/.s  r(tmo,s-i.s  filiformibvs  lonfii.^simia  anastomoftuntihus. 

5.  nirf[ii£;;ia  ( Gromia)  oviforniis  DUJARDiy. 
Loriea  globulosa  brunnea  laevis,  apertiira  linibo  elevato,  processi- 
hus longissiinis  filirorniibus  ramosis  anasloniosantibus  hyalinis. 
—  Longit.   1/2  —  1'" 

Gromia  oviformis  Dujardin  in:  Annal.  des  sc.  nat.  1835.  IV.  3i3,  Tab. 
IX.  1,  2.  —  Ilist.  nat.  des  Zoophyt.  (Infus.)  253—2.55,  D'Orbigny: 
Foraminif.  foss.   du  bassitt  tert.   de   Vienne  20. 

Ifabitaenliim.    Tele    Marlionis,     prope    Cette    et    Calvados    inter 
plantas  marinas  (  Dujardin ), 


2() 

6.  Hiffliigia  (Gromia)  lliiviatili.s  diesIng. 

Lorica  suhülobosa,  brunnc.i,  laevis,  processibns  palinatis  longissi- 
niis  liiiroi-mihiis  raniosis  anastomosantihus,  hyaliiüs.  —  Lon- 

&''■•      /24  .'8 

Gromia  fluviafilis  Dujardin:  Hist.  nat.  des  Zoophijf.  (Infus.)  255.   Tab.  IL 
I.   a.   h. 

Hubitacühnn.  Parisiis  cum  Ceratopliyllo  (Ditjardin). 

III.  Eiff/li/pha  Diijardin.  Lorica  svhovata ,  tuhercnlis  aiit 
aJveolis  pnli/(/onis  oblique  spirnlibus,  apertura  crenulata,  pro- 
cessubifs  simplicibiis  subulatis. 

7.  Oiffliig'ia  (Eufflifpha)  tuberciilata  diesing. 
Lorica  liyaliiia  v.  fusca,  tuberculis  rotundatis  oblique  spiriilibus ; 

processibus  subulalis  byaliuis.  —  Longit.  7,5'" 

Euglypha    tuberculata    Dujardin  :    Hist.    nat.    des   Zouphyt.   (Infus.)  251. 
Tab.  IL  7—8. 

Habitacnlum.    Tolosae    in  paludosis  cum  plantis  aquaticis  (Du- 
jardin). 

8.  Wifiliigia  (Euf/It/pha)  alveolata  diesing. 
Lorica    hyalina ,    alveolis  hexagonis  oblique  spiralibus.    —  Loa- 

Eug'lypha  alveolata  Dujardin:  Hist.  nat.   des  Zoophyt.  (Infus.)  252.  Tab. 
IL    10.    (solum  lorica). 

Habitacuhnn (Dujardin). 

9.  Difflug^ia  (Euf/lqpha)  Diijardiiiiaiia  diesing. 
Lorica    liyalina    alveolis    rhomboidalibus    oblique  spiralibus,    re- 

trorsum  apiculis  quiiique  coronata.  —  Longit.  y^k" 

Euglypha  alveolata  Dujardin  :  Hist.  nat.   des  Zoophyt.  (Infus.)  252.    Tab. 
IL  9.   (solum  lorica). 

Habitaculum (^Dujardin). 

Species  inquirendae. 

10.  Diffliig'ia  (Euglypha)  spiralis  ehrenberg. 
Lorica    subglobosa   spiralis ,    superficie     inaequali ,    processibus 

numero  variis  byalinis.   —   Longit.   Yog"' 
Ditriugia  spiralis  Ehrenberg  in  :  Berieht  d.  Berlin.  Akadem.  d.   Wissensch. 
1840.   199. 
Habitaculum.   Berolini  (Ehrenberg). 

11.  I>iff1us;ia  (Eugli/pha)  Ainpiilla  ehrenberg.     . 
Lorica  byalina,    oblonga    clavata ,    punctorum    seriebus    obliquis 

eleganter  notata,  apertura  ovata.   —  Longit.   '  „g"' 


*>7 

Difi'lufjia  Aiii|Mill;i   Khrenberg  in  :  Bericht  d.  Berlin.  Akadem.  d.  Wlssensch. 
Jfi40.    l'J'J. 
Iffthifdctilum.   Salisbiiri^i   CWcrneck^. 

VMW.  €P0ßiina  dohjugisy. 

fjorica    silicoa,  suhnlobosa,    ovala  aiit  clavaeformis,   in  col- 
iiini  lenue  producta  •,    apertura  circulari  in  colli  apice. 

'"'  Corpus  et  Collum  laeve. 

1.  Ooliiia  iiioriiata  n'onnwNY. 

Lnrica  elongato  —  subglohosa  ,    lacvis,    alba   transpareus  ;  collo 
brevissinio ,  apertura  circulari.   —  Longit.  y^-" 
Oolina  inornata  dWrbiffny  in  :    Voyage  dans  VAmer.  merid.    V.   (5.  l'urt. 
Foramini  f.)  21.    Tab.    V.    12. 

Itabitaculuni.  Ad  insulas  Maluinas  in  arcna  (d''Orbi(/ui/). 

2.  Ooliiia  laevi^ata  n'oitniayy. 

Lorica    ovata ,    lacvis  alba  transparens ;    collo    brevi,    apertura 
circulari.   —   Longil.   V,o"' 

Oolina  lacvi^ata  dHJrhigny  in:  Voyagc  dans  VAmcr.  merid.  V.  (5.  Pari. 
Fortiminif.    19.    Tab.    V.   .?. 

Hahitanilum.    Ad  insulas  Maluinas,   in  arcna  raro   ((VOrbi(/njj). 

3.  Oolissa  eoiiipi'e.«>.«ia  D'OJiHiayY. 

Lorica  ovata  compressa   niarij,ine  limbata ,  laevis,   alba   transpa- 
rens; collo   brevi,  apertura   circulari.  —  Longit.   Vjo'" 

Oolina  coniprossa  dWrbi(ju}i  in:  Voyaye  dans  VAmer.  merid.  V.  (3.  Part. 
Foraminif.  —  18.  Tab.  V.  1  —  2.  et :  Foraminif,  fossil,  du  bassin 
tert.   de    Vienne  23.    Tab.    X\I.    1.  2. 

Hahitaculum.  Ad  insulas  Maluinas  ,    et  ad    Patagoniam  me- 
ridionaleni   in   arena,   rarissinie   (dOrhiyuy^. 

4.  <loliiia  C'lavata  ironiiiaNY. 

Tjorica  subclavala  acuniinata,  laevis ;  collo  long-issimo,    apertura 
circulari  llnibo   cincta.    —   Longit.   Vg'" 

Oolina  clava(a  dUJrbif/ny  :  Foraminif.  fossil,  du  bassin  tert.  de  Vienne 
22.    Tab.  I.  2.  .?. 

Jfabifaculurn.     In   arcna  tertiaria    ad   IJadcn   in  7\ustria    infcriori 
(Eques  de  Hauer). 

**  Corpus  aut  colluni  striatuni,  costatuni  aut  alveolatuni. 

5.  Oolina  sfriatieollis  doiibigisy. 

fjorica    ovata.    lacvis    alba    transparens,    retrorsum    longitudine 


breve  striata,  apiciilis  5 — 6  coronata;  coUo  longo    ()l)ru[ue 
striato ,  apcrturn  circulari.   —  Loiiglt.   ig'" 
Oolina  striaticollis  (COrhigny  in:   Voyage  dans  VAmer.  merid.  V.  (5.  Part. 
Fornminif.)   21.    Tab.    V.    li. 

lidbilncuhim.  Ad  insulas  Maluinas  in  arena  (d^Orhigm/). 

6.  Oolina  striata  D'onnic.xY. 

Lorica   suhsphaerica ,    alba,    longitutUne    subtiliter    striata;  collo 
longissimo  laevi,   apertiira  circulari.  —  Longit.   y^'" 
Oolina  striata  d^Orbigny  in:    Voyage   dans  VAmer.   merid.    V.    (5.   Pari. 
Fornminif.)  21.    Tab.   V.   12. 

Huhitaciihrm.    Ad  insulas  Maluinas  In  arena,   rara   (fVOrbif/iiy). 

7.  Oolina  cauclata  d'orbigny. 

Lorica  clavata  breve  caudata ,  longitudine  striata ,  striis  sur- 
sum  evanescentibus,  alba  transparens,  collo  mediocri,  aper- 
tiira  circulari.   —  Longit.   Yg'" 

Oolina   caudata   d^Orbigny  in:    Voyage    dans   VAmer.   merid.    V.   (5.   Part. 
Foraminif.)   19.    Tab.    V.   6. 

Hahitaculiim.    Ad  insulas  Maluinas,  in  arena,  rara  (d'Orbif/ny). 

8.  Oolina  raricosta  dwrbigny. 

Lorica  ovata,    retrorsum  truncata,      alba,    longitudine    costata, 

costis   8 — 9  elevatis;    collo  mediocri,  apertura  circulari. — 

Longit.   1/,'" 
Oolina  raricosta  d^Orbigny  in:    Voyage  dans  VAme'r.  merid.  V.  (S.Part. 
Foraminif.)  20.  Tab.  V.   10  et  11. 

Habitaculum.    Ad  insulas  Maluinas,  in  arena  (fVOrbigny). 

9.  Oolina  Vilardeboana  d'oiibigny. 

Lorica    ovata,    alba,    longitudine    costata,    costis    20  —  25  ele- 
vatis  ;  collo  brevi,  apertura  circulari.   —  Longit.   i/,"' 
Oolina    Vilardeboana    d'Orbigny    in  :     Voyage     dans    VAmer.    merid.    V. 
(5.  Part.  Foratninif.)    19.   Tab.    V.   4.  5, 

Habitaculum.    Ad  insulas    Maluinas,    in  arena  ((VOrbigny). 

10.  Oolina  Isabella   d'orbigny. 

Lorica  globulosa,  alba,  longitudine  costata,  costis  13  —  14  ele- 
vatis;  collo  mediocri,  apertura  circulari.  — Longit.  i/g"' 

Oolina  IsaLella   d''Orbigny  in  :    Voyage  dans   VAmer.   merid.   V.    (5.  Part. 
Foraminif.)  20.  Tab.   V.    7.  8. 

Habitaculum.    Ad   insulas  Maluinas,    in  arena  fd'Orbifjny}. 


11.  0(»liiia  llaitliii^ori  czjzek. 

Lorica    oltloii^o- i^lohosa ,    luui;itu(liii('    suhliiilci*    costala;    rollo 
hiH'vi,   laevi ,   apcrtura  cinMilari.    —    Longit 

Ouliiia  Ilaiding'eri    Cijick  in:    Ilaidiuf/cr'S    Xitdiryesch.  Abhundl.    //.    IJO. 
Tab.    XII.    1—2. 

//uhifanihi)».    In    niarga    j)lasti('a   (  Trf/rlJ   forinalionc    icrüaria, 
propc  iMöllersdorf  ii»  Ausiria  inforiori.   (E</.  de  J/auer.y 

12.  Ooliiia  itlelo  n'onnrd.M. 

Lorica    giol)ulo.so  -  ovala  ,    alba    diaphana  ,     longitiulinc    alveola- 
ta  ;  collo  suhmiUo  ,   opertura  circuiari.   —   Longlt.   '/g"- 

Oolin.i    Melo    tVOrhigun    in  :     Voyage    dans    VAtner.   merid.    V,   (.5.    Part. 
Foraminif.)   20.    Tab.  V.  9. 

Hahitaculum.  Ad  iiisulas  iNIaluiiias  ((t Orbigjiy). 


II. 

Die  Gruppe  der  polygaatrischen  Aiiopisthien  die  eine 
grössere  Verwaudlscliafl  mit  den  lirifozooen  als  den  Infuso- 
rien zu  haben  sclicint ,  ist  durch  einen  glückenrönnigen ,  halh- 
kugligen  ,  oylindriselien  oder  trichterrörniigen  Körper,  der  un- 
gepanzert oder  gepanzert ,  und  an  seinem  Hände  mit  schwin- 
genden Wimpern  besetzt  ist,  ausgezeichnet.  Die  gesciiiedene 
>Iun(l-  und  AfterötTnnng  des  traubenförmigen  Magens,  liegt  in 
einer  gemeinschal'tlichen  Grube  des  Körperrandes.  Alle  sind 
Zwitter,  eine  weibliche  Eiermasse,  mannliche  Sameudrüse,  und 
eine  contractile  Blase  sind  nach  Ehrenberg  die  Bestandthcile. 
An  allen  Galtungen  ist  freiwillige  Selbstlheilung  beobachtet. 
Eine  dritte  Fortpllanzungsart  ist  Knospenbildung.  Sie  sind  Be- 
wohner des  süssen   und  des  salziüen  Wassers. 

Sie  zerfallen  nach  der  Bildung  des  iMundes  der  entweder 
ringförmig  oder  spiralförmig  ist,  in  zwei  Abtheilungen;  und  der 
Körper  jeder  Abtheilung  ist  entweder  ungepanzert  oder  ge- 
panzert. 

Die  ringmündigen  ungepanzerten,  haben  meist  einen  glo- 
ckenförmigen oder  halbkugeligen  Leib,  und  bilden  die  Familie 
der  (ilockiMithierchen  (  Vorticellineae)  :  und  sind  in  Folge  einer 
unvollkommenen  Selbsttheilung  oft  Strauch-  oder  baumartig 
verzweigt,  oder  Einzellhiere;  frei  oder  angeheftet. 


30 

F.ino  merkwürdige  Wiedcrliolun«;'  der  (Jloekenlliicrrlioii  in 
der  Tüialfonii,  bilden  in  der  Classe  der  Zioocorallie?!,  die  erst 
kür/Jich  an  den  Küsten  von  Norwegen  und  ScliolUaiid  entdeck- 
ten Gattungen  PediceUhia  Sars  ,  und  Forhesia  («oodsir.  —  *} 
Der  Körper  in  beiden  Gattungen  ist  glookenrörmig ,  der  Rand 
statt  Wimpern  mit  zurückziehbaren  Fühlern  bekränzt,  und  mit- 
telst eines  geraden  oder  spiraHormigen  Stiels  angeheftet.  Der 
Stiel  der  Forhesia  formosa  erreicht  die  Länge  von  5  Zoll,  bei 
einer  Länge  des  Körpers  von  1   und  der  Breite  von   Va  Zoll. 

Die  ringmündigen,  gepanzerten,  haben  einen  glockenför- 
migen ,  trichterförmigen  seltner  cylindrischen ,  gestielten  oder 
ungestielten  Leib  ,  und  bilden  die  Familie  der  Panzerglocken- 
thierchen  (^Opfii'idineae).  —  In  Folge  einer  vollkommenen 
Selbsttheilung  des  Körpers ,  aber  unvollkommener  des  Panzers, 
bildet  eine  Gattung  ein  kugliges  gemeinschaftliches  Gehäuse 
(synoecesium) ;  die  übrigen  sind  Einzelthiere  frei  oder  an- 
geheftet. 

Nach  einer  wiederholten  Untersuchung  des  Baues  von 
Ophridium  versatile  glaube  ich  richtig  beobachtet  zu  haben, 
dass  das  kugelförmige  gemeinschaftliche  Gehäuse  aus  langge- 
streckten gallertartigen  Röhren  besteht,  welche  an  der  Ober- 
fläche mit  stumpfer  fünfeckiger  Oeflfnung  münden,  in  diesen 
Röhren  befinden  sich  die  von  einem  gemeinschaftlichen  Panzer 
eingeschlossenen  Thierchen,  die  an  der  Ausmündung  zu  1 — 2 
eingebetet  liegen ,  und  durch  die  grünliche  Färbung  leicht 
erkenntlich  sind.   — - 

Die  spiralmündigen,  ungepanzerten  Anopisthien  sind  meist 
trichterförmig,  ungeschwänzt  und  stiellos,  frei  oder  am  Grunde 
durch  eine  Art  Saugnapf  angeheftet ;  die  schwingenden  Rand- 
wimpern länger  als  die  auf  der  ganzen  Oberfläche  des  Kör- 
pers vertheilten.  Sie  bilden  die  Familie  der  Trompetenthier- 
chen  (Stentorineae).  In  Folge  einer  vollkommenen  Selbstthei- 
lung sind  sie  Einzelthiere. 

Die  letzte  noch  nicht  völlig  ermittelte  Familie  bilden  die 
Panzertrompetenthiere    (Scyphidieae).     Sie    ist    auf    eine    von 


1)   Goodsii-  in  :    Annais  of  nat.   hisf.    184S.    XV.   —    Forbesia  formosa  380 
Tab.   XX.   4.   —  Pedicellina  echinata   Sai-s.   3S1.    Tab.   XX.   5. 


31 

Herrn  Diijardiu  aiifgoslclllc  neue  G.iüung'  Scypliidia  bei:rüiMl(.'l, 
die  nur  in  dtT  riclili,i;iMi  ^'orau.s,selz^m^•  einer  s[»irairörniiü,en 
Mundöllnnnir  als  sulche   ihre  Anerkennniiii"  findet. 

Die  4  Familien  der  Annpiathin}  sind  anf  lo  Ga(tuni;'ea 
und  5(5  Arien  beschränkt;  und  ihre  geographische  Vcrhreitnng' 
ist  in   Kuropa.   Asien,   Afrika   und   Amerika  heohachtcl. 


Cüiispcctus  faiiiiliiiriiin  et  geiieriiiii. 


Vribus  M*  AspifOSfOinne*  Apertura  oris  haiul 
spinilis. 
Faiiiilia  I.  ^'orü<*ollinoac.   Corpus  lorica  destitulum. 

*  l'urpus  pedicelliiliim. 
/.   Carcheslum .  Corpora  uniformia.  Pedicellus spiralis  ramosus. 
//.    Vorticella.  Corpora  uniformia.  I'ediccilus  spiralis  simplex, 
///.  EitisttjUs.   Corpora  uniformia.    Pedicellus   rigidus. 
IV.   Xioolhumnmm.  Corpora  diversiformia.  Pedicellus  spiralis. 
V.   Opercularin.   Corpora  diversiformia,   operculata.    Pedi- 
cellus rigidus. 

**  Corpus  liaud  pediceüatnm. 
VI.    UrocentriDt).   Corpus  caudatum. 
VII.    Trirhoflina.   Corpus   ecaudatum. 
Faiiiilia  II.  Ilplirycliiifae.  Corpus  loricatum. 
*  Aiiimalciila  in  syiioecesium  coiisociata. 
VIII.    Ophrj/dimn.   Corpus   pediccilo  destitutum. 
**  Aiiimakiila  in  synopcesium  liaiid  consociata. 
IX.    Tintinnv.9.   Corpus  intra  loricam  haud   slipitatam,   pedi- 
cellatum. 
X.   Cotlutrnia.   Corpus   intra  loricam  haud  stipitatani,  pedi- 
ccilo destitutum. 
XI.    Vaf/inirola.     Corpus    intra  loricam  stipitatani,  pedicello 
destitutum. 

T'rihus  MW.  Mpirostomite.  Apertura  oris  spiralis. 
Faiiiilia  III.  .^tciiforiiK'ae.  Corpus  haud  loricatum. 

XJI.   Stcntor.   Corpus   pediccilo  destitutum  ecaudatum. 
Faniilia  IV,   .^cj^pliidieae.   Corpus  loricatum. 

XIII.   Scjjphidia.   Corpus  pedicello  destitutum,  ecaudatum. 


BRYOKOA.  ANOPISTIIfA. 

(PoI>'gastrica  anopisthia.)   KHRENBERG, 

Corpus  molle ,  hemlsphaericiiin,  canipanulatuni,  suLcylindricum, 
aut  iufundibulifonne,  liinbo  ciliis  vibraulibus  coroiiato  ;  loricatum 
aut  lorica  destitutum.  —  Tractus  intestinalis  racemoso  ramosus 
ramis  apice  bulloso  iiiflatis  (veutriculi  Ehreriher(f)'^  uvaeformis. 
Oris  anique  apertura  discretae  in  fovea  conunuiü  marginis  sinus 
frontalis  locatae ;  ore  spirali  aut  noii  spirali.  — ■  Aninialcula  ut- 
plurimum  niicroscopica  plura  jiincta  aut  solitaria,  aflixa  aut  li- 
bera.    Aquarum  dulcium  et  niaris  incolae. 

Trihus  I.  Aspirostonme.  Apertura  oris  haud 

spiralis. 

Faiiiilia  I.  Vorlicelliiieae.  ehrenberg  ex  parte. 

Corpus  campanulatuin  lirribo  ciliato ,  caudatum  aut  ecaudatuin, 
pedicellatuni  aut  pedicello  destitutum;  haud  loricatum.  Aper- 
tura oris  non  spiralis.  —  Animalcula  imperfecta  divisione 
spontanea  fruticulosa  soepe  socialia  aut  solitaria,  aflixa  aut 
libera. 
Vorticella.  Ehrenberg.  Infusion sthierchen  exclus,  gen.  Sfentor)  259 — 261. 
—   Dtijardin  :   Hisf.   naf.   des   Zoophyt.   (Infus.)   532 — 538. 

I.  Carchesitun.  ehrenberg- 

Sertularia,  Isis  et  Vorticella.  Linne.    —  Brachionus.  Pallas.    —    Cam- 
panella.  Goldfuss. 

Corpus  uniforme  —  campanulatum,  limbo  ciliato  ;  prima  aetate 
spontanea  et  imperfecta  divisione  longitudinali  pedicellatum, 
pedicello  in  spiram  subito  flexilem  ramoso  ,  post  primam 
divisionem  spontaneam  solutum  solitarum  liberum.  Gemmi- 
pare.  —   (Vorticella  fruticulosa.) 

1.  Carchesium  pol^pinum.  ehrenberg. 
Corpus  conico  —  campanulatum,  album,  sursura  late  truncatum 

limbo    prominulo.    Friiticulus  subumbellatus.  Longit.  corp. 

1/    1/  '/' 

/48  /S6 


33 

Carchesium  polypinum  Ehrenlier;/ :   Infusionsth.   278.    Tab.   XXV J.  /».    — 
Riess:  Beitr.  z.   Fauna   d.   Infus.  3(i.    —    Schmarda:    Klein.   Iti'ifr.   s. 
iS'uturgesch.    d.   Infus.   3S. 
Vorticolla    ramosissima    Dujardin  :   Ilist.  nat.   des  Zoophyt.  (Infus.)  .I.'»!. 
Tab.   IV.   11. 
Ilahildculum.    In  llollandia    ( Lecuirenlioek) ;  in  Anglia  (Baker 
et  VarU'i/):  in  Suocia  (Linne):  in  Dania  (Müller);  in  (ial- 
lia  (liori/  de  St.  Vincent  et  Dujardin} ;  in  Ilalia  (Colombo 
et  Spalanzani)  :  in  IJavaria  (ScJiranI:)  :  in  Borussia  (E/tren- 
her(i):  in  Auslria  (Czermah.  Iliefin  et  Schmarda) ;  in  aqua 
(lulci^  ctiani  in  aqua  niaris  fJallici  et  Germanici. 

2.  Carehesiuiii  Hpeetaliile  EimEyuERG. 

Corpus  conico  —  canipanulatuni,  albuni,  sursuni  dilalalum.   Fru- 
ticnlus  spcciabilis  oblique  conicus.  Longit.  frutic.   ad  2'" 
Der  kleine  gescllig'e,  becherförmige  Afterpulyp.    Rösel:  Insecienbelusi. 

III.  597.    Tab.    XCVII.  3. 
Vorticella  spoctabilis   Bor;/  in  :   Encycl.  meth.    1S24.   7S6. 
Carchesium    spectahile    Ehrcnho-f/    in:    Bericht     d.    Berlin.  Akadem.  d, 
Wissensch.  Novemb.   1840.   199. 
Ilahitaculum.  Norinibergae  (Hö.sel).    —   Parisiis    (liorij  de  St. 
Vincent) :  lierolini  (Elirenhcrg). 

3.  Careliesiuin  py^niaeuiii   EiiREyBERG. 

Corpus  ovato  —  canipanulatuni ,  albuni ,  sursum  paruiti  dllatatum. 
Fruticulus  parvus  bilidus  raro  quinqueddus.  —  Longit. 
corp.  %e"' 

Carchesium    pygmaeum    Ehrenberg    in :    Bericht    d.    Berlin.    Akadem.   d. 
Wissensch.  Movemb.    1840.    109. 

Hidtitaculum.  Cyclops  quadriooi'uis,  corporis  superficies,  Bero- 
lini  (Ehretibery). 

MM,  Jovticeila  linne  et  ehren u erg. 

Hydra  et  Vorlicella    Linne.    —    ßrachionus  Pallas.  —  Ecclissa  Moder. 
—     Enchelys     Müller.     —     Urceolaria   Lamarck.    —     Carchesium 
Ehrenherg. 
Corpus  uniforme  —  campanulatuni ,    liinbo  ciliato  ;    prima  aetate 
spontanea  et  imperfecta  divisione  longiludinali  podicellatum, 
pediccUo  in  spiram  subito  flexili  nunquani  ramoso,  post  pri- 
mam  divisionem  spontaneam  solulum  solitarium  liberum.  7^«r- 
titio  longiludinalis    v.  transversalis  et  gcmmipara.  —   (Car- 
chesuiuni  non  fruticulosum). 
V.   Hoft.   Sit/.b.  (1.  mnthem.  naturw.   Cl.  3 


34 

1.  VorUeella   nebulifera   müller. 

Corpuft  conico  —  cainpaiuil;»luin  limbo  proiiiinulo  dilaiato,  album, 

conlraetiim  iinnuUs  imllis.  —  Loiigit.  corp.  y^g  —  y^^"' ,   pc- 

tlicello  corpore  4  —  5  longiore,  6  —  10  spirali. 

VorticelLa  ncl)iilifera.  Müller.  —  Ehrenberg  :  Infusiunsth.  270.  Tab.  XXV. 
1.  —  Rtess  :  Beitr.  s,.  Fauna  d.  Infus.  36.  —  Dujardin :  Ilist.  nat. 
d.  Zoophyt.  (Infus.)  557.  —  Schmardai  Kleine  Beitr.  z.  Naturgesch. 
d.   Infus.  38. 

Hahitacnlum.  Göttingae  (ZTnffer).  —  Noriinbergac  (^Rösel).  — 
Halniae  (HfüIIcr).  —  Parisiis  (^Bory  de  St.  Vincent).  — 
Ncapoli  ((^avolini).  Dongolae  et  prope  Tor  ad  Sinai  in 
Arabia  (Ifemprich  et  Ehrenberg).  —  Beroliai  et  Catliarino 
poli  (E/irenberg).  —  Vindobonae  Aprili  —  Auguste  (Czer- 
mak ,    Riess  et  Schmarda). 

2.  Vorticella   citrina   müller. 

Corpus  hemisphaerico  et  conico  campanulatum  limho  patente,  ci- 
trlnuni,  contractum  annvUs  nuUis. —  Longit.  corpor.  ygg— Vis'" 
pcdicello  corpore  3  —  4  longiore. 

Vorticella  citi'ina  Müller.  —  Ehrenberg:  Lifusionsth.  271.  Tab.  XXV.  2. 
—  Riess  :  Beitr.  a.  Fauna  d.  Infus.  36.  —  Dujardin :  Hist.  nat.  des 
Zoophyt.  (Infus.)  555.  Tab.  XVI.  bis  Fig.  1.  —  Schmarda:  Kleine 
Beitr.   «.   Naturgesch.   d.  Infus.  38. 

Habitaculum.  Ilafniae  (^Müller).  —  Berolinl  inter  Lemnas  (Eliren- 
berg).  —  Vindobonae,  Aprili  ad  superficiem  Cyclopis  (Czer- 
mak  et  Riess)  —  01omutz,ii,  Augusto  (Schmarda). 

3.  Vorticella  Cainpanula   ehrenberg. 

Corpus  hemisphaerico  —  campanulatum  limbo  vix  patente,  albo- 
coerulescens ,  contractum  annulis  nuUis.  —  Longit.  coi'por. 
Vio'"  pedicello  corpore  6  —  7  longiore. 
Vorticella    Campanula    Ehrenberg:    Infusionsth.    272.     Tab.   XXV.  4.   — 
Schmarda  :  Kleine  Beitr.  z.  Naturgesch.   d.   Infus.  38. 

Vorticella  lunaris  Müller  "i —  Dujardin:  Hist.  nat.  des  Zoophyt.  (Infus.) 
554.    Tab.   XIV.   12. 

Habitacvlum.  Hafniae?  (Müller).  —  Parisiis?  (Bory  de  St. 
Vincent  et  Dujardin).  —  Prope  Conegliano  in  lialia  (Co- 
lombo),  —  Berolini  (Ehrenberg).  —  Vindobonae  vario 
anni  tempore  (Schmarda). 


35 

4.  Vorticella   liaiiial»    KiinEyisEiw. 

Corpus  ovatuin    ulrinquc    aücnualuin    cani[iaim!alum,    linibo  vix 
patente,  hyalinum,   cotitractum  annuJis  nuUis;  pedicelln  ob- 
lique aiTixo    ideoquc    liamato.    —    Longit.  corp.   Vis'"   P^*''" 
eello  corpore  pariini  lougiore. 
Vorticella     liamata     Ehrenberg  :     InfusivnsÜi.    273.     Tab.    XXV.     5.    — 
Sckmarda  :  Kleine  ßeitr.   z.  l\a(urgesch.   d.   Infus.  38. 
Ihihitaculum.   Üerolini,  Jamiario   et  Junio  (Ehrenherfß.—Ww- 
dübonae,  Majo  (Sc/ntuirda). 

5.  Vortie«»lla  patellina   mCller. 

Corpus  heniisphaerico  —  campaimlatum  ,  limbo  patcntissimo  in- 
lerdum  retlexo,  albuin  ,   contractum  unnuUs  nullis.  —  Lon- 
git.  corpor.   i/g^'"   pcdicello  corpore  6  —  7  longiore. 
Vorticella  patellina  Müller.  —  Ehrenberg  :   Jnfusionsth.  273.    Tab.  XXVI. 
2.    —    Iliess  :   Bcitr.  s.   Fauna   d.   Infus.  30. 

Huhitaculum.  Hafniae  (Müller).  —  Berolini  (Ehrenberg).  Vin- 
dobonae  (Czermak  et  Ries'.'i}. 

6.  Vorticella   pieta    EimEyBEiiG. 

Corpus  ovato  —  conicuin   cainpamilatum,    Ihuho    paruin    patente, 

hyalino  —  albiini,  conlractmn  tmnulis  nullis;  pedicello  snh- 

tilissime  rubro  puuctato. —  Longit.  corpor.  Voe  — Vis'"   P*^" 

dicello  corpore  4 — 5   longiore. 

Vorticella    picta  Ehrenberg:    Infusionsth.    275.     Tab.   XXVJ.    4.    —    Du- 

jardin  :   Jlist.   nut.    des   Zoophijt.   (Infus.)  5G0. 

Ifdbitaculum.  Berolini  ad  Salviniani  nalanten»  (Ehrenberg). 

7.  Vorticella  Convallaria.  ll\ne. 

Corpus  ovato  —   conicum  canipanulatum,  Ibnbo  parum  patente, 
hyalino  —  albuni  ,    contractum  annulatum.    —    Longit.  cor- 
por.  Ygg  —  y,^'"   pedicello  5  —  6  longiore. 
Vorticella  Convallaria  Linne.  —  Ehrenberg:  Infusionsth.  274.  Tab.  XXVI. 

3.    —   Iliess :   Beitr.   z.   Fauna   d.   Infus.  36. 
Vorticella    inrusionum    Dujardin  ?  Ilisl.  nat.   des   Zoophyt.   (Infus.)  558. 
Tab.   XVI.  5  et  9. 

Habitaculum.  Per  totam  Euroj)ain  et  in  Sibiria  Asiatica  obscr- 
vatum. 

8.  Vorticella  iiiicrostonia.  EiinEXBEnG. 

Corpus  ovatum  utrinquc  angustatuni  cain|)anulatuni,  linibo  haud 
patente,  cinereo  —  albuni,  contractum  annulatum.  — Lon- 
git.  corpor.    Yjg,  —  Voq'"    pedicello  corpore  5  —  6  longiore. 

3  * 


36 

VorliecUa  inierostoma  Ehrenherti :  Infusionsih.  272.  Tab.  XXV.  3.  — 
Riess  :  Beitr.  z.  Fauna  d.  Infus.  36.  —  Sehmarda :  Kleine  lieitr.  3. 
Naittrgesch.   d.   Infus.  38. 

Hubilaniluin.  Landshutae  (^Scliratik).  —  Bcroliiii  et  ad  Ural 
(Efirenbci'ff).  —  Vindol)onae  Aprili  et  Septembri  (Czcr- 
mak  et  Riess);  ia  infusioiiihus  putridis  (Sehmarda). 

9.  Vorticella  clilorojstig-ma    ehrenberg. 
Corpus  ovato  —  conicum  campanulatum ,    limbo  patente ,    ovario 
vii'idi ,  contractum  annulatuni.   —  Longit.  corpor.  y„o"'  pe- 
dicello  corpore  4  —  5  longiore. 

Vorticella    fasciculata    Müller  1    —  Dujardin:     Hist.     nat.    des  Zoophyt. 

(Infus.)  .555. 
Vorticella  chlorostigma  Ehrenberg:  Infusionsth.  273.   Tab.   XXVI.   1.  — 

I}iess  :  Beitr.  z.  Fauna  d.  Infus.  36.   —    Sehmarda :  Kleine  Beitr.  «. 

Naturgesch.   d.  Infus.  38. 

Habitaevlvm.  Ilafniae  ?  (Müller).  —  Parisiis?  (Bory  de  St. 
Vincent).  —  Berolini  (Ehrenberg).  —  Vindobouae,  Julio 
et  Octobri  (Czermak,  Rie.ss  et  Sehmarda). 

Ell.    EpisitßiiS   EHRENBERG. 

Hydra  et  Vorticella  Linne.  —  Volvox  ?  Midier.  —  Brachionus  Pallas.  — 
Carnpanella   Goldfuss.  —  Myrtylina  et  Digitalina  Borg. 

Corpus  uniforme  —  campanulatum  limbo  ciliato ,  prima  aetate 
spontanea  et  imperfecta  divisione  longitudinali  pedicella- 
tum,  pedieello  rigido  simplici  aut  ramoso,  continuo  aut  ar- 
ticulato,  post  primam  divisionem  spontaneam  solutum,  soli- 
tarium  liberum.   Gemmipara. 

"'  Peilicellus  arfciculatus. 
1.  Epistylis  Oalea    ehrenberg. 
Corpus  conico  —  campanulatum ,  plicatile,  hyalinum,  limbo  haud 
patente,   ore  Ifiterali  rostrato.  Pedicellus  fruticulosus  cras- 
sus    articulatus.    —    Longit.    corpor.    Yj^"';    fruticulus    2.'" 
longus. 
Epistylis  Galea  Ehrenberg  :   Infusionsth.  280.   Tab.   XXVII.   1.   —  Riess : 
Beitr.  z.  Fauna  d.   Infus,  36.    —     Dujardin ;   Hist.   nat.   des   Zoophyt. 
(Infus.)  542.  —  Sehmarda :   Kleine  Beitr.  z.  Naturgesch.  d.  Infus.  38. 

Habitaculum.  Berolini  Augusto  ad  Ceratopbyllum  (Ehrenberg). 
Vindobonae  Aprili  et  Junio  (Czermak.,  Riess  et  Sehmarda). 


37 

2.  Kpistj^ii.s   leiicou    KnnEynEiin. 

Corpus  lalc  cainpanulalum ,    liinbo   liaud  paleiitt',   liYalinum  ovu- 

lis  albis.     PcdiceHua  eroctus  iniiius  strlcliis,  rainosus,  sur- 

sum  breve  arliculatus.  —  Longit.   corpor.   i/j,  _  i  j^,-"   fruti- 

culus   ad   i/„"'   longiis. 

Epislylis  loucoa   Ehraiherfj  :   liifusivnstk.  283.    Tab.   XXVIII.  3.    —   Du- 

jardin:   Illst.   mit.   des   Zoophyt.   (Infus.)   .54/. 

Jfahitdculum.  llariiiae?  (.Willer). —  lierolini ,  Jamiarlo  (^Ehren- 
bcrg). 

3.  tvpistjlis   Ix'rlKMMforiiil.s   EiinEyBEiw. 

Corpiia  ohlonguin  cylindrico  —  campanulatuin,  album.  PediceUun 
dichotoimis    articulatus      striatus    sursiiin    iiicrassalus.     — 

Lon!i;it 

Der    borhersheerartige    Afterpolj-p.     Röscl:     Insectenhelust.      III.     613. 

Tab.   XCIX. 
Epistylis    berberiformis     Ehrenberi)    in:    Bericht    d.     Bert.    Akadem.    d. 
Wissensch.   1840.  99. 
Jiahitaculfon.  Ilydroporus  Hallcnsis   (Itösel).   —   Cybister  Rae- 
selü,  corporis  superficies,   Berolioi  (Ehrenherg). 

4.  Fpi.st^li.s  li«^riu>^ariini    kollar. 

Corpus  longe  —  canipaiiulatuni,  limbo  patente,    ovulis  viridibus. 
PediccUus    dicholonie    fasti2,iatus ,    articulatus.    —    Loiigit. 
Iriiticuli  2'" 
Epistylis  Lernearum    KoUar  in:     TreilscJike^s    naturliist.  Bildcrsual    IV. 
57.   Tab.   CCXCVI.   15;   a,  b,   c. 
HahitacuUtm.  Tracbcliastes  polycolpus,  corporis  superficies,  Vin- 
doboaac  (Kollur.) 

**  Pediccllus  non  artifulatus. 

5.  Epistyli.s  Ana.stiitica    EimENBERG. 

Corpus  coiiicum  v.  subglobose  campanulaturn ,  linibo  proininulo, 

liyaliiuim.    Pediccllus    dichotonie    l"astij;iatiis    conliiiuus.    — 

Longit.  corpor.  ad  y,^'"  frutic.  y^,  —  y^"'   longus. 

Epistylis  Anastatica     Ehrenbery :     Infusionsth.    281.      Tab.     XXVIT.    2. 

Riess:    Bcilr.    «,  Fauna    d.    Inftia.    36.     —    Dttjardin:    Ilist.  nat.   des 

Zoophyt.    (Infus.)    539.    —   Schmurda :     Kleine  Beitr.  «.  Aafuryesck. 

d.  Infus.  38. 

Jlahitaculum.  Ilaluiae  (Müller^.  —  Prope  Conegliauo  in  Ilalia 
(Coloniho).  —  Parisiis  (Hon/  de  St.  Vincent).  —  Be- 
rolini  (Elircnbcr(j).    —    Vindobouac    ad    pianlas    acjuaticas 


38 

et  ad  Crustaceas  minores,    Majo  (Czermak  et  Hiess).    — 
Veuetiis  ad  Zosterani  inarinam  et  Ceramium    (Schmarda). 

6.  Epistylis  plicatilis  eiirexberg. 

Corpus    elüiigatiiin ,    conico    canipauulatiiin ,    Hmbo    vix    patente, 

transverse  plicatile,  flavicans.    Pedicellus  dichotomus  soepe 

corynibosus  continuus.  —  Longit.  corpor.   y^^  _  ^J^^"' ,    fru- 

ticuliis  ad   ly,'"  longus. 

Epistyliö  plicatilis    Ehrcnherg:     Infusionsth.    2S2.    Tab.    XXVIII.   1.    — 

Dujardin  :  Hlst.   mit.   des   Zoophyt.  (Infus.)  542.   —    Tab.  XVI.  bis   i. 

Hahitacuhim.  Hafniae  (Müller).   —   Beroliui  (Ehrenberg). 

7.  Episf^lis  g^raiidis  ehren berg. 

Corpus  late  canipanulatum ,    limbo    vix    patente,    albocoeruleum. 

Pedicellus  decumbens   tenuis  laxe  ramosus,  latissime  caes- 

pitosus  continuus.   —   Longit.  corpor.   V13  — Vio'" 
Epistylis  grandis    Ehrenberg :     Infusionsth.    282.      Tab.    XXVII.    3.    — 
Dujardin :  Hist.  nat.   d.   Zoophyt.  (Infus.)  Sil. 

Hdbitaculum.  Berolini  ad  radices  Ceratophyllarum  et  Nym- 
phaearum  (^Ehrenherg), 

8.  Episf^lis  Dig^italis  ehrenberg. 

Corpus  subcylindricura  campanulatuni ,  limbo  haud  patente,  hya- 

linum.    Pedicellus    dichotome    fastigiatus    subtiliter    annulä- 

tus  ,    continuus.    —    Longit.   corpor.  y^^  —  V20'"    fruticulus 

3/^'"  longus. 

Epistylis  dig-italis  Ehrenberg :  Infusionsth.  283.   Tab.   XXVIII.  4  et  L.  7. 
—  Dujardin  :  Hist.  nat.   des   Zoophyt.   (Infus.)  5ii. 

Hahitacidum.  Norimbergae  (Rösel).  —  Hafniae  (Müller).  Lands- 
liutae  (Sc/irank).  —  Parisiis  ?  (Borg  de  St.  Vincent).  — 
Berolini,  ad  Cyclopem  quadricornem  (Ehrenberg). 

9.  Epist;j'lis   Botrytis   ehrenberg. 

Corpus  ovatuni  campanulatuni ,  limbo  haud  patente,  album.  Pe- 
dicellus simplex  continuus  ,  corpusculis  apice  in  capituluni 
acervatis.   —  Longit.  corpor.  yooo'"  fi'uticulus   y^^,"-  longus. 

Epistylis    Botrytis    Ehrenberg  :    Infusionsth.    28i.    Tab.    XXVII.    4.    — 
Riess  :   Beitr.  z.   Fauna  d.  Infus.  36. 

Habitaculum.  Landshutae  (Schrank).  —  Parisiis  Borg  de  St. 
Vincent).  ■. —  Berolini  ad  Ceratophyllum  (Ehrenberg).  \ln- 
dobonae.  Majo  (Czermak  et  Riess). 


39 

10.  K|>i.stJ^lif<i   Arnlii€*a  EiinEMiEiin. 

Corpus  ovaluiii,  caiiipanululuiii ,  limho  liaiid  patcnlc  ,  liyaHiuini. 
Pcdkcllus    parce    raniosus    roiilinuus.    —    Longit.   corpor. 

i/^g  _  1  ,.g"'   fnitioul.  7,^"'  longus. 

I>pist\  lis   ar.abica  Ehrenbery  :     Infusioitutk.  285.    Tab.   XXVll.    7. 

Uubitdculuni.  Frope  Tor  in  mari  rubro  (Ileniprich  et  Ehren- 
bert/). 

11.  t^pistyli.s   Rarba   EiinEyBEiw. 

Corpus  üvato  —  obloiigiim,  campanulaliiin  ,  alhiim.  Pedicellus 
crassus   dicholoimis,  longitudine  strialur.  —  Loiigit 

Trembiey  in  Act.  aiujL   XLIII.    17t.    Tab.   XL  5—7.   (bonae.) 

Der  inispclförige  Afterpolyp    üösel :    Insectenbehtsi.     III.    614.    Tab.    C. 

(7niiiiis   bonae). 
V'ortieella  acinusa    Schrank    in:  Nafurf.  XXVII.  2G.    Tab.   lll.    10—15. 
Epislylis  Barba  Ehrenbery  in  :   Bericht  d.   Berlin.  Akadein.  d.  Wissensch. 
1840.   li)9. 
HahitucuUtm.  Londini  (Tremblei/).  —  Norimbergae  (Röscl).  — 
Slratioinys  Chamaeleon  siib  auiuilo  priino  larvae  (SchrankJ: 
ad  barl)ain  larvae  ,  Bcrolini  (Ehrcnberg). 

12.  Fipi«^tylis  flavieaais  EiiRE.\nERG. 

Corpus  late  rampaiuilatnn»,   liiiibo  haiid  patente,  ovulis  flavicaii- 

tibiis.      Pcdiccllifs    dicbolomus     strlctiis    continuiis  ,    ramis 

coarctatis  ad  axillas    dilatalis.    —  Longit.  oorpor.  ad   i  j,." 

frudeiilus   ad    l^/j"   longnis. 

Epislylis  flavicans  Ehrenbery.    Infusionsth.  282.    Tab.  XXVIII.  (exclus. 

synon.)   —    Dujardin:   Higf.   nat.   des   Zoophyt.   (Infus.)   540. 

Jlahitdcuhim.  Berolini  ad  Lemnas  et  Ceratopbyllum  (^Ehren- 
bery). 

13.  Kpistjlis   euelilora    EiiREyBERC. 

Corpus  oblongum  oainpanulaUim,     linibo  parum  patente,    ovulis 
virldibus.  Pedicellus  dicliotonie  fastigiatus.   —  Longit.  fru- 
ticuli  V" 
Epistylis  euchlora  Ehrenbery  in :   Bericht  d.  Berlin.  Akadem.   d.    Wissen- 
schaften.  1840.  200. 
Hahitarulum.    Planorbis    corneus,  superficies,  Bcrolini    (Ehren- 
berg). 

14.  Kpisl^Ii.s  pavoiiiiia  eiirexberg. 

Corpus  maxiMiuni  galealuni ,  ore  producto.  Pedicellus  longissi- 
unis  dii'liolonius  striatus  liinc  Iridis  colorc  fulgens.  —  Lon- 
git. Iruliculi  ad  4'" 


40 

Epistylis  pavonina  Ehrenberg  m  :  Bericht  d.  Berlin,  Akadem.  d.  Wissen- 
schaften. 1840.  200. 
Ilahitaculuin.  Herolini  (Elirenberff). 

Species  inquircndae. 

15.  Epistylis  iiuiaiis  ehrenberg. 

Corpus  ovalum,  utrinquo  attcmiatiim,  anniilatum,  hyalinum,  orc 

disliucluis  bilabiato  ,    lobis  proniiiuilis.    Pedicellus  dichoto- 

nie  fruticulosus  aniuilatus,  coiitiriuus.   —  Longit.  corpor.  ad 

i/jg'"  fruticulus  Vj  —  %'"  longus. 
Epistylis  ?    nutans     Ehrenberg :     Infusionsth.     28i.    Tab.    XXIX.    1.    — 
Dujardin :  Ilist.  nat.  d.   Zoophyt.   {Infus.)  544. 

Hahitacuhim.    Ad  plantas    aqiiaticas,    omni  anni  tempore,  Be- 
rolini  (Ehrenbei'f/J. 

16.  Epistylis  parasitica  ehrenberg. 

Corpus  conico  —  campaiuilatum,  solitariiim  terminale,  hyalinum 

(limbo  non  ciliato).    Pedicellus  simplex  strictus  continiius. 

Longit.  corpor.  %^"'  pedicellus  Vio  ~  Va'" 
Epistylis  ?  parasitica  Ehrenberg  :  Infusionsth.  285.   Tab.  XXVII.  6. 

Hahitacuhim.    Prope  Sues  in  raari  rubro  ad  Zoobotryou  pellu- 
cidum  (Hemprich  et  Ehrenberg), 

MVm  Xoothftntnium  ehrenberg. 

Vorticella  Linne.  —  Brachionus  Pallas.  —  Zoothamnia  et  Dendrella 
Borg.  —  Zoocladium  Hemprich  et  Ehrenberg. 
Corpus  diversiforme  —  campanulatum ,  limbo  ciliato ,  prima 
aetate  spontanca  et  imperfecta  divisione  pedicellatum,  pe- 
dicello  musculo  interno  in  spiram  flexili  ramoso ,  post  pri- 
mam  divisionem  spontaneam  solutum ,  solitarium  liberum. 
Gemmipara.  —  (CliarcJiesium  corpusculis  dissimilibus). 

1.  Kootliamiiiuni  Arbuscula  ehrenberg. 

Corpus  longe,  et  globose    campanulatum,    limbo    haud    patente, 
hyalinum.  Pedicellus  simplex   sursum  crassior,  apice  race- 
moso    umbellatus.    —    Longit.    corpor.  Vse'"    ^i'n'^^^ulus    ad 
3'"  longus. 
Zoothamnium  Arbuscula  Ehrenberg :   Infusionsth.  280.   Tab.  XXIX.  2. 
Vorticella  Arbuscula  Dujardin:   Hist.  nat.   d.   Zoophyt.   (Infus.)  5.J5. 

Habitaculum.  Londini  (Trembley  et  Bader)  —  Gedani  (Eich- 
horn). Conegliano  in  Italia  (Colomho).  —  Bi-uxcUarum 
(Pallas).  —  ßerolini  ad  Ceratophylluni  (Ehrenbcrf/). 


41 

2.  Kootliaiiiniiini   iiiv4Mini   EiiiiEynEnG. 
Corpus  oblong'c,  et  j!,luI>ose  caiii|iainil;iliiin,  niveinii.    Pedunruliis 
raniosus  ,    raniis   brevihus  alteiMiis   suhverUcillalis,    corpus- 
oulis  obloiigis  ad  raniulonini  aiuccs  acervalis  ,  globosis  ,   in 
(niiico  sparsis.    —  Loiigit.   oorpor.    7,g"'  fniliculus  3  —  5'" 

loilg'US. 
Zoothainnium  niveuin  Ehrenberf/:   Infusionsih.  2S9.   Tab.   XXIX.  3. 
lliibitacuUitn.    All    iiisuiam  Massauab  in    inari    nibro  (I/onprich 
et  Elircnbci'f/). 

V.  OpeiU'utariii  goldfuss. 

Hydra  et  Vorticella  Linne.  —  Bracliionus  Pullas.  —  Valvaria  Gold- 
fuss. —  Opcrculina  ttorij.  —  Kpistylis  Dujurdin. 
Corpus-  divcrsii'onnc  campanulatum,  operculo  discifoniii  margine 
ciliato,  pedircllo  central!  suflulto  protractili ,  prinua  aetate 
spontanea  et  imperfecta  divisione  pedicellatum,  pcdicollo  ri- 
gido  raniosü,  post  priinam  divisionem  spontaneani  solutum 
solilariun»  liberum.  =  (JSpis'tylis  corpusculis  dissmdlihus 
oprrculatis). 

1.  <l|»4>^reiilai*ia  arficiila^a   goldfuss. 
Corpus  ovato   et  elliptice  eanipannlatum ,    hyalinum.     Pcdirelfus 
dii'liolonie    ramosus ,    arliculatus.    —  Longit.   corpor.  Vse'" 
fruticnlus  2  —  3'"  lonffus. 
Der  Afterpolyp    mit  dem  Deckel  Rösel:    Insectenbelust.    HL    600.     Tab. 

XCVIII.  5  —  6. 
Opercularia  articulala   Goldfuss.   —   Ehrenbery  :  Infusionsik.  287. 
Epistylis  opercularia   nnjardin  :  Hist.  nui.   d.    ZoopJnjf.   (Infus.)  5i't. 

Ilahitaruhini.  \orimbergae  (Höscl).  —  Gcdani  (Eichhorn).  IJero- 
liiii  ad  Dvtiscum  marginatum  et  ad  Ilydropbyllum  piceum 
(^Ehrenbery)   et  n.   a. 

IT.  tvoceniviini  mtzch. 

Cercaria  Müller.   —  TurbinoUa  Bory. 
Corpus    clongatum  subtriquetrinn    campaniilalum  ,     limbo   ciliato, 

stilo  basiliari  excenlrico  caudatum.  non  pedicellatuns.  Pariitio 

spontanea  transversalis.  —  Auiniaicula  solitaria  libcra. 

1.  I  roeeiitriiiii    Tui*l»<»   mtzsch. 
Corpus  triquetrum  ovato  —  campanulatum,   liyalinuni,   slilo  tcr- 

liam   corporis  parten»  aquanle.  —  Longit.   '/g  —  \'n"' 


42 

Urocenlnun  Turbo  Aüzsch.    —    Elirenhcrtf-    infusionslh.   26S.    —     Tnh, 
XXIV.   7.    —   Iliess:   Bcitr.  z.  Fauna  d.  Iti/'usionsth.  36,   —   Üujardin: 
Uist.  nat.  des   Zoopkyf.  (Infus.)  532.   —  Schmarda  :  Kleine  Bcitr.  «. 
Naturgesch.   d.  Infus.  37. 
Hahitaculum  Ilafniae  (Müller').  —  Rerolini,  Aprili  —  Julio  (Eh- 
renberg).—  Vindobonae  Aprili  et  li(iCQmhr\(Czermak,  Ries.s 
et  Sclimarda). 

VII.  Vrichodina  ehrenberg. 

Volvox   VVilke.  Cyclidium  Vorticella  et    Trichoda    Müller.  —  Urceolaria 
Lamarck.  —  Bursaria  Bory.   —  Nummulella  Carus. 
Corpus  conicum   aut  subcylindricum    urceolatiim ,    limho    cilialo, 
ecaudatum,  nee  pedicellatuin.  Partitio  igiiota.  —  Aiiimalcula 
solitaria  libera. 

1.  Tricliodiiia  Pediciilus  ehrenberg. 

Corpus    brevc    cylindiücum    urceolatiim  ,     limbo   ciliato  ;    unci- 

nis    basilaribus    mobilibus  coronatum.     —    Longit.    corpor. 

1/    _  1/   /// 

/48  /34 

Trichodina    Pediculus    Ehrenberg :    Infusionsth.    266.    Tab.   XXIV.  4.   — • 
Riess  :  Beitr.  s.  Fauna  d.   Infus.  36.   —   Schmarda  :  Kleine  Beiir.   «. 
Naturgesch.   d.   Infus.  37. 
Urceollaria    slcllina    Dujardin:     Hist.  nat.   des   Zoo-phyt.    (Infus.)    527. 
Tab.  XVI.  2. 
Hahitaculum.    Ad  flydras    varias ,    Delpbionim   (Leeuwenhoek). 
—  Hagae  (Trenibley).  —  Norimbergae  (Rösel).  —  Holmiae 
(Wilke).    —   Hafniae  (Müllei').  —  Parisiis    (Bory  de  St. 
Vincent);    ad  Unionis  Batavi,  littoralis  et  pictorum  ovaria, 
Dresdae    (Carus)  ;    ad   Anodontae  sp.  ine.  branehia    prope 
Bernaul  in  Sibiria,  ad  Hjdram  vulgarem  et  viridem  Augusto 
et  ad  Gyrodactylum   coronatum  ,    brancbiis  Cyprini  Carassi 
insidentem ,  ßerolini  (Efirenberf/J.  —  Vindobonae,  Julio   et 
Decembri,  (Czermak  Riess  et  Schmarda). 

2.  Trichodina  vorax  ehrenberg. 

(^orpus    cylindrico   —  conicum    urceolatum  ,    sursum  convexum, 
limbo  ciliato,  retrorsum  attenuatum  obtusum,  hyalinum;  un- 

cinis  nullis.  —  Lougit.   corpor.   Vis'" 
Trichodina  vorax  Ehrenberg :    Infusionsth,  267.  Tab.  XXIV.  6.    —  Riess : 
Beitr.  z.   Fauna  d.  Infus.  36. 
Jlabitaculum.  Berolini  inter  Confervas  (Ehrenberg).  —  Vindo- 
bonae Aprili  et  Augusto  (Czermak  et  Riess). 


43 

3.  Trit'lioiliiiji  Ciiraiuliiiolla    EifriEynEiin. 

Corpus  ohcoiiieuin   v.   suglobosuni   urceolatuin,  liiiibo  ciliato,  liya- 
limini;  unrinis  millis.   —  Longit.  corpor.   V105  —  V^a'" 
Trifliodina  Grandinellii  Ehrcberr,  :   Infusionsth.   267.   Tab.  XXIV.   6.  — 
Riess  :   lieitr.   5.   Fauna   d.   Infus.  30.   —    Sckmarila  :   Kleine  Ueitr.   z. 
Naturyescli.   d.    Irifun.  37. 

Ildhitarulum.  Delpliiormn?  (Leeinrenhoek).  —  raiisiis?  (Joh- 
lot).  —  llafniae?  (Müller).  —  Angelostadi  (Schrank).  — 
Bcrolini,  Pctropoli  et  in  monlibus  Altaicis  (Ehrenberg).  — 
Viiulobonae  (Czermuk  et  Iticss) ,'  Januario  suh  j^Iacio  et  in 
salinis  desertis,  prope  Servolain,  Julio   (Schmardu). 

Species  iiiquirendae. 

4.  Trielioflina  Acariis   EitnENBERC. 

Corpus  ohlongum    coinpressum ,    hyaliniim ,    ciliis  froiilalibus  8. 
validis ,  uncinis  nullis.   —   Loni>il.   >/,„"' 
Trichödina?  Acarus  Ehrenberg  in:  Bericht  d.  Berl.  Akadem.  d.  Wissensch. 
1840.  202. 

Hahitacuhun.  In  mari  Boreali   (Ehrenherg). 

5.  Tric'lioiidiiia  tciitaciilata   EjiitEyBERG. 
Cor/>M.sMliscifornie  hyalinuni.  cilioruni   rasciculo  vibrans;   prolios- 

eide  stilifornil,  uncinis  nullis.    —  Longit.  corpor.  V^^'" 
Trichodina?  tentaculata  Ehrenberg:  Infusionsth.  266.   Tab.   XXIV.  3. 
Hahitaculum.  Bcrolini  inier  Confervas  (Ehrenbei'g). 

Faiiiilia  II.    Oplir^iliiieae  eiirenberg. 

Cor/^w.«?  campanulatum,  infundibuliforme ,  rarius  subcylindrioum 
linibo  ciliato  ,  ecaudatuni,  pediccllalum  aiit  pcdicello  desli- 
tutuM),  loricatum.  Oris  apcrtnra  non  spiralis.  —  Animal- 
cula  iniperlccta  loricae  divisione  in  synoecesiuni  subglobo- 
sum  associata,  aut  perfecta  divisione  solilaria^  aflixa  aut 
libera. 
Ophrydina  Ehrenberg  :  Infusionsthierchen.  291 — 292. 

VMIM*  Ophvytlhun  EiiRENBERG. 

Vorlicella  Müller.   —  Lin/.n  Schrank. — Coccochloris   Sprengl. —  ürceo- 
laria  Lamarck.  —  Raplianella  et   Ophr^dia    Borg. 
Co/'/v/f.s"  subcylindricmn,   limbo  rilialo,   vcrsalilc,   parlilione  spon- 
lanea    d    perfecta  longiludiiiali .    loricae  gelatinosae   iniper- 


44 

foot;»   in    syiiocccsiuiu    giobosuiii    gelaliaüsum ,    consocialuiii, 
taiulcm  isolitarimn  liberum. 
1.  Oplir^cliuni  versalile.  ehrenberg. 
Corpus  utrinque  attcnuatum  ,  laete  viritlc.    Synoecesiinn  subglo- 
bosiim   glabrum ,  hyalinum  ,    libcniin  v.    alfixiun.  — '■  Longil. 

corporis  Yio'";  synococsiiim  y^_5"  magnuni. 
Oplirydium  versatile  Ehrenberg  :  Infusiousth.  293.  —   Tab.  XXX.   i.   -^ 
Riess :  Beitr.  s.  Fauna    d.    Infus.    36.    —    Dujardin :    Htst.  nat.   des 
Zoopkyt.  (Infus.)    529.  —     Schmarda :    Kleine  Beitr.  z.  Naturgesch. 
d.  Infus.  39. 
Habitaculum,    Hafniae   (Müller).    Angelostadii    (Schrank).    — 
Hallae    (Jimy).  —    Berolini   (Ehrenberg).  —  Vindobonac, 
vario  anni   tempore   (Czermak ,     Riess  et  Schmarda),-    et 
plur.  a.  loc.  sed  solumodo  in  aqua  dulci. 

MX:.  Tiniinnus  schrank. 

Trichoda  Müller.  —  Vaginicola  Lamarck. 
Corpus  cylindricum  aut   campanulatum,  linibo   ciliato  ,    pcdicello 
flexili  basilari,  longitudinaliter  sponte  perfeete  dividuum  so- 
litarium.    Lorica  urceolaris  membranacea  non  dividua,  basi 
ai'fixa  aut  libcra  non  stipitata. 

1.  Tiiitiiinus  iiiquilinus.  schrank. 

Corpus  cylindricum  basi  rotundatum,  longe  pedicellatum  ,  hyali- 
num V.  flavicans.    Lorica  cylindrica  basi   rotundata  hyalina. 
Longit.    corporis    sine    pedicello   ^/i^^'"    cum   pedicello  V20'"' 
loricae  1/^^"' 
Tintinnus    inquilinus     Schrank.    —    Ehrenberg:    Infusionsth.    294.     Tab. 
XXX.  2.    —    Schmarda :    Kleine    Beitr.  ».  Naturgesch.   d.  Infus.  39. 
Vaginicola    inquilina    Lamarck.    —    Dujardin:    Hist.  nat.    des    Zoophyt, 
(Infus.)  561.   Tab.   XVI.  bis  5. 
Habitaculum.  Hafniae  (Müller).  —  Kiliae  (Ehrenherrf).  —  Vin- 
dobouae  ad  Conlervas  horti  botanici,  Junio  (^Schmarda). 

2.  Tintinnus  subulatus.  ehrenberg. 

Corpus  cylindricum  basi  rotundatum  longe  pedicellatum ,  hyali- 
num. Lorica  cylindrica  retrorsum  longe  subulata,  hyalina. 
—  Longit.  loricae  Vg«" 

Tintinnus  subulatus  Ehrenberg :  Infusionsth.  249.   Tab.   XXX.  3. 

Vaginicola  subulata  Dujardin  :   Hist.  nat.   des  Zoophyt.   (Infus.)  562. 

Hahitacnlum.  Hafniae?  (Müller).  —  YdWixQ,  (Ehrenberg)  in  aqua 
marina. 


45 

3.  Tiiitiiiiiiis   Cotliiiriiia  KiniEMtEnc.. 

Corpus  hyalinuin.    Loriva  cyliiidrica   (»hsolelo  aimulala,    rclror- 

suin  altenuata  et  Iruncala,  liyaliiia.  —  Lonj^il.  loricae  Vj^'" 

Tinfinnus    Cothurnia    Ehrenherg    in :      Bericht     der     lierl.    Akadeni.     d. 
Wlssensch.    1840.   201. 

Ildhitdculniii.  In  iiiari   Haltico   (Ehrenherg) 

4.  Tiii(iiiiiii.«>  Caiiipaiiula  KunEynERG. 

Corpus  hyaliiumi.  Loriva   lale  campamilata,   liinho  Uilatalo,  re- 
frorsum  acuininata.  —  Longit.   loricae   ^/„n"' 
Tinlinnus    Campanula    Ehrenberg    in  :     Bericht     der     Berl.     Akadem.    d. 
Wissensch.   1840.  201. 
llahituiuUun.  In  niari    IJaltico  et  liorcali  (Ehrenherg). 

5.  Tiiitiiiiiii.s  cU'iiticulatu.s  ehrenberg. 

Corpus  ....  Lorica  cyllndrica,  hyalina,  punctoruin  seriebus 
obliquis  clei>;an(ei*  sculpta,  liinbo  deiiticulato  et  aciileo  po- 
stico  tcrminata.   —   Lon^it.  loricae  y^g"' 

Tintinnus  denticulatus    Ehrenberg    in :    Bericht    d.    Berlin.    Akadem.    d. 
Wissensch.   1840.   201. 
Jfnhifacuhnn.  In  mari  IJoreali  et  ad  insulam  Tjörn  (Ehrenherg). 

JK.  €oihurnia  ehrenberg. 

Vorticella  Müller.    —  Tubularia  Sehrank.    —    FoUiculina.  Lamarck.  — 

Vaginicola  Bory. 

Corpus  obconicum   aul  infundibiilirornie    linibo  ciliato,  longitudi- 

nalitei*  et  perfeete  spontc  dividuum  solilarium.     Lorica   ur- 

ceolaris    membrauacea    non  dividiia,    slipite    basiliari  rigido 

affixa  aiit  libera. 

1.  Cothurnia  imborbis  ehrenberg. 
Corpus  longe  infinulilmlifonne   ilavicans.    fjorica  subovata  apice 
tnincata,  breve  süpitata,  byalina.   —   Longit.  loricae  V,^'" 

Vaginicola    foUiciilina     Borg.      —     Dujardin:      Jlist.     nai.     des    Zoophyf. 
(Infus.)  564. 
Cothurnia  imberbis  Ehrenberg:  Infusionsth.  297.   Tab.   XXX.  7.   —-  Riess ; 
Beitr.  z.   Fauna  d.  Infus.  36. 

Hahitucvlwn.  Lintiae  (Schranh) .  —  Ilafniae  (Midier).  —  Co- 
ncgliano  in  Italia  (Colomho).  —  Ijerolini  ad  Cyclopem 
quadricorncni  (Ehrenherg).  —  Vindobonae,  Aprili  (Czer- 
mak  et  Riess). 


2.  C'olliiii'iiia  llafiiieii.<$is  EHRENnEitc. 
Corpus    olH'onicuiii    il.ivicaiis.      Lorica  subovata  apicc    Iriiurala, 

liyaüiia,  longc  slipitala.  —  Longit.  loricae  sine  sllpile  '/a*'" 

stipite  plus  quam  duplo  long'iore.. 
Cotlmrnia  havniensis  Ehrenberg  :  Itifusionsth.  298.   Tab.  XXX.   9. 
tiahitaculum.  llafniae  in  aqua  marina  (Elirenberf/J. 


Vafßinicoln  lamarck  et  ehrenberg. 

Vorlicella  Müller.  —  Linza  et  Tintinnus   Scfirank.  —  Limnias   GoUlfusn. 
Corpus  infundibuliforme    limbo    ciliato,   longitudinaliter    perfocle 
sponte  dividuuni ,  solilarium.    Lorica  urceolaris  niembrana- 
cea  nou  dividua  ,  stipite  basilari  destituta. 

1.  Vagiiiicola  crystallina  ehrenberg. 

Corpus  longe    infundibuliforme   limbo  parum   patente,    byalinum, 
ovulis  viridibus,  Lorica  subciavata  sursum  attemiata  apertura 
terniinali,  liyalina.  — -  Longit.  loricae   ad  7^^'" 
Vaginicola    crystallina    Ehrenberg :    Infusionsth.  295,     Taf.   XXX.  5.   — 
Riess  :   Beitr.    z.    Fauna    d.    Infus.  36.    —    Dujardin  :   Hist.  nat.    des 
Zoophijf.   (Infus.)  563.    Tab.  XVI.  bis  6.  —  Sehmarda :    Kleine  Beitr. 
SB.   Naturgesch.    d.   Infus.   39. 
Vaginicola  ovata  Dujardin  ?    Ilist.  nat.   des   Zoophyt.  (Infus.)    563.    Tab. 
XVI.  bis  7. 
Hahitacnlum.    Delphiorum    (LeevivevJioeh}.    —  Gedani    {Eich- 
horn J.  —  Conegliano  in  Italia  (Colomho) .  —  Angelostadii? 
(Schrank).  —  '^i^voWm  (Ehrenberg). — Vindobonae,  Aprili 
et  Majo   (Czermak,  Riess  et  Sehmarda).  —  Parisiis,   Oc- 
lobri    et   Novembri    (Dujardin)    ad  plantas    aquaticas.   — 
llafniae  in  aqua  nuirina  (Müller). 

2.  Vag^iiiicola  liiicta  ehrenberg. 

Corpus  loii^e  infundibuliforme,    limbo  parum  patente,  liyalinum. 

Lorica  subcylindrica  v.  subciavata  apertura  terminali  flavo- 

fusca.   —  Longit.  loricae  »4^'" 
Vaginicola  tincta  Ehrenberg  :    Infusiotisth.  296.    Tab.    XXX.   4.    —    Du- 
jardin :   Hist.  nat.   des   Zoophyt.   (Infus.)  564. 

Hahitaculum.  Beroliui  ad  Zygnema  deciminum,  et  radices  Lem- 
uarum  (Ehrenberg). 

3.  Vagiiiicola  decumbeiis  ehrenberg. 

Corpus  longe  infundibuliforme  ,  limbo  parum  patente  ,  liyalinum. 


47 

Lorira    ovato    dcprcssa    dccumheus    apcrtnra    semicirciilari 

sii[)cra(non  tenniiialij,  flavo  —  fusca.  —  Longit.  loricae  Va*'" 

Vaginicola    decuinbens     Ehrenhera :    Inftisionsih.    290.    Tab.    XXX.    €>.    — 

Dujardin;   Hisf.  7iat.   des   Zoophyt,   (Infus.)  564. 
H(thit(trulinn.  Ifcrolini  ad  Conlervas  et  radiccs  Lemnaruin,  Jullo 
(Eln'cnhrrd^. 
Observatiü.  Typus  fortassis  generis  proprii. 

TrUßUS    IM*    SpivoslOtnae.     Apertum    oris 
spir.alis. 

Faiiiilia  III.  Stentoriiieae  diesisg. 
Cor/>?/s  iiifHiuliltuliformo  undiquc  ciliatum,  linibi  ciliis  longioribus, 
ecaudatum,    noii    pedicellalum,    haud    loricatiim.     Apertura 
oris  spiralis.  — Aniinaicula  solilaria,  sessilia  v.  lihera,  par- 
lilione    spoulanea   perfecta    longiludiiiali    v.    ol)lique    Iraiis- 
versali  dividua. 
Vorticellina    Ehrenberg:    InfttsionsOi.    2.>9  —  261    e.v    parte.     Dujurdin  : 
Hist.   nat.   des   Zoophyt.  (Infus.)  532—538. 

XMW.  &ieniov  oken. 

Hydra  Linne.  —  Brachionus  Pallas.  —  Vorticeila  Müller.  —  Linza  et 
Ecclissa  Schrank.   —   Stenloriiia  Bory.   —  Tui)aria   Thienemann. 

Characler  t'amiliae  etiam  generis    uiiici. 

'^  Corpus  cristatuni. 

1.  Stcntor  Tfliilleri  EiinEynERG. 
Corpus  extensuin  longe  inruiidihiiliromic  reciirvatum ,    liinbo  pa- 
tentissiino,    cilionim    corona    interrupta,    hyalinum.     Crista 
lateralis  disiinela.   Glandula  mascula  arliculata  catenit'ormis. 

Longit.  ad  1/3'"   contracl.    y^^  —   ^j^" 

Stentor  MüUcri  Ehrenbery  :  Infusionsth.  262.  Tab.  XXIII.  1.  —  Jliess  : 
Bcitr.  s.  Fauna  d.  Infus.  35.  —  Dujardin  :  Hist.  nat.  des  Zoophyt. 
(Infus.)  522.  Tab.  XVI.  1.  —  Schmurda  :  Kleine  Beitr.  z.  Natur- 
geschichte d.   Infus.  37  et  52 — 5i.    Tab.  II.   Fig.    V.    1—2. 

Hahitaculum.  In  Ilollaiidia  (Tremblet/).  —  Hafniae  (MüUerJ. 
Norinbcrgac  (Rösel^.  —  Angelostadii  (Schrank).  —  Qued- 
linhurgi  (Goeze).  —  Gedani  (Eichhorn).  —  Parisiis 
(Bory  de  St.  Vincent  et  Dujardin).  —  Bcrolini  (Ehren- 
herg).  —  Vindobonae  (Czermak  et  Riess) ;  Majo ,  Aii- 
gustu    et  Januario    sub  glacie   (SchinardaJ. 


48 

2.  S<cii<or  Koo.solii  ErniENnEnc. 

Corpus  extensum  lons»e  iiifiiiMlihuliluniie  recurvatuni,  Hnibo  pa- 
tente, oiliormn  oorona  interrupta,  liyalinuni.  Criftta  late- 
ralis (Usliiicla.  Glandula  mascula  taeniacfonnis  praelonga 
nee  arliculaia.  —  Longit.   ad  y^'"  eontract.    Vj./" 

Stenlor  Rooselii  Ehrenhery :  lufusionsth.  263.  Tab.  XXIV.  2.  —  Riess : 
Beifr.  z.  Fauna  d.  Infus.  33.  —  Dujardin:  Ilist.  nat.  des  Zoophyt. 
(Infus.)  523.  —  Schmarda  :  Kleine  Beitr.  z,  Naiurgesch.  d.  Infus.  37. 

Hahitacuhim.  Bcrolini,  Februario  sub  glacie  et  Julio  (^Ehren- 
herg). —  Vindobonae  Majo  (Czermak ,  Riess  et  Schmarda) . 

3.  Sfeiitor    caeriileus  eiirenberg. 

Corpus  extensum  longe  infuiulibuliforme,  recurvatum,  limbo  pa- 

tentisslino,     ciliarum     Corona     continua,     laete     caerulcum. 

Crisfa    lateralis    distincta.     Glandula     mascula    articulata, 

catcniformis.  —  Longit.  y^'" 

Stentor  caeruleus  Ehrenhery :  Infusionsth.  263.  Tab.  XXIII.  2.  — 
Riess:  Beitr.  z.  Fauna  d.  Infus.  36.  —  Dujardin:  Mist.  nat.  des 
Zoophyt.  (Infus.)  523.  —  Schmarda  :  Kleine  Beitr.  z.  Aaturyesch. 
d.  Infus.  37. 

Hahitaculum.  In  Ilollandia  (TremhlnQ.  —  Berolini  omni  anni 
tempore  (Ehrenhery).  —  Vindobonae,  Aprili  et  Novembri 
(Czermak,  Riess  et  Schmarda). 


*ft 


Corpus  ecristatuni. 


4.  Stentor  pol^inorplius  ehrenberg. 
Corpus  extensum  longo  infundibuliforme   recurvatum,    limbo  pa- 
tentissimo,   ciliorum  Corona  interrupta,  laete  viride.   Cri.^ta 
lateralis    nulla.    Glandula  mascula    articulata    catcniformis. 
Longit.  ad  y^'"  contract.    y^^'" 

Stentor  polyraorphus  Ehrenhery :  Infusionsth.  263.  Tab.  XXIV.  i.  — 
Riess  :  Beitr.  z.  Fauna  d.  Infus.  —  Dujardin  :  Hist.  nat.  des  Zoophyt. 
(Infus.)  523.  —  Schmarda :  Kleine  Beitr.  z.  Naturgesch.  des 
Infus.  37, 

Hahitaculum.  In  Hollandia  (Tremhleij)-^  —  in  Auglia  (Baker) -^ 
in  Dania  (3Iüllcr):,  in  Gallia  (Bory  de  St.  Vincent).  — 
Dresdae  (Thienemann).  —  Berolini  (Ehrcnherg.)  —  Vin- 
dobonae, Aprili,  Majo  et  Augusto  (Czermak  et  Riess), 
Decembri  sub  glacie  (Schmarda). 


5.  Slontor  niiiinfornii»  EunEynEna. 

Corpus  extensiim  loni;c  infiiiulihulifonne,  recurvatum  limho  pa- 
tente, cilioriim  corona  continiia ,  viri«le  cacrulescons.  Cn'sta 
lateralis  iiulla.   (i/tnifliila  mascula  ovalis.    —    liOiiüit.    V.  "' 

Vorticella  inultiformis  Müller  :  Animalc.  Infus.  262.   Tab.  XXXVI.  li— 23. 

Stenlor  multiformis  Ehrcnbery  in :  Bericht  der  Berlin.  Akadetn.  d. 
Wissensch.  1040.  201.  —  Dttjurdin :  Uist.  nat.  des  Xoophyt. 
(Infus.)  52i. 

Jfahitaculum.  llafniac,  in  aqua  fluvialili  (^Müllri'J :,  in  inari 
IJaltico  (Ehrenber(j). 

6.  Stenlor  igiicu^s  EimEyBERG. 

Corpufi  cxtensum  longc  infundihuliforme  reciirvatum  (?)  cilioriim 

Corona  conlinua,  llavo  viride  inlcrdum  et  llavo  cinnabiirinuni. 

Crista    lateralis     nulla.      Glandula    mascula    giohosa.    — 

Longit.  Ve'"        , 

Stentor  igncus  Ehrenherg:   Infusionsth.  264. —   Dttjardin  :   Hisi.  nat.   des 

Zoophijt.   (Infus.)  .524. 

Huhitaculum.  Berolini  ad  folia  Hottoniae  palustris .  Aprili  et 
Majo    (^Ehrenherg). 

7.  Steiifor  iiiger  EimEyBERG. 

Corpus  extensum  hrcve  infundibuiifornic  rectum  limbo  vix  patente, 
ciliorum  Corona  continua,  (ovulis)  fusco-nig-ricans.  Crista 
lateralis  nulla.   Glandula  ma.scula  globosa.   —  Longit.  » s'" 

Stentor  niger  Ehrenberg :  Infusionsth.  264.  Tab.  XXIII.  3.  —  Riess  : 
Beitrag  s.  Fauna  d.  Infus.  36.  —  Dujardin  :  Ilist.  nat.  des  Zoophyt. 
(Infus.)  524.  —  Schmarda:   Kleine  Beilr.   ».  Naturgesch.   d.  Infus.  37. 

Huhitaculum.  llafniae  et  Pyromontii  {MüllcrJ.  —  Angelosladii 
(Schrank).  —  Berolini  fElii'enhcrf/).  —  Vindobonae  Majo 
et  Septenibri   (CzermaU ,  Hicss  et  Scfimarda). 

Faiiiilia  IV.  .Se^pliidieac.    diesixg. 

Corpus  oblongum  urciforme  limbo  ciliato,  ecaudatuni  non  |>edi- 
cellatum,  loricatum.  Aportura  oris  spiralis  (?}.  —  Animal- 
cula  solitaria  sessilia.    Farlitio  sponlanea  ignota. 

V.  Heft.   Sitz,b.   d.   m.ithpin.   natunv.   Cl.  4 


50 


ScyphifUa  dujahdin. 


Cliaracter  familiae  etiam  geucris  unici. 

1.  .^e^|>lii«lia  rii^o>«»a  dujardin. 
Corpus  oblon<i;uni  retrorsuni  attenuatuin.    Lorica  oblique  striata 
rcticulala.  —   Lon!>il.  »A,'" 

O  /47 

Scypliidia  rug'osa   Dujardin  :  Hist.  nat,   des  Zoophyt.  (Infus.)  538.   Tab. 
XVL  4. 
Habitaculuni.    Parisiis,  Decenibri  in  aqua  paludosa  per  quatuor 
menses  cum  plantis  servata  (DujardinJ. 


Analyse  des  Mineralwassers  zu  Mödling,  Mitge- 
theilt   vom  Prof.  A.  Schrötter. 

Herr  v.  Semianovsky  hat  schon  vor  längerer  Zeit  im 
chemischen  Laboratorium  des  polytechnischen  Institutes,  unter 
meinen  Augen,  die  Analyse  dieses  Wassers  mit  grosser  Sorg- 
falt ausgeführt,  die  Bekanntmachung  der  Resultate  ist  nur  durch 
zufällige  Umstände  verzögert  worden. 

Das  aus  dem  12  Klafter  tiefen  Brunnen  gehobene  Wasser 
zeigte  11"  C,  welche  Temperatur  nach  der  Angabe  des  Herrn 
Badeinhabers,  Baron  Merode,  in  allen  Jahreszeiten  constant 
ist.  Das  Wasser  ist  vollkommen  färb-  und  geruchlos,  besitzt 
einen  schwach  zusammenziehenden  Geschmack,  und  lagert  nach 
einiger  Ruhe  einen  gelblichweissen  Bodensatz  ab. 

Es  enthält  freie  Kohlensäure ,  von  Schwefelwasserstoff 
keine  Spuren. 

In  den  Ausflussröhren  bildet  sich  ein  nicht  unbedeutender 
rothbrauner  Absatz,  der  auf  einen  grössern  Eisengehalt  schlies- 
sen  lässt,   als  die  im  Laboratorio  angestellte  Analyse   ergab. 

Die  unmittelbare  Analyse  des  Wassers  gab  folgende  Re- 
sultate auf  10.000  Theile  Wasser  bezogen. 

1.  Totalmenge  der  Kohlensäure     ....==  2,4 

2.  Totalmenge  der  Schwefelsäure .     .     .     .      =  2,7457 

3.  Totalmenge  des  Chlors =  0,0744 

4.  An  Kieselerde =  0,094 

5.  Totalmenge  des  Natrons =  0,3255 


51 

6.  Tolalmenge  des  Kalkes =    1,6302 

Totalmcnge  der  Magnesia =    1,0803 

7.  Kalk,  Magnesia  und  Kisen  aus  den»  beim  Kochen  entslan- 
denen  Niedei'sclilai''e : 

a)  Kalk  .  .  .  =:  1,4563 
h)  Magnesia  .  =  0,0277 
c)  Eisenoxydul  .  -  0,0360 
aus  dem  gekochten  und  filtrirlen  Wasser: 
a)  Kalk  .  .  .  =  0,2691 
h)  IMagnesia.     .      =    1,0465 

8.  Totalmenge  der  fixen  Bestandtheile  hei  100"  C.  getrocknet 
=  8,1198,  welche  beim  schwachen  Glühen  0,8270  ver- 
lieren,  wobei  kein  Entweichen  von  Salzsäure  stattfindet. 

Note.  AuC  die  übrig'on  Hestandtlieile  ,  als  Thonerde,  Phosphorsäure 
und  organische  Materien,  die  in  höchst  geringen  Mengen  im 
Mineralwasser  vorhanden  sind,  wurde  keine  Rücksiclit  ge- 
nommen. (Die  Salze    seihst  wurden  als  wasserfreie  berechnet.) 

Aus  diesen  Daten  lässt  sich  die  Analyse  folgendermassen 
berechnen: 

1.  Von  den  beim  Kochen  niedergefallenen  Salzen  hat  man 
anzunehmen,  dass  sie  als  Carbonate  vorhanden  und  durch  freie 
Kohlensäure   gelöst  waren. 

ff)  1,4563  Kalk  entsprechen  2,6005  kohlensaurem  Kalke, 
welcher    enthält   1,1442  Kohlensäure. 

hj  0,0277  Magnesia  entsprechen  0,0571  kohlensaurer  Mag- 
nesia, welche  enthält  0,0294  Kohlensäure. 

cj  0,0360  Eisenoxydul  entsprechen  0,0585  kohlensaurem  Ei- 
senoxvdul,  welches  enthält  0,0225  Kohlensäure. 

2.  Da  die  Totalmenge  der  Kohlensäure  als  auch  die  ge- 
bundene Kohlensäure  bekannt  ist,  so  ergibt  sich  die  Quantität  der 
freien  aus  der  Diflerenz  beider: 

Totalmenge  der  Kohlensäure 2,4000 

Gebundene  Kohlensäure  an 

a)  Kalk  .  .  .  =  1,1442 
bj  Magnesia.  .  =  0,0294 
cJ  Eisenoxydul  .      =    0,0225 

zusammen 1,1961 

bleibt  freie  Kohlensäure 1,2039 

4  * 


52 

3.    Die  Schvvcfcisiiurc  verbinden    wir  zuerst    mit  Kalk  und 
Maüucsia,  den  Uest  der  Schwefelsäure  aber  mit  Natron: 
a)  Im    gekochten  Wasser  sind  enthalten  0,2fiJ)l  Kalk,  dieser 
bindet    0,3844    Schwefelsäure    zu    0,0535    schwefelsaurem 
Kalk. 

h)  Im  gekochten  Wasser  sind  enthalten  1,0405  Magnesia, 
diese  bindet  2,0222  Schwefelsäure  zu  3,0687  schwefel- 
saurer Magnesia. 

c)  Totalmenge  der  Schwefelsäure 2,7457 

Davon  sind  gebunden  an 

Kalk     .     .     .     .     =   0,3844 
Magnesia  .     .     .     =   2,0222 

zusammen 2,4066 


Rest 0,3391 

Dieser  Rest  bindet  0,2645  Natron  zu  0,6036  schwefel- 
saurem Natron. 

4.  Alles  übrige  Natron  ist  offenbar  an  Chlor  gebunden. 

Totalmenge  des  Natrons 0,3255 

Davon  ist  gebunden  an 

Schwefelsäure 0,2645 

Rest 0,0610 

Diesem  Reste  entsprechen  0,0454  Natrium,  welches  0,0692 
Chlor  zu  0,1146  Chlornatrium  bindet. 

Resultat   der  Analyse. 
10.000  Theile  des  Wassers  enthalten: 

Kohlensauren  Kalk  .  .  .  =  2,6005 
Kohlensaures  Eisenoxydul  .  =  0,0585 
Kohlensaure  Magnesia    .     .     =   0,0294 

Kieselerde =   0,0940 

Schwefelsaure  Magnesia  .  =  3,0687 
Schwefelsaures  Natron  .  .  =  0,6036 
Schwefelsauren  Kalk  .     .     .     =   0,6535 

Chlornatrium =0,1146 

Gliihverlust  .     .     .     .      =   0,8270 

Summe     .     .     ^   8,0498 


53 


An  freier  Kolilensäurc  =  30,63  Par.  Cub.  Zoll.  Diese 
wurde  an  der  Quelle  bestimmt. 

Berechnet  man  diese  Kesiiltate  auf  16  Unzen  des  Mödr 
lino'er  Mineralwassers,    so  erffibt  sich  Folgendes: 


Kohlensaurer  Kalk 
Kohlensaures  Kisenoxydul 
Kohlensaure  Magnesia     . 

Kieselerde 

Schwefelsaurer  Kalk  .  . 
Schwefelsaure  Maj»iiesia . 
Schwefelsaures  Natron    . 


=  1,99718  Grane 

=  0,04493       „ 

=  0,02258 

=  0,07219 

=  0,50189 

=  2,35676 

=  0,46356 


Kochsalz =   0,08801 


5J 

n 

5? 


Summe  der  feuerfesten  Bestandtheile   =   5,54710  Grane. 
An  freier  Kohlensäure  enthält  es  1,8614  W.  Cub.  Zoll. 


Das  wirkl.  Mitglied,  Herr  Regierungsrath  P.  Marian  Koller, 
gibt  nach  einem  Schreiben  des  Astronomen  P.  Augustin  Resl- 
huber  zu  Kremsmünster  einige  vorläufige  Nachrichten  über 
das  dort  am  18.  October  gesehene  sehr  schöne  Nordlicht  und 
die  während  desselben  an  beiden  Magiielomeferu  bemerkten  be- 
deutenden Störungen.  Herr  Sternwarte-Director  Reslhuber 
behält  sich  vor  über  sämmllichc  bei  dieser  Gelegenheit  an"C- 
stellten  Beobachtungen  einen  ausführlichen  Bericht  einzusenden. 


Herr  Bergrath  Hai  ding  er  richtet  an  die  Classe  fol- 
gende Worte  : 

Ich  sehe  mich  im  Interesse  unserer  Wissenschaft  veran- 
lasst noch  einmal  auf  das  Schreiben  von  Herrn  v.  Morlot, 
dessen  ich  vorhin  erwähnte ,  zurückzukommen.  Eine  weitere 
Stelle  desseli)en  ist  mir  eine  iMahnung,  dass  es  jetzt  an  der 
Zeit  sei,  der  hochverehrten  mathematisch -naturwissenschaft- 
lichen Classe  einen  Antrag  vorzulegen,  und  sie  um  günstige 
Aufnahme  desselben  zu  bitten.  Kr  bezieht  sich  auf  die  l^nter- 
stützung  von  Arbeiten  zu  dem  Zwecke,  um  In  unserem  che- 
mischen   Laboratorium    diejenigen    Vorgänge    nachzuahmen,    von. 


54 

welchen  man  annehmen  darf,  dass  sie  hei  der  Gebirgsschichtcn- 
Bildiini;,'  thätig"  gewesen  sind,  die  man  aber  bis  jetzt  noch  nicht 
auf    einem  unmittelbaren  Wege    bewiesen    hat,    und  wobei  also 
noch  Manches    als    noch    rein  der  Theorie  angehörig  betrachtet 
wird.  Theoretische  Ansichten    gingen    dem    ersten   Versuch    zur 
künstlichen  Darstellung  des  Dolomites  voraus,  den  ich  mit  Woh- 
le r  im  Jahre   1843  begann.  Herr  v.  Morlot  war  es,  der  den 
Versuch  vor  zwei  Jahren  glänzend  durchführte,  aber  nur  noch  in 
der  Gestalt  von  Pulver.  Es  handelt  sich  jetzt  darum,  nicht  nur  die 
chemische  Substanz  hervorzubringen,  sondern  auch  dem  mechani- 
schen Aggregatzustand,  der  eigenthümlichen  Structur  des  Fels-Do- 
lomites sich  möglichst  zu  nähern,  mit  seinen  zahlreichen  Drusenöff- 
nungen, von  kleinen  Krjstallen  der  Rhomboederform  umgeben.  Um 
diess  hervorzubringen  müssen  Apparate  ersonnen  und  ausgeführt 
werden,  bei  welchen  die  helfende  Hand  der  Akademie  die  Kraft 
der  Vollendung  geben  würde.  An  den  einen  Versuch  würden  sich 
so  manche    andere    ungesucht   anschliessen  ,    so    dass    man  auf 
einen  nicht  unwichtigen  Beitrag  zur  Vermehrung  unserer  Kennt- 
niss  des  Verhaltens    der  natürlichen  Körper  unter  Bedingungen, 
welchen  sie  noch  nicht  absichtlich  ausgesetzt  worden  sind,  mit 
Sicherheit  zählen  könnte. 

Am  nächsten  würden  sie  sich  aber  auf  die  Metamorphose 
der  Gebirgsschichten  beziehen,  jenen  noch  immer  dunkeln  Theil 
der  wissenschaftlichen  Geologie,  in  welchem  indessen  es  gerade 
jetzt  an  der  Zeit  scheint  an  der  Leuchte  chemischer  Wissen- 
schaft die  Pfade  aufzuhellen  ,  auf  welchen  es  möglich  sein 
wird,  tiefer  in  die  Mannigfaltigkeit  der  Erscheinungen  einzu- 
dringen, die  nichts  desto  weniger  nur  immer  Bestätigungen  der 
ewig  unwandelbaren  Naturgesetze  sein  können. 

Ich  bitte  daher  die  hochverehrte  Classe  um  freundliche 
Aufnahme  und  Genehmigung  folgenden  Antrages  : 

Die  kaiserliche  Akademie  der  Wissenschaften  bewilligt  die 
Summe  von  300  fl.  C.  M.  ihrem  wirklichen  Mitgliede  W.  Hai- 
dinger, zu  Händen  des  Herrn  v.  Morlot,  für  chemische  Ver- 
suche zur  Erläuterung  der  Theorie  der  Bildung  von  Gebirgs- 
gesteinen. 


55 

Die  Cliisse  erklärt  ihre  Geneigtheil,  diesen  Antrag  hei  der 
Gesaninitakadeuüe  y,u  untersliil/A'n  ,  drückt  jedoch  den  Wunsch 
aus  üher  die  heabsichliu,t<Mi  \  ersuche  vorher  nähere  Andeutun- 
gen zu  erliallen.  Herr  Heriirath  sagt  7Ai  sich  liicrwegen  mit 
Herrn  v.   M  o  r  1  o  t  in  das  Einverneiinieu  setzen  zu  wollen. 


Uebcr  den  von  Herrn  Prof.  Seh  rotte  r  ausgesproche- 
nen Wunsch  während  des  Winters  eine  wissenschaftliche  Heise 
nach  Kiigiand  unlernehnien  zu  wollen,  hcschliesst  die  C'lasse 
sich  hei  tier  Gesanuntakadeniie  um  eine  Unterstützung  hiezu  von 
1000  11.  C.  31.  zu  verwenden,  welche  in  der  Folge  auch  bewil- 
liget wurde. 

Sitzung  vom  30.  November  1848. 

Von  dem  wlrkl.  Mitgl.  Hrn.  Universitäts-Stcrnwarte-Dircc- 
tor  Carl  Kr  eil  zu  I'rag,  ist  nachstehender  Aufsatz  eingegangen: 
Bestimmung  eini<>er  L  äng,- e  nu  nte  r  s  chiede  mittelst 
des  e  1  e  k  t  r  o  -  m  a  g  n  e  t  i  s  c  h  e  n  Telegraphen. 

Die  Benützung  der  an  den  Staatseisenhahnen  errichteten 
Telegraphen,  um  Längenunterschiede  zu  messen,  wurde  von 
Herrn  IJaumgartner,  Vicei>räsidcnten  der  kais.  Akademie,  in 
Anregung  gebracht,  welcher  mich  auch  aufforderte,  diese  Äles- 
suucen  anzustellen. 

Ich  entsprach  um  so  lieber  einer  solchen  Aufforderung,  da 
eine  wiederholte  Bestimmung  dieses  Elementes  für  unsere  Stern- 
warte selbst  wünschenswerlh  war  und  ich  holVen  durfte  ,  auch 
auf  meinen  Bcisen  an  Orte  zu  kommen,  wo  ich  dieses  Verfah- 
ren, wenn  es  sich,  wie  zu  erwarten  war,  bewähren  sollte,  in 
Anwendung  bringen  könnte.  Ich  wendete  mich  an  Hrn.  Kunes, 
Assistenten  an  der  Wiener  Sternwarte ,  dessen  Eifer  ich  aus 
seinen  Dienstleistungen  an  unserer  Anstalt  kannte,  mit  dem  Er- 
suchen die  Aufzeichnungen  im  ßaliniiofe  zu  >>'ien  übernehmen 
zu   wollen,   wozu   er  sich  auch  sogleich  bereit  erklärte. 

Bei  dem  zu  unserem  Zwecke  anzuwendenden  Verfahren 
hnndelte  es  sich  vor  allein  darum,  unter  den  mannigfaltigen  Er- 
scheinungen, welche  das  Telegra[>hiren  darbielhet  ,  jene  auszu- 
wählen,   welche  einen  hinlänglich  starken    und    augenblicklichca 


56 

Eindruck  auf  Gesicht  oder  Gehör  hervorhrinu^en.  Fiir  den  IJcoh- 
achter,  der  den  Zeitpunkt,  in  welchem  die  gegehenen  Zeichen 
eintreten ,  anzumerken  hat ,  war  unstreitig-  das  Anschhigen 
des  Hammers  an  die  Glocke  die  günstigste  Erscheinung,  weil 
hier  heide  Sinne  sicli  vereinigen  die  Wahrnehmungen  zu 
schärfen.  Für  den  Zeichengeher,  der  hei  einem  bestimmten 
Schhige  seines  Chronometers  eine  Erscheinung  eintreten  las- 
sen soll,  war  diess  nicht  der  Fall,  weil  er  dieses  Anschlagen 
viel  weniger  in  seiner  Gewalt  hat,  als  die  erste  Bewegung  des 
Magnetes  durch  Andrücken  der  Tasten.  Für  ihn  schien  es  da- 
her zweckmässiger  zu  sein,  ein  rasches  Andrücken  der  Tasten, 
für  den  Zeitpunkt  des  gegebenen  Zeichens  zu  wählen. 

Iliebei  war  es  nöthig  zu  untersuchen,  ob  der  Zeitraum, 
der  zwischen  dem  Niederdrücken  der  Taste  und  dem  Anfange 
der  Bewegung  der  Nadel  verstreicht,  messbar  sei  oder  nicht; 
denn  da  der  Beobachter  nur  aus  dem  Anfange  der  Bewegung 
seines  Älagnetes  das  Zeichen  erkennt,  so  würde  er,  auch  wenn 
er  diesen  Anfang  als  Beobachtungsmoment  wählen  wollte  ,  alle 
Zeichen  zu  spät  anmerken,  wenn  die  Bewegung  nicht  gleich- 
zeitiü:  mit  dem  auf  der  Taste  ausgeübten  Drucke  eintritt.  Mehr- 
fache  Versuche,  die  aber  freilich  so  wie  überall,  wo  es  sich 
um  die  Wahrnehmung  des  Anfanges  einer  Bewegung  handelt, 
einer  sehr  grossen  Schärfe  nicht  fähig  sind,  haben  keinen  Zeit- 
unterschied zwischen  dem  Niederdrücken  der  Taste  und  dem 
Anfange  der  Bewegung  des  Magnetes  erkennen  lassen,  und  wenn 
man  auch  noch  die  durch  so  viele  Versuche  bestätigte  That- 
sache  annimmt,  dass  die  Bewegung  des  Magnetes  an  beiden  Or- 
ten, bei  dem  Zeichengeber  und  dem  Beobachter  gleichzeitig  ein- 
tritt,  so  folgt  nothwendig,  dass  auch  das  Niederdrücken  der 
Taste  vom  Zeichengeber  ,  und  der  Anfang  der  Bewegung  des 
Magnetes  beim  Beobachter  als  gleichzeitige  Ereignisse  angese- 
hen werden  könne. 

Iliemit  wäre  nun  das  Verfahren  festgestellt,  wenn  der  Be- 
obachter den  Anfang  der  Bewegung  des  Magnetes  als  Beobach- 
tungsmoment annehmen  wollte  ;  wählt  er  aber  den  zweckmässi- 
geren ,  nämlich  das  Anschlagen  des  Hammers  an  die  Glocke, 
so  muss  noch  eine  zweite  voi'läufige  Bestimmung  angestellt  wer- 
den.   Es  ist  nämlich   zu  untersuchen    wie  viel    Zeit  der    Magnet 


57 

braucht,  um  aus  dem  Zuslaude  der  IVulie  sich  dahin  zu  bewege», 
wo  er  an  die  (Jlocke  ansihlägt.  Ich  habe  diese  Üutersuchunii; 
mebrmal  und  unler  verschiedenen  Umständen  angestellt,  nämlich 
mit  gan/i  kurzen  und  sehr  lanu^^en  Drähten,  mit  sehr  slarken 
und  gan/i  schwachen  Strömen,  und  immer  denselben  Zeilraum 
gelunden.  so  lange  die  Hemmung  des  iMagnctes  nicht  geändert 
wurde.  Diese  Hemmung  erlaubt  aber  den  erwähnten  Zeitraum 
willkülirlich  zu  ändern,  so  dass  man  ihn,  wenn  man  es  für  vor- 
tbeilhaft  halten  sollte,  einem  beliebigen  Uruchlheil  oder  einer 
ganzen  Sekunde  gleich  machen  kann. 

Nach  diesen  Vorbereitungen  ist  das  zur  Messung  der  Län- 
aenunlerschiede  ana^ewendete  Verfahren  sehr  einfach.  Bedeutet 
nämlich: 

T  die  Zeit  des  Andrückens  der  Taste  am  Orte  des  Zei- 
chengebers , 

T'  die  Zeit  des  Anschlaüens  des  Hammers  an  die  Glocke 
am  Orte  des  Beobachters  , 

./'  die  Dauer  der  Bewegung  des  Magnets  beim  Beobachter 
zwischen  dem  Anfange  derselben  und  dem  Anschlagen  an  die 
Glocke,  so  ist 

T—J' 
die  Zeit  des  Anfanges  der  Bewegung  bei  dem  Beobachter,  also 
auch  die  Zeit  des  Andrückens  der  Taste  vom  Zeichengeber. 

Haben  nun  beide  diese  Uhrzeiteu  angemerkt  und  vom  Uhr- 
fehler corrigirt,  so  ist 

T  —J—T 
die  gemessene  Längend ilVerenz. 

Bei  der  Ausführun"'  wurde  stets  eine  Reihe  von  eilf  Zei- 
eben  gegehen,  und  vor  dem  ersten  der  Hammer  durch  Andrii- 
cken  der  einen  Taste  einige  Zeit  hindurch  an  der  einen  Glocke 
gehallen.  Beim  EinlrlUe  einer  vollen  Minute  n  des  Chronome- 
ters wurde  diese  Taste  ausgelassen  und  die  enlgegengesetzte 
rasch  niedergedrückt,  nach  zwölf  Secunden  liess  man  die  zweite 
Taste  aus  und  drückte  die  erste  nieder  und  so  fort  von  zwölf 
zu  zwölf  »Secunden,  bis  beim  Ilintrille  der  vollen  {ii  +  2jten 
Minute  die  Zeichenreihe  vollendet  war. 

Dann  wurde  das  Verfahren  so  wiederholt,  dass  die  Zei- 
chen an    dem  Orte,    wo    sie   bisher    beobachtet    worden  waren, 


58 

mm  <»;e<>;ebon  wurden.  Ich  hoffte  durch  diese  Verwechshniä'  der 
Verrichtungen  des  Zeichengebers  und  des  Beobachters  den  Ein- 
ffuss  der  Personalgleichung  zu  vermindern. 

Bei  jeder  Bestimmung  wurden  auf  diese  AVcise  vier  Zei- 
chenreihen ausgeführt.  Die  Orte,  an  welchen  bisher  dieses  Ver- 
fahren in  Anwendung  gebracht  wurde,  sind  Prag,  Brunn  und 
Olmütz.  Am  ersten  Orte  wurden  die  Messungen  an  zwei  Ta- 
gen, am  17.  und  24.  April  ausgeführt. 

Ueberall  wurden  Chronometer  verwendet,  welche  nach  mitt- 
leren Sonnenzeiten  gingen.  Vielleicht  wäre  es  vortheilhaft  an 
dem  einen  Orte  ein  solches  ,  am  anderen  ein  nach  Stern-  oder 
einer  andern  imaginären  Zeit  gehendes  Chronometer  zu  benü- 
tzen, weil  sich  dann  unter  einer  längeren  Reihe  von  Zeichen 
immer  einige  finden  werden,  die  genau  mit  dem  Schlage  des 
Chronometers  zusammentreffen,  daher  die  Abschätzung  des  Bruch- 
theiles  dieser  'Schläge  überflüssig  machen. 


I.  Längenuiiterschiede  zwischen  Wien  und  Prag 

17.  April  1848. 

1.  Die  Zeichen  wurden  in    Prag  gegeben 

von  4"  23' 45  31  bis  4'' 25' 45. 31  mittlerer  Prager  Zeit. 
Diese    Zeichen    wurden    in    Wien    zu    folgenden    mittleren 
Wiener  Zeiten  beobachtet: 


Mittel 


Mittel  der  Prager  Zeiten 


4" 

31' 

36.00 
47.90 

32 

0.10 
11.90 
24.00 
36.00 
48.00 

33 

0.10 
12.00 
24.10 
36.10 

=  T' 

=  4 

32 

36.02 

J' 

— 

0.70 

=  T 

=  4 

24 

45.31 

Längenunterschied  =  T'  —  J'  —  T  =         7       50  Ol 


59 


2.   Die  Zoirlien   wurdou   in   Wien    "esreben 


von  4''  38'  6  50  bis  4"  40'  C  '50  miltlcrei-  Wiener  Zeit. 

Diese  Zeiten  wurden  in  l*ra<^  zu  folgenden  niillleren  Prager 
Zeiten  heohaclilct ,  wobei  auch  schon  das  Intervall  =  J'  =  0'  80 
in  Ueohnung  i^exogen  ist. 


4'  30' 

16.70 

28.50 

40.50 

52.50 

31 

4.50 

16.70 

28.70 

40.50 

52.70 

32 

4.50 

16.50 

MittelT'  — J'=4    31     16.57 
Mittel  der  Wiener  Zeiten  =  T  =  4     39       6.50 


Längenunterschied  =       7      49.93 

3.  Die  Zeichen  wurden  in   Prag  gegeben 

von  4''  3C'  45 .29  bis  4''  38'  45  29  mittlerer  Prager  Zeit. 

Diese  Zeichen  wurden  in  Wien  zu  folgenden  mittleren  Wie- 
ner Zeiten  beobachtet : 

4''  44'  35."80 
47.90 
59.90 

45  11.90 
23.80 
35.80 
47.80 
59.80 

46  11.80 
23.80 
35.90 


Mittel  =T  =  4''  45  36.84 

J'=  0.70 

T  =  4  37  45.29 

Liingenunterscliied  =  7  49.85 


00 

4.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien  gegeben 

von  4''  47'  6.'50  bis  4''  49'  650. 
Diese  Zeiclion  wurden  in  Prag  xu  folgenden   niill leren  Pra- 
ger Zeiten  (mit  Einrcchnung  des  Intervalles  J')  beobachtet : 


4" 

39' 

16'.'48 

28.48 
40.48 

52.48 

40 

4.48 
16.48 
28.48 
40.48 
52.48 

41 

4.48 
16.40 

—  J'  =  4 

40 

16.48 

T  =  4 

48 

6.50 

T' 

Längenunterschied  =         7     50.02 

24.    April    1848. 

1.  Die  Zeichen  wurden  in  Prag   gegeben 

von  2"15'47*.'87  bis  2"17'47"87. 
Diese  Zeichen  wurden  in  Wien  zu  folgenden  mittleren  Wie- 
ner Zeiten  beobachtet  : 

2''  23'    38:45 
50.45 

24  2.45 
14.45 
26.45 
38.45 
50.45 

25  2.45 
14.45 
26.45 
38.45 


Mitlei  =  T  =2  24  38.45 

J'=  0.70 

T  =2  16  47.87 

Läageuuntei'schied  =  7  49.88 


(>1 

2.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien  geliehen 

von  S""  2()'  19.45  bis  2''  28'  10-45. 

Diese  Zeichen  wurden  in  l'ra"'  /,ii  foli'enden  mittleren  Pra"'er 
Zeilen  (nul  Einrechnun'^'  des  InlerviiUes  J'j  heohaclitet: 

2"  18'  29';87 
41.87 
53.87 

19  5.87 
17.87 
29.87 
41.87 
53.87 

20  5.87 
17.87 
29.87 


Mittel  =  T' —  J' =  2     19    29.87 
T  =  2     26     19.45 


Läng-endilTerenz  =         7     49.58 
3.  Die  Zeichen  wurden  in  Präs;  «reoreben 

O     o     O 

von  2"  22'  47:'87  bis  2"  24'  47'.'87  mittlerer  Praij-er  Zeit. 

Diese  Zeichen  wurden  in  Wien  zu  folgenden  mittleren  Wie- 
ner Zeilen  beobachtet: 


2''  30' 

38'.'45 

50.45 

31 

2.45 

14.55 

20.45 

38.45 

50.45 

33 

2.45 

14.45 

26.45 

38.35 

Mittel  =  T'  =  2    31     38.45 
J'  =  0.70 

T    =  2    23     47.87 


Längenunterschied  =  2      7    49.88 


62 

4.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien  gegeben 
von  2''  33'  19:45  Lis  2"  35'  19:'45  mittlerer  Wiener  Zeit. 
Diese  Zeichen  wurden  in  Prag  vm  folgenden  mittleren  Trä- 
ger Zeiten  (mit  Einrechnung  des  Intervallcs  J')  beobachtet: 


3" 

25' 

29V87 
41.87 
53.87 

26 

5.87 
17.87 
29.87 
41.87 
53.87 

27 

5.87 
17.87 
29.87 

Mittel  = 

=  T'  =  2 

26 

29.87 

T   =  2 

34 

19.45 

Längenunterschied  =  7    49.58 

Man  hat  demnach  folgende  Ergebnisse: 

Längen-  Unterschied  mit 

unterschied  dem  Mittel 

Aus  den  Beobachtungen  des  17.  April  1.     =  T    50.01  0.17 

2.  =  7     49.93  0.09 

3.  =  7     49.85  O.Ol 

4.  =  7     50.02  0.18 
Aus  den  Beobachtungen  des  24.  April  1.     =  7    49.88  0.04 

2.  =  7     49.58  0.26 

3.  =  7     49.88  0.04 

4.  =  7     49.58  0.26 


Mittel  =  7     49.841 

Wahrscheinlicher  Fehler   einer  Bestimmung  =  0.116 

„  „         des  Mittels  =  0.044 

Dieses  Ergebniss  gibt,  wenn  man  den  Längenunterschied 
zwischen  Wien  und  Paris  zu 

56'  10  4    annimmt, 
den  Längenunterschied  zwischen  Paris  u.  Prag  48    20' 56 

Zur  Vergleichung  mögen  einige  der  früheren  Bestimmun- 
gen, nämlich  die  aus  Sternbedeckungen  und  geodätischen  Ver- 
messungen hergeleiteten ,  welche  Methoden  nächst  der  telegra- 
phischen das  meiste  Zutrauen  verdienen,  hier  einen  Platz  finden. 


iV,) 


\.  Lilngenunterschied  zwischen  Paris  und  Prag. 


1.  48' 20"      David  Astr.  Nadir.  1.  Rd.  S.  16G  Slernbedeck. 

2.  48  20.36  Lamb.  Mayer  „ 

3.  48  20.3    Richter      .    .  „ 

4.  48   19.5    David    ...  „ 
6.  48  20.9    Wurm   ...  „ 

6.  48  20.7    Wurm   ...  „ 

7.  48  20.55  Ileiligensiein  „ 


3. 

64 

3. 

119Gcod.Vermes 

3. 

150 

3. 

221  Slernbedeck 

3. 

263 

4. 

77 

Mittel     48  20.33 
Telegr. Bestimm. 48  20.56 


Unterschied 


0.23 


II.  Längenunterscliied  zwischen  Wien  und  Briinn 

am  6.  Mai  1848. 

1.  Die  Zeichen  wurden  in  Brunn  gegeben 
von  SMl'SS'Ml   bis  3"  13' 58.11   mittlerer  Brünner  Zeit. 
Diese  Zeichen  wurden  in  Wien   am  folgenden  mittleren  Zei- 
ten beobachtet: 

*   •  3''  11'    r;87 

13.87 
25.77 

37.67 
49.67 

12  1.67 
13.87 
25.67 
37.77 
49.67 

13  1.67 


Mittel  =r  T'  =  3     12       1.74 

J'    =  0.70 

.    T    =  3     12     58.11 


Längenunterschied  =  0     57.07 


64 

2.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien   gegeben 

von  3'"  13'  54.'87  bis  3"  15'  54.'87  mittlerer  Wiener  Zeit. 

Diese  Zeichen  wurden  in  Brunn  7ai  folgenden  mutieren  Zei- 
ten beobachtet: 


3"  W 

52.11 

15 

4.91 

16.51 

28.51 

40.51 

52.51 

16 

4.91 

16.71 

28.91 

40.91 

52.71 

Mittel  =  T'  =  3     15    52.66 
J'    =  0.50 

T    =  3     14     54.87 


Längenunterschied  =  0     57.29 

3.  Die  Zeichen  wurden  in  Brunn  gegeben 
von  3''19'58.'11  bis  3''21'58:'11  mittlerer  Brünner  Zeit. 
Diese  Zeichen  wurden  in  Wien  zu  folgenden  mittleren  Zei- 


ten beobachtet: 


3"  19'  1".87 
13.87 
25.77 
37.67 
49.77 

20  1.77 
13.87 
25.77 
37.77 
49.67 

21  1.87 


Mittel 

=  T'  =  3    20 

1.79 

J'    = 

0.70 

T    =  3     20 

58.11 

Längenunterschied  =  0    57.02 


65 

4.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien    gegeben 
von  3'' 31' 54.87  bis  3'' 23' 54  87  mittlerer  Wiener  Zeit. 

Diese    Zeichen    wurden    in    Brunn    zu    folgenden    niitlleren 

Driinner  Zeilen  beobachtet  : 

.r   22'    52.11 

23  4.91 
16.51 
28.91 
40.51 
52.71 

24  4.91 
16.91 

'  28.71 
40.51 
52.71 


Mitlol  =.  T'  =  3     23     52.67 
J'    =  0.50 

T    ==  3     22     54.87 


Längenunlerschied  =  0     57.30 

Man  hat  demnach  folgende  Ergebnisse: 


Untcr.scliiede  mit 
den  Mitteln 

1.  Längenunterschied  =;  o'    57. 07  O'.'IO 

3.                   ,.                  =  57.29  0.12 

3.  „                  =  57.02  0.15 

4.  »                  =  57.30  0.13 


Mittel  =     0     57.170 

Wahrscheinlicher  Fehler  einer  Uestiniinunjr  —  0''098 

»  ti       des  Mittels  =  0.049 

Nimmt  man  den  Längenunlerschied 

zwischen  W'ien  und  Ferro  im  Dogen    =    34"      2'    30  "0  an,  und  den 

„        Brunn  und  Wien   „       „       =  14     17.5,    so  liegt 

Brunn  östlich  von  Ferro  .     .     .      =34     10     53.5. 

Diese  Bestimmung  gilt  für  den  Ort,  wo  die  Sonnenhöhen  /air 
Zeilbestimmung  gemessen  wurden,  nämlich  für  das  Gasthaus  zum 
schirarzen  Adler  in  der  gleichnamigen  Gasse. 

Der  Uhrfehler  wurde  aus  zwei  correspondirenden  Höhen  der 
Sonne  gefunden,   welche  den 
Fehler  am  4.  Mai  ^lillags  =     +    7'     51  "37  ' 

„  6.  Mai  um  iMittcrnacht   ^^    +    8        0.20  gaben. 
V.  Heft.   Sil/.b.   d.   inathcm.  naturw.    Cl.  5 


66 

II i.  Läiigenunterschietl  zwischen  Wien  und  Olniiifz 

am  9.  Mai  1848. 

1.  Die  Zeichen  wurden  in  OlmiitÄ  gegeben 
von  3'' ir  55.70  bis  3"  13' 55. 70  mittlerer  OlmiUxer  Zeit. 
Diese  Zeiclien  wurden  in  Wien  zu  folgenden  mittleren  Wie- 
ner Zeiten  beobachtet: 


3" 

8' 

28V 13 
40.13 
52.13 

9 

4.23 
16.03 
28.13 
40.13 
52.23 

10 

4.23 
16.03 
28.03 

T'  =  3 

9 

28.13 

J'    = 

0.80 

T    =  3 

12 

55.70 

Mittel 


Längenunterschied  =  3     28.37 

2.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien  gegeben 
von  3"  10'  53  63  bis  3"  12'  53  63  mittlerer  Wiener  Zeit. 
Diese   Zeichen    wurden   in   Olmülz,    zu    folgenden    mittleren 

Olmützer  Zeiten  beobachtet: 

3''  14'  22."50 
34.50 
46.50 
58.50 
15  10.50 
22.50 
34.50 
46.50 
58 .  50 
10.50 
22.50 


Mittel 

=  T'  =  3     15     22.50 

J'    =                   0.90 

T    =  3     11     53.63 

Längenunlerscliied  =  3     27.97 


67 

3.  Die  Zeichen  wurden   in  Ol  mutz  gegeben 
von  3''  18'  55:70  bis  3''  20'  55'.70  nütller.r  Olniiitzer  Zeit. 
Diese  Zeielien  wurden  in  Wien  zu  foluciiden  millleren  Wie- 
ner  Zeiten  bcobuchtet: 


3"    15' 

28:13 

40.13 
52.13 

16 

4.13 
16.23 
28.23 
40.23 
52.13 

17 

4.13 
16.13 
28.13 

T' 

=  3     16 

28.17 

J' 

= 

0.80 

T 

=  3     19 

55.70 

Mittel 


Lüagenunterschied  =  3     28.33 


4.  Die  Zeichen  wurden  in  Wien  gegeben 
von  3"  17'  53"63  bis  3''  19'  53'.'63  mittlerer  Wiener  Zeit. 
Diese  Zeichen    wurden    in    Olmiitz    xu    folgenden  mittleren 
Olmül/ier  Zeiten  beobachtet: 


3"    21' 

22V50 

34.50 

46.50 

58.50 

22 

10.50 

22.50 

34.50 

46.50 

58.50 

23 

10.50 

22.5a 

Mitlei  =  T'  =  3     22     22.50 
J'   =  0.90 

T    =  3     18     53.63 


Längcnunlerschied  =  3     27.97 


68 

Mau  lial  (Icniuach  lolo-cnde  Eraebnisso  :  Unterscwao  mit 

~  ~  den  Mitleln 

1.  Längenunlerschied  =     3'   28:'37  0:äl 

2.  „  =3     27.97  0.19 

3.  „  =3     28.33  0.17 

4.  „    =     3     27^97  0.19 

Mittel  ^  3     28.10 
Wahrscheinlicher  Fehler  einer  Bestimmung'  =  Q"\k% 

des  Mittels  =  0.074 

Mit  dem  Läiigenunterschiede 

zwischen  Wien    und  Ferro   =   34"      2'    36"  0 
und    den    zwischen    Ohniitz    und   Wien  =  52       2.4 

findet  man  den  zwischen  Ohiiützi  und  Ferro   =   34     54     38.4. 

Der  Uhrfehler  wurde  in  Ohuütz  durch  Verglelchung  des  Chro- 
nometers mit  der  Sternuhr  bestimmt,  welche  beim  Meridiankreise 
der  dortigen  auf  dem  Seminar-Gebäude  befindlichen  Privatstern- 
warte des  Herrn  Baron  Unkr  e  chtsberg  aufgestellt  ist^  der 
auch  die  Güte  hatte,  aus  den  an  diesem  Instrumente  beobachteten 
Sterndurchgäugen  den  Uhrfehler  zu  berechnen. 

Es  fand  sich : 

am  7.410  Mai  der  Uhrfehler  = 
„   8.4Ö6     „       „  „ 

„  y.4iu    „      „        „         = 

Für  diesen  Punkt  gilt  daher  auch  die  Längenbestimmung. 

Der  blosse  Anblick  der  Ergebnisse  zeigt,  dass  man  in  den  mei- 
sten Fällen  etwas  verschiedene  Zahlen  erlangt,  je  nachdem  die  Zei- 
chen von  dem  einen  oder  dem  andern  Orte  aus  gegeben  wurden,  und 
wenn  gleich  diese  Unterschiede  nicht  ausserhalb  der  Grenzen  ge- 
wöhnlicher Beobachtungsfehler  liegen,  so  zeigen  sie  doch  eine  Re- 
gclmässigkeit ,  die  auf  eine  andere  Fehlerquelle  schliessen  lässt. 
Eine  solche  könnte  man  in  der  Personalgleichung  vermuthen;  aber 
bei  den  zahlreichen  und  mannigfachen  Beobachtungen ,  die  Herr 
Kun  es  während  seiner  Anwesenheit  in  Prag  ausführte,  und  die,  ver- 
glichen mit  den  meinen,  keine  Spur  davon  verriethen,  kann  eine 
solche  nicht  gut  angenommen  werden.  Lieber  würde  ich  glauben, 
dass  eine  Verschiedenheit  in  dem  einen  oder  andern  Handgrlfl'e 
des  Verfahrens,  worüber  wir  uns  nur  brieflich  verständigen  konn- 
ten, daran  Schuld  sei.  Ein  Thcil  dieses  Unterschiedes  kann  auch 
auf  Rechnung  des  Intervalles  (J')  kommen,  wenn  selbes  entwe- 


+    10' 

50  21 

+    10 

54.57 

+    10 

56.57. 

69 

der  niclil   mit   ü'olulrii'er  ScliärlV   hcstlniinl  wurde    oder    sieh    als 
veränderlieh  erwiese. 

Ausser  dieser  Fehlerquelle  heslehl  noeh   eine   zweite    in   der 
Unsieherheit  der  Zeilhcslinnnung',   und  diese  seheint  auf  die  Awi- 
sehen    l'rag'  und  Wien  geniaehlen  Messungen  einigen  Einlluss  ge- 
äussert ZiU  haben  ,   denn  das  Mittel  der  Krgehnisse 
des  ersten   Tages    ist  =  7'    49!  95 
des  zweiten  Tages  ist   =    7     49.73 


Unterschied  0.22 

eine  Verschiedenheit ,  welche  seihst  auf  hesser  hestellten  Stern- 
warten, wie  die  Prager  ist,  noch  verzeihlich  wäre,  um  so  mehr,  da 
sie  nur  für  den  halben  IJetrag*  verantwortlich  gemacht  werden  kann. 
Da  die  aufnefrihrlen  Mängel  nicht  der  Methode  selbst  ange- 
rechnet  werden  dürfen,  sondern  höchst  wahrscheinlich  ausserhalb 
derselben  ihren  türund  haben,  so  glaube  ich,  dass  keiner  der  früher 
betretenen  Wege  den  Längenunterschied  zu  bestimmen  weder  an 
Einfachheit  noch  Sicherheit  sicli  mit  diesem  vergleichen  könne. 


Herr  Ileoierungsrath  Prof.  Adam  Huri::,  wirkliches  Mit- 
glied,   liest  folgende  Mitthciiung  : 

U e  b  e r  die  am  27.  Juli  I.  J.  a  u  f  d  e  r  Iv a  i s  e  r  F  e  r- 
d  i  n  a  n  d  s  N  o  r  d  bahn  S  t  a  1 1  g  e  f  u  n  d  e  n  e  E  x  p  1  o  s  i  o  n  d  e  r 
Locomotive  .,Jason." 

Eine  der  merkwürdiiisten  und  heftigsten  Locomotivkessel- 
Explosionen,  welche  vielleicht  bis  jetzt  noch  auf  dem  Conti- 
nente  vorgekommen,  fand  am  27.  Juli  d.  J.  auf  der  Kaiser 
Ferdinands  Nordbahn,  während  der  Fahrt  von  llullein  nach 
Napagedl  bei  der  Locomotive  „Jason"  Statt ,  nachdem  dieselbe 
die  zuerst  genannte  Station,  in  welcher  sie  Holz  und  Wasser 
eingenommen,  mit  einem  Lastenzuge  von  beiläufig  4500  Cent- 
ner BruUolast  ungefähr  eine  halbe  Stunde  vorher  verlassen  hatte. 

Diese  Kesselexplosion,  wobei,  leider!  vier  Menschen  das 
Leben  verloren,  indem  drei  davon,  nämlich  der  Locomotivführer 
und  die  beiden  Ileilzer  augenblicklich  lo;lt  blieben,  der  Tender- 
wächter aber  schon  nach  einigen  Stunden  darauf  in  Folge  der 
erhaltenen  Verletzungen  verschied,  war  keine  bloss  partielle, 
sondern   eine   totale  und   fand  mil    einer  solclieii  Heftigkeit  Statt, 


70 

«lass  selbst  einige  der  schwersten  Stücke  der  Maschine  60  bis 
70  Klal'lcr  weit  lbrti»eschleii(1ert,  die  beiden  Treibräder  rechts 
und  links  über  die  dort  befindliche  Aufdänimung  hiuabgeworfen 
und  die  Bahn  selbst  auf  zwei  Schienenlängen  zerstört  wurde; 
dabei  flog  das  eine  dieser  5  Fuss  hohen  und  bei  10  Centner 
schweren  Treibräder  sanimt  der  6  zölligen  circa  4  Centner  schwe- 
ren Achse  15  Klafter  weit  nach  rückwärts  links,  während  das 
andere  von  der  Achse  abgezogen  und  rechts  weggeschleudert  wurde. 

Der  cylindrische  Thcil  des  Kessels  war  in  4  Stücke  zer- 
rissen und  nach  entgegengesetzter  Richtung  aufgerollt,  wodurch 
die  innere  Fläche  theilweise  nach  auswärts  gekehrt  wurde ;  das- 
selbe geschah  mit  der  eisernen  Hülle  des  kupfernen  Feuerkastens. 
Dieser  aus  y^  Zoll  dicken  Kupferplatten  zusammengenietete  Feuer- 
kasten wurde  von  3  Seiten  aufgerissen,  die  Decke  desselben 
ungeachtet  der  beinahe  3  Zoll  hohen,  nahe  aneinander  liegenden 
7  eisernen  Schliessen  bedeutend  eingebogen,  die  den  Bleinagel 
enthaltende  Schraube  aus  dem  Gewinde  herausgerissen,  die 
Röhrenwand  abgebrochen  und  theilweise  aufgerollt ,  die  Kolben- 
stangen abgerissen  und  endlich  der  Dom  oder  die  Kuppel  mit 
dem  einen  Sicherheitsventil  von  dem  Kessel  abgetrennt  und  weit 
weggeschleudert. 

Diese  in  ihren  Wirkungen  so  furchtbare  Explosion,  in 
Folge  welcher,  ausser  den  angeführten  Zerstörungen,  der  Ten- 
der in  den  Bahngraben  geworfen  und  von  den  41  angehängt 
gewesenen  Lastwagen  16  zertrümmert  und  der  17.  stark  be- 
schädigt wurde,  fand  im  Augenblicke  des  Nachheizens  Statt, 
indem  man  noch  ein  Scheit  Holz  in  der  Heizöffnung  eingeklemmt 
fand,  und  war  von  einem  so  starken  Knalle  begleitet,  dass  dieser, 
mehreren  Aussagen  zu  Folge,  stundenweit  gehört  worden  sein  soll. 

Ist  diese  Angabe  auch  vielleicht  nicht  buchstäblich  zu  neh- 
men, so  ist  doch  so  viel  constatirt,  dass  ein  Bahnwächter,  dessen 
Station  genau  um  2200  Klafter  (also  über  Va  Meile)  von  der 
Unglücksstelle  entfernt  war,  noch  eine  sehr  heftige  Detonation 
gehört  hatte. 

Die  messingenen  Feuerröhren  waren  nicht  geschmolzen, 
sollen  jedoch  sammt  dem  kupfernen  Feuerkasten  eine  röthlich 
blaue  Farbe  gezeigt  haben ,  so  als  ob  im  Augenblicke  der  Ex- 
plosion in  allen  Theileu  des  Kessels  eine  bedeutend  hohe  Tcm- 


71 

peratui'  i'leicht'önniu;  Statt  gol'iiiuli'u  hätte.  Nach  einer  aiulerfui 
Aussage  eines  '/-weiten  Saehversliindiüen  soll  die  Decke  des 
Feuerkastens  uiunittelhar  nach  dieser  furchtbaren  Katastrophe 
die  Farbe  des  Ausi;lüliens  gezeij^t  haben. 

Ein  Bahnwächter  sai>'t  aus,  dass  die  Pumpen  noch  kur/i 
vorher  2;espielt  haben,  indem  er  die  aus  den  betrciTenden  Tro- 
bierhähnen  ausspringenden  Wasserstrahlen  wahrgenonnncn  habe. 
Fin  zweiter  IJahnwäehter  bemerkte  ein  starkes  Abblasen  des 
Dampfes,  wenigstens  aus  dem  einen  Sicherheilsventil,  und  ein 
in  einem  rückwärtigen  AVagen  gesessener  Packer  hörte  ein 
starkes  IJrausen  an  der  Maschine  vor  der  Explosion.  Endlich 
bemerkte  noch  ein  dritter  Hahnwächter,  dass  sich  der  Locomotiv- 
führer  etwa  nocli  ^i  ^liiuite  vor  diesem  traurigen  Ereignisse 
auf  der  Platlforni  durch  läuii'ere  Zeit  in  einer  "cbückten  Slellunü: 
befand   und  wahrscheinlich  an  der  Maschine  etwas  untersuchte. 

Die  Maschine  selbst  kam  aus  der  k.  k.  pr.  Wiener  iVeu- 
städter  Mascl'.inenfabrik  des  Herrn  Günthner,  wobei  der  ans 
steyerischen,  in  dem  k.  k.  \euberger  Gewerke  erzeugten  Ble- 
chen hergestellte  cylindrische  Kessel  am  20.  März  1840,  nach 
Vollendung  der  Maschine,  unter  günstigem  Erfolge  mit  einem 
Drucke  von  10  Atmosphären  über  den  Luftdruck  commissioneli 
probirt  worden  war. 

Da  die  normale  Dampfspannung  bei  dieser  Maschine  65 
Pfund  auf  den  Ouadratzoll  oder  nahe  5  Atmosphären  über  den 
Luftdruck  oder  6  Atmosphären  absolute  Spannung  betrug ,  so 
liillt  sogleich,  ohne  noch  in  eine  nähere  Discussion  einzugehen, 
so  viel  in  die  Augen  ,  dass  diese  Explosion  durch  einen  Druck 
oder  eine  Expansivkraft  des  Dampfes  erzeugt  worden  sein 
musste,  welche  weit  über  diese  Xormalspannung  von  5  Atmo- 
sphären hinausfällt.  Denn  wenn  man  auch  von  dem  Umstände, 
dass  dieser  Druck  in  gar  keinem  Verhältnisse  mit  den  verhee- 
renden Wirkungen  der  Statt  gefundenen  Explosion  steht,  vor 
der  Hand  ganz  absieht;  so  zeigt  schon  die  Art  und  Weise,  wie 
der  Kessel  gerissen  und  zertrümmert  wurde,  von  dem  ausser- 
ordentlichen Widerstände,  welchen  derselbe  nach  allen  Seiten 
hin  geleistet  hatte,  und  wenn  die  Bruchstellen  der  Eisenbleche 
auch  hin  und  wieder  ein  blätteriges  Gefüge  zeigen,  was  auf 
eine    theilweisc    unvollkonimene  Schweissung  der  einzelnen   La- 


72 

mellen  schliessen  Hesse ,  so  ist  dennoch  die  sehnige  und  fase- 
rige Textur  dieses  trefflichen  steyerischen  Eisens  nicht  zu  ver- 
kennen und  die  gute  Beschaffenheit  dieser  Kesselbleche  ausser 
allem  Zweilel. 

Fragt  man  nun  um  die  wahrscheinliche  Ursache  dieser  so 
heftigen  Explosion ,  sucht  man  herauszubringen ,  wie  und  auf 
welche  Weise  der  Dampfdruck  so  ausserordentlich  über  sein 
normales  Mass  konnte  gesteigert  worden  sein;  so  muss  man, 
leider!  gestehen,  dass  sich  auch  hier  wieder,  wie  bei  allen 
solchen  Ereignissen,  wobei  diejenigen,  welche  allenfalls  einen 
näheren  Aufschluss  darüber  geben  könnten,  dabei  mit  zu  Grunde 
gehen,  nur  Vermuthungen  aussprechen  lassen,  wofür  es  keine 
positiven  Beweise  gibt.  In  dem  vorliegenden  Falle  bleibt  daher 
nichts  anderes  ührig,  als  Hypothesen  aufzustellen  und  mit  Be- 
rücksichtigung aller  authentischen  Aussagen  und  beglaubigten 
Umstände,  auf  wissenschaftlichem  Wege  zu  untersuchen,  welche 
davon  die  grössere  AVahrscheinlichkeit  für  sich  habe. 

Ich  will  nun  im  Nachstehenden  versuchen ,  zwei  Hypothesen 
aufzustellen  und  hinsichtlich  ihrer  grössern  oder  geringern  Wahr- 
scheinlichkeit mit  einander   zu  veraleichen. 

Die  erste  Hypothese  besteht  in  der  Annahme,  dass  sich 
im  Kessel  Knallgas  gebildet  und  entweder  durch  einen  elektri- 
schen Funken  oder  an  einem  glühenden  Bestandtheile  des  Kessels 
entzündet  habe;  die  zweite  Hypothese  dagegen  darin,  dass  das 
Wasser  mit  einem  Theile  des  glühend  gewordenen  Kessels  in 
Berührung  gekommen  und  sich  dadurch  plötzlich  eine  solche 
Quantität  von  sehr  hoch  gespannten  Dämpfen  entwickelt  habe, 
dass  lediglich  dadurch  diese  Kesselexplosion  bewirkt  wurde. 

Wie  man  sieht,  so  gründen  sich  beide  diese  Hypothesen 
auf  die  Voraussetzung,  dass  ein  Theil  der  Kessellläche  oder  der 
Feuerröhre  von  der  Explosion  glühend  geworden  sei,  weil  nur 
dadurch  überhaupt  die  zur  Bildung  von  Knallgas  nothwendige 
Wasserzersetzung  möglich ,  wenn  auch  desshalb  noch  nicht 
wahrscheinlich  war. 

Damit  aber  dieser  anomale  und  für  jeden  Dampfkessel  so 
höchst  gefährliche  Zustand  eintreten  kann,  muss  entweder  der 
Wasserstand  im  Kessel  unter  die  Feuerlinie  herabsinken,  oder 
es   muss    sich    hei  hiiiläuüllchem  Wasservorrathc    ein  Theil    der 


73 

Kessclwand  inil  einer  Sohiclite  von  sogenanntem  Wasser-  oder 
Kesselsteine  dergestalt  belegt  oder  ineruslirt  liaben,  dass  das 
anlienendc  Wasser  die  ^letalllläehe  nielit  mehr  "eliüri"'  abkülileu 
und  gegen  das  (jliiliendwerden  schützen  kann;  ausserdem  uuiss, 
nachdem  dieses  eingetreten,  diese  steinartige  Kruste  aus  irgend 
einer  Veranlassung  abspringen,  und  dadurch  die  Berührung  des 
Wassers  mit  der    «ilühenden  Melalllläche    herbeiiieluhrt    werden. 

Untersucht  mau  diese  beiden  Fälle  in  der  vorliegenden 
Frage  genauer,  so  spricht  für  den  erstem  Fall  des  zu  niederu 
Wasserstandes  der  Umstand ,  dass  der  obere  Hahn  des  Wasser- 
staudglases, welcher  die  Communication  der  Glasröhre  mit  dem 
Uamplraume  des  Kessels  herstellt,  im  geschlossenen  Zustande 
aufgelunden  wurde,  was  der  VermullMiug  llaum  geben  kann, 
dass  wenn  dieser  Hahn  nicht  etwa  erst  durch  die  AN'irkung  der 
Kesselexplosion  oder  durch  jenes  Individuum ,  welches  denselben 
im  freien  Felde  aufgelunden,  geschlossen  worden  war,  das  Glas- 
rohr einen  unrichtigen,  nämlich  einen  zu  hohen  Wasserstand 
im  Kessel  anzeigen  musstc,  indem  dasselbe,  wenn  auch  noch 
so  wenig  W'asser  vorhanden  gewesen ,  bei  diesem  Umstände 
immer  gefüllt  sein  konnte.  Hatte  nun  der  Locomotivführcr  später, 
nachdem  das  Wasser  sclion  zu  tief  gesunken  und  der  obere 
Theil  des  Kessels  bereits  glühend  geworden  war,  diesen  ersteren 
Umstand  durch  die  betreft'enden  Probier-  oder  Wasserstands- 
hähne entdeckt  und  darauf  die  Wasserpumpen  um  so  kräftiger 
spielen  lassen,  wie  diess  auch  in  der  Tliat  nach  der  erwähnten 
Aussage  des  einen  IJahnwächters  wirklich  der  Fall  gewesen  zu 
sein  scheint,  so  musste  wohl  ohne  Zweifel  auch  die  gedachte 
Berührung  des  Wassers  mit  der  olühenden  Kesselwand  oder 
den  obern  Feuerröhren,  die  durch  die  Schwankungen  der  Äla- 
schine  und  des  Wassers  im  Kessel  noch  begünstigt  wurde,  sehr 
bald  eintreten. 

Gegen  diese  Vermulhung  eines  zu  tiefen  Wasserstandes 
spricht  nur  die  Aussage  des  Tenderwächters,  welcher  kurz  vor 
seinem  Tode  angab,  dass  Wasser  genug  im  Kessel  gewesen  sei, 
was  jedoch  durch  \iclits  erwiesen  ist  und  vielleicht  ebenfalls 
nur  aus  der  Anschauung  des  unter  den  als  möglich  angenom- 
menen Umständen  ganz  unverlässlichen  Wasserstandglases  ge- 
folgert worden  sein  kann.    Allerdings  iässt  sich  noch  einwendeuj 


74 

tlass  erstlich  nicht  erwiesen  ist,  dass  der  erwähnte  oherc  Ilalui 
wirklich  vor  der  Explosion  geschlossen,  und  wenn  diess  auch 
der  Fall  war,  desswegen  nicht  auch  nothwendig  schon  der 
Wasserstand  zu  niedrig  gewesen  sein   musste. 

Für  den  zweiten  Fall,  nämlich  der  Incrustirung  des  Kessels, 
spricht  der  Umstand,  dass  diese  Maschine  einige  Monate  früher, 
bevor  sie  nach  Prerau  in  Dienst  kam,  auf  einer  andern  Strecke 
in  Verwendung  stand,  auf  welcher  das  Wasser  viele  Salztheilc 
enthält  und  nicht  unbedeutenden  Wasser-  oder  Kesselstein 
absetzt. 

Gegen  diese  Annahme  wird  angeführt,  dass  diese  Maschine 
noch  Ende  April,  bevor  sie  nach  Prerau  als  Reserve  geschickt 
wurde,  genau  untersucht  und  gereinigt  v»orden  war. 

Indess  scheint  gleichwohl  diese  letztere  Annahme  der  Statt 
gehabten  Incrustirung,  wenigstens  des  oberen  Theiles  des  Feuer- 
kastens, nicht  ganz  unwahrscheinlich  zu  sein,  weil,  wie  bereits 
erwähnt,  die  Decke  dieses  kupfernen  Feuerkastens  die  Farbe 
des  Ausglühens  besass,  und  sonach  die  damit  verbundenen  eiser- 
nen Schlicsson  ebenfalls  geglüht  haben  mussten,  während  da- 
gegen die  sämmtlichcn  Röhren,  also  auch  die  untersten,  welche 
doch  (wenn  man  nicht  annehmen  will,  dass  beinahe  gar  kein 
Wasser  mehr  im  cylindrischen  Thcile  des  Kessels  enthalten  war) 
gewiss  noch  von  Wasser  umgeben  gewesen  sein  mussten,  durch- 
aus dieselbe  rÖthlich-blaue,  von  einer  höhern  Temperatur  zei- 
gende Farbe  besassen. 

Da  nach  mehreren  Aussagen  das  Speisewasser  in  Prerau, 
so  wie  auf  der  ganzen  Strecke ,  auf  welcher  das  traurige  Er- 
eigniss  Statt  fand,  die  Eigenschaft  besitzen  soll,  den  im  Kessel 
noch  befindlichen  Wasserstein  allmählig  abzulösen;  so  lässt  es 
sich  recht  gut  denken,  dass  im  Augenblicke  des  Nachfeuerns, 
durch  die  dabei  vorkommenden  Stösse,  eine  solche  Schichte  von 
der  Decke  des  Feuerkastens  (oder  auch  an  einer  andern  Stelle 
desselben)  absprang  und  dadurch,  wenigstens  für  die  zweite 
Hypothese,  alle  Bedingungen,  wie  bei  dem  bekannten  Leiden- 
frost'schen  Phänomen ,  zur  Kesselexplosion  vorhanden  waren. 
>\'ill  man ,  wie  noch  so  oft  geschieht ,  diese  Kesselexplosion 
der  Rildung  und  Entzündung  von  Knallgas  zuschreiben,  so  ist 
man    nicht    nur    gonöthigt.    anzunehmen,    dass    sich    im    Kessel 


75 

alinosphiirisclie  Lufl  heluiid,  was  allcnlings  möi>,lich  ist,  indciii 
last  jedes  Wasser  Luft  cnlliält,  die  im  Kessel  lr<'i  werden  kann, 
lind  seihst  die  Pumpen  unter  g'cwissen  Umständen  Luft  /.ielien 
können;  sondern  man  muss,  was,  wenn  nicht  i»an7i  unmö^lirh, 
doch  höchst  unwahrscheinlicii  und  <>C"en  alle  |)raclischen  Kr- 
lahrungcn  ist,  zugehen,  dass  die  ganz  unreinen,  mit  Wasser- 
steiii  ])elei>ten  massiven  eisernen  Tra"slani>en  wirklich  im  .Stande 
sind,  eine  Wasserzersel/iUng-  zu  hewirken,  welch(>  hei  chemi- 
schen Experimenten  nur  mit  dünnen  und  ganz  reinen  oder  hlaa- 
ken  Eisendrähten  "clinü-t. 

Aher  aucli  angenommen,  jedoch  nicht  zugcgehen,  dass  sich 
wirklich  Knallgas  gebildet  hahe,  so  dürfte  die  Entzündun«^  des- 
selben unter  den  vorwaltenden  Umständen  äusserst  schwierig, 
ja  vollends  durch  einen  elektrischen  Funken  ganz  unmöglich 
sein,  so  dass  ich  daher,  vom  wissenschaftlichen  Standpunkte 
aus,  geneigt  bin,  diese  erste  Hypothese  als  vollkommen  unhalt- 
bar und  verwerflich  zu  ei-klären. 

Zur  IJcgründung  der  zweiten  Hypothese  dagegen  darf  nur 
noch  die  Möglichkeit  einer  momentanen  Dampfspannung,  welche 
weit  über  die  normale  oder  gcsetzmässigc  hinausfällt,  nach- 
gewiesen werden. 

Um  dieses  zu  thun  und  die  Rechnung  für  alle  solchen  Fälle 
gleich  ganz  allgemein  zu  rühren,  sei 
der  Durchmesser  des   cylindrischen  Kessels     .      =   D 
dessen  Länge,  zugleich  jene  der  Feuerröhren  .      =    L 

der  Durchmesser  dieser  Ilöhren =    d 

ihre  Anzahl =    s 

die  Dicke  der  Kesselblcche  (aus  Eisen)  .  .  .  =  o 
die  Dicke  der  Feuerröhren  (aus  IMessing)  .  .  —  rj 
die  Dicke  des  Feuerkastens  (aus  Kupfer)  .  .  =  o 
die  Feuerfläche  des  Feuerkastens    .     .      ...      =:    f 

die  Feuerfläche  der  Feuerröhren    =    f 

die  gesammlc  Feuerfläche f  +   f    =    F 

jener  Theil  dieser  Fläche,  welcher  als  glühend 

geworden  angesehen  werden  kann   .      .      .      .      =    —  .  F 
die  Temperatur   dieser  glühenden  Fläche     .      .      =   T"  C.  . 
die  normale  Spannung  des  gesättigten  Dampfes 

im    Kessel .•    .      .      =    u    Almosph. 


76 

die  enlsprccliendc  Temperatur =    t"  C. 

die  Spannung'  des  durch  die  Berührung  des 
Wassers  mit  der  glühenden  Metallfläche  er- 
zeugten Dampfes =   N  Almosph. 

die  zugehörige  Temperatur =rr  T" 

das  Gewicht  des    Feuerkastens ="   S 

das  Gewicht  der  Feuerrohren —   S' 

Gesammigewicht    der   directen    und    indirecten 

Feuerfläche g  +  g'  =  G 

Gewicht  der  glühend  gewordenen  Fcuerfläche    .      =   — G 
Gewicht  des  Wassers  im  Kessel  und  Feuerkasten     =  Q 
Gewicht  des  Dampfes  „        „         „             „  =    Q' 
Volumen  des  Wassers  im  Feuerkasten  hei  nor- 
malem Wasserstande =   v 

Volumen  des  Wassers  im  cylindrischen  Kessel     =   v' 

das  Gesammtvolumen v  +  v'   =   V 

endlich  das  Volumen  des  vorhandenen  Dampfes      =    V 

Diess  vorausgesetzt,  ist  der  kubische  Inhalt  des  cylindri- 
schen Kessels  —  -r-  tt  D^  L  ,  so  wie  jener  der  Feuerrohren 
=  -i-;rsd*L,  mithin,  wenn,  wie  es  bei  normaler  Füllung  der 
Fall,  die  Höhe  des  Wasserstandes  —  des  Kesseldurchmessers 
beträgt,  das  Volumen  des  im  Kessel  enthaltenen  Wassers 
V'  =  4-  .  4-  ;r  D^-  L  -  4-  ;i  s  d^-  L  =  -i-  TT  L  (A  D^-  -  s  d^)  , 

also  das    «-esammte  Volumen    des    im  Kessel    und    Feuerkasteii 
enthaltenen  Wassers : 

V  =  V  +  4^  ;:  L  (4-  D^-  -  s  d")  .  .  .  (1) 

so    wie    das  Gewicht  desselben,    da   hier    durchaus    der  Wiener 

Fuss    und    das  Wiener   Pfund    als   Einheiten    zu    Grunde   gelegt 

werden : 

Q  =   564V (2) 

Für  das  Gewicht  des  Dampfes  vom  Volumen  V,  der  Span- 
nung von  n  Atmosphären  und  der  Temperatur  von  t"  C,  hat  man 
das  specifische  Gewicht  desselben  gegen  atmosphärische  Luft 
=  .  6235 ,  und  das  Gewicht  von  1  Kubikfuss  Luft  bei  0"  und 
dem  Barometerstande  von  0.76  Meter  =  0.0733  Pfund  gesetzt: 

0.6235x0.0733  ^^^  .^^ 

'^  =  "--rTo.  00366  t-^    •  "^'^^ 


77 

\Iniint  man  für  die  spcciüsclio  Wäriiio  des  Eisens,  iMes- 
sinos  und  Kupfers  die  MiUeizalil  O'll,  so  enthalten  die  —  G 
Pfunde  überhitzter  oder  glühender  Metalhnassc  von  der  Tem- 
peratur T°  eine  Anzahl  von  Wärme-Einheiten,  welche  sich  aus 
dem  Ausdrucke 

E  =  0 . 1 1  X  ^  G  X  T  .  .  .  (4) 
bestimmen  lässt. 

Um  l  l'fuiid  Wasser  von  der  im  Kessel  herrschenden  Tem- 
peratur von  t"  in  Dampf  zu  verwandeln,  sind  050  —  t  >>  ilrme-Ein- 
heitcn  erforderlich.  Werden  daher  der  überhitzten  Rletallmasse 
e  Wärme-Einheiten  entzog'cn,  wodurch  dieselbe  noch  E  —  e  sol- 
cher Einheiten  und   damit  die  Temperalur 

E   —   e 

t'  = ,—    ....  (5) 

0.11  X  — G 

in 

behält;  so  können   diese  sofort 

•  '^■' =  •65o"'-^t («-> 

Pfund  Wasser  von  dieser  Temperatur  t  in  Dampf  von  beliebiger 
Spannung  verwandeln. 

Da  nun  der  diesem  Gewichte  entsprechende  Dampf  samnit 
dem  bereits  vorhandenen  vom  Gewichte  Q' ,  in  dem  Räume  V 
eingeschlossen  ist  (indem  man  bei  dieser  ohnehin  nur  approxi- 
nmtiven  Ilechnung  von  der  dabei  entstehenden  geringen  Ver- 
niindcrung  des  Wasser-  oder  Vermehrung  des  Dampfraunies  ab- 
sehen kann),  so  wiegt  1   Kubikfuss  solchen  Dampfes 

G-  +  Q-  .^. 

P  =  V— ( ') 

Pfunde  ,  und  diesem  entspricht  der  obigen  Annahme  zufolge  die 
Spannkraft  von  N  Atmosphären  und  die  Temperatur  von  T'"  C. 
Der  Zusammenhang  zwischen  dem  Drucke  P  auf  den  Qua- 
dratfuss  und  der  Temperatur  T  des  Dampfes  kann  annähernd 
durch  die  Formel 

P  =  1845  (0.2847  +  0.007153  1)^  .  (8) 
so   wie    das  Gewicht    p    eines  Kubikfuss  Dampfes  von  derselben 
Temperalur  T  durch  jene 

P  =  «  +  ^  i^ («) 

ausgedrückt  werden,  wobei  a  =^  0.0080484  und  ß  =  0.00001404 
zu  setzen  ist. 


78 

Nach  orlolgter  Explosion  tritt  eine  spontane  Dampfenlvvioke- 
Inng  aus  dem  noch  vorliandencn  erhitzten  Wasser  ein ,  dessen 
Spannung'  1  Atmosphäre  und  Temperatur  100**  beträgt,  wobei 
auch  das  noch  zurückbleibende  Wasser  bis  auf  diesen  Temperaturs- 
grad abgekühlt  wird.  Das  Gewicht  dieses  Dampfes  beträgt  sonach 

(.0)  ...,;'=  O-ifOHO-«")  pf„„., 

550 

oder,  da  Dampf  von  dieser  Spann-  oder  Expansivkraft  einen 
1700  Mal  grössern  Raum  als  das  Wasser  einnimmt,  woraus  er 
gebildet  wurde,  das  Volumen  von 

(11)  .  .  .  .  V  =  1700  .-—-^  Kubikfuss. 

56.5 

Geht  man  nun  zur  speciellen  Anwendung  dieser  Formeln 
auf  den  vorliegenden  Fall  über,  so  hat  man  nach  den  hierüber 
mitgetheilten  Daten : 

D  =  34-,  L=  lO-f,  d=  4",  ^=.03125,  o' =  .  01042 
d"  =  .056  Fuss,  f=  55.7,  f  =  686.87,  F  =  742.57 
öuadratfuss,  g=1300,  g'  =  3250,  G  =  4550  und  das  Ge- 
wicht der  7  mit  der  Decke  des  Feuerkastens  verbundenen  ei- 
sernen Schliessen  oder  Querriegel  (Tragstangen)  =  350  Pfund, 
so  wie  s  =  125. 

Ferner  ist,  wegen  v  =  10,  nach  der  Formel  (1),  das  ge- 
sammte  Wasservolumen  im  Kessl  V  ^=  57  Kubikfuss,  und  nach 
der  Formel  (2)  das  Gewicht  desselben  Q  --  3220  Pfund  (wo- 
bei man  hier  überall  nur  bis  Einheiten  zu  gehen  nöthig  hat). 

Ferner  ist  das  Dampfvolumen  V  =  35  Kubikfuss,  und  des- 
sen Gewicht  nach  Formel  (3),  wegen  n  =  6,  und  t==160, 
nahe  Q'  =  6  Pfund  (genauer  =  6.0529  Pfund), 

Setzt  man  nun,  wobei  selbst  noch  die  mit  hartem  Loth 
gelötheten  Messingröhren  ohne  zu  schmelzen  bestehen  können, 
T=1000"C. ,  was  der  Temperatur  des  hellen  Kirschrothglü- 
hens entspricht,  und  nimmt  man,  um  gleich  mehrere  Werthe 
zur  Vergleichung  zu  erhalten,  m=10,  20  und  50,  so  erhält 
man  nach  der  Formel  (4)  beziehungsweise  und  in  runden  Zahlen: 

E  =  50000,  25000  und  10000 

(genauer  50050,  25025,   10010),  so  wie  aus  der  Formel  (5), 


70 

wenn   man  (da   es  sich,    wie    gesagt,    hiei-    nur    um  Xähorungs- 
wcrtlie  liandoll)  lür  alle  drei  Fälle  t—  IßO"  setzt,  sofoi-l 
e  =  42000,    tilOOO    und   8400. 
Mit  diesen  Werthen  folgt  aber  aus  ((»)  beziehungsweise 
G"  =  85.71,  42.85,  17.14  IMund 
so  wie  aus  (7}  eben  so 

p  -=  2 .  629 ,    1 .  396  ,   0 .  661   Pfund  ; 

endlich  erhält  man  damit  aus  der  Formel  (9)  Tür  die  Dampf- 
spannung nahe  genug: 

N  =^  95 ,  50  und  24  Atmosphären , 
welcher    die  Temperatur  von  T'  =  307-|-,    206-f  «nd  222°  C. 
zukommt. 

Mit  den  diesen  Spannungen  entsprechenden  Werlhen  von 
V  (-=  95  X  1845  ,  50  x  1845,  24  X  1845)  folgt  aus  der  For- 
mel (10),  wenn  man  t=  160"  setzt: 

p'  =  338.72,  346.6,  394.4  Pfund 
und  aus  (11) 

V"=  10195,    10422,    10517  Kubikfuss. 

Aus  dieser  Rechnung  ergibt  sich  also,  dass  wenn  der 
10**^  Theil  der  Feuerfläche,  oder  eigentlich,  da  hierbei  nur  die 
Masse  in  Rechnung  kommt,  und  diese  im  vorliegenden  Falle,  in 
welchem  die  Platten  des  Feuerkastens  nahe  6  Mal  so  dick  als 
die  Messingröhren  sind  (hier  also  m  nicht  gleich  m'  ist)  dem 
Gewichte  nicht  proportional  ist,  der  10**^  Theil  des  Gewiclites 
dieser  Fläche  sich  im  rothglühenden  Zustande  befand  und  hier- 
auf mit  Wasser  in  Berührung  kam ,  diess  allein  schon  hinrei- 
chend war ,  dass  im  Kessel  die  Dampfspannung  von  6  plötzlich 
auf   95  Atmosphären    mit    der    entsprechenden   Temperatur    von 

307-^"  C.  gesteigert  werden  konnte,  eine  wSpannung  oder  Ex- 
pansivkraft, welche  wohl  mehr  als  hinreichend  seyn  dürfte,  die 
Eingangs  angeführten  Zerstörungen  und  traurigen  Wirkungen 
hervorzubringea» 

Es  muss  hier  noch  ausdrücklich  erwähnt  werden ,  dass 
durch  diese  Annahme,  selbst  noch  die  oberste  Röhrenreihe, 
folglich  die  sämmtüchen  Älessing-  oder  Feuerröhren  als  vom 
Wasser  umgeben  angenommen  werden,  indem  schon  die  erwähn- 
ten 350  l*fuud  schweren    eisernen  Schliessen  oder  Tragstangen 


80 

(llpseii  10*^"  Tlicil  des  Gewichtes  der  gTühcnd  gewordenen  Me- 
lallniasse  grösstentheils  absorhirten. 

Mau  begreift  die  ausserordentlich  verheerende  Wirkung 
dieser  auf  95  Atmosphären  gesteigerten  Expansivkraft  des  Dam- 
pfes um  so  mehr,  wenn  man  auch  noch  die  Nachwirkung  der 
über  10000  Kubikfiiss  betragenden  Dampfmasse  dabei  in  An- 
schlag bringt,  welche  sich  unmittelbar  nach  erfolgter  Explosion 
auf  spontane  Weise  entwickelt  haben  musste. 

Wie  leicht  endlich  das  Glühendwerden  des  50^**"  Theiles  des 
Gewichtes  der  gesammtcn  Feuerfläche,  wozu  nur  eine  Platte 
des  Feuerkastens  von  etwas  mehr  als  3  Quadratfuss  gehört 
(welche  also  sehr  leicht  mit  Wasserstein  belegt  sein  konnte, 
der  später  absprang)  möglich  war,  um  die  Dampfspannung  we- 
niüstens  auf  24  Atmosphären  zu  erhöhen,  bedarf  wohl  keiner 
weitern  Erörterung. 

Durch  diese,  in  so  weit  es  hier  als  nöthig  erscheint,  wis- 
senschaftliche Untersuchung  geleitet,  stehe  ich  nun  nicht  an, 
die  zweite  der  oben  aufgestellten  Hypothesen  als  die  allein  rich- 
tige zu  halten  und  anzunehmen,  dass  ein  Thcil  der  Feuerfläche 
des  Kessels  oder  Feuerkastcns  entweder  durch  eine  vorausge- 
gangene Incrustirung  derselben,  oder  auch  durch  ein  zu  weites 
Herabsinken  des  Wasserspiegels  im  Kessel  glühend  geworden 
und  hierauf  (im  erstem  Falle  durch  das  Abspringen  der  stein- 
artigen Kruste)  mit  Wasser  in  Berührung  gekommen  sei ,  wo- 
durch sich  nach  Verlauf  einer  gewissen  Zeit  (wie  beim  Leiden- 
frost'schen  Phänomen)  augenblicklich  eine  Masse  von  so  hoch 
gespannten  Dämpfen  entwickelte,  dass  dadurch  allein  schon, 
ohne  erst  zu  einer  Knallgasbildung  Zuflucht  nehmen  zu  müssen, 
die  hier  in  Rede  stehende  Kesselexplosion  mit  allen  ihren  Con- 
sequenzen  erklärlich  wird. 

Man  mag  aber  endlich  dieser  oder  der  ersten  Hypothese 
den  Vorzug  geben  ,  und  dabei  wieder  das  Glühendwerden  eines 
Theiles  der  Feuerfläche  des  Kessels ,  der  besagten  Incrustirung 
oder  dem  Herabsinken  des  Wasserspiegels  unter  die  Feuerlinie 
zuschreiben  wollen  :  so  ergibt  sich  in  allen  Fällen  aus  dieser 
unglücklichen  Kesselexplosiou  abermals  die  gewichtige  Lehre, 
wie  wichtig  die  sorgfältige  Reinigung  jedes  Dampfkessels  zur 
Verhütung    der  Rildung    von  Wasser-   oder  Kesselstein    und  die 


81 

nie  genug  zu  beachtend t.'  Vorsicht  sei.  den  Wasscrsttind  niemals 
unter  die  Feuerlinic  herabsinken  /,ii  lassen,  und  wenn  dieses  aus 
was  ininier  Cnv  Ursachen  dennoch  geschehen  seyn  sollte  oder 
der  Maschinist  auch  selbst  nur  die  Verniulhung  hätte,  dass  diess 
Statt  üefundcn  und  ein  Thcil  der  Kesselwand  oder  Feuerrohren 
bereits  gliihend  geworden  seyn  könnte,  den  Kessel  um  keinen 
Preis  und  unter  gar  keiner  Bedingung  mit  Wasser  früher  ge- 
speist oder  Wasser  nadigelullt  werden  dürfe,  bevor  nicht  der 
Kessel  wieder  gehörig  abgekühlt  ist,  wesslialb  auch  das  augen- 
blickliche Ileraus/Jehen  des  Feuers  aus  dem  Ileizraume  in  einem 
solchen  Falle  als  unerlässlich  erscheint,  um  der  schon  an  der 
Schwelle  stehenden  Gefahr  einer  furchtbaren  Kesselexplosion 
noch  im  letzten  Augenblicke  vorzubeugen. 


Herr  Anton  Älartin,  Custos  der  Bibliolliek  des  k.  k,  po- 
lytechnischen Instituts ,  erstattete  über  den  Erfolg  seiner  pho- 
tographischen Allheiten  auf  Papier,  wozu  ihm  die  Akademie 
eine  Gelduuterstützung  bewilliget  hatte,   nachstehenden  IJericht: 

Verehrte  Herren!  Sie  waren  so  freundlich  meinen  Arbei- 
ten in  der  Photographie  auf  Papier  Ihre  Aufmerksamkeit  zu 
schenken  und  mir  den  W^eg  zu  weiteren  Versuchen  dadurch 
anzubahnen,  dass  Sie  mir  den  Ankauf  der  kostspieligen  Mate- 
rialien durch  Anweisung  von  100  fl.  C.  M.  aus  dem  Akademie- 
ionde  sehr  bedeutend  erleichterten.  Indem  ich  hicmit  die  Fhre 
habe,  Ihnen  nochmals  meinen  verbindlichsten  Dank  abzustatten, 
komme  ich  zugleich  meiner  Pflicht  nach,  Ihnen  die  llesultatc 
meiner  Bemühungen  ergebenst  vorzulegen. 

Die  Photographie,  auf  eine  der  interessantesten  Naturer- 
scheinungen „die  chemische  Wirkung  des  Lichtes"  basirt,  hat, 
wie  so  viele  physikalische  Experimente,  einen  doppelten  Reiz; 
den  der  wissenschaftlichen  Forschung  und  den  der  praktischen 
Anwendbarkeit,  in  Folge  deren  ihre  Resultate  gewissermassen 
in  das  Gebiet  der  Kunst  hinüber  streifen,  in  so  ferne  diese  auch 
mechanischer  Mittel  bedarf,  ihre  Werke  ins  Leben  treten  zu 
lassen. 

Der  Experimentator  hat  demnach   zwei  Zwecke  zu  verfol- 
gen:   er  soll    die    einfachste    Art    und   Weise    auffinden,    durch 

V.    Heft.     Sitzl).   d.    mathein.   n:itiir\v.   Cl.         -  G 


82 

welche  die  Bildei*  sclinell,  sicher  und  in  grösstcr  Vollkommen- 
heit erzengt  werden  können;  er  soll  aber  auch  Versuchsreihen 
durchrühren,  welche  den  Zusammenhang-  der  verschiedenen  Ope- 
rationen und  insbesondere  den  Einlluss  nachweisen ,  den  ein- 
zelne Abänderungen  auf  den  Ton  der  positiven  Hilder,  ein  wei- 
tes Feld  der  Forschung-,  darbieten,  indem  sie  noch  zu  sehr  va- 
riiren,  ohne  dass  der  Experimentator  einen  Anhaltspunkt  hätte, 
als  eben  den  seiner  eigenen  Erfahrung-,  da  die  nach  bestimm- 
ten Vorschriften  gemachten  Versuche  nicht  immer  den  gegebe- 
nen Beschreibungen  entsprechen. 

Während  des  letztverflossenen  Sommers  habe  ich  mich  nsit 
dem  Studium  der  Erzeugung  möglichst  vollkommener  Bilder 
beschäftiget  und  ich  schmeichle  mir ,  dass  die  einer  hohen  Aka- 
demie vorgelegten  Proben  beweisen,  dass  meine  Bemühungen, 
besonders  bezüglich  der  Aufnahme  architektonischer  Gegen- 
stände ,  nicht  ohne  Erfolg  geblieben  sind.  Was  die  friiher  an- 
geführte Versuchsreihe  anbelangt,  so  hofie  ich,  sie  mit  kom- 
mendem Frühjahre  wieder  aufzunehmen ,  um  Ihnen ,  verehrte 
Herren!  die  Ergebnisse  später  ebenfalls  vorzulegen. 

Es  war  also  meine  Aufgabe,  die  von  anderen  Experimen- 
tatoren angegebenen  Vorschriften  zu  prüfen ,  das  Beste  zu  be- 
halten oder  dieselben  auf  zweckmässige  Weise  abzuändern. 
Auf  diesem  Wege  habe  ich  gefunden,  dass  das  photographische 
Papier  besonders  für  die  Darstellungen  von  leisen  Abstufungen 
im  Halbschatten  weit  empfindlicher  präparirt  werde,  wenn  man 
es  zuerst  bloss  mit  Jodkaliumlösung  ,  dann  mit  einer  Lösung 
von  salpetersaurem  Silberoxyde  imprägnirt,  worauf  es  also- 
gleich noch  nass  bekanntervveise  auf  das  Bla  nqu  art'sche  Glas 
gelegt  wird.  Talbot,  Blanqu  art  und  die  meisten  anderen  Ex- 
perimentatoren haben  früher  das  Papier  an  der  Oberfläche  zu- 
erst mit  der  genannten  Silbersalzlösung,  dann  mit  der  Jodka- 
liumlösunff  und  endlich  wieder  mit  einer  bei  weitem  stärkeren 
mit  Essigsäure  versetzten  Silbersalzlösung  überstrichen,  was 
nicht  nur  ein  unnöthiger  Aufwand  von  Materiale  und  Arbeit  ist, 
sondern,  wie  schon  gesagt,  auch  im  Erfolge  der  einfacheren 
Bereitungsart  weit  nachsteht.  —  Beim  Hervorrufen  der  nega- 
tiven Bilder  empfiehlt  Bl  anquart  viel  Gallussäure  anzuwenden, 
was  zwar  die  freiwillige  Zersetzung  an  den    lichten  respektive 


8** 


o 


Scfiattcnparticn     der    Bilder    verhindert ,    allein    kräftige  Bilder 
erhält  mau  damit  nicht,  sondern  diess  ist  nur  der  Fallhei  An- 
wendung von  verhältnissmässig  weniger  Gallussäure.     Die  spä- 
ter anzutuhrendc  Fixationsmethode  macht  das  Bild  an  den  lich- 
ten Stelleu  vollkommen  rein,    und  zwar    um    so  leichter,  wenn 
man  das  Bild  vor  dem  Fixiren  mit  etwas  Weingeist  auswäscht, 
was    ich    um    so    gewisser    zu    thun    empfehle,    wenn    man    mit 
einem  gut  geleimten,  körnigen  Papiere  arbeitet.    Üas  Bild  wird 
wundervoll  klar    und    durchsichtig.  —    In  meinem    R  e  p  e  r  t  o- 
r  i  u  m    der    Photographie,    Wien  Gerold   1848 ,    empfahl 
ich  als  Fixatioiismittel    eine  sehr    verdünnte    Cyankaliumlüsung, 
welche  Methode  nach    meiner  Prüfung  vollkommen    schöne  Bil- 
der liefert,    und  wobei  nur    der  Uebelsland  eintritt,    dass  man 
sehr  vorsichtig    damit  manipuliren  muss  ,  weil  das   Cyankalium 
auch   die   dunklen  respektive  Lichtpartien    sehr    leicht  zerstört, 
wenn  die    Lösung    zu   stark  ist,    oder   wenn    man   das    Bild  zu 
lange  darin  lässt.  Siedend  heisse  unterschwefligsaureNatronlösung 
ersetzt  das  Cyankalium  vollkommen,  ohne  die  zerstörende  Wir- 
kung desselben  auszuüben.     Zuletzt  habe  ich  mich  bemüht,   die 
positiven  Bilder  stark  und  kräftig  zu  erzeugen,  wobei  die  An- 
wendung vom  siedend  heissem  unterscluvefligsauren  Natron,  vor- 
zugsweise bei  Vedutten,  sehr  zu   empfehlen  ist,  wenn  man  das 
Bild  im  Kopirrahmen  so  überkräflig  werden  lässt,    dass  es  vor 
der  Fixation  unschön  und   fast  ohne  Nuancirung  erscheint ,  wäh- 
rend nach   der  Fixation  alle  Nuancen  in  voller  Kraft  zum  Vor- 
schein kommen. 

Bei  Porträlen  ist  diese  Methode  weniger  anzuwenden,  da 
die  aufgezählten  Veränderungen  hier  isolirt  angegeben  sind  und 
natürlich  nicht  in  jede  Methode  hineinpassen,  so  erlaube  ich 
mir  des  Zusammenhanges  willen,  und  um  diesem  Aufsalz  einen 
praktischen  Werth  zu  verleihen,  meine  Verfahrungsart  nach  der 
Reihenfolge  der  Operationen  näher  zu  beschreiben. 

Negative  Bilder.     • 

1.  Flüssigkeiten: 

L  Ein  Loth  Jodkalium  wird  in  20  Loth  deslillirten  Was- 
ser aufgelöst  und  diese  liösung  mit  8 — 10  Tropfen 
einer  concentrirten   Cyankaliumlösung  versetzt. 

6  • 


84 

II.  Ein  und  ein  Viertel  Lolh  grauer  Höllenstein  wird  in 
20  Lolli  (leslillirien  Wassers  aurji,elöst  und  mit  ein 
und  einem  lialLcn  Lolhc  sehr  starker  Essigsäure  (Ra- 
diealcssig}  versetzt. 

III.  Concentrirte  Gallussäurelösung. 

IV.  Weingeist. 

V.  Zwei  Loth  untersehwefligsaures  Natron  werden  in 
20  Loth  destillirten  Wassers  aufgelöst. 

2.  Apparate :  Nebst  der  Camera  obscura  und  den  dazu 
gehörigen  Rahmeu,  hat  man  noch  zwei  Spiegelgläser  (Hlan- 
quart'sche  Gläser)  nöthig,  welche  beide  zugleich  in  den  Rah- 
men leicht  hineinpassen,  und  welcher  Rahmen  so  tief  im  Falz 
construirt  sein  muss ,  dass  auf  die  zwei  hineingelegten  Spie- 
gelgläser rückwärts  noch  ein  Brettchen  gelegt  werden  kann, 
dass  so  wie  der  bekannte  Schieber  von  vorne,  den  Rahmen 
gegen  das  eindringende  Licht  von  rückwärts  absperrt.  Ferner 
vier  bis  sechs  flache ,  viereckige  Porzellantassen  mit  %  Zoll 
hohem  Rand,  welche  rund  herum  um  etwa  %  Zoll  weiter  sein 
müssen  als  das  Papier  gross  ist,  worauf  man  die  Bilder  macht. 
Endlich  ein  Porzellangefäss  sammt  Spirituslampe,  um  das  un- 
terschwefeligsaure  Natron  siedend  heiss  machen  zu  können,  und 
eine  Abdampfschale,  um  Wachs  darin  schmelzen  zu  können. 

3.  Papier:  Feines,  gleichförmiges  Maschinenpapier,  am 
besten  Canson  fr  er  es,  von  welchem  man  ein  Stückchen  auf 
einige  Minuten  in  Wasser  legt,  es  herausnimmt  und  abtrocknet, 
um  die  glatte  Seite  (Filzseite)  von  der  rauhen  (Siebseite)  un- 
terscheiden und  das  Ganze  darnach  bezeichnen  zu  können,  denn 
das  Bild  muss  immer  auf  der  glatten  Seite  gemacht  werden. 
Ein  geübtes  Auge  erkennt  übrigens  die  glatte  Seite,  ohne  das 
Papier  zu  nässen. 

4.  Man  giesst  Flüssigkeit  Nr.  1  und  2,  jede  für  sich,  in 
zwei  vom  Staube  vollkommen  gereinigte,  ziemlich  horizontal 
gestellte   Porzellantassen. 

5.  Man  nimmt  ein  Blatt  Papier,  welches  um  eine  Linie 
kleiner  geschnitten  ist  als  das  Blanquartsche  Glas,  fasst  es 
bei  zwei  diagonal  entgegengesetzten  Ecken ,  die  glatte  Seite 
nach  abwärts,  und  hält  es  so,  dass  es  sich  durch  seine  eigene 
Schwere    in    der  Mitte    senkt,    und    legt    es    dann    langsam    auf 


85 

die  Obcrdäclie  der  Flüssigkeit  Nr.  I ,  iiideni  man  die  beiden 
Ecken  ehonfalls  senkt  und  endlich  gän/.licli  ans  deu  Fingern 
lässt.  Nun  sclnviminl  das  Blall  llarli  auf  der  FHissig'keit,  wo- 
bei man  vorzüglich  darauf  Acht  iiaben  nuiss,  es  durch  manuelle 
F'ertigkeit  dahin  zu  bringen ,  dass  keine  liufiblasen  sich  zwi- 
schen dem  Papiere  und  der  Flüssigkeit  liaften  bleiben.  Nach- 
dem man  es  so  ungelaiir  eine  Minute  liegen  gelassen,  lüftet 
man  eine  Fcke  mit  einem  reinen  Hölzchen,  hebt  das  Papier 
von  der  Flüssi<^keit  ab,  lässt  es  sehr  kurze  Zeit  abtropfen, 
l'asst  es  an  einer  zweiten  Fcke  und  legi  es  mit  der  trockenen 
Seite  auf  ein  Blatt  Schreib|)apier,  und  trocknet  die  nasse  Seite 
mit  Löschpapier,  indem  man  dieses  darauf  legt  und  mit  der 
Ilachen  Hand  darüber  streicht,  damit  alb;  übei-flüssige  .lodka- 
liumlösung  davon  aufnesau"!  werde.  Ein  zweites  reines  Lösch- 
papier  vollendet  das  Ablrockiien.  —  Ich  habe  hier  die  Methode 
des  vScliwimmens  und  Abtrocknens  g-enau  beschrieben,  und 
werde  später,  so  oft  sich  diesi;  Operationen  wiederholen,  die 
Besclireibung*  weglassen,  indem  ich  auf  den  gegenwärtigen  Pa- 
ragraph verweise. 

G.  Man  lässt  die,  durch  Operation  Nr.  5  mit  Jodkalium 
imprägnirte  Seite  des  l*apiers  auf  Flüssigkeit  Nr.  2,  höch- 
stens 12  —  25  Secunden  schwimmen,  bebt  es  bei  einer  llcke 
ab,  fasst  es  mit  der  andern  Hand  von  rückwärts  bei  der  dia- 
gonal entgegengesetzten  Ecke,  und  legt  es  noch  ganz  nass  mit 
der  nassen  Seile  auf  das  eine,  mit  destillirfem  Wasser  gut 
abgewaschene  und  abgetrocknete  Spiegelglas,  gerade  so,  als 
wäre  dieses  eine  Flüssigkeit  und  man  wollte  das  I'apier  darauf 
schwimmen  lassen.  Durch  Adhäsion  haftet  das  Papier  ganz  flach 
auf  dem  Glase ,  und  das  richtige  Aullej>en  "elinot  nach  einiger 
Uebung  vollkommen ,  ohne  dass  man  an  dem  Papiere  zerren 
und  rücken  darf,  wobei  es  leicht  zerreisst.  Liegt  es  nicht 
richtig,  so  hebt  man  es  lieber  nochmals  ab  und  versucht,  es 
neuerdinn's   aufzulegen. 

7.  Das  Blanquart'sche  Glas  mit  dem  adhärirenden  Papier 
wird  in  den  Rahmen  mit  der  Glasseite  £:e2,en  den  Scbiebei*  «e- 
legt;  darauf  kommt  ein  ganzes  Ouartblatl  Löschpapier,  welches 
man  durch  Daraullegen  des  zweiten  Spiegelglases  gewisser- 
massen    in    den    Kalimen    hineinklcmmt.    und    worauf    man    den 


86 

Hnhnicn  miltelst  des  Brettcliens  schliesst.  Das  Löschpapier 
wird  darum  Xiwisclien  die  beiden  Gläser  gelegt,  weil  man  mit- 
telst der,  selbst  vor  das  Brettclien  vorstehenden  Ränder,  das 
zweite  Glas  von  der  Rückseite  des  photographischen  Papiers 
nach  der  Exposition  abhebt,  was  sonst,  da  das  photographische 
Papier  nass  ist,  Schwierigkeiten  macht;  zugleich  saugt  dieses 
Löschpapier  die  an  den  Rändern  sich  ansammelnde  Flüssigkeit 
auf,  wodurch  man  reinlicher  zu  arbeiten  im  Stande  ist. 

8.  Exposition  in  der  Camera:  Die  Zeitdauer  derselben 
hängt  natürlich  von  der  Beleuchtung  und  der  Lichtstärke  des 
Apparates  ab.  Bei  Voigtländers  Apparat  Nr.  19  braucht 
man  für  ein  Porträt  im  Zimmer,  bei  schöner  Beleuchtung, 
25 — 30  Secunden;  zur  Aufnahme  eines  von  der  Sonne  beschie- 
nenen Gebäudes,  mit  der  vorderen  eigens  dazu  vorgerichteten 
Linse  desselben  Apparates,  20  Secunden. 

9.  Man  hebt  mittelst  des  am  Rahmen  vorstehenden  Lösch- 
papieres  das  Brettchen  und  das  zweite  Glas  vom  Rahmen  ab, 
nimmt  das  Blanquart'sche  Glas  mit  dem  adhärirenden  Papier 
heraus ,  und  giesst  ungefähr  einen  Esslöffel  voll  Gallussäure 
(Flüssigkeit  Nr.  3)  in  eine  Porzellantasse,  fasst  das  Papier 
wieder  bei  zwei  diagonal  entgegengesetzten  Ecken,  hebt  es 
vom  Glase  ab  und  legt  es  auf  die  Gallussäure,  gerade  so,  als 
wollte  man  es  schwimmen  lassen ,  mit  der  präparirten  und  be- 
reits belichteten  Seite  nach  abwärts.  Das  Papier  ist  noch  nass, 
und  die  Gallussäure  benetzt  bei  einiger  Vorsicht  alsogleich  das 
ganze  Bild,  was  wichtig  ist,  weil  sonst  leicht  Flecken  entste- 
hen ,  was  man  wohl  auch  dadurch  verhindern  kann ,  dass  man 
das  Bild  ein-  bis  zweimal,  gleich  nach  dem  Darauflegen,  wie- 
der lüftet  oder  die  Tasse  hin  und  her  neigt,  damit  die  Gallus- 
säure sich  schnell  über  die  Bildlläche  verbreitet.  Hier  lässt  man 
das  Bild  25  Miauten  und  oft  noch  bedeutend  länger,  kurz  so 
lange  liegen,  bis  es  in  allen  Theilen  iiberkräftig  ist,  was  man 
durch  öfteres  Ansehen  ermittelt. 

10.  Man  nimmt  das  Bild  heraus,  legt  es  in  eine  andere 
Tasse,  die  Bildtläche  nach  aufwärts,  und  giesst  einen  Löffel  voll 
starken  Weingeist  darauf,  der  alsogleich  das  Papier  bis  in's 
feinste  Fäserchcn  durchdringt  und  vollkommen  rein  und  klar 
macht,  worauf  man,  nach  ungefähr  einer  Minute  durch  Neigen  der 


87 

Tasse,  den  überHiissii^eii  Weingeist  in  einer  Lleke  ansanuuelu 
liissl ,    um  ihn  ahzugiessen. 

11.  Man  siedet  in  einem  Porzellangefässe  die  Flüsslj^keit 
Nr.  5,  und  j^iesst  sie  siedend  heiss  (bloss  warm  erfüllt  sie 
nicht  ihren  Zweck)  in  eine  Porzellanlasse,  welche  diesen  Tem- 
peraturwechscl  auszuhallen  im  Stande  ist,  worauf  man  schnell 
das  stanze  Bild,  noch  nass  vom  Weingeist,  hineinlegt,  wobei 
man  aber  Acht  haben  muss,  sich  die  Finger  nicht  zu  zerbrennen. 
Heqiiemer  ist  es,  das  Natron  gleich  über  das  in  der  Tasse  lie- 
gende iJild  zu  giessen,  was  aber  einige  Achtsamkeit  erfordert, 
weil  dort  wo  der  Strahl  auffält,  leicht  Flecken  entstehen.  Man 
lässt  das  Bild  nach  Umständen,  das  heisst  nach  Massgabe  seiner 
Kraft,  eine  bis  zwei  Minuten  darin  liegen,  während  man  es  mit 
einem  Hölzchen  lüftet  und  durch  Anfassen  am  Rande  im  Natron 
bewegt,  kurz  auf  irgend  eine  ^Yeise  Sorge  trägt,  da  es  ja 
von  oben  und   unten  vom  Natron  durchdrungen  wird. 

13.  Man  nimnit  das  Bild  aus  der  heissen  Natronlüsung 
heraus,  trocknet  es  mit  Löschpapier  etwas  ab  und  legt  es  noch 
ganz  feucht  in  dcslillirtes  Wasser,  was  man  ein-  bis  zweimal 
wechselt,  worauf  es  nach  einer  halben  Stunde  herausgenom- 
men, abgetrocknet  und  durch  Liegenlassen  ganz  ausgetrocknet 
wird.  Die  in  Nr,  11  gebrauchte  Natronlösung  wird  schmutzig- 
braun, bekommt,  besonders  wenn  man  sie  lange  in  der  Tasse 
lässt,  einen  starken  Niederschlag;  allein  trotz  dem  ist  die  Lö- 
sun"-  sehr  oft  zu  i»:ebrauchen.  nur  muss  man  sie  vor  dem  Ge- 
brauche  liltriren. 

13.  Man  schmilzt  weisses  \Vachs  und  gereinigtes  Unschlilt 
(z.  B.  llirschunschlitt)  zu  gleichen  Theilen  in  einer  Abdampf- 
schale, streicht  diese  Mischung  mittelst  eines  breiten  Borsten- 
pinsels nicht  zu  heiss  (weil  sonst  der  Pinsel  verbrennt)  auf  die 
llückseite  des  Bildes ,  welches  man  später  zwischen  Löschpa- 
pier, ebenfalls  nicht  zu  heiss,  mit  einenk  Plätleisen  biegelt,  so 
zwar,  dass  das  überllüssige  Wachs  herausgezogen  wird,  wobei 
aber  doch  das  ganze  Bild  mit  \\'achs  durchzogen  bleiben  muss, 
weil  zu  sehr  vom  W^achs  enlblösstc  Stelleu  undurchsichtio- 
werden  und  den  reinen  Abdruck  erschweren,  oder,  besser  ge- 
sagt, verhindern.  Hat  man  bei  Porträten  hinter  der  Person 
nicht    einen     sehr    hellweisscn     Hintergrund,    welcher    auf    dem 


88 

negativen  Bilde  vüllkomniea  schwarz,  ist,  so  zeichnet  man  sich 
die  Contourcn  des  Porträts  durch  das  Fenster  noch  vor  dem 
Wachsdurchziehen  sehr  genau  ah,  und  deckt  Alles  ausserhalb 
der  Contouren,  was  also  auf  dem  positiven  Bilde  weiss  bleiben 
soll,  mit  stark  angeriebener  Tusche,  worauf  man  nach  dem 
Trockenwerden   erst  die  Operation  des  Wachsens  vornimmt. 

Positive  Bilder. 

14.  Flüssigkeiten  : 

VI.  168  Gran  Kochsalz  werden  in  20  Loth  destillirten 
Wassers  aufgelöst. 

VII.  2  Loth  grauer  Höllenstein  werden  in  20  Loth  de- 
stillirten Wassers  aufgelöst. 

VIII.  2  Loth  unterschwefeligsaures  Natron  werden  in  20 
Loth  destillirten  Wassers  aufgelöst  und  mit  einer 
Lösung  von  30  —  40  Gran  Höllenstein  in  1  Loth 
Wasser  versetzt.  Man  giesst  die  Silbersalzlösung  in 
einem  dünnen  Strome,  unter  immerwährendem  Um- 
rühren der  Natronlösung,  in  diese  letztere. 

15.  Apparate:  Vier  Porzellantassen,  ein  Copierrahmen,  d.i. 
zwei  in  einen  Rahmen  einzulegende  starke  Spiegelgläser,  welche 
eben  in  diesem  Rahmen  entweder  durch  Schrauben  oder  auf 
irgend  eine  andere  Weise  an  einander  gepresst  werden  können. 
Gewöhnlich  befindet  sich  bei  jedem  Apparate  ein  solcher  Co- 
pierrahmen. 

16.  Papier:  Für  positive  Bilder  ist  die  Wahl  des  Papiers 
nicht  so  schwierig;  jedes  weisse  glatte  Papier  genügt,  allein 
es  bleibt  nicht  zu  läugnen,  dass  verschiedene  Papiersorten  auf 
den  Ton  der  Bilder  Einlluss  nehmen.  Auch  hier  muss  das  Bild 
auf  die  glatte  Seite  gemacht  und  das  Papier  etwas  grösser 
geschnitten  werden,  als  das  negative  Bild. 

17.  Schwimmcnlassen  auf  der  Flüssigkeit  Nr.  6  durch 
circa   IV3  Minuten. 

18.  Abtrocknen. 

19.  Schwimmenlassen  auf  der  Flüssigkeit  Nr.  7  durch 
2  Minuten. 

20.  x\blrocknen. 

21.  Operationen  17  bis  20  wiederholt. 


89 

22.  Das  Papier  wird  sorj^fällig  abgelrockuet,  indem  man 
ein  neues  Löschpapier  darauf  leu^t,  welches  mau  durcli  häufi- 
ges Streichen  fest  au  das  feuchte  Papier  andrückt,  denn  wenn 
das  Kopirpapier  nicht  sehr  abgetrocknet  ist,  überträgt  es  Chlor- 
silber auf  das  negative  IJiid  und  erzeugt  dort  Flecken,  welche 
spätere  Abdrücke  verdorben.  Das  Papier  ganz  getrocknet  zu 
g'ebrauchen,  wäre  vorzuziehen,  wenn  nicht  das  etwas  feuchte 
Papier  enipllndlichcr  wäre,  wodurch  die  Operation  beschleu- 
niget und  das   Bild   überhaupt  schöner  wird, 

23.  Mail  legt  das  Ropirpapier  auf  eine  Spiegelplatte  mit 
der  präparirten  Seite  nach  aufwärts,  darauf  wird  das  nega- 
tive Bild  mit  der  Bildfläche  nach  abwärts  so  gelegt,  dass  das 
Kopirpapier  ringsun«  vorsteht,  zuletzt  legt  man  die  zweite  reine 
Spiegelplatfe  oben  auf  und  gibt  das  Ganze  in  den  Kopirrah- 
men ,  so  dass  das  negative  Bild  frei  dem  Lieble  ausgeselzt 
werden  kann,  wälirend  der  Kopirrahmen  von  unten  durch  ein 
Bret  oder  schwarzes  Papier  gegen  das  Eindringen  des  Lichtes 
geschützt  sein  nmss. 

24.  Exposition  im  Lichte  nach  Massgabe  der  Kraft  des  ne- 
gativen Bildes:  Im  Sonnenlichte  7 — 12  Minuten,  im  zerstreuten 
Tagesiichle  7*  Stunden,  wohl  auch  länger;  die  Färbung  des 
vorstehenden  Randes,  der  fast  schwarz  werden  muss,  gibt 
einen  Anhaltspunkt,  allein  die  eigentlich  richtige  Zeit  der  Ex- 
position hängt  auch  davon  ab,  ob  man  später  kalt  oder  heiss 
lixirl;  in  letzterem  Falle  muss  sie  länger  dauern,  damit  das  Bild 
überkräftig  werde. 

25.  Man  nimmt  das  Bild  aus  dem  Kopirrahmen  und  legt 
es  in  die  kalte  Flüssigkeit  VIII,  wo  es  alsogleich  röthlich- 
braun  und  sehr  klar  wird.  Sollte  es  nach  und  nach  alle  Kraft 
verlieren,  so  war  die  Zeit  der  Exposition  zu  kurz,  war  es 
aber  die  richlige  Zeit  exponirt,  so  bleibt  es  in  gehöriger  Kraft. 
Alan  lässt  es  eine  halbe  Stunde  bis  zwei  Stunden  in  der  Na- 
tronlösuug  liegen,  wobei  es  etwas  den  Ton  ändert,  worauf 
man  es  herausnimmt,  abtrocknet  und  während  einiger  Stunden 
in  zwei-  bis  dreimal  gewechseltem  dcstillirtcn  Wasser  sorg- 
fältig auswäscht,  denn  ein  schlecht  ausgewaschenes  Bild  bleicht 
nach  und  verliert  seine  ganze  Kraft.  Diess  ist  die  kalte,  be- 
sonders   bei    Porträts    anzuwendende    Fixation.     Bei    Vedutten, 


90 

welche  man  im  Kopirrahmen  überkräftio-  werden  lässt,  siedet 
man  die  Natroulösun«^  VlII  und  gibt  das  Bild  schnell  hinein,  es 
erhält  dadurch  nach  Vollendung  der  Fixation  besondere  Kraft 
und  der  lichte  Grund  wird  gelblich  gefärbt,  was  dem  Bilde 
das  Ansehen  eines  Tondruckes  gibt,  während  die  Färbung  des 
Bildes  selbst  dunkelsepia,  ja  oft  sammtschwarz  wird.  Den  Ton 
in  einer  bestimmten  Nuance  hat  man  vor  der  Hand  nicht  so 
ganz  in  seiner  Macht.  Vedutten,  kalt  fixirt  wie  früher  die  Por- 
träte ,  dürfen ,  wie  gesagt ,  nicht  gar  so  lange  wie  bei  der 
heissen  Fixation  im  Kopirrahmen  exponirt  werden  und  erhalten 
dann  eine  purpurbraune  Farbe  mit  weissen  Lichtern.  Das  Aus- 
waschen mit  Wasser  zum  Schlüsse  der  Operation  ist  auch  bei 
Vedutten  sehr  wesentlich.  Die  Natronlösuug  kann  neu  filtrirt 
oft  gebraucht  werden,  wenn  sie  auch  braun   geworden  ist. 

26.  Das  nach  dem  Waschen  vollkommen  ab-  und  ausge- 
trocknete Bild  wird  auf  einen  Karton  aufgeklebt  und  die  Por- 
träte von  einem  Maler  nachgebessert,  die  Vedutten  bedürfen 
keiner  Nachbesserung,  mit  Ausnahme  der  Deckung  kleiner  weis- 
ser Tupfen,  die  unvermeidlich  sind  und  wodurch  das  Bild,  wie 
die  Künstler  sagen,  ruliiger  wird.  Die  Farbe  mischt  man  aus 
Neutralblau,  Carmin  und  Sepia.  Zuletzt  glättet  man  das  Bild 
vorsichtig  mit  eiuem  Falzbein  oder  einem  breiten  Achatstein. 

Als  allgemeine  Bemerkungen  füge  ich  noch  hinzu,  dass 
man  die  höchste  Reinlichkeit  beobachte,  die  Natrontassen  nie 
zu  anderen  Zwecken  gebrauche ,  oder  sie  sehr  sorgfältig  aus- 
wasche ;  dass  die  Tasse  zum  Hervorrufen  zuletzt  von  dem  Ge- 
brauche mit  destillirtem  Wasser  ausgewaschen  werden  müsse, 
dass  man  alle  Operationen,  mit  Ausnahme  der  Expositionen, 
im  dunklen  Zimmer  machen  müsse,  und  dass  die  beiden  Me- 
thoden für  positive  und  negative  Bilder,  wie  sie  beschrieben 
sind,  unnnttelbar  vor  der  Anwendung  durchgeführt  werden  müs- 
sen ,  was  bei  Porträts  gar  nichts  genirt ,  bei  Vedutten  aber 
wohl  erfordert,  dass  man  das  Papier  dort  präparirt,  wo  man 
das  Bild  aufnimmt.  In  meiner  späteren  Versuchsreihe  werde  ich 
mich  mit  der  Untersuchung  der  Bedingungen  befassen,  unter 
welchen  man  der  Präparation  und  Exposition  bei  der  nassen 
Blanquarfschen  Methode  längere  Zeit  verstreichen  lassen  darf. 
Für    eine    trockene    Methode    findet    man     Auskunft    in    meinem 


Ol 

llcpei'toriuni  IUI.  1  S.  93.  Durch  Anwendung  des  Blanquart'schen 
Glases  kommt  das  Papier  um  die  Glasdicke  mehr  rückwärts 
/iU  stehen,  als  der  optische  Focus  der  Linsencomhination ,  wor- 
auf man  beim  Einstellen  Rücksicht  nehmen  muss ,  «gewöhnlich 
aber,  wenii^stens  bei  Voigtländers  Ai»|»araten,  corrigirt  eben 
diese  Glasdicke  die  DilTerenz  /.wischen  dem  optischen  und  che- 
mischen Brennpunkt, 

lieber  den  chemischen  Brennpunkt  sehe  man  Reperlorium 
Bd.  2  S.  13.  Will  man  gerade  nicht  Geld  sparen,  so  kann  man 
für  positive  Bilder  die  Lösungen  VI  und  VII  doppelt  so  stark 
machen.  Die  Temperatur  hat  auf  die  Photographie  auf  Papier 
bedeutenden  Einfluss,  so  dass  die  Bilder,  namentlich  Vedutten 
im  Sommer  weit  besser  "•eling;en. 

Der  Apparat,  mit  welchem  die  der  hohen  Akademie  vor- 
gelegten Bilder  der  Karlskirche  gemacht  wurden,  ist  von  aus- 
gezeiclinet  gleichmässiger  Schärfe.  Er  wurde  von  V  o  igt  1  änd  er 
und  Sohn  in  neuester  Zeit  zum  ersten  Male  ausgerülirt  und 
lässt  nichst  zu  wünschen  ühri"-.  Er  besteht  aus  einer  achro- 
malischen  Linse  von  2  Zoll  OelTnuiig  mit  einem  Diaphragma 
von  nur  5  Linien  und  dennoch  ist  er  bei  einer  Brennweite  von 
12  Zoll  so  lichtstark,  dass  er  ein  Bild  eines  von  der  Sonne 
beleuchteten  Gebäudes  mit  allen  Abstufungen  im  Halb  -  und 
Schlagschatten  im  Sommer  in  20 — 25  Sekunden  vollendet.  Son- 
nenbeleuchtuu!»:  ist  übriüens  bei  Aufnahme  architektonischer  Ge- 
genstände  durch  die  Photographie  unumgänglich  nöthig,  weil 
sonst  das  Bild  monoton  ausfällt.  Voigtländer  hat  zu  seinem 
Apparate  Nr.  19  eine  Diaphragma -Vorrichtung  angefertiget, 
welche  die  vordere  Linse  des  Objectives,  die  mit  der  obgenann- 
ten ,  den  Krümmungshalbmessern  nach  identisch  ist,  an  eine 
Landschaflscamera  anzuschrauben  erlaubt  und  wodurch  dieser 
Apparat ,  da  er  auch  etwas  kleiner  gehaltene  Daguerrcotypien 
mit  grosser  Schärfe  liefert,  allen  Anforderungen  eines  Photo- 
graphen entspricht. 


Das  wirk!.  Mitglied  ,  llr.  Dr.  I)  i  e  s  i  n  g,  überreicht  das  erste 
Heft  einer  Arbeit:  „Systema  Helminthum,'"  womit  derselbe  seit 
inciir  als  aclit  Jahren  beschäftiget  ist,  und  für  welche  er  bereits 


92 

iü  einer  frühereu  Eingabe  die  Tlieiliiahine  der  Akadeinie,  mit 
dem  Ersuchen  ihn  durch  Uebernahine  der  Herausgabe  zu  un- 
terstützen, in  Anspruch  genommen  hatte.  Die  Classe  beschloss 
nunmehr  sich  bei  der  Gesammtakademie  um  Genehmigung  die- 
ses Ansuchens  und  Bewilligung  eines  Honorars  von  1500  fl. 
C.  M.  für  den  Herr  Verfasser  zu  verwenden,  welche  Geneh- 
migung seitdem  auch  erfolgt  ist. 

Hr.  Dr.  Die  sing  sprach  sich  über  sein  Werk  folgender 
Massen  aus. 

Ich  übergebe  hieniit  der  k.  Akademie  der  Wissenschaften 
die  erste  Ordnung  meines  iSystems  der  Helminthen  mit  dem 
wärmsten  Danke  für  die  mir  von  Seite  der  Akademie  zusresaüte 
Herausgabe  desselhen,  und  erlaube  mir  hier  nur  noch  eine  kurze 
Bevorwortung. 

Die  noch  kürzlich  von  dem  um  die  Wissenschaft  so  hoch 
verdienten  Nalurforscher  Ehrenberg  zu  einem  Ganzen  zusam- 
mengefassten  Infusorien,  enthielten  verschiedenartige  mikrosko- 
pische Organismen  des  Thier-  und  Pflanzenreiches.  Burmeister 
war  der  erste,  welcher  die  Räderthierchen  (liotatoria)  in  die 
Classe  der  Crustaceen  stellte,  und  Kützing  brachte  die  Spin- 
del thierchen  (Closferinrt)  und  StabÜiierchen  (BacUlaria)  in  die 
Classe  der  Algen.  Neuerlichst  habe  ich  mich  für  die  Stellung 
der  Wechselthierchen  (Amoehoea)  und  der  Kapselthierchen 
(Arcellina)  zu  den  Foraminiferen,  und  die  der  Glockenthiercheo 
( VorticelUna) .  wie  auch  der  Glockcnpanzerthierchen  (Ophry- 
dina)  zu  den  Bryozoeu  ausgesprochen  a). 

Der  IVame  Infusorien  kann  mithin  nur  noch  als  Collectiv- 
name  vieler  nur  mit  dem  Mikroskope  wahrnehmbarer  Thier- 
und  Pflanzenformen,  nicht  aber  als  BegritTsname  einer  eigenen 
Classe  angenommen  werden.  Die  aus  der  älteren  Begrift'sbesiim- 
muug  der  Infusorien  ausgeschiedeneu  und  hier  nach  dem  Prin- 
cip  der  Aehnlichkeit  oder  Gleichartigkeit  zu  einem  Ganzen  zu- 
sammengestellten Organismen  bilden  eine  Gruppe  von  Thier- 
chen,  welche  ich  in  meiner  Classe  der  Helminthen,   die  ausser 


a)  Dicsing  :    Systematische    ücbersicht     der    Foi'aminil'cra    inonostegia     und 
Bryonon   anopisthia.   (S.   o.   S.    17  u.    (T.) 


den  EIng'ewoidouiirmern  die  Cuvier'sclie  Classo  der  Annolidori 
umra.s.sl,  als  UranianjiC  und  Vorbilder  der  näclislon  Ordnungen 
hetraclitc.  und   als  ProUiclnunllia  bezeichne. 

Die   l'rolbelniinthcn  sind   demnach: 

Kinlache  oder  zusaniniengescl/itc  Thi(!rchen,  —  meisl  frei 
«)der  angeheftet.  Der  Körper  weich,  niedergedrückt  oder  ku- 
gelförmig, nackt  oder  mit  Wimpern,  liorsten ,  GrilVeln  oder 
Hacken  bcsetz-t;  gepanzert  oder  ungepaMKcrt.  Der  Darmkanal 
traubenförmig,  ohne  After  (Aprocfa)  oder  mit  einem  After  ver- 
sehen (/*roctur/ia ).  Rlund  an  der  Spitze  oder  unterhalb  der 
Spitze,  zahnlos  oder  gezähnt.  Bei  den  Aflerlosen  in  der  Nähe 
des  xMnndes  meistens  ein,  oder  mehrere  zurückziehbare  peitschen- 
förmige  Organe  ( Fhtf/clln).  Augcnlos,  oder  mit  einem  meist 
rothen,  sehr  selten  schwarzem  Auge  in  der  Nähe  des  Kopfran- 
des. Kein  Saugnapf.  Keine  äusseren  männlichen  Gesehlechts- 
theile.  Zwitter.  Forlpflanzung  meist  durch  Selbstlheilung,  durch 
Knospenbildung,  durch  Kier,  sehr  selten  lebendiggebährend. 
Durch  unvollkommene  Seibsltheilunir  eines  Thierchens  entsteht 
ein  zusammengesetztes  Thier  (Si/nfherium),  und  bei  unvoll- 
kommener Panzcrtheilung  und  vollkommener  Theilun^  des  Thier- 
chens   ein   gemeinschaftliches    Gehäuse  (Stjnoeccsiiiinj. 

Alle  sind  mikroskopisch  und  überschreiten  nicht  die  Länge 
von  Vs  einer  Linie;  von  Farbe  meist  weiss  oder  grün,  selten 
roth  oder  grün  und  roth  gescheckt,  durchscheinend  oder  un- 
durchsichtiü:.  Sie  sind  Bewohner  des  süssen  und  salziii'en  Was- 
sers,  seltener  innere  Parasiten  im  lebenden  Thierleibe;  einige 
wenige  g'epanzerte  Arten  kommen  auch  fossil  vor.  Von  den 
Meeresbewohnern  verbreiten  einige  des  Nachts  ein  lebhaftes 
Licht.  Die  Proctuchen  zeigen  die  meiste  Aehnlichkeit  in  der 
2.   Ordnung  der  Helminthen  (TurheUaruf)    mit  den   Planorizen. 

Die  Gesammtzahl  der  Prothelminlhen  ist  auf  92  Gattungen 
und  410  Arten  beschränkt,  davon  entfallen  auf  Afterlosc  53 
Gattungen  und  23(i  Arten,  auf  die  Afterfübrenden  aber  39  Gat- 
tungen und  179  Arten. 

Zum  Schliissc  folgt  noch  eine  schematische  Uebersicht  der 
Ordnungen  der  Helminthen,  wie  auch  die  der  Fanulien  und 
Gattuuij-en  der  Prothelminlhen  nach   dem  Orisrinaltexte. 


i)fi 


CoMspcctiis  sclicmaticus  onliiiuin  Ilelininlhuiii. 


Hi:i.]fIIMTHA. 

Infusoria  utplurima;  Katliata  nonnuUa;  Ento/.oa  et  Annulata  omnia. 
Animalia  evertebrata,  inarticulata,  mollia  aiit  clastica,  ebran- 
chiata,  setis  retractilibus  destituta  (AcJiactelmintha),  aut  mollia, 
ebraucliiata,   v.  branchiis    cxternis,    setis  retractilibus    instructa 
(Ch  a  etehn  intJi  aj . 

I§iubclassi.s  I.  Acliaetelmintlia. 

Corpus  setis  retractilibus  destitutum,  molle  aut  elastieuni. 

Sectio  I.  Achaetehnintha  mollia. 

Corpus  molle,  utplurimum  depressum. 

/.   Ordo  Prothelmintha.    Tractus   cibarius  uvaeformis.     Aceta- 

bulum  inillum.  Microscopica. 
//.   Ordo  Turhcllaria.  Tractus  cibarius  arbusculiformis  aut  Sim- 
plex. Acetabulum  nullum,  rarissime  unicum.  Formae  majores. 
///.   Ordo  Myzelmintha.     Tractus    cibarius     dicbotome-ramosus 
aut  simplex.  Acetabulum  unum  aut  plura  corpori  immersa, 
rarissime  nullum. 
JV.   Ordo  Cephalocotijlea.  Tractus  cibarius  dichotomus  aut  sim- 
plex. Acetabulum  1,  aut  2,  4,  8  capiti  immersa. 

Sectio  IL  Achaetehnintha  elastica. 
Corpus  elacticum,  utriculare  aut  subcylindricum, 

V.   Ordo  Rhyngodea.    Tractus  cibarius  subnullus   aut  simplex. 

Corpus  utplurimum  utriculare.  Proboscis  protractilis. 
VI.   Ordo  Nematoidea.  Tractus  cibarius   simplex.    Corpus  sub- 
cylindricum.  Proboscis  protractilis  nulla. 

Subclassis  II.   Cliaeteliiiiiitha. 

Corpus  setis  retractilibus  instructum,  molle. 


95 


roiispocfus  sclieiiiatimis  raiiiiliaruin  et  hcirmiiim  Prddieliiiiiitliiiiii. 

OIU)0  I. 

i»ii€iriii:i.i?iii^TiiA. 


Siibordo  I.   Aproeta. 

Anus  iinllus.  Flagello  instructa,  aut  rarius  flagollo  dcslilula. 

Tribun  T.  Air  ich  a. 
Corpus  lUHlmn  i.  e.  nee  ciliis  nee  setis  instriirdim,  liaud  mu- 
tabile  aut  mutahile. 

Fntuilia  I.  Vihrionidear.  Corpus  Iiaut  nuifabile,  loriea  destilu- 
luni,  parlitione  in)perfecta  uniseriali  multiplici  transversa,  in 
syntherium  fiHibrnic,    lineare  v.  spirale  aerescens. 

•  Syntherium  lineare. 
/.  Bacteriinn.  Syntherium  rigiduni. 
//.    Vibrio.  Syntherium  flexuosum. 

**  Syntherium  spirale  aut  cochleare. 
77/.  Spirochaeta.  Syntherium  spirale,  flexuosum. 
IV.   SjnriUuiu.  Syntherium  spirale,   rigidum. 
V.  SpirofJi.^ciis.    Syntherium   cochleam    diseiformem    refe- 
rens,  rigidum. 
Familia  II.  Monadineae.    Corpus  haut  mutahile,    lorica    desti- 
tutum,   divisione  perfecta  simplici  v.  decussatim  multipliei. 
Subfamilia  I.  Eumonadineae.  Corpus  ecaudatura  ocellus  nullus. 

*  Os  terminale. 

VI.  Monas.    Animalcula  semper  solitaria  libera.    Os   nata- 
tione  anticuni. 
I.  Eumonas.  Flagellum  nullum. 
II.  Mn.sticheitionas.  Flagellum  unum. 

III.  Isomita.  Flagella  2  aequalia  sursum  direeta. 

IV.  Heteromita.  Flagella  2  inaequalia  unum  sursum  al- 
terum  crassius  deorsum  directum. 

V.  ?  Trepartomonas.  Corpus  apice  bilobum,  lobis  fla- 
<2:clIo   terniinatis. 
V77.   Doxococcus.  Animalcula  semper  solitaria,  lihera.  Mo- 

tus  contra  axim  rotatorius. 
V777.   Uvella.  Animalcula  demum  periodice  in  acervos  consociata. 


I.  Envrella.   I''la<>elluin  imlhim. 
ir.  Mononmstiv.  Flagellum  unum. 
III.   Drimostix.  Flagella  2. 
JX.  Poli/iowa.  Animnlcula  primitus  in  acerviim   consociala, 
demum  solitaria  libera. 

**  Os   obliquum  labiatum. 

X  llülnmonas.  Animalcula   solitaria    libera   v.    periodice 
consociata. 
I.  Euchilomonas.  Flagella  2. 
11.  Plaffioiiiastix.  Flaoellum  unum. 
XL  ?  Antliofj/iijsa.  Animalcula  periodice  consociala  pediin- 
rigido  ramoso  suflulta. 
Svhfamilia  IL  Cercomonadincae.  Corpus  caudatum.  Ocellus  nuUus. 

*  Os  terminale. 
XJI.   Thanmas.  Animalcula  periodice  consociata. 
XIII.  Bodo.  Animalcula  solitaria,  libera. 
I.  EnbofJo.  Flagellum  nullum. 
IL  Cercomonas.  Flagellum  unum. 
III.  Amphimonas.  Flagella  2. 

'•"'  Os   Subobliquum. 

XIV.   Trichomonas.    Oris  limbus  ciliatus, 
SuhfairnUa  III.  Glenomoreae  Corpus  ecaudatum,   Ocellus  unicus. 
XV.  Glenoni07'U7n.  Animalcula  periodice  consociata.   Fla- 
gella 2. 
XVI.  Microglena.  Animalcula  solitaria.    Flagellum  unum. 
X  VII.  ? Phacelomonas.  Animalcula  solitaria.  Flagella  plura? 
Familia  III.   Cri/ptomonafhneae.  Corpus  liaud  mutabile,  lorica- 
tum,  cum  lorica,  simpliciter  et  perfecte  dividuum. 
Siihfamilia  I.  Eucri/ptomonadmeae.  Ocellus  nullus. 
XVIII.  Cn/ptomonns.   Lorica  scutelliformis ,  laevis.   Divisio 
longitudinalis. 
I.  Eturiiptomonas.  Flagellum  unum. 
IL  Diphdricha.   Flagella  2,  sursum  directa.  Corpus 
apice  oblique  sinuato-truncalum. 

III.  Disceraen.   Flagella  2,  sursum  directa.    Corpus 
apice  haud  sinuatiim. 

IV.  Anisonema.    Flagella  2,    unum    sursum    alteruni 
relrorsum   directum. 


97 

Xl\.   Ophulnmomift.  Lorica  lubiilosa,  laevis.  Divisio  trans- 

vtTsalis. 
XX.  Prororciiirmu.  Lorica  apiculo  frontali. 
XXI.  ?  (Jj'i/rr/iis.    Lorica   sursiiiii   acute   conica,    apertura 
transvcrsali   pone   coiii  hasiiii.    Flag'clla  4  laleralia. 
Siihfavn'Iin  II.   ('ri/ptoi/leurue.   Ocellus  uuus. 
XXII  Lagcnelld.  Lorica  urceolata  in  collum  producta. 

XXIII.  Tnicliclomoud,^.  Lorica  urceolaris. 

XXIV.  Ci'fiptoijh'ud.  Lorica  sculellaris. 

XX  V^  ?  Crumeniild.   Lorica  oblique  stricata. 
Familia  IV.    VoJvocineue.  Corpus  haud  mutabile,  loricatuin,  in- 
tra   loricani    coninuniein   iiitegraiii   sponte   dividuum  in  proicm 
synoecesium  i'orinanteni,  rupta  deniuni  lorica  elTusam. 

Sulffainilia  I.  Pandorineae.  Ocellus  nullus. 

*  Ecaudatae. 
XXVI.   GiKfefi.  Lorica  communis  sim])lex  synoecesium  urceo- 

lare  subg'lobosum  formans.   Fla^ellum  nullum. 
XXVII.  Pandoriiui.    Lorica   communis    simplex  synoecesium 
urceolare  subglobosum  formans.  Flagellum  unum. 
XXVIII.   Gonium.  Lorica  communis   simplex  synoecesium  ta- 
bulatum  formans.  Flagclla  duo. 
XXIX.   Sipirripta.  Lorica  communis  duplex  synoecesium  ur- 
ceolare sub"'lobosum  formans.   Flai»ellum  unum. 

*'*  Ciiudatae. 

XXX.   Si/nura.    Corpus  caudatum,    loricae   conmiunis   basi 
afticum,  synoecesium  urceolare  formans. 
Subfainilia  II.  Euvolvocineae.   Ocellus  unus. 

**  Divisio  spontanea  simplex  aequalis. 

XXXI.   Uroffirna.  Corpus  caudatum.  Flagellum  unum. 
XXXII.  Eudorina.   Corpus  ecaudatum.   Flagelhim  unum. 

XXXIII.  C/dann/dowona.s:    Corpus  ecaudatun«.    Flagella  duo. 

'*  -  Divisio   spontanea  multiplex  inaequalis. 

XXXIV.  Spfiacrosira.  Flagelluni  nullum. 
XXX y.    Voh'fu:.  Flagella  duo. 

Familia  V.   Djpiobriueae.  Corpus  mutabile  loricatum. 
XXXVI.  Epipijxi.^.    Corpus  intra  loricam  band   accrescentem 
sessile.  Ocellus  nullus. 
XXXVII.  Dinohrjjon.  Corpus  loricae  gemmificatione  in  synoe- 
cesium fruticulosum  acrescens.   Ocellus  ruber. 
V.  Heft.    Sit7>b.  d.  mathem.  naturw.  Cl.  7 


98 

Familia  VI.  Colacieae.  Corpus  mulablle,  lorica  dcstilutuni.  Aui- 

mnlciila  in  pedicello  siniplici  v.  raiuoso  sessilia. 
XXXVJIL  Colacium.  Ocellus  nullus. 

Familia  VII.  Astasieae.  Corpus  mutabile  lorica  dcstitutum.  Aui- 
lualcula  solitaria  libera. 
Subfamilia  I.  Euastasieae.  Ocellus  nullus. 
XXXIX.  Peranema.  Corpus  ecaudatum.  Flagellum  ununi  aul 
duo. 

I.  Eiiperanema.  Flagellum  unum. 
II.   Zygoselmis.   Flagella  duo  sursum  directa. 
III.  Heteronema.  Flagella  duo,  unum  sursum  alterum 
retrorsum  directum. 
XL.  Astasia.  Corpus  caudatum.  Flagellum  unum. 
Sithfaniilia  II.  Etigleneae.   Ocellus  unus. 

XIjI.  Amblyoplii.9.   Corpua  ecaudatum.  Flagellum  unum. 
XJjII.  Englena.  Corpus  caudatum.  Flagellum  unum. 
XLIII.   CJdorogonium.  Corpus  caudatum.  Flagella  duo. 
XLIV.  Polyselmis.  Corpus  ecaudatum.  Flagella  quatuor. 

Trihu8  II.   Trichophorae. 

Corpus  ciliis  aut  setis  instructum,  haud  mutabile. 

Familia   VIII.  CycUdineae.    Corpus  haud  loricatum.    Flagellum 
nulluni.   Ocellus  nullus. 

XLV.  Cyclidiiim.  Corpus  depressum  margine  ciliatum. 
XLVI.  Pantotrichum.   Corpus  turgidum  undique  ciliatum. 
XVII.  Cliaetomonas.  Corpus  turgidum  setosum. 
Familia  IX.   Cldamydocydidineae.  Corpus  loricatum  (lorica  si- 
licea).  Flagellum   nullum  aut   unum.    Ocellus  nullus  aut  unus. 
XIjVIII  Chaetotyphla.  Lorica  hispida  v.  rigide  pilosa.  Flagel- 
lum nullum.  Ocellus  nullus. 
XLIX.  Cliaetof/lcna.  Lorica  hispida  v.  rigide  pilosa.  Flagel- 
lum unum.  Ocellus  unus. 
Familia  X.  Peridineae.  Corpus  loricatum  (lorica  membranacea) 
sulco  hiante  ciliato  transverso,  tandem  et  longitudinali   insigni 
bi-  aut  tripartita.  Flagellum  unum.    Ocellus  nullus  aut  unus. 
L.  Peridinium.  Lorica  cornuta  aut  ecornuta,  sulco  trans- 
verso. Flagellum  ex  sulco  protractum.  Ocellus  nullus. 


99 

IjI.   Glcnodinium.  Lorica  ooornula,  sulco  transvei'so.  Fla- 

gelluni  ex  sulco  protraclum.  Ocellus  uiius. 
////.   Ifrtrraiilfirns.  Lorica  eeoniula,  ecaudala  aut  brcvi- 
caudala,  sulco  transverso,  tandem   et  longitudiuali 
Flagcllum  ex  sulco  longitudinali  protractuin. 
LIJI.  Ccratophorus.  Lorica  cornula,  sulco  trausverso  Fla- 
gelluin  ex  poro  loricae  protractuin. 

.^iilior<1o  II.   Protiiclia. 

Tractus  iutestiualis  auo  stipatus.  Flagellum  nullum. 

Tribiis  J.    Edrntala. 
Os  deutium  coroua  interna  nulla. 

Suhtribiis  J.    Enautiotreta. 
Oris  et  ani  aperturae   ternunales  diametraliter  oppositae. 
Fumilia  I.  Endielijdcae.  Corpus  haud  loricatum. 

*  Corpus  niiduin   aut  ciliatum. 

LJV.  Enrhrlijs.   Corpus  nudum  siniplcx.  Os  rectc  truncatuni. 
LV.  Disnina.    Corpus    nudum    bipartituni    (duplex).     Os 

recte  truncatuni. 
LVI.   Trichoda.    Corpus   nudum   collo   nullo.     Os    oblique 
truncatum. 
LVIJ.  Lacripnaria.  Corpus  nudum,  collo  elongato.  Os  ob- 
lique truncatum. 
LVJJI.  HoJnphrija.  Corpus  ciliatum.    Os   oblique    truncatum 
haud  labiatum. 
LIX.  Leucoplirijs.   Corpus   ciliatum.  Os  oblique  truncatum 

labiatum. 

**  Corpus  setosum. 

LX.    Trichodiftcus.  Corpus  margine  setosum. 

liXI.  ActinophvjfS.  Corpus  undique  setosum. 

LXII.  Podopfn\i/a.  Corpus  undique  setosum,    pedicellatum. 

LXIII.  ?  Acomia.  Corpus  una  extremitate  ciliatum. 

LXJV.  ?  Ali/snnn.    Corpus    ciliorum    retractilium    fasciculo 

lateral  i. 

LXV.?  Gaatcrochaeta.  Corpus  nudum  sulco  longitudinali  ciiiato. 

FjXVI.  ?  Vronema.  Corpus  ciliatum,  seta  basilari  longa. 

FamUin  II.   Colepineae.   Corpus  loricatum. 

LXVJI.  Colcps.  Corpus  nudum  v.  ciliatum,  haud   stipitatum 

LXVIII.  Acincta.  Corpus  tentaculatum,  pedicellatum. 

7  * 


100 

Subtribits  IL  AUotreta. 

Oris  et  aiii  aperturae  band  oppositao,  altcrutra  terminalis. 

Familia  I.   TrachcUneae.   Corpus  haud  loricatuni.    Anus  termi- 
nalis. 

*   Os  valvula  destitutum. 

LXIX.   Trachelius.     Corpus   in    prol)oscidem  conicam  pro- 
ductum.  Os  infra  proboscidis  basin. 
LXX.  Loxodes.  Corpus  sursum  dilatatum  oblique  trunca- 

tuni.  Os  superum  v.  inferuni. 
LXXL  Bursaria.     Corpus   sinu  longitudinali   haud  spirali. 
Os  in  sinu. 
LXXII.  Spirostommn.  Corpus  sinu  lato  subterminali  spirali. 
Os  in  sinu. 
LXXIII.  Phialina.    Corpus  collo   brevi,   sulco   circulari  dis- 
creto.  Os  in  colli  latere. 

***  Os  valvula  tremula  clausuni. 

LXXIV.  Glaiicoma.  Os  inferum. 
Familia  IL   Ophryocercineae.  Corpus  haud  loricatuni.  Anus  dor- 
salis. 

LXXV.   Trachelocerca.    Corpus  fusiforme   collo   longissimo, 
ore  terminali. 
Familia  HL  Aspidiscineae.  Corpus  loricatum.  Anus  terminalis. 
LXXVL  Aspidisca.    Corpus  scutello  orbiculari  tectum.    Os 
laterale. 

Subtribus  IIL    Catotreta. 

Oris  et  ani  aperturae  haud  oppositae,  neutra  terminalis. 

Familia  L  Colpodineae.  Corpus  haud  loric.itum,  setis,  stylis  aut 
uncinis  destitutum. 

*  Ocellus  nullus. 

LXXVIL  Colpoda.  Corpus  margine  dorsali  nudum,  processu 
linguaeformi  instructum. 
LXXVIIL  Paramecium.    Corpus  undique    ciliatum,    processu 
linguaeformi  destitutum. 
LXXIX.  Ampliileptiis.  Corpus  binc  in  caudam  illinc  in  pro- 
boscidem  desinens,  processu  linguaeformi  destitutum. 
LXXX.  Uroleptus.    Corpus  caudatum,   proboscide  et  pro- 
cessu linguaeformi  destitutum. 


101 

•*   Ocelliis  unicus. 
LXXXI.   Opfiriinr/lrna.  Cordiis  caiulatum  proboscidc  et  pro- 
ccssu  linii'uaoformi  tk'stitutum. 
FamUia  IL   O.ri/frir/iincue.  Corpus  haud  loricatum,  setis,  stylis 
aut  uncinis  inuiiilum. 

*   Corpus   ciliiituin,   sctosum. 

LXXXJI.    O.ri/trirlia.   Corpus  ecornutunu 
LXXXllL   Crratidiinn.   Corpus  bicorne. 

**  Corpus   ciliatum,   stylis   aut  uncinis   munitum. 

LXXXIV.  Kcrona.   Corpus  uucinis  munitum. 
LXXXV.    Vrostjila.   Corpus  stylis  munitum, 
LXXXVI.   S(iiloui/r/ii(i.  Corpus  stylis  et  uncinis  nmuitum. 
Fann'lia  IJI.  Euplofeae.  Corpus  loricatum. 
LXXXVIl.   Discoceplialus.    Corpus  uncinis   stylisquc  destitu- 

tum,   capite  discreto. 
LXXXVIIl.  Itimuntojthoriiit.  Corpus  uncinis  stylisquc  destitu- 
tum,  capite  haud  discreto. 
LXXXIX.  Euplotes.  Corpus  uncinis  stylisquc  munitum. 

Trihiis  JJ.   Dentata. 
Os  deatium  Corona  interna  circumvallalum. 

Suhti'ibus  I.  Enantiolrrta. 

Oris  et  ani  apcrturae  terminales  diamelraliter  oppositae. 

Fainilia  I.  Prorodonteae.   Corpus  haud  loricatum. 
XC  Proroilon.  Os  recte  truncatum. 

Snhtribiis  IL    AUotreta. 

Oris  et  ani  aperturae  haud  oppositae,  alterutra  terminalis. 

FamUia  L    (liUoüontcae.   Corpus  haud    loricatum.    Anus  termi- 
nalis. 
XCI.  Cfiilodon.  Corpus  sursum  olilique  aut  aequaliter  ro- 
tundatum. 

Siihtrihiis  IIL    Catotreta. 
Oris  et  ani  apcrturae  haud  oppositae  neulra  terminalis. 
Fainilia  L    (lilaniidovtrar.    Corpus  loricatum. 
XCII.  Clilatnidodon.  Os  superum. 


102 

Herr  Ciistos  Dr.  Fcnzl  vv.  M.  richtete  an  tlie  Classc  fol- 
gendes Ansuchen  : 

Seit  mehreren  Jnhren  herelts  mit  IIcrbeisclualTung  und  Zu- 
samnionstcllun»'  von  Materiale  IJchnfs  einer  Flora  des  westlichen 
Theiles  des  tropischen  und  subtropischen  America  beschäftigt, 
bin  ich  bereits  so  weit  fortgeschritten,  dass  die  Flora  Mexicos, 
Central-Americas,  Neu-Granadas  und  Chilis  in  Angriff  genom- 
men werden  könnte ,  fehlte  mir  nicht  beinahe  Alles  ,  was  aus 
Peru  seit  den  Zeiten  Uuiz  und  Pavons  bekanntgeworden  und 
mittlerweile  von  Reisenden  aus  diesem  in  naturhistorischer  Be- 
ziehung höchst  interessanten  Lande  nach  Europa  gebracht  wor- 
den ist. 

Nachdem  der  Wissenschaft  durch  Hook  er  eine  Flora  des 
arctischen  subarctischen  Theiles  von  Nord-Amerika,  durch  Nuttal 
Torrey  und  Gray  die  des  mittleren  bis  an  die  Grenzen  Mexicos, 
durch  Ramon  de  la  Sagra  die  der  grösseren  Antillen,  durch 
Bentham  jene  Surinams,  durch  Endlicher  und  Martins 
die  Brasiliens,  theils  vollendet  theils  in  rascher  Fortsetzung  begrif- 
fen, geliefert  worden,  entbehren  wir  bis  zur  Stunde  einer  Ueber- 
sicht  über  Alles,  was  in  botanischer  Beziehung  über  die  Pflan- 
zenschätze der  dazwischen  liegenden  Landstrecken  geliefert 
wurde.  Das  Bedürfniss  eines  diese  Lücke  in  der  botanischen 
Literatur  ausfüllenden  Compendiums  ist  bereits  so  fühlbar  und 
laut  ausgesprochen  worden,  dass  es  in  der  That  zu  einer  nö- 
thigenden  Aufgabe  jener  Fachmänner  geworden  ist ,  die  im  Be- 
sitze eines  solcher  Arbeit  entsprechenden  Materiales  sich  be- 
finden, Hand  ans  Werk  zu  legen. 

Bei  dem  Umfange  eines  solchen  Unternehmens,  das  die 
Kräfte  und  Mittel  eines  Einzelnen  jetzt  schon  übersteigt ,  kann 
es  keinem  Zweifel  unterliegen ,  dass  nur  die  kräftige  Unter- 
stützung von  Seite  einer  Akademie,  theils  durch  Herbeischaffung 
des  Fehlenden ,  theils  durch  Gewinnung  tüchtiger  Mitarbeiter 
die  Ausführung  eines  solchen  Planes  ermöglichen  könne.  Unsere 
Museen  und  Bibliotheken  bergen  bereits  einen  reichen  Schatz 
des  zu  bcnöthigenden  Materiales,  ihre  Hülfsmittel  reichen  aber 
aus  leicht  begreiflichen  Gründen  nicht  hin  den  Special -Er- 
fordernissen zu  genügen,  die  ein  solches  Unternehmen  dringend 
erheischt.    In  einem  solchen  Falle    befindet    sich    nun    eben  der 


103 

Antrnü'sfelk'r,  dorn  ciuci-scils  die  Ciclfgcnheit  geboleii  ist  seiu 
Malcriale  auf  die  gcniigeudste  Weise  durch  den  Ankauf  des 
peiMianisclicu  lln-liars  des  beriihniten  deulsolieii  Ueiscnden  und 
Gelehrleii  l*  o  e  p  p  i  g*  /,u  vervollsliindigen,  andererseits  er  durch 
ein  Entgehen  dieser  unscliiil/.baren  Saniniluni^"  sieli  i^cnöUiigt 
sehen  würde  auf  die  Ausluhrung-  seines  Unternehmens  für  immer 
zu  verzichten.  Kr  fülilt  sich  bei  einer  soh'hen  Lage  im  In- 
teresse der  Wissenschaft  daher  2,edrun"'en  eine  verehrliche  Classe 
um  die  Bewilliüiin"-  einer  Summe  von  löGOH.  ISehufs  des  An- 
kaufes  gedachter  Sainmhing  /u  bitten  und  /-war  um  so  mehr, 
als  bereits  vom  Aushinde  Anträge  /.um  Erwerb  derselben  an  Prof. 
Poeppig  gestellt  worden,  der  sie  lieber  Deutschland  erhalten 
wissen  will,  als  sie,,  wie  so  manche  andere  von  deutschen  Ge- 
lehrten angelegte,  wie  z.  B.  die  Chamisso's,  i\euwied's 
und  Schrader's,    über  unsere  Grenzen  wandern  zu  sehen. 

Dieses    Ansuchen    erhielt    die    Zustimmung    der  Classe  und 
später  auch  der  Gesammt- Akademie. 


Herr  Ritter  v.   Hauer  setzt  seinen  Reisebericht  fort. 


Herr  Carl  S  c  h  ö  n  b  i  c  h  1  e  r  hat  ein  Exen»plar  seines 
schon  vor  einigen  Jahren  im  Verlage  der  IM  ü  1  1  e  r'schen  Kunst- 
handlung erschienenen  Mulliidicalions- Registers  in  der  Absicht 
eingesendet,  durch  eine  beifällige  Beachtung  desselben  in  der 
Akademie  diesem  zur  leichteren  Ausführung  grösserer  IMultipli- 
cationen  nach  Art  einer  Rechenmaschine  dienenden  Hilfsmittel 
bei  den  practischen  Rechnern  mehr  Kingang  zu  verschaffen.  Auf 
die  jjünstiji'e  Meinun«»- ,  welche  der  Secretär  über  diese  Mulli- 
plications -Verrichtung-  ausspricht,  gestattet  die  Classe  die  Er- 
wähnung derselben   in  den  Sitzungsberichten. 

Dieses  Mulliplicalions-Regisler  leistet  die  Dienste  einer  Ta- 
belle der  Vielfachen  jedes  (bei  der  Ausdehnung  des  vorliegen- 
den Exemplares  jnit  nicht  mehr  als  zehn  Ziffern  geschriebenen) 
Miilli[>licandus  und  kann  als  eine  Verbesserung  der  Neper'schen 
Rechenstäbe  betrachtet  werden. 

Die  Stelle  der  Stäbe  vertreten  hier  Pa[>ierstreifen,  die  ne- 
ben  und   über  einander   liegend   und   am   oberen  Ende  festgeklebt, 


104 

jede  Comhination  einfacher  Ziffern,     woraus  der  Miiltiplicandiis 
bestehen    mag",    mit    Leichtigkeit    auf/>usclilagen    gestatten.     Die 
über  einander  liegenden,    ein  Päckchen  l)ihlenden  I*apierstreifen 
gehören    den    Ziffern    0,    1,    2    u.  s.  w.    bis    9,    welche  an  der 
so  vielten  Stelle,    als    das  Päckchen  eiuninunt,    im  Älultiplican- 
dus   vorkommen    können.    Jedes    Päckchen    enthält    also    genau 
dieselbe  Reihe    von  Streifen.    Jeder  einzelne  Streifen   ist  durch 
Querlinien  in  Fächer  getheilt,  die  sonach  von  Oben  nach  Unten 
zu  auf  einander  folgen.    Die  Querlinien  der  neben  einander  lie- 
genden,   also    zu  verschiedenen    Päckchen    gehörenden    Streifen 
passen    genau  an  einander,    so    dass    sie    als    Theile    grösserer 
über  das  Ganze  weggehender  Querlinien   erscheinen.     In   jedem 
der  durch   die  Querlinien    gebildeten    Fächer    steht    eine  Ziffer; 
sie    ist  die    Einheitenziffer    des    Productes    der   Zahl ,     welcher 
der  Streifen  angehört,    mit    einem  der   Faetoren  2,  3,  u.  s.  w. 
bis   9,    oder    die    Anfangsziffer    der    Summe,    welche    entsteht, 
nachdem    die  beim  Multipliziren  von    der    vorhergehenden  Stelle 
des  Productes  an  die    vorlieo-ende  Steile  zu  übertras>enden  Ein- 
lieiten  hinzugezählt  worden.    So  stehen  also  auf  dem  zur  Ziffer 
7  des  Multiplicandus  gehörenden  Streifen  zuerst  für  den  Multi- 
plicator    2   untereinander    die    Ziffern    4    und  5;    dann    für    den 
Multiplicator  3  die  Ziffern  1,  2  und  3;     ferner    für    den  Multi- 
plicator  4  die  Ziffern  8,  9,  0  und  1 ;  u.  s.  w.    Die  zweite  Zif- 
fer des   (nöthigen  Falls  vergrösserten)    Theilproductes  ist  nicht 
angeschrieben,    sondern    es    weiset    ein    von    der    ersten    Ziffer 
ausgehender  Strich  auf  die  um  so  viele  Querlinien  tiefer  liegende 
Ziffer  auf   dem  zur  Linken    liegenden  Nachbarstreifen  ,    als    die 
Menge    der   zu    übertragenden  Einheiten  beträgt.    Hiernach  lässt 
sich,    wenn   die  einem  gegebenen  Multiplicandus  entsprechenden 
Streifen    aufgeschlagen  sind,    die    Ziffernreihe    jedes    Vielfachen 
desselben  für  einen  einziffrigen  Multiplicator  mit  grösster  Leich- 
tigkeit   übersehen    und    ablesen.    Besondere    Bequemlichkeit   ge- 
währt diese  Vorrichtung  beim  Dividiren  mit  hohem  Divisor. 


Sitzung  vom  7.  December  1848. 

Herr   Bergrath    Haidinger    macht    folgende    Mittheilung: 
Ueber  eine  eigenth  üml  ich  e  Varietät   von  Talk. 


105 


F.V.  1. 


Vor  cinig'er  Zeil  ühcrsaiulle  mir  Herr  Ritter  von  l'ittoni 
ein  Sliiok  eiiior  sehr  merkwürdiiien  Varietät  von  Talk,  die  in 
einem  Chromsehiirfe  Sr.  k.  k.  Hoheit  des  durehl.  Erzherzogs 
Johann  hei  Krauhat   In  Steiermark  aufgefunden   worden   war. 

Das  Stück  zeigt  eine  hesondere  Art  von  Structur  oder  Zu- 
sammensetzung,  die  in  den  minerah)gisclien  Lehrhuchern  l)islier 
noch  nicht  vollständig  gewürdigt  worden  ist.  Allerdings  ist  das 
Interesse  dafür  ein  untergeordnetes  im  Vergleiche  mit  so  man- 
chen andern,  welche  inshesondere  die  Kryslallform  angehen, 
aher  es  gehört  doch  auch  diese  in  den  Bereich  der  mineralogi- 
schen Terminologie,  und  als  solche  verdient  sie  doch  gekannt 
und  vorzüglich  auch  henannt  zu  werden.  Man  wird  sie  nicht  mit 
Unrecht  die  s  chal  ig  -  s  tauglich  e  Zusammensetzung 
nennen. 

Die  beifolgenden  Skizzen  zei- 
gen Fig.  1.  die  Ansicht  von  der 
Seite ,  Fig.  2.  den  Querschnitt 
derselben.  Das  Ganze  ist  ein 
unreo'elmässiji-es  (»anü'trum  des 
gewöhnlichen  blass-  apfelgrünen 
Talks ,  stänglich  zwischen  Sal- 
band A  und  Salband  B.  Die  ein- 
zelnen Theile  a,  b,  c,  d  folgen 
manchmal  einer  Ilauptrichtung, 
indem  sie  sehr  stumpfe  Winkel 
mit  einander  bilden,  öfters  sind 
die  Winkel  schärfer ;  das  Ganze 
sieht  etwas  unregelniässig  ge- 
falteter Wäsche  ähnlich. 

Der  Querbruch  Fig.  2  ist 
nur  durch  eine  Art  von  Zer- 
reissen  ganz  unregelmässig  zu  er- 
halten. Fr  zeigt  die  parallel  auf 
einander  folgenden  Talkhlätter,  aher  auch  die  dreiseitigen  Quer- 
schnitte, welche  von  je  dreien  derselben  hervorgebracht  wer- 
den. Durch  den  Bruch  in  der  Uichlung  der  stänglichen  Zusam- 
mensetzuniisstückc  löst  sich  am  Fnde  das  Ganze  in  unregel- 
massige    dreiseitig    keilförmige    Bruchstücke    auf.    Innerhalb  der 


Fi«-  2. 


100 

stUii"Ilolicn  Zusaniniensot'Miug'  bogimit  (He  sclialige ,  man  kann 
sie  also  wohl,  indem  man  vom  Individuum  ausgeht,  schalig- 
stänglich  nennen.  Auf  eine  ähnliche  Zusammensetzung-,  aber 
eine  körnige  aus  schaligcn  IJlättern,  also  eine  schalig -kör- 
nige, hat  bereits  vSchaff  haut  1  «^  ''^"  dem  Chromglimmer  auf- 
merksam gemacht.  Theilbare  Individuen  bis  zur  Grösse  eines 
Viertelzollcs  häufig  zu  Körpern  gruppirt,  welche  schiefen  Pris- 
men ähnlich  sind,  und  deren  Flächen  alle  Theilbarkeit  zeigen. 
Kr  hat  an  denselben  selbst  eine  Art  von  Glcichmässigkeit  der 
Winkel  bemerkt,  indem  eine  Fläche  als  Basis  betrachtet  gegen 
eine  scharfe  Seitenkante  unter  etwa  647*"  geneigt  ist.  In  der 
Mitte  solcher  Gruppen  findet  sich  oft  Fuchsit. 

An  der  einen  Seite  des  Stückes,  Fig.  1.  D,  findet  man  im 
Innern  der  oben  erwähnten  dreiseitigen  Keile  nichts  anderes, 
als  immer  wieder  Talkblättchen ,  die  sich  parallel  oder  geneigt 
an  die  äussern  anlegen.  Gegen  die  andere  Seite  C  zu  zeigt  sich 
eine  Verschiedenheit;  man  trifft  erst  die  innern  dreiseitigen  Räu- 
me aus  einer  blass  -  berggrünen  amorphen  Masse,  sogenann- 
ten edlen  Serpentin  bestehend,  dann  erscheint  dieser  letztere 
noch  zusammenhängend,  aber  von  Talkblättchen  durchzo- 
gen, die  sehr  dünn  sind,  aber  doch  schon  genau  die  Lage  be- 
sitzen, welche  früher  beschrieben  worden  ist.  Bei  dem  schnel- 
len Ueberhandnehmen  der  amorphen  Masse  in  der  Richtung  von 
D  nach  C  darf  es  wohl  nicht  bezweifelt  werden,  dass  diese  noch 
vor  dem  Ende  der  Kluft  die  einzige  Ausfüllungsmasse  bleiben 
muss. 

Diese  Beobachtung  ist  es  nun,  welche  eigentlich  an  dem 
Stücke  die  meiste  Berücksichtigung  verdient.  Durch  sie  wird 
man  geleitet,  das  Ganxe  auch  der  Zeit  nach  als  ein  Fragment 
der  Bildungsgeschichte  des  Gesteins  zu  betrachten,  aus  wel- 
chem es  genommen  ist.  Die  Aufeinanderfolge  verschiedenartiger 
Massen  gibt  selbst  eine  nicht  unwahrscheinliche  Lösung  der  auf 
den  ersten  Blick  so  sonderbaren  Erscheinung.  In  dem  anfäng- 
lich grob  aus  allen  Bestandtheilen  gemengten  Serpentin  traten 
allmählich  die  gleichartigen  Theile  zusammen  ,  das  Chromerz , 
der  Magneteisenstein  in  Krystallen  und  Körnern,  körniger  bräun- 


u)  Wühler  und  Liebigs  Annalen  XLVI.   p.   335. 


107 

liclicr  Aiii;it,  /iiiiäclist  an  (UMiisclhen  die  reineren  serpentinarli- 
gen  Misoluing'oii  in  unroi;elniässi;;en  kurzen  Gang'lrüniniern.  Aber 
diese  letztere  Masse  wird  durch  den  Druck  von  beiden  Sal- 
händern  aus  zerspalten  :  die  Druckknolen  sind  zui^leicb  die  iMi- 
nimuin-Orle  tur  das  >>'asscr,  welches  von  dort  aus  durch  den 
Druck  ausgepresst  wird;  hier  beginnen  zugleich  die  lUällcheii 
des  Talks  oder  wasserlosen  IMagnesiahvdrats  Ma:  Si  auf  Inko- 
slen  des  frülier  voriindiichen  Ilvdrosilicats  der  Serpentinforniel 
2  Mg"' JSi'~  +  3  Mg- H',  wobei  5  Mg  und  ßH  entfernt  werden  müs- 
sen. Die  Veränderung  ist  hier  unterbrochen  worden,  bevor  noch 
alles  in  Talk  verwandelt  war,  und  sie  begann  von  der  Seite  D. 
iSie  ist  eine  wahre  Entwässerung  und  gehört  somit  in  die  Ileihe 
der  katogenen  Bildungen,  von  denen  man  wohl  berechtigt  ist 
air/ainehmen,  dass  sie  in  der  Uichtung*  von  unten  liegen  oben 
statt  fanden. 

Freilich  wäre  es  sehr  wünschenswerth,  die  Mischungsver- 
hältnisse aller  an  dem  Stücke  sichtbaren  verschiedenartigen  Kör- 
per für  sich  zu  untersuchen  ,  allein  dazu  ist  zu  wenig'  Material 
vorhanden.  Ueberhaupt  muss  jetzt  noch  so  manches  als  vorläu- 
fige Beobachtung  gelten,  was  erst  die  Forscher,  welche  Gele- 
genheit haben  Vorkommen  dieser  Art  in  ihren  natürlichen  La- 
gerstätten zu  untersuchen,  aufmerksam  macht,  für  chemische 
Arbeiten  durch  reichliches  Aufsammeln  vorzusorgen,  denn  diese 
müssen  am  l^nde  die  Beweise  für  die  Richtigkeit  der  im  Vor- 
hinein gefassten  Ansichten  liefern. 


Herr  v.  Hauer  heschliesst  seinen   freien  Vortrag  über  die 
von   ihm  und  Dr.   Hörnes  gemachte  Reise. 

Folgendes  ist  der  wesentliche  Inhalt  dieses  Vortrao^es  : 
Der  Herr  Berichterstatter  beginnt  mit  der  Erklärung,  dass 
er  es  für  seine  erste  Pflicht  halte,  nach  der  Rückkehr  von  dieser 
im  Auftrage  der  kaiserlichen  Akademie  der  Wissenschaften  iinter- 
nommenen  Reise  nach  Frankreich  und  England,  die  seinen  Be- 
gleiter und  ihn  über  fünf  Monate  von  Wien  entfernt  «rehalten 
hatte,  der  Akademie  den  wärmsten  Dank  auszusprechen  für  die 
ihnen  dargebotene  Gelegenheit,  ihre  Kenntnisse  zu  erweitern. 
Sie  wüssten  vollkommen  das  hohe  Vertrauen  zu  würdigen .  wel- 


los 

dies  mau  in  sie  gesetzt,  seien  sich  aber  auch  der  Verantwortlichkeit 
hewiisst,  die  ihnen  dasselbe  auferlei^e,  und  fühlten,  dass  nur  die 
höchste  Anstrengunj»;  im  Stande  sein  werde,  den  Fordernng'en, 
die  man   nun  an  sie  zu  stellen  berechtij>'t  sei,  Genüge  zu  leisten. 

Die  von  den  Herreu  IJergrath  II  a  i  d  i  n  g  e  r  und  Custos 
Partsch  den  Reisenden  milgetheilte  Instruction  hatte  als  Haupt- 
kunde, denen  sie  ihre  Aufmerksamkeit  zuwenden  sollten,  be- 
zeichnet: 

1)  Die  sämmtlichen  Arbeiten,  welche  in  Frankreich  durch 
die  Hrn.  Elie  deBeaumont  undDufresnoy  bei  der  Vollen- 
dung der  geologischen  Karte  von  Frankreich  ausgeführt  wurden. 

2}  Die  sämmtlichen  Arbeiten,  welche  in  England  unter  der 
Leitung  des  Sir  Henry  de  la  Beche  im  Gange  sind,  um 
das  Land  geognostisch  zu  durchforschen,  und  die  Resultate  in 
Karten  wiederzugeben. 

Beides  in  wissenschaftlicher,  technischer  und  administra- 
tiver Beziehung. 

3)  Die  Folge  der  Gebirgsschichten  in  England  und  Frank- 
reich, besonders  zur  Vergleichung  mit  den  ähnlichen  Fortsetzungen 
in  unseren   eigenen  Gebirgen. 

4)  Das  Anknüpfen  und  Fortführen  freundschaftlicher  wissen- 
schaftlicher Beziehungen  mit  den  Forschern  in  den  zu  durch- 
reisenden befreundeten  Ländern. 

Die  Reiseroute  wurde  nur  ganz  im  Allgemeinen  bezeichnet, 
und  den  beiden  Reisenden  der  Auftrag  ertheilt ,  sich  hinsichtlich 
derselben  erst  mit  den  Geologen  in  Frankreich  und  England  zu 
besprechen. 

Endlich  wurde  ihnen  anempfohlen,  von  Zeit  zu  Zeit  brief- 
lich Nachricht  von  ihren  Bewegungen   zu  geben. 

Aus  diesen  brieflichen  Mittheilungen  hatte  Hr.  Bergrath  Hai- 
dino:er  ein  übersichtliches  Bild  des  ersten  Theiles  der  Reise 
der  beiden  Herren  zusammengestellt  und  der  Classe  in  ihrer 
Sitzung  am  20.  Juli  vorgelegt.  In  ähnlicher  Weise,  erwähnte 
Hr.  V.  Hauer,  wolle  er  es  versuchen,  auch  den  zweiten  Theil 
zu  schildern.  Er  behalte  sich  dabei  vor,  auf  einzelne  Gegen- 
stände, die  ein  längeres  Studium  nöthig  machen,  so  insbeson- 
dere auf  die  geologischen  Arbeiten  in  England,  bei  späteren 
Gelegenheiten  ausführlicher  zurückzukommen. 


100 

Von  London  aus,  Ms  wohin  die  MitlluMluni^  des  Herrn 
l{er<2;r.iths  Haidinger  reielit,  begaben  sich  die  Weisenden  über 
liinningliani  in  die  siliirisebcn  Dislricte  von  Wolverhanipdon  und 
Diidley.  Die  Scbieliten  des  »enluekkalksleines  bei  Ironbridgc 
liel'erten  eine  reielie  Ausbeute  von  Fossilien,  und  die  Sanun- 
Inngen  der  Herren  Gray  und  Fleteber  in  Dudley,  die  die 
merkwürdigsten  und  seltensten  Gegenstände  entlialten,  welche  seit 
einer  langen  Keihe  von  Jahren  in  der  dortigen  Gegend  vorge- 
kommen waren,  erlaubten  mit  einem  Blicke  die  Fauna  dieser 
Formation  äu  übersehen,  lieber  Derby,  woselbst  sich  ein  kleines, 
ziemlich  unbedeutendes  Museuui  beiludet,  setzten  sie  ihren  Wej^ 
weiter  fort  nach  York.  Herr  C  harles  worth,  Herausgeber 
des  London  geological  Journal,  V'orsteher  des  dortigen  Museums, 
machte  beide  Herren  auf  die  vii^len  interessanten  Gegenstände 
desselben  aufmerksam.  Besonders  die  nach  der  Reihenfülg(;  der 
Formationen    »"eordnete  Sanuulun«»'    bot   viele   Belehruni»'.    Ueber- 

O  o  *— ' 

«liess  sahen  sie  in  York  die  Sammlung  des  Herrn  Reed,  ent- 
haltend die  Fossilien  der  benachbarten  Juraschicliten  ,  und  mach- 
ten die  Bekanntschaft  des  Herrn  Higgins,  der  eine  sehr  inter- 
essante Sammlun»-  der  Lias  -  Insecten  von  Aust  bei  Bi-istol 
besitzt. 

Von  York  machten  sie  einen  Ausflug  nach  Scarborough  und 
AVhilby.  und  lernten  in  einigen  prachtvollen  natürlichen  Durch- 
schnitten beinahe  sämmtliche  Glieder  der  englischen  Jura-  und. 
Liasformation  kennen.  Mit  Hülfe  von  Phillips  klassischen  Be- 
schreibungen kann  man  hier  schneller  eine  Uebersicht  dieser 
Bildiinii'en  erlaniien,  als  vielleicht  in  irii'eud  einem  andern  Theile 
der  Welt.  Die  reichen  Sannnlungen  der  Herren  Lakenby  und 
Beane  in  Scarborough,  dann  die  unter  Herrn  Simpson's  Lei- 
tung stehende,  sehr  interessante  Museal-Sanjmlung  in  Whitby  er- 
leichterte dabei  ebenfalls  wesentlich  ihre  Aufgabe. 

Der  nächste  wichtige  Punct,  den  sie  besuchten,  Newcastle, 
wurde  ihnen  besonders  durch  die  freundliche  Gefälligkeit  des 
Hrn.  Doctors  Charlton  lehrreich,  \icht  nur  zeigte  ihnen  der- 
selbe die  Schichten  der  Kohlenformation  in  einer  der  Gruben, 
und  die  in  derselben  vorkommenden  I'llanzenreste  in  dem  Mu- 
seum; er  schenkte  ihnen  überdiess  eine  reiche  Sammlung  dieser 
Pllanzcn,    die    einen    guten  Anhaltspunct    zur  Vergleichung    mit 


ito 

iinsoreii  östorreichisclioii  Kolilcnpflanzen  darbielfii  wird.  Herr 
King  zeigte  den  Reisenden  seine  Saininlung  der  Fossilien  des 
Zeohsteincs  von  Sunderland,  über  welche  er  eine  Arbeit  für 
die  Schriften  der  paläontograpbischen  Gesellschaft  in  London 
vorbereitet,  und  g'ab  ihnen  die  nöthigen  Anweisungen,  um  bei 
einem  Ausfluge  nach  dem  genannten  Orte  diese  interessante  For- 
mation studiren  zu  können. 

Von  Newcastle  begaben  sie  sich  nach  Edinburgh.  Die  Be- 
sichtigung der  schönen  Universitätssammlung  und  der  des  Herrn 
Dr.  Treal,  eine  Excursion  auf  den  benachbarten  Arthur's  Seat, 
wohin  Hr.  Prof.  Forbes  selbst  sie  zu  begleiten  die  Gefälligkeit 
hatte,  Anknüpfung  von  Bekanntschaften  mit  den  Herren  Allan, 
Goodsir  u.  A.,  machten  ihren  viertägigen  Aufenthalt  daselbst 
eben  so  angenehm  als  lehrreich. 

Von  Edinburgh  ging  man,  da  die  Zeit  drängte,  ohne  wei- 
teren Aufenthalt  über  Calander  und  den  Loch  Lommon  nach 
Glasgow,  dann  weiter  über  Liverpool  und  Bristol  nach  Swansea, 
wohin  die  Reisenden  durch  Sir  Henry  de  la  B  eche's  Vermitt- 
lung zum  Besuche  der  18.  Jahresversammlung  der  Brittish 
Association  for  the  Advancement  of  Sciences  eingeladen  worden 
waren.  Ihre  Hoffnung,  daselbst  mit  vielen  der  ausgezeichnetsten 
Gelehrten  Englands,  die  an  ihren  Wohnsitzen  aufzusuchen  keine 
Zeit  mehr  übrig  blieb,  zusammenzutreffen,  wurde  aufglänzende 
Art  erfüllt.  Zum  Präsidenten  der  geologischen  Section ,  deren 
Sitzungen  sie  natürlich  am  fleissigsten  besuchten,  war  de  la 
Beche  gewählt  worden;  ausserdem  trafen  sie  dort  die  Herren 
Buckland,  Greenough,  Hörn  er,  Bowerbank,  For- 
bes, Ibbetson,  Philipps,  Egerton,  Man  teil,  Ramsay, 
Oldham  und  den  Amerikaner  Rogers;  unter  den  Physikern 
und  Chemikern  waren  Faraday  ,  Brewster,  Wh e well, 
Wheatstone,  Grove,  Plaifair,  unter  den  Zoologen  Owen 
zugegen.  Von  allen  diesen  Herren  wurden  sie  mit  gleicher 
Herzlichkeit  aufgenommen. 

Von  Swansea  gingen  sie  über  Dowles  House,  wo  sie  in 
Hrn.  Roger's  Gesellschaft  das  sehr  lehrreiche  Steinkohlenbecken 
von  Süd  Wales  studirten,  nach  Aberystwith,  wo  sie  mit  Ramsay, 
dem  Director  des  Geological  wSurvey  für  England  zusammen- 
trafen.   Derselbe    geleitete    sie  nach  Llanberris ,    am  Fusse    des 


111 

Siiowdon,  wo  eben  die  Unlcrsuchun^cii  lur  don  gcological  iSurvcy 
im  (jiangc  wartMi.  Vier  'rau;e  braclileii  sie  hier  damit  zu,  unter 
seiner  Leitung-  die  Mcllioden  kennen  zu  lernen,  die  man  hier 
bei  Anfertiguui^'  der  geologischen  Karlen  und  Durchschnitte  an- 
wendet, so  wie  auch  eine  Uebersiclit  der  ganzen  Administration 
dieser  walirhaft  grossartigen  Unternehmung  sich  zu  verscIiallVn. 
Auch  Herr  Smyth,  der  Mining  Geologist  für  den  geol.  Survey, 
den  beiden  lleisenden  schon  seit  seinem  Aufenthalt  auf  dem  Con- 
tinent  befreundet,  traf  hier  mit  ihnen  zusammen,  und  belehrte 
sie  über  die  von   ihm   unternommenen  Arbeilen. 

Einer  Einladung  des  Sir  Philipp  Egerton  folgend,  begaben 
sie  sich  weiter  nach  Aulion  Park  in  Chesire.  Seine  prachtvolle 
Sammlung  von  fossilen  Fischen,  dann  di(!  ringsum  auftretenden 
Schichten  des  \ewred  Sandstone,  so  wie  die  schönen  Salzgruheu 
in  demselben,   nahmen  ihr  volles  Interesse  in  Anspruch. 

Da  die  schon  vorüerückle  Jahreszeit  die  Vollendunü;  der 
Heise  durch  das  südliche  Frankreich  und  die  Schweiz,  wie  sie 
ursprünglich  prqjectirt  war,  nicht  mehr  zu  erlauben  schien,  das 
letztere  Land  aber,  dessen  Gebirge  als  eine  unmittelbare  Fort- 
setzung der  österreichischen  Alpen  für  die  Vergleichung  mit 
denselben  vor  Allem  von  Wichligkeit  sind,  in  keinem  Falle  auf- 
gegeben werden  durfte ,  so  gingen  sie  ohne  weiteren  bedeuten- 
den Aufschub  zurück  über  London,  Dover,  Ostendo  und  Köln 
nach  Mainz,  Von  letzterem  Orle  machten  sie  einen  Ausllui»'  nach 
Wiesbaden,  sahen  daselbst  die  schöne  Sannulung  von  Fossilien 
aus  den  devonischen  Schichten  des  Rheinthaies,  die  die  Gebrüder 
San d her g er  durch  jahrelange  Bemühungen  zusammengebracht 
hatten,  und  gingen  dann  weiter  nach  Fi*ankfurl,  um  Hermann 
v.  Meyer  kennen  zu  lernen  und  das  prachtvolle  Senkenberg'- 
sche  Museum  in  Augenschein  zu  nehmen. 

Weiter  führte  die  Reisenden  ihr  Weg  über  Darmstadt,  wo 
sie  zwar  Herrn  Prof.  Kaup  nicht  antrafen,  doch  aber  die  Mu- 
sealsammlung  und  die  schöne  Klipstein'sche  Sammlung,  die  den 
berühmten  Dinotheriumschädel  enthält,  sahen,  nach  Heidelberg*. 
Geheimrath  L  e  o  n  h  a  r  d,  Hofrath  R  r  o  n  n  und  Prof.  R I  u  m  zeigten 
alle  gleiche  Theilnahme  für  den  Zweck  ihrer  Sendung;  bei  letz- 
terem sahen  sie  die  wohl  reichste  Sammlung  von  Pseudomor- 
phosen,  die  existirt. 


112 

Von  Darmsladl  booabon  sie  sich  über  Strassl)ur<»"  und  Frei- 
bürg"  nach  Basel;  in  ersterer  Stadt  befindet  sich  ein  sehr  gut 
geordnetes  Museum  mit  naturliistorisclien  Sanunhumcn  aller  Art. 
Leider  trafen  sie  Seh  inger,  der  gegenwärtig  als  Nachfolger  von 
Vol/iCustos  an  deniselben  ist,  niclit  an,  ebenso  war  Herr  Pro- 
fessor Braun  aus  Freiburg  abwesend. 

Aus  dem  badischeii  Oberlande  ging  es  weiter  in  die  Schweiz. 
Auch  hier  waren  zu  ihrem  grossen  Bedauern  viele  der  berühm- 
testen Geologen  dieses  interessanten  Landes  vom  Hause  ent- 
fernt; doch  sahen  sie  alle  wichtigeren  Museen,  und  konnten 
dem  regen  wissenschaftlichen  Sinne  der  Bevölkerung,  der  selbst 
in  den  kleinsten  Städten  wissenschaftliche  Anstalten  von  höch- 
ster Bedeutung  in's  Leben  gerufen  hat,  ihre  Bewunderung  nicht 
versagen.  In  Basel  begleitete  Herr  Rathsherr  P.  Merian  beide 
Herren  in  das  unter  seiner  Leitung  stehende  Museum;  die  Samm- 
lungen wurden  eben  in  ein  neues,  sehr  schönes  und  weitläufiges 
Gebäude,  dessen  Erhauungskosten  durch  eine  Subscription  unter 
den  reichen  Basler  Bürgern  gedeckt  waren,  übertragen.  In 
Solothurn  ist  durch  Prof.  Hugi's  Verdienst  ein  Museum  ent- 
standen, dem  er  selbst  als  Custos  vorsteht;  die  Fossilien  des 
Portland ,  welche  Formation  sie  in  den  ausgedehnten  Stein- 
brüchen ,  dicht  an  der  Stadt ,  studiren  konnten ,  findet  man  hier 
in  bewunderungswürdiger  Schönheit  und  Vollständigkeit.  In 
Neufchatel  hat  leider  die  vor  Kurzem  zur  Regierung  gelangte 
radicale  Partei  die  vormals  so  blühende  Akademie  der  Wissen- 
schaften aufgelöst.  Ein  Guioz,  Martin  u.  A.  verHessen  in  Folge 
dessen  die  Stadt,  und  ebenso  ist  jede  Aussicht  abgesperrt,  Agas- 
si z  dahin  zurückkehren  zu  sehen,  doch  gewährte  das  pracht- 
volle Museum,  das  unter  Coulon's  umsichtsvoller  Leitung  steht, 
viel  Genuss;  auch  machten  die  Reisenden  auf  dessen  Anrathen 
einen  Ausflus:  in  die  bekannten  Niocomieu-Brüche.  Das  Museum 
in  Lausanne  enthält  wenig  von  Fossilien,  dafür  aber  eine  der 
schönsten  Mineraliensammlungen,  die  man  sehen  kann;  Landy's 
Privatsammlung  konnten  sie,  da  der  Besitzer  abwesend  war,  leider 
nicht  sehen.  In  Genf  trafen  sie  weder  Pictet  noch  Favre;  auch 
hier  fanden  sie  im  Museum  eine  ausgezeichnete  Mineraliensamm- 
lung. In  Bex  besuchten  sie  Charp  entier  und  Landy,  welche 
sie  mit  den  geognostischen  Verhältnissen  der  Umgegend  bekannt 


machlon,  und  crliicllc»  hei  Herrn  Thomiis  eine  schöne  Suile 
von  Al|)enfo.s.silien  aus  der  Scliwei/i.  C  har  p  e  n  t  ie  r  '  s  pracht- 
volle Siiininluiig"  von  liand-  und  SüsswasscrnioUiisken,  wenn  auch 
nicht  direct  im  HeiMiiche  ihrer  eigenen  Studien,  wurde  ihnen 
doch  durch  des  Besitzers  Helehriiniieii  sehr  interessant.  In  Bern 
trafen  sie  leider  Herrn  S lud  er  nicht  au,  dai^x'i^en  machte  sie 
Brunn  er  der  jüngere  mit  grösster  (jefälHiilveit  mit  den  Samm- 
lung'cn  des  Museums,  dessen  Fossilien  er  ehen  zu  ordnen  he- 
schäftiii-t  war.  und  mit  seinen  eigenen  neuesten  geologischen 
Arheiten  hekannt.  Die  reiche  Suite  von  SchweiÄer-Alpenfossilien, 
so  wie  die  \ummuliten,  deren  Species  endlich  definitiv  fest/iU- 
stellen,  den  Bemühungen  Brunner's  gelungen  ist,  waren  für 
die  Reisenden  von  hesonderer  Wichtigkeit.  Auch  das  Museum 
in  Zürich  ist  durch  seinen  Reichlhum  an  Alpenfossilien  ausge- 
zeichnet. Herr  Professor  Moussou  hatte  die  (Jute,  sie  in  das- 
selbe zu  begleiten,  da  Escher  von  der  Linth  abwesend  war. 
Ueberdiess  sahen  sie  in  Zürich  eine  der  schönsten  existircnden 
Privatsammlungen  von  Mineralien,  die  der  freundliche  Besitzer, 
Herr  Wiser,  ihnen  zeigte.  Besonders  interessant  sind  in  der- 
selben die  Vorkommen  von  Schwcizermlneralien, 

Von  Zürich  gino'en  die  Beisenden  über  SchalTliausen  nach 
Tübingen,  und  da  sie  daselbst  Herrn  Prof.  Quenstedt  nicht 
antrafen,  gleich  weiter  nach  Stuttgart.  Herr  Ober-Medizinalrath 
Jäger  geleitete  sie  selbst  in  das  schöne  Museum,  so  wie  in 
die  benachbarten  Keuperbrüche,  und  Herr  Plieninger  zeigte 
ihnen  einen  sehr  interessanten  neuen  Saurier  aus  dem  Keuper 
von  Stuttgart,  mit  dessen  Zusammensetzung  er  eben  beschäf- 
tigt war. 

Die  weitere  Rückreise  führte  sie  nach  München,  wo  sie, 
zu  ihrem  grössten  Vergnügen,  die  Münsterische  Petrefacten- 
Sammlung  unter  Prof.  Wagner's  Leitung  bereits  aufgestellt 
fanden.  Durch  die  Munificenz  der  k.  baierischen  Regierung  ist 
dadurch  München  um  einen  wissenschaftlichen  Schatz  bereichert, 
den  keine  andere  Stadt  in  Europa  in  gleicher  Schönheit  aufzu- 
weisen hat.  Nachdem  sie  einige  Tage  dem  Genüsse  der  Be- 
schauung dieser  herrlichen  Sammlung ,  so  wie  der  übriii'cn 
Sehenswürdigkeiten  von  München  gewidmet  hatten,  begaben  sie 
sich  über  Salzburg  nach  Linz,  wohin  eben  Herr  Custos  Ehrlich 

V.   Heft.    Sitzb.  d.   mathcin.   naturw.   Cl.  8 


von  seiner  Reise  durch  die  österreichischen  Alpen  mit  reicher 
wissenschaftlicher  Ausheute  zurückgekehrt  Wtir,  und  trafen  am 
7.  Octoher  in  Wien  ein. 

Schliesslich  hemerkte  Herr  v.  Hauer  dürfe  er  nicht  uner- 
wähnt lassen,  dass  wenn,  wie  er  hoflen  xu  können  glaube,  es 
seinem  Gefährten  und  ihm  gelungen  sei,  den  Zweck,  zu  dem 
man  sie  ausgesendet,  wenigstens  annähernd,  zu  erreichen,  sie 
diess  lediglich  der  thätigen  Unterstützung,  die  man  ihnen  aller- 
seits angedeihen  liess,  zu  verdanken  hätten.  Eine  allgemeine  Ver- 
brüderung, wie  man  sie  in  der  Politik  bisher  leider  vergeblich 
angestrebt,  ist  unter  den  Männern  der  Wissenschaft  in  der  That 
längst  schon  erreicht;  in  allen  Ländern,  die  sie  durchwandert, 
hat  der  Entschluss  der  kais.  Akademie  ,  sich  an  die  Spitze  der 
auszuführenden  geologischen  Forschungen  zu  stellen,  die  freu- 
digste Theilnahme  erregt  und  überall  hat  es  nur  der  Erwäh- 
nung der  Absichten  der  Reisenden  bedurft,  um  ihnen  die  kräftige 
Hülfe  der  hervorragendsten  Gelehrten  zuzusichern. 


Sitzung  vom  14.  Decembpr  1848. 


In  Beziehung  auf  den  vom  Herrn  Bergrathe  Hai  ding  er 
in  der  Sitzung  vom  16.  November  gestellten  Antrag,  hält  Herr 
v.  Morlot  nachstehenden  Vortrag: 

Kaum  hatte  sich  die  Geologie  aus  dem  hartnäckigen  Kampfe 
der  Neptunisten  und  Plutonisten  mühsam  herausgewunden  und 
dem  Wasser  wie  dem  Feuer,  einem  jeden  das  Seine  zuerkannt 
in  der  Bildung  der  festen  Erdrinde,  deren  sämmtliche  Theile 
sie  fortan  in  zwei  Hauptclassen  bringen  konnte,  als  sich 
sehr  bald  eine  neue,  fast  eben  so  inhaltsschwere  Frage  ent- 
wickelte, indem  man  eine  eigene  Categorie  von  Gebirgsarten 
beobachtete,  welche  die  Hauptcharaktere  der  neptunischen  mit 
denen    der   plutonischen   Gebilde,    Schichtung   mit  Krystallinität 


veremigen. 


Die  erste  Erklärung  dieser  Erscheinung,  die  sich  dem 
Geiste  aufdrang,  war,  dass  man  es  hier  mit  einer  ursprünglich 
gewöhnlichen  Sedimentformation  zu  thun  habe,  die  aber  später 
durch  den  Einfluss  von  feurig -flüssigen,  aus  der  Tiefe  empor- 


115 

gediMiiigcnon  Massen  iimg'cwandelt  worden  wäre.  —  Diess  war 
die  Lehre  des  M  etam  orp  h  ism  u  s  ,  wie  sie  in  ihrer  ersten 
einfachen  Form  seit  beiläullg'  einen»  Menschenalter  besteht,  aber 
nicht  länger  bestehen  kann,  indem  die  seitherigen  Fortschritte 
in  der  Wissenschaft  die  vSchwicrigkeiten  jener  ersten  Erklärung 
so  vermelirt  haben,  dass  nian  gegenwärtig  xu  den  extremsten 
Ansichten  geführt  worden  ist.  So  wollen  die  Einen  nicht  nur 
den  massigen  Granit,  sondern  sogar  den  früher  für  metamor- 
{thisch  gehaltenen  Gnciss  in  feurig -llüssigem  Zustand  aus  dem 
Erdinnern  emporgestiegen  sein  lassen ,  während  Andere  gerade 
umgekehrt  bisher  für  plutonisch  gehaltene  Massen  von  Porphyr 
als  durch  Umwandlung  von  Sedimentgebilden  entstanden  aner- 
kennen, und  endlich  eine  dritte,  freilich  unbedeutende  Partei, 
sowohl  die  geschichteten  krystallinischen  Gesteine  als  die  ganKe 
lleihe  der  massigen  Gebirgsarten,  vom  Granit  bis  7<um  liasalt, 
ohne  weiteres  für  einen  Absatz  aus  dem  Wasser  erklären,  und 
so  die  veraltete  Werner'sche  Theorie  wieder  aufzufrischen 
versuchen.  —  Und  was  den  gegenwärtigen  Zustand  der  Wis- 
senschaft erst  recht  charakterisirt:  man  weiss  gar  nicht  nach 
welcher  Ilichtung  sich  zu  wenden,  und  muss  einstweilen,  in 
Ermangelung  eines  bessern  Ausweges,  die  beiden  erstgenann- 
ten Extreme  wenigstens  —  da  sie  beide  die  grössten  Autori- 
täten und  besten  Gründe  für  sich  haben  —  gelten  lassen. 

Doch  den  gordischen  Knoten  zu  lösen  eröflnet  sich  eine 
Aussicht  in  diesem  Momente   der  grössten  Verwirrung. 

Als  eine  der  bedeutungsvollsten  FVagen,  in  Bezug  auf  Me- 
tamorphismus, gilt  wohl  mit  Recht  die  Entstehungsweise  des 
Dolomites,  und  ihre  zu  erwartende  Lösung  ist  als  der  Schlüssel 
zu  dem  Compicx  der  räthselhaften  Erscheinungen  bezeichnet 
worden,  welche  die  Alpen  für  den  Geologen  zu  einem  Lande 
der  Wunder  stempeln.  Sie  wurde  durch  den  Begründer  der 
neueren  Geologie  aufgeslellt;  Leopold  v.  Buch  erkannte  zuerst, 
dass  die  oft  ganz  massigen  und  versteinerungsleeren  Dolomite 
des  südlichen  Tyrols  früher  geschichteter  Kalkstein  waren, 
schrieb  aber  diesen  Umwandlungsprozess  dem  Plutonismus  zu. 
—  Diese  Frage  hat  seither  die  Aufmerksamkeit  der  Welt  im- 
mer mehr  in  Anspruch  genommen,  und  während  die  Einen  die 
bewunderungswürdig    scharfe  Beobachtung   Leopold  v.  Buch's 

8  • 


iir> 

verwarfen,  weil  sie  ihre  Krkliiruiig  für  nnzureielieiul  anerkann- 
ten, haben  sieh  Andere  bemüht,  eine  bessere  Erklärung'  zu 
finden ;  sie  2,inji,en  aber  dabei  imniei*  von  der  einmal  vorge- 
fassten  RIeiniuig  einer  phitonisciien  Ursaehe  aus,  und  gelangten 
zu  keinem  Resultat.  —  Wie  fest  die  durch  Selbstanschauung 
gewonnene ,  klare  Ueberzeugung  von  dem  metamorphischen 
Charakter  des  Dolomites,  bei  der  gänzlichen  Unmöglichkeit  sich 
durch  bekannte  Ursachen  von  seiner  Entstehungsweise  lleehen- 
schaft  zu  geben,  wurzelte,  beweist  der  Umstand,  dass  sogar 
die  Vermuthung  ausgesprochen  wurde ,  es  möchten  Talkerde 
und  Kalkerde  isomere  Formen  desselben  Körpers  sein,  und 
daher  der  Kalkstein  durch  einen  inuern  Umwandlungsprocess 
zu  Dolomit  werden  können.  Diess  gibt  wohl  den  besten  Be- 
griiT  von  dem  verzweifelten  Zustand,  in  welchem  Hai  ding  er 
die  Frage  fand,  als  er  sie  auffasste,  und  durch  eine  Reihe  von 
scharfen  Beobachtungen  und  wohlverketteten  Inductionen  zum 
Schluss  kam,  dass  es  eine  wässerige  Lösung  von  Bittersalz 
sei,  welche  bei  gleichzeitiger  Ausscheidung  von  Gyps  den  Kalk- 
stein zu  Dolomit  umgewandelt  habe,  und  zwar  bei  erhöhter 
Temperatur,  da  unter  den  gewöhnlichen  Umständen  gerade 
umgekehrt  eine  Gypslösung  den  Dolomit  zu  Kalkstein  umwan- 
delt und  Bittersalz  ausscheidet.  Der  darauf  hin  eingeleitete 
Versuch  erwahrte  vollkommen  die  vorausgesagte  chemische 
Reaction;  Beobachtungen  ganz  anderer  Art,  aus  dem  Gebiete 
der  Mineralogie  und  Geologie,  bringen  täglich  neue  Bestäti- 
gungen der  lichtvollen  Theorie ,  und  kaum  ist  sie  ruchbar  ge- 
worden, als  sich  schon  aus  dem  fernen  Ausland  Stimmen  des 
freudigen  Beifalls  hören  lassen.  So  schreibt  Fournet,  einer 
der  achtbarsten  französischen  Geologen,  der  sich  ganz  beson- 
ders mit  dem  Metamorphismus  beschäftigt,  und  so  eben  erst 
ein  eigenes  Werk  über  Dolomit  herausgegeben  hat:  „Vous 
„devez  dejä  voir  ä  la  maniere  dont  on  exploite  votre  theorie 
j,gue  Von  est  hien  aise  d^avoir  votre  point  d\ippui  pour  pou- 
„voir  retourner  la  qnestion  et  se  tirer  dhin  mauvais  pas ,  oü 
„Von  s'etait  temerairement  engage.  II  parait  qiie  M.  Elie  de 
„Beauonont  renonce  aiix  crateres  de  soulevement  avec  va- 
„peurs  magnesiennes  pour  adopter  Vaction  aqueuse.  La  re- 
„volution  ne  saurait  etre  plus  complele ! " 


JI7 

Aber  so  scli(in  diose  Resultate  aiicli  sind,  so  ist  doch  die 
Auliiabe  nur  Kur  lliilfle  gelöst,  indem  l)loss  die  eheniische 
Heaction  nach«;"e\viesen  wurde,  und  noch  immer  das  Erlbrderniss 
übrig-  bleibt,  den  leibli;»rtii;en  Dolomit,  wie  ihn  die  Natur  ge- 
macht hat,  in  einer  feslen  Masse  mit  erkennbaren  llhomboedern 
aus  Kalkstein,  darzuslellen.  Dann  erst  ist  das  Werk  "ekrönt  und 
der  Schlussstein  zum  {"esten  (»ewölbe  gelegt,  iibcr  welchem 
man   sielieru   Fusses   zu  weiteren    Kntdeekungen  schreiten   wird. 

Der  Versuch,  der  die  cliemische  Heaction  nachwies,  war 
sehr  leicht  und  einfach  auszuführen ;  es  genügte ,  die  zur  ge- 
genseitigen Ileaelion  beslimmlen  Körper  in  ein  Stück  (ilasrölire 
einzuschmelzen  und  diese  zu  erhitzen;  allein  zur  Darstellung- 
des  Dolomites,  wie  ihn  die  \atur  gemaclit  hat,  hraucht  es 
auch,  wie  in  der  Natur,  einen  durchziehenden  Strom  der  um- 
wandelnden Flüssigkeit,  und  dazu  gehört  uniiefjüir  foli>-ender 
Apparat:  Ein  Stück  Flinlenlauf,  zur  Aufnahme  des  umzuwan- 
delnden Körjiers,  in  Verbindung  gesetzt  mit  einer  kleinen  Druck- 
pumpe, um  die  umwandelnde  Lösung  langsam  aber  mit  grosser 
Gewalt  durch  den  umzuwandelnden  Körper  durchzupressen, 
dazu  noch  ein  Ueservoir  zur  anzuwendenden  Lösun«',  ein  iMa- 
nomcter  und  ein  Sicherheitsventil,  das  Ganze  so  gearbeitet, 
dass  es  einen  Druck  von  hundert  Atmosphären  aushalten  kann. 
Dass  dabei  Einfachheit  in  der  Construction,  mit  leichter  Hand- 
habung und  Unabhängigkeit  der  einzelnen  Maupttheile,  verhun- 
den  sein  muss,  versteht  sich  wohl  von  selbst,  und  der  vor- 
g-elegte  Entwurf  dürfte  diesen  Hedingungen  entsprechen.  Ein 
Umstand  von  hervorragender  >>  ichtigkeit  dabei  ist,  dass  dieser 
Apparat  nicht  nur  ein  einziges  Mal  zu  einem  einzelnen  Versuch 
brauchbar  ist,  sondern  dass  er  zu  einer  ganzen  Reihe  von 
ähnlichen  Versuchen  dienen  wird ,  und  dadurch  zu  den  schön- 
sten und  interessantesten  Resultaten  zu  führen  verspricht.  So 
lässt  sich  z.  Ij.  erwarten,  dass,  wenn  man  den  Kalkspath  durch 
Basalt  ersetzt  und  im  Uebrigen  die  ganz  identische  ]>[anipula- 
tion  vornimmt,  sicii  Serpentin  oder  Talk  bilden  wird,  indem 
die  Rasen  des  Basaltes  mit  der  Schwefelsäure  des  Bittersalzes 
fortgehen  und  nur  die  Kieselerde  mit  der  Talkerde  zurück- 
bleiben müssten,  wie  es  auch  wirklich  in  der  Natur  der  Fall 
gewesen  zu  sein  scheint. 


i81 

Es  ist  nun  leicht,  sich  einen  BegrilT  von  dem  Folgcnreich- 
thum  des  einzuschlagenden  expcrimcntollen  Weges  zu  machen; 
die  Wissenschaft  erleidet  dadurch,  wie  es  Fournet  bereits 
anerkannt,  einen  gänzlichen  Umscliwung ,  und  durch  eine  solche 
lioliandlung-  der  grossen  Frage  über  die  Entstehung  des  Dolo- 
mites schreitet  man  direct  auf  die  Entwicklung  der  Gebirgs- 
metamorphose  los,  die  so  lange  ein  unauflöslicher  gordischer 
Knoten  blieb. 

So  viel  zur  Begründung  des  gestellten  Antrages :  die  kai- 
serliche Akademie  der  Wissenschaften  möge  eine  Summe  be- 
willigen, um  den  Apparat  herzustellen,  welcher  zur  Erlangung 
der  angedeuteten  Resultate  erforderlich  ist. 

Die  Classe  beschliesst ,  bei  der  Gesammt  -  Akademie  zu 
beantragen,  dass  zur  Anstellung  der  beabsichtigten  Versuche 
der  Betrag  von  300  fl.  C.  M.  zur  Verfügung  des  Herrn  v.  Morlot 
gestellt  werde,  welches  Ansuchen  später  die  gewünschte  Ge- 
nehmigung  erhielt. 


Herr  Professor  Dr.  Hyrtl  hielt  nachstehenden  Vortrag: 

Durch  die  traurigen  Ereignisse,  welche  der  Wiederherstel- 
lung des  gesetzlichen  Zustandes  in  unserer  Hauptstadt  voraus- 
gingen ,  erlitt  ich  den  Verlust  meiner  sämmtlichen  Habe.  Als 
ich  aus  dem  bei  den  Elisabethinerinnen  errichteten  Nothspitale 
für  Verwundete ,  wo  ich  seit  vier  Tagen  abgesperrt  war ,  in 
meine  Wohnung  zurückkehrte,  um  mein  blutiges  Hemd  zu  wech- 
seln, fand  ich  nur  die  rauclienden  Trümmer  meiner  friedlichen 
Behausung.  Wenn  ich  auch  genug  Philosoph  bin,  um  den  Ver- 
lust eitler  Güter  mit  Resignation  hinzunehmen,  so  war  doch  die 
durch  die  Zerstörung  meiner  Bibliothek,  meiner  Präparate,  mei- 
ner Manuscripte  und  Zeichnungen  vernichtete  wissenschaftliche 
Existenz  ein  allzu  harter  Schlag,  um  nicht  einen  an  Verzweif- 
lung grenzenden  Zustand  in  mir  herbeizuführen,  den  eine  Ver- 
sammlung von  Gelehrten  ohne  nähere  Schilderung  begreifen  und 
beurtheilcn  kann.  Ich  kann  mir  keinen  Vorwurf  machen,  irgend 
etwas  versäumt  zu  haben,  was  die  Rettung  des  mir  so  theuren 
Gutes  möglich  zu  machen  schien.     Als  die  fürchterlichen  Zubc- 


HO 

reiliiugcii  l)Ci>annoii,  welche  aus  dem  Ende  der  Jägerzeile  eine 
Ciladclle  niaehlen,  und  das  drohende  («epräng'e  der  Zerslöriings- 
mittel  des  Krieges  vor  meinen  Fenstern  sich  entwickelte,  brachte 
ich  meine  Schatze  in  den  Kellern  des  Hauses  in  Sicherheit. 
Ich  hielt  mein  Haus  sogar  für  sicherer  als  die  Universität,  da 
das  Gerücht ,  man  sei  entschlossen  sich  dort  bis  auf  den  letz- 
ten Mann  zu  verlheidigen,  und  das  Gebäude  in  die  Luft  spren- 
gen ,  Jedem  glaubwürdig  erscheinen  musste  ,  der  die  sinistern 
Gestallen  sah  ,  die  in  dem  entweihten  Musensitz  ihr  Lajicr  auf- 
geschlai^en.  Ich  Hess  desshalb ,  was  ich  Werthvolles  auf  der 
Anatomie  besass,  Instrumente,  Mikroskope,  in  meine  Wohnuiii^ 
scharten;  doch  von  Allem,  was  ich  besass,  ist  mir  nichts  ge- 
blieben, als  das  ausgeglühte  Gestell  eines  Schraubenmikrome- 
ters, welches  ein  Tagiöhner  beim  FortschalTen  des  Schuttes 
aufgehoben  und   mir  zugestellt  halte. 

Es  ist  nicht  meine  Absicht  die  ganze  Grösse  meines  Ver- 
lustes zu  entwickeln,  oder  über  die  moralische  Weltordnung- 
der  Philosophen  IJetrachtungen  anzustellen,  zu  welchen  ein  sol- 
ches Erlcbniss  einigen  Stoft'  darbicthen  könnte  ;  —  ich  habe 
diese  Einleitung-  blos  gewählt ,  um  ,  so  weit  sie  mir  erinnerlich 
sind,  die  Resultate  jener  wissenschaftlichen  Arbeilen  milzuthei- 
len,  welche  ich  für  die  Akademie  der  Wissenschaften  und  durch 
ihre  Mittel  unternommen  habe.  Es  versteht  sich  von  selbst,  dass 
bei  einer  grossen  Anzahl  vereinzelter  Beobachtungen,  die  durch 
heterogene  Ereignisse  befangene  Erinnerung-  nur  auf  den  her- 
vorraiiendsten  weilen  kann. 

Ich  war  im  Laufe  des  verflossenen  Schuljahres  mit  zwei 
grösseren  anatomischen  Untersuchungen  beschäftigt  ,  welche 
beide  der  Vollendung  nahe  und  für  die  Annalen  der  Akademie 
bestimmt  waren.  .    " 

Die  erste  betraf  das  Urogenitalsystem  der  Knochenfische. 
Da  mir  aus  allen  Familien  dieser  zahlreichen  und  in  der  ae- 
nannten  Riclilung  wenig  untersuchten  Thierclasse,  Repräsentan- 
ten zu  Gebote  standen,  halle  ich  die  Freude,  ein  umfassendes 
und  systematisch  geordnetes  Ganzes  zu  Tage  zu  fördern ,  und 
die  vergleichend -anatomische  Literatur  mit  den  genauesten  De- 
tails über  Formen  und  Uebergänge  der  Harn-  und  Geschlechts- 
organe zu  bereichern.    Die  Beschreibung  der  Harnwerkzeuge  von 


120 

circa  200  Imlividuen  waren  bcroils  zur  systeruatlschen  Zusani- 
inenslcllimii;  geoiMlnet,  jene  der  Gesclileelilsorgane  bedurlXea  noch 
der  Conjpletirung  dnrch  die  Untersuclunig-  der  Anguillen  und  ihrer 
nächsten  Verwandten,  welche  ich,  als  die  verwickeiste,  bis  zum 
Ende  aiitii,eschoben  hatte.  Vier  Tafeln  Abbildungen  veranschau- 
lichten die  merkwiirdigsten  Ergebnisse  der  Arbeit ,  von  welchen 
ich  hier  nur  folgende  wenige  berühre. 

d)  Es  findet  ein  genau  nachzuweisender  Uebergang  von  der 
ursprünglich  einfachen  Niere,  welche  bei  allen  Gattungen  der 
Schollen  vorkommt,  zur  doppelten,  und  (wie  bei  einigen  Silu- 
roiden^  sogar  zur  vierfachen  statt.  Letztere  kommt  dadurch  zu 
Stande,  dass  durch  die  ungemein  starke  Entwicklung  der  Quer- 
fortsätze der  vorderen  Wirbel,  jede  der  paarigen  Nieren,  welche 
sich  bis  zu  den  oberen  Schlundkiefern  am  Schädelgrunde  erstre- 
cken ,  in  eine  vordere  und  hintere  getheilt  wird. 

&)  An  den  Nieren  der  meisten  Fische  lässt  sich  ein  Kopf- 
und  Bauchtheil  unterscheiden.  Ersterer  ragt  bis  an  oder  über  den 
grossen  Keilbeinflügel,  letzterer  bis  zum  Ende  der  Bauchhöhle, 
und  setzt  sich,  wie  bei  Cohitis  fossUis,  selbst  in  den  Canal  der 
unteren  Dornen  der  Schwanzwirbel  fort.  Zuweilen  fehlt  der  Bauch- 
theil gänzlich  ,  und  die  kurzen,  gelappten,  oblongen  Nieren  neh- 
men ganz  und  gar,  wie  bei  den  Gymnodonten,  den  Habitus  der 
Amphibienniere  an ,  und  sind  auch  mit  denselben  zuführenden 
Venen  versehen. 

c)  Die  allgemeine  Regel,  dass  die  Nieren  der  Wirbelsäule 
entlang  und  über  der  Schwimmblase  gelagert  sind,  erleidet 
einige  merkwürdi2:e  Ausnahmen.  So  finden  sich  Nieren  im  Fleische 
der  Rückenmuskeln  über  den  Querfortsätzen  der  Wirbel  {^Arms)^ 
Nieren  im  Schweife,  1  Zoll  hinter  dem  After  (bei  Cepola  ru~ 
bescens^,  Nieren  ausserhalb  der  Bauchhöhle  zur  Seite  der  Trä- 
ger der  Afterflossen  (bei  Solea  und  Monodnr^ .,  Nieren  unter 
der  Schwimmblase  (wie  bei  den  Welsen),  ja  sogar  Nierenseg- 
mente im  Herzbeutel  (wie  bei  den  Schleien),  und  paarige  Nie- 
ren in  der  Wirbelsäule  ihrer  ganzen  Länge  nach  (bei  Centro- 
notus  fjunneUus).  Aus  der  ursprünglich  einfachen  Niere  entsteht 
die  vielfach  durchbrochene  der  Clupeen,  die  Durchbruchsstellen 
sind  durch  die  stark  vorspringenden  Intervertebralknorpel  bedun- 
gen.    Mit    dem    Grösserwerden    der    Durchbruchsöfl'nungen    und 


121 

ihrem  \  erscIiiiicIztM»  uiUeiMMnandcr,  bleibt  zuIet/A  nur  eine  brü- 
ckenaHig;e  Verein ii^iini;-  der  beiden  \ieren  übrijii;,  welche  am 
häiilig-slen  am  Uasioccipilal-  und  an  den  vordersten  Wirbeln 
statt  hat. 

(I )  Je  kürzer  die  Nieren  ,  desto  länj^er  die  Harnleiter, 
^v(;l('lle  sich  nur  seilen  in  den  gespaltenen  zweihörnigen  Schei- 
tel der  Blase  einsenken  (Ci/privus.  Tinea,  Schilbe);  — meistens 
nahe  am  Ursprünge  der  Harnröhre  münden,  —  und  zuweilen, 
ohne  sich  zu  einer  Harnblase  zu  verbinden,  gleich  zur  Urethra 
verschmelzen  (wie  bei  Unuiramphus  hras.,  Esox  hcllotic.  Clu- 
pra  sprti/fiis.  Cobifis  etc.),  oder  spiralig  gewunden  erscheinen 
(wie  bei  Lopliins),  —  oder  selbst  frei  durch  die  Schwimmblase 
passiren  (wie  bei  Mvrlucriuft) ,  —  oder  wie  bei  Pitnrlofhis 
sammt  der  Vena  renalis  die  Qiierfortsätze  der  vorderen  Stamni- 
vvirbel  durchbohren,  um  das  Kopfstück  mit  dem  IJauchslücke 
der  Nieren  zu  verbinden,  oder  mit  Diverticulis  versehen  sind, 
welche  entweder  beiu»  Austritte  aus  den  Nieren  (Zifus /aber)  oder 
beim  Eintritte   in   die  Blase   vorkommen   (wie  bei  Chironeefeft). 

e)  Eine  sehr  merkwürdige  Erscheinung  ist  die  auffallende, 
häufi"'  vorkommende  Asymmetrie  der  Harnblase.  Dieses  bei  was- 
serbewohnenden  Thieren  scheinbar  nutzlose  Behältniss  liegt  nur 
selten  vollkommen  symmetrisch,  seine  lanffe  Axe  mit  der  ffcra- 
den  Körperaxe  parallel.  Sie  weicht  entweder  nach  links  oder 
nach  rechts  ab,  indem  sie  das  Mesorchium  oder  das  Aufbänge- 
band des  betretVcnden  Eierstockes  durchbohrt,  oder  ihrer  gan- 
zen Länge  nach  an  die  eine  Seitenwand  des  Unterleibes  gehef- 
tet erscheint.  Der  ausgesuchteste  Fall  dieser  Art  findet  sich 
bei  der  Forelle,  wo  die  elliptische  Harnblase  durch  ein  kurzes 
Mesenterium  an  die  rechte  Bauchwand  geheftet  ist.  Selbst 
symmetrisch  in  der  Medianlinie  gelegene  Blasen  werden  da- 
durch unregelmässig,  dass,  wenn  sie  seitliche  Hörner  besitzen, 
diese  an  Grösse  und  Bichtung  dilTeriren,  oder  nur  eines  der- 
selben vorhanden  ist,  wie  bei  Callionipnus  Dlorrisovü ,  wo  die 
über  dem  linken  Ovarium  gelegene  Harnblase  von  ihrem  (irunde 
ein  zum  rechten  Eierstock  herübergekrümmtes  Hörn  aussendet. 
Es  ist  leicht  zu  begreifen ,  dass  bei  einem  im  labilen  Gleichge- 
wichte schwimmenden  Thiere,  dessen  Schwerpunkt,  wie  bei  al- 
len  Tischen,    über    dem    Mittelpunkte    seiner    Masse    liegt,   eine 


122 

ungleiche  Belastung  seiner  beiden  Hälften  leicht  ein  Umschlagen 
des  Leibes  hervorrufen  würde,  wenn  nicht  die  Asymmetrie  der 
übrigen  Eingeweide,  und  namentlich  der  Leber,  eben  durch  die 
seitliche  Verschiebung'  der  oft  sei)r  voluminösen  Blase  corrigirt, 
und  dadurch  die  horizontale  Richtung  und  die  aufrechte  Hal- 
tung des  Fisches  auch  im  ruhenden  Zustande  möglich  gemaciit 
würden.  Auch  die  ungleiche  Grösse  der  recht-  und  linkseitigen 
Blutadern  und  ihrer  grossen  Sinuse ,  gibt  ein  wichtiges  stati- 
sches Moment  für  die  Aequilibrirung  des  Fischlcibes  ab. 

Diese  Compensationsverhältnisse  sind  so  richtig  berechnet, 
und  wiederholen  sich  so  oft  in  derselben  Weise,  dass  es  mög- 
lich ist,  beim  ersten  Blick  in  die  geöffnete  Bauchhöhle  eines 
Fisches  zu  sagen ,  ob  die  Blase  nach  links  oder  nach  rechts 
abweichend  gefunden  werden  wird.  Es  kommt  auch  vor  ,  dass 
eine  seitlich  liegende,  sehr  lange,  cylindrische  Blase,  wie  sie 
den  Schleimfischen  eigen  ist,  und  welche  im  gefüllten  Zustande 
schwerer  als  der  Leberlappen  sein  würde ,  welchem  sie  das 
Gleichgewicht  zu  halten  hat ,  sich  mit  ihrem  Scheitel  über  die 
Wirbelsäule  weg  nach  der  andern  Seite  krümmt,  um  sich  selbst 
zu  contrebalauciren. 

Die  Formen  der  Harnblase  sind  so  mannigfaltig ,  dass  sie 
sich  nur  durch  die  Ansicht  eines  Tableaus  versinnlichen  Hes- 
sen, welches  die  Übergänge  von  der  sphärischen  (^Clirysophri/s 
auraid)  zur  cylindrischen,  zweihörnigeu,  zwcifächerigen  und  end- 
lich doppelten  Blase  darstellte.  Die  merkwürdigste  Form  zeigt 
Lota  vulgaris,  von  welcher  ich  ein  sehr  grosses  Exemplar  zu 
untersuchen  Gelegenheit  hatte.  Die  grosse ,  birnförmige ,  links 
abweichende  Harnblase  war  mit  ohngefähr  20  Nebenblasen  be- 
setzt, welche,  so  oft  sich  die  Blase  zusammenzog  (ich  unter- 
suchte das  Thier  lebend)  und  den  Harn  in  diese  Ncbenblasen 
trieb,  zur  Grösse  einer  Erbse  und  darüber  turgescirten ,  und 
der  Blase  das  Ansehen  einer  beerenbesetzten  Traube  verliehen. 
(Vielleicht  ein  pathologischer  Zustand.)  In  der  Blase  desselben 
Thieres  fand  ich  einen  15  Gran  schweren  Blasenstein  —  der  ein- 
zige bekannte  Fall  von  Concrementbildung  im  Fischharne.  — 

Drüsige  Nebenorgane  der  Harnblase  fand  ich  beim  Sandaal 
(Ammodytes  tohianus),  —  eine  mit  feinen  Rauhigkeiten  (wie 
Zähnchen)  besetzte  rundliche  Knochenscheibe  in  der  Rückenwand 


123 

der  Blase  hei  Uranosoopus  scahei*,  —  abweichende  LagenVcrhält- 
nisse  hei  Conger  brasil.,  Muraeitophifi  saya  und  IMnraena  helena. 
f)  Auch  die  Anordnunu;  der  äusseren  OlVnungen  der  Ge- 
schlechts- und  Harnwerkzeune  bietet  interessante,  und  für  die 
IJestinimung-  des  Geschlechtes  nicht  unwichtige  Verschiedenheiten 
dar.  Es  ist  nicht  richtii^,  dass  bei  allen  Tischen,  wie  es  heisst, 
die  UroiienitalölVnuui'en  hinter  dem  After  liefen.  Uei  iXan  aus 
dem  Linneischen  Genus  Plenronectes  gebildeten  Gattungen  kom- 
men seitlich  vom  After  befindliche,  links-  oder  rechtsständige 
Urethralmündungen  vor.  Bei  Ilippocampus  münden  Harn-  und 
Geschlechtswege  in  den  After,  welcher  hei  den  Diodonten  und 
Tetrodonten  sich  zu  einer  wahren  Amphibienkloake  umwandelt. 
Auch  ist  es  unrichtig,  dass  die  Zeugungswege  sich  immer  mit 
einer  einfachen  Mündung  nach  aussen  oirneten.  Ich  habe  bei 
einem  sehr  grossen  männlichen  Exemplare  von  Bletinius  gatto- 
rtff/ine  die  Ductus  ejaculatorii  zu  beiden  Seiten  der  UrethralölT- 
nung'  münden  gesehen ,  während  bei  den  Weibchen  derselben 
Art  nur  ein  einfacher  Geburtsweg  sich  vor  der  Harnröhre  öff- 
net. —  Wahre  Samenbläschen  habe  ich  in  merkwürdig  verzweig- 
ter Form  bei  lilenn'ms ,  als  einfache  Divcrticula  des  Samenlei- 
ters bei  MuUtis  barhntif.9  aulgefunden.  —  Cuvier  behauptete, 
dass  die  bei  allen  Blenniusarten  hinter  dem  After  benndliche 
Papille  ,  die  Holle  eines  Begattungsorgaus  übernehme.  Oa  diese 
Papille  bei  beiden  Geschlechtern  vorkommt,  so  erschien  mir 
diese  Angabe  von  vornherein  verdächtig.  Ich  habe  dagegen 
durch  die  Untersuchung  mehrerer  Species  dieser  Gattung  be- 
wiesen, dass  diese  jienisartige  Papille  der  erste  verkümmerte 
und  knorpelig  bleibende  Flossenstrahl  der  Afterflosse  ist,  wel- 
cher sich  von  seinen  Nachfolgern  isolirt,  aber  noch  immer  durch 
dieselben  Muskeln  bewegt  wird.  —  Unter  der  Haut  der  After- 
g'egend  versteckte  epigonale  Säcke  der  weiblichen  Zeugungsor- 
gane fand  ich  bei  MdJthe  vesperiilio ,  —  ebenso  einen  knorpe- 
ligen ,  mit  dicken  Muskelschichten  umhüllten  Behälter  zur  Auf- 
nahme und  Projection  des  wSperma  bei  Clinus  superciliosns.  — 
Eine  Tabelle  lieferte  eine  genaue  Übersicht  über  die  bei  ver- 
schiedenen Geschlechtern  sehr  verschiedenen  Verhältnisse  der 
äusseren  Geschlechtsorgane  zu  der  Ureihralmündung .  welche 
unter  den   llubriken   von   vorspringenden   Vaginalcyliiidern ,    Uro- 


I2i 

gcnitalpapillen  untl  ürcthralwäiViCheii  einerseits,  andererseits  von 
vertiefton  Triclitern ,  (iruben  und  wahren  Cloakenbildungen  z,u- 
sannnenj>ofasst  wurden,   — 

Da  ich  das  zu  diesen  Untersuchuni^en  verwendete  Materiale 
init  der  Zeit  wieder  /iusanunen/iubringen  hoft'e,  werde  ich  auch 
im  Stande  sein,  die  Arbeit  wieder  yai  beginnen,  und  ihr  viel- 
leicht noch  mehr  Vollständigkeit  zu  geben ,  als  es  bei  der  er- 
sten Vornahme  derselben  möglich  war.  Nur  der  mikroskopische 
Theil  ,  welcher  eine  Tabelle  von  Messungen  der  Harnkanälchcn 
und  der  Malpighischen  Nierenknäule  der  Fische  enthielt,  bleibt 
unersetzlich,  da  meine  an  5000  Nunmiern  reiche  Sammlung  der 
feinsten   Gefässinjectionen   mir  nicht  mehr  zu  Gebote  steht. 

Die  zweite  Untersuchung  betraf  das  Venensystem  der  Fi- 
sche. Ein  Blick  in  die  uujfassendsten  vergleichend  anatomischen 
Handbücher  mag  es  beweisen,  wie  gering  unsere  Kenntnisse 
über  den  venösen  Antheil  des  Gefässsystenis  der  Fische  waren. 
Mit  Ausnahme  der  grossen  ,  mit  dem  Herzen  zusammenhängen- 
den Venenstämme,  waren  alle  weiteren  Verzweigungen  dersel- 
ben vollkommen  unbekannt.  Die  Schwierigkeit,  ja  Unmöglichkeit, 
die  äusserst  dünnwandigen  und  «irossentheils  nur  als  Sinuse  exi- 
stirenden  Venen  der  Fische  durch  das  gewöhnlich  gebräuchliche 
Injectionsverfahren  zu  füllen ,  und  dadurch  der  Präparation  zu- 
gängig zu  machen,  erklärt  es  zur  Genüge,  warum  eine  voll- 
ständige anatomische  Schilderung  dieses  Systems  so  lange  auf 
sich  warten  licss.  Durch  vielfache  Versuche  ist  es  mir  gelungen, 
ein  Injectionsverfahren  auszumitteln,  welches  eine  vollständige 
Füllung  des  Venensystems  ermöglicht,  und  nur  dem  einzigen 
Uebelstande  unterliegt,  dass  es  bei  lebendigem  Leibe  des  Fisches 
vorgenommen  werden  muss,  somit  für  Weingeist-Exemplare  nicht 
anwendbar  ist.  Es  besteht,  in  Kürze,  in  Folgendem:  Die  Unter- 
leibshöhle des  Fisches  wird  bis  zum  Jugulum  geöffnet,  die  Durch- 
gangsstelle einer  grösseren  Lebervene  durch  das  Diaphriigma 
blossgelegt,  die  Vene  geöffnet,  und  ein  in  eine  feine  Spitze  aus- 
gezogenes Glasröhrchen  durch  sie  in  den  von  mir  als  Sinus 
pericardiaco  -phrenicus  bezeichneten  .Sammelbehälter  allen  Kör- 
pervenen eingeführt.  Das  in  ihm  enthaltene  Blut  wird  mittelst 
dieses  Röhrchens  ausgesaugt,  und  da  der  Sinus  sich  mit  jeder 
Diastole  neuerdings  füllt,  durch  fortgesetztes  Saugen  das  ganze 


125 

Vcnonsystom  so  7,lcmllcli  von  IJhit  lierciiiiul.  Hierauf  uird  in  tlcr 
Krcisfurclie  zwischen  Ilorzkaninior  und  IJulhus  eine  Liiialur  an- 
li'cleüi't,  und  millelsl  eines  anderen  (Jlasrölirchcns,  welches  mit 
llüssiger  und  kaller  Injectionsniasse  uellilll  ist ,  letztere  in  den 
Sinus,  und  von  da  aus  in  alle  niif  ihm  znsamnienhängendcn  IJlul- 
adern  oin2;el)lasen ,  woltei  ein  auf  die  (uruescirende  Aurieula 
methodisch  angehrachler  Fingerdruck  das  Kindringen  des  Injec- 
tionsstofl'es  bis  in  die  letzten  Venen-Ilamilicationen  in  den  Flos- 
sen wesenilich  fördert.  Die  von  mir  ang(;\vcndele  Injectionsmasse 
besteht  aus  Gutta  percha  in  Schwefelöl  aulgelöst,  und  mit 
gleichen  Theilen  warm  gepressten  Leinöls  und  einem  tarbenden 
Hleipräparate  zusammengerieben.  Diese  Masse  bleibt  mehrere 
Tage  lang*  llüssig-,  und  gewinnt  allmählig'.  während  der  Fisch  in 
^^'eing•eist  gelegt  wird,  eine  pllastcrähnliche,  halbweiche  Consi- 
stenz,  welche  die  l*rä|)aralion  der  injicirten  Gefässe  viel  mehr 
erleichtert,  als  die  in  sehr  kurzer  Zeit  spröde  und  briichig  wer- 
denden Mischungen  von  Terpentin  und  Leinöl,  welche  übrigens 
für  andere  Zwecke  mit  Vortheil  gebraucht  werden  können. 

Ich  hatte  alle  Fisch- Genera  der  Donau  und  der  österrei- 
chischen (iebirgs-Seen  auf  diese  Weise  ausgearbeitet,  und  die 
Resultate  der  Untersuchung'  in  meiner  PfiInbo(/r(if}hia  jn'sciuin  in 
lateinischer  Sprache  niedergelegt.  8  Tafeln,  von  Dr.  Elfinger's 
Meisterhand  gezeichnet,  enthielten  die  Abbildungen  des  Systems 
bei  Esox  lucius ,  Abramis  brama  ,  Lucioperca  sandra  und  Si- 
lurus  f/fanis.  Im  Monate  Juni  unternahm  ich  eine  Reise  an  die 
istrischen  Küsten,  um  auch  die  Fauna  der  See  in  das  Rereich 
der  Untersuchung  aufzunehmen ,  und  war  so  glücklich  eine 
reiche  Sammlung  injicirter  Fische  zu  Stande  zu  bringen,  welche, 
Gott  sei  Dank,  dem  traurigen  Schicksale  meiner  übrigen  Prä- 
parate entging-,  indem  der  Anatomie- Diener,  an  welchen  ich  die 
Sendung  von  Italien  aus  adressirte,  die  Kisten  im  Keller  aufbe- 
wahrte ,  wo  sie  während  der  Octobertage  vergessen  und  somit 
gerettet  waren. 

Ich  entsinne  nüch  auf  folgende  wichtigere  Resultate  mei- 
ner Arbeit: 

a)  Die  Zahl  der  Herzvenen  der  Fische  schwankt  zwischen 
3  und  5.  Sie  entleeren  sich,  mit  Ausnahme  einer,  in  die  Au- 
rieula,   dicht    am    Oslinm    atrio  -  ventriculare.    Die    nicht    in    die 


126 

Aurlcula  tretende  Flerzvene  macht  einen  Iani>;en  l^mweg,  indem 
sie  am  rechten  Rande  des  Iler/iCns  und  seines  Bulbus  nach  vorn 
zun»  Kiemeng'eriiste  g'elit,  und  sich  entweder  in  eine  unlere  Bron- 
ohialvene,  oder  in  einen  Zweig'  der  gleich  näher  />u  he'Acich- 
nenden  Vena  jui^ularis  inferior  entleert.  Beim  Hecht  senkt  sie 
sich  in  einen  niedlichen  Plexus  venosus  ein,  welcher  die  Aus- 
trittsstelle des  Bulbus  aus  dem  Herzbeutel  unmibt. 

b)  An  der  Kehl-  und  Unterkiefergegend  aller  Fische  findet 
sich  ein  bisher  gänzhch  iibersehener  Abschnitt  des  Venensystems, 
welchen  ich  als  das  System  der  Vena  jugularis  inferior  bezeichne. 
Es  sammelt  seine  ersten  Zweige  aus  der  Umgebung  der  Maxilla, 
nimmt  Aeste  vom  Zungenbeinbogen  auf,  und  betritt  als  einfa- 
cher oder  doppelter  Stamm  einen  Canal  an  den  unteren  Schluss- 
knochen der  Kiemenbogen,  wo  es  bei  den  Fischen  mit  langer 
Kehle  zu  einem  mächtigen  Sinus  sich  erweitert,  welcher  defi- 
nitiv so  viele  untere  Bronchial venen  sammelt,  als  Kiemenbogen 
existiren,  und  dann  in  zwei  Schenkel  divergirt,  welche  zwischen 
Herzbeutel  und  Schlund  nach  hinten  ziehen,  und  in  den  vorderen 
Rand  des  Sinus  pericardiaco- phrenicus  einmünden.  Die  beiden 
Schenkel  sind  nur  selten  gleich  gross  (^Odontognothus  aculea- 
/ms),  häufig  ist  der  rechte  ungleich  weiter  als  der  linke  {Tra- 
chinus,  Lepidoleprus,  Anthias ,  Centriscus).,  welcher  zuweilen 
vollkommen  fehlt  {Anabas  scandens,  Mesoprion  chrysurus,  Ca- 
raux  xanthurus).  In  sehr  seltenen  Fällen  ist  das  System  der  un- 
teren Jugularis  durch  einen  einfachen  symmetrisch  in  der  Me- 
dianlinie der  oberen  Herzbeutelwand  verlaufenden  Stamm  reprä- 
scntirt  (wie  bei  Myletes  Hasselquistii  \xuA  BaliMes  tomentosus). 
In  den  sinusartigen  Erweiterungen  dieses  Systems  bei  Esox  lu- 
cius  habe  ich  zuweilen  Helminthen  aus  der  Ordnung  der  Filarien 
angetroifen,  welche,  wie  aus  anderweitigen  Beobachtungen  her- 
vorgeht ,  im  Blute  unserer  Teichfische  zur  Sommerszeit  nicht 
so  selten  vorkommen,  und  die  veranlassende  Ursache  jener  Va- 
ricositäten  zu  sein  scheinen ,  welche  au  den  grossen  Körper- 
venen dieser  Fische  (besonders  älterer  Exemplare)  häufig  ge- 
troffen werden. 

cj  Die  Ramificationen  der  Kopfvenen  sind  an  bestimmten 
Stellen  mit  Sinusen  versehen,  —  so  die  Vena  jugularis  superior 
am  grossen  Keilbeinsflügel  hei  Esox ,  die  Kiemendeckelvene  bei 


J27 

Trif/Ja  und  Vranoscopufi,  die  Zmigcnboinvcne  l)ei  Siluruf}  glanis, 
die  Cerebralvene  am  Scliiidelgruude  hei  Lojtfiius  pisrutor'ms.  — 
Auch  venöse  ANundernelze  von  strahliger  Form  finden  sich  au 
den  Kiemeudeckcln  der  Hechle,  und  cavernösc  Cjleflechte  in  der 
Schleimhaut  der  lliechgruhcn.  Der  an  der  Sohädelhasis  befind- 
liche, die  Ursprünge  der  Augenmuskeln  enthaltende  knöcherne 
Canal  enthält  gleichlalls  ein  dicht  genetztes  Ilete  mirabile,  Avel- 
ches  eine  Abtheilung  der  Aug*envenen  aufnimmt.  —  Die  Ilyaloi- 
dea  und  die  hintere  Wand  der  Linsenkapsel  des  Fischauges 
ist  eine  mit  den  schönsten  fJUiladcrnetzen  reichlich  versehene 
Membrane,  und  ich  habe  mich  wiederholt  überzcuj^t,  dass 
diese  Netze  nicht  der  anliegenden  Gelassschicht  der  Retina  zu- 
j^ehören. 

f/)  Rathke'sCardinalvenen  nehmen  nie  die  Venen  des  Schul- 
tergiirtcls  auf,  welche  sich  immer  sel])stsländig  in  den  Sinus 
pericardiaco-phrenicus  entleeren,  sondern  sind  in  der  überwie- 
gend grösseren  IMeiirzahl  der  Fälle  blos  Vcnae  renales  revehen- 
tes.  Sie  sind  äusserst  selten  einander  an  Volumen  gleich  (wie 
bei  Diodon  und  Tetrodon)\  meistens  übertrill't  die  rechte  die 
linke  um  das  5  —  Gfache  (wie  bei  Exocoetu.f,  Perioplitludmus, 
Clinus ,  Zoarces ,  AcantJiopsis^,  und  es  ist  mir  nur  ein  Fall 
bekannt  geworden,  wo  die  linke  gegen  die  rechte  im  Vortheil 
war.  wie  bei  dem  merkwürdigen  Erythrinus  uninotatiis.  Bei  den 
Percoiden  und  vielen  anderen  Familien  der  Acanthopterygii,  wo 
die  hinteren  Enden  der  beiden  iXicren  zu  einem  unpaaren  keil- 
förmigen Lappen  verschmolzen  sind,  liegt  an  der  unteren  Fläche 
desselben  ein  medianer  unpaarer  Sinus,  welcher  von  beiden 
Nieren  Blut  aufnimmt ,  und  sich  nur  in  die  rechte  Vena  cardi- 
nalis  fortsetzt.  Die  linke  Cardinalvene,  welche  demzufolg'e  blos 
Blut  aus  dem  Kopfende  der  linken  Niere  abführt,  reicht  für 
dieses  Geschäft  mit  den»  kleinsten  Volumen  aus.  —  Die  grosse 
Pracvalenz  der  rechten  Nieren vene  kommt  sehr  oft  mit  link- 
seitiger  Lagerung-  der  Harnblas»;  vor,  wenn  die  Leber  in  der 
Mittellinie  liegt ,  oder  beide  liappen  derselben  gleich  gross 
sind.  —  lllliplische  Bulbi  und  si»iiidelförmige  Erweiterung'en  fin- 
den sich  in  der  rechten  Nierenvene  bei  Cobitis ,  SUitrus  und 
Sphyrena  picuda;  —  hei  Aspro  Ztinyel  bildet  jeder  aus  der  lin- 
ken in    die  rechte  Niere    übertretende  Venenzweig   auf  der    un- 


128 

teren  Fläche  der  Wirbelsäule  einen  sphärischen  IJnlhus.   Ob  diese 
Bulbi  Conlradililät  besitzen,  halte  ich  nicht  untersucht. 

e}  Der  lange  bestehende  Streit  über  die  Existenz  eines 
Nierenpfortadersystenis  bei  den  Fischen  wurde  dahin  entschie- 
den, dass  das  Vorkommen  eines  /iUlührenden  Nierenvenensy- 
stems  keine  allü;enieine  i;;ültii^e  Regel  ist,  wie  bei  den  Amphi- 
bien. Ich  erinnere  mich  mit  Bestimmtheit,  dass  bei  den  Gat- 
tungen Clinus,  Triffla,  Prionotes ,  Mugil ,  Caranx ,  Lophius, 
Cottus  und  Telrodon  die  Caudalvene,  nach  ihrem  Austritte  aus 
dem  Canale  der  unteren  Wirbelbogen  ,  zur  Vena  renalis  adve- 
hens  wird,  während  sie  sich  bei  Echeneis ,  Ammodytes  und 
Sconiber  ohne  Unterbrechung  in  die  rechte  Nierenvene  fort- 
setzt, oder  wie  bei  Acipenser  und  Conger  in  der  Medianlinie 
zwischen  beiden  Nieren  gegen  das  Herz  fortlauft.  Ausser  der 
Caudalis  ,  sind  noch  die  Wirbel-,  Bauchwand-  und  Rückenmus- 
kelvcnen  häufig  als  Renales  advehentes  verwendet ,  was  beson- 
ders bei  den  Plagiostomen,  und  unter  diesen  in  sehr  hervorra- 
gender Weise  bei  Squatina  anyeliis  der  Fall  ist.  Bei  LopJiins 
und  Batraclius  besitzt  die  Niere  für  die  ein-  und  austretenden 
Venen  besondere  Hili.  Der  für  die  eintretenden  Venen  bestimmte 
liegt  auf  der  Rückenseite  der  Niere ,  und  empfängt  auch  die 
Vena  subclavia  als  Renalis  advehens.  —  Noch  muss  ich  erwäh- 
nen ,  dass  die  von  mehreren  Autoren  im  Rückgratskanal  der 
Fische ,  über  der  Medulla  liegend  angegebene  Vene  ein  Lymph- 
gefäss  ist,  welches  mit  dem  äusserst  reich  entwickelten  absor- 
birenden  Gefäss-Systeme  der  Rückenflossen  im  Zusammenhange 
steht,  und  dass  jeder  Flossenstrahl  eine  hohle  Röhre  ist,  in  wel- 
cher ein  Lymphgefäss  liegt ,  welches  am  Gelenke  des  Flossen- 
strahls mit  seinem  Träger  eine  herzähnliche  Erweiterung  bildet. 
Das  Lymphgefäss  der  Rückgratshöhle  theilt  sich  am  ersten 
Wirbel  gabelförmig  in  zwei  Schenkel ,  welche  sich  an  die 
untere  Fläche  der  Hirnschale  begeben,  dort  mit  den  grossen 
Lymphräumen ,  welche  den  hinteren  Umfang  des  Augapfels 
umhüllen,  zusammenhängen,  und  zuletzt  in  ein  Diverticulum 
der  oberen  Jugularvene  einmünden.  So  verhält  sich  die  Sa- 
che wenigstens  bei  Lnhrax,  Mullus ,  Corinna,  TracJn/pterus, 
Sroinber,  Alosa,  und  allen  von  mir  untersuchten  einheimischen 
FInssfischen. 


129 

Ich  habe  diese  wenlj^en  Punkte  angeführt,  um  einen  Mass- 
stab  zu  geben,  nach  wclchenj  der  Umfang  der  verlorenen  Ar- 
beiten beurtheilt  werden  möge,  und  will  zum  Schlüsse  nur  noch 
einiger  Gegenstände  erwähnen,  welche  den  zur  gelegentlichen 
Publication  bestimmten  Vorrath  meines  Zeichnungen-Portefeuilles 
bildeten,  dessen  Inhalt  durch  das  Zusammenwirken  von  drei  in 
meinem  Laboratorium  beschäftigten  Künstlern  eine  reiche  Ueber- 
schau  vereinzelter,   neuer  anatomischer  lieobachtungen  darbot. 

I.  Aus  der  mensclilichen  Anatomie: 

a)  Die  Gellechte,  welche  die  Aeste  des  Nervus  acusticus, 
während  ihres  Durchtrittes  durch  die  Maculae  cribrosae  des  La- 
byrinthes bilden.  Sie  sind  ein  Prärogativ  des  menschlichen  Ge- 
hörorgans, fehlen  selbst  den  Simiis  anthropomorphis,  und  kom- 
men nur  an  den  Vorsaalsnerven,  nicht  an  jenen  der  Schnecke 
vor.  Giesst  man  in  den  inneren  Gehörgang  eines  rein  macerir- 
ten  Felsenbeins,  welches  über  einer  Weingeistlampe  erhitzt 
wird,  geschmolzenes  Wachs,  so  saugt  sich  dieses  durch  Capillari- 
tät  in  die  äusserst  feinen  Oefi'nnngen  der  Maculae  cribrosae  ein, 
und  wird  hierauf  der  Knochen  in  Salzsäure  corrodirt,  so  bleibt  der 
Abguss  jener  vielfa(;h  verzweigten  und  unter  einander  anastomo- 
sirenden  Röhrchen  zurück,  welche  an  den  OelTnungen  der  Maculae 
beginnen,  die  genannten  Geflechte  des  Gehörnerven  einschliessen, 
und  nach  kurzem  Verlaufe  in   der  Höhle  des  Vorsaales  münden. 

h)  Eine  neue  Ijursa  mucosa  an  der  menschlichen  Wange , 
zwischen  dem  Maxillarursprung  der  Fascia  bucco-pharyngea  und 
der  inneren  Fläche  des  ünterkieferastes. 

c)  Line  ältere,  in  Prag  gesammelte  Suite  von  Varietäten 
der  von  mir  entdeckten  Musculi  pleuro-  und  broncho-oesophagei 
des  Menschen,  worunter  Eine  besonders  merkwürdig,  indem  der 
schmale  Musculus  pleuro -oesophageus  den  Ductus  thoracicus 
durchbohrte  (durch  ein  Oehr  desselben  durchgefädelt  war}. 

(1)  Eine  Anzahl  gleichfalls  älterer,  chirurgisch  wichtiger 
Anomalien  der  grösseren  Schlagadern,  worunter  eine  Vertre- 
tung der  Cruralis  durch  die  Ischiadica  ,  —  eine  aus  der  Art. 
tarsea  entspringende  und  zurücklaufende  Tibialis  antica,  —  eine 
Cruralis  dextra  aus  der  linken  Iliaca  communis,  —  eine  den 
Ellbogennerv  bis  zum  Carpus  begleitende  CoUateralis  ulnaris,  — 
zwei  Thyreoideae  inferiores  aus  der  Carotis  communis,   etc. 

V.    Heft.   Sitz,!).    (I.   iiiiilhciii.   naturw.    Cl.  !) 


130 

e}  Die  Eulwicklung'  des  CoIIaleralkreislaufes  iiarh  Unter- 
bindung' der  lirachialis  ,  und  nach  spontaner  Obliteralion  des 
Aortenbogens  hinter  dem  Ursprünge  der  Subclavia  sinistra.  Ein 
Blatt  darunter  stellte  den  rankenförniigen  Verlauf  der  bis  zur 
Dicke  eines  kleinen  Fingers  erweiterten  Arteria  intercosta- 
lis  quarta  der  linken  Seite  dar,  durch  welchen  die  betreffende 
Rippe  auf  eine  dünne,  und  in  der  Mitte  vollkommen  unterbro- 
chene Knochenspange  atrophirt  war. 

f)  Eine  Anzahl  Muskel- Varietäten  als  interessantere  Thier- 
ähnlichkeiten,   etc. 

Viel  reicher  war  das  vergleichend-anatomische  Zeichnungs- 
Materiale. 

1.  Tafeln  zur  Anatomie  der  Wuudernetze  des  Faulthieres, 
des  Seehundes,  des  gemeinen  Delphins,  der  einheimischen  Nager, 
der  DideJphys  murina,  des  Lagidium  peruvianum^  so  wie  un- 
ter den  Vögeln  von  Otts  tarda,  Meleagris  gallopavo,  Psittacus 
oclirocepliahis,   Tetrao  urogaUus  u.  m.  a. 

2.  Zur  Anatomie  des  gesammten  arteriellen  Gefässsystems 
von  Dasgpiis  setosus,  welches  sich  dadurch  von  den  bekannten 
Formen  unterscheidet,  dass  die  einzelnen  Schlagadern  des  Kopfes, 
des  Beckens  und  Schwanzes,  des  Samenstraiiges ,  der  Bauch- 
decken und  der  Gliedmassen  sich  nicht  während  ihres  Verlau- 
fes baumförmig  verzweigen ,  sondern  der  Stamm  einer  Arterie 
plötzlich  in  ein  Büschel  von  strahlig  divergirenden  Röhren  auf- 
löst, welche,  ohne  sich  weiter  zu  ramißciren,  zu  ihren  Bestim- 
mungsorten gehen. 

3.  Die  Anatomie  des  Gefässsystems  von  Vespertilio  und 
Plecotus. 

4.  Beiträge  zur  Anatomie  des  Schlagadersystems  des  Pro- 
teus, der  Salamandrinen  und  der  Batrachia  anura  (vorzugsweise 
Hyla  betreffend). 

5.  Vorarbeiten  zu  einer  Monographie  der  Chiropteren  (wor- 
unter Abbildungen  zur  Embryologie  von  P/if/llostomajamaicenseJ. 

Was  meine  zu  Grunde  gegangenen  Präparate  anbelangt,  so 
kann  ich  versichern ,  dass  die  Sammlung  der  mikroskopischen 
Injectionen  wahrhaft  einzig  in  ihrer  Art  war,  und  nie  wieder 
in  jener  Vollkommenheit  zu  Stande  gebracht  werden  kann, 
welche    sie    auszeichnete.    Sie  enthielt  in  circa  öOOO  Nunnneru 


die  n)ilvro.slvO|M^(*lien  (■cni.s.svcrliäilnl.ssc  niler  Organe  und  von 
allen  cinlieinii.sclien  und  exotischen  Thieren,  deren  ich  .seit  inci- 
n»'r  I5jälirigeu  'l'liätig"keit  als  Analoni  habhaft  werden  konnte, 
geordnet  in  einer  Art,  dass  jedes  Organ,  jedes  Gewebe,  von 
den  Mollusken  und  Knorpellisohen  an!:;erangen ,  durch  alle  Clas- 
sen  und  Ordniing-en  der  Wirbelthiere  hinauf  bis  zum  Schluss- 
stein der  .Schöpfung  —  dem  Menschen  —  in  der  stufenweise 
fortschreitenden  Entwicklung  seines  (jiefässsystcms  studirt  wer- 
den konnte.  Ich  fühle  ihren  V'erlust  doppelt  schwer,  da  die 
grosse  Anzahl  von  Doubletlen  und  ihre  fortdauernde  Vermeh- 
rung mit  Neuem  mich  in  den  Stand  setzte  ,  ich  darf  es  sagen, 
mit  fast  allen  Anatomen  der  Welt  in  Tauschverbindung  zu  tre- 
ten, welche  nun  leider  auf  lange  Zeit  unterbrochen,  und  mir 
dadurch  der  Zufluss  werthvollen  Materials  für  anderweitige 
Arbeiten  abgeschnitten  ist.  Von  Kasan  bis  New-York  wird 
schwerlich  eine  anatomische  Anstalt  von  einigem  Rufe  oder  ein 
Fachgenosse  existiren,  welche  nicht  durch  diesen  Verbindungs- 
weg mit  mir  in  beiden  Theilen  vorlhcilhaften  Verkehr  gestan- 
den wären.  Das  letzte,  während  der  Ferien  einüelantiie  Aner- 
bieten  zu  Kauf-  oder  Tauschverbindung,  kam  von  Prof.  Ilorner 
in  Philadelphia. 

Nicht  weniger  werthvoll  und  umfangsreich  war  meine  Samm- 
lung von  Gehörorganen.  Von  der  Zwergspitzniaus  bis  zu  den 
riesigen  Geschlechtern  der  Pachydermen  und  der  IJalänen  des 
Nordcap  existirt  keine  Thiergattung,  aus  welcher  ich  nicht 
wenigstens  von  Einem  Repräsentanten  die  vollständigen  Gehör- 
organe, auf  die  sorgsamste  und  niedlichste  Weise  auspräparirl 
besessen  hätte;  —  jeder  technische  Anatom  weiss,  was  das 
sagen  will!  —  Die  Anatomie  des  menschlichen  Gehörs  allein 
bildete  ein  prachtvolles  Tableau  von  80  Nummern,  und  enthielt 
die  Entwicklungsgeschichte  des  Labyrinthes  vom  dreimonatlichen 
Embryo  bis  zum  siebenzigjährigen  Greise,  so  wie  die  Gehör- 
organe von  Missgeburten,  von  Taubstummen,  von  verschiedenen 
Menschenracen,  selbst  jene  von  Mumien  fehlten  nicht.  —  Ich 
werde  ihren  Verlust  nie  verschmerzen,  weil  man  Solches  im 
Leben   nur  Einmal  macht ! 

Von  meinen  übrigen  Präparaten  will  ich  nur  die  osh^olo- 
nusehen  Arbeiten,   die  zcrlejrbaren  Crania,   die  Darsfellunuen  des 

9   • 


132 

Zaluiwecbscls,  »Hc  Osleologie  menschlicher  und  thiei'ischer  Em- 
hryone,  eine  Sainniluiii!;  vcrgl.  anatomischer  Zahnschlifte ,  als 
Cnriosa:  InjecUonspräparatc  vonRuysch  (aulhenlisch,  Ende  des 
17.  Jahrhiuulerls)  und  die  Racen-  und  Thierschädel  ntimhaft 
machen,  welche  ich  auf  meinen  Reisen  sammelte. 

Unter  solchen  Umständen  wird  man  ersehen ,  dass  mein 
Verlust  ein  grosser,  ja  ein  theilweise  unersetzlicher  ist.  Ich 
wäre  mit  Freuden  zu  einem  namhaften  Dankesopfer  für  die 
Widerhersteilung  gesetzlicher  Ordnung  bereit  gewesen,  aber 
Alles  zu  verlieren,  was  den  Stolz  und  das  Lebenseleraent  eines 
wissenschaftlichen  Mannes  bildet,  ist  in  der  That  fiir  mich  ein 
imverdienter  und  allzuharter  Schicksalsschlag.  Ich  muss  von 
Neuem  anfangen,  da  ich  der  Laufbahn,  die  ich  einmal  zur  Auf- 
gabe meines  Lebens  mit  schönen  Hoffnungen  erwählte ,  nicht 
abtrünniii'  werden  kann.  Es  fehlt  mir  nur  an  Stoff,  nicht  an 
Willen,  welcher  Kraft  gibt.  Ich  kann  den  Gedanken  nicht  er- 
tragen, meine  Hände  in  den  Schoss  zu  legen ,  und  als  steiner- 
ner Gast  an  den  Verhandlungen  dieser  wissenschaftlichen  Kör- 
perschaft ,  wenn  auch  nur  eine  Zeit  lang ,  Antheil  zu  nehmen. 
Durch  die  Verlegung  der  Anatomie  in  das  Josephinum  werde 
ich  bald  wieder  in  meinem  Elemente  leben,  und  wenn  auch  die 
ErrichtuBs:  einer  Kanzel  und  Sammluni»;  für  verlgeichende  Ana- 
tomie  bei  dem  grossen  Kostenaufwande,  den  sie  erfordern,  und 
bei  den  auf  ausserordentliche  Weise  so  vielfach  in  Anspruch 
genommenen  Staatsmitteln,  für  längere  Zeit  ein  frommer  Wunsch 
bleiben  dürfte,  so  hoffe  ich  doch,  dass  die  kais.  Akademie  der 
Wissenschaften  die  Bitte  um  eine  massige  Unterstützung  zum 
Ankauf  von  zootomischem  Materiale  nicht  unberücksichtigt  von 
sich  weisen  wird. 

Nachdem  die  Classe  von  Herrn  Professor  Hyrtl  eine  nä- 
here Andeutung  seiner  Wünsche  vernommen,  wurde  einstimmig 
beschlossen ,  auf  Bewilligung  des  Betrages  von  500  11.  C.  M.  zum 
Ankaufe  von  Material  zu  seinen  zunächst  beabsichtigten  anato- 
mischen Arbeiten;  ferner,  so  wie  im  vorigen  Jahre  auch  für 
das  kommende  auf  die  Bezahlung  eines  Zeichners  mit  monat- 
lichen 20  fl.  C.  M.  anzutragen ,  welche  Anträge  die  Genehmi- 
<iuni>'  der  Gesammt-Akademic   erhielten. 


13:5 

Der  Diroctor  der  Sternwarte  zu  Kremsmünster,  V.  Aiigu- 
slin  Ueslhuher,  hat  über  seine  Deul)aelitnniJ,en  wälireiul  der 
Nordlichter  am  18.  Octoher  und  17.  November  1848  nachste- 
hende Miltheihini»;  eiimesendet : 

I.  IJ  eo  ha  chtungcn  während  des  Polarlichtes  am 
18.  Oct.   1848  auf   der  Sternwarte    zu  Kremsmünster. 

Da  ich  schon  eine  geraunte  lieihe  von  Jaliren  mich  mit 
dem  Studium  der  Naturwissenschaften  beschäftige,  so  war  es 
schon  lange  mein  sehnlichster  Wunsch,  einmal  ein  Nordlicht  in 
vollsländiger  Kntwicklung  zu  sehen.  Unerwartet  wurde  dieser 
mein  Wunsch  am  18.  Octobcr  Abends  erfüllt.  Schon  am  Nach- 
mittage des  18.  zeigten  die  Gauss 'sehen  Älagnetometer  einen 
ungewöhnlichen  Stand  und  eine  auffallende  Bewegung,  welches 
auf  besondere  magnetische  Vorgänge  schlicsscn  Hess.  Abends 
war  der  Himmel  bis  gegen  8  Uhr  15  Min.  miltl.  Zeit  vollkommen 
trüb;  nun  zerthcilten  sich  in  der  llichtung  gegen  Nord  die 
Wolken,  und  durch  einen  langen  schmalen  W'olkenriss  zeigte 
sich  der  nördliche  ITinjmel  hellroth,  wie  von  einem  grossen 
Brande  erleuchtet;  die  Magnete  waren  in  grosser  Aufregung; 
der  Schluss  auf  ein  Nordlicht  konnte  daher  nicht  zweifelhaft 
sein.  Ich  Hess  sogleich  die  beiden  Ma<>iietometer  unausj>esetzt 
bis  10  Uhr  beobachten;  um  10  Uhr  begann  ohnediess  der  nuag- 
netischc  Monatstermin,  wo  die  Stände  der  Magnete  durch  24 
Stunden  ununterbrochen   aufgezeichnet  werden. 

Ich  gebe  in  Folgendem  die  Beobachtungen,  welche  wäh- 
rend dieser  interessanten  Erscheinung:  theils  mit  freiem  Aui»e 
über  deren  Ansehen,  theils  an  den  Magnetometern  und  über  die 
atmosphärischen  Zustände,  die  das  Phänomen  begleiteten,  ge- 
macht wurden. 

Das  feurige  Roth,  in  welchem  das  Nordlicht  nach  Zerthei- 
lung  der  Wolken  (8''  15'  mitll.  Zeit)  zuerst  auftrat,  verlor  sich 
gegen  8'' 30';  dieselbe  Gegend  des  Himmels  erscheint  nun  in 
grosser  Ausdehnung  hell  we issgelb,  bis  über  den  Pol  hinauf 
erleuchtet;  tief  am  Horizonte  ist  die  Beleuchtung  grauschwarz, 
jedoch  so,  dass  niau  die  helleren  Sterne  durchsciiein(Mi  sieht. 
So  blieb  der  Anblick,  mit  geringer  Abnahme  der  Heiligkeil,  bis 
üegen    10  Uhr. 


Ks  srliitMi  mir.  oltgloich  der  llieilweise  oft  stark  triibc 
lliiiiint'i  dieses  nielil  aiil  voller  Hestiinintheit  behaupten  läs.st, 
dass  die  eigentliche  Mitte  des  Nordlichtes  vom  Anfange  des  Er- 
scheinens an  bis  gegen  1)''  30'  langsam  aus  NW.  (etwa  50  Grade 
von  West  gegen  Nord  gezählt}  gegen  Nord  vorrückte,  dann 
aber  den  Platz  am  nlagnetischcn  Pole  unverändert  behauptete. 
Der  stets  wechselnde  Zustand  der  IJewölkung  liess  den  Verlauf 
des  Phänomens  während   dieser  Zeit  nicht  genau  verfolgen. 

Um  10  Uhr  wird  der  ganze  nördliche  Himmel  heiter,  das 
Nordlicht  zeigt  sich  in  seiner  ganzen  Ausbreitung;  der  Himmel 
war  vom  Horizonte  an  bis  über  den  Pol  sehr  schön  hellgelb 
erleuchtet;  die  Gränzen  dieser  Beleuchtung  erstrecken  sich  von 
Nord  bis  über  60  Grade  gegen  West  und  Ost.  Um  lO*"  20' 
beginnen  herrliche  Strahlen  etwas  divergirend  aufzuschiessen, 
bis  zu  einer  Höhe  von  ohngefähr  50  Grade,  die  hellsten  in 
weissgelbem  Lichte  üb.^r  dem  magnetischen  Pole,  blassere 
schmale  mehrere  zu  beiden  Seiten ;  im  NW.  (etwa  60"  von  N. 
gegen  W.)  und  im  NO.  (etwa  30"  von  N.  gegen  0.)  stehen 
zwei  breite,  fast  blutrothe  Strahlen,  als  die  äussersten  des  gan- 
zen Bildes.  Das  Centrum  des  Strahlenbogens  fällt  tief  unter 
den  Horizont.  Am  Horizonte  bis  zu  mehreren  Graden  Höhe 
war  der  Himmel  hellgrüngelb  beleuchtet,  und  die  ganze 
Lichtmasse  in  einer  unruhigen  zitternden  Bewegung.  Die  mitt- 
leren blassen  Strahlen  verschwinden,  andere  von  gleicher  Fär- 
bung und  Breite  fahren  neben  ihnen  von  Zeit  zu  Zeit  auf,  die 
am  magnetischen  Pole  bleiben  immer  die  längsten  und  hellsten, 
so  dass  durch  selbe  die  Sterne  im  grossen  Bären  sehr  in  ihrem 
Glänze  geschwächt  werden.  Um  lO*"  40'  mag  die  Erscheinung 
ihren  Glanzpunkt  erreicht  haben,  wo  das  Licht  und  die  Fär- 
bung der  Strahlen  am  intensivsten  war.  Ich  muss  gestehen, 
dass  ich  nie  einen  schöneren  Anblick  des  Himmels  gehabt  habe. 
Um  diese  Zeit  waren  die  Magnete    in  der  höchsten  Aufregung. 

Von  nun  an  nimmt  die  Erscheinung  allmählig  an  Stärke  der 
Beleuchtung  ab.  Aus  Südwest  ziehen  einzelne  Cirrus  heran, 
welche  im  Bereiche  des  Nordlichtes  eine  dunkelrussige  Farbe 
wie  Bauchwolken  darboten.  Um  10''  50'  fahren  abwechselnd 
nocli  immer  Strahlen  auf,  aber  von  stets  schwächerem  Lichte, 
immer  mehr  Cirrus  verbreiten  sich  über  den  nördlichen  Himmel. 


135 

Um  1 1  Uhr  iüt  die  .Stelle  iiii.\>\.  (HO«  \ou  .\.  gegeu  W.)  wieder 
feuerroth,  welche  Färbung;  sich  gegen  11''15'  langsam  verliert, 
indem  die  Federwolken  in  jener  Gegend  immer  dichter  werden. 
Um  11'' 20'  war  wegen  IJewülkung  und  Mondschein  wenig 
mehr  auszunehmen;    um   11'' 30'  der  ganze   Fliinmol  trüb. 

Beuliaciitungen  an  den  .Mai;,'netoiiietcrn. 
Die  Ceobachlungen  enthält  die  Tabelle  I  und  II;  sie  sind 
gemacht  an  einem  Gauss' sehen  Variations-Declinatorium  mit 
einem  vierpfündigen  Stabe,  und  an  einem  Billlar  Apparate  mit 
einem  24pfiiiidigen  Stabe.  Die  Angaben  der  Stände  der  Mag- 
nete sind  in  Millimeter  Thoileu,  die  Zeitangaben  in  mittlerer 
Göttinger  Zeit.  (Die  MeridiaiulifVerenz  zwischen  Kremsmünster 
und  Göttingen  beträgt  l(i' 46"  in  Zeit,  um  welche  Differenz  die 
gegebenen  Beobachtungszeiten  vermehrt  werden  müssen,  um  die 
mittlere   Ortszeit  zu  erhalten.) 

Der  Werth    eines  Scalatheiles  (Millimeters)    beim   Unifilare 

ist   ==    10'.'14  im  Bogen. 
,,  „  „  j,  (Milliujeters)     beim     Bifilare 

ist   =    19'.'27  im  Bogen. 
yf  „  jf  .  „  (Millimeters)     beim     Bililare 

ist  -7T^^-r-  i"  Theilcn  der  "an- 
zen  Intensität. 
Die  Aenderung   im  Stande    dos  Bifilares    für    V.O  II.   ist  = 
13'.'61    Millimeter. 

Zur  lleduction  der  Unililarbeobachtungcn  auf  absolute  De- 
clinationen  dient  die   Gleichuu"' 

0  -=   1 4"  50'  7"()S    +    (405 .  40  —  /.)  20'.'76, 
wo  0  die  absolute  Declination,  und  L  =  der  gemachten  Lesung 
am   Unililare    ist. 

Zur  Keduclion  der  Bifilarbeobachtungen  auf  absolute  Inten- 
sität dient  die   Gleichung 

logy=  6.1233446  +   log  (13877.6  +  /.  +  13.61./:), 
wo    T  die  absolute  Intensität,   L  die  Lesung   am  Bifilare  und   c 
die  Temperatur    in    Keaumur's    Graden    im  Kasten    des    Bifilares 
bedeutet. 

Die  Scalentheile  laufen  so,  duss,  wenn  die  Lesungen  zu- 
nehmen, beim  Unifilare  die  Declination  kleiner,  beim  Bilifarc 
die  Intensitäl  grösser  wird. 


136 


Die  Tafel  I  enthält  die  Iloobaclitungen  der  beiden  Instmi- 
niente  von  8''  J)is  10''  Abends;  die  Tafel  II  jene  willirend  des 
Termins  von  10'"  Abends  des  18.  Ortobers  bis  10''  Abends  des 
19.  Oclobcrs.  Zur  lieurllieilun^  dieser  Iteobaebtungen  sind  in 
Tafel  III,  aus  dem  Tagebucbe  der  Sternwarte,  die  täglichen 
Stände  der  zwei  Ma^'netomeler  zu  den  «irewöbnlieben  Beobach- 
tung'sstunden  8''  Morgens,  2''  und  8'' Abends  mittlerer  Göttinger 
Zeit  von  den  16  Tagen  beigcftigt,  in  deren  Mitte  die  Nacht  des 
Nordlichtes  fällt,  und  am  Ende  die  mittleren  Declinationen  und 
Intensitäten  zu  den  gewöhnlichen  Deobachtungsstunden  für  die- 
sen Zeitraum,  so  wie  jene  des  18.  Octobers  zu  den  Stunden 
8"  Morgens,  2"  und  8''  Abends  angesetzt.  Die  Tafel  IV  stellt 
den  Gang  der  beiden  magnetischen  Elemente,  Declination  und 
Intensität,  aus  den  gemachten  Beobachtungen  abgeleitet,  nach 
ihrer  Zeitfolge  dar,  wie  er  während  des  Nordlichtes  statt  fand. 

Aus  der  Tafel  IV  ersieht  man  sogleich  den  auffallenden 
Stand  und  die  Aenderungen  der  zwei  magnetischen  Elemente. 
Vergleicht  man  diese  Grössen  zu  den  gewöhnlichen  drei  Beob- 
achtungsstunden am  18.  October  mit  den  Mittleren,  der  unmit- 
telbar vorausgehenden  und  nachfolgenden  Tage , 

8'"  M. 

Mittl.        d  =  14"  50:7 
18.  Oct.      ^=   „     52.0 

S*"  M. 

Intens.   =  1.955821 
„       =  1.958913 

so  ist  der  geänderte  Zustand  der  erdmagnetiseben  Verhältnisse 
um  2''  und  S^  Abends  leicht  zu  erkennen,  denn  selten  ist  in 
diesem  Monate  die  Declination  um  8''  Abends  kleiner  als  um 
8''  Morgens,  die  Intensität  ist  fast  immer  um  8''  Abends  grösser 
als  um  8''  Morgens  und  2''  Abends. 

Von  8''  Abends,  als  wir  des  Nordlichtes  ansichtig  wurden, 
stieg  die  Declination  langsam  bis  10"'  6' Abends,  wo  0=15"  2'. 3 
wurde,  die  Intensität  erhält  sich  unter  kleinen  Schwankungen 
fast  in  gleichem  Stande  (während  dieser  Zeit  bot  das  Nordlicht 
keinen  besonderen  Anblick  dar);  von  lO*"  6'  an,  nimmt  die 
Declination    sehr    rasch    ab    bis    10"'  42',    wo    das  IMinimum  der 


2''  Ab. 

8^   Ab. 

15*^  i:7 

14"  5i:9 

„  9.3 

„  44.8 

2''  Ab. 

8^   Ab. 

1.956001 

1.957555 

1.950357 

1.950383 

i;}7 

Dcolinalion  (»5  =  14o  1G2)  eintrat,  die  Iiitonsilät  verslärklc  sicli 
in  derselben  Zeit  zur  milderen  (irüsse  des  Monates.  Die  rasche 
Aenderung-  der  nianneliselien  Khünenle  beginnt  beim  Anlange 
des  Slraliienaufschiessens,  zur  Zeit  der  grössten  Entwickelung 
des  Phänomens. 

\  on  10''  42'  nimmt  die  Declination  schnell  wieder  zu,  wäh- 
rend die  Intensität  sich  noch  etwa  10  Minuten  auf  der  grössten 
erreichten  Höhe  erhält,  und  dann  schnell  abnimmt;  nach  einigem 
Hin-  und  Merschwanken  (das  iXordlichthat  inzwischen  an  Intensität 
abgenommen)  erreicht  um  11''  48'  die  Declination  ahermals  ein 
Minimum,  die  Intensität  ein  Maximum  (wahrscheinlich  verstärkte 
sich  das  Nordlicht  noch  einmal;  hei  uns  war  wegen  trüben  Him- 
mel nichts  n»ehr  zu  sehen},  worauf  die  Declination  wieder 
wächst,  die  Intensität  aher  erst  nach  12  bis  15  Minuten  merk- 
lich abnimmt-,  dann  bleiben  durch  längere  Zeit  heide  Kiemente 
auf  ziemlich  unverändertem  Stande,  bis  die  Intensität  um  13''  15' 
das  Minimum,  die  Declination  um  13''  52'  ein  Maximum  erreicht. 
Gegen  2''  Morgens  kam  das  Declinatorium  in  seine  gewöhnliche 
Lage,  und  behauptete  dieselbe  unter  massigen  Oscillationen  wäh- 
rend der  übrigen  Zeit  des  Termincs,  das  Dililare  aber  blieb 
fortwährend  sehr  aufgeregt,  und  kam  erst  spät  am  Abende  des 
19.  October  in   seinen  gewöhnlichen  Stand. 

Die  grösste  beobachtete  Ablenkung  des  Declinatoriums 
während  dieses  Phänomenes  von  2''  0'  bis  10''  42'  beträgt  153 
Millimeter,  oder  43  Minuten  im  IJogen;  in  der  kurzen  Zeit  von 
10''  0'  bis  10''  42',  als  die  Strahlenentwickelung  begann,  und 
am  lebhaftesten  wurde,  betraut  die  Ablenkun"-  133  Alillimeter 
=  46  Minuten  im  Doii'cn. 

Die  stärkste  beobachtete  Aenderung  der  Intensität  von 
8"  Morgens  bis  1"  15'  Xachts  beträgt  128  Millimeter  oder  41 
Minuten  im  IJogen,  in  Theilen  der  ganzen  Intensität  =  0.010441 

Die  Bewegungen  der  Magnete  zur  Zeit  der  grössten  Aen- 
dcrungen  waren  fast  unaufhaltsam  pro-  oder  regressiv,  so  dass 
sie  nie  regelmässige  Schwingungen   machten. 

Aus  diesen  Deobachtungen  ergibt  sich  demnach  als  Schluss, 
dass : 

a)  zur    Zeit   eines    Nordlichtes    die  Magnete  sehr   afficirt 
w  (irden  ; 


138 

b)  (lass  der  Kiiilluss  am  grösstcii  ist  zur  Zeit  der  voll- 
koniinciisteu  Kniwickelung  des  Nordlii'lites; 

c)  dass  der  Nordpol  des  Declinatoriums  gegen  Nord  ab- 
gelenkt, also  die  Declination  kleiner  wird; 

d}  dass  der  Nordpol  des  Bifilar-Apparates,  als  das  Nordlicht 
nicht  vollständig  entwickelt  ist,  ven  West  gegen  Süd 
abgelenkt,  die  Intensität  kleiner,  yaw  Zeit  der  voll- 
sten Entwickelung  aber  von  West  gegen  Nord  abge- 
lenkt, die  Intensität  grösser  wird. 

NB.   Bei  unserem  Bifilare  ist  in  der   transversalen  Lage  der  Nordpol 
gegen  West  gekehrt. 

Atmosphärische  Zustände  während  des  Nordlichtes. 

Die  Tafel  V  enthält  die  täglichen  Beobachtungen  des  Ba- 
rometers, Thermometers,  der  Wolken  und  des  Windes  vom 
18.  Octoher  und  den  unmittelbar  vorausgehenden  und  nachfol- 
genden drei  Tagen. 

Das  Barometer  stand  in  den  Tagen  16.,  17.,  18.,  19.  Oc- 
tober  ziemlich  tief;  der  Grund  liegt  in  den  südlichen  Luftströ- 
mungen der  oberen  Regionen,  wie  sich  dieses  aus  dem  Wolken- 
7-u«e  herausstellt:  es  füllt  das  Barometer  bis  auf  26.267  Pariser 
Zolle  am  Morgen  um  5  Uhr  des  19.  Octoher,  von  wo  an  es 
steigt,  und  am  Moroen  des  21.  Octobers  sich  wieder  den  mitt- 
leren  Stande   des  Ortes   =  26.920  Par.  Zolle  stark  nähert. 

Die  Temperatur  zeigt  am  18.  nichts  Auffallendes  im  Gange; 
das  Minimum  betrug  2V4  11.,  das  Maximum  10?6  nach  2**  Abends ; 
aber  ganz  ungewöhnlicher  Weise  tritt  in  der  Nacht  um  2*"  Morgens 
des  19.  Octobers  ein  neues  Maximum  =  11?9  R.  ein,  welches  sogar 
grösser  als  das  Maximum  am  Tage  war;  die  Ursache  ist,  dass 
sich  die  südliche  Luftströmung,  aus  den  höheren  Regionen  auf 
die  Oberfläche  der  Erde  herabsenkte,  von  2''  Morgens  bis  nach 
4''  des  19.  Octobers  weht  ein  ziemlicher  heftiger  Südwind. 

Das  Interessanteste  in  den  atmosphärischen  Verhältnissen 
dieses  Abends  war,  dass  man  schon  um  6"'  Abends  bei  ganz 
bedecktem  Himmel  bis  gegen  12"  Nachts,  selbst  als  der  Him- 
mel ganz  rein  war,  im  S,  SSO  und  SSW  beständig  blitzen 
s  ah ,  was  für  unsere  Gegend  in  dieser  Jahreszeit  schon  eine 
Seltenheit  ist. 


139 

.Sonst  biete»   wetter  die  Tage  vor  uoch  die  nach  dem  \ord- 
liclile   eine   besondere   Aenderung  der  Witterung  dar. 
II,   \ord  licht  am    17.   Xovember  1848. 

Am  17.  Xovember  zeigie  sich  bei  der  Beobachtunij  um 
1*'  Abends  eine  j)edeulende  StÖruni^  des  Bifilarmagnetometers, 
während  das  Unlfilnrc  fast  auf  seinem  mittleren  Stande  war; 
ich  beohaciilete  die  Stände  beider  Magnete  wieder  nach  S"*, 
und  fand  sie  nun  beide  in  starker  Bewegung-;  um  8''  Abends 
hatten  Beide  anlTallend  niedere  Stände;  ich  Hess  die  Magnete 
durch  eine  Stunde  fort  beobachten,  die  Ergebnisse  dieser  Beob- 
achlun2:en  sind  in  Tafel  VI  /Jisammengestellt.  Declination  und 
Intensität  sind  ungowöhnlich  klein.  Da  das  Unifilare  während 
einer  ganzen  Stunde  fast  stationär  blieb,  und  der  Himmel  gänzlich 
trüb  durchaus  keine  IIofTnung  lür  Ausheilerung  gab,  so  wurden 
die  Beobachtungen  leider!  eingestellt;  leider,  denn  um  ungefähr 
10''  30'  tratt  ein  Nordlicht  mit  solch  intensiver  Beleuchtung 
auf,  dass  die  Helligkeit  die  Wolken  durchdrang,  und  mehr  als 
den  halben  Himmel  wahrhaft  blutig  röthete.  Beobachter  an  höher 
gelegenen  Orten  ,  wo  die  Bewölkung  den  Anblick  weniger  hin- 
derte, saii'cn  aus:  ..das  Ansehen  dieser  Belcuchtun":  war  schauer- 
lieh;  da  die  Gegend  mit  Schnee  bedeckt  war,  an  einigen  Orten 
während  dem  Schnee  fiel,  so  wurde  das  rothe  Licht  von  der 
Schneedecke  und  den  fallenden  Flocken  nach  Allen  Seiten 
rellectirt;  es  war  der  Anblick  nicht  anders,  als  sähe  man  die 
Gegend  und  den  Himmel  durch  ein  bluligrothes  Glas  an.  Die 
Helligkeit  war  so  gross,  dass  man  deutlich  lesen  konnte.''  Von 
einer  Strahlenentwickelung  war  natürlich  bei  diesem  Zustande 
des  Himmels  in  unserer  Gegend  nichts  auszunehmen.  Die  ganze 
Erscheinung  dauerte  kaum   eine  halbe  Stunde. 

Die  wenigen  an  den  Plague! omctern  gemachten  Beobach- 
tungen bestätigen  wieder  den  EinHuss  des  Xordlichtes  auf  die 
magnetischen  Instrumente,  und  zwar  in  demselben  Sinne,  wie 
er  sich  aus  den  Beobachtungen  bei  dem  Nordlichte  am  18.  Oc- 
tober  herausstellte,  als  das  \ordlicht  noch  nicht  seine  grösstc 
Ausbildung   erreicht  hatte. 

Das  Unifilare  war  am  ."Morien  des  18.  Xovember  wieder 
in  Ordnung,  während  das  Bifilare  erst  am  Xachmiltagc  des  19. 
Xovember  von   einer  so  hcfligen  Aufregung  sich   wieder  criiolle. 


140 

Aus  Hom  herichtigt  ein  Correspondeut  der  allgemeinen 
Aimslmrüor  Zeitunj»;  vom  17.  November,  dass  man  dort  l)ei  "'anz 
reinem  Himmel  am  Abende  dieses  Tages  /Avischen  10  und  11 
Uhr  ein  prachtvolles  Nordlicht  mit  den  schönsten  farbigen 
Strahlen  beobachtet  habe,  welches  sich  fast  über  den  ganzen 
nördlichen  Himmel  verbreitete.  Im  Nordwest  ausser  dem  Be- 
reiche des  Nordlichtes  sah  man  zugleich  beständiges 
B  li  tzen. 

Das  Barometer  stand  bei  uns  am  IG.  und  17.  November 
über  dem  mittleren  Stande  des  Ortes,  fiel  am  18.  und  19.  ein 
Bischen,  und  erhebt  sich  am  20.  November  wieder  über  den 
mittleren  Stand. 

An  den  Tagen  vor  diesem  Nordlichte  stand  das  Thermo- 
meter immer  in  der  Nähe  des  Gefrierpunktes,  am  16.  in  den 
Morgen-  und  Abendstunden  unter  0*!0  R. ;  am  17.  erhält  es  sich 
stets  über  Null,  so  auch  am  18.,  19.,  20.  Am  18.  November 
Maximum  =  5?3  R.;  am  21.  tritt  grössere  Kälte  ein  (Minimum 
—  4V0  R.)  und  hält  durch  3  Tage  an ,  worauf  die  Temperatur 
wieder  milder  wird. 

Der  Himmel  war  meist  mit  Cumulo  stratus  bedeckt,  welche 
aus  West  ziehen;  der  vorherrschende  Wind  war  West,  welcher 
sich  am  17.  um  10''  Abends  bis  2 — 3  verstärkte,  und  mit  glei- 
cher Kraft  fast  die  ganze  Nacht  anhielt,  bis  er  am  Vormittage 
des  18.  wieder  schwächer  wurde. 

Auffallendes  war  sonst  an  den  Witterungsverhältnissen  bei 
uns  nichts  beobachtet. 


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Magnetische  Beoliachtiincen  am  18.  (letolier  l^l«  zn  Krenisniünster. 


Beobachtungen  am  Unifilar  -  Apparate. 


Mittl.  Gott.  Zeit  18.  Oct. 

2'' 

0' 

430.88 

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50 

513.93 

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507.20 

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12 
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35 
41 
47 

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500.92 
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494.32 
488.73 
490.88 

Beobachtungen  am  Bifilar  -  Apparate. 


Mittl.  Gott.  Zeit  18.  Oct.    2'' 

0' 

682.74 

Teinper.  im  Kasten 

8 

0 

681.57 

des  Biliares 

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52 

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59 

665.03 

9'' 

7 

061.73 

17 

673.72 

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23 

684.53 

32 

609.78 

38 

671.34 

44 

680.00 

51 

605.74 

An   diese   Beobachtungen   scbliessen   sicli   iiiin   die   in   den   folnfoiidon    Soitcri 
boigeg-pbenen   Tennin.s  -  licobachtnngon   im. 


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Declination  und  Intensität  ,  wälirend  des  l*ohirlieliles  hessei* 
übersehen  vai  können,  stelle  ieh  liier  die  aus  den  lleobaehlun- 
gen  abgeleiteten   absoluten    Declinationen    und  Intensitäten  naeh 


ihrer  Zeitfolge  /iUsamnien: 


18.  October. 


Mittlere 

aiittlere 

Gott. 

DecHnat. 

Intensität 

Gott. 

Declinat. 

Intensitiil 

Zeit 

Zeit 

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1.950357 

57 

1.953155 

8"      0 

14      44.8 

1.9503S3 

10"      0 

14»    57'4 

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1.950450 

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1.947807 

13 

14      42.4 

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15        2.3 

22 

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1.950480 

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1.947030 

12 

14      54.2 

29 

40.4 

15 

1.940470 

34 

1. 940554 

18 

49.7 

37 

43.() 

21 

1.945990 

40 

1.947100 

24 

27.7 

43 

44.1 

27 

1.952073 

40 

1.949952 

30 

19.0 

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1.954730 

52 

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19.3 

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39 

1.950079 

59 

1.948265 

42 

10.2 

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45 

7 

1.947747 

48 

38.7 

12 

4(i.3 

51 

1.950190 

17 

1.949294 

54 

48.1 

20 

40.1 

57 

1.950772 

23 

1.950770 

11''      0 

39.8 

29 

48.4 

3 

1.948150 

32 

1.948990 

6 

28.4 

35 

50.5 

9 

1.949077 

38 

1.949204 

12 

28.4 

41 

52.4 

15 

1.951990 

44 

1.950354 

18 

37.0 

47 

51.8 

21 

1.950200 

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10 


146 


18.  October. 


Mittlere 

Mittlere 

Giitt. 

Declinat. 

Intensität 

Giitt, 

Declinat. 

Intensität 

Zeit 

Zeit 

11''      24' 

14»    39'8 

12''        54' 

140 

36'0 

27 

1.947586 

57 

1.944561 

30 

34.3 

13"          0 

36.4 

33 

1.947533 

3 

1.947098 

36 

25.4 

6 

32.6 

39 

1.945474 

9 

1.944916 

42 

22.7 

12 

32.2 

45 

1.956415 

15 

1.942472 

48 

21.8 

18 

37.0 

51 

1.957353 

21 

1.942590 

54 

28.6 

24 

37.9 

57 

1.956863 

27 

1.943919 

12''        0 

37.5 

30 

45.7 

3 

1.956496 

33 

1.947244 

6 

38.7 

36 

14 

58.0 

9 

1.951998 

39 

1.950356 

12 

35.2 

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15 

4.3 

15 

1.950859 

45 

1.950269 

18 

32.8 

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14 

57.4 

21 

1.950013 

51 

1.948771 

24 

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27 

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48 

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147 


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bedeckt  ,       dass 
die   Sonne    nicbt 
durchdringt. 

2  =   Halber     Himmel 

so   bedeckt,  dass 
etc. 
3=  S/iTheildesHim- 

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150 


Ueber  die  regelmässige  Gestalt  des  Wismuths. 
Von  W.   n  a  i  d  i  n  g  e  r. 

Ganz  neuerlich  beschreibt  Herr  J.  Nikl^s  Krystalle  von 
Zink  in  „Pentagonal -Dodekaedern,  die  in  Allem  an  die  Form 
von  Schwefelkies  und  Glanzkobalt  erinnern"  a),  wahrend  früher 
Nöggerrath  die  Krystallform  des  reinen  Zinks  als  „eine 
sechsseitige  Säule" />^  angegeben  hat.  Herr  Nikles  bemerkt 
dabei,  dass  von  allen  Metallen  nur  Zink,  Antimon  und  Arsenik 
Formen  besitzen,  die  nicht  zum  regulären  System  gehören. 
Uebrigens  wird  doch  noch  angeführt,  dass  das  Zinn  dimorph 
sei,  viergliedrig  nach  Miller  c)^  würflig  nach  Franke  nh  e im, 
ferner  dass  Palladium  und  Iridium  nach  Gustav  lios  e  isodimorph 
seien,  indem  beide  im  „rhombischen  (soll  heissen  rhomboedri- 
schen)  und  cubischen"  Systeme  krystallisiren  d). 

Auch  die  Krystallform  des  Tellurs  gehört  in  das  rhom- 
boedrische  System,  wie  diess  bereits  Phillips  e)  gefunden 
und  erst  neuerlich  Hausmann  durch  die  Lage  der  Theilbar- 
keit,  spiegelflächig,  parallel  den  Seitenflächen,  in  Spuren  senk- 
recht auf  die  Axe  eines  regelmässig  sechsseitigen  Prismas ,  be- 
stätigt hat /^.  Hausmann  untersuchte  geschmolzenes  Tellur; 
auch  das  natürliche  stimmt  in  dieser  Eigenschaft  vollkommen 
übereiu,  nach  Stücken  in  dem  k.  k.  Hof- Mineralien -Cabinete, 
welche  ich  zu  vergleichen  Gelegenheit  hatte. 

Das  metallische  Wismuth  wurde  bisher  immer  als  eines  von 
den  Metallen  betrachtet,  deren  Formen  in  das  tessularische 
System  gehören.  Herr  Dr.  Moriz  Hörn  es  gibt  rhomboedrische 
Formen  an,  mit  einem  scharfen  Grundrhoniboeder  von  70"  57 , 
dessen  Axe  ^^  |/ 17.189,  so  zwar,  dass  die  gewöhnlich  als 
Oktaeder  angenommene  Theilungsgestalt  eine  Combination  der 
Basis  und  dieses  llhomboeders    wäre,   die  Winkel    also    anstatt 


a)  Poggendorff's  Annalen   1848.    Nr.  7.  LXXIV.    S.   442.    Ann.    de    chimie 

etc.   Ser.  III.   T.  XXII.  p.   37. 
h)  Poggendorff's  Annalen  XXXIX.   S.  32%. 

c)  Pogg.   LVIII.    §.   660. 

d)  l'ogg.   LV.   p.   329. 

e)  Elcmentary  Introduction   to   Mineralogy.    IV   Lil.     Bn    U.    Allan,   p.   340. 

f)  Hausmann.    Handbuch   der  Dlineralogic.   S.    IT. 


151 

säinintlich  109o28'l(>"  zu  Itetrtigen,  an  den  Combinationskanten 
=  109"  53',  an  den  Seitenkanlen  ^-  101)"  3'  messen  wünlen. 
Er  gibt  an:  „Nach  llaidingers  Messungen  wurde  das  Grund- 
rlioiiihoedcr  berechnet"  «). 

Die  Ansahen  von  Verbesserungen ,  in  svsleinatischen  Wer- 
ken  zerstreut,  werden  oft  sehr  lange  vernachlässigt,  während 
einzelne  Mitlheiluniien  mit  grösserer  Wahrscheinlichkeit  der 
Auliuerksamkeit  des  wissenschaftlichen  Publikums  dargebracht 
werden.  Ich  glaube  daher  auch  in  dem  gegenwärtigen  Falle 
durch  >IiUheilung  der  näheren  Umstände  bei  der  Bestimmung 
der  rhombuedrischen  Kryslalllorm  des  metallischen  Wismuths 
sowohl  eine  kleine  Lücke  in  der  Geschichte  des  Forlschritts 
der  in  diesen  Kreis  gehörigen  Arbeiten  auszufüllen,  als  auch 
der  allgemeinen  Theilnahme  das  neue  Resultat  an  sich  noch 
einmal  vorlegen  zu  sollen. 

Herr  Dr.  Hörn  es  hatte  an  sehr  deutlichen,  wenn  auch 
nur  rauh  begrenzten  Wismuthkrvstallen  von  IN'nzance  in  Corn- 
wall,  die  durch  Herrn  Krantz  in  Berlin  an  das  k.  k.  Hof- 
Mineralien-C'abinet  eingesendet  worden  waren,  KrystallfoJ'men 
beobachtet,  die  oflVnbar  nicht  dem  tessularischen  Systeme  an- 
gehören konnten.  Es  w^trcn  scharfe  llhomboeder ,  in  Combi- 
nation  mit  llacheren  Ilhomboederu  in  paralleler  Stellung  und 
mit  der  Basis,  wobei  die  der  letztern  entsprechenden  Flächen 
so  sehr  an  Ausdehnung  gewonnen  hatten,  dass  das  Ganze  das 
Ansehen  einer  sechsseitigen  Tafel  mit  abwechselnd  schief  an- 
gesetzten  Seitenflächen  2:ewann.  Jeder  aufmerksame  Beobachter 
hat  wohl  auf  den  Theilungsflächen  des  geschmolzenen  Wismuths, 
scheinbar  dem  Oktaeder  angehörig,  gewisse  Streifen  bemerkt, 
die  den  Kanten  dieser  Oktaeder  parallel  sind.  Sie  fanden  sich 
sehr  deutlich  an  den  von  den  natürlichen  Krystallen  abgetrenn- 
ten Blätlchen,  genau  so  wie  an  den  geschmolzenen  Massen,  von 
welchen  ich  längst  sehr  glail  IIa  eilige  Stücke  zu  einer  gelegent- 
liehen  Untersuchung  aufbewahrt  hatte.  Die  Streifen  sind  in  der 
Regel  sehr  schmal  und  erscheinen  deutlieh  als  Krystalllheile, 
die    in    einer   etwas    abweichenden    Lage    in    den    Hauptkrystall 


a)  Uebcrsichtliche  Darstellung;    des  31  o  h  s'schen    Mineralsysteiiis.    S.    101. 
Berichte   über  die   Mitlli.    v.   FrcuiKlcn   der  Natiirwisseiibch.     II.    S.    253. 


J52 


eingewachsen  sind,  so  wie  man  diess  etwa  am  Alhit,  Oligoklas 
u.  s.  w.  7Ai  finden  gewohnt  ist.  Es  gelang  Herrn  Dr.  Hörn  es 
und  nur  sehr  haUl,  selbst  eine  Messung  des  von  den  Haupt- 
lliuhcn  und  den  als  diinnc  Olättchcn  eingewachsenen  Krystall- 
tlicilen  an/iUstellen,  die  für  die  Neigung  an  der  sehr  stumpfen 
Kante  178"  20'  gab,  wenn  auch  nur  ziemlich  unvollkommen  und 
mit  einem  trüben  Bilde    der  Kcrzenflamme. 

Die  Lage  der  Blättchen  A  B  ist 
aus  der  Figur  ersichtlich.  War  die  Form 
ein  Oktaeder,  die  Blättchen  also  von 
zwei  Würfelflächen  begrenzt,  so  konnte 
kein  ausspringender  oder  einspringender 
Winkel  entstehen,  wenn  man  ein  Blätt- 
chen A  B  in  einer  um  180"  herumge- 
drehten Lage  denkt.  Gab  es  dergleichen  Winkel,  so  war  die 
Form  rhomboedrisch,  und  zwar  ein  stumpferes  Rhomboeder  als 
11  =  70"  31'  44",  welches  dem  Oktaeder  angehört,  wenn  der 
ausspringende  Winkel  des  Blättchens  auf  der  Seite  gegen  die 
Spitze  C,  der  einspringende  auf  der  Seite  der  Kante,  hier  in 
der  Projection  durch  D  vorgestellt,  dagegen  aber  ein  schärferes, 
wenn  der  ausspringende  Winkel  an  der  Seite  der  Kante  D,  der 
einspringende  auf  der  Seite  gegen  die  vSpitze  C  hingewendet 
lag.  Die  Beobachtung  zeigte  ohne  Ausnahme  den  ersten  Fall. 
Man  hatte  es  also  ohne  Zweifel  bei  den  regelmässigen  Formen 
des  Wismuths  nicht  mit  Oktaedern  zu  thun,  sondern  mit  Rhom- 
boedern,  und  zwar  mit  solchen,  die  etwas  stumpfer  sind  als 
R  =  70"  31'  44". 

In  der  Figur  stellt  C  D  eine  dicke 
Platte  vor,  damit  man    die   Winkelver- 
hältnisse  besser  übersehen  könne.    Der 
gemessene  Winkel  ist    hier  der  ABC. 
Er  besteht  aus    der  Summe   der  beiden 
Winkeln   A  B  D   und    C  B  D.     Man  hat 
aber 
A  B  D  =  B  D  E ,  und 
CBD  =  BDF  =  BDE  +  EDH,  daher 
ABC^2BDE  +EDH,  und 
sin  A  B  C  =  sin  2  B  D  E  cos  E  D  H  +  cos  2  B  D  E  sin  E  D  H. 


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Da  nun  B  D  die  Pi'ojection  cinor  Fläche  des  flacliern  Rhoni- 
boedcrs  y.,  IV  vorslellt  ,  wenn  III)  die  rrojeclion  der  Fläche 
der  sehärfcrn  Rhonihoeders  der  Theilharkeit  U  ist,  so  sind  alle 
Daten  vorhanden ,  um  den  Winkel  ABC  aus  der  Axe  des 
RhoiuJ)oeders  und  uninekelirt  die  Axe  des  Uhomboeders  aus  dem 
Winkel   unmittelbar  zu    finden. 

Aber  der  reffclniässis'e  We<>;  ist  hier  durch  die  Zusammen- 
geset/,lheit  der  Ausdriieke  wenig  vorlheilhaft ,  besonders,  weil 
man  keine  ganz  genauen  iMessungen  zum  Grunde  legen  kann. 
Auch  weicht  der  Winkel  so  wenig  von  180»  ab,  dass  man  mit 
der  Berechnung  des  Winkels  aus  den  einzelnen  Stücken,  in- 
dem man  kleine  Abweichungen  der  Axe  von  |/4.5  für  den  Wür- 
fel und  1^18  für  das  Oktaeder  annimmt ,  nach  ein  paar  Annä- 
herungen schneller  zum  Ziele  kommt ,  und  zugleich  auch  den 
Ausdruck  für  die  Axe  gewinnt.  Auf  diese  Art  findet  man  mit 
der  Axe  des  schärfern  Rhomboeders  =  |/17.2  den  Winkel  von 
178"  21',  der  von  dem  gemessenen  178"  20'  nur  wenig  ab- 
Aveicht.  Die  Axenkantenwinkel  der  beiden  Rhomboeder  sind  dann 
folgende,  zugleich  mit  Würfel  und  Oktaeder  verglichen. 
Rhomboedrisch.  Tessularisch. 


i/^R  =  90"  52' 
R  =  70o  53' 


Würfel  =  90" 
Oktaeder  =  70"  31'  44' 
Die  Axe  von  %R  ist  =  |/4.3. 

Es  ist  mir  bis  jetzt  noch  nicht  möglich  gewesen,  den  nicht 
unbedeutenden  Unterschied  von  52'  an  gut  krystallisirtem  künst- 
lich dargestellten  Wismut h  zu  prüfen.  Zwar  verdanke  ich  sehr 
schöne  Krystalle  davon  Hrn.  Professor  Schrott  er,  aber  auch 
hier  erscheinen  die  würfclähnlicben  Krystalle  auf  die  gewöhn- 
liche Art  mit  vertieften  Oberllächen ,  und  geben  kein  genügen- 
des Bild  durch  Spiegelung.  Die  Streifen  aber  auf  den  Thei- 
lungsflächen  sind  auch  hier  deutlich  zu  sehen,  eben  so  gut  wie 
bei  den  natürlichen  Krjstallcn  oder  bei  Bruchstücken  der  ge- 
wöhnlichen gesciimolzencn  Masse. 

Ferner  bemerkt  man  überall ,  dass  die  einzelne  senkrecht 
auf  die  Axe  stehende  Theilungslläche  etwas  vollkommener  ist,  als 
die  drei  andern;  diess  ist  vorzüglich  auffallend  bei  einer  natür- 
lichen Theilungsgestalt  aus  Cornwall  in  dem  k.  k.  Hof-lMine- 
ralien-Cabinetc  zu   sehen.     Bei    den»  Versuche    einen    Theil  der 


154 

Krystalle  oder  krystallinischcu  Massen  abzuspalten  ,  findet  sich 
indessen  noch  der  Nachtheil  für  die  Bestinnnung  der  Win- 
kel ,  dass  die  Blättchen  biegsam  sind  und  dem  Messer  nach- 
geben, während  auch  die  Weichheit  der  Substanz  selbst  ein 
Hinderniss  bildet ,  welches  sich  der  Gewinnung  vollkommen 
ebenflächiger  messbarer  Blättchen   entgegenstellt. 

Dass  die  Krystallform  des  Wismuths  in  das  rhomboedrische 
System  gehöre  ,  ist  wohl  nicht  zu  bezweifeln.  Es  ist  die  Mei- 
nung ausgesprochen  worden,  ob  man  dieses  Metall  nicht  zu  den 
dimorphen  Körpern  zählen  soll ,  wenn  man  die  hier  angeführ- 
ten neuesten  Bestimmungen  zwar  gelten  lässt ,  aber  den  altern 
Angaben ,  welche  immer  würflige  Krystalle  für  das  geschmol- 
zene Wismuth  haben ,  die  gleiche  Autorität  zugesteht.  Gegen 
ein  solches  Verfahren  muss  ich  mich  auf  das  Nachdrücklichste 
erklären.  Entweder  man  nehme  bloss  die  neuern  Erfahrungen, 
oder  wenn  man  ihnen  nicht  hinlängliches  Vertrauen  schenkt, 
bloss  die  altern.  Es  gibt  unzweifelhaft  dimorphe  Körper,  man 
kennt  von  mehrern  selbst  die  Bedingnisse  ihres  Bestehens,  aber 
es  ist  gewiss  kein  Gewinn  ihr  Verzeichniss  durch  erdichtete 
Beispiele  zu  vermehren  ,  deren  es  jetzt  schon  so  manche  gibt, 
und  die  man  nur  mit  Mühe  wieder  aus  den  Lehrbüchern  hin- 
ausbringt ,  in  welchen  sie  zugleich  mit  den  sicher  bewiesenen 
au%eführt  werden.  Es  ist  die  Pflicht  des  wahren  Naturforschers 
der  Genauigkeit  der  Thatsachen  die  erste  Stelle  zu  gönnen, 
und  nicht  durch  unnütze  Hypothesen  den  Weg  der  Erfahrung 
zu  verlassen  ,  der  allein  durch  die  Masse  der  täglich  neu  er- 
forschten Thatsachen  einen  sichern  Fortschritt  gewährleistet. 


Der  Herr  Bergrath  stellte  noch  folgenden  Antrag: 

In  der  letzten  Versammlun":  von  Freunden  der  Naturwissen- 
Schäften  theilte  Herr  Adolph  Patera  sehr  anziehende  For- 
schungen über  neue  Uranverbindungen  mit.  Schon  früher  (am 
24.  März  1848}  hatte  er  eine  praktische  Probe  angegeben,  um 
den  Gehalt  der  Joachimsthalcr  Uranerze  schnell  und  möglichst 
genau  zu  bestimmen.  Die  Arbeiten  mit  diesem  Metalle  führten 
unvermuthet  auf  die  Entdeckung  einer  Reihe  von  schwefelhaltigen 
Verbindungen,  die  nach  den  genauesten  Analysen,  insbesondere 


155 

mit  dem  Kali-  und  dorn  Barj'tsalzc,    nach  Patera    die    eigen- 

thiinilicho  Formel  (U-R  +  3H)  +21  (Ü-K  +  3n)  haben.  Von  dem 
Anunoniaksalze  beginnend,  Avurden  die  Kali-,  Natron-,  Bar\l-, 
Stronlian-,  Kalk-  und  Magnesia- Verbindungen  dargesfeljl,  so 
wie  auch  noch  andere  bisher  noch  nicht  verfolgte  Forschungeu 
unternoniinen.  Jene  Uransalze  besitzen  grösstentheils  sehr  hohe 
rothe  Farben,  bei  mehreren  aus  dem  Zinnober  selbst  gegen 
Karmin  geneigt.  Die  Versuche,  welche  bis  jetzt  angestellt  wurden, 
sie  als  Malerlarben  brauchbar  zu  machen,  haben   nicht  geglückt. 

Ich  habe  geglaubt,  die  Aufmerksamkeit  der  hochverehrten 
Classe  auf  die  Arbeiten  Patcra's  in  Ansj>ruch  nehmen  zu  sollen, 
um  darauf  einen  Antrag  zu  gründen,  der  darin  besteht,  dass  die 
kais.  Akadenne  der  Wissenschaften  ihm  eine  kleine  Baarsumme 
zur  Erleichterung    seiner  Arbeiten   bewillige. 

Allerdings  werden  die  Arbeiten  in  dem  k.  k.  General- 
Probiramte  unter  der  Direction  meines  verehrten  Freundes 
A.  Löwe  ausgeführt.  Der  grösste  Theil  der  Apparate,  Ueagen- 
tien  u.  s.  w.  ist  also  daselbst  bereits  vorhanden  ,  und  wird  auch 
für  wissenschaftliche  Untersuchungen  freigebig  benutzt.  Indessen 
ist  die  Richtung  des  Instituts  eigentlich  doch  mehr  technisch 
und  den  montanistischen  Bedürfnissen  gewidmet.  Es  wird  daher 
bei  den  erwähnten  rein  wissenschaftlichen  Arbeilen  doch  durch 
eine  Verwilligung  so  Manches  wirklich  erleichtert  werden.  Vor- 
züglich aber  würde  die  Tliatsache  derselben  als  eine  wahre 
Aufmunterung  betrachtet  werden  können,  und  in  dieser  Beziehung 
vornehmlich  wünschte  ich,  in  Uebereinstimmung  mit  meinem 
verehrten  Freunde  Löwe,  den  Antrag  zu  stellen: 

Die  mathematisch -naturwissenschaftliche  Classe  der  kais. 
Akademie  der  Wissenschaften  wolle  Herrn  Adolph  Patera, 
zur  Erleichterung  der  Fortsetzung  seiner  Arbeiten  über  das 
Uran,  die  Summe  von   100  11.   Conv.  Münze  gütigst  bewilligen. 

Der  Antrag  wurde  genehmigt. 


156 


Fünftes  Verzelchniss 

der   bei   der   kaiserl.  Akademie    der  Wissenschaften 
eingegangenen  Druckschriften. 


Aboulfeda,  Geographie  d'....  Traduite  de  TArabe  en  Fran- 
^ais  et  accomp.  de  notes  et  d'  Eclaircissements  par  M. 
Reinaud.  Paris  1848;  4''- 

Academie  royale  de  Belgique,  Annuaire.  Bruxelles  1848',  12°" 

—  Bulletins.  Tom.  15.  1.  Partie.  Tom.  14.  2.  Partie.  Bruxelles 
1848;  8"- 

—  Memoires.  Tom.  21.  22.  Bruxelles  1848;   4°- 
Annales    de  T  observatoire  Royal    de  Bruxelles,    publiees    aux 

frais    de    1' etat    par    le    directeur   A.    Quetelet.    Tom.    6. 
Bruxelles  1848;  4"' 

—  des  Sciences  physiques  et  naturelles ,  d' Agriculture  et  d' In- 
dustrie ,  publiees  par  la  Societe  R.  d'  Agriculture  de  Lyon. 
Annee  1846.  Vol.  9.;  8" 

Beiträge  zur  meteorologischen  Optik  und  zu  verwandten  Wis- 
senschaften. I.  Tb.,  I.  Hft.  In  zwanglosen  Heften  herausg. 
von  Job.  Aug.  Grunert.  Leipzig  1848;  8"' 

Boue,  A.j  Essai  sur  la  distribution  geographique  et  geologique 
des  mineraux,  de  minerais  et  des  roches  sur  la  globe  ter- 
restre,  avec  des  apercus  sur  leur  geogonie;  4"' 

Garrara,   ^ranj,    (Salona  unb  feine  5tu§grabuuv3en.  S[Ötenl847. 

Catalogue  des  livres  de  la  Bibliothcque  de  FObservatoirc  R. 
de  Bruxelles.  Bruxelles  1847;  8°- 

£)  e  n  f  fc^  i-  i  f  t  beS  böl^mifdjen  ©inttertüereineS  nhtx  ben  2tnfd)Iup  £)efter= 
te{(^8  an  ben  beutfc^en  ßoüwerein.  ^raij  1848;  8"- 

Fenicia,  Salvatorc,  II  Grippe  ed  il  colera.  Articolo  dettato 
del  Prcsidcntc.  1848;  Fol. 


157 

Gesell  schalt,    pliysikalisolic    /u  Berlin.    Die  Fortschritte  der 

Physik  im  Jahre   lb46.   11.  Jahrgaiii;,-.   lledigirt  von  Professor 

Dr.  G.  Karsten.  Berlin  1848;   8°- 
Guinon,  M. ,  Note    sur    i'emploi    du    sucre  pour  prescrver  les 

chaudieres  ä  vapciir  des  iiierustations  salines.   Lyon  1847;  8"' 
Ilaid  ini:;er,    ^^  ilii,,    llandi)iirh    der    hestinnnenden    Mineralogie, 

enthaltend  die  Terminologie,   Systeniatik,   Nomenclatur  und 

Charakteristik  der  Natargcschichte  des  Mineralreiches.  Wien 

1845;  8"- 
^öic^ieüi^,  Stephan,  ^ancjraplnc  ober  Univcrfal-S^rift.  (5me  neue 

für  alk  SOBett  verftänb(id)e  unb  braud)6are  Jlunfl.  2ßien  1848 ;  4°- 

—  Stefano,  Pangralia  ovvero  scrittura  universale.  Arte  nuova 
cosmopolitica.    Vienna;  4''' 

Kerckhove,  J.  11.  L.,  Vicomte  de.  Quelques  mots  a  la  me- 
moire de  S.  A.  11.  le  Grand -I)ue  de  Hesse  Louis  II. 
Extrait  des  Annales  de  TAcadthnie  d' Archeologie  de  Bel- 
gique.    Anvers  1848;  8" 

Kr  eil,  Carl,  Magnetische  und  geographische  Ortsheslinimungen 
im  österreichischen  Kaiserstaate,  ausgertihrt  von  Kr  eil 
und  K.  F  ritsch.  I.  Jahrgang  1848.  Oesterreich  ob  und 
unter  der  Enns,  Tirol  und  Vorarlberg,  Lomhardie.  Pra<^ 
1848;   4°- 

Mulsant,  E. ,  Description  de  2  coleoptercs  nouveaux.  Lyon 
1847;  8"- 

Pipitx,  F.  E.,  Die  Grafen  von  Kyburg.  Leipzig  1839;  8°- 

Quetelet,  A.,  Notice  sur  le  Colonel  G.  P.  Dandelin.  Bruxelles 
1848;  S"- 

—  Rapport  adresse  a  M.  le  Ministre  de  1'  Interieur,  sur  V  etat 
et  les  travaux  de  l'observatoire  II.  pendent  F  annee  1847. 
Bruxelles  1847;  8" 

Vccchia,  Angelo  dalla,  Sopra  la  subtriplicaxione  di  un  arco 
di  circolo.  llicerche  geometriche.  Vicenza  1848;  8" 


158 


Inhalt 

des 

fünften  Heftes  der  Sitzungsberichte  der  kaiserlichen 
Akademie  der  Wissenschaften. 


Sitzungsberichte  der  philosophisch -historischen  Classe, 

Seite 
Sitzung  vom  18.  November  1848 3 

Carrara ,    Ansuchen  um  Unterstützung  zur   Fortsetzung  der  unter 

seiner  Leitung  in  Dalmatien  begonnenen  Ausgrabungen    .      .        3 

Chmel,  Bericht  über  eine  Actensendung  des  hohen  Ministeriums 
des  Innern,  rücksichtlich  historischer  Materialien  für  die 
historische  Commission k 

Sitzung;  vom  29.  November  1848 10 

Remele ,  über  die  Identität  der  Magyaren  und  Jazygen     .      .      .     .      10 

Chmel,  Fortsetzung  der  Einleitung  zur  kritischen  Schilderung  der 
kirchlichen  Zustände  in  Oesterreich  in  der  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts   13 

Sitzung;  vom  6.  December  1848 14 

Hammer-Purgstall ,    von  der   Inschriftverbrämung   der   Kleider 

als  Souverainetätsrecht  der  Frauen  im  Morgenlande    ...      14 

Chmel,  Cyklus  kleiner  historischer  Mittheilungen.  (I.  Zwei  Schrei- 
ben des  Kaisers  Ferdinand  I.  aus  dem  Jahre  1564)    ...     25 

Sitzung  vom  13.  December  1848 39 

Hammer-Ptirgstull ,  Abhandlung  über  die  Menschenclasse,  welche 

von  den  Arabern  „Schoublje"  genannt  wird 39 

Letteris ,  zur  Geschichte  der  epischen  Poesie  der  Hebräer  im  13. 

und   14.   Jahrhundert 49 


159 

Chmel ,  Fortsetzung  der  V'orträge  über  die  Pflepe  der  Geschichts- 
wissenschaft in  OestiuTeich  (III.  Das  k.  k.  Mün/,-  und  Antiken- 
Cabinet   und  die  Ambraser-Sammlung) 55 

Sitzuiigslieric'lite  der  iiiatlicmatiscli  -  naturwisseiiscliaftliclien  Classe. 

Sitzung^  vom  IG.  November  1848 3 

Kollar ,  über  den  Sitopliilus  Oryzae  Schönherr 3 

Reissek,   über  die  Fasergev.^ebe  des  Leines,  des  Hanfes,  der  Nessel 

und  der  Baumwolle 5 

Huidinyer,  über  die  Ursache  der  Erscheinung  der  Polarisations- 
büschel      6 

„  über  einen  wichtigen  Fundort  von  Pllanz-enabdrücken  in 
dem  Alpenkohlengebilde  von  Untersteiermark  (aus  einem 
Briefe  des  H.  v.  Morlot) 15 

Hauer,  Bericht  über  seine  und  des  Dr.  Hörnes  Reise  nach  Frank- 
reich und  England 16 

Diesing,  Abhandlung  :    „Systematische  Uebersicht  der  Foraminifera 

monostcgia  und  Bryozoa  anopisthia" 17 

Schröfter,  Analyse  des  Mineralwassers  zu  Mödling 50 

Koller,  Nachricht  über  das  am  18.  October  in  Kremsmünster  ge- 
sehene Nordlicht  (aus  einem  Schreiben  des  dortigen  Astro- 
nomen P.   Aug.   Reslhuber) 53 

Haidinger,  Antrag  auf  eine  Unterstützung  für  H.  v.  Morlot  zu  Ver- 
suchen über  Bildung  von  Dolomit 53 

Schrötfer^s    wissenschaftliche    Reise    nach    England    wird   von  der 

Akademie  unterstützt         55 

Sitzung;  vom  30.  November  1848 55 

Kreil,  Bestimmung  einiger  Längenunterschiede  mittelst  des  elektro- 
magnetischen Telegraphen 5.5 

Burg,  über  die  am  27.  Juli  1.  J.  auf  der  Kaiser  Ferdinands  Nord- 
bahn   Statt   gefundene    Explosion  der  Locomotive    ,, Jason"  .      69 

Martin,  Bericht  über  den  Erfolg  seiner  photographischen  Arbei- 
ten auf  Papier 8  4 

Diesing,    über  sein    ,,Systema   Helminthum" 91 

Fenzl,  Ansuchen  um  Ankauf  des  peruanischen  Herbars  von  Poeppig   102 

Hauer,  Fortsetzung  seines  Reiseberichtes 103 

Schönhichler''s  Multiplications-Register 103 

Sitzung  vom  7.  December  1848 104 

Haidinger,    über  eine  eigenthümliche  Varietät  von  Talk.     ,     .     .104 
Hauer,   Schluss    seines  Reiseberichtes 107 


1(30 

SKxuug  vom  14.  December  1848 lli 

Morlot ,  über  Versuche    zur  Begründung  der    Theorie  der  Bildung 

des  Dolomits 11% 

Hyrtl,  über  seine  bei  den   October-Ereignissen    erlittenen  Verluste 

an  Präparaten,   Zeichnungen  und  Manuscripten      .      ,      .      .118 

Reslliuher,  Beobachtungen  während  der  Nordlichter  am  18.  Octo- 
btT  und  17.  Noveuiber  1848  auf  der  Sternwarte  zu  Krems- 
münster    133 

Hitidifiger,  über  die  regelmässige  Gestalt  des  Wismuths      .      .      .   150 

,,             Antrag  auf  Unterstützung  der  Arbeiten  des  Hrn.  P  a  t  e  r  a 
über  das  Uran 154 

Fünftes  Verzeichniss  der  bei  der  kaiserlichen  Akademie  der 

Wissenschaften  eingegangenen  Druckschriften  .    .    .    .  i56 


A3 

A53 
Bd. 3 


^      -^  -u^r  VJissenschaften, 
Ay^adenu-e  der  w^»  uigto- 

Vienna.     Philo  sophisch-Hxs  1:0 

Tische  Klasse 

SitzrjT.gsbenchte 


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